1. Thessalonicher 4 – Zuversicht in die Ankunft Jesu

A. Anweisungen zur sexuellen Reinheit

1. Wie man gottgefällig lebt

1. Thessalonicher 4, 1-2

1. Thessalonicher 4, 1-2
Weiter nun, ihr Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, dass ihr in dem noch mehr zunehmt, was ihr von uns empfangen habt, nämlich wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben im Auftrag des Herrn Jesus.

  1. Weiter nun: Paulus verwendet den Ausdruck, der mit weiter übersetzt wird, um den abschließenden Teil des Briefes zu beginnen, welcher praktische Anweisungen darüber enthält, wie Gott will, dass sein Volk lebt.
    1. „Das Wort, das mit ‚weiter‘ (loipon) übersetzt wird, ist ein Adverbial-Akkusativ, ‚was den Rest betrifft‘, und dient eher dazu, einen Übergang zu markieren als einen Abschluss.“ (Hiebert)
  2. Dass ihr in dem noch mehr zunehmt: Paulus war dankbar für das Wachstum, das er bei den Thessalonichern sah, er war aber dennoch darauf bedacht, dass sie noch mehr zunehmen sollen in einem Wandel, der Gott gefallen würde.
    1. Noch mehr zunehmt: Das bedeutet, dass die christliche Glaubensreife diesseits der Ewigkeit nie abgeschlossen ist. Ganz gleich, wie weit ein Christ in Liebe und Heiligkeit gekommen ist, er oder sie kann immer noch mehr zunehmen.
  3. Was ihr von uns empfangen habt: Was Paulus in den folgenden Versen schrieb, war für die Thessalonicher nichts Neues. In den wenigen Wochen, die er bei ihnen war, unterwies er sie in diesen grundlegenden Fragen der christlichen Moral. Paulus wusste, dass es wichtig war, neue Gläubige in diesen Dingen zu unterweisen.
  4. Wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt: Paulus nahm es als selbstverständlich hin, dass die Thessalonicher verstanden, dass der Zweck ihres Wandelns – ihrer Lebensweise – darin bestand, Gott zu gefallen und nicht sich selbst. Wenn der Christ dieses grundlegende Verständnis hat, macht die folgende Anweisung zur biblischen Moral Sinn.
    1. „Wenn ein Mensch durch das Werk Christi für ihn gerettet wird, steht es ihm nicht frei zu entscheiden, ob er Gott dienen will oder nicht. Er ist mit einem Preis erkauft worden (1. Korinther 6, 20). Er ist der Sklave Christi geworden.“ (Morris)
  5. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben im Auftrag des Herrn Jesus: Dies waren keine Vorschläge aus der Feder des Paulus. Dies sind Gebote des Herrn Jesus und müssen so aufgenommen werden.
    1. Morris über das mit Gebote übersetzte Wort: „Es ist eher in einer militärischen Umgebung zu Hause, da es ein übliches Wort für die Befehle ist, die der Offizier seinen Männern gibt (vgl. seine Verwendung in Apostelgeschichte 5, 28; 16, 24). Es ist also ein Wort mit einem Ausdruck von Autorität.“

2. Das Gebot, sexuell rein zu sein

1. Thessalonicher 4, 3-6a

1. Thessalonicher 4, 3-6a
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet; dass es jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen; dass niemand zu weit geht und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilt;

  1. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung: Paulus gab diese Gebote an die römische Kultur des ersten Jahrhunderts weiter, die von sexueller Unmoral geprägt war. Zu dieser Zeit waren Keuschheit und sexuelle Reinheit fast unbekannte Tugenden im Römischen Reich. Dennoch waren Christen dazu angehalten, ihre Maßstäbe für Sexualmoral von Gott und nicht von der Kultur zu übernehmen.
    1. Paulus sagte, dies sei ein Gebot (1. Thessalonicher 4, 2). Dieses Wort war ein militärischer Begriff, der einen Befehl von einem Offizier an einen Untergebenen beschrieb, und der Befehl kam von Jesus und nicht von Paulus.
    2. Der antike Schriftsteller Demosthenes drückte die allgemein amoralische Auffassung von Sex im alten Römischen Reich aus: „Wir halten uns Prostituierte zum Vergnügen; wir halten uns Mätressen für die alltäglichen Bedürfnisse des Körpers; wir halten uns Ehefrauen für die treue Obhut unserer Häuser.“
  2. Der Wille Gottes, eure Heiligung: Paulus machte sehr deutlich, was der Wille Gottes für Christen ist. Die Idee hinter der Heiligung ist es, abgesondert zu sein, und Gott will, dass wir uns von einer gottlosen Kultur und ihrer sexuellen Unmoral absondern. Wenn unser Sexualverhalten nicht anders ist als das der Heiden, die Gott nicht kennen, dann sind wir nicht geheiligt – abgesondert – so wie es nach Gottes Willen sein soll.
    1. Diejenigen, die Gott nicht kennen, haben nicht die geistlichen Ressourcen, um rein vor dem Herrn zu wandeln; Christen aber schon. Deshalb sollten Christen anders leben als diejenigen, die Gott nicht kennen.
  3. Dass ihr euch der Unzucht enthaltet: Wir leben anders als die Welt, wenn wir uns der Unzucht enthalten. Das altgriechische Wort für Unzucht (porneia) ist ein weit gefasstes Wort, das sich auf jede sexuelle Beziehung außerhalb des Bundes der Ehe bezieht.
    1. Unzucht wird hier in seiner umfassenden Bedeutung verwendet, um jede Art von ungesetzlichem Geschlechtsverkehr zu bezeichnen.“ (Hiebert) „Das Wort bedarf hier einer weiten Definition, die alle Arten sexueller Sünden zwischen Mann und Frau einschließt.“ (Thomas)
    2. Das weit gefasste Spektrum des Wortes porneia zeigt, dass es nicht ausreicht sagen zu können, dass man keinen Geschlechtsverkehr mit jemandem hatte, der nicht der eigene Ehepartner ist. Denn jedes sexuelle Verhalten außerhalb des Bundes der Ehe ist Sünde.
    3. Gott gewährt große sexuelle Freiheit in der Ehe (Hebräer 13, 4). Aber die nicht sehr subtile Strategie Satans besteht oft darin, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Sex außerhalb der Ehe zu fördern und Sex in der Ehe zu verhindern.
  4. Dass es jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen: Wir leben anders als die Welt, wenn wir unseren Körper in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz nehmen. Unzucht ist das Gegenteil von Ehrbarkeit, weil sie das Selbst erniedrigt und entwürdigt. Wer seine sexuellen Begierden nicht zügelt, verhält sich nichts anders als ein Tier, indem er jedem Trieb ungehemmt folgt.
    1. Der Ausdruck ‘dass es jeder von euch versteht‘ „signalisiert, dass die gestellte Forderung für jedes einzelne Mitglied der Gemeinde gilt. Für alle gelten die gleichen moralischen Maßstäbe.“ (Hiebert)
    2. Einige interpretieren diesen Abschnitt so, dass das Gefäß, das jeder von ihnen in Besitz nehmen sollte, eine Ehefrau ist, und dass Paulus hier Christen ermutigte, zu heiraten und ihre Sexualität in der Ehe auszuleben, anstatt auf unmoralische Art und Weise. Es scheint jedoch, dass Paulus stattdessen jeden Christen ermutigen wollte, seinen eigenen Körper (Gefäß) in einer Weise in Besitz zu nehmen oder zu behandeln, die Gott ehrt. Sexuelle Unmoral ist eine Sünde gegen den eigenen Leib (1. Korinther 6, 18).
  5. Nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen: Das deutet ganz klar darauf hin, dass das sexuelle Verhalten von Christen anders sein sollte als die vorherrschende Freizügigkeit der Zeit.
    1. „Die Ungläubigen kannten Götter, die die Personifizierung ihrer eigenen Wünsche und Begierden darstellten, aber sie kannten nicht den wahren Gott, den Gott, der selbst heilig ist und die Heiligung seiner Anhänger will.“ (Hiebert)
  6. Dass niemand zu weit geht und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilt: Wenn wir uns sexuell unmoralisch verhalten, gehen wir zu weit und übervorteilen unsere Mitmenschen und betrügen sie auf größere Weise, als wir uns vorstellen können. Der Ehebrecher hintergeht seinen Ehepartner und seine Kinder. Der Unzüchtige betrügt seinen zukünftigen Ehepartner und Kinder sowie den Partner, mit dem er Unzucht begeht.
    1. „Ehebruch ist ein offensichtlicher Verstoß gegen die Rechte eines anderen. Aber Promiskuität (sexuelle Kontakte mit verschiedenen Partnern) vor der Ehe stellt den Raub der Jungfräulichkeit des Gegenübers dar, die in die Ehe eingebracht werden sollte. Der zukünftige Partner dieser Person ist betrogen worden.“ (Morris)
    2. Wiederholt wird in 3. Mose 18 – einem Kapitel, in dem Gott Israel in der Frage der Sexualmoral unterwies – der Gedanke vermittelt, dass man die Nacktheit eines anderen, nicht enthüllen darf, wenn dieser nicht der eigene Ehepartner ist. Der Gedanke dahinter ist, dass die Nacktheit eines Menschen seinem Ehepartner gehört und niemandem sonst. Es ist ein Verstoß gegen Gottes Gesetz, diese Nacktheit jemand anderem zu geben oder zu nehmen.

3. Gründe für das Gebot

1. Thessalonicher 4, 6b-8

1. Thessalonicher 4, 6b-8
denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, wie wir euch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. Deshalb — wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.

  1. Denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge: Dies ist der erste von vier Gründen für die Einhaltung sexueller Reinheit. Wir können darauf vertrauen, dass Gott sexuelle Unmoral strafen wird und dass niemand mit dieser Sünde davonkommt – auch wenn sie unentdeckt bleibt.
  2. Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung: Dies ist der zweite Grund, warum Christen sexuell rein sein sollten – weil wir dazu berufen sind. Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung; deshalb ist sexuelle Unmoral einfach unvereinbar mit dem, was wir in Jesus Christus sind.
    1. Paulus erstellte denselben Gedankengang in 1. Korinther 6, 9-11 und 6, 15-20 und schloss mit dem Gedanken: Darum verherrlicht Gott in eurem Leib und in eurem Geist, die Gott gehören.
  3. Wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott: Der dritte Grund für sexuelle Reinheit ist, dass die Ablehnung von Gottes Ruf zur sexuellen Reinheit nicht die Ablehnung von Menschen, sondern von Gott selbst ist. Unabhängig von den kleinkarierten Versuchen vieler, sexuelle Unmoral zu rationalisieren, verwerfen wir dennoch Gott, wenn wir auf diese Weise sündigen.
    1. Die strengen Anweisungen von Paulus schienen nicht aus einem spezifischen Grund zu erfolgen, etwa weil die Thessalonicher tief in der Sünde steckten. Es wird keine spezifische Sünde erwähnt; es scheint, dass dies eher dazu gedacht war, Sünde zu verhindern, als Sünde zurechtzuweisen, angesichts der niedrigen vorherrschenden Maßstäbe in ihrer Gesellschaft und wegen der verführerischen Anziehungskraft der sexuellen Unmoral.
  4. Der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat: Dies ist der vierte von vier Gründen für sexuelle Reinheit, die in diesem Abschnitt genannt werden. Uns ist der Heilige Geist geschenkt worden, der den bereitwilligen, vertrauensvollen Christen befähigt, sexuelle Sünde zu überwinden. Durch seinen Geist hat Gott uns die Mittel zum Sieg gegeben; wir sind dafür verantwortlich, diese Mittel zu nutzen.

B. Das ruhige Leben im Angesicht Gottes leben

1. Wir sollten ein Leben in zunehmender Liebe führen

1. Thessalonicher 4, 9-10

1. Thessalonicher 4, 9-10
Über die Bruderliebe aber braucht man euch nicht zu schreiben; denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben, und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, dass ihr darin noch mehr zunehmt

  1. Über die Bruderliebe aber braucht man euch nicht zu schreiben: Diese Prinzipien sind so grundlegend, dass Paulus wusste, dass sie für die Christen in Thessalonich offensichtlich waren. Die Thessalonicher wurden von Gott über die Bedeutung der Liebe gelehrt, dennoch müssen wir alle daran erinnert werden.
  2. Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind: Es war nicht so, dass die Thessalonicher ohne Liebe waren; ihre Liebe an allen Brüdern war wohlbekannt, aber sie mussten in ihrer Liebe noch mehr zunehmen.

2. Wir sollten ein Leben geprägt von Arbeit führen

1. Thessalonicher 4, 11

1. Thessalonicher 4, 11
und eure Ehre darin sucht, ein stilles Leben zu führen, eure eigenen Angelegenheiten zu besorgen und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir es euch geboten haben,

  1. Und eure Ehre darin sucht, ein stilles Leben zu führen: Das bedeutet, dass wir ein Bestreben oder einen Ehrgeiz im Leben haben sollen, und dass wir unsere Ehre darin suchen sollten, ein ruhiges Leben zu führen.
    1. Ehre suchen hat den Gedanken von Ehrgeiz oder Zielstrebigkeit und wird auf diese Weise in mehreren Versionen der Bibel übersetzt. Ruhe hat den Gedanken von Frieden, Stille, Erholung und Zufriedenheit.
    2. Ein stilles Leben widerspricht der äußerst erfolgreichen modernen Anziehungskraft von Vergnügen und Unterhaltung. Diese Sucht nach Unterhaltung und Vergnügen ist sowohl geistlich als auch kulturell schädlich. Man könnte sagen, dass Vergnügen und Unterhaltung für viele Menschen heute wie eine Religion sind.
      1. Diese Religion hat einen Gott: Das Selbst.
      2. Diese Religion hat Priester: Berühmtheiten.
      3. Diese Religion hat einen Propheten: Immerwährende Unterhaltung.
      4. Diese Religion hat Schriften: Klatschblätter und Unterhaltung, Nachrichten und Informationsprogramme.
      5. Diese Religion hat Kultstätten: Vergnügungsparks, Theater, Konzerthallen, Sportstadien; und wir könnten sagen, dass jeder Fernseher und Internetanschluss eine kleine Kapelle sind.
    3. Die Religion des Vergnügens und der Unterhaltung verführt die Menschen dazu, ihr Leben für eine Sache zu leben – den Nervenkitzel des Augenblicks. Aber dieser Nervenkitzel ist schnell vorbei und vergessen, und alles, was wichtig ist, ist das nächste, was Spaß macht. Diese Religion verpflichtet ihre Anhänger nur eine Frage zu stellen: ‚Macht es Spaß?‘ Sie will nie, dass wir wichtigere Fragen stellen wie: ‚Ist es wahr?‘, ‚Ist es richtig?‘, ‚Ist es gut?‘ oder ‚Ist es gottgefällig?‘.
    4. Wir müssen ein stilles Leben führen, damit wir Zeit haben Gott unsere Aufmerksamkeit zu schenken und ihm zuhören zu können. Wenn wir ein stilles Leben führen, können wir Gott hören und ihn besser kennen lernen.
  2. Eure eigenen Angelegenheiten zu besorgen: Das bedeutet, dass ein Christ sich auf sein eigenes Leben und seine eigenen Angelegenheiten konzentrieren soll, anstatt sich in das Leben anderer einzumischen. „Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!“ ist ein biblischer Gedanke.
    1. „Es besteht ein großer Unterschied zwischen der christlichen Pflicht, die Interessen der anderen an die erste Stelle zu setzen, und dem zwanghaften Drang von Wichtigtuern, andere Menschen zurechtzuweisen.“ (Bruce)
    2. „Paulus meint aber nicht, dass sich jeder Einzelne um seine eigenen Angelegenheiten kümmern soll, sodass alle getrennt voneinander leben sollen und sich nicht um andere kümmern. Er will stattdessen einfach die nutzlose Belanglosigkeit korrigieren, die die Menschen zu unverhohlenen Unruhestiftern macht, während sie doch zu Hause ein ruhiges Leben führen sollten.“ (Clarke)
  3. Mit euren eigenen Händen zu arbeiten: Wir müssen die Würde und Ehre zu arbeiten anerkennen. Arbeit ist Gottes Plan für den Fortschritt von Gesellschaft und Kirche. Wir fallen in die Schlinge Satans, wenn wir erwarten, dass die Dinge immer einfach sein werden, oder wenn wir Gottes Segen als eine Gelegenheit für Faulheit betrachten.
    1. Körperliche Arbeit wurde von der antiken griechischen Kultur verachtet. Sie dachten, je besser ein Mensch sei, desto weniger sollte er arbeiten. Im Gegensatz dazu gab Gott uns einen Zimmermann als König, Fischer als Apostel und Zeltmacher als Missionare.
    2. „Es gibt nichts Schändlicheres als einen untätigen Taugenichts, der weder sich selbst noch anderen nützt und anscheinend nur zum Essen und Trinken geboren ist.“ (Clarke)

3. Wir sollten ein Leben führen, welches als Vorbild gilt und dem nichts fehlt

1. Thessalonicher 4, 12

1. Thessalonicher 4, 12
damit ihr anständig wandelt gegenüber denen außerhalb [der Gemeinde] und niemand nötig habt.

  1. Damit ihr anständig wandelt gegenüber denen außerhalb [der Gemeinde]: Wenn wir die Liebe unserer Brüder mit Arbeit verbinden, wandeln wir anständig. Menschen, die noch keine Christen sind (denen außerhalb), werden unser Beispiel sehen und dadurch beeinflusst werden, Nachfolger von Jesus zu werden.
    1. Hiebert zu anständig: „Bedeutet: ‚in guter Form, ansehnlich, in ehrenhafter Weise, so dass kein Anstoß erregt wird‘. Gläubigen kann die Wirkung, die ihr Beispiel erzeugt, niemals egal sein.“
  2. Und niemand nötig habt: Paulus vollendet den Gedanken, den er in 1. Thessalonicher 3, 10 begonnen hat (dass wir euer Angesicht sehen und das ergänzen dürfen, was an eurem Glauben noch mangelt). Wenn sie seiner Lehre und seinem Beispiel folgen würden, würden sie nichts nötig haben und sie kämen in den Zustand echter christlicher Reife.

C. In Bezug auf verstorbene Christen

1. Die gläubigen Toten werden als ‚schlafend‘ betrachtet

1. Thessalonicher 4, 13

1. Thessalonicher 4, 13
Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben.

  1. Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen: In den wenigen Wochen, die Paulus bei den Thessalonichern war, betonte er die baldige Wiederkunft Jesu, und die Thessalonicher glaubten ernsthaft daran. Das war mit ein Grund dafür, dass sie die Art von Gemeinde waren, die Paulus so sehr lobte. Doch, nachdem Paulus gegangen war, wunderten sie sich über die Christen, die starben, bevor Jesus zurückkam. Sie waren beunruhigt von der Vorstellung, dass diese Christen dieses große zukünftige Ereignis und den Sieg und den Segen der Wiederkunft Jesu verpassen könnten.
    1. Es ist interessant festzustellen, dass Paulus die Christen viermal in seinen Briefen auffordert, über folgendes nicht in Unwissenheit zu sein:
      1. Seid nicht unwissend über Gottes Plan für Israel (Römer 11, 25).
      2. Seid nicht unwissend über geistliche Gaben (1. Korinther 12, 1).
      3. Seid nicht unwissend über Leiden und Prüfungen im christlichen Leben (2. Korinther 1, 8).
      4. Seid nicht unwissend über die Entrückung und das zweite Kommen Jesu (1. Thessalonicher 4, 13).
    2. Bemerkenswert ist, dass dies Bereiche sind, in denen Unwissenheit in der christlichen Welt noch immer weit verbreitet ist.
  2. Über die Entschlafenen: Schlaf war in der Antike eine gebräuchliche Ausdrucksform des Todes, aber unter Heiden wurde er fast immer als ewiger Schlaf angesehen.
    1. Die antiken Schriften sind voll von Pessimismus in Bezug auf den Tod:
      1. „Für einen Mann, der einmal tot ist, gibt es keine Auferstehung.“ (Aischylos)
      2. „Die Lebenden haben Hoffnungen, die Toten sind ohne Hoffnung.“ (Theokrit)
      3. „Die Sonnen mögen unter- und wieder aufgehen, aber wir müssen, wenn unser kurzes Licht einmal untergeht, eine endlose Nacht schlafen.“ (Catullus)
    2. Christen nannten den Tod Schlaf, aber sie betonten den Gedanken der Ruhe. Die frühen Christen begannen, ihre Begräbnisstätten ‚Friedhöfe‘ zu nennen, was soviel meint wie ‚Schlafsäle‘ oder ‚Schlafplätze‘. Doch die Bibel beschreibt den Tod der Ungläubigen nie als Schlaf, denn im Tod gibt es für sie keine Ruhe, keinen Frieden und keinen Trost.
    3. Obwohl Paulus Redewendungen gebrauchte, die zu seiner Zeit gebräuchlich waren, indem er den Tod als Schlaf bezeichnete, untermauert dies nicht die irrtümliche Vorstellung vom Seelenschlaf – dass die gegenwärtigen Toten in Christus in einem Zustand des Scheintodes sind und auf eine Auferstehung zum Bewusstsein warten. „Nachdem das Scheiden von dieser Welt im Tod, um ‚bei Christus zu sein‘, von Paulus als ‚sehr viel besser‘ beschrieben wird (Philipper 1, 23) als der gegenwärtige Zustand gesegneter Gemeinschaft mit dem Herrn und gesegneter Tätigkeit in seinem Dienst, ist es offensichtlich, dass mit ‚Schlaf‘, wie in Bezug auf Gläubige verwendet, nicht die Lehre gemeint sein kann, dass die Seele bewusstlos ist.“ (Hiebert)
  3. Damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben: Für Christen ist der Tod gestorben. Den Körper zu verlassen ist, als würde man sich für ein Nickerchen hinlegen und in Herrlichkeit erwachen. Er ist eine Fortbewegung, kein Sterben. Aus diesen Gründen sollten Christen nicht traurig sein wie die anderen, die keine Hoffnung haben, wenn ihre geliebten Menschen in Jesus sterben.
    1. Als Christen können wir den Tod anderer Christen betrauern; aber nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Unser Kummer ist wie die Traurigkeit, jemanden auf eine lange Reise zu verabschieden und zu wissen, dass man ihn wieder sehen wird, wenn auch nicht nach kurzer Zeit.

2. Es besteht absolute Gewissheit, dass verstorbene Christen noch leben

1. Thessalonicher 4, 14

1. Thessalonicher 4, 14
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen.

  1. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen: Wir haben mehr als nur eine Wunschvorstellung von der Auferstehung. In der Auferstehung Jesu haben wir ein erstaunliches Beispiel dafür und eine Verheißung für uns selbst.
    1. Für die thessalonischen Christen war die Aussage „so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen“ eine Antwort auf ihre besorgten Gemüter. „Es ist am besten, die Worte so zu verstehen, dass Jesus die gläubigen Entschlafenen mit sich bringen wird, wenn er wiederkommt. Ihr Tod bedeutet nicht, dass sie ihren Anteil an der Wiederkunft Jesu Christi verpassen werden.“ (Morris)
  2. Dass Jesus gestorben … ist: Als Paulus über den Tod der Gläubigen schrieb, nannte er sie die Entschlafenen. Aber seine Beschreibung des Todes Jesu hat er nicht dadurch abgemildert, ihn als Entschlafenen zu bezeichnen, denn an Jesu Tod war nichts Sanftes oder Friedliches.
    1. „Er ertrug das Schlimmste, was der Tod nur sein kann … Weil der Grauen des Todes für Ihn nicht gemildert wurde, gibt es für sein Volk keinen grauenvollen Tod. Für sie ist der Tod nur ein Schlaf.“ (Morris)
  3. Wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist: Dies war der zuversichtliche Glaube des Apostels Paulus und der frühen Christen. Wir werden mit Sicherheit leben, denn Jesus lebt und unsere Verbundenheit mit ihm ist stärker als der Tod. Deshalb trauern wir nicht wie diejenigen, die keine Hoffnung haben, und deshalb haben wir mehr als eine vergebliche Hoffnung.
    1. Wenn ein Sünder stirbt, trauern wir um ihn. Wenn ein Gläubiger stirbt, trauern wir nur um unser selbst willen, weil er beim Herrn ist.
    2. In den Ruinen des alten Rom kann man die prächtigen Gräber von Heiden mit düsteren Inschriften sehen. Eine von ihnen lautet:
      ich war nicht
      ich wurde
      ich bin nicht
      ist mir egal
      Oder man kann die düsteren Katakomben besuchen und glorreiche Inschriften lesen. Eine der häufigsten christlichen Grabinschriften aus den Katakomben lautet In Frieden und zitiert Psalm 4, 9: Ich werde mich in Frieden niederlegen und schlafen; denn du allein, HERR, lässt mich sicher wohnen. Wir sollten den Tod genauso betrachten, wie es die frühen Christen taten.
    3. Leider haben nicht alle Christen dieses Vertrauen und diesen Frieden. Selbst Christen haben im Unglauben die gleiche Angst und Hoffnungslosigkeit vor dem Tod gehabt. Diese unchristliche Verzweiflung wird auch in einer Inschrift widergespiegelt, die der Autor auf einem irischen Grabstein auf einem christlichen Friedhof auf dem Hill of Slane, außerhalb von Dublin, las:
      O grausamer Tod, du kannst dich wohl rühmen
      Von allen Tyrannen bist du der Größte
      Da du alle Sterblichen beherrschen kannst
      Der Herr sei meiner Seele gnädig
      (1782)

3. Die Entschlafenen in Jesus sind nicht benachteiligt

1. Thessalonicher 4, 15-16

1. Thessalonicher 4, 15-16
Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.

  1. In einem Wort des Herrn: Paulus betonte, dass dies ein Gebot von Autorität war. Wir wissen allerdings nicht, ob Paulus es durch direkte Offenbarung erhalten hat oder ob es ein Ausspruch von Jesus war, der nicht aufgezeichnet worden ist. So oder so, es kam von Jesus und stammte nicht von Paulus selbst.
    1. „Nirgendwo spricht der Apostel selbstbewusster und positiver von seiner Inspiration als hier; und wir sollten uns darauf vorbereiten, eine bedeutsame und interessante Wahrheit zu empfangen.“ (Clarke)
  2. Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen: Paulus wollte, dass die Thessalonicher wissen, dass die Entschlafenen – Christen, die vor der Wiederkunft Jesu gestorben sind – nicht im Nachteil sein werden. Diejenigen, die leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrig bleiben, werden nicht zuvorkommen. Gott wird den Entschlafenen erlauben an der Herrlichkeit der Wiederkunft des Herrn teilzuhaben.
    1. „Die Lebenden werden keinen Vorteil gegenüber den Entschlafenen haben; sie werden dem wiederkommenden Christus nicht vor den Toten begegnen, und sie werden auch keinen Vorrang in der Seligkeit seines Kommens haben.“ (Hiebert)
    2. Wir, die wir leben bedeutet, dass Paulus selbst diese Erwartung teilte. Nicht etwa, weil Paulus zu Lebzeiten eine fälschliche Verheißung der Wiederkunft Jesu hatte. „Plausibler ist die Auflösung, die davon ausgeht, dass Paulus allen Gemeinden jeglichen Zeitalters ein Vorbild für die Erwartung liefert. Angemessene christliche Erwartung schließt die unmittelbare Wiederkunft Christi ein.“ (Thomas)
  3. Denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht … vom Himmel herabkommen: Wenn Jesus kommt, wird er persönlich kommen. Der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen und er wird kommen, wenn der Befehl ergeht. Das altgriechische Wort, welches hier mit Befehl übersetzt ist, ist dasselbe Wort, das für die Kommandos verwendet wird, die ein Schiffskapitän seinen Ruderern gibt, oder für einen Kommandanten, der seine Soldaten befehligt. „Darin liegt immer der Klang von Autorität und die Betonung der Dringlichkeit.“ (Morris)
    1. Offenbar wird es ein hörbares Signal geben, das dieses bemerkenswerte Ereignis auslöst. Es kann sein, dass sich alle drei Beschreibungen (Befehl, Stimme und Posaune) auf den gleichen Klang beziehen; oder es kann drei verschiedene Klänge geben. Die Entrückung wird nicht still oder geheim sein, auch wenn die überwiegende Mehrheit der Menschen den Klang oder seine Bedeutung vielleicht nicht versteht.
    2. Als Paulus auf der Straße nach Damaskus die himmlische Stimme hörte (Apostelgeschichte 9, 7; 22, 9), hörten seine Gefährten den Klang einer Stimme, aber sie hörten keine verständlichen Worte. Sie hörten einen Klang, aber sie verstanden seine Bedeutung nicht. Es kann gut sein, dass der Klang von Befehl/Stimme/Posaune, der die Entrückung begleitet, die gleiche Wirkung hat. Es kann sein, dass die ganze Welt diesen himmlischen Klang hört, aber keine Ahnung hat, welche Bedeutung er hat.
  4. Und die Stimme des Erzengels: Das bedeutet nicht, dass der Herr selbst ein Erzengel ist. Der Einzige, der in der Bibel als Erzengel beschrieben wird, ist Michael (Judas 1, 9). Paulus meint, dass Jesus, wenn er kommt, in der Gesellschaft von prominenten Engeln kommen wird.
    1. Die Stimme des Erzengels bedeutet, dass Paulus keinen bestimmten Erzengel bezeichnete. „Es ist sogar möglich, dass er nicht davon ausgeht, dass der Erzengel tatsächlich etwas sagen wird, sondern einfach, dass die Stimme, die geäußert wird, eine sehr bedeutende Stimme sein wird, eine Stimme wie von einem Erzengel.“ (Morris)
  5. Und die Posaune Gottes erschallt: Die Gläubigen werden mit der Posaune Gottes versammelt. Im Alten Testament schlugen Posaunen bei Krieg Alarm und versetzten den Feind in Panik, im Sinne der sieben Posaunen, die in 4. Mose 10, 9 und Offenbarung 8 und 9 beschrieben sind. Trompeten läuteten auch eine Zusammenkunft des Volkes Gottes ein, wie in 3. Mose 23, 24 und 4. Mose 10, 2 beschrieben. Hier versammelt die Posaune Gottes das Volk Gottes.
    1. „Durch den Schall der Posaune wurden die feierlichen Versammlungen unter dem Gesetz einberufen; und auf solche Einberufungen scheint hier eine Anspielung zu sein.“ (Clarke)
    2. Es gibt drei weitere Assoziationen von Posaunen und Endzeitereignissen. Eine davon ist die letzte Posaune aus 1. Korinther 15, 52, die eindeutig mit der besagten Posaune aus 1. Thessalonicher 4 zusammenzuhängen scheint. Die anderen sind die sieben Posaunen, die in Offenbarung 11, 15 ihren Höhepunkt erreichen, sowie die Posaune, die die Auserwählten Israels am Ende des Weltzeitalters in Matthäus 24, 31 versammelt.
    3. Hiebert vergleicht die Posaune von 1. Thessalonicher 4 und die siebte Posaune aus Offenbarung 11, 15: „Die Thematik ist unterschiedlich: hier ist es die Gemeinde; dort eine böse Welt. Die Ergebnisse sind unterschiedlich: hier ist es die herrliche Entrückung der Gemeinde, um beim Herrn zu sein; dort ist es ein weiteres Gericht über eine gottlose Welt. Hier signalisiert ‚die letzte Posaune‘ das Ende des Lebens der Gemeinde auf der Erde; dort markiert die ‚siebte‘ Posaune einen Höhepunkt in einer fortschreitenden Serie von apokalyptischen Urteilen über die auf der Erde Lebenden.“
    4. Was die Posaune aus 1. Thessalonicher 4 und die in Matthäus 24, 31 erwähnte Posaune betrifft, können wir auch beobachten:
      1. Die Thematik ist unterschiedlich: das Matthäusevangelium bezieht sich auf jüdische Gläubige während der großen Drangsal; der Brief an die Thessalonicher bezieht sich auf die Gemeinde.
      2. Die Umstände sind anders: das Matthäusevangelium bezieht sich auf eine Sammlung der Auserwählten, die über die Erde verstreut sind, ohne eine Auferstehung zu erwähnen; der Brief an die Thessalonicher bezieht sich auf die Auferweckung der gläubigen Toten.
      3. Die Ergebnisse sind unterschiedlich: das Matthäusevangelium bezieht sich auf lebende Gläubige, die auf Befehl ihres Herrn, der in offener Herrlichkeit auf die Erde zurückgekehrt ist, sich von überall versammeln; der Brief an die Thessalonicher bezieht sich auf die Vereinigung der auferweckten Toten mit den lebenden Gläubigen, um dem Herrn in der Höhe zu begegnen.
  6. Und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen: Was Paulus den Thessalonichern sagen will, ist klar. Die früher in Christus Verstorbenen werden weder bei der Auferstehung noch bei der Wiederkunft Jesu außen vor bleiben. Tatsächlich werden sie es zuerst erfahren.
    1. „Erst nachdem die gläubigen Verstorbenen ihren Platz beim Herrn eingenommen haben, werden die Heiligen auf der Erde entrückt, um bei ihm zu sein, oder genauer gesagt, um bei ihnen zu sein und ihm zu begegnen.“ (Morris)
    2. „‘Die Reihenfolge der Auferstehung‘, sagt er, ‚wird mit ihnen beginnen. Deshalb werden wir nicht ohne sie auferstehen.‘“ (Calvin)
  7. Werden zuerst auferstehen: Viele fragen sich, wie die Toten in Christus zuerst auferstehen werden. Einige glauben, dass sie jetzt einen vorübergehenden Leib haben und auf diese Auferstehung warten. Andere glauben, dass sie jetzt körperlose Seelen sind, die auf die Auferstehung warten. Wieder andere vermuten, dass die Toten in Christus ihre Auferstehung sofort erleben.
    1. Gemäß Gottes ewigem Plan wird ein Tag kommen, an dem die Toten in Christus ihren Auferstehungsleib erhalten werden. Doch bis zu diesem Tag, davon sind wir überzeugt, befinden sich die Toten in Christus nicht in einer Art Seelenschlaf oder Scheintod. Paulus machte deutlich, dass aus dem Leib auszuwandern bedeutet, daheim zu sein bei dem Herrn (2. Korinther 5, 8). Entweder sind die gegenwärtigen Toten in Christus in einem geistlichen Leib beim Herrn und warten auf ihren endgültigen Auferstehungsleib; oder sie haben aufgrund der Natur der zeitlosen Ewigkeit ihren Auferstehungsleib bereits erhalten, weil sie im ewigen Jetzt leben.
    2. Wie auch immer Gott es tun wird, wir sind überzeugt, dass seine Verheißung wahr ist. „Auch wenn die Gebeine in die vier Winde des Himmels zerstreut sein mögen, so werden sie doch auf den Ruf Gottes des Herrn hin wieder zusammenkommen, Knochen an Knochen … Wir zweifeln nicht daran, dass Gott den Staub der kostbaren Söhne und Töchter Zions behüten wird.“ (Spurgeon)

4. Jesus kommt, um seiner Gemeinde zu begegnen

1. Thessalonicher 4, 17

1. Thessalonicher 4, 17
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.

  1. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden: Diejenigen, die bis zu dieser Wiederkunft Jesu leben und verbleiben, werden entrückt, um Jesus in der Luft zu begegnen, zusammen mit den Toten in Jesus, die bereits auferstanden sind.
    1. Das verwendete Verb, das mit entrückt übersetzt wird, bedeutet so viel wie ergreifen oder gewaltsam wegtragen. „Es beinhaltet oft die Vorstellung eines plötzlichen Überfalls sowie die einer Kraft, der man nicht widerstehen kann.“ (Morris) Im Altgriechischen wurde der Ausdruck Begegnung als Fachausdruck verwendet, um die offizielle Begrüßung von Ehrengästen zu beschreiben.
    2. Diese Passage ist die Grundlage für die neutestamentliche Lehre der Entrückung der Gläubigen, um bei Jesus zu sein. Das Wort Entrückung kommt nicht aus dem altgriechischen Text, sondern aus der lateinischen Vulgata, die den Ausdruck entrückt mit rapturus übersetzt, von dem sich das englische Wort rapture (Entrückung) ableitet.
    3. Die Aussage des Paulus, inspiriert durch den Heiligen Geist, ist sowohl dramatisch als auch fantastisch. Er spricht von Christen, die aufwärts fliegen, in die Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft. Wir würden das nicht glauben, wenn uns die Bibel nicht sagen würde, dass es so ist. Genauso wenig wie wir glauben würden, dass Gott ein Baby wurde, er Wunder tat, er am Kreuz starb und er nun in uns lebt.
    4. Die Sprache des Paulus ist hier so geradlinig und frei von bildlicher Sprache, dass seine Absicht nicht zu übersehen ist. „Die Erklärungen des Apostels hier sind im praktischen Ton strenger Sachlichkeit gehalten und werden als wörtliche Einzelheiten dargestellt … An keiner anderen Stelle war die Analogie der symbolischen apokalyptischen Sprache weniger übertragbar. Entweder müssen wir diese Details als eine Sache der praktischen Erwartung annehmen, oder wir müssen den Apostel ablehnen, der göttliche Vollmacht besitzt die Gemeinde zu lehren.“ (Alford)
  2. Zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft: Die klare Sprache des Paulus lässt keinen Zweifel an der Gewissheit dieses Ereignisses. Doch der Zeitpunkt dieses Ereignisses in der Chronologie des prophetischen Plans Gottes ist ein unter Christen heftig diskutiertes Thema.
    1. Viele Christen – wenn auch sicherlich nicht alle – glauben, dass die Bibel lehrt, dass es vor der Schlacht von Harmageddon und der triumphalen Wiederkunft Jesu eine wichtige siebenjährige Epoche geben wird. Die Debatte darüber, wie sich diese Entrückung gestaltet, konzentriert sich auf die Frage, wo sie sich in Bezug auf diese letzte siebenjährige Epoche einfügt. Mit Bezug auf Matthäus 24, 21 ist sie auch allgemein als die große Drangsal bekannt.
      1. Die Verfechter der vorzeitigen Entrückung vor der großen Drangsal glauben, dass die Gläubigen vor den letzten sieben Jahren entrückt werden.
      2. Die Verfechter der Entrückung während der großen Drangsal glauben, dass die Gläubigen in der Mitte dieser letzten sieben Jahre entrückt werden.
      3. Die Verfechter der Entrückung vor dem Zorngericht Gottes glauben, dass die Gläubigen irgendwann in der zweiten Hälfte der letzten sieben Jahren entrückt werden.
      4. Die Verfechter der Entrückung nach der großen Drangsal glauben, dass die Gläubigen am Ende der letzten sieben Jahren entrückt werden.
    2. Die Verfechter dieser verschiedenen Auffassungen glauben jeweils, dass ihre Ansicht biblisch ist, und diese unterschiedlichen Positionierungen sollten keine Spaltung innerhalb der christlichen Gemeinschaft bilden. Dennoch ist der Autor der Meinung, dass Entrückung vor der großen Drangsal biblisch korrekt ist. Auch andere Hinweise auf die Wiederkunft Jesu in 1. und 2. Thessalonicher unterstützen dieses Verständnis:
      1. 1. Thessalonicher 1, 10 berichtet von Gläubigen, die auf die Wiederkunft Jesu warten. Die klare Implikation ist, dass sie Hoffnung auf seine baldige Rückkehr hatten, nicht die Erwartung einer bevorstehenden großen Drangsal.
      2. In 1. Thessalonicher 4, 13-18 versichert Paulus uns, dass jene Gläubigen, die gestorben sind, gleichberechtigt mit den Lebenden an den Ereignissen der Entrückung und der Auferstehung teilhaben würden, und antwortet damit auf ihre Befürchtung, dass die Toten in Christus irgendwie im Nachteil wären. Aber wenn Paulus glaubte, dass Christen durch die große Drangsal gehen würden, würde er die Toten in Christus als glücklicher bezeichnen als die lebenden Christen, die sehr wohl die große Drangsal ertragen müssen. Es wäre für Paulus logisch gewesen die Thessalonicher mit dem Gedanken zu trösten, dass die Toten in Jesus besser dran sind, weil sie die große Drangsal nicht erleben müssen.
      3. 2. Thessalonicher 1, 3-10 tröstet Christen, die Not erleiden, durch das Versprechen einer kommenden Ruhe, während ihre Verfolger dem sicheren Gericht gegenüberstehen werden. Aber wenn Paulus wusste, dass die Gemeinde dazu bestimmt war, durch die große Drangsal zu gehen, wäre es für ihn angemessener gewesen, diese Christen vor schlimmeren Anfechtungen und Leiden zu warnen, anstatt das Versprechen einer kommenden Ruhe zu geben.
  3. Und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit: Die Art und Weise, wie Jesus uns zu sich holen wird, ist beeindruckend. Aber der entscheidende Punkt ist, dass egal wie der Zustand der Christen (tot oder lebend) bei der Ankunft des Herrn sein mag, sie bei dem Herrn sein werden allezeit. Das ist der große Lohn des Himmels – bei Jesus zu sein. Der Tod kann unsere Einheit mit Jesus oder mit anderen Christen nicht zerbrechen.
    1. So werden wir bei dem Herrn sein allezeit ist eine wichtige Wahrheit mit vielen Auswirkungen.
      1. Sie impliziert Fortsetzung, weil sie davon ausgeht, dass du bereits bei dem Herrn bist.
      2. Sie impliziert Hoffnung für die Sterbenden, denn im Tod werden wir weiterhin bei dem Herrn sein.
      3. Sie impliziert zukünftige Sicherheit, denn nach dem Tod sind wir bei dem Herrn.
      4. Sie bedeutet Fortschritt, weil wir eines Tages allezeit beim Herrn sein werden.
    2. „Wir werden so bei ihm sein, dass keine Sünde unsere Sicht auf ihn trüben kann: der Verstand wird von allen Verletzungen, die die Sünde in ihm angerichtet hat, befreit werden, und wir werden ihn erkennen, wie wir erkannt
      werden.“ (Spurgeon)

5. Die Ermahnung: tröstet euch gegenseitig

1. Thessalonicher 4, 18

1. Thessalonicher 4, 18
So tröstet nun einander mit diesen Worten!

  1. So tröstet nun einander: Paulus forderte sie nicht auf, Trost zu nehmen, sondern Trost zu spenden. So wie Gott wirkt, erhalten wir immer Trost, wenn wir ihn spenden.
    1. „Paulus versucht nicht selbst, seine Adressaten zu trösten oder zu ermutigen, sondern er fordert sie vielmehr dazu auf, ‚einander‘ aktiv zu trösten oder zu ermutigen. Der vorliegende Imperativ legt ihnen die ständige Verpflichtung auf, dies zu tun, sowohl im privaten Gespräch als auch in den öffentlichen Gottesdiensten.“ (Hiebert)
  2. Mit diesen Worten: Die Wahrheit über die Wiederkunft Jesu für sein Volk und die ewige Vereinigung von Jesus und seinem Volk soll eine Quelle des Trostes für Christen sein.
    1. Diese abschließende Aussage des Paulus macht nur dann Sinn, wenn die Entrückung in den vorherigen Versen die Christen tatsächlich aus einer drohenden Gefahr befreit. Wenn die Entrückung die Menschheit nur zum Gericht vor Gott bringt, dann findet sich in diesen Worten wenig Trost.
    2. Dies wurde auch von Adam Clarke so aufgefasst: „Seltsamer Spruch! Tröste einen Menschen mit der Information, dass er vor dem Gerichtssaal Gottes erscheinen wird! Wer kann bei diesen Worten Trost empfinden?“

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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