1. Korinther 6 – Rechtsstreitigkeiten und ausschweifendes Leben

A. Anweisungen zum Umgang mit Rechtsstreitigkeiten unter Christen

1. Paulus verurteilt den Rückgriff auf die heidnischen Gerichte bei Streitigkeiten unter Christen

1. Korinther 6, 1

1. Korinther 6, 1
Wie kann jemand von euch, der eine Beschwerde gegen einen anderen hat, sich bei den Ungerechten richten lassen anstatt bei den Heiligen?

  1. Wie kann jemand von euch ist eine starke Formulierung. Paulus kann einfach nicht glauben, was diese Christen aus Korinth tun.
  2. Der eine Beschwerde gegen einen anderen hat: Anscheinend glaubte ein Christ, dass ihm von einem anderen Christen ein Unrecht angetan worden war, und suchte sein Recht bei den örtlichen Gerichten (sich bei den Ungerechten richten lassen).
    1. Der örtliche Richter saß im so genannten ‚Bema‘-Sitz des Zivilrichters, der sich im Herzen des Marktplatzes befand. Da die griechische Kultur einen guten Rechtsstreit unterhaltsam fand, wurde jede Klage eines Einzelnen schnell allgemein bekannt.
  3. Ungerechte meint buchstäblich unrechtmäßig, im Sinne von „nicht gerechtfertigt vor Gott, nicht gerettet“. Warum versuchen die Christen in Korinth, Gerechtigkeit von denen zu erlangen, die vor Gott nicht gerechtfertigt sind?
    1. Paulus verwendet den Begriff ‚Ungerechte‘ in einem religiösen Sinn, nicht in einem moralischen Sinn. Es ist nicht so, dass korinthische Richter inkompetent waren, aber sie waren keine Christen.

2. Warum Christen voll und ganz in der Lage sind, in ihren eigenen Angelegenheiten zu urteilen, und es falsch ist, bei Streitigkeiten unter Christen vor heidnische Gerichte zu gehen

1. Korinther 6, 2-6

1. Korinther 6, 2-6
Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun durch euch die Welt gerichtet werden soll, seid ihr dann unwürdig, über die allergeringsten Dinge zu entscheiden? Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Wie viel mehr die Angelegenheiten dieses Lebens? Wenn ihr nun über Angelegenheiten dieses Lebens Entscheidungen zu treffen habt, so setzt ihr solche zu Richtern ein, die bei der Gemeinde nichts gelten! Zur Beschämung sage ich’s euch: demnach ist also nicht ein einziger Weiser unter euch, der ein unparteiisches Urteil fällen könnte für seinen Bruder; sondern ein Bruder führt Rechtsstreit mit dem anderen, und das vor Ungläubigen!

  1. Die Heiligen die Welt richten werden … Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden: Wir Christen sollten aufgrund unserer Bestimmung voll und ganz in der Lage sein, über unsere eigenen Angelegenheiten zu urteilen. Wenn wir mit Jesus Christus regieren, werden wir (auf die eine oder andere Weise) über die Welt richten, und wir werden sogar Engel richten.
    1. Die Vorstellung von Christen, die Engel richten, ist faszinierend. Sie bedeutet nicht, dass wir über Gottes Engel zu Gericht sitzen werden, als könnten wir sie dafür bestrafen, dass sie uns enttäuscht haben oder nicht da waren, aber wir werden an der Verurteilung der Engel Satans mitwirken.
    2. Wie groß ist Gottes Bestimmung für erlöste Männer und Frauen! „Gibt es in den apostolischen Schriften auch nur eine Aussage, die eine eindeutigere und gewaltigere Folgerung auf die Tragweite der Vereinigung der Heiligen mit ihrem Herrn hat?“ (Morgan)
    3. Das Schicksal der erlösten Männer und Frauen – eines Tages höher zu sein als die Engel und sogar über sie zu Gericht zu sitzen – muss einen ganz bestimmten Engelfürsten mächtig ärgern. Er wollte nicht einer geringeren Kreatur dienen und wollte nicht, dass diese geringere Kreatur höher erhoben wird als er selbst. Deshalb hat er sich gegen Gott aufgelehnt und ist entschlossen, so viele Menschen wie möglich davon abzuhalten, über ihn zu Gericht zu sitzen. Wir können uns die perverse, stolze Freude vorstellen, mit der Satan sich über jede Seele freut, die in die Hölle kommt: „Sie werden nicht über mich zu Gericht sitzen!“
  2. Seid ihr dann unwürdig, über die allergeringsten Dinge zu entscheiden? Wenn die Christen jetzt auf eine so herrliche Bestimmung vorbereitet werden, warum erlauben dann die Christen von Korinth denen, die bei der Gemeinde nichts gelten (d.h. den weltlichen Richtern), Streitigkeiten unter Christen zu entscheiden?
  3. Demnach ist also nicht ein einziger Weiser unter euch: Die Christen in Korinth waren stolz auf das, was sie für ihre ‚Weisheit‘ hielten (1. Korinther 1, 18-31), aber ihr Handeln zeigte, dass nicht ein einziger Weiser unter ihnen war.
  4. Ein Bruder führt Rechtsstreit mit dem anderen: Durch seine Taten zeigte Paulus, dass er nicht gegen alle rechtlichen Schritte ist. In Apostelgeschichte 22, 25 und 25, 10-11 appellierte er an römische Gerichte für seine Rechte. Paulus wusste jedoch, dass es falsch war, wenn ein Bruder Rechtsstreit mit dem andern führt.
    1. Es ist wichtig, dass Christen Streitigkeiten untereinander nach den Grundsätzen Gottes schlichten. Dies kann entweder durch die Kirche oder durch christliche Schlichtung geschehen. Aber heute wie zu Paulus‘ Zeiten gibt es für Christen keinen Grund, sich gegenseitig zu verklagen.
    2. Bedeutet dies, dass es für Christen zulässig ist, Nichtgläubige zu verklagen, die ihnen Unrecht tun? Dies ist eine wichtige Frage in unserer Zeit, in der die Menschen nur zu bereit sind, einander zu verklagen. Paulus spricht diese Frage nicht direkt an, und er sagt auch nicht, dass Angelegenheiten zwischen Christen ungelöst sein sollten – nur, dass sie in dem richtigen Umfeld geklärt werden sollten.
    3. Paulus sagt nicht, dass Christen ihr eigenes Gerichtssystem haben sollten, um ein Strafrecht auszuüben. In Römer 13, 3-4 sagt Paulus, dass es dem Staat zusteht, Strafsachen zu behandeln. Christen sollten jedoch in der Lage sein, Zivilrechtsfälle untereinander zu behandeln. „Diejenigen in einer religiösen Gemeinschaft, die sich einem ordentlichen Schiedsverfahren, das von Personen untereinander gemacht wird, nicht unterwerfen wollen, sollten aus der Kirche Gottes ausgeschlossen werden.“ (Clarke)

3. Paulus ermahnt denjenigen, dem Unrecht widerfahren ist: Warum das Unrecht nicht akzeptieren?

1. Korinther 6, 7

1. Korinther 6, 7
Es ist ja überhaupt schon ein Schaden unter euch, dass ihr Prozesse miteinander führt. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen?

  1. Es ist ja überhaupt schon ein Schaden unter euch, dass ihr Prozesse miteinander führt: Die Korinther waren genau wie die modernen Menschen: Süchtig nach ihren eigenen ‚Rechten‘. Aber indem sie so erbittert an ihren Rechten festhielten, hatten sie bereits einen Schaden erlitten. Allein dadurch, dass man gegen seinen Bruder vor Gericht geht, hat man bereits verloren.
  2. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun: Es wäre besser, sich Unrecht tun zu lassen. Es wäre besser, sich übervorteilen zu lassen, als seine ‚Rechte‘ auf Kosten der Herrlichkeit Gottes und des Wohls seines Reiches zu verteidigen.
    1. Paulus rief diesen Mann, dem Unrecht widerfahren ist, auf, etwas schwieriges zu tun: Für die Ehre Gottes und seines Reiches aufzugeben, was ihm eigentlich von Rechts wegen zustand. Aber derjenige, dem Unrecht zugefügt wurde, sollte nicht denken, dass Paulus von ihm verlangte, einen Verlust hinzunehmen. Niemand, der um der Ehre Gottes willen Unrecht hinnimmt, wird ein Verlierer sein.
    2. Im Idealfall hätte die Kirche den Streit schlichten sollen. Falls die Kirche das jedoch versäumt hatte, forderte Paulus den Mann auf, auf Gott zu vertrauen, und nicht auf weltliche Richter und Prozesse und Gerichte.
    3. Paulus sagte nicht: „Warum nicht lieber Unrecht erleiden, anstatt das Problem anzugehen?“ Stattdessen sagte er: „Warum nicht lieber Unrecht erleiden, statt mit dem Problem bei Ungläubigen Hilfe zu suchen?“

4. Paulus ermahnt den Mann, der das Unrecht begangen hat: Ist dir klar, wie schwer deine Sünde ist?

1. Korinther 6, 8-11

1. Korinther 6, 8-11
Stattdessen übt ihr Unrecht und übervorteilt, und dies gegenüber Brüdern! Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht: Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Weichlinge, noch Knabenschänder, weder Diebe noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben. Und solche sind etliche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes!

  1. Stattdessen übt ihr Unrecht und übervorteilt: Es gibt keinen Platz für unehrliches Handeln von Christen; wie viel weniger Platz gibt es für unehrliches Handeln unter Christen! Viele haben die Botschaft Gottes und die Gemeinschaft der Heiligen aufgrund von Unehrlichkeit und Betrug unter Christen abgelehnt.
  2. Wisst ihr denn nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Paulus spricht mit Nachdruck zu dem Bruder, der das Unrecht getan hat. „Weißt du nicht, wie schwer deine Sünde ist? Das Einzige, was du ‚gewinnen‘ kannst, wenn du deinen Bruder betrügst, ist die Ewigkeit mit den Ungerechten!“
    1. Paulus hat das Heil des Mannes nicht kategorisch verleugnet (Paulus sagt, er sei unter Brüdern); allerdings wird Paulus einen ‚religiösen Glauben‘, der von unserem Handeln getrennt ist, nicht zulassen. Wenn ein Christ seine Brüder ohne Gewissensbisse hintergehen und betrügen kann, darf man sich zu Recht fragen, ob er überhaupt ein Christ ist.
  3. Ungerechte: Dieser Mann, der seinem Bruder Unrecht getan hat, begibt sich in schlechte Gesellschaft – in die Gesellschaft von Unzüchtigen, Götzendienern, Ehebrechern, Weichlingen, Knabenschändern, Dieben, Habsüchtigen, Trunkenbolden Lästerern und Räubern; und keiner von denen, die in diesen Sünden leben, wird das Reich Gottes erben.
    1. Zweifellos dachte der Mann: „Sicher, was ich meinem Bruder antue, ist nicht schön, aber so schlimm ist es auch nicht.“ Paulus will, dass er weiß, wie schlimm es tatsächlich war.
    2. Wir sollten nicht glauben, dass ein Christ, der einen Akt der Unzucht oder Homosexualität (oder eine der anderen aufgeführten Sünden) begangen hat, automatisch vom Reich Gottes ausgeschlossen wird. Da Paulus diese Menschen stattdessen mit ihren Sünden beschreibt, meint er diejenigen, deren Leben von diesen Sünden beherrscht und geprägt ist. Ist also ein gelegentlicher Akt der Unzucht oder Homosexualität für Gott keine große Sache? Doch, natürlich ist es eine bedeutsame Angelegenheit, weil sie gegen alles verstößt, was uns in Jesus gegeben wurde, und weil ein von Sünde geprägter Lebensstil mit einzelnen sündhaften Handlungen beginnt.
    3. Wie bei jedem anderen Menschen, den Paulus hier beschrieb, musste auch der Mann, der seinen Bruder betrog, einsehen, dass er ebenso wie jene um seine Errettung besorgt sein sollte, wenn sein Leben von dieser Sünde beherrscht und geprägt war.
  4. Noch Weichlinge: Da dies eine so klare Verurteilung der Homosexualität ist, sagen diejenigen, die diese Praxis rechtfertigen möchten, dass Paulus von homosexueller Prostitution spricht und nicht von einer „liebevollen, fürsorglichen homosexuellen Beziehung“. Aber im Kontext betrachtet gibt es keinen Zweifel, dass Gott mit den Worten malakoi [Weichlinge (od. Lustknaben, übers.n.Luther), was wörtlich auf männliche Prostituierte verweist] und arsenokoitai (Knabenschänder, ein Oberbegriff für alle homosexuellen Praktiken) von homosexuellen Handlungen aller Art spricht.
    1. Paulus schrieb nicht in einer ‚homophoben‘ Kultur oder von einer ‚homophoben‘ Kultur. Homosexualität war in der Antike weit verbreitet; 14 der ersten 15 römischen Kaiser waren bisexuell oder homosexuell. Zur selben Zeit, als Paulus schrieb, regierte Kaiser Nero. Nero kastrierte einen Jungen namens Sporus und heiratete ihn dann (mit einer vollständigen Zeremonie), brachte ihn mit einer großen Prozession zum Palast und machte den Jungen zu seiner ‚Frau‘. Später lebte der Kaiser mit einem anderen Mann zusammen, und Nero wurde zur ‚Ehefrau‘ des anderen Mannes erklärt.
    2. In dieser Liste der Sünden wird Homosexualität (nicht irgendeine ‚spezielle‘ Version von Homosexualität) beschrieben, aber sie wird zusammen mit anderen Sünden beschrieben. Einige, die Homosexuelle so stark anprangern, machen sich anderer Sünden auf dieser Liste schuldig. Können Menschen mit einem unmoralischen Lebenswandel, Ehebrecher, Geizhälse oder Trunkenbolde Homosexuelle zu Recht verurteilen? Natürlich nicht.
    3. Christen begehen einen Fehler, wenn sie Homosexualität entschuldigen oder leugnen, dass sie eine Sünde ist, aber sie irren auch genauso schlimm, wenn sie sie als eine Sünde herausstellen, die Gott in besonderer Weise verurteilt.
  5. Und solche sind etliche von euch gewesen: Paulus‘ Punkt ist wichtig: Und solche sind etliche von euch gewesen. Obwohl diese Sünden diejenigen kennzeichnen, die das Reich Gottes nicht erben werden, dürfen Christen ihnen gegenüber nie lieblos oder gefühllos sein – denn sie sind genau dort, wo wir selbst früher waren.
    1. Christen sollten und dürfen nicht sagen, dass solche Sünden im Leben derer, die Jesus nicht kennen, Gott nicht kümmern. Sie tun es. Deshalb müssen wir die Botschaft der Errettung in Jesus Christus weitergeben: Er wird sein Volk retten von ihren Sünden (Matthäus 1, 21).
    2. Zugleich ist die Perspektive für die Christen aus Korinth und für uns klar: Und solche sind etliche von euch gewesen. Paulus drückt es deutlich in der Vergangenheitsform aus. Diese Dinge sollten niemals das Leben eines Christen prägen, und wenn sie es doch tun, müssen sie sofort bereut und aufgegeben werden.
    3. „Sicherheit in Christus gibt es zwar, aber es wäre eine falsche Sicherheit, wenn sie solche Sünder rechtfertigen würde, die die Worte ‚und solche sind etliche von euch gewesen‘ nie ernst genommen haben.“ (Fee)
  6. Aber ihr seid abgewaschen … geheiligt … gerechtfertigt: Gottes großes Werk für uns in Jesus Christus wird mit drei Begriffen beschrieben.
    1. Ihr seid abgewaschen: Wir sind von der Sünde reingewaschen durch die Barmherzigkeit Gottes (Titus 3, 5). Wir können von unseren Sünden reingewaschen werden, indem wir den Namen des Herrn anrufen (Apostelgeschichte 22, 16). Wir sind reingewaschen durch das Werk Jesu am Kreuz für uns (Offenbarung 1, 5) und durch das Wort Gottes (Epheser 5, 26).
    2. Ihr seid geheiligt: Wir sind abgesondert, weg von der Welt und hin zu Gott, durch das Werk Jesu am Kreuz (Hebräer 10, 10), durch Gottes Wort (Johannes 17, 19), durch den Glauben an Jesus (Apostelgeschichte 26, 18) und durch den Heiligen Geist (Römer 15, 16).
    3. Ihr seid gerechtfertigt: Wir werden vor dem Gericht Gottes für ‚gerecht‘ erklärt, nicht nur für ‚nicht schuldig‘, sondern für ‚gerecht‘ vor ihm. Wir sind gerechtfertigt durch Gottes Gnade durch das Werk Jesu am Kreuz (Römer 3, 24), durch den Glauben und nicht durch unsere eigenen Taten (Römer 3, 28).
    4. Gott kann die Arten von Menschen, die in 1. Korinther 6, 9 und 10 beschrieben sind, nehmen und sie zu der Art von Menschen machen, die in 1. Korinther 6, 11 beschrieben sind! Wie groß ist das Werk Gottes!
  7. In dem Namen des Herrn Jesus und in dem Geist unseres Gottes: Ohne zu versuchen, die Trinitätslehre darzulegen, zählt Paulus ganz selbstverständlich – weil er wusste, dass es die Wahrheit über Gott war – die drei Personen der Gottheit im Zusammenhang mit diesem großen Werk Gottes im Leben des Gläubigen auf.

B. Lehre über sexuelle Reinheit

1. Ein Grundsatz für sexuelle Reinheit unter Christen: Was erlaubt ist, ist nicht die einzige Richtschnur für unser Verhalten

1. Korinther 6, 12

1. Korinther 6, 12
Alles ist mir erlaubt — aber nicht alles ist nützlich! Alles ist mir erlaubt — aber ich will mich von nichts beherrschen lassen!

  1. Alles ist mir erlaubt: Sowohl in 1. Korinther 5 (in dem Abschnitt, der sich mit der sexuellen Unmoral eines bestimmten Mitglieds der korinthischen Gemeinde befasst) als auch in 1. Korinther 6 (in dem Abschnitt, in dem bestimmte Sünder beschrieben werden) sprach Paulus das Thema der christlichen Lebensführung in Sachen Sex an. Nun wird er einige der Fragen und Probleme in Angriff nehmen, die die Christen in Korinth hinsichtlich dessen hatten, was Gott von ihnen in Bezug auf Sex wollte.
  2. Alles ist mir erlaubt: Dies war wahrscheinlich ein Satz, den Paulus benutzt hatte, um die Christen in Korinth über die christliche Freiheit zu lehren. Wir können fast hören, wie Paulus den Korinthern genau das sagt, was er den Kolossern in Kolosser 2, 16-17 gesagt hat: „Wenn es darum geht, was wir essen oder trinken oder an welchem Tag wir den Herrn anbeten, ist mir alles erlaubt. Ich bin frei, und ich sollte mich von niemandem unter Knechtschaft stellen lassen, wie es Gesetzlichkeitsfanatiker oft tun.“
  3. Aber nicht alles ist nützlich: Die Christen in Korinth nahmen den Gedanken, dass alles erlaubt ist, und wandten ihn auf Bereiche an, die Paulus oder der Herr nie im Sinn hatten. Sie benutzten ihre ‚Freiheit‘ als Lizenz zur Sünde.
    1. Aus der Bezugnahme auf die Hure in 1. Korinther 6, 15 geht hervor, dass die Christen aus Korinth dachten, sie hätten die Freiheit, die Dienste von Prostituierten in Anspruch zu nehmen. Dies wurde in der Stadt Korinth kulturell akzeptiert, und es war in der griechischen Gesellschaft unter den religiösen Heiden akzeptiert, die nichts Falsches daran sahen, dass eine ‚religiöse‘ Person die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nahm.
  4. Ich will mich von nichts beherrschen lassen: In diesem Satz verwendet Paulus ein Verb, das er nur in 1. Korinther 7, 4 wieder verwendet, und zwar im Zusammenhang mit einem Ehepaar, das über den Leib des anderen „verfügt“. Paulus könnte damit meinen, dass niemand anderes über seinen Leib verfügen soll (wie bei einer Prostituierten).

2. Ein Grundsatz für sexuelle Reinheit unter Christen: Das Verlangen nach Nahrung und nach Sex sind nicht dasselbe

1. Korinther 6, 13-14

1. Korinther 6, 13-14
Die Speisen sind für den Bauch und der Bauch für die Speisen; Gott aber wird diesen und jene wegtun. Der Leib aber ist nicht für die Unzucht, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

  1. Die Speisen sind für den Bauch und der Bauch für die Speisen: Die Christen aus Korinth benutzten wahrscheinlich dieses Motto, um zu rechtfertigen, dass sie ihrem Körper alles gaben, was ihr Körper wollte. „Mein Körper will Nahrung, also esse ich. Mein Körper will Sex, also gehe ich zu einer Prostituierten. Wo ist das Problem?“
  2. Der Leib aber ist nicht für die Unzucht, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib: Aber Paulus wird nicht zulassen, dass sie diesen Slogan, der sich auf unwichtige Speisevorschriften bezieht, auf die sexuelle Unmoral anwenden.
    1. Aufgrund unserer lüsternen, sexuellen Begierden mag es so scheinen, als ob Gott unsere Körper für sexuelle Unmoral geschaffen hat. Aber Gott hat unseren Körper nicht so gemacht; das tat vielmehr der sündige Adam. Wir sehen die Weisheit in Gottes Plan für den Körper und für sexuelle Reinheit, wenn wir uns die Schwierigkeiten ansehen, die mit ungeplanten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten einhergehen. Das ist der Preis, den der Körper dafür bezahlt, dass man ihn auf eine Weise benutzt, die der Herr nie beabsichtigt hat – der Leib aber ist nicht für die Unzucht.
  3. Gott aber wird diesen und jene wegtun: Eines Tages wird Gott unsere Bäuche wegtun in dem Sinne, dass wir dann nicht mehr von Nahrung abhängig und vom Hunger betroffen sind (obwohl es im Himmel Nahrung und Essen geben wird). Dennoch wird unser Körper selbst – in seinem moralischen Charakter, der unser Sexualverhalten beeinflusst – bei der Auferstehung vom Herrn auferweckt werden. Was wir also mit unserem Körper in Bezug auf Nahrung tun, wirkt sich nicht in der gleichen Weise auf uns aus wie das, was wir mit unserem Körper in Bezug auf Sex tun.

3. Ein Grundsatz für die sexuelle Reinheit unter Christen: Unsere Körper sind Teil des Leibes Christi und sollten daher niemals mit einer Prostituierten vereinigt werden

1. Korinther 6, 15-17

1. Korinther 6, 15-17
Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder des Christus sind? Soll ich nun die Glieder des Christus nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne!
Oder wisst ihr nicht, dass, wer einer Hure anhängt, ein Leib mit ihr ist? »Denn es werden«, heißt es, »die zwei ein Fleisch sein.« Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm.

  1. Wisst ihr nicht: Offenbar wussten es viele der Christen aus Korinth nicht und dachten, ihr Verkehr mit Prostituierten habe nichts mit ihrer Beziehung zu Jesus zu tun.
  2. Dass eure Leiber Glieder des Christus sind: Wenn ein einzelner Christ sexuelle Unsittlichkeit begeht, entehrt dies den gesamten Leib Christi und verbindet den Leib Christi mit Unsittlichkeit.
  3. Dass wer einer Hure anhängt, … ein Leib mit ihr ist … ein Fleisch: In ihrer sexuellen Beziehung werden Mann und Frau auf eine Weise ‚ein Fleisch‘, die unter Gottes Segen steht. Beim Sex außerhalb der Ehe werden die Partner jedoch auf eine Weise ‚ein Fleisch‘, die unter Gottes Fluch steht.
    1. Eine Person, die eine unverbindliche sexuelle Begegnung anstrebt, möchte zwar nicht unbedingt ein Fleisch mit dem Partner werden, aber in gewissem spirituellen Sinne wird sie es doch. Ein Teil ihres Selbst ist dieser Person gegeben, und das bedeutet, dass sie dem Herrn und dem Partner, den Gott für sie vorgesehen hat, weniger zu geben hat. Im biblischen Verständnis von Sex gibt es so etwas wie ‚unverbindlichen Sex‘ nicht.
    2. Weil wir zu Jesus gehören – Körper, Seele und Geist – haben wir kein Recht, irgendeinen Teil unseres Selbst an eine ‚unbefugte‘ Person abzugeben. „Durch die Verbindung mit ihr [einer Prostituierten] in der Porneia (Unzucht) bestimmt der Gläubige eine andere Person als Christus zum unrechtmäßigen Herrn über den eigenen Körper.“ (Fee)
    3. „Sex außerhalb der Ehe ist wie ein Mann, der eine Bank ausraubt: Er bekommt etwas, aber es gehört ihm nicht und er wird eines Tages dafür bezahlen. Sex in der Ehe kann wie eine Person sein, die Geld in eine Bank steckt: Er bekommt Sicherheit, Schutz, und er bekommt Zinsen dafür.“ (Wiersbe)
  4. Wer aber dem Herrn anhängt: In der Hitze der sexbesessenen Leidenschaft mögen geistliche Dinge weit entfernt erscheinen. Doch die Wurzel der Leidenschaft liegt im Wunsch nach Liebe, Annahme und Abenteuern – was alles viel besser und umfassender, tiefer in einer Beziehung mit dem Herrn erlebt wird statt in sexueller Unmoral.

4. Ein Gebot für sexuelle Reinheit unter Christen: Flieht die Unzucht!

1. Korinther 6, 18

1. Korinther 6, 18
Flieht die Unzucht! Jede Sünde, die ein Mensch [sonst] begeht, ist außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht verübt, sündigt an seinem eigenen Leib.

  1. Flieht: Paulus weist uns nicht an, mutig zu sein und der lustvollen Leidenschaft der sexuellen Unmoral zu widerstehen, sondern vor ihr zu fliehen. Viele fallen, weil sie die Macht der lustvollen Leidenschaft unterschätzen, oder weil sie glauben, sie würden sich ‚beweisen‘ und sehen, wie viel sie ‚ertragen‘ können.
    1. Wir sollten dem Beispiel Josephs folgen, der vor der sexuellen Unmoral floh – auch wenn es ihn viel kostete (1. Mose 39, 7-21).
    2. „Mit einigen Sünden oder Versuchungen zur Sünde, kann man rational umgehen; aber in den oben genannten Fällen bist du verloren, sobald du anfängst zu überlegen; überlege nicht, sondern ‚Flieh!‘.“ (Clarke)
  2. Flieht die Unzucht: Paulus sagt nicht, dass Christen vor dem Sex fliehen sollen, sondern nur vor der Unzucht. Gott hat der Menschheit Sex als kostbare Gabe geschenkt und benutzt ihn kraftvoll, um Mann und Frau in einer echten ehelichen Einheit miteinander zu verbinden. Wie Hebräer 13, 4 sagt, ist also das Ehebett unbefleckt – die sexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau ist rein, heilig und gut vor Gott.
    1. Im Kontrast dazu wirkt sexuelle Unmoral gegen Gottes gute Absicht für Sex und gegen eine wahre, gottgewollte Ein-Fleisch-Beziehung. Sex außerhalb der Ehe kann aufregend sein, aber er kann nicht bereichernd sein.
  3. Unzucht: Wir werden daran erinnert, dass Paulus das griechische Wort porneia verwendet, das sich auf ein breites Spektrum sexueller Sünde bezieht. Der Unzucht zu fliehen bedeutet mehr als nur keinen Geschlechtsverkehr mit jemandem zu haben, mit dem wir nicht verheiratet sind.
    1. Es bedeutet, auch außerhalb von unehelichem Sex nicht nach sexueller Befriedigung bei jemandem zu suchen, mit dem man nicht verheiratet ist.
    2. Es bedeutet, vor sexueller Befriedigung oder Nervenkitzel aus pornografischen Videos, Filmen, Zeitschriften, Büchern oder aus dem Internet zu fliehen.
  4. Sündigt an seinem eigenen Leib: Paulus sagt nicht, dass sexuelle Unmoral schlimmer ist als jede andere Sünde, aber er lehrt, dass sexuelle Sünde eine einzigartige Wirkung auf den Körper hat. Die Wirkung ist physisch, aber sie ist auch moralisch und spirituell.

5. Ein Prinzip und ein Gebot für sexuelle Reinheit unter Christen: Verherrlicht Gott in eurem Leib

1. Korinther 6, 19-20

1. Korinther 6, 19-20
Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören!

  1. Euer Leib … ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes: Ein Tempel ist ein Ort, der Gott geheiligt und rein von Unmoral ist. Wenn es wahr ist, dass wir mit dem Geist erfüllt sind, muss diese Wahrheit unser Sexualverhalten beeinflussen. Und wenn wir als Christen sexuelle Unsittlichkeit begehen, verschmutzen wir Gottes Tempel.
    1. Schon in 1. Korinther 3, 16 schrieb Paulus, dass die Gemeinde als Ganzes der Tempel des Heiligen Geistes sei. Nun sagt er, dass dasselbe im geistlichen Sinne auch für einzelne Christen gilt.
  2. Des in euch wohnenden Heiligen Geistes: Weil unser Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, gehört unser Körper Gott und nicht uns selbst: Ihr gehört nicht euch selbst … denn ihr seid teuer erkauft.
    1. Jeder ehrliche Mensch wird sich gewissenhafter um etwas kümmern, das ihm nur geliehen ist. Unsere Körper gehören Gott, weil er sie erkauft hat. Wir haben nicht das Recht, Gottes Eigentum zu verschmutzen und zu missbrauchen!
    2. Dieser Grundsatz gilt nicht nur für unser sexuelles Verhalten. Wenn unser Körper Jesus gehört, haben wir auch kein Recht, mit dem, was ihm gehört, drückebergerisch oder verschwenderisch umzugehen. Unser Körper sollte dazu verwendet werden, Gott zu verherrlichen (darum verherrlicht Gott in eurem Leib). „Dein Leib war ein williges Pferd, als er im Dienste des Teufels stand; lass ihn jetzt nicht ein träger Gaul sein, da er den Wagen Christi zieht.“ (Spurgeon)
  3. Des in euch wohnenden Heiligen Geistes: Weil unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist, lebt Gott selbst in uns. Das bedeutet, dass wir die Kraft, die Macht über die Sünden des in uns lebenden Fleisches haben. Wir sollten von Christen mehr sexuelle Reinheit erwarten als von denen, die es nicht sind, denn in ihnen lebt Gott nicht so wie in uns.
  4. Des in euch wohnenden Heiligen Geistes: Einige Christen glauben, dass der Teufel nicht den Geist oder die Seele eines Christen besitzen kann, sondern dass der Körper eines Christen von Dämonen besessen sein kann, so dass diese Christen ‚ihre‘ Dämonen durch eine andere Person austreiben lassen müssen. Aber Paulus macht deutlich, dass unser Körper genauso zu Jesus gehört wie unser Geist. Er ist der Eigentümer meines Leibes, und er hat keine Dämonen als Untermieter.
  5. Verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören: Viele alte Manuskripte beenden dieses Kapitel mit den Worten verherrlicht Gott in eurem Leib. Die Worte und in eurem Geist könnten von einem Schreiber hinzugefügt worden sein, der meinte, es sei nicht ‚geistlich‘ genug, um das Kapitel mit den Worten zu beenden, dass unser Körper Gott verherrlicht.
    1. Harry Ironside hatte Recht, als er schrieb: „Verherrliche Gott in deinem Körper, und die spirituelle Seite wird sich um sich selbst kümmern“.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

Pin It on Pinterest