1. Timotheus 2 – Anweisungen für den öffentlichen Gottesdienst

A. Öffentliches Gebet

1. Betet für alle Menschen

1. Timotheus 2, 1

1. Timotheus 2, 1
So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen.

  1. Vor allen Dingen: Dies bezieht sich nicht auf die Zeit; es bezieht sich auf die Wichtigkeit. Was als nächstes aufgeführt wird, ist in Paulus’ Herz und Verstand von erster Bedeutung. Der folgende breitere Kontext, den Paulus darstellt, behandelt öffentliche Anbetung unter Christen, daher beginnt an dieser Stelle eine Reihe von Anweisungen für diese Treffen.
    1. White übersetzt den Gedanken wie folgt: „Lassen Sie mich zunächst daran erinnern, dass die öffentlichen Gebete der Kirche ausdrücklich für alle Menschen, vom Kaiser an abwärts, gesprochen werden müssen.“
  2. Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen: Diese Begriffe beschreiben die vielfältigen Arten unserer Kommunikation mit Gott. Dies sind die Formen des Gebets, die angeboten werden sollten, wenn das Volk Gottes zusammenkommt.
    1. Eine Bitte bedeutet ganz einfach, um etwas zu bitten. Ein Gebet sollte niemals nur eine Bitte sein, sondern es sollte im kühnen Vertrauen auf das Wort Gottes gebetet werden.
    2. Gebete ist ein weit gefasster Begriff, der sich auf jegliche Kommunikation mit dem Herrn bezieht.
    3. Fürbitten beziehen sich auf die Bitten, die wir im Namen anderer stellen. Während wir beten, sollte es Zeit geben, in der die Bedürfnisse anderer einen Platz in unserem Gebet vor Gottes Thron finden.
    4. Danksagung ist ein wesentlicher Teil unseres Weges mit Gott. Denjenigen, denen in ihrem Leben ein grundlegendes Gefühl der Dankbarkeit fehlt, fehlt eine grundlegende christliche Tugend.
  3. Alle Menschen: Das sagt uns, für wen wir mit diesen verschiedenen Gebetsformen beten sollen. Der Grundgedanke ist, dass alle Menschen Gebet brauchen. Du hast noch keine Person getroffen, für die du nicht beten kannst oder sollst.
    1. Den meisten Christen fällt es leicht, für ihre Familie, Freunde und Angehörigen zu beten, aber damit sollte es nicht enden. Wir sollten auch für unsere Feinde beten und für diejenigen, mit denen wir Konflikte haben. Wir sollten für diejenigen beten, die uns ärgern, und für diejenigen, die gegen uns zu sein scheinen. Jeder von ihnen fällt in die Kategorie aller Menschen.
    2. Für alle Menschen zu beten, bedeutet auch, evangelistisch zu beten. Wir sollten für unsere Freunde beten, die Jesus kennen lernen müssen, für unsere Kollegen und für andere, mit denen wir regelmäßigen Kontakt haben.
    3. Für alle Menschen zu beten bedeutet auch, für deine Pastoren zu beten, für deine Kirche zu beten und für andere Organisationen oder Dienste, die du kennst und liebst.
  4. Danksagungen darbringe für alle Menschen: Wir können etwas finden, wofür wir Gott in Bezug auf alle Menschen danken können. Selbst diejenigen, die uns verfolgen und gegen uns sind, haben einen Platz im übergreifenden Plan Gottes.

2. Betet für die Autoritäten

1. Timotheus 2, 2

1. Timotheus 2, 2
Für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit.

  1. Für Könige und alle, die in hoher Stellung sind: Die frühen Christen wurden oft beschuldigt, den Staat zu untergraben, weil sie einen höheren Herrn als Caesar beanspruchten. Dennoch wiesen sie darauf hin, dass sie den Staat unterstützten, indem sie gute Bürger waren und für den Kaiser beteten, nicht zu ihm.
    1. Im vorhergehenden Vers sagte Paulus, dass wir für alle Menschen danken sollen, und hier verbindet er den Gedanken nun mit denen, die über uns Autorität haben. Wir sollten für diejenigen danken, die in Autorität stehen, weil Gott die Regierung in der Gesellschaft dazu bestimmt hat, die Ordnung aufrechtzuerhalten (Römer 13, 1-7).
    2. Ein Schriftsteller der frühen Kirche, Tertullian, erklärte: „Wir beten für alle Kaiser, dass Gott ihnen ein langes Leben, eine sichere Regierung, eine wohlhabende Familie, kräftige Truppen, einen treuen Senat, ein gehorsames Volk gewährt; dass die ganze Welt in Frieden sein möge; und dass Gott sowohl Caesar als auch jedem Menschen die Erfüllung ihrer gerechten Wünsche gewährt“ (Clarke).
  2. Damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit: Wir sollten für eine Regierung und Herrscher beten, die uns als Christen in Ruhe leben lassen.
    1. Christen sollen von der Regierung keine besonderen Gefälligkeiten erwarten. Unser Ziel sind gleiche Wettbewerbsbedingungen, die nicht durch staatliche Interventionen eingeschränkt werden.
    2. Zu der Zeit, als Paulus dies schrieb, war das Christentum im Römischen Reich noch keine illegale Religion und wurde immer noch als ein Zweig des Judentums betrachtet. Daher war es naheliegend zu glauben, dass die römische Regierung die Christen in Ruhe ihren Glauben leben lassen würde.

3. Das Ziel des Gebets für alle Menschen: Dass sie gerettet werden

1. Timotheus 2, 3-4

1. Timotheus 2, 3-4
Denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

  1. Welcher will, dass alle Menschen gerettet werden: Das Gebet für die Autoritäten sollte immer einen missionarischen Zweck haben. Unser eigentliches Ziel ist, dass sie unter die Autorität Jesu kommen und Entscheidungen treffen, die dem Evangelium freien Lauf lassen und es verherrlichen.
  2. Welcher will, dass alle Menschen gerettet werden: Auf menschlicher Ebene können wir mit Sicherheit sagen, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Es gibt niemanden mit so hoher Autorität, dass er nicht die Erlösung in Jesus braucht.
    1. Aus göttlicher Sicht verstehen wir jedoch, dass es einen Sinn gibt, demzufolge wir nicht sagen können, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden – sonst wären entweder alle Menschen automatisch gerettet, oder Gott hätte im Evangelium keine Möglichkeit einer menschlichen Antwort darauf platziert.
    2. Gottes Wunsch, dass alle Menschen gerettet werden, ist bedingt durch seinen Wunsch nach einer echten Antwort der Menschen. Er wird seinen Wunsch, alle Menschen zu retten, nicht zu Lasten davon erfüllen, dass er Menschen als Roboter erschafft, die ihn verehren einfach weil sie dazu programmiert wurden.
  3. Welcher will, dass alle Menschen gerettet werden: Weil dies (aus menschlicher Sicht) wahr ist, muss das Evangelium daher allen vorbehaltlos unterbreitet werden. Jede Vorstellung, die Evangelisation auf die Auserwählten zu beschränken, ist absurd.
  4. Dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen: Die Erlösung ist eindeutig damit verbunden, zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen. Man kann nicht gerettet werden, wenn man nicht wenigstens ein wenig versteht, wer Jesus ist und was er getan hat, um uns zu retten.

4. Wie alle Menschen gerettet werden müssen

1. Timotheus 2, 5-7

1. Timotheus 2, 5-7
Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. [Das ist] das Zeugnis zur rechten Zeit, für das ich eingesetzt wurde als Verkündiger und Apostel – ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht –, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.

  1. Ein Gott und ein Mittler: Durch einen Vermittler und einen allein: Der Mensch Christus Jesus. Es gibt keinen gültigen Weg zu Gott, der nicht durch Jesus führt.
    1. Diese Aussage des Paulus gibt einfach das wieder, was Jesus in Johannes 14, 6 sagte: Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich!
    2. Es ist auch sehr logisch. Wenn Jesus wenigstens ein guter und ehrlicher Mensch war, dann hat er die Wahrheit gesagt, als er sagte, dass er der einzige Weg zu Gott sei. Wenn er an diesem wichtigen Punkt nicht die Wahrheit gesagt hat, dann ist es schwierig, ihn auch nur als einen guten oder ehrlichen Menschen zu betrachten, geschweige denn als einen Propheten Gottes. Wenn er falsch lag, dann war er entweder ein Lügner oder ein Verrückter.
    3. In der modernen Welt glauben die meisten Menschen, dass jeder Weg zu Gott führt, wenn er aufrichtig oder mit einem guten Herzen beschritten wird. Die Bibel argumentiert gegen diese Auffassung.
      1. Der Pharisäer und der Zöllner kamen beide aufrichtig zu Gott, aber einer wurde angenommen und einer nicht (Lukas 18, 9-14)
      2. Der reiche junge Herrscher kam aufrichtig zu Jesus, wurde aber abgelehnt, weil er nicht alles aufgab, um Jesus nachzufolgen (Lukas 18, 18-23)
      3. In 3. Mose 10, 1-3 macht die Geschichte von Nadab und Abihu – und Gottes Gericht über sie – deutlich, dass wir nicht zu Gott kommen können, wie wir wollen, und dass Aufrichtigkeit nicht genug ist
      4. Sprüche 14, 12 ist lehrreich: Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod.
    4. Viele Menschen denken, dass es unfair oder engstirnig von Gott wäre, nur einen Weg zur Erlösung zu haben; aber der Gedanke muss umgedreht werden. Um zu sagen, dass Gott in dieser Sache ungerecht ist, müsste man sich Jesus im Sterben am Kreuz ansehen – den makellosen Sohn Gottes, der vom Himmel kam und demütig lebte und unter entsetzlichen körperlichen und geistlichen Qualen starb –, man müsste Jesus am Kreuz betrachten und sagen: „Danke, Gott; ich schätze die Geste, aber das reicht nicht aus. Du musst noch etwas mehr als das tun, denn das ist nur ein Weg, und wenn du gerecht bist, wirst du mehrere Wege haben.“
  2. Der Mensch Christus Jesus: Dies erinnert uns daran, dass Jesus immer noch ein Mensch ist, auch wenn er gerade jetzt im Himmel thront. Seine Menschlichkeit war nicht nur eine vorübergehende Phase. Als der ewige Sohn, die zweite Person der Dreifaltigkeit, seiner Gottheit die Menschlichkeit hinzufügte, fügte er sie für immer hinzu – nicht nur für 33 Jahre.
    1. Jesus ist immer noch ganz Gott und ganz Mensch, aber seine Menschlichkeit ist verherrlicht und auferstanden. Es ist das Muster der Menschlichkeit, das wir im Himmel erleben werden.
  3. Der sich selbst … gegeben hat: Jesus hat sich selbst gegeben. Du kannst deine Zeit geben, ohne dich selbst zu geben. Du kannst dein Geld geben, ohne dich selbst zu geben. Du kannst deine Meinung von dir geben, ohne dich selbst zu geben. Du kannst sogar dein Leben geben, ohne dich selbst zu geben. Jesus möchte, dass wir uns selbst geben, so wie er sich selbst … gegeben hat.
  4. Der sich selbst als Lösegeld … gegeben hat: Jesus gab sich selbst als Geisel, als Bezahlung für unsere Sünden. Er hat unseren Platz eingenommen und erhielt von Gott, dem Vater, die Strafe und den Zorn, die wir verdient hatten. Das ist die grundlegende Botschaft des Evangeliums.
    1. Als Lösegeld für alle: Im Werk Jesu am Kreuz ist genug für alle da. Niemand wird abgewiesen werden, weil Jesus am Kreuz die Liebe oder Vergebung ausgegangen ist.
  5. Für das ich eingesetzt wurde als Verkündiger und Apostel: Dies war die Botschaft, die Paulus predigte. Die Botschaft der Errettung allein durch Jesus und Jesu Kreuzigung (wie in 1. Korinther 2, 1-2).
  6. Als Lehrer der Heiden: Paulus begann seinen Dienst mit gleicher Gewichtung sowohl für Juden als auch für Heiden (Apostelgeschichte 13), aber wegen der anhaltenden Ablehnung durch die Juden begann Paulus, seinen Dienst für die Heiden zu betonen.

B. Männer und Frauen in der Kirche

1. Die Rolle der Männer bei der Leitung des Gebets, wenn die Kirche zusammenkommt

1. Timotheus 2, 8

1. Timotheus 2, 8
So will ich nun, dass die Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben ohne Zorn und Zweifel.

  1. Dass die Männer an jedem Ort beten: Hier geht es um die Vorstellung von ‚in jeder Kirche‘ und nicht von ‚an jedem Ort‘. Paulus konzentriert sich darauf, was die Gemeinde tut, wenn sie zu Versammlungen zusammenkommt.
    1. Der Gedanke, dass wir ständig beten sollten und dass das Gebet ein normaler Teil unseres Lebens sein sollte, wo immer wir hingehen, ist gut und gültig; aber das ist nicht das, was Paulus hier meint.
    2. White zu an jedem Ort: „Die Anweisungen sollen ausnahmslos für jede Kirche gelten; ortsspezifische Bedingungen sollen nicht berücksichtigt werden.“
  2. Dass die Männer: Macht deutlich, dass Paulus davon ausging, dass Männer bei Versammlungen der Gemeinde die Führung übernehmen würden. Da das Heben der Hände in alten Kulturen eine übliche Gebetshaltung war, spricht dieser Text von Männern, die das öffentliche Gebet leiten – Männer, die die Gemeinde vor Gottes Thron vertreten.
    1. White übersetzt die Aussage des Textes: „Die dienenden Leiter des öffentlichen Gebets müssen die Männer der Gemeinde sein, nicht die Frauen.“
  3. Heilige Hände aufheben: Hände, die erhoben werden, müssen heilig sein – Hände, die für Gott abgesondert sind und nicht dem Bösen übergeben werden.
  4. Ohne Zorn und Zweifel: Solche Gebete müssen ohne Zorn (das Beten ‚wütender‘ Gebete) und ohne Zweifel (das Beten ohne Glauben) sein. Wenn wir wütend beten oder ohne Glauben beten, können wir mehr Böses als Gutes tun – besonders wenn das Gebet öffentlich ist.
    1. „Keine Rachegefühle gegen irgendeine Person zu haben; keinen unversöhnlichen Geist zu hegen, während sie um Verzeihung für ihre eigenen Vergehen flehen.“ (Clarke)

2. Frauen sollten die geistige Vorbereitung und Schönheit mehr betonen als die körperliche Vorbereitung und Schönheit

1. Timotheus 2, 9-10

1. Timotheus 2, 9-10
Ebenso [will ich] auch, dass sich die Frauen in ehrbarem Anstand mit Schamhaftigkeit und Zucht schmücken, nicht mit Haarflechten oder Gold oder Perlen oder aufwendiger Kleidung, sondern durch gute Werke, wie es sich für Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen.

  1. Ebenso [will ich] auch: Das Wort auch bezieht sich auf die Aussage, dass die Männer in 1. Timotheus 2, 8 an jedem Ort beten. Paulus wollte, dass das Prinzip aus 1. Timotheus 2, 8 in verschiedenen Gemeinden gelten sollte, und so sollte es auch für das hier dargestellte Prinzip aus 1. Timotheus 2, 9 sein.
  2. Dass sich die Frauen in ehrbarem Anstand schmücken: So sollen sich christliche Frauen kleiden, besonders bei ihren christlichen Zusammenkünften. Die Worte mit Schamhaftigkeit und Zucht helfen zu erklären, was ehrbarer Anstand ist.
    1. Schamhaftigkeit fragt: „Ist es dem Anlass angemessen? Ist es overdressed oder underdressed? Wird es unangemessene Aufmerksamkeit auf mich lenken?“ Die Zucht fragt: „Ist es moderat? Ist es einfach zu viel – oder viel zu wenig?“ Die Zucht sucht nach einem Mittelweg.
    2. Haarflechten oder Gold oder Perlen oder aufwendige Kleidung, die Paulus erwähnt, waren Verzierungen, die den Prinzipien von Schamhaftigkeit und Zucht in dieser Kultur widersprachen.
    3. Wie du dich kleidest, spiegelt dein Herz wider. Wenn ein Mann sich lässig kleidet, sagt das etwas über seine Haltung aus. Wenn eine Frau sich unanständig kleidet, sagt auch das etwas über ihr Herz aus.
    4. „Frau ist oftmals gehässig definiert worden: Ein Tier, das sich gern kleidet. Wie lange wollen sie noch zulassen so erniedrigt zu werden?“ (Clarke)
  3. Sondern durch gute Werke: Die wichtigste Zierde sind gute Werke. Wenn eine Frau in Schamhaftigkeit und Zucht gekleidet ist, mit guten Werken, ist sie perfekt gekleidet. Gute Werke machen eine Frau schöner als guter Schmuck.

3. Frauen sollen Unterordnung zeigen und sich der Autorität der Männer unterstellen, die Gott zur Leitung in der Kirche bestimmt hat

1. Timotheus 2, 11-12

1. Timotheus 2, 11-12
Eine Frau soll in der Stille lernen, in aller Unterordnung. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht, sondern sie soll sich still verhalten.

  1. Eine Frau soll in der Stille lernen: Diese unglückliche Übersetzung hat einige zu der Annahme veranlasst, dass es Frauen verboten ist, in Kirchenversammlungen überhaupt zu sprechen. Paulus verwendet hier dasselbe Wort wie in 1. Timotheus 2, 2, wo es mit still übersetzt wird. In anderen Übersetzungen findet sich dafür die Verwendung von in Frieden oder friedfertig. Der Gedanke ist also ohne Streit, statt in völligem Schweigen.
    1. An anderen Stellen im Neuen Testament, sogar in den Schriften des Paulus, werden Frauen ausdrücklich als betende und sprechende Frauen in der Gemeinde erwähnt (1. Korinther 11, 5). In der Stille lernen meint, dass Frauen die Lehre der Männer, die Gott zur Leitung der Gemeinde eingesetzt hat, mit Unterordnung statt mit Streit empfangen.
    2. Unterordnung ist das Prinzip; in der Stille lernen beschreibt die Anwendung des Prinzips.
    3. Einige sehen den Grund dafür darin, dass in diesen alten Kulturen (wie auch in einigen heutigen Kulturen) Männer und Frauen in getrennten Bereichen saßen. Der Gedanke ist, dass Frauen den Gottesdienst unterbrachen, indem sie während des Gottesdienstes Fragen und Kommentare an ihre Ehemänner riefen. Clarke bringt diesen Gedanken so zum Ausdruck: „Es war den Männern in öffentlichen Versammlungen erlaubt, Fragen zu stellen oder den Redner sogar zu unterbrechen, wenn es in seiner Rede etwas gab, das sie nicht verstanden; aber diese Freiheit wurde den Frauen nicht gewährt.“
  2. In aller Unterordnung: Das Wort für Unterordnung bedeutet hier wörtlich: „Im Rang unterlegen sein“. Es hat mit der Respektierung einer anerkannten Autoritätsordnung zu tun. Es bedeutet gewiss nicht, dass Männer spiritueller sind als Frauen oder dass Frauen den Männern unterlegen sind.
    1. „Jeder, der in den Streitkräften gedient hat, weiß, dass ‚Rang‘ mit Ordnung und Autorität zu tun hat, nicht mit Wert oder Fähigkeit … So wie eine Armee in Verwirrung wäre, wenn es keine Autoritätsebenen gäbe, so würde die Gesellschaft ohne Unterordnung im Chaos versinken.“ (Wiersbe)
  3. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht: Paulus‘ Einstellung scheint klar zu sein. Frauen sollen in der Kirche nicht die Rolle der Lehrbefugnis haben. Unter Autorität zu stehen ist das Prinzip, nicht zu lehren ist die Anwendung.
    1. Paulus sagt, dass die Kirche Frauen nicht als diejenigen anerkennen sollte, die in der Kirche Autorität in Fragen der Lehre und der Auslegung der Schrift haben.
    2. Nicht alles Reden oder Lehren einer Frau ist notwendigerweise eine Verletzung von Gottes Ordnung der Autorität in der Kirche. Was auch immer von einer Frau gesprochen oder gelehrt wird, muss in Unterordnung unter die Männer geschehen, die Gott zur Leitung der Kirche berufen hat.
    3. 1. Korinther 11, 1-12 betont dasselbe Prinzip. Frauen sollen in der Gemeinde immer unter Autorität handeln, was in der korinthischen Kultur durch das Tragen einer Kopfbedeckung demonstriert wird. Deshalb konnte eine Frau in der korinthischen Gemeinde nur beten oder prophezeien, wenn sie zeigte, dass sie unter der Leitung der Gemeinde stand, und sie zeigte dies, indem sie eine Kopfbedeckung trug und in Übereinstimmung mit diesem Prinzip handelte.
  4. Ich erlaube … nicht: Die Schärfe von Paulus’ Formulierung hier macht es herausfordernd, diesem Gebot in der heutigen Gesellschaft zu gehorchen. Seit den 1970er Jahren lehnt unsere Kultur die Vorstellung ab, dass es für Männer und Frauen zu Hause, in der Berufswelt oder in der Kirche unterschiedliche Rollen geben kann. In diesem Text (neben anderen) sagt der Heilige Geist deutlich, dass es einen Unterschied in den Rollen gibt.
    1. Aber die kulturelle Herausforderung muss in ihrem wahren Kontext gesehen werden – nicht nur als ein Kampf zwischen Männern und Frauen, sondern als ein Kampf mit der Frage der Autorität im Allgemeinen. Seit den 1960er Jahren hat sich die Art und Weise, wie wir Autorität sehen und akzeptieren, massiv verändert.
      1. Bürger haben nicht den gleichen Respekt vor der Autorität der Regierung
      2. Studenten haben nicht den gleichen Respekt vor der Autorität des Lehrers
      3. Frauen haben nicht den gleichen Respekt vor der Autorität von Männern
      4. Kinder haben nicht den gleichen Respekt vor der elterlichen Autorität
      5. Arbeitnehmer haben nicht den gleichen Respekt vor der Autorität ihres Arbeitgebers
      6. Menschen haben nicht den gleichen Respekt vor der Autorität der Polizei
      7. Christen haben nicht mehr den gleichen Respekt vor der kirchlichen Autorität
    2. Es gibt nicht viele, die sagen würden, dass diese Veränderungen gut gewesen sind. Im Allgemeinen fühlen sich die Menschen nicht sicherer, und es gibt weniger Vertrauen in die Kultur. Das Fernsehen und andere Unterhaltungsangebote werden immer schlechter. Tatsächlich eilt unsere Gesellschaft gegenwärtig einer völligen Anarchie entgegen – einem Staat, in dem keine Autorität akzeptiert wird und in dem es nur darauf ankommt, was man tun will.
    3. Es ist gerechtfertigt, unseren gegenwärtigen moralischen Zustand als den der Anarchie zu bezeichnen. In unserer Kultur gibt es keine moralische Autorität. Wenn es um Moral geht, ist das Einzige, was zählt, das, was man tun will. Und in einem bürgerlichen Sinne sind viele Stadtviertel unserer Nation der Anarchie ausgeliefert. Die Autorität der Regierung wird in bandenverseuchten Teilen unserer Städte nicht akzeptiert. Das Einzige, was zählt, ist, was man tun will.
    4. Wir müssen den umfassenderen Angriff auf die Autorität als eine direkte satanische Strategie zur Zerstörung unserer Gesellschaft und von Millionen von Menschenleben sehen. Er erreicht dies mit zwei Hauptangriffen. Erstens, die Korruption der Autorität; zweitens, die Ablehnung der Autorität.
    5. Diese Vorstellung von Autorität und Unterordnung unter die Autorität ist für Gott so wichtig, dass sie Teil seines Wesens sind. Die erste Person der Heiligen Dreifaltigkeit wird Vater genannt; die zweite Person der Heiligen Dreifaltigkeit wird Sohn genannt. Diesen Titeln ist ein Verhältnis von Autorität und Unterordnung unter die Autorität inhärent. Der Vater übt Autorität über den Sohn aus, und der Sohn unterwirft sich der Autorität des Vaters – und das liegt in der Natur und im Wesen Gottes. Unser Versagen, biblische Autorität auszuüben, und unser Versagen, uns der biblischen Autorität zu unterwerfen, ist nicht nur falsch und traurig – es ist eine Sünde gegen die Natur und das Wesen Gottes. 1. Samuel 15, 23 spricht dasselbe Prinzip an: Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei.
  5. Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren, auch nicht, dass sie über den Mann herrscht: Paulus konzentriert sich hier auf die öffentliche Anbetung der Kirche. Gott hat sowohl zu Hause als auch in der Kirche eine klare Autoritätskette eingerichtet, und in diesen Bereichen hat Gott bestimmt, dass Männer das ‚Haupt‘ sind – das heißt, dass sie den Platz der Autorität und Verantwortung haben.
    1. Nachdem unsere Kultur das Prinzip eines Rollenunterschieds zwischen Männern und Frauen abgelehnt hat, lehnt sie nun auch die Idee eines jeglichen Unterschieds zwischen Männern und Frauen ab. Die treibenden Trends in unserer Kultur deuten darauf hin, dass Männer mehr wie Frauen und Frauen mehr wie Männer sind. Stile, Kleidung, Parfums und alles andere fördern diesen Gedanken.
    2. Die Bibel ist ebenso spezifisch, dass es keine allgemeine Unterordnung von Frauen unter die in der Gesellschaft befohlenen Männer gibt, sondern nur im häuslichen Bereich und in der Kirche. Gott hat in seinem Wort nicht befohlen, dass Männer ausschließliche Autorität in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung usw. haben.
    3. Es bedeutet auch nicht, dass jede Frau in der Kirche der Autorität jedes Mannes in der Kirche untersteht. Es bedeutet vielmehr, dass diejenigen, die die Kirche leiten – Pastoren und leitende Älteste – Männer sein müssen, und die Frauen (und andere) müssen ihre Autorität respektieren.
    4. Das Versagen der Männer, zu Hause und in der Kirche zu leiten und zwar so zu leiten, wie Jesus es tun würde, war eine Hauptursache für die Ablehnung männlicher Autorität – und ist unentschuldbar.
    5. Manche empfinden diese Anerkennung und Unterordnung unter die Autorität als eine unerträgliche Belastung. Sie haben das Gefühl, dass es bedeutet: „Ich muss sagen, dass ich minderwertig bin, dass ich nichts bin, und ich muss diese andere Person als überlegen anerkennen.“ Doch Minderwertigkeit oder Überlegenheit hat damit nichts zu tun. Wir erinnern uns an die Beziehung zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn – sie sind in ihrem Wesen völlig gleich, haben aber unterschiedliche Rollen, wenn es um Autorität geht.
    6. Einige mögen sagen, dass die Kirche nicht funktionieren kann (oder nicht gut funktionieren kann), wenn wir nicht mit der Zeit gehen und Frauen in der Kirche in Positionen geistlicher und lehrmäßiger Autorität bringen. Vom Standpunkt dessen, was in unserer Kultur funktioniert, mögen sie Recht haben. Doch unter dem Gesichtspunkt, Gott zu gefallen, indem man tut, was er in seinem Wort sagt, liegen sie falsch.

4. Gründe für die Anerkennung der männlichen Autorität in der Kirche durch Gott

1. Timotheus 2, 13-14

1. Timotheus 2, 13-14
Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva. Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und geriet in Übertretung;

  1. Denn Adam wurde zuerst gebildet: Der erste Grund für männliche Autorität in der Kirche ist die Schöpfungsordnung. Adam (der Mensch) wurde zuerst erschaffen und erhielt die ursprüngliche Autorität auf Erden.
    1. Das erste Gebot, das Gott dem Menschengeschlecht gab, findet sich in 1. Mose 2, 16-17: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben! Dieses Gebot wurde der Frau überhaupt nicht gegeben. Zu der Zeit, als dieses Gebot gegeben wurde, war Eva noch nicht aus Adam erschaffen worden.
    2. Daher erhielt Adam seinen Befehl und seine Autorität von Gott, und Eva erhielt ihren Befehl und ihre Autorität von Adam.
  2. Die Frau aber wurde verführt: Der zweite Grund ist der Unterschied in der Sünde von Adam und Eva, der mit ihrer unterschiedlichen Autorität zusammenhängt.
    1. Sowohl Adam als auch Eva sündigten im Garten Eden, und Eva sündigte eindeutig zuerst. Dennoch gibt die Bibel niemals Eva die Schuld für den Untergang der menschlichen Rasse, sondern immer Adam (gleichwie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist, Römer 5, 12). Adam ist verantwortlich, weil es einen Unterschied in der Autorität gab. Adam hatte eine Autorität, die Eva nicht hatte; deshalb hatte er auch eine Verantwortung, die Eva nicht hatte. Adam versagte in seiner Verantwortung in einer weitaus bedeutenderen Weise als Eva.
    2. Außerdem wurde Eva verführt, und Adam wurde nicht verführt. Eva wurde getäuscht; aber Adam sündigte, weil er genau wusste, was er tat, als er sich auflehnte. Das bedeutet, dass, obwohl Adams Sünde schlimmer war, Evas Fähigkeit, sich leichter täuschen zu lassen, sie an einem Ort der Autorität gefährlicher machte. „Evas Argumentationsvermögen wurde sofort von der Behauptung, Gott wäre ihr gegenüber missgünstig, überwältigt; eine Behauptung, die für eine Natur plausibel ist, die eher durch Emotionen als durch Reflexion beeinflusst wird“ (White).
    3. Generell lässt sich beobachten, dass Frauen spirituell sensibler zu sein scheinen als Männer – aber das kann für Gut und Böse gelten.
    4. Adam … die Frau: „Der heilige Paulus sagt Frau statt Eva und betont das Geschlecht und nicht das Individuum, weil er dem Vorfall seine allgemeine Anwendung geben möchte, besonders im Hinblick auf das, was folgt.“ (White)
    5. Bezeichnenderweise sind diese Gründe nicht von der Kultur abhängig. Diejenigen, die sagen, „Paulus war ein sexistischer Mann in einer sexistischen Kultur“, und diese Worte außer Acht lassen, lesen einfach nicht, was der Heilige Geist hier in den heiligen Schriften sagt.

5. Eine christliche Frau im Licht von Evas Fluch sein

1. Timotheus 2, 15

1. Timotheus 2, 15
Sie soll aber [davor] bewahrt werden durch das Kindergebären, wenn sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.

  1. Sie soll aber [davor] bewahrt werden durch das Kindergebären: Viele Menschen betrachten dies als eine der schwierigsten Stellen in der ganzen Bibel. Oberflächlich betrachtet könnte man meinen, dass, wenn eine Frau im Glauben, in der Liebe und in der Heiligkeit mit Selbstbeherrschung bleibt, Gott sie mit dem Überleben im Kindbett segnen wird – was in der Antike kein geringes Versprechen war.
    1. Doch diese Interpretation lässt viele schwierige Fragen offen. Ist dies ein absolutes Versprechen? Was ist mit gottesfürchtigen Frauen, die bei der Geburt gestorben sind? Was ist mit sündigen Frauen, die bei der Geburt überlebt haben? Scheint dies nicht nur eine Belohnung für gute Werke zu sein, und nicht nach Gottes Gnade und Barmherzigkeit?
  2. Bewahrt werden durch das Kindergebären, wenn sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht: Einige nähern sich diesem Abschnitt, indem sie sagen, bewahrt werden bezieht sich auf das Erlangen des ewigen Lebens. Doch diese Interpretation ist noch schwieriger. Werden Frauen ewig gerettet, indem sie Kinder gebären – aber nur, wenn sie in göttlichen Tugenden bleiben? Was ist mit Frauen, die keine Kinder bekommen können? Wird ihnen die Errettung verweigert?
  3. Sie soll aber [davor] bewahrt werden durch das Kindergebären: Manche sagen, dass Paulus „vor allem daran denkt, dass das Gebären von Kindern, nicht die öffentliche Lehre, die besondere Funktion der Frau ist, mit einer ganz eigenen Herrlichkeit und Würde.“ (Robinson) Der Gedanke ist, dass man die Männer in der Kirche lehren und die Frauen die Kinder bekommen lassen sollte.
  4. Sie soll aber [davor] bewahrt werden durch das Kindergebären: Eine bessere Herangehensweise an diese Passage basiert auf der Grammatik in der griechischen Originalsprache. Im Original heißt es dort, dass sie in der Geburt gerettet wird. Dies hat den Sinn: „Auch wenn Frauen betrogen wurden und ab Eva in die Sünde verfielen, können Frauen durch den Messias – den eine Frau in die Welt gebracht hat – gerettet werden.“
    1. Wahrscheinlich geht es hier darum, dass, obwohl das weibliche Geschlecht im Garten etwas Schlechtes getan hat, indem sie sich täuschen ließ und in Sünde verfiel, die ‚Frauenrasse‘ auch etwas viel Größeres getan hat, indem sie von Gott benutzt wurde, um den rettenden Messias in die Welt zu bringen.
    2. Die Zusammenfassung lautet wie folgt: Gib Frauen nicht die Schuld für den Untergang der Menschheit; die Bibel tut das nicht. Danke ihnen stattdessen dafür, dass sie den Messias zu uns gebracht haben.
  5. Im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht: Vor allem sollten wir diese positiven Aspekte beachten. Es sind alles Eigenschaften, die Gott in den Frauen sichtbar machen möchte und die Frauen über Generationen hinweg in ihren Kindern wirksam gefördert haben.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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