2. Korinther 5 – Botschafter für Christus

A. Das Schicksal des Christen

1. Unsere Existenz in der zukünftigen Welt

2. Korinther 5, 1

2. Korinther 5, 1
Denn wir wissen: Wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen wird, haben wir im Himmel einen Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist.

  1. Denn wir wissen: Paulus hat gerade unserer leichten Bedrängnis ein weitaus größeres und ewigeres Gewicht der Herrlichkeit gegenübergestellt, und das Sichtbare und Vorübergehende dem Unsichtbaren und Ewigen (2. Korinther 4, 17-18). Nun wird Paulus mehr über diesen Kontrast zwischen dem Irdischen und dem Ewigen schreiben.
    1. In dieser Diskussion ist Paulus mutig genug zu sagen: ‚Denn wir wissen‘. Christen dürfen wissen, wie die Welt jenseits dieser Welt ist, weil wir wissen, was Gottes ewiges Wort sagt.
    2. „Wir denken oder hoffen nicht nur; dies ist der Gipfel des Glaubens, der Triumph des Vertrauens; dies ist, wie Latimer es nennt, die Süßspeise des Festes eines guten Gewissens. Es gibt noch andere leckere Gerichte auf diesem Fest, aber dies ist das Festmahl.“ (Trapp)
  2. Unsere irdische Zeltwohnung: Paulus stellt sich unsere Körper als Zelte vor – vorübergehende Gebilde, die nicht den ganzen Menschen ausmachen. Wenn das Zelt abgebrochen wird, haben wir noch eine ewige Hoffnung: wir haben im Himmel einen Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist.
    1. Abgebrochen bedeutet, dass das Zelt abgebaut wird. Eines Tages wird Gott ‚das Zelt abbauen‘, und jeder von uns wird von Gott einen neuen Bau erhalten, einen Ort, an dem wir in alle Ewigkeit leben können.
    2. „Viele Menschen haben große Angst vor der Zukunft, doch hier sieht Paulus dem Schlimmsten, was ihm passieren könnte, mit einer solchen Gelassenheit entgegen, dass er es mit nichts Schlimmerem vergleicht als mit dem Abbau des Zeltes, in dem er sich für eine kurze Zeit einquartiert hatte.“ (Spurgeon)
    3. Das bedeutet, dass wir mehr sind als unser Körper und erklärt, warum Paulus alle Schmerzen und Unannehmlichkeiten in seinem Körper als eine leichte Bedrängnis betrachten konnte, verglichen mit dem ewigen Gewicht der Herrlichkeit, die kommen wird. Es wäre nicht richtig zu sagen: „Mein Körper bin nicht ich“. In Wahrheit bin ich mein Körper, aber er ist eben nur ein Teil von mir. Ich bin viel mehr als nur diesen Körper.
  3. Im Himmel einen Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist: Unsere zukünftigen Körper sind nicht mit Händen gemacht. Gott macht sie speziell für die Umgebung der Ewigkeit und des Himmels, sie sind ewig im Himmel.
    1. Jesus sagte: „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn nicht, so hätte ich es euch gesagt. Ich gehe hin, um euch eine Stätte zu bereiten.“ (Johannes 14, 2). Wortwörtlich ist das altgriechische Wort für Wohnung mit ‚Wohnstätte‘ oder „ein Ort zum Bleiben“ zu übersetzen. Aber im Lichte des Charakters Gottes könnte man es auch mit ‚Villa‘ übersetzen! Dieser Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, wird ein herrlicher Ort zum Bleiben sein, eine Villa für alle Ewigkeit. Schließlich hat Jesus diesen Ort für uns vorbereitet, seit er in den Himmel aufgefahren ist.
    2. Die Rettung gilt nicht nur für die Seele oder den Geist, sondern auch für den Körper. Die Auferstehung ist Gottes Weg unsere Körper zu retten. Wir können einen herrlichen neuen Körper erwarten. „Die Gerechten werden in ihre Gräber gelegt, müde und erschöpft; aber als solche werden sie nicht auferstehen. Sie gehen dorthin mit zerfurchter Stirn, ausgehöhlten Wangen und faltiger Haut; sie werden in Schönheit und Herrlichkeit erwachen.“ (Spurgeon)

2. Unsere Sehnsucht nach dem himmlischen Körper

2. Korinther 5, 2-4

2. Korinther 5, 2-4
Denn in diesem [Zelt] seufzen wir vor Sehnsucht danach, mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden – sofern wir bekleidet und nicht unbekleidet erfunden werden. Denn wir, die wir in dem [Leibes-]Zelt sind, seufzen und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, sodass das Sterbliche verschlungen wird vom Leben.

  1. Denn in diesem [Zelt] seufzen wir: Christen seufzen deshalb, weil wir sowohl die Begrenztheit dieses Leibes als auch die Überlegenheit des zukünftigen Leibes sehen. Wir seufzen vor Sehnsucht nach unserem neuen Leib.
    1. Viele von uns haben keine ernsthafte Sehnsucht nach dem Himmel. Liegt das daran, dass wir es auf der Erde so bequem haben? Es ist nicht so, dass wir das Leid suchen sollten, aber wir sollten unser Leben auch nicht dem Streben nach Komfort widmen. Es ist nichts Ungutes daran, sich ernsthaft nach dem Himmel zu sehnen; es ist gut, mit Paulus übereinzustimmen und zu sagen ‚wir seufzen‘.
  2. Sehnsucht danach … überkleidet zu werden – sofern wir bekleidet und nicht unbekleidet erfunden werden.: Paulus sagt einfach, dass wir in der Ewigkeit bekleidet und nicht unbekleidet sein werden – das heißt, wir werden keine körperlosen Geister sein.
    1. Die griechischen Philosophen dachten, dass ein körperloser Geist die höchste Ebene der Existenz sei. Sie betrachteten den Körper als ein Gefängnis für die Seele und sahen keinen Vorteil darin, in einem anderen Körper auferstehen zu können.
    2. Für Gott ist der Körper selbst nichts Negatives. Das Problem liegt nicht im Körper selbst, sondern in diesen von der Sünde verdorbenen, gefallenen Körpern, in denen wir leben. Jesus hat den Körper als etwas grundlegend Gutes bestätigt, indem er ein Mensch wurde. Wenn der Körper von Natur aus böse wäre, hätte Jesus seiner Göttlichkeit niemals die Menschlichkeit hinzufügen können.
  3. Weil wir lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten: Als Christen haben wir keine Sehnsucht danach nur ‚rein Geist‘ zu sein und dem Körper zu entfliehen. Stattdessen haben wir die Sehnsucht nach einem vollkommenen, auferstandenen Körper.
    1. Wir wissen wirklich nicht allzu viel über den Zustand unserer auferstandenen Körper. „Wenn Du danach mehr über dieses Haus wissen willst, kann ich Dir nur den Rat geben, den John Bunyan in einem ähnlichen Fall gegeben hat. Jemand stellte dem ehrlichen John eine Frage, die er nicht beantworten konnte, denn über die Angelegenheit war in Gottes Wort nichts geschrieben; und deshalb riet der ehrliche John seinem Freund, ein gottgefälliges Leben zu führen und in den Himmel zu kommen und sich ein eigenes Bild davon zu machen.“ (Spurgeon)
  4. Sodass das Sterbliche verschlungen wird vom Leben: Unsere neuen Körper werden dem Tod nicht unterworfen sein. Vielmehr ist, wie Paulus in 1. Korinther 15, 54 schreibt, der Tod verschlungen in Sieg. Wenn wir unseren ewigen Körper erhalten, überwindet das Leben den Tod vollständig. Wenn eine Schlange eine Maus verschlungen hat, ist die Maus vollständig verschwunden; sie ist nicht mehr da. Ebenso wird der Tod vom Leben verschlungen werden.
  5. Sondern überkleidet werden möchten: Im Mittelalter wurden einige Christen, die nie Mönche gewesen waren, in der Kleidung eines Mönchs begraben, in der Hoffnung in Mönchskleidung am Tag des Gerichts etwas besser abzuschneiden. Jesus bietet uns ein weitaus besseres Gewand an.

3. Unsere Zuversicht

2. Korinther 5, 5-8

2. Korinther 5, 5-8
Der uns aber hierzu bereitet hat, ist Gott, der uns auch das Unterpfand des Geistes gegeben hat. Darum sind wir allezeit getrost und wissen: Solange wir im Leib daheim sind, sind wir nicht daheim bei dem Herrn. Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn.

  1. Der uns aber hierzu bereitet hat: Gott bereitet uns gerade jetzt auf unsere ewige Bestimmung vor. Paulus verbindet hier die Vorstellungen von unserer leichten Bedrängnis und dem ewigen Gewicht der Herrlichkeit (2. Korinther 4, 17-18). Unsere leichte Bedrängnis ist (zum Teil) die Art und Weise, wie Gott uns hierzu bereitet hat.
    1. Ein Mann, der mitten in vielen schwierigen Prüfungen steckte, machte einen Spaziergang in seiner Nachbarschaft und sah einen Bautrupp bei der Arbeit an einer großen Kirche. Er blieb stehen und sah einem Steinmetz zu, der lange an einem Block arbeitete, konnte aber nicht sehen, wo der Block hinpassen würde, denn die Kirche schien fertig zu sein. Er beobachtete den Mann, wie er sorgfältig und methodisch an dem Block arbeitete und ihn langsam in eine präzise Form brachte. Schließlich fragte er: „Warum verbringen Sie so viel Zeit damit, diesen Block zu bearbeiten und zu formen?“ Der Handwerker zeigte auf die Spitze des fast fertiggestellten Kirchturms und sagte: „Ich forme ihn hier unten, damit er dort oben hineinpasst.“ Der Mann, der sich mitten in schweren Prüfungen befand, wusste sofort, dass dies Gottes Botschaft an ihn war: Er wurde hier unten vorbereitet, so dass er oben im Himmel seinen Platz finden würde.
  2. Der uns auch das Unterpfand des Geistes gegeben hat: Wenn die Prüfungen auf der Erde hart sind, ist es nicht immer leicht, Trost in unserer himmlischen Bestimmung zu finden. Gott wusste das, also gab er uns den Geist als Unterpfand. Er sichert die Verheißung des Himmels schon jetzt mit einer Anzahlung ab, dem Heiligen Geist.
    1. Unterpfand ist im Altgriechischen das Wort arrhabon, das ein Pfand oder eine Teilzahlung bezeichnete, die zukünftige Zahlungen erforderte, aber demjenigen, der das Unterpfand erhielt, einen Rechtsanspruch auf die betreffenden Güter gab. In der modernen griechischen Sprache bedeutet arrhabona „Verlobungsring“.
    2. Viele Christen erfahren schon jetzt einen großen Segen durch den Heiligen Geist. Wenn wir bedenken, wie großartig die Anzahlung ist, sollten wir bedenken, wie herrlich erst recht das ganze Geschenk sein wird.
    3. „Der Heilige Geist ist also ein Teil des Himmels selbst. Das Wirken des Heiligen Geistes in der Seele ist die Knospe des Himmels. Gnade ist keine Sache, die uns genommen wird, wenn wir in die Herrlichkeit eingehen, sondern sie wird sich zur Herrlichkeit hin entwickeln. Die Gnade wird uns nicht entzogen werden, als ob sie ihren Zweck erfüllt hätte, sondern sie wird zur Herrlichkeit heranreifen“. (Spurgeon)
  3. Darum sind wir allezeit getrost: Die Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben des Paulus gab ihm Zuversicht. Sie versicherte ihm, dass Gott in ihm am Werk war und sein Werk fortsetzen würde. Wenn Du nicht aus dir heraus sagen kannst, allezeit getrost zu sein, dann bitte Gott um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes in deinem Leben.
    1. Wir können allezeit getrost sein, auch in schwierigen Zeiten, wenn wir uns an Kolosser 3, 2 halten: Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. „Was ist also der Weg, den Frieden zu bewahren, wenn es Veränderungen in der Seele gibt; wenn wir manchmal in den Himmel aufgenommen und gleich darauf wieder hinuntergeworfen werden? Nun, der einzige Weg ist es, sich nie übermäßig über äußeren oder inneren Wohlstand zu erfreuen und sich nie übermäßig von Widrigkeiten oder von Zweifeln und Ängsten bedrücken zu lassen, weil man gelernt hat, weder von den Dingen im Innern noch von den Dingen im Äußeren zu leben, sondern von den Dingen droben, die die wahre Nahrung für einen neugeborenen Geist sind.“ (Spurgeon)
  4. Solange wir im Leib daheim sind, sind wir nicht daheim bei dem Herrn. Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen: Im Moment ist die Gegenwart Gottes eine Sache des Glaubens. Wir sind im Leib daheim, also sind wir in einem gewissen Sinn nicht daheim bei dem Herrn, zumindest in Bezug auf seine unmittelbare, herrliche Gegenwart. Jetzt müssen wir also im Glauben und nicht im Schauen wandeln.
    1. Im Glauben und nicht im Schauen zu wandeln, ist einer der großen und schwierigen Grundsätze des christlichen Lebens. Es muss die Engel in Erstaunen versetzen, dass wir für einen Gott leben, den wir nie gesehen haben, ihm dienen und bereit sind für ihn zu sterben. Wir lieben ihn und leben für ihn, indem wir im Glauben und nicht im Schauen leben.
    2. Wandeln im Glauben bedeutet, im Glauben durchs Leben zu gehen und den Glauben zum Bestandteil jeder täglichen Aktivität zu machen. Wandeln bzw. Gehen ist an sich nichts Außergewöhnliches; es ist eines der alltäglicheren Dinge des Lebens. Aber Gott will, dass wir im Glauben gehen. „Dieser Mensch, der immer sagt: ‚Ich kann eine Predigt durch Glauben halten‘, hat den wahren Geist des Christentums noch nicht kennen gelernt. Ja, Sir, aber können Sie auch aus dem Glauben einen Mantel anfertigen? ‚Ich kann durch den Glauben Traktate verteilen und den ganzen Stadtteil besuchen.‘ Können Sie auch ein Abendessen im Glauben kochen? Ich meine, können Sie die gewöhnlichen Handlungen im Haushalt und die täglichen Pflichten, die Ihnen zufallen, im Geiste des Glaubens ausführen?“ (Spurgeon)
    3. Es wird der Tag kommen, an dem wir nicht mehr, wie Paules es hier meint, nicht daheim bei dem Herrn sein werden. An jenem Tag werden wir nicht mehr im Glauben wandeln müssen, sondern wir werden die Herrlichkeit und die Gegenwart Gottes schauen.
  5. Wir sind aber getrost und wünschen vielmehr, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn: Weil Paulus (unter anderem aufgrund der Garantie des Heiligen Geistes) sich seiner ewigen Bestimmung gewiss ist, fürchtet er sich nicht vor der jenseitigen Welt. In der Tat würde er sich vielmehr wünschen, aus dem Leib auszuwandern und daheim zu sein bei dem Herrn.
    1. Dieser Text befasst sich mit einer Frage, die viele beschäftigt: Was geschieht mit den Gläubigen, wenn sie sterben? Christen werden diese Körper verlassen, in neuen Körpern auferweckt werden und beim Herrn sein. Im Klartext bedeutet, aus dem Leib auszuwandern, dass wir daheim bei dem Herrn sein werden.
    2. Werden wir aber im Himmel eine Zeit lang in einem dazwischenliegenden, körperlosen Zustand leben und auf die Auferstehung warten? Es gibt einige die so denken, basierend auf Texten wie Offenbarung 6, 9-11 und 1. Thessalonicher 4, 16. Aber wenn Paulus in Vers 4 den Begriff ‚unbekleidet‘ verwendet, scheint er einen solchen körperlosen Zustand als unerwünscht zu betrachten. Der wünschenswertere Zustand scheint es, mit einem Auferstehungsleib ‚überkleidet‘ zu sein (siehe Vers 2). Entweder sind die bisher in Christus Verstorbenen in einem geistlichen Leib beim Herrn und warten auf ihren endgültigen Auferstehungsleib; oder sie haben aufgrund der Natur der zeitlosen Ewigkeit ihren Auferstehungsleib bereits erhalten, weil sie im ewigen ‚Jetzt‘ leben.
    3. Die Wahrheit, dass aus dem Leib auswandern bedeutet, daheim zu sein bei dem Herrn, erweist zwei Lehren als falsch. Sie widerlegt die Irrlehre vom ‚Seelenschlaf‘ (die besagt, dass die gläubigen Toten in einer Art Übergangsstadium gehalten werden, bis die Auferstehung stattfindet) und die Irrlehre vom ‚Fegefeuer‘, die besagt, dass die gläubigen Toten durch ihr eigenes Leiden ‚gereinigt‘ werden müssen, bevor sie in die Gegenwart Gottes kommen.
    4. „Er erwartete nicht, die nächsten tausend Jahre lebendig geschmort zu werden und dann aus dem Fegefeuer ins Paradies zu gelangen; vielmehr erwartete er, sobald sein irdisches Haus aufgelöst ist, in sein ewiges Haus zu gehen, das im Himmel ist. Er hatte nicht einmal den Gedanken, bis zur Auferstehung in einem Schwebezustand dazwischen zu liegen“. (Spurgeon)
  6. Daheim zu sein bei dem Herrn: Das ist es, was den Himmel wirklich himmlisch macht, deshalb sehnen wir uns danach, daheim zu sein bei dem Herrn. Der Himmel ist für uns aus vielen Gründen kostbar. Wir wollen bei geliebten Menschen sein, die vor uns gegangen sind und die wir so sehr vermissen. Wir wollen bei den großen Männern und Frauen Gottes sein, die in den vergangenen Jahrhunderten von uns gegangen sind. Wir wollen durch die Straßen aus Gold gehen, die Tore aus Perlen sehen und die Engel rund um den Thron Gottes sehen, die ihn Tag und Nacht anbeten. Doch nichts von all diesen Dingen, so kostbar sie auch sind, machen den Himmel wirklich ‚himmlisch‘. Was den Himmel wirklich zum Himmel macht, ist die ungehinderte, uneingeschränkte Gegenwart unseres Herrn. Der Ort des Himmels wäre wie die Hölle, wenn wir nicht daheim … bei dem Herrn sein könnten.

4. Das Ziel unseres Lebens im Licht unserer ewigen Bestimmung

2. Korinther 5, 9-10

2. Korinther 5, 9-10
Darum suchen wir auch unsere Ehre darin, dass wir ihm wohlgefallen, sei es daheim oder nicht daheim. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.

  1. Darum suchen wir auch unsere Ehre darin, dass wir ihm wohlgefallen: Da das, was wir jetzt tun, Konsequenzen in der Ewigkeit hat, muss es beharrlich unser Ziel sein, Gott wohlzugefallen.
    1. „Du bist dem obersten Chef gegenüber verantwortlich. Kümmere dich also nie darum, was die anderen von dir denken. Deine Aufgabe ist es, Christus zu gefallen und je weniger du dich darum bemühst, Menschen zu gefallen, desto besser wird dir das gelingen.“ (Maclaren)
  2. Sei es daheim oder nicht daheim: Wir können jetzt noch nichts tun, um Gott dann zu gefallen, wenn wir nicht mehr in diesen Körpern daheim, sondern beim Herrn daheim sind. Dieser Tag ist noch nicht gekommen. Aber wir können etwas tun, um dem Herrn zu gefallen, während wir noch von seiner unmittelbaren Gegenwart getrennt und in diesen Körpern daheim sind.
    1. Wir müssen bedenken, dass es, soweit wir wissen, einige Möglichkeiten gibt, Gott zu gefallen, die wir nur haben werden, solange wir in diesen Körpern daheim sind. Wenn wir in den Himmel kommen, wird es keinen Glauben mehr brauchen, keine Notwendigkeit mehr geben, in Prüfungen durchzuhalten oder Mut und Kühnheit zu haben, anderen von Jesus zu erzählen. Jetzt, während wir in diesen Körpern daheim sind, ist in aller Ewigkeit unsere einzige Gelegenheit, Gott in diesen Bereichen zu gefallen.
  3. Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden: Wenn wir von diesen Körpern in die jenseitige Welt hinübergehen, muss jeder von uns darüber Rechenschaft ablegen, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.
    1. Dies ist nicht das Gericht des großen weißen Throns (Offenbarung 20, 11-15). Dies beschreibt ein Gericht über die Werke der Gläubigen, damit jeder das empfängt, was er durch den Leib gewirkt hat, es sei gut oder böse.
    2. Der Ausdruck ‚Richterstuhl‘ ist ein einziges Wort in der altgriechischen Sprache des Neuen Testaments. Bema bedeutet wörtlich ‚Stufe‘, wie bei einer erhöhten Plattform oder einem Sitz. Hier saß ein römischer Magistrat, der als Richter fungierte. Das Bema war „ein Objekt der Ehrfurcht und Furcht für das ganze Volk“. (Hodge)
  4. Wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden: Was wird vor dem Richterstuhl des Christus gerichtet werden? Erstens wird das beurteilt werden, was wir getan haben. Zweitens werden unsere Beweggründe für das, was wir getan haben, beurteilt werden.
    1. Wir müssen in dem Bewusstsein leben, dass über das, was wir getan haben, geurteilt werden wird. Es ist möglich, eine gerettete Seele und ein vergeudetes Leben zu haben. Das wird vor dem Richterstuhl des Christus entschieden. Das soll eine Ermutigung in unserem Dienst für den Herrn sein. Es soll uns an den Grundsatz in Hebräer 6, 10 erinnern: Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er euer Werk und die Bemühung in der Liebe vergäße, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient. Paulus weiß, dass die Mühen dieses Lebens es wert sind, denn er wird am Richterstuhl des Christus belohnt werden.
    2. Wir müssen in dem Bewusstsein leben, dass unsere Motive für unser Handeln beurteilt werden (1. Korinther 13, 1-3 teilt diesen Gedanken). Man kann die richtigen Dinge tun, aber mit einem falschen Herzen. Gott wird diese Person oft trotzdem gebrauchen und sogar großen Segen durch sie bringen. Doch am Ende ist es so, als ob sie nichts für den Herrn getan hätte, weil ihre Motive für den Dienst nicht vor dem Richterstuhl des Christus standhielten.
    3. In 1. Korinther 3, 12-15 geht es Paulus im Wesentlichen um den gleichen Gedanken. Er spricht von einer kommenden Beurteilung der Werke eines jeden vor dem Herrn. In diesem Abschnitt macht er deutlich, dass das, was wir tun, und unser Motiv, es zu tun, durch das Feuer geprüft werden, und das reinigende Feuer Gottes alles verbrennen wird, was nicht von ihm war. Wir werden nicht für das bestraft werden, was wir nicht in rechter Weise für den Herrn getan haben; diese Dinge werden einfach verbrannt werden, und es wird sein, als hätten wir sie nie getan. Wir werden einfach für das, was übrigbleibt, belohnt werden. Traurigerweise werden einige in den Himmel kommen und denken, dass sie große Dinge für Gott getan haben und werden am Richterstuhl des Christus herausfinden, dass sie in Wirklichkeit nichts getan haben.
    4. „Das Erscheinen vor dem Gericht Christi ist das Vorrecht der Christen. Es geht um die Beurteilung der Werke und indirekt um den Charakter, nicht um die Bestimmung des Schicksals; um Belohnung, nicht um den Status.“ (Harris)

5. Unsere Botschaft im Licht unserer ewigen Bestimmung

2. Korinther 5, 11

2. Korinther 5, 11
In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist, suchen wir daher die Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.

  1. In dem Bewusstsein, dass der Herr zu fürchten ist: Was wissen wir darüber, dass der Herr zu fürchten ist? Wir wissen, dass wir ohne Jesus zu Recht Ziele des Zorns des Herrn sind. Wir wissen auch, dass wir durch Jesus vor dem Zorn des Herrn errettet worden sind.
  2. Suchen wir daher die Menschen zu überzeugen: Da wir wissen, wo Menschen ohne Jesus als auch wo sie mit Jesus stehen, überzeugen wir die Menschen davon, zu Jesus zu kommen, damit sie erfahren, was es bedeutet, vor dem Zorn des Herrn errettet zu werden.
    1. Die Botschaft lautet nicht: „Hütet euch vor dem Zorn des Herrn“, obwohl diese Botschaft durchaus ihre Berechtigung hat. Die Botschaft lautet auch nicht: „Wenn ich die Menschen nicht überzeuge, könnte ich den Zorn des Herrn erleben, also gehe ich besser an die Arbeit!“ Stattdessen lautet die Botschaft: „Ich bin vor dem Zorn des Herrn errettet worden, und Du kannst auch erlöst werden. Komm zu Jesus!“ Die Wahrheit ist, dass der Zorn des Herrn auf Jesus gerichtet wurde, so dass er sich nicht gegen all jene richtet, die wissen, wer Jesus ist und was er für sie getan hat.
    2. Wir suchen … Menschen zu überzeugen: Das sollte jedem am Herzen liegen, der das Evangelium verkündet, sei es auf einer Kanzel oder sonst wo. Wir beabsichtigen, die Menschen zu überzeugen. Wir verbreiten nicht einfach Ideen, ohne uns dafür zu interessieren, wie die Menschen darauf reagieren. Wir sollten wie Paulus sein, der sich leidenschaftlich wünschte, dass Männer und Frauen zu Jesus kommen. Wir sollten in unserem Herzen und in unseren Worten die Absicht haben, Menschen zu gewinnen.
  3. Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein: Paulus arbeitete hart, um die Menschen zu überzeugen, aber er wusste, dass er Gott nicht zu überzeugen brauchte. Vielmehr wusste er, dass er Gott offenbar war. Er wünschte sich auch, dass er die Christen in Korinth nicht zu überzeugen brauchte; er wollte darauf vertrauen, dass seine Botschaft und sein Dienst in ihrem Gewissen offenbar waren.
    1. Paulus sah die Notwendigkeit, die Welt von der Person und dem Werk Jesu und von seiner eigenen Integrität als Überbringer der guten Nachricht zu überzeugen. Er wusste jedoch, dass es nicht nötig war, Gott zu überzeugen und es frustrierte ihn, dass es notwendig war, die Christen in Korinth zu überzeugen.

B. Paulus verteidigt und beschreibt seinen Dienst

1. Warum sollte Paulus seinen Dienst überhaupt verteidigen?

2. Korinther 5, 12

2. Korinther 5, 12
Denn wir empfehlen uns nicht nochmals selbst euch gegenüber, sondern wir geben euch Gelegenheit, euch unsretwegen zu rühmen, damit ihr es denen entgegenhalten könnt, die sich des Äußeren rühmen, aber nicht des Herzens.

  1. Wir empfehlen uns nicht nochmals selbst euch gegenüber: Hat Paulus nur geprahlt? Wollte er sich nur vor den Korinthern selbst verherrlichen? Ganz und gar nicht. Obwohl Paulus sich seiner Schwachheit, seiner Prüfungen und seiner Kämpfe rühmte, tut er das nicht, um vor den Christen in Korinth zu prahlen.
  2. Sondern wir geben euch Gelegenheit, euch unsretwegen zu rühmen: Vielmehr wollte Paulus den Christen in Korinth die Gelegenheit geben, stolz auf ihn zu sein, indem er von seiner Schwachheit, seinen Prüfungen und Kämpfen erzählte.
    1. Paulus spricht hier mit Ironie. Die Christen in Korinth waren nicht daran interessiert, Paulus zu rühmen oder in seinen Prüfungen etwas Gutes zu sehen. Sie dachten, die Prüfungen machten Paulus eher weniger und nicht mehr zu einem Apostel und Mann Gottes. Paulus wusste das sehr wohl, aber er freute sich, ihnen trotzdem die Gelegenheit zu geben, euch unsretwegen zu rühmen!
  3. Damit ihr es denen entgegenhalten könnt, die sich des Äußeren rühmen, aber nicht des Herzens: Ein Problem mit den Christen in Korinth ist, dass sie diejenigen mochten, die sich des Äußeren rühmen, aber nicht des Herzens. Sie blickten auf Paulus herab, weil sein Ruhm nicht im Äußeren lag, sondern im Herzen. Paulus erzählte den Christen in Korinth wie Gott durch seine Kämpfe und Prüfungen wirkte und gab ihnen damit etwas, dass sie denen entgegenhalten konnten, die sich des Äußeren rühmen.
    1. Womit rühmst Du dich? Gehörst du zu denen, die sich des Äußeren rühmen, aber nicht des Herzens? Denk daran, was der Herr zu Samuel gesagt hat: Denn [der HERR] sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das, was vor Augen ist, der HERR aber sieht das Herz an! (1. Samuel 16, 7). Wir lassen uns so leicht vom äußeren Erscheinungsbild einer Person beeindrucken, dass wir ihr Inneres oft nicht sehen oder uns nicht darum kümmern. Es ist nicht so, dass das Äußere völlig unwichtig ist, aber verglichen mit dem Herzen ist es das fast.

2. Paulus ist nicht verrückt, sondern wird von der Liebe Gottes motiviert, die er empfangen hat

2. Korinther 5, 13-15

2. Korinther 5, 13-15
Denn wenn wir je außer uns waren, so waren wir es für Gott; wenn wir besonnen sind, so sind wir es für euch. Denn die Liebe des Christus drängt uns, da wir von diesem überzeugt sind: Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben; und er ist deshalb für alle gestorben, damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist.

  1. Wenn wir je außer uns waren: ‚Außer sich sein‘ beschreibt ein verrücktes, irrationales Verhalten. Die Christen in Korinth hielten Paulus wahrscheinlich für verrückt, weil er mit einem Leben voller Schmerzen, Prüfungen und Unannehmlichkeiten zufrieden zu sein schien, solange es Gott Ehre brachte. Mit dem Vorwurf, außer sich zu sein, befindet Paulus sich in guter Gesellschaft. Auch Jesus wurde vorgeworfen, von Sinnen zu sein (Markus 3, 21 und Johannes 10, 20).
    1. „Wahrscheinlich wurde er von einigen für irrsinnig gehalten. Festus dachte so: Paulus, du bist außer dir; zu viel Lernen hat dich verrückt gemacht. Und seine Feinde in Korinth könnten ihm nicht nur unterstellen, dass er irrsinnig sei, sondern seinen Irrsinn auf eine weniger würdige Sache zurückführen als intensives Studium und tiefes Lernen.“ (Clarke)
  2. Denn wenn wir je außer uns waren, so waren wir es für Gott; wenn wir besonnen sind, so sind wir es für euch: Paulus möchte nicht, dass die Christen in Korinth denken, dass er absichtlich auf eine Weise handelt, die manche für verrückt halten könnten, nur um des Verrücktseins willen. Vielmehr handelt er für Gott. Und wenn die Christen in Korinth glauben wollen, dass Paulus besonnen ist, können sie denken, dass er es für sie ist.
    1. „Der Apostel sagt ihnen, dass wenn er in ihren Augen tatsächlich außer sich war, er es für Gott, das heißt für die Ehre und den Ruhm Gottes: wenn er aber nüchtern war, so geschah es um ihretwillen; in welcher Verfassung er auch immer war, so geschah es entweder zum Dienst an Gott oder an ihnen.“ (Poole)
  3. Denn die Liebe Christus drängt uns: Paulus wird motiviert – ja sogar gedrängt – durch die Liebe Christus, also durch die Liebe Jesu zu ihm. Paulus musste tun, was er im Dienst tat, weil er so viel Liebe von Jesus empfing, dass es ihn drängte, anderen zu dienen.
    1. Das ist die beste Grundlage für den Dienst, etwas für andere geben zu wollen, weil Jesus Dir alles gegeben hat. Wenn wir die Liebe des Christus wirklich empfangen, berührt sie uns und weckt in uns den Wunsch, anderen zu dienen.
    2. Paulus fühlte sich durch die Liebe des Christus gedrängt. Wenn jemand fragte: „Warum tust du das alles? Warum all der Schmerz und all die Prüfungen?“ hätte Paulus geantwortet: „Ich muss es tun. Ich habe die Liebe des Christus empfangen. Ich habe die Liebe des Christus in meinem Herzen, weil ich Jesus liebe. Ich habe auch die Liebe des Christus in meinem Herzen für all die Menschen, die Jesus liebt. Die Liebe des Christus drängt mich dazu!“ „Die Apostel arbeiteten viel, aber all ihre Arbeit entsprang dem Impuls der Liebe Jesu Christi. So wie Jakob sich für Rahel allein aus Liebe zu ihr abmühte, so dienen wahre Heilige dem Herrn Jesus unter dem allmächtigen Drang der Liebe.“ (Spurgeon)
    3. Zu sagen, „die Liebe des Christus drängt uns“, bedeutet, dass die Liebe Christi Kraft hat. Sie hat eine Kraft, die uns fesseln und beeinflussen kann. „Die Liebe Christi hatte die Anstrengungen des Paulus in eine Kraft gebündelt, sie in einen Kanal gelenkt und sie dann mit wunderbarer Kraft vorangetrieben, bis er und seine Mitstreiter zu einer mächtigen Kraft für das Gute geworden waren, immer aktiv und tatkräftig.“ (Spurgeon)
  4. Wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben: Inwiefern ist Jesus für alle gestorben? In dem Sinne, dass sein Tod alle retten kann, die zu ihm kommen werden, und eine Demonstration der Liebe Gottes zu allen ist. Nicht aber in dem Sinne, dass jeder gerettet wird, weil Jesus gestorben ist (das ist die falsche Lehre des Universalismus).
    1. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass Paulus in diesem Zusammenhang ‚alle Geretteten‘ meint, wenn er ‚alle‘ sagt. Es besteht kein Zweifel, dass es einen Kontext gibt, in dem Jesus für die ganze Welt gestorben ist: Und er selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. (1. Johannes 2, 2). Aber wenn Paulus hier von ‚alle‘ spricht, sind wahrscheinlich ‚alle Geretteten‘ gemeint, denn er schreibt auch, so sind sie alle gestorben. Fest steht nur, daß diejenigen, die sich durch den Glauben Jesus anschließen, geistlich gestorben und mit ihm wieder auferstanden sind (Römer 6, 1-6).
  5. Damit die, welche leben, nicht mehr für sich selbst leben, sondern für den, der für sie gestorben und auferstanden ist: Wenn Jesus für uns gestorben ist, ist es nur angemessen, dass wir für ihn leben. Jesus hat uns neues Leben geschenkt, nicht um für uns selbst zu leben, sondern um für Ihn zu leben. Die Frage ist einfach: Lebst Du für dich selbst, oder lebst Du für Jesus? „Er ist für uns gestorben, damit unser Selbst sterben kann.“ (Calvin)
    1. Gott hat uns zu dem Zweck geschaffen, für ihn zu leben, nicht für uns selbst. Es ist die Verderbtheit unserer Natur, die uns dazu bringt, für uns selbst und nicht für den Herrn leben zu wollen. In Offenbarung 4, 11 heißt es: Würdig bist du, o Herr, zu empfangen den Ruhm und die Ehre und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen! Wir sind und wurden geschaffen, um für Gott zu leben, nicht für uns selbst. Jesus lebte ganz für Gott, den Vater.
    2. Was bedeutet es, nicht mehr für sich selbst zu leben, sondern für Gott? Es bedeutet nicht einfach zu sagen: „Ich werde niemanden außer Gott lieben oder nur ihm dienen“. Stattdessen drückt sich unsere Liebe zu Gott und unser Leben für Gott in der Art und Weise aus, wie wir anderen dienen. Wenn wir sagen, dass wir für Gott leben, dürfen wir das nicht als Entschuldigung dafür benutzen, den Dienst am Nächsten zu vernachlässigen.

3. Durch dieses neue Leben, das durch Jesus möglich ist, sind die alten irdischen Bindungen weit weniger wichtig

2. Korinther 5, 16

2. Korinther 5, 16
So kennen wir denn von nun an niemand mehr nach dem Fleisch; wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so.

  1. Von nun an beurteilen wir niemand mehr nach dem Fleisch: Warum?
      1. Da wir nicht auf das Sichtbare sehen, sondern auf das Unsichtbare
        (2. Korinther 4, 18).
      2. Wenn unsere irdische Zeltwohnung abgebrochen wird, haben wir im Himmel einen Bau von Gott, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist.
        (2. Korinther 5, 1).
      3. Denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen (2. Korinther 5, 7).
      4. Denn wir rühmen uns nicht des Äußeren, sondern wir rühmen uns des Herzens (2. Korinther 5, 12).
    1. Aus all diesen Gründen schauen wir nicht auf das Bild und den Schein des Äußeren, sondern auf die Substanz des Herzens.
  2. Wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so: Selbst diejenigen, die Jesus im irdischen Körper kannten, fanden ihre neue Beziehung zu ihm durch den Heiligen Geist weitaus lohnender.
    1. Weil Paulus schreibt, dass wir … Christus nach dem Fleisch gekannt haben, können wir vermuten, dass Paulus Jesus während seines Wirkens auf der Erde kannte und Jesus wahrscheinlich sogar in Jerusalem lehren hörte. Vielleicht gehörte Paulus sogar zu den Pharisäern, die Jesus oft zur Rede stellten! Paulus blickte sicherlich gerne auf das zurück, woran er sich an Christus auf der Erde erinnerte. Gleichzeitig wusste er aber, dass seine Beziehung zu Jesus durch den Heiligen Geist viel besser war.
    2. „Als er Christus noch nach weltlichen Maßstäben beurteilte, betrachtete er ihn als den Führer einer neuen Sekte, den Führer einer neuen Partei, als eine Bedrohung für die heilige Religion. Er sagt, dass wir ihn jetzt nicht mehr so sehen. Wir kennen Ihn jetzt im Geist und durch den Geist.“ (Morgan)
    3. Jesus leibhaftig gekannt zu haben, war also keine Garantie für irgendetwas. „Eine große Zahl von Menschen, die Christus persönlich nachgefolgt waren, verließen ihn später und forderten seine Kreuzigung.“ (Hughes) Auch die Jünger waren amrseligge Nachfolger Jesu, bis sie ihn an Pfingsten durch den Geist erkannten.
  3. Kennen wir ihn doch nicht mehr so: Manche denken, es wäre besser, wenn Jesus leibhaftig bei uns wäre, aber das wäre es nicht und Jesus wusste das. Darum sagte Jesus zu seinen Jüngern: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. (Johannes 16, 7).

4. Das Auferstehungsleben Jesu schenkt uns neues Leben

2. Korinther 5, 17

2. Korinther 5, 17
Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!

  1. Darum: Ist jemand … : Dies ist ein Versprechen für jeden! Es spielt keine Rolle welcher Klasse, welcher Hautfarbe, welcher Nationalität oder welcher Sprache man angehört und auch nicht, wie intelligent man ist. Jeder kann eine neue Schöpfung in Jesus Christus sein.
  2. In Christus: Dies ist ein Versprechen für jeden, der in Christus ist. Dies ist kein Versprechen für diejenigen, die in sich selbst oder in der Religion der Menschen oder in jemandem oder etwas anderem verhaftet sind. Dies ist ein Versprechen für diejenigen, die in Christus sind.
  3. So ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden. Paulus lehrt hier das große Prinzip der Erneuerung. Jesus Christus verändert diejenigen, die im Glauben zu ihm kommen und die in Christus sind. Den Geretteten ist nicht „nur vergeben“, sie werden in eine neue Schöpfung verwandelt.
    1. Es ist ungerecht von uns, wenn wir von denen, die nicht in Christus sind, erwarten, dass sie wie eine neue Schöpfung leben. Es ist jedoch nicht ungerecht, von Menschen, die sich als Christen bezeichnen, ein verändertes Leben zu erwarten. „Ich kenne keine Formulierung, ich glaube, es gibt keine, die eine größere oder tiefgreifendere und radikalere Erneuerung ausdrücken kann als die, die in dem Begriff ‚eine neue Schöpfung‘ zum Ausdruck kommt.“ (Spurgeon)
    2. Eine neue Schöpfung zu sein, bedeutet jedoch nicht, dass wir perfekt sind. Es bedeutet, dass wir verändert sind und dass wir verändert werden.
  4. So ist er eine neue Schöpfung: Wer macht uns zu einer neuen Schöpfung? Das kann nur Gott allein in uns tun. Es geht nicht nur darum, ‚sich zusammenzureißen‘ oder „die Kurve zu kriegen“. Das Leben einer neuen Schöpfung ist nicht etwas, das Gott für uns tut, sondern in uns. Darum sollen wir … den alten Menschen ablegen und den neuen Menschen anziehen, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit. (Epheser 4, 22-24).
    1. Eine neue Schöpfung zu sein, ist ein Geschenk Gottes, das durch den Glauben empfangen wird. „Gott ist gewiss der Urheber der zweiten Schöpfung, wie er es auch bei der ersten war.“ (Harris) „Ein Satz, der für die größte Veränderung spricht, die man sich vorstellen kann, und zwar eine solche, die durch keine andere Kraft als die Kraft Gottes in der Seele bewirkt werden kann.“ (Poole)
    2. Das Werk einer neuen Schöpfung ist sogar noch größer als Gottes Werk der Erschaffung der Welt. „Meine Brüder, es war schwieriger, wenn solch ein Wort für den Allmächtigen überhaupt zutreffend ist, einen Christen zu erschaffen als eine Erde zu erschaffen. Was war zu Beginn da, als Gott die Erde schuf? Da war nichts; aber es konnte sich auch nichts in Gottes Weg stellen – zumindest war es passiv. Aber, meine Brüder, während es in unseren Herzen nichts gab, was Gott helfen konnte, gab es vieles, was sich ihm entgegenstellen konnte und auch tat. Unser eigensinniger Wille, unsere tiefsitzenden Vorurteile, unsere ausgeprägte Neigung zur Sünde, all das, großer Gott, widersetzte sich dir und zielte darauf ab, deine Pläne zu durchkreuzen … Ja, großer Gott, es war großartig, eine Welt zu schaffen, aber noch großartiger, eine neue Kreatur in Jesus Christus zu erschaffen“. (Spurgeon)
    3. Das Leben als neue Schöpfung ist etwas, das Gott in uns wirkt, wobei er unseren Willen und unsere Entscheidungen einsetzt. Wir dürfen also sowohl das Geschenk annehmen, eine neue Schöpfung zu sein, zeitgleich sind wir auch herausgefordert, das Leben einer neuen Schöpfung zu leben. All dies ist Gottes Werk in uns, dem wir uns hingeben. Das erinnert uns daran, dass es im Christentum im Grunde genommen darum geht, was Gott für uns getan hat und nicht darum, was wir für Gott tun können oder sollten. „Geliebte, wenn ihr nicht mehr Frömmigkeit habt, als ihr euch selbst erarbeitet habt und nicht mehr Gnade, als ihr in eurer eigenen Natur gefunden habt, dann habt ihr überhaupt keine. Ein übernatürliches Werk des Heiligen Geistes muss in jedem von uns gewirkt werden, wenn wir Gottes Angesicht sehen wollen.“ (Spurgeon)
  5. Siehe, es ist alles neu geworden. Hier ist die Rede von Gottes vollkommenem, neu geschaffenem Werk (Offenbarung 21, 5). Gott möchte etwas Neues in unserem Leben tun.
    1. „Der Mensch ist nicht nur repariert, sondern er ist neu gemacht ... es gibt eine neue Schöpfung, die Gott selbst als sein Werk betrachtet und die er anschauen und für sehr gut befinden kann.“ (Clarke)

5. Die Botschaft und der Dienst der Versöhnung

2. Korinther 5, 18-19

2. Korinther 5, 18-19
Das alles aber [kommt] von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte.

  1. Alles aber kommt von Gott: Paulus möchte, dass die Christen in Korinth wissen, dass er von Dingen schreibt, die von Gott sind, nicht von Menschen. Dieses Werk einer neuen Schöpfung und unsere ewige Bestimmung sind Werke Gottes, nicht etwas, das wir verdienen und erreichen müssen.
  2. Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus: Gott hat diesen Dienst der Versöhnung initiiert, obwohl er die schuldlose Seite in der entfremdeten Beziehung ist. Er hat uns mit sich selbst versöhnt; nicht wir haben uns mit ihm versöhnt.
    1. Wichtig ist, dass Gott dies durch Jesus Christus getan hat. Gott hat uns nicht mit sich selbst versöhnt, indem er seine heilige Gerechtigkeit vernachlässigt oder der sündigen, rebellischen Menschheit ‚nachgegeben‘ hat. Er tat es durch ein erstaunliches, rechtschaffenes Opfer der Liebe. Gott fordert von den Menschen unter Jesus kein bisschen weniger Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit, aber die Forderung ist durch Jesus Christus erfüllt worden.
  3. Und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat: Nachdem er uns mit sich selbst … durch Jesus Christus versöhnt hat, erwartet Gott nun von uns, dass wir den Dienst der Versöhnung aufnehmen, und hat uns deshalb das Wort der Versöhnung anvertraut.
    1. Versöhnung kommt durch das Wort der Versöhnung. Gott gebraucht das gepredigte Wort, um Männer und Frauen mit sich selbst zu versöhnen.
  4. Weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte: Durch alle Schrecken des Kreuzes wirkte Gott der Vater in und mit Gott dem Sohn und versöhnte die Welt mit sich selbst. Der Vater und der Sohn wirkten gemeinsam am Kreuz.
    1. Dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, ist umso erstaunlicher, wenn man es im Licht dessen betrachtet, was am Kreuz geschah. Bevor Jesus starb, bevor der Vorhang zerriss, bevor Jesus schrie: ‚Es ist vollbracht‘, fand ein gewaltiger geistiger Deal statt. Der Vater legte alle Schuld und allen Zorn, den unsere Sünde verdient hatte, auf den Sohn. Und Jesus, der in sich selbst vollkommen war, trug sie, um Gottes Gerechtigkeit vollkommen zu erfüllen.
    2. So schrecklich das körperliche Leiden Jesu auch war, das geistliche Leiden – der Akt, an unserer Stelle für unsere Sünde gerichtet zu werden – war es, was Jesus wirklich vor dem Kreuz gefürchtet hat. Das war der Kelch – der Kelch des gerechten Zornes Gottes – vor dem es ihn zittern ließ (Lukas 22, 39-46, Psalm 75, 8, Jesaja 51, 17, Jeremia 25, 15). Am Kreuz wurde Jesus gewissermaßen zu einem Feind Gottes, der gerichtet und gezwungen wurde, den Kelch des Zorns des Vaters zu trinken, damit wir diesen Kelch nicht trinken müssen.
    3. Gleichzeitig macht Paulus aber auch deutlich, dass Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte. Sie arbeiteten zusammen. Obwohl Jesus behandelt wurde, als wäre er ein Feind Gottes, war er es nicht. Selbst als Jesus bestraft wurde, als wäre er ein Sünder, vollbrachte er den heiligsten Dienst vor Gott, dem Vater, den er je geleistet hat. Deshalb kann Jesaja sagen: „Aber dem HERRN gefiel es, ihn zu zerschlagen“ (Jesaja 53, 10). An und für sich gefiel das Leiden des Sohnes dem Vater nicht, aber da es das Werk der Versöhnung der Welt mit sich selbst bewirkte, gefiel es Gott dem Vater in seiner Vollkommenheit sehr.
    4. Robertson kommentiert zu Recht: „Auch wenn wir es nicht wagen, zu weit in dieses Geheimnis des Leidens Christi am Kreuz einzudringen, wirft doch der tragische Ausruf Jesu kurz vor seinem Tod Licht auf seinen Tod: ‚Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?‘“ In diesem Ausruf (Matthäus 27, 46 und Markus 15, 34) drückt Jesus sowohl seine Partnerschaft mit Gott, dem Vater (mein Gott) aus, als auch das qualvolle Gefühl, den Zorn Gottes zu empfangen, den wir verdient haben.
  5. Indem er ihnen ihre Sünden nicht anrechnete: Warum? Weil Gott schwach wurde und der Menschheit eine „Freikarte aus der Hölle“ gab? Ganz und gar nicht. Vielmehr wurden unsere Verfehlungen Jesus zugeschrieben. Die Gerechtigkeit, die unsere Sünde forderte, ist erfüllt, nicht entschuldigt.
    1. Wenn Gott, um Sünder zu retten, seinen Zorn oder seine Gerechtigkeit beiseite legt, dann wäre das Kreuz, anstatt eine Demonstration der Liebe, eine Zurschaustellung unsäglicher Grausamkeit und Ungerechtigkeit und der fehlgeleitete Versuch eines Menschen, Gutes zu tun. Wenn die Sünde einfach nur entschuldigt werden könnte, dann hätte sie niemals gesühnt werden müssen.

6. Botschafter für Christus

2. Korinther 5, 20

2. Korinther 5, 20
So sind wir nun Botschafter für Christus, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!

  1. So sind wir nun Botschafter für Christus: Paulus erkennt, dass er in einem fremden Land als Vertreter eines Königs dient. Der König hat eine Botschaft, und Paulus überbringt diese Botschaft, und zwar so, dass Gott selbst durch uns ermahnt.
    1. In der Idee ein Botschafter zu sein, steckt so viel! Ein Botschafter spricht nicht, um seinen Zuhörern zu gefallen, sondern dem König, der ihn gesandt hat. Ein Botschafter spricht nicht in eigener Autorität, und seine eigenen Meinungen oder Ansprüche haben wenig zu bedeuten. Er sagt einfach das, was ihm aufgetragen wurde zu sagen. Aber ein Botschafter ist mehr als ein Bote, er ist auch ein Repräsentant, und die Ehre und das Ansehen seines Landes liegen in seinen Händen.
  2. Botschafter: Dies ist ein glorreicher Titel für Paulus und die anderen Apostel. Er ist jedoch nicht glorreicher oder überwältigender als der Gedanke, dass Gott aus Liebe zu den Menschen uns ermahnt und um uns fleht. Warum sollte Gott um uns flehen?
  3. So bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott: Als Botschafter spricht Paulus eine einfache, starke und direkte Bitte aus: Lasst euch versöhnen mit Gott!
    1. Das macht deutlich, dass das Werk der Versöhnung, welches zuvor in diesem Kapitel beschrieben wurde, nicht unabhängig von unserem Willen und unserer Entscheidung funktioniert. Wer sind diejenigen, die mit Gott versöhnt sind? Diejenigen, die auf die Bitte Jesu reagiert haben, die er durch seine Botschafter ausgesprochen hat.
    2. Dies macht deutlich, dass wir es sind, die mit Gott versöhnt werden müssen, nicht er mit uns. Wir sind im Unrecht.
    3. Wen bittet Paulus? Er sagt, lasst euch versöhnen. Paulus kann damit die Gemeinde in Korinth meinen, und zeitgleich die Menschen auf der ganzen Welt bitten, sich mit Gott versöhnen zu lassen.
  4. Lasst euch versöhnen: Es ist nicht unser Auftrag, das Werk der Versöhnung zwischen Menschen und Gott zu vollbringen. Er hat das Werk getan; es ist lediglich unsere Aufgabe, es anzunehmen und zu empfangen. „Es heißt nicht ‚versöhnt euch selbst‘, sondern ’seid versöhnt‘. Gebt euch dem hin, der euch jetzt mit dem Bunde eines Mannes umgibt, der euch mit Stricken der Liebe zieht, da er für euch hingegeben wurde … Unterwerft euch. Beugt euch dem Griff jener Hände, die für euch ans Kreuz genagelt wurden.“ (Spurgeon)

7. Wie Gott Versöhnung möglich gemacht hat

2. Korinther 5, 21

2. Korinther 5, 21
Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm [zur] Gerechtigkeit Gottes würden.

  1. Den, der von keiner Sünde wusste: Die Vorstellung, dass ein Mensch ohne Sünde sein könnte, war dem jüdischen Denken fremd (Prediger 8, 5). Dennoch stellte niemand Jesus in Frage, als er behauptete, ohne Sünde zu sein (Johannes 8, 46).
  2. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht: Unter der Eingebung des Heiligen Geistes wählt Paulus seine Worte sorgfältig. Er sagt nicht, dass Jesus dazu gemacht wurde, ein Sünder zu sein. Jesus wurde nie ein Sünder, aber er wurde für uns zur Sünde gemacht. Sogar sein Sündig-werden war ein gerechter Akt der Liebe, nicht ein Akt der Sünde.
    1. Jesus war kein Sünder, auch nicht am Kreuz. Am Kreuz behandelte ihn der Vater, als sei er ein Sünder, doch die ganze Zeit über war die Sünde ‚außerhalb‘ Jesu, nicht ‚innerhalb‘ Jesu und sie war nicht Teil seiner Natur (wie es bei uns der Fall ist).
    2. „Christus war nicht schuldig und konnte nicht schuldig gesprochen werden; doch er wurde behandelt, als sei er schuldig, weil er willig war, an der Stelle der Schuldigen zu stehen. Ja, er wurde nicht nur wie ein Sünder behandelt, sondern so, als ob er im Grunde die Sünde selbst gewesen wäre. Dies ist eine erstaunliche Äußerung. Der Sündlose wurde zur Sünde gemacht.“ (Spurgeon)
    3. „Ich sage nicht, dass unser Stellvertreter eine Hölle ertragen hat, die unverantwortlich war. Ich will nicht sagen, dass er die exakte Strafe für die Sünde oder ein Äquivalent dafür erduldete; aber ich sage, dass das, was er erduldete, der Gerechtigkeit Gottes eine deutlichere und wirksamere Rechtfertigung seines Gesetzes verschaffte, als es durch die Verdammung der Sünder, für die er starb, der Fall gewesen wäre.“ (Spurgeon)
    4. „Wir stehen offensichtlich am Rande eines großen Geheimnisses, und unser Verständnis davon kann nur minimal sein“. (Kruse)
  3. Er hat den, … gemacht: Merken wir uns das gut. Das war das Werk Gottes selbst! Der Vater und der Sohn (und auch der Geist) waren bei dem Werk am Kreuz in vollkommener Übereinstimmung. Das bedeutet, dass das Werk der Sühne am Kreuz das Werk Gottes war. „Wenn Gott es getan hat, so ist es gut gemacht. Ich bin nicht darauf bedacht, eine Tat Gottes zu verteidigen: Der Mann, der es wagt, seinen Schöpfer anzuklagen, soll sich gut überlegen, was er da tut. Wenn Gott selbst das Opfer erbracht hat, so sei Dir sicher, dass er es angenommen hat.“ (Spurgeon)
  4. Damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden: Jesus nahm unsere Sünde, aber gab uns Seine Gerechtigkeit. Es ist ein ungeheurer Austausch, der von der Liebe Gottes zu uns ausgeht!
    1. „Der Gläubige erhält von Gott nicht nur Recht, das ihm aufgrund des Glaubens an Jesus zusteht (Philipper 3, 9), sondern hier sagt Paulus, dass der Gläubige auf gewisse Weise ‚in Christus‘ tatsächlich Anteil an der Gerechtigkeit hat, die Gott selbst kennzeichnet.“ (Harris)
    2. Zur Gerechtigkeit Gottes: „Was für ein großartiger Ausdruck! Er macht uns rechtschaffen durch die Gerechtigkeit Jesu; nein, er macht uns nicht nur rechtschaffen, sondern gerecht; nein, das ist nicht alles, er macht uns zur Gerechtigkeit Gottes; das ist höher als die Gerechtigkeit Adams im Garten, es ist göttlich vollkommener als die Vollkommenheit der Engel.“ (Spurgeon)
    3. „Die Gerechtigkeit, die Adam im Garten hatte, war vollkommen, aber es war die Gerechtigkeit des Menschen: unsere ist die Gerechtigkeit Gottes.“ (Spurgeon)
    4. Dies ist die ganze Wahrheit der Gerechtmachung, einfach ausgedrückt: Unsere Sünden lagen auf Jesus, und Seine Gerechtigkeit liegt auf uns. Und: „Wie Christus nicht durch eine ihm innewohnende Sünde zur Sünde gemacht wurde, so werden auch wir nicht durch eine uns innewohnende Gerechtigkeit gerecht gemacht, sondern durch die Gerechtigkeit Christi, die uns zugerechnet wird.“ (Poole)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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