1. Korinther 1 – Jesus, die Weisheit Gottes

A. Begrüßung und Danksagung

1. Der Absender des Briefes: Paulus, ein berufener Apostel

1. Korinther 1, 1

1. Korinther 1, 1
Paulus, berufener Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, und Sosthenes, der Bruder,

  1. Paulus: Der Apostel Paulus folgt dem in der Antike üblichen Muster für das Schreiben eines Briefes. Wir schreiben einen Brief, indem wir zuerst sagen, an wen der Brief gerichtet ist, und zum Schluss schreiben wir, von wem der Brief ist. In der antiken Kultur des Paulus begann man einen Brief damit, zu schreiben, von wem der Brief ist, und dann zu sagen, an wen der Brief geht.
    1. Paulus verband viel mit der Stadt Korinth, beginnend damit, dass er die Gemeinde in Korinth gründete, von Athen aus dorthin kam und eineinhalb Jahre blieb (Apostelgeschichte 18).
    2. Er schrieb in der Stadt Ephesus einen Brief an die Christen in Korinth (Apostelgeschichte 19), der in 1. Korinther 5, 9 erwähnt wird. Dieser ‚frühere Brief‘ ging verloren.
    3. Paulus erhielt dann Berichte von Personen in Chloes Haushalt über Streitigkeiten in Korinth (1. Korinther 1, 11); und er empfing möglicherweise eine Delegation aus Korinth (1. Korinther 16, 7), die ihm Fragen aus der Gemeinde brachte (1. Korinther 7, 1).
    4. Dann schrieb Paulus den 1. Brief an die Korinther, um auf diese Berichte zu antworten. Aber aufgrund all der Zeit, die Paulus in Korinth verbrachte, und all der Briefe, die er ihnen schrieb, wissen wir mehr über die Christen in Korinth als über irgendeine andere Gemeinde im Neuen Testament.
  2. Berufener Apostel: Am Anfang des Briefes – und zwar schon bei den allerersten Worten – erklärt Paulus furchtlos seine apostolische Legitimation. Wie aus dem 1. und 2. Brief an die Korinther hervorgeht, wurden Paulus‘ Ansehen und Autorität als Apostel unter den Christen in Korinth nicht anerkannt.
    1. Berufener Apostel ist genau so wörtlich gemeint. Paulus sagt ihnen, was für eine Art Apostel er ist, ein berufener Apostel. „Paulus weiß, dass er nicht einer der zwölf Apostel ist, aber er ist ihnen ebenbürtig, weil er, wie sie, von Gott auserwählt ist.“ (Robertson)
    2. Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen: Damit unterstreicht Paulus seinen Standpunkt und beginnt bereits mit der Auseinandersetzung mit den Christen von Korinth. Es ist, als ob er sagt: „Mag sein, dass ihr alle meine apostolische Legitimation nicht anerkennt. Das ist für mich von geringer Bedeutung, denn ich bin kein Apostel aufgrund einer Volksabstimmung. Ich bin kein Apostel aufgrund der Ernennung durch die anderen Apostel. Ich bin Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, nicht durch den Willen irgendeines Menschen“.
    3. Was ist ein Apostel Jesu Christi? In 1. Korinther 15 geht Paulus ausführlicher darauf ein, was eine Person zum Apostel macht. Wir lernen jedoch schon etwas aus der Bedeutung des altgriechischen Wortes ‚apostolos‘, welches den Gedanken beinhaltet, dass es sich um einen ‚besonderen Botschafter‘ handelt. Paulus war ein ‚besonderer Botschafter‘ Jesu Christi in der Welt und in der Kirche.
    4. Schon in seiner Einleitung denkt Paulus über die kritischen Punkte nach, die er den Christen in Korinth mitteilen muss. Paulus hat sorgfältig über diesen Brief nachgedacht.
  3. Sosthenes, der Bruder: Dieser Mann, Sosthenes, könnte derjenige sein, der in Apostelgeschichte 18, 17 als Leiter einer korinthischen Synagoge erwähnt wird, der geschlagen wurde, weil er Paulus beschützte.
    1. Als Paulus zum ersten Mal nach Korinth kam, war der Vorsteher der Synagoge ein Mann namens Krispus. Krispus glaubte mit seinem ganzen Haus an den Herrn (Apostelgeschichte 18, 8) und wurde gerettet. Deshalb wurde er aus seinem Job als Synagogenvorsteher entlassen – oder er kündigte!
    2. Für ihn wurde ein Mann namens Sosthenes eingesetzt, der von den römischen Beamten in einer antisemitischen Gegenreaktion gegen die Juden, die versuchten, Paulus zu verfolgen, geschlagen wurde. Vielleicht ist derselbe Sosthenes von Apostelgeschichte 18, 17 jetzt bei Paulus, so dass Paulus die Aufmerksamkeit auf den Mann lenkt, der bei ihm ist und den die Christen in Korinth kennen würden: Sosthenes, den Bruder.
    3. In der Antike war es üblich, einem Schreiber einen Brief zu diktieren, der alles aufschrieb. Wahrscheinlich war Sosthenes der Schreiber des Paulus (oder, technischer ausgedrückt, sein amanuensis).

2. An: Die Gemeinde Gottes in Korinth

1. Korinther 1, 2

1. Korinther 1, 2
an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, an die Geheiligten in Christus Jesus, an die berufenen Heiligen, samt allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, sowohl bei ihnen als auch bei uns:

  1. An die Gemeinde Gottes: Die meisten Menschen verbinden heute das Wort Gemeinde mit dem Gebäude, in dem Christen zusammenkommen. Aber das altgriechische Wort für Gemeinde (ekklesiai) war ein nichtreligiöses Wort für eine ‚Versammlung‘ von Menschen, die typischerweise zu einem bestimmten Zweck zusammenkommen.
    1. „Das griechische Wort hat sowohl einen nichtjüdischen als auch einen jüdischen Hintergrund. In seiner heidnischen Bedeutung bezeichnet es hauptsächlich die Bürgerversammlung einer griechischen Stadt … aber die jüdische Verwendung dieses Wortes begründet seine Nutzung zur Bezeichnung der Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden. In der Septuaginta ist es eines der Worte, die verwendet werden, um das Volk Israel in seinem religiösen Charakter als Jahwes ‚Versammlung‘ zu bezeichnen“. (Bruce in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte)
    2. Der Begriff Gemeinde Gottes hat alttestamentliche Bezüge, insbesondere in der Septuaginta (der altgriechischen Übersetzung des Alten Testaments). Siehe Passagen wie 4. Mose 16, 3; 20, 4, 5. Mose 23, 2 und 1. Chronik 28, 8.
    3. Weil Gemeinde ein säkularer Begriff war (er bezog sich auf „die Zusammenkünfte der Bürgerschaft in einem Stadtstaat, um Angelegenheiten von öffentlichem Interesse zu erörtern und zu entscheiden“ [Mare]), nennt Paulus die Versammlung der Christen in Korinth die Gemeinde Gottes. Dies ist nicht die Versammlung der Welt, sondern die Versammlung in Gottes Namen.
    4. Paulus betrachtet nicht nur die Gläubigen in Korinth als die Gemeinde Gottes. Die Gläubigen in Palästina werden auf diese Weise beschrieben (1. Korinther 15, 9), ebenso wie die Kirche insgesamt (1. Korinther 10, 31-32).
  2. Die in Korinth ist: Korinth war eine der großen Städte der antiken Welt und ähnelte der Gesellschaft Südkaliforniens. Sie war wohlhabend, geschäftig und wachsend; sie hatte zurecht den Ruf, rücksichtslos nach Vergnügen zu streben. Korinth hatte eine vielfältige ethnische Mischung, und es war ein Zentrum für Sport, Regierung, Militär und Wirtschaft.
    1. Als Paulus im Jahre 50 n.Chr. nach Korinth kam, war die Stadt schon hunderte von Jahren vor seiner Geburt berühmt. Die antiken Schriftsteller betrachteten Korinth als „reich, wohlhabend … immer herrlich und vermögend“ (Mare). Die Römer zerstörten Korinth 146 v.Chr., aber Julius Cäsar baute die Stadt hundert Jahre später wieder auf.
    2. Viele Dinge machten Korinth berühmt. Töpferei und ‚korinthisches Messing‘ (eine Mischung aus Gold, Silber und Kupfer) aus der Stadt waren weltberühmt. Im Tempel des Poseidon in Korinth fanden alle zwei Jahre berühmte athletische Wettbewerbe statt, die unter dem Namen Isthmische Spiele bekannt sind – die zweitwichtigsten nach den Olympischen Spielen. Athene, Apollon, Poseidon, Hermes, Isis, Serapis und Äskulap und andere hatten in Korinth Tempel zu ihren Ehren. Herausragend war jedoch die Verehrung der korinthischen Aphrodite, die mehr als 1.000 Hierodouloi (weibliche Prostituierte und Priesterinnen) in ihrem Dienst hatte.
    3. Korinth war eine bedeutende Handelsstadt, vor allem wegen ihrer Lage. Sie lag auf einer etwa 7, 2 km breiten Landenge. „An seiner engsten Stelle wurde die Landenge von einem ebenen Weg, dem so genannten Diolkos, überquert, über den die Schiffe auf Rollen von einem Hafen zum anderen geschleppt wurden. Dieser war ständig in Gebrauch, da die Seeleute auf diese Weise die gefährliche Landzunge von Malea nicht umfahren mussten.“ (Vincent) Die Seeleute wollten die gefährliche Umrundung von Malea vermeiden, worauf zwei beliebte Sprichwörter hinwiesen: „Wer um Malea segelt, soll seine Heimat vergessen“, und „Wer um Malea segelt, soll zuerst sein Testament machen“. Wenn das Schiff zu groß war, um geschleppt zu werden, wurde die Ladung entladen und auf ein anderes Schiff auf der anderen Seite der Landenge verladen.
    4. Das korinthische Volk war auch weltbekannt: für Partys, Trunkenheit und eine lockere Sexualmoral. Der Begriff Korinthiazomai war im Römischen Reich gut bekannt und bedeutete wörtlich „wie ein Korinther zu leben“. Aber jeder wusste, dass er in Wirklichkeit bedeutete, „sexuell außer Kontrolle zu sein“. „Aelian, der altgriechische Schriftsteller, sagt uns, dass, wenn jemals ein Korinther in einem griechischen Stück auf der Bühne gezeigt wurde, er betrunken gezeigt wurde.“ (Barclay)
    5. Fee kommentiert die sexuelle Unmoral in Korinth wie folgt: „Der Asklepios-Raum im heutigen Museum in Korinth liefert stumme Beweise für diese Facette des Stadtlebens; hier befinden sich an einer Wand eine große Anzahl von Ton-Votiven menschlicher Genitalien, die dem Gott zur Heilung jenes Körperteils geopfert worden waren, der anscheinend von einer Geschlechtskrankheit verwüstet worden war.“ Fee fasst seine Analyse von Korinth schriftlich zusammen: „Alle diese Beweise zusammengenommen legen nahe, dass Paulus‘ Korinth zugleich das New York, Los Angeles und Las Vegas der antiken Welt war.“ Leon Morris beschreibt Korinth als „intellektuell wachsam, materiell wohlhabend, aber moralisch korrupt“.
  3. An die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist: Beachte den Kontrast: Die Gemeinde Gottes (etwas Gutes), die in Korinth (an einem schlechten Ort) ist. Um den 1. Brief an die Korinther zu verstehen, ist es wichtig, die Spannung zwischen der Gemeinde und der Stadt zu verstehen. Das Fazit lautet: beeinflusst die Gemeinde die Stadt, oder beeinflusst die Stadt die Gemeinde?
    1. Morgan drückt in seiner Einleitung zum 1. Korintherbrief gut aus: „Das Maß des Versagens von Seiten der Kirche ist das Maß, in dem sie sich vom Zeitgeist hat beeinflussen lassen … Uns wird heute manchmal gesagt, dass die Kirche es am dringendsten braucht, den Zeitgeist zu erfassen. Tausendmal nein. Was die Kirche am dringendsten braucht, ist, den Zeitgeist zu korrigieren“.
  4. An die Geheiligten in Christus Jesus, an die berufenen Heiligen: Paulus setzte seine Beschreibung der Christen von Korinth fort. Die Worte ‚geheiligt‘ und ‚Heilige‘ vermitteln denselben Gedanken, nämlich von der Welt und Gott abgesondert zu sein.
    1. Manche Übersetzer fügen hier „berufen, Heilige zu sein“ ein. Doch die Korinther sind berufene Heilige und nicht dazu berufen, Heilige zu sein.
    2. Vieles im 1. Korintherbrief ist für die Christen in Korinth wenig schmeichelhaft. Es wird gezeigt, dass sie manchmal Moralprobleme, Probleme mit der Lehre, Probleme mit der Kirchenleitung, Probleme mit den geistlichen Gaben, Probleme mit dem Gottesdienst und Probleme mit Autorität haben. Wir könnten leicht glauben, dass sie nicht einmal gerettet waren! Aber sie waren gerettet. Sie waren berufene Heilige.
    3. Man könnte auch denken, dass die Bezeichnung berufene Heilige nur Schmeichelei ist, Paulus‘ Art, sie auf die kommende Zurechtweisung vorzubereiten. Das ist es aber nicht. Die Christen in Korinth sind berufene Heilige, aber das beruhte nicht auf der äußerlichen Leistung der Korinther. Es beruhte auf einer Verheißung Gottes, als er sagte, denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt (Apostelgeschichte 18, 10).
  5. Sowohl bei ihnen als auch bei uns: In seinen ersten Worten legt Paulus den Grundstein für eine grundlegende Frage, die er in diesem Brief ansprechen wird: die Einheit der Christen, basierend auf der allen gemeinsamen Herrschaft Jesu Christi. Die Christen in Korinth sind berufene Heilige, aber das ist nicht ausschließlich ihnen vorbehalten. Sie sind Heilige zusammen samt allen, die den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort. Jesus ist sowohl ihr Herr als auch unser Herr, und weil sie einen gemeinsamen Herrn haben, sind sie darin grundlegend als Einheit verbunden.

3. Begrüßung: Gnade sei mit euch und Friede

1. Korinther 1, 3

1. Korinther 1, 3
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  1. Gnade sei mit euch und Friede: Der Gruß, der Gnade und Frieden einschließt, ist typisch für die Briefe des Paulus und entstammt sowohl griechischen als auch jüdischen Traditionen. Paulus verwendet genau diesen Satz fünf weitere Male im Neuen Testament.
    1. „Gnade ist immer an erster Stelle, Frieden immer an zweiter Stelle. Das liegt daran, dass die Gnade die Quelle des Friedens ist. Ohne Gnade gibt es keinen Frieden und kann es auch keinen Frieden geben, aber wenn wir die Gnade haben, muss der Frieden notwendigerweise folgen.“ (Lenski)
  2. Dem Herr Jesus Christus: Paulus wird oft (mehr als 17 Mal im Brief) von Jesus als dem Herrn Jesus Christus sprechen; es ist gut, sich daran zu erinnern, was der Titel bedeutet.
    1. Herr: Ein Titel, der nicht nur den Meister und den Chef bezeichnet, sondern auch den im Alten Testament offenbarten Herrn (bekannt als Jahwe). „Dieser Begriff könnte nicht mehr als eine höfliche Anrede wie unser ‚Herr‘ sein. Er könnte aber auch für die Gottheit verwendet werden, die man anbetet. Der wirklich bedeutsame Hintergrund ist jedoch seine Verwendung in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments zur Wiedergabe des göttlichen Namens Jahwe … Christen, die diese Übersetzung als ihre Bibel benutzten, waren mit dem Begriff als Äquivalent zur Gottheit vertraut“. (Morris, in Römer)
    2. Jesus: Der Vorname des Sohnes von Maria und des Adoptivsohnes von Joseph, was der griechischen Aussprache von Josua entspricht. Der Name Josua bedeutet: „Jahwe ist die Erlösung“.
    3. Christus: Dies ist die altgriechische Übersetzung des hebräischen Wortes für Messias oder ‚Gesalbter‘. Dies ist der von den alttestamentlichen Schriften prophezeite Eine, der vom Vater gesandt wurde, um uns zu retten und zu erlösen.

4. Ein Dankgebet

1. Korinther 1, 4-9

1. Korinther 1, 4-9
Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus gegeben ist, dass ihr in allem reich gemacht worden seid in ihm, in allem Wort und in aller Erkenntnis, wie denn das Zeugnis von Christus in euch gefestigt worden ist, sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gnadengabe, während ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet, der euch auch fest machen wird bis ans Ende, sodass ihr unverklagbar seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

  1. Ich danke meinem Gott allezeit: Paulus wird später den größten Teil dieses Briefes damit verbringen, Sünde zu tadeln und Fehler zu korrigieren, dennoch ist er immer noch aufrichtig dankbar für Gottes Werk in den Christen von Korinth.
    1. Diejenigen, die sich berufen fühlen, Sünde zu tadeln und Fehler in der heutigen Kirche zu korrigieren, sollten dem Beispiel des Paulus folgen. Leider vermitteln viele von ihnen nie eine Ermutigung mit ihren Korrekturen und Ratschlägen.
  2. Für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus gegeben ist: Das war der genaue Grund für die Dankbarkeit des Paulus. Alles Gute, das die Christen in Korinth von Gott haben, ist ihnen aus Gnade zuteilgeworden. Gnade bedeutet, dass Gott aus freien Stücken gibt, aus seinen eigenen Gründen.
  3. Dass ihr in allem reich gemacht worden seid in ihm, in allem Wort und in aller Erkenntnis: Das war die Wirkung der Gnade im Leben der Christen von Korinth. Die Korinther waren eine ‚reiche‘ Gemeinde, nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch in ihrer Rede und in ihrer Kenntnis Jesu (in allem Wort und in aller Erkenntnis … das Zeugnis von Christus), in ihrem Überfluss an Gaben (keinen Mangel … an irgendeiner Gnadengabe) und in ihrer Erwartung des Kommens Jesu (während ihr … erwartet).
    1. Das Wirken Gottes in den Christen von Korinth konnte an dem, was sie sagten, an dem, was sie lernten, an einem übernatürlichen Element in ihrem Leben und an ihrer gespannten Erwartung der Wiederkunft Jesu erkannt werden.
    2. Wenn Paulus die korinthische Gemeinde betrachtete, konnte er sagen „Diese Menschen verkünden Jesus, sie wissen um Jesus, es gibt die übernatürlichen Gaben Gottes unter ihnen, und sie freuen sich auf Jesu Wiederkehr.“ Welche Probleme sie auch immer hatten, dies sind einige ziemlich beeindruckende Stärken. Kann man heutzutage das Gleiche oder mehr zumindest über viele Kirchen sagen? Wir mögen stolz darauf sein, nicht die Probleme der Christen von Korinth zu haben, aber haben wir ihre positiven Seiten?
    3. Dennoch gebührt das Lob für diese positiven Aspekte zu keinem großen Teil den Christen von Korinth selbst. Es waren nicht die geistlichen Errungenschaften der Korinther, sondern das Werk der Gnade Gottes in ihnen.
  4. Sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gnadengabe: Paulus dankt Gott für die Gaben unter den Korinthern, auch wenn sie einige Schwierigkeiten bereiteten. Er erkennt, dass nicht die Gaben das Problem waren, sondern falsche Einstellungen und Überzeugungen über die Gaben.
    1. Die Christen in Korinth waren in der Tat begabt, jedoch fleischlich. „Sollte es uns nicht zeigen, dass Gaben nichts sind, wenn sie nicht auf den Altar Gottes gelegt werden; dass es nichts ist, die Gabe der Redekunst zu haben; dass es nichts ist, die Macht der Eloquenz zu haben; dass es nichts ist, Gelehrsamkeit zu haben; dass es nichts ist, Einfluss zu haben, wenn sie nicht alle Gott gewidmet und seinem Dienst geweiht sind?“ (Spurgeon)
  5. Der euch auch fest machen wird bis ans Ende: Die Christen in Korinth hatten ihre Stärken, und sie hatten ihre Schwächen. Paulus lobt Gott für ihre positiven Seiten und drückt die Zuversicht aus, dass Gott sich ihrer Schwachpunkte annehmen und sie bis ans Ende fest machen wird, so dass sie unverklagbar … am Tag unseres Herrn Jesus Christus sein werden.
    1. Wie kann Paulus davon überzeugt sein, wenn die Gemeinde in Korinth so viele Probleme hat? Er kann zuversichtlich sein, denn Gott ist treu. Er ist derjenige, der sie zur Gemeinschaft mit seinem Sohn berufen hat, also ist er derjenige, der sie fest machen wird bis ans Ende und sie unverklagbar präsentieren wird.
  6. Seinem Sohn, Jesus Christus, unserem Herrn: In diesen ersten 10 Versen bezieht sich Paulus in jedem Vers auf Jesus, insgesamt 11. Maleachi In dieser Betonung von Jesus wirbt Paulus für die sichere Heilung der Korinther von den Problemen: Indem sie den Blick von sich selbst weg und auf Jesus richten.

B. Das Problem der Spaltungen

1. Anfängliche Bitte: seid nicht auseinandergerissen, sondern seid vereint

1. Korinther 1, 10

1. Korinther 1, 10
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, kraft des Namens unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig seid in eurem Reden und keine Spaltungen unter euch zulasst, sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung.

  1. Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Paulus war ein Apostel Jesu Christi. Er hatte Autorität in der Kirche. Er hatte das Recht und die Autorität, den Christen von Korinth in diesen Angelegenheiten Befehle zu erteilen. Stattdessen bittet er sie mit liebevollem Herzen – er fleht sie an – sich als Gläubige zu vereinen.
    1. „Jetzt, nachdem er ihren Verstand auf die Zurechtweisung vorbereitet hat und sich wie ein guter, erfahrener Chirurg verhält, der die Wunde sanft berührt, wenn ein schmerzhaftes Mittel eingesetzt werden muss, beginnt Paulus damit, sie strenger zu behandeln.“ (Calvin)
  2. Und keine Spaltungen unter euch zulasst: Das altgriechische Wort für Spaltungen ist ‚Schismata‘. Obwohl das englische Wort ‚schism‘ von diesem griechischen Wort abgeleitet wird, bedeutet es nicht wie im Englischen eine ‚Partei‘ oder eine ‚Fraktion‘; es bedeutet richtigerweise ‚zerfetzen oder zerreißen‘. Paulus plädiert dafür, dass sie aufhören, sich gegenseitig zu zerfetzen und den Leib Christi zu zerreißen.
  3. Sondern vollkommen zusammengefügt seid in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung: Der Gegensatz zu Spaltungen besteht darin, vollkommen zusammengefügt … in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung zu sein. Anstatt auseinandergerissen zu werden, ermahnt Paulus, dass sie in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung miteinander verbunden sind.
    1. Barclay zu ‘zusammengefügt’: „Ein medizinisches Wort, das verwendet wird, um gebrochene Knochen zusammenzufügen oder ein ausgerenktes Gelenk zu verbinden. Die Trennung ist unnatürlich und muss geheilt werden.“

2. Paulus entlarvt die Dummheit ihrer Spaltungen

1. Korinther 1, 11-13

1. Korinther 1, 11-13
Mir ist nämlich, meine Brüder, durch die Leute der Chloe bekannt geworden, dass Streitigkeiten unter euch sind. Ich rede aber davon, dass jeder von euch sagt: Ich gehöre zu Paulus! — Ich aber zu Apollos! — Ich aber zu Kephas! — Ich aber zu Christus! Ist Christus denn zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft?

  1. Durch die Leute der Chloe: Chloe war eine Frau (wahrscheinlich eine Christin), deren Geschäftsinteressen ihre Vertreter (ihre Leute) veranlassten, zwischen Ephesus und Korinth zu reisen. Paulus schreibt diesen Brief aus Ephesus, wo diese Leute aus Chloes Haushalt ihn besuchten und ihm über den Zustand der Gemeinde in Korinth berichteten.
    1. Clarke über Chloe: „Es handelte sich zweifellos um eine sehr religiöse Hausmutter in Korinth, deren Familie zum Herrn bekehrt war; einige von ihnen wurden wahrscheinlich zum Apostel geschickt, um ihn über die Meinungsverschiedenheiten zu informieren, die damals in der Kirche an diesem Ort herrschten.“
  2. Streitigkeiten unter Euch: Die korinthische Kirche litt unter Streitereien und Konflikten. Diese Konflikte hatten sie in ‚Parteien‘ oder ‚Cliquen‘ aufgespalten, wobei jede Partei ihren eigenen ‚Anführer‘ hatte.
    1. Ich gehöre zu Paulus: Es gab die ‚Paulus-Partei‘, die erklärte: „Wir treten in die Fußstapfen des Mannes, der unsere Kirche gegründet hat, des Apostels Paulus. Wir sind diejenigen, die wirklich richtig bei Gott sind!“
    2. Ich aber zu Apollos: Es gab die ‚Apollos-Partei‘, die erklärte: „Wir treten in die Fußstapfen eines Mannes, der groß an Macht und geistlichen Gaben ist, eines beeindruckenden Mannes. Wir sind diejenigen, die wirklich richtig bei Gott sind!“ (Apostelgeschichte 18, 24-25)
    3. Ich aber zu Kephas: Es gab die ‚Petrus-Partei‘, die erklärte: „Wir treten in die Fußstapfen des Mannes, der unter allen Aposteln an erster Stelle steht. Jesus gab ihm die Schlüssel zum Königreich des Himmels, und er ist unser Mann. Wir sind diejenigen, die wirklich richtig bei Gott sind!“
    4. Ich aber zu Christus: Es gab die ‚Jesus-Partei‘, die erklärte: „Ihr seid alle so fleischlich und folgt nur Menschen nach. Wir treten in die Fußstapfen von keinem Geringeren als Jesus selbst. Wir sind diejenigen, die wirklich richtig bei Gott sind!“
    5. Es ist möglich, dass es in Korinth keine wirkliche ‚Paulus-Partei‘ oder ‚Apollos-Partei‘ oder ‚Petrus-Partei‘ oder ‚Jesus-Partei‘ gab. Später in diesem Brief schreibt Paulus, dass er auf sich und Apollos übertrug, was für andere galt (1. Korinther 4, 6). Die eigentlichen korinthischen Fraktionen mögen sich auf die Menschen in der Gemeinde konzentriert haben, nicht auf die verschiedenen Apostel, die ihnen dienten. Selbst wenn dies der Fall ist, passt das Bild. Paulus könnte „die Namen geändert haben, um die Unschuldigen zu schützen“ oder um Barmherzigkeit gegenüber den Schuldigen zu zeigen.
    6. Die Prahlerei der Korinther über ihre ‚Parteiführer‘ war in Wirklichkeit Prahlerei über sich selbst. Es ging nicht so sehr darum, dass sie Apollos für großartig hielten, sondern dass sie großartig waren, weil sie ihm folgten.
  3. Dass Streitigkeiten unter euch sind: Obwohl Spaltung gottlos ist, ist es nicht falsch, zwischen Kirchen und Amtsträgern zu unterscheiden. Gott hat verschiedene Kirchen und verschiedene Ämter mit unterschiedlichen Berufungen und Charakteren geschaffen, weil die Aufgabe der Verkündigung des Evangeliums für eine einzige Gruppe zu groß ist.
    1. „Ich preise Gott, dass es so viele Konfessionen gibt. Wenn es nicht Menschen gäbe, die sich in ihren Glaubensbekenntnissen ein wenig unterscheiden, würden wir nie so viel Evangelium erhalten, wie wir es tun … Gott hat verschiedene Menschen gesandt, um verschiedene Ausprägungen der Wahrheit zu verteidigen; aber Christus verteidigte und predigte alles … Das Zeugnis Christi war vollkommen.“ (Spurgeon)
    2. Es ist eine Sache, einen Pastor einem anderen vorzuziehen, aber wir können uns nicht in Cliquen hinter dem einen oder anderen Pastor aufteilen. „Ein Diener Christi kann zu Recht einem anderen vorgezogen werden. Wir sollten diejenigen am meisten ehren, die Gott am meisten ehrt, entweder durch eine reichere Ausgießung seines Geistes oder durch einen reicheren Erfolg ihrer Arbeit; aber wir sollten nicht so weit gehen, dass wir uns irgendwelchen Geistlichen zuordnen, und dabei andere verachten. Wir sind nicht verpflichtet, jeden Pastor zu unserem Pastor zu machen, aber wir sind verpflichtet, jedem Pastor, der durch seine Lehre und sein heiliges Leben seinem Bekenntnis und seiner heiligen Berufung entspricht, angemessenen Respekt zu zeigen.“ (Poole)
  4. Ist Christus denn zerteilt? Jesus gehört keiner ‚Partei‘ an. Diese Gruppierungen ignorieren die Wahrheit der Einheit über alle Vielfalt in der Kirche, selbst wenn sie alle im Namen der Geistlichkeit wären.
    1. Geistlicher Elitismus ist schrecklich, ganz gleich, in wessen Namen er praktiziert wird.
    2. Es gab einen alten, streitsüchtigen Quäker, der von einer Versammlung zur anderen ging und nie die ‚wahre‘ Kirche fand. Jemand sagte einmal zu ihm: „Nun, in welcher Kirche bist du jetzt?“ Er sagte: „Endlich bin ich in der wahren Kirche.“ „Wie viele gehören ihr an?“ „Nur meine Frau und ich, und bei ihr bin ich mir manchmal nicht sicher.“
  5. Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden, oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft: Noch törichter als ‚Jesus zu spalten‘ ist es, Parteien in der Kirche um Männer zu zentrieren. Als Paulus es so erklärte, zeigt das, wie töricht es ist, sich auf jemand anderen als Jesus zu konzentrieren.

3. Paulus ist dankbar, dass er nicht zufällig mehr Menschen in Korinth getauft und damit der Debatte über Parteiungen mehr Nahrung gegeben hat

1. Korinther 1, 14-17

1. Korinther 1, 14-17
Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe, außer Krispus und Gajus; so kann doch niemand sagen, ich hätte auf meinen Namen getauft! Ich habe aber auch das Haus des Stephanas getauft. Sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemand getauft habe; denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen, [und zwar] nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz des Christus entkräftet wird.

  1. Offenbar hielten einige der Christen in Korinth (wahrscheinlich die der ‚Paulus-Partei‘)) eine Menge darauf, dass sie von Paulus getauft worden waren. Da dies zu einem spalterischen Thema wurde, war Paulus deshalb dankbar, dass er nicht sehr viele in Korinth getauft hatte (so kann doch niemand sagen, ich hätte auf meinen Namen getauft).
    1. Natürlich hat Paulus in Korinth einige wenige getauft. Dazu gehörte wahrscheinlich Krispus, der in Apostelgeschichte 18, 8, sowie Gajus, der in Römer 16, 23 erwähnt wird.
  2. Ich danke Gott … denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen: Für Paulus war das Predigen wichtiger als die Taufe, obwohl er sicherlich nicht gegen die Taufe war. Dennoch können wir daran erkennen, dass die Taufe für die Errettung nicht wesentlich ist. Wenn es so wäre – wenn die Lehre von der Wiedergeburt durch die Taufe wahr wäre – dann könnte Paulus Gott nie dafür danken, dass er in Korinth so wenige getauft hat, und er könnte als Evangelist nie sagen, dass Christus … mich nicht gesandt hat zu taufen.
    1. Dass Paulus die Taufe nicht als wesentlich für die Errettung betrachtete, zeigt sich auch daran, dass er sich nicht sorgfältig merkte, wen er getauft hat: Sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemand getauft habe. Sicherlich erinnerte sich Paulus an seine Bekehrten, aber die Frage der Taufe war für Paulus zwar wichtig, aber nicht so wichtig.
    2. Angesichts des ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe, ist es unmöglich zu behaupten, dass Paulus ein Sakramentalist war. „Er bestreitet hier eindeutig, dass er die Taufe als wesentlich für die Vergebung von Sünden oder als Mittel zur Erlangung der Vergebung betrachtet.“ (Robertson)
    3. „Obwohl es daher unbiblisch ist, die Taufe für die Erlösung oder ein bestimmtes Mittel der Wiedergeburt wesentlich zu machen, ist es dennoch ein gefährlicher Akt des Ungehorsams, sie zu unterschätzen oder zu vernachlässigen.“ (Hodge)
    4. Dieser Abschnitt macht auch deutlich, dass die Person, die die Taufe vornimmt, die Gültigkeit der Taufe nicht wirklich berührt. Diejenigen, die von dem großen Apostel Paulus getauft wurden, hatten keinen Vorteil gegenüber denjenigen, die von einem unbekannten Gläubigen getauft wurden. Die Kraft der Taufe liegt in der geistlichen Realität, die sie repräsentiert, und nicht darin, wer sie durchführt.
  3. [Und zwar] nicht in Redeweisheit: Wie hat Paulus in Korinth gepredigt? Nicht mit der Redeweisheit, die mit der Klugheit des Sprechens übersetzt werden kann. Paulus kam mit klaren Worten, ohne den Versuch, mit Beredsamkeit oder Intellekt zu blenden.
    1. Paulus kam nach Korinth von Athen, wo er mit den großen Philosophen der damaligen Zeit in Begriffen rang, die sie verstehen konnten (Apostelgeschichte 17, 16-34). Einige Leute glauben, dass Paulus von den Ergebnissen in Athen enttäuscht war und beschloss, in Korinth anders zu predigen.
    2. Es ist falsch zu sagen, dass Paulus in Athen ein verwässertes Evangelium gepredigt hat. „Wie die biblische Offenbarung selbst beginnt sein Streit mit Gott, dem Schöpfer aller Dinge, und endet mit Gott, dem Richter über alle … Die Rede in ihrer jetzigen Form fasst auf bewundernswerte Weise eine einführende Lektion in das Christentum für kultivierte Heiden zusammen“. (Bruce, in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte) Gleichzeitig ist es nicht unvernünftig zu denken, dass Paulus aus dem intellektuellen Umfeld von Athen in die offene Bosheit von Korinth kam, mit einer erneuerten Leidenschaft, das Evangelium klar und ohne Kompromisse zu verkünden.
    3. Es gibt noch einen weiteren wesentlichen Unterschied zwischen dem Dienst des Paulus in Athen und seiner Arbeit in Korinth. Paulus war ein oder zwei Tage in Athen; er blieb eineinhalb Jahre lang in Korinth.
  4. Damit nicht das Kreuz des Christus entkräftet wird: Paulus macht deutlich, dass es möglich ist, das Evangelium auf eine Weise zu verkündigen, die es entkräftet. Wenn man das Wort im Vertrauen auf die Redeweisheit verkündigt, kann dies das Evangelium entkräften.
    1. Wie ernüchternd das ist! Das große Evangelium Jesu Christi, die eigentliche Kraft Gottes zur Errettung – leer und entkräftet gemacht durch den Stolz und die Klugheit der Menschen! Diese Gefahr ging dem Apostel Paulus ständig durch den Kopf, und sie sollte jedem Prediger oder Lehrer ständig durch den Kopf gehen.

C. Die Kraft des Kreuzes und die Weisheit der Menschen

1. Der zentrale Punkt: Wie die, die verlorengehen das Kreuz sehen, und wie die, die … gerettet werden das Kreuz sehen

1. Korinther 1, 18

1. Korinther 1, 18
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft;

  1. Das Wort vom Kreuz: In 1. Korinther 1, 17 erklärte Paulus die Idee, dass das Kreuz entkräftet wird, wenn es mit der Redeweisheit dargestellt würde. Paulus wird nun zeigen, warum dies auf das Kreuz und die Botschaft des Evangeliums zutrifft.
  2. Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen: Für diejenigen, die die Erlösung durch das Kreuz ablehnen, ist die Vorstellung, durch das Werk eines gekreuzigten Menschen gerettet zu werden, töricht.
    1. Der Ausdruck Wort vom Kreuz klingt in unseren Ohren des zwanzigsten Jahrhunderts irgendwie edel und religiös. Aber im ersten Jahrhundert war der Ausdruck Wort vom Kreuz ungefähr dasselbe wie der Ausdruck Botschaft vom elektrischen Stuhl – nur schlimmer! Welche Botschaft hat ein grausames, erniedrigendes, unerbittliches Instrument des Todes? Kein Wunder, dass es eine Torheit denen ist, die verlorengehen!
  3. Uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft: Obwohl es eine seltsame Botschaft ist und von den Verlorenen als töricht angesehen wird, wird dieses Wort vom Kreuz für diejenigen, die darauf vertrauen und gerettet werden, für sie zur eigentlichen Gotteskraft.
    1. Der Verkündigung des wahren Evangeliums wohnt Kraft inne, wenn sie mit Glauben aufgenommen wird. Das Hören und Vertrauen auf das wahre Evangelium wird die Gotteskraft in dein Leben bringen.
    2. Obwohl das Wort Evangelium nicht in diesem Vers vorkommt, steht es doch im vorhergehenden Vers. Für Paulus war das Wort vom Kreuz das Evangelium. Es war für den Apostel unmöglich, das Evangelium zu verkündigen, ohne das Wort vom Kreuz vorzutragen. Einen hohen moralischen Standard zu predigen heißt also nicht, das Evangelium zu predigen, die umfassende Vaterschaft Gottes zu predigen heißt nicht, das Evangelium zu predigen, und die weltweite Bruderschaft der Menschen zu predigen heißt nicht, das Evangelium zu predigen. Das Evangelium ist das Wort vom Kreuz.
  4. Denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden: Die Verbformen von ‚verlorengehen‘ und ‚gerettet werden‘ sind von Bedeutung. Sie beschreiben beide ein in Arbeit befindliches Werk. Jeder von uns bewegt sich definitiv in eine dieser beiden Richtungen.

2. Die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes

1. Korinther 1, 19-21

1. Korinther 1, 19-21
Denn es steht geschrieben:
»Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«.
Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben.

  1. Denn es steht geschrieben: In diesem Zitat aus Jesaja 29, 14 zeigt Paulus, dass Gott in geistlichen Dingen der Weisheit des Menschen entgegensteht. Er wird die Weisheit der Weisen zunichtemachen und sich nicht vor ihr verneigen.
  2. Wo ist der Weise? Paulus sagt: „Im Licht dessen, was Gott in Jesaja 29, 14 sagt, wo ist nun dein ‚weiser‘ Mann? Wo ist euer Schriftgelehrter? Wo ist euer Wortgewaltiger dieser Weltzeit? Gott hat sie alle durch seine Weisheit töricht gemacht. Er hat die Weisheit der Weisen vernichtet, so wie er es gesagt hat.“
    1. Der Wortgewaltige dieser Weltzeit „war der Mann, der jede Frage bestreiten und durch menschliche Vernunft lösen wollte“. (Mare)
    2. Der Punkt ist klar: Es gibt keinen Weisen, keinen Schriftgelehrten und keinen Debattierer, der tun kann, was Jesus Christus getan hat.
  3. Die Welt durch [ihre] Weisheit Gott … nicht erkannte: Es besteht die ständige Tendenz zu glauben, dass die klügsten und weisesten Menschen am meisten über Gott wissen. Aber Gott kann nicht durch menschliche Weisheit gefunden werden, sondern nur durch das Wort vom Kreuz. Das Streben nach menschlicher Weisheit mag irdische Zufriedenheit oder Glück bringen (auch wenn dies selten ist), aber an sich kann es niemals die wahre Erkenntnis des wahren Gottes bringen.
    1. Es ist bezeichnend, dass die am besten gebildeten Menschen oft die geringste Achtung vor Gott haben. Das ist nicht immer der Fall; einige der brillantesten Männer der Geschichte waren Christen (wie Isaac Newton). Aber weitgehend gilt: Je ‚klüger‘ man sich selbst sieht, desto weniger Achtung hat man vor Gott. Die menschliche ‚Weisheit‘ lehnt Gott ständig ab und stellt sich ihm entgegen, zeigt sich letztlich töricht und geht dabei zugrunde.
    2. Eines Tages sagten Studenten in einer Klasse von Albert Einstein, sie hätten beschlossen, dass es keinen Gott gibt. Einstein fragte sie, was sie meinten, wie viel von all dem Wissen in der Welt wohl in der Klasse vereint sei. Die Studenten diskutierten eine Weile darüber und entschieden, dass sie 5% des gesamten menschlichen Wissens vereinten. Einstein hielt ihre Schätzung für ein wenig großzügig, aber er antwortete: „Ist es möglich, dass Gott in den 95%, die Sie nicht kennen, existiert?“
  4. Durch die Torheit der Verkündigung: Die Korinther wollten glauben, dass das Evangelium selbst eine erhabene Form der Weisheit sei, wie sie die Griechen als Weisheit (sophia) betrachteten. Paulus antwortet: „Wie töricht kann man werden? Was ist ‚weise‘ (im griechischen Sinn von Weisheit) an einem gekreuzigten Messias“?
    1. Die Ausdrücke ‚Torheit der Verkündigung‘ und ‚das Törichte Gottes‘ (1. Korinther 1, 25) bedeuten nicht, dass Paulus die Botschaft und Gott tatsächlich für töricht hielt. Er beschreibt sie so, wie sie dem vergänglichen Menschen, dem ‚weisen‘ Menschen dieses Zeitalters, erscheinen.
    2. Gottes Weisheit ist nicht die im höchsten Maße vermehrte Weisheit des Menschen. Es ist Weisheit einer ganz anderen Ordnung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. (Jesaja 55, 8-9)
    3. Paulus verurteilt nicht jedes Lernen oder jede Erziehung; er sagt lediglich, dass sie für sich allein genommen nutzlos sind, um spirituelle Weisheit zu erlangen.
    4. „Es ist sicher, dass ein Blinder keine Farben beurteilen kann, ein Tauber keine Töne, und ein Mensch, der nie in das geistige Leben eingeweiht wurde, kann kein Urteil über geistige Dinge haben.“ (Spurgeon)
  5. Gefiel es Gott: Gott hat Freude daran, unsere Errettung auf eine Weise zu vollbringen, die niemand erwartet hätte. Er hat Freude daran, es auf eine Weise zu tun, die das hohe Niveau der menschlichen Weisheit beleidigt.

3. Die Weisheit Gottes triumphiert, obwohl sie für die Welt töricht ist

1. Korinther 1, 22-25

1. Korinther 1, 22-25
Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.

  1. Die Juden ein Zeichen fordern: Zur Zeit des Paulus suchte die jüdische Welt nach einem Zeichen. Konkret wollten sie das Zeichen einer wundersamen messianischen Befreiung. Sie suchten nicht nach dem Wort vom Kreuz. Ihr Wunsch nach Befreiung war nicht schlecht, aber ihre Ablehnung von Gottes Weg der Befreiung war schlecht.
    1. „Ihre Götzenverehrung bestand darin, dass sie Gott jetzt völlig durchschaut hatten; er würde den 2. Mose einfach wiederholen, in noch größerer Pracht.“ (Fee)
  2. Die Griechen Weisheit verlangen: Die griechische Kultur schätzte das Streben nach Weisheit, das seinen Ausdruck gewöhnlich in hohen, akademischen, philosophischen Begriffen fand. Sie schätzten nicht die Weisheit, die in dem Wort vom Kreuz zum Ausdruck kommt. Ihr Wunsch nach Weisheit war nicht schlecht, aber ihre Ablehnung von Gottes Weisheit schon.
    1. „Ihre Götzenverehrung bestand darin, dass Gott für sie das war, was sie als höchste Vernunft betrachteten, das heißt natürlich das, was wir [Menschen] für vernünftig halten.“ (Fee)
  3. Verkündigen wir Christus den Gekreuzigten: Anstatt den Juden und Griechen das zu geben, was sie an Befreiung und Weisheit verlangten, gab Gott ihnen etwas Unerwartetes: einen gekreuzigten Messias.
    1. Christus (Messias) bedeutete Macht, Glanz und Triumph. Gekreuzigt bedeutete Schwäche, Niederlage und Erniedrigung. Christus, der Gekreuzigte war der ultimative Widerspruch, und das war es, was Paulus predigte!
    2. Wenn dir das Kreuz nicht fremd erscheint, dann verstehst du entweder nicht, wie das Kreuz zu Jesu Zeiten gesehen wurde, oder du verstehst nicht, wer Jesus ist. Du verstehst die Spannung zwischen Christus und dem Gekreuzigten nicht.
    3. Der große römische Staatsmann Cicero sagte: „Das Kreuz, es spricht von dem, was so schändlich, so schrecklich ist, dass es in höflicher Gesellschaft niemals erwähnt werden sollte.“ Wenn wir Zeugen des Prozesses gegen Jesus gewesen wären – als die Menge rief: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ – wenn wir bei klarem Verstand wären, hätten wir zurückgeschrien: „Kreuzige ihn nicht! Wenn Sie diesen Mann hinrichten müssen, tun Sie es ehrenhaft. Lasst ihn den Tod eines ehrenwerten Mannes sterben. Aber setze ihn nicht dem Schrecken und der Erniedrigung aus, am Kreuz zu hängen.“ Aber Gott wollte, dass Christus gekreuzigt wird, und wenn wir das Kreuz nicht umarmen, selbst mit all seinen seltsamen Widersprüchen und Forderungen, dann sind wir verloren.
    4. Lasst jede Kanzel zurecht sagen: „Wir verkündigen Christus den Gekreuzigten!“ Eine starke Kirche hat diese Worte einmal auf einen Torbogen geschrieben, der zum Kirchhof führte. Mit der Zeit geschah zweierlei: Die Kirche verlor ihre Leidenschaft für Jesus und sein Evangelium, und auf dem Torbogen begann Efeu zu wachsen. Das Wachstum des Efeus, der die Botschaft bedeckte, zeigte den geistlichen Niedergang an. Ursprünglich hieß es stark: „Wir verkündigen Christus den Gekreuzigten“. Doch als der Efeu wuchs, konnte man nur noch lesen: ‚Wir verkündigen Christus‘, und die Kirche begann auch, anstelle von Christus dem Gekreuzigten „Jesus, den Großen Mann“ und „Jesus, das moralische Beispiel“ zu predigen. Der Efeu wuchs weiter, und bald konnte man nur noch lesen, ‚Wir verkündigen‘. Die Kirche hatte in der Botschaft sogar Jesus verloren, indem sie religiöse Plattitüden und gesellschaftliche Gnaden predigte. Schließlich konnte man nur noch ‚Wir‘ lesen, und die Kirche wurde einfach zu einem weiteren sozialen Treffpunkt, in dem sich alles um uns und nicht um Gott drehte.
  4. Den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit: Die Juden betrachteten den gekreuzigten Christus als ein Ärgernis; vielleicht ist dies besser als ein Vergehen oder ein Skandal zu verstehen. Die Griechen betrachteten den gekreuzigten Christus als Torheit. Aber Gott antwortete nicht auf die Umfragedaten. Er hielt an seinem Evangelium fest, denn für diejenigen, die daran glaubten (sowohl Juden als auch Griechen), ist der gekreuzigte Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.
    1. Wenn das Kreuz und seine Botschaft schwach erscheinen, sind sie es nicht; sie sind mächtig und weise. Aber unsere Erwartungen an das, was Gott tun sollte, hindern uns daran, diese Kraft und Weisheit zu empfangen.
    2. Paulus wusste dies aus Erfahrung. Er war einst empört über einen gekreuzigten Christus; es machte ihn wütend, dass ein offensichtlich von Gott Verfluchter (nach 5. Mose 21, 23) als Messias und Herr geehrt werden sollte. So verfolgte er die Kirche, bevor er auf der Straße nach Damaskus mit Jesus konfrontiert wurde (Apostelgeschichte 9).
    3. So sehr einst Paulus durch einen gekreuzigten Messias beleidigt wurde, so sehr hielten die Griechen eine Botschaft der Errettung durch ein demütigendes Instrument des Todes für töricht. Ein bekanntes Stück Graffiti in Rom zeigt einen Anbeter, der neben einer gekreuzigten Figur mit dem Körper eines Mannes und dem Kopf eines Esels steht, und es heißt: „Alexamenos betet seinen Gott an“. So töricht sahen die Griechen das Kreuz.
    4. Diejenigen, die darauf bestehen, dass wir den Schwerpunkt des Evangeliums ändern müssen, weil die Menschen heute keinen Bezug zu ihm haben, müssen erkennen, dass auch die Menschen zu Paulus‘ Zeiten keinen Bezug zu seinen Predigten hatten, und doch hat er sie beibehalten, und zwar mit großem Erfolg.
    5. „Diejenigen, die auf diese Weise eine unwillkommene Wahrheit verschleiern, meinen, dass sie Menschen zu Jüngern machen. Dabei huldigen sie nur dem Unglauben und stehen den Menschen darin bei, Gottes Versöhnung für die Sünde abzulehnen. Was auch immer der Prediger in seinem Herzen meinen mag, er wird sich des Bluts der Seelen schuldig machen, wenn er nicht klar ein wirkliches Opfer für die Sünde verkündet.“ (Spurgeon)
    6. „Gewisse Geistliche sagen uns, dass sie die Wahrheit dem Fortschritt des Zeitalters anpassen müssen, was bedeutet, dass sie sie ermorden und ihren toten Körper vor die Hunde werfen müssen … was einfach bedeutet, dass eine Volkslüge an die Stelle einer beleidigenden Wahrheit treten soll.“ (Spurgeon)
  5. Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen: Gott war am Kreuz am ‚törichtesten‘ und am ‚schwächsten‘, aber er war unendlich weiser und stärker als alles, was der Mensch tun konnte.
    1. Die Errettung ist nicht die Errungenschaft menschlicher Weisheit; sie ist die Umarmung von Gottes dramatischem, unerwartetem Liebesbeweis auf Golgatha.

4. Gottes ‚törichte Weisheit‘ zeigt sich auch daran, wen er zur Errettung erwählt hat

1. Korinther 1, 26-29

1. Korinther 1, 26-29
Seht doch eure Berufung an, ihr Brüder! Da sind nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme; sondern das Törichte der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen; und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, und das, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, damit sich vor ihm kein Fleisch rühme.

  1. Seht doch eure Berufung an, ihr Brüder: Paulus sagt zu den Korinthern: „Seht euch selbst an. Ihr seid kein gutes Geschäft.“ Es gab nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme unter den Christen in Korinth.
    1. Lady Huntington, die reiche und einflussreiche Freundin von Whitfield und Wesley, sagte, sie käme mit einem ‚m‘ in den Himmel, dem ‚m‘ von ‚many‘ im Gegensatz zu ‚any‘: es sind nicht keine Vornehmen [not any]; stattdessen sind es nicht viele Vornehme [not many].
  2. Das Törichte der Welt hat Gott erwählt: Mit erneutem Blick auf die Korinther kann Paulus sagen: „Ihr seid nicht weise nach der Welt, ihr seid nicht mächtig, ihr seid nicht vornehm – aber ihr gehört zu dem Törichten der Welt“.
    1. Zweifellos begannen viele der Christen in Korinth, wegen des Wirkens Gottes in ihnen von sich selbst in hohen Tönen zu denken. Paulus lässt dies nicht zu. Sie sind nicht auserwählt worden, weil sie so groß sind, sondern weil Gott so groß ist.
  3. Die Weisen zuschanden zu machen: Dies erklärt einen Teil des in 1. Korinther 1, 21 beschriebenen Wohlgefallens Gottes. Gott liebt es, den Götzendienst der menschlichen Weisheit zu tadeln, und er tut es oft, indem er das Törichte der Welt auswählt und benutzt.
    1. Gott sagt nicht, dass es besser ist, töricht oder ungebildet zu sein. Vielmehr sagt er, dass die Weisheit und Bildung der Welt uns nicht die Erlösung in Jesus Christus bringen. „Indem Gott die Starken, Weisen und Großen beschämt, erhebt er nicht die Schwachen, Ungebildeten und Wertlosen, sondern er bringt sie alle auf eine gemeinsame Ebene.“ (Calvin)
    2. Gott hat zuerst, aber nicht ausschließlich, die Schwachen und Unwissenden berufen; zuerst die Hirten, dann die Weisen; zuerst die Fischer, dann die Gebildeten (wie Paulus, der selbst ein gebildeter Mann war).
    3. „Die frühen Christen waren zum größten Teil Sklaven und Männer von niedrigem Rang; die ganze Geschichte der Ausbreitung der Kirche ist in Wirklichkeit ein fortschreitender Sieg der Unwissenden über die Gelehrten, der Geringen über die Erhabenen, bis der Kaiser selbst seine Krone vor dem Kreuz Christi niederlegte.“ (Alford, Olshausen zitierend)
  4. Damit sich vor ihm kein Fleisch rühme: Dies ist das Endergebnis. Niemand wird vor Gott stehen und erklären: „Ich habe dich durchschaut“ oder „Du hast es genauso gemacht, wie ich dachte, dass du es tun solltest“. Gottes Wege sind größer und höher, und nichts vom Fleisch wird sich vor ihm … rühmen.

5. Wahre Weisheit gehört denen, die glauben

1. Korinther 1, 30-31

1. Korinther 1, 30-31
Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, damit [es geschehe], wie geschrieben steht: »Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn!«

  1. Jesus, der uns … gemacht worden ist zur Weisheit: Jesus zeigt uns in seiner Lehre und in seinem Leben vollkommen die Weisheit Gottes. Diese Weisheit steht oft im Widerspruch zur Erwartung des Menschen.
    1. Wahre Weisheit besteht nicht darin, ‚klug zu werden‘. Gottes Weisheit wird in und durch die Person Jesu empfangen.
  2. Der uns … gemacht geworden ist: Jesus ist nicht nur Weisheit für uns; Er ist auch Gerechtigkeit und Heiligung und Erlösung. In seinem Werk teilt er denen, die in Christus Jesus sind, drei Dinge mit.
    1. Gerechtigkeit bedeutet, dass wir rechtlich nicht nur für ‚nicht schuldig‘ erklärt werden, sondern dass wir eine positive Rechtschaffenheit haben. Es bedeutet, dass die rechtschaffenen Taten und der Charakter Jesu uns zugerechnet werden. Wir werden nicht rechtschaffen, indem wir uns auf uns selbst konzentrieren, denn Jesus ist uns gemacht worden … zur Gerechtigkeit.
    2. Heiligung spricht von unserem Verhalten und davon, wie die Gläubigen von der Welt und Gott getrennt werden sollen. Wir wachsen in der Heiligung nicht, indem wir uns auf uns selbst konzentrieren, sondern auf Jesus, weil Jesus uns gemacht worden ist … zur Heiligung.
    3. Erlösung ist ein Wort aus dem Sklavenhandel. Die Idee ist, dass wir in die dauerhafte Freiheit erkauft worden sind. Wir finden die Freiheit nicht, indem wir uns auf uns selbst konzentrieren, denn Jesus ist uns gemacht worden … zur Erlösung.
  3. Wer sich rühmen will, der rühme sich des Herrn: Paulus verwendet diesen Hinweis auf Jeremia 9, 22-23, um zu zeigen, dass Gott alles auf diese Weise getan hat, damit Gott die Ehre bekäme. Der Weg zur Ehre Gottes ist der gekreuzigte Christus; der Beweis für Gottes Ehre ist, dass er die Niedrigen erwählt hat.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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