2. Timotheus 1 – Ein Geist der Kühnheit

A. Begrüßung und Einführung

1. Ein Brief von Paulus

2. Timotheus 1, 1

2. Timotheus 1, 1
Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen, gemäß der Verheißung des Lebens in Christus Jesus,

  1. Paulus, Apostel Jesu Christi durch Gottes Willen: Paulus leitet diesen Brief hier wie seine anderen Briefe mit einer sofortigen Erklärung dazu ein, dass er ein Apostel nach dem Willen Gottes ist, nicht nach seinem eigenen Ehrgeiz oder nach menschlicher Wahl.
    1. Paulus hatte eine Rolle in Gottes Plan, die Welt für Jesus Christus zu erreichen, und seine Rolle war die eines Apostels – er war ein einzigartiger Botschafter Gottes in der Welt. Jeder hat seine eigene Rolle und wir alle erfüllen sie durch Gottes Willen.
  2. Gemäß der Verheißung des Lebens: Diese Aussage ist einzigartig im Vergleich zu den Grüßen in den anderen Briefen des Paulus. Sie war hier angebracht, weil Paulus wieder in Rom eingesperrt war und seine Hinrichtung erwartete (2. Timotheus 4, 6). Deshalb war diese Verheißung des Lebens für ihn besonders wertvoll.
    1. Die Bibel erzählt keine Einzelheiten, aber es scheint, dass Paulus nach seiner Freilassung aus der am Ende der Apostelgeschichte erwähnten römischen Gefangenschaft, noch einige Jahre Freiheit genoss, bis er erneut verhaftet und in Rom eingesperrt wurde.
    2. Man kann heute in Rom den Ort sehen, an dem Paulus mutmaßlich gefangen gehalten wurde. Es ist tatsächlich nicht mehr als ein kaltes Verließ, eine Höhle im Boden mit kahlen Wänden und einem kleinen Loch in der Decke, in das man Essen fallen ließ. Es gab keine Fenster; es war nur eine kalte, kleine Zelle, die im Winter besonders ungemütlich gewesen sein muss.
    3. Paulus schrieb diesen Brief aus seiner zweiten römischen Gefangenschaft, und bald darauf wurde er in Rom auf Neros Befehl hin verurteilt und hingerichtet. Paulus spürte das; deshalb ist 2. Timotheus nicht nur der letzte Brief, den wir von Paulus haben, sondern er weist einen Ton von Dringlichkeit und Leidenschaft auf, den wir von einem Mann erwarten dürfen, der wusste, dass er bald hingerichtet werden würde.

2. Eine Begrüßung und ein frohes Gedenken

2. Timotheus 1, 2-5

2. Timotheus 1, 2-5
An Timotheus, [mein] geliebtes Kind: Gnade, Barmherzigkeit, Friede [sei mit dir] von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn! Ich danke Gott, dem ich von den Vorfahren her mit reinem Gewissen diene, wenn ich unablässig an dich gedenke in meinen Gebeten Tag und Nacht, und ich bin voll Verlangen, dich zu sehen, da ich mich an deine Tränen erinnere, damit ich mit Freude erfüllt werde. Dabei halte ich die Erinnerung an deinen ungeheuchelten Glauben fest, der zuvor in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike gewohnt hat, ich bin aber überzeugt, auch in dir.

  1. An Timotheus, [mein] geliebtes Kind: Paulus dachte viel über seine geistliche Familie nach – über Timotheus, sein geliebtes Kind; und über seine wahren Vorfahren, jene Juden vor der Zeit des Paulus, die Gott wirklich mit reinem Herzen folgten, nicht in der Selbstgerechtigkeit der Pharisäer.
  2. Gnade, Barmherzigkeit, Friede: Spurgeon benutzte diesen Vers, zusammen mit 1. Timotheus 1, 2 und Titus 1, 4, um zu zeigen, dass Pastoren und geistliche Leiter mehr Barmherzigkeit brauchen als andere. Schließlich verwendete Paulus zu Beginn seiner Briefe an die Gemeinden im Allgemeinen in seinem Grußwort nur Gnade und Frieden (Römer 1, 7; 1. Korinther 1, 3; 2. Korinther 1, 2; Galater 1, 3; Epheser 1, 2; Philipper 1, 2; Kolosser 1, 2; 1. Thessalonicher 1, 1; 2. Thessalonicher 1, 2). Aber als er an die Pastoren – Timotheus und Titus – schrieb, sah er sich gezwungen, sie mit Gnade, Barmherzigkeit und Frieden zu begrüßen.
    1. „Ist dir jemals diese eine Sache bei christlichen Geistlichen aufgefallen, dass sie noch mehr Barmherzigkeit brauchen als andere Menschen? Obwohl jeder Mensch Barmherzigkeit braucht, brauchen Geistliche sie mehr als jeder andere; und so auch wir, denn wenn wir nicht treu sind, werden wir größere Sünder sein als unsere Zuhörer, und es braucht viel Gnade, damit wir immer treu sind, und viel Barmherzigkeit wird nötig sein, um unsere Unzulänglichkeiten zu bedecken. Deshalb werde ich diese drei Dinge für mich in Anspruch nehmen: ‘Gnade, Barmherzigkeit und Frieden’. Du magst die beiden haben, ‘Gnade und Frieden’, aber ich brauche Barmherzigkeit mehr als jeder andere. Deshalb nehme ich sie aus der liebenden Hand meines Herrn und ich werde vertrauen und keine Angst haben, trotz all meiner Unzulänglichkeiten, Schwächen, Fehler und Irrtümer in meinem ganzen Dienst.“ (Spurgeon).
  3. Wenn ich unablässig an dich gedenke in meinen Gebeten Tag und Nacht: Timotheus stand auf der Gebetsliste von Paulus. Paulus machte es sich zur Gewohnheit, mit einer Liste zu beten und diejenigen, die ihm wertvoll waren, wenigstens im Gebet zu erwähnen.
    1. Gebete Tag und Nacht zeigt auch, wie viel Paulus gebetet hat: Wann immer es Nacht war oder wann immer es Tag war. Natürlich könnte man sagen, dass das für Paulus leicht war, da er im Gefängnis saß; aber ein solches Gebet ist nie leicht.
    2. Paulus ist dafür zu bewundern, dass er für Jesus das Beste tun wollte, was er tun konnte, wo immer er war. Wenn er nicht predigen konnte, dann würde er beten.
  4. Da ich mich an deine Tränen erinnere: Vielleicht waren die Tränen, an die sich Paulus erinnerte, die Tränen, die Timotheus bei ihrem letzten Abschied vergoss.
  5. Damit ich mit Freude erfüllt werde. Dabei halte ich die Erinnerung an deinen ungeheuchelten Glauben fest: Es machte Paulus wirklich glücklich (mit Freude erfüllt), an den Glauben treuer Männer wie Timotheus zu denken, die Jesus und sein Volk liebten und ihm und seinem Volk dienten.
  6. Der zuvor in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike gewohnt hat: Timotheus‘ ungeheuchelter Glaube war nicht zuletzt seiner göttlichen Erziehung und dem Einfluss seiner Großmutter und Mutter zu verdanken.
    1. Timotheus und seine Familie kamen aus der antiken Stadt Lystra, die Paulus auf seiner ersten Missionsreise besuchte (Apostelgeschichte 14, 16-20). Als Paulus und Barnabas dort waren, benutzte Gott Paulus, um einen verkrüppelten Mann auf wundersame Weise zu heilen – und die Menschen der Stadt begannen, Paulus und Barnabas als griechische Götter des Olymp zu preisen und begannen sogar, ihnen einen Stier zu opfern. Paulus konnte sie kaum daran hindern und bald hatten Feinde des Evangeliums die Menge gegen die missionarischen Evangelisten aufgebracht, sodass sie Paulus aus der Stadt vertrieben und steinigten. Doch wie durch ein Wunder bewahrte Gott das Leben des Paulus und er machte weiter.
    2. Auf seiner zweiten Missionsreise kam Paulus wieder nach Lystra – und traf dort einen jungen Mann, der zu Jesus gekommen war und sich dem Dienst am Herrn widmete (Apostelgeschichte 16, 1-5). Dieser junge Mann war Timotheus und es wird beschrieben, dass er eine gläubige Mutter hatte, sein Vater aber Grieche war.
    3. Timotheus‘ Mutter und Großmutter waren also gläubig, sein Vater aber nicht (zumindest nicht am Anfang). In der römischen Welt hatten die Väter die absolute Autorität über die Familie und da Timotheus‘ Vater kein Christ war, war die Situation bei ihm Zuhause nicht ideal (wenn auch nicht unbedingt schrecklich). Aber seine Mutter und seine Großmutter führten ihn entweder zu Jesus oder gründeten ihn im Glauben. Gott will Eltern und Großeltern benutzen, um ihren Kindern und Enkeln ein ewiges Vermächtnis zu hinterlassen.
    4. Als Paulus Lystra verließ, nahm er Timotheus mit (Apostelgeschichte 16, 3-4). Damit begann eine Mentor-Schüler-Beziehung, die die ganze Welt berührte.
  7. Ich bin aber überzeugt, auch in dir: Es genügte nicht, dass Timotheus‘ Großmutter und Mutter diesen ungeheuchelten Glauben hatten; er musste auch in Timotheus bestehen. Unsere Kinder, irgendwann alt genug, um vor Gott Rechenschaft abzulegen, müssen ihre eigene Beziehung zu Jesus Christus haben. Die Beziehung von Mutter und Vater zu Gott wird dann nicht ewiges Leben bringen.
    1. Der Ausdruck „echter Glaube“ (wie es in der englischen NKJV heißt) könnte wörtlich als ungeheuchelter Glaube übersetzt werden – d.h. Glaube, der keine Schau ist. Er war echt, nicht nur dem Schein nach. Das ist ein bedeutendes Thema im Buch Jakobus.

B. Paulus ermahnt Timotheus, mutig zu sein

1. Wecke die Gnadengabe Gottes, die in dir steckt

2. Timotheus 1, 6

2. Timotheus 1, 6
Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen, die durch Auflegung meiner Hände in dir ist;

  1. Aus diesem Grund erinnere ich dich daran, die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen: Timotheus war ein begabter, für das Reich Gottes wertvoller Mann; aber er scheint eine zaghafte Ader gehabt zu haben. Aus diesem Grund ermutigte Paulus ihn oft, stark und mutig zu sein.
    1. Es mag sein, dass Timotheus etwas schüchtern war, aber es ist auch wahr, dass er als Aufseher von Gottes Werk in Ephesus und der größeren Region eine große und schwere Verantwortung trug. Es gab viele Christen in vielen Gemeinden, die sich in der ganzen Region versammelten (Apostelgeschichte 19, 9-10 und 17-20). Vielleicht war Timotheus ein Mann mit normalem Mut, der eine enorme Verantwortung trug.
    2. Wenn es wahr ist, dass Timotheus die Art Mann war, die Konfrontationen vermied, dann war es gut, dass er Paulus’ Beispiel sah. Paulus war ein Mann von tiefer Liebe, aber auch ein Mann, der die Konfrontation nie scheute. Ein bedeutendes Beispiel war, als er den Apostel Petrus öffentlich zurechtwies (Galater 2, 11-21). Timotheus hatte bereits das zarte Herz eines Hirten für die Schafe; Paulus wollte in ihm die nötige Kühnheit entwickeln, um die Herde wirklich zu führen und zu beschützen.
    3. Im 1. und 2. Timotheus gibt es nicht weniger als 25 verschiedene Stellen, an denen Paulus Timotheus ermutigte, mutig zu sein, vor Konfrontationen nicht zurückzuschrecken, aufzustehen, wo er aufstehen musste, und stark zu sein. Vor dem Hintergrund, wer Timotheus war und welche Verantwortung er zu tragen hatte, waren das die Worte, die Timotheus hören musste.
  2. Aus diesem Grund erinnere ich dich daran: Menschen befinden sind an den unterschiedlichsten Punkten. Für einige ist das Letzte, was sie hören müssen, „Du musst mutiger sein“, denn das ist nicht ihr Problem. Viele andere sind an einem Punkt, wo sie hören müssen: „Fache die Gnadengabe Gottes wieder an, die … in dir ist; sei mutig, mach dich auf den Weg, mach dich ran.“ Timotheus gehörte zu dieser zweiten Sorte.
    1. Einige Menschen, die mutig erscheinen, sind in Wirklichkeit nur gut im Vortäuschen. Sie benutzen eine konfrontative, direkte Haltung, um viel Schmerz und Unsicherheit zu kaschieren. Solche Menschen müssen wirklich mutig und sicher im Herrn werden, anstatt sich zu verstellen und sich hinter einer Maske aus falschem Mut zu verstecken.
  3. Die Gnadengabe Gottes wieder anzufachen, die … in dir ist: Timotheus konnte nicht passiv sein und einfach alles geschehen lassen; er musste mutig sein und die Gnadengabe Gottes, die in ihm ist, anfachen. Manche haben Gaben, die ihnen von Gott geschenkt wurden, aber diese Gaben werden vernachlässigt. Sie müssen geweckt und in die Tat umgesetzt werden.
    1. Das erinnert uns daran, dass Gott seine Gaben nicht durch uns wirken lässt als wären wir Roboter. Selbst wenn er einem Mann oder einer Frau Gaben gibt, hinterlässt er ein Element, das die Mitarbeit ihres Willens, ihres Verlangens und ihres Antriebs braucht, um den Zweck seiner Gaben zu erfüllen.
    2. Einige warten passiv darauf, dass Gott sie benutzt; aber Gott wartet darauf, dass wir die Gaben, die in uns stecken, aufwecken. Einige warten auf eine dramatische neue Salbung von Gott und Gott wartet darauf, dass wir das anfachen, was er bereits gegeben hat.
  4. Anzufachen: In diesem Begriff steckt die Vorstellung, ein Feuer anzufachen, um es hell und stark brennen zu lassen; ein Feuer, das sich selbst überlassen bleibt, wird immer ausbrennen, aber Gott will, dass wir unsere Gaben für ihn stark brennen lassen.
    1. „Das griechische anazopureo (anfachen) bedeutet entweder ‚neu entzünden‘ oder ‚in voller Flamme halten‘. Es gibt daher keinen notwendigen Hinweis darauf, dass Timotheus sein frühes Feuer verloren hatte, obwohl er zweifellos, wie jeder Christ, einen Ansporn brauchte, um das Feuer in voller Flamme brennen zu lassen.“ (Guthrie)
  5. Die durch Auflegung meiner Hände in dir ist: Gott gebrauchte das Auflegung der Hände, um Timotheus geistliche Gaben zu schenken. Das ist nicht der einzige Weg, auf dem Gott Gaben gibt, aber es ist ein üblicher Weg – und ein Weg, den wir nie vernachlässigen sollten. Es ist gut, dass andere für uns beten und dass Gott uns Gaben gibt, die zum Segen und zum Aufbau der Familie Gottes dienen.
    1. „Wir haben kein Recht anzunehmen, dass Timotheus nur einmal die Hände aufgelegt wurden. Apostelgeschichte 9, 17 und 13, 3 sind zwei solcher Gelegenheiten im geistlichen Leben des heiligen Paulus. Es mag andere gegeben haben.“ (White)

2. Warum Timotheus die Gaben, die Gott ihm gegeben hat, kühn einsetzen kann: Gott hat ihm einen Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht gegeben

2. Timotheus 1, 7

2. Timotheus 1, 7
Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.

  1. Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben: Paulus sah die Schüchternheit, die in Timotheus war; Timotheus kannte die Angst, die er manchmal empfand. Gott wollte, dass Timotheus wusste, dass diese Furcht nicht von dem Gott kam, dem er diente; er musste wissen, dass Gott uns keinen Geist der Furchtsamkeit gegeben hat.
    1. Wir alle sind mit Situationen konfrontiert, in denen wir uns schüchtern und ängstlich fühlen. Manche fürchten sich davor, vor anderen zu sprechen; andere fürchten sich vor Konfrontationen, andere davor, dumm dastehen zu müssen, wieder andere fürchten sich vor Ablehnung. Wir alle haben mit Angst zu tun.
    2. Der erste Schritt im Umgang mit solchen Ängsten besteht darin, zu verstehen, dass sie nicht von Gott kommen. Es ist ein bedeutender Schritt zu sagen: „Das ist nicht Gott, der mich so fühlen lässt; Gott hat mir das nicht gegeben.“ Vielleicht sind Ängste bedingt durch Persönlichkeit, vielleicht handelt es sich um eine Schwäche des Fleisches, vielleicht um einen dämonischen Angriff – aber sie kommen nicht von Gott.
  2. Sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht: Der zweite Schritt im Umgang mit solchen Ängsten besteht darin, zu verstehen, was Gott uns gegeben hat: einen Geist der Kraft und der Liebe und der Zucht.
    1. Gott hat uns einen Geist der Kraft gegeben: Wenn wir sein Werk tun, sein Wort verkünden, sein Reich vertreten, haben wir all seine Kraft, die uns unterstützt. Wir sind sicher in seinen Händen.
    2. Gott hat uns einen Geist der Liebe geschenkt: Das sagt uns viel über die Kraft, die er uns gegeben hat. Viele denken bei Kraft an Macht und daran, wie sehr wir andere kontrollieren können; aber die Macht Jesu drückt sich darin aus, wie sehr wir andere lieben und ihnen dienen können. In der Nacht vor dem Kreuz, wusste Jesus, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte – und was tat er mit all dieser Macht? In Demut wusch er seinen Jüngern die Füße (Johannes 13, 1-11).
    3. Gott hat uns einen Geist … der Zucht (in anderen Übersetzungen heißt es einen Geist der Besonnenheit) gegeben: Das altgriechische Wort an dieser Stelle beschreibt einen ruhigen, selbstbeherrschten Geist im Gegensatz zu der Panik und Verwirrung, die in einer ängstlichen Situation entsteht.
  3. Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe: Wir müssen nicht annehmen, was Gott uns nicht gegeben hat (einen Geist der Furchtsamkeit), und wir müssen demütig annehmen und in dem wandeln, was er uns gegeben hat (einen Geist … der Kraft und der Liebe und der Zucht).
    1. Paulus schrieb dies an Timotheus, weil Mut wichtig ist; ohne ihn können wir Gottes Plan für unser Leben nicht erfüllen. Gottes Absicht für uns ist mehr als nur Geld zu verdienen, unterhalten zu werden und sich wohl zu fühlen. Es liegt an jedem von uns, die Gaben zu nutzen, die er gibt, um sein Volk zu berühren und einer notleidenden Welt zu helfen.
    2. Furcht und Schüchternheit werden uns davon abhalten, die Gaben, die Gott uns gibt, zu gebrauchen. Gott möchte, dass jeder von uns seine Kraft, seine Liebe und sein ruhiges Denken nimmt und die Angst überwindet, um von ihm mit allen Gaben, die er gibt, gebraucht zu werden.

3. Gebrauche den Mut, den Gott gibt, und schäme dich nicht für den inhaftierten Apostel

2. Timotheus 1, 8

2. Timotheus 1, 8
So schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn, auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin; sondern leide mit [uns] für das Evangelium in der Kraft Gottes.

  1. So: Paulus hat Timotheus gerade vom Geist der Kraft, der Liebe und eines gesunden, mutigen Verstandes erzählt, der das Geburtsrecht eines jeden Gläubigen an Jesus Christus ist. Nun sagt er Timotheus, wie er von dem, was Gott ihm gegeben hat, sein Denken leiten lassen kann.
  2. Schäme dich nun nicht des Zeugnisses von unserem Herrn: Wenn Timotheus den Mut hätte, den Gott gegeben hat, würde er sich des Zeugnisses von unserem Herrn nicht schämen. Wir verstehen oft nicht, dass es nicht leicht war, einem gekreuzigten Meister zu folgen.
    1. Heutzutage haben wir Jesus und das Kreuz ‚desinfiziert‘, sodass alles sicher ist. Aber zu der Zeit, in der Paulus dies schrieb, war es in der Tat seltsam, einem gekreuzigten Mann zu folgen und ihn Retter zu nennen.
    2. Denk an die Lehre Jesu; wenn du groß sein willst, sei der Diener aller; sei wie ein Kind, wie ein Sklave, wie der Jüngere, wie der Letzte statt des Ersten. Das ist ein Zeugnis, für das sich einige schämen würden.
    3. Paulus wusste, dass der Plan Gottes in Jesus Christus vielen töricht erschien; aber er wusste auch, dass es die lebendige, aktive Kraft Gottes war, Seelen zu retten und Leben zu verwandeln. Paulus würde sich dessen nicht schämen, und Timotheus sollte sich ebenfalls nicht schämen – wie auch wir heute nicht.
  3. Auch nicht meinetwegen, der ich sein Gefangener bin: Wenn Timotheus den Mut hätte, den Gott ihm gegeben hat, würde er sich des Gefangenen Paulus nicht schämen. Es war nicht leicht, einen inhaftierten Apostel zu unterstützen.
    1. Beachte, dass Paulus sich selbst als Gefangener Jesu (der ich sein Gefangener bin) betrachtete. Paulus sah sich nicht als Gefangener Roms, sondern als Gefangener Gottes. Paulus sah Gott als den Herrn aller Umstände und wenn er frei war, war er der freie Mann des Herrn; wenn er gefangen war, war er der Gefangene des Herrn.
  4. Sondern leide mit [uns]: Es reichte nicht aus, dass Paulus Timotheus sagte, er solle sich für ihn und seine Ketten nicht schämen; er lud Timotheus auch ein, an allem teilzuhaben.
    1. Wir leiden mit ihm in derselben Weise, wie Paulus es in Römer 12, 15 beschrieb: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Wir identifizieren uns mit unseren leidenden Brüdern auf der ganzen Welt durch Gebet, durch ein besorgtes Herz und durch weise Taten.
  5. In der Kraft Gottes: Paulus hat tatsächlich in der Kraft Gottes gelitten. Die Kraft Gottes ist immer da, aber sie ist nicht immer da, um Schwierigkeiten zu beseitigen. Manchmal ist sie da, um uns durch die Schwierigkeiten hindurchzuführen.
    1. In gewisser Hinsicht war es für den Gefangenen Paulus seltsam, über die Macht Gottes zu schreiben – die Macht Roms schien in gewisser Weise viel realer zu sein. Aber Gottes Macht wurde durch die Geschichte bestätigt. Das Römische Reich ist verschwunden, aber das Evangelium von Jesus Christus, für das Paulus lebte, um es zu predigen, lebt weiter.

4. Die Botschaft, für die sich Timotheus nicht schämen muss: Gottes Erlösungsplan

2. Timotheus 1, 9-10

2. Timotheus 1, 9-10
Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,

  1. Er hat uns ja errettet und berufen: Wir kommen zu Gott als Antwort auf seinen Ruf in unserem Leben. Wir haben die Suche nicht eingeleitet; wir finden Gott nicht, er findet uns; deshalb müssen wir auf seinen Ruf antworten, wenn wir ihn spüren.
  2. Nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes: Das erklärt, warum Gott uns berufen hat. Nicht weil wir großartig waren oder etwas Großartiges getan hätten, sondern weil es zu Seiner Absicht passte – weil er es wollte.
  3. Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde: Gott richtete sein gnädiges Werk bereits auf uns, als wir nur als Tatsache in Gottes Wissen existierten. So wie ein Paar liebevoll für ein Baby plant, bevor das Baby geboren wird, so hat Gott für uns geplant.
    1. Vor ewigen Zeiten, erinnert uns daran, dass Zeit etwas ist, das Gott geschaffen hat, um unserer gegenwärtigen Welt Ordnung zu geben; Zeit ist für Gottes Existenz nicht wesentlich. Er existierte, bevor die Zeit erschaffen wurde, und er wird bleiben, wenn die Zeit endet, und wir leben mit ihm in der Ewigkeit weiter.
  4. Die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus: Die Erscheinung Jesu offenbarte den Plan und die Gnade Gottes. Jesus erfüllte den ewigen Plan Gottes; Jesus zeigt uns wahrhaftig, worum es bei Gott und seinem Plan geht. Deshalb können wir Jesus nie zu gut kennen.
  5. Der dem Tod die Macht genommen hat: Durch die Erscheinung Jesu ist der Tod kein Tod mehr. In Bezug auf die Gläubigen wird er Schlaf genannt – nicht, weil wir bewusstlos sind, sondern weil er angenehm und friedlich ist. Der Tod nimmt dem Christen nichts weg; er lässt ihn zur Herrlichkeit aufsteigen.
    1. Jemand schlug vor, dass ein Christ keinen Platz für die Buchstaben ‚RIP‘ auf seinem Grabstein hat, weil „Rest in Peace – Ruhe in Frieden“ unser ewiges Schicksal nicht angemessen beschreibt. Sie schlugen stattdessen die Buchstaben ‚CAD‘ vor, als Abkürzung für „Christ Abolished Death – Christus hat den Tod abgeschafft“.
  6. Und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium: Durch die Erscheinung Jesu wissen wir mehr über das Leben und die Unvergänglichkeit als zuvor. Das Verständnis vom Leben nach dem Tod war im Alten Testament bestenfalls trübe; aber Jesus ließ uns mehr über den Himmel – und die Hölle – wissen als jeder andere.
    1. Jesus erweckte die Wahrheit über unseren unsterblichen Zustand durch seine eigene Auferstehung zum Leben; er zeigte uns, wie unsere eigenen unsterblichen Körper aussehen würden, und versicherte uns, dass wir sie auch tatsächlich haben würden. Jesus ist daher ein zuverlässigerer Sprecher in Bezug auf die jenseitige Welt als jeder, der eine Nahtoderfahrung hatte.
  7. Durch das Evangelium: Die gute Nachricht davon, wer Jesus ist und was er für uns getan hat, kann man sich als Glieder vorstellen, die in einer schönen Kette von Gottes Werk miteinander verbunden sind.
      1. Gottes Erlösungsplan begann für uns in der Ewigkeit die schon vergangen ist (vor ewigen Zeiten).
      2. Er ging weiter mit der Erscheinung unseres Retters Jesus Christus.
      3. Er kam zu uns, als er uns errettete und uns berief.
      4. Er setzt sich fort, während wir unseren heiligen Ruf leben.
      5. Er wird sich eines Tages in der Unvergänglichkeit zeigen – im ewigen Leben.
    1. Wenn wir die Größe dieser Botschaft betrachten, ist es kein Wunder, dass Paulus sie das Evangelium nannte – gute Nachricht. Es ist eine gute Nachricht, dass Gott an dich gedacht und dich geliebt hat, bevor du überhaupt existiertest; eine gute Nachricht, dass Jesus kam, um uns Gott vollkommen zu zeigen; eine gute Nachricht, dass er uns berufen und gerettet hat; eine gute Nachricht, dass er uns eine heilige Berufung gibt; und eine gute Nachricht, dass er uns das ewige Leben zeigt und schenkt.
    2. Diese Botschaft war dem Apostel Paulus das Gefängnis wert.

5. Paulus‘ berufenes Werk und das Vertrauen, das es ihm gab

2. Timotheus 1, 11-12

2. Timotheus 1, 11-12
Für das ich als Verkündiger und Apostel und Lehrer der Heiden eingesetzt worden bin. Aus diesem Grund erleide ich dies auch; aber ich schäme mich nicht. Denn ich weiß, an wen ich glaube, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren bis zu jenem Tag.

  1. Für das ich als Verkündiger … eingesetzt worden bin: Wir können fast spüren, wie Paulus an Kraft gewann, als er diese Worte verfasste; er verstand wieder, dass es ein Privileg war, für ein so großes Evangelium zu leiden – so weit davon entfernt, sich zu schämen, es war ihm eine Ehre.
    1. Ihm gingen die Predigten durch den Kopf, die er hielt (ein Verkündiger), die Kirchen, die er gründete und leitete (ein Apostel), und die verschiedenen Nationen, die er zu Jesus Christus brachte (ein Lehrer der Heiden). Zweifellos dankte er Jesus, als er jede einzelne betrachtete.
  2. Aus diesem Grund erleide ich dies auch: Obwohl Paulus eine wunderbare Botschaft predigte, wusste er, dass es ihn auf dem Weg dorthin teuer zu stehen kam. Sein gegenwärtiges Leiden im Gefängnis war auf diese himmlische Berufung zurückzuführen.
  3. Denn ich weiß, an wen ich glaube und ich bin überzeugt: Das erklärt, warum Paulus in seiner Arbeit so kühn war und wie er sich durch Umstände geehrt fühlen konnte, die bei anderen Schamgefühle hervorrufen könnten. Er sagte, es sei, weil ich weiß, an wen ich glaube. Paulus kannte den Gott, dem er vertraute und dem er diente.
    1. Wir müssen wissen, was wir glauben; aber noch wichtiger ist es, zu wissen, an wen wir glauben. Wenn wir wissen, wie groß Gott ist; wenn Gott und seine Herrlichkeit die große Tatsache unseres Lebens wird, dann haben wir echte Kühnheit.
    2. „’Erkenne dich selbst‘, sagte der heidnische Philosoph; das ist gut so, aber dieses Wissen kann einen Menschen nur in die Hölle führen. ‚Erkenne Christus‘, sagte der christliche Philosoph, ‚erkenne ihn, und dann wirst du dich selbst erkennen‘, und dies wird dich sicherlich in den Himmel führen, denn die Erkenntnis Christi Jesu ist rettende Erkenntnis.“ (Spurgeon)
  4. Und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, das mir anvertraute Gut zu bewahren: Dies ist ein zweiter Grund, der die Kühnheit von Paulus erklärt. Paulus gab Jesus sein Leben und wusste, dass Jesus in der Lage war, es zu bewahren!
    1. Was war es, das Paulus ihm anvertraute? Sicherlich dachte er zuerst an sein Leben. Paulus wusste, dass er sein eigenes Leben nicht bewahren konnte; er wusste, dass nur Gott es bewahren konnte. Gott konnte es, Paulus nicht. Dies zu wissen, erfüllte Paulus mit Mut, aber es war kein Mut aus sich selbst heraus, sondern aus Gott.
    2. Aber es war nicht nur sein Leben, das Paulus Gott anvertraut hatte. Paulus hatte Jesus alles anvertraut – sein Leben, seinen Körper, seinen Charakter und seinen Ruf, sein Lebenswerk, alles, was wertvoll war.
  5. Bis zu jenem Tag: Paulus dachte entweder an den Tag, an dem er Jesus sehen würde, oder an den Tag, an dem Jesus für Paulus kam. Paulus und Timotheus lebten beide in einem solchen Bewusstsein jenes Tages, dass Paulus ihn nicht weiterführend benennen musste.
    1. Jener Tag war für Paulus kostbar, weil er alles Jesus anvertraut hatte. In dem Maße, in dem wir unser Leben und alles, was wir sind und haben, Jesus anvertrauen, wird jener Tag auch für uns kostbar sein.

C. Paulus ermahnt Timotheus, der Wahrheit treu zu bleiben

1. Treue zählt, also haltet an der Wahrheit fest

2. Timotheus 1, 13-14

2. Timotheus 1, 13-14
Halte dich an das Muster der gesunden Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist! Dieses edle anvertraute Gut bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt!

  1. Halte dich an das Muster der gesunden Worte: Nachdem Paulus über die Bedeutung von Mut geschrieben hatte, rief er Timotheus (und alle gottesfürchtigen Geistlichen) als nächstes auf, der Wahrheit Gottes, dem Muster der gesunden Worte, treu zu sein.
    1. Halte dich deutet darauf hin, dass jemand oder etwas versuchen würde, Timotheus die Wahrheit wegzunehmen. Wenn er nicht in Treue festhielte, würde sie ihm entrissen werden.
    2. Es braucht einen besonderen Mann oder eine besondere Frau, um wirklich festzuhalten. Es braucht jemanden, der nicht hin- und hergeworfen und umhergetrieben (wird) von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen (Epheser 4, 14).
    3. Das ist ein wichtiges Maß für jeden Pastor; er muss sich an das Muster der gesunden Worte halten. Das primäre Maß sollte nicht Humor oder Begeisterung oder Persönlichkeit oder Charisma oder gar evangelistisches Interesse sein. Einige, die behaupten, ein evangelistisches Herz zu haben, lassen das Muster der gesunden Worte los und zeigen sich ihrem Herrn und ihrer Berufung gegenüber untreu.
  2. Das Muster der gesunden Worte: Das deutet darauf hin, dass wahre Lehre gemäß der Wahrheit Gottes ein bestimmtes Muster hat – ein Muster, das vom urteilsfähigen Herzen erkannt werden kann.
  3. Die du von mir gehört hast: Die gesunden Worte, die Timotheus festhalten sollte, kamen zu ihm durch einen Mann – den Apostel Paulus. Gott benutzte menschliche Werkzeuge, um seine ewige Wahrheit zu kommunizieren.
    1. Wir müssen uns immer vor der Person hüten, die alle menschlichen Lehrer ablehnt und sagt: „Es gibt nur mich und meine Bibel“. Gott benutzte Paulus, um das Muster der gesunden Worte zu vermitteln, und von Timotheus wurde erwartet, dass er diesem Muster treu war. Gott gebraucht heute andere Männer und Frauen, um dieselbe Wahrheit zu vermitteln.
  4. Im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus ist: Timotheus‘ Treue muss einhergehen mit dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Manche Menschen nehmen Gottes Wort und halten es nur für eine intellektuelle Angelegenheit und lassen Glauben und … Liebe außen vor.
    1. Glauben und … Liebe beschreiben, wie die Wahrheit gehalten werden soll. Wir halten sie im Glauben, indem wir sie wirklich glauben und unser Leben dafür einsetzen; und wir halten sie in Liebe, nicht in stolzer Arroganz oder selbstsüchtiger Überlegenheit.
    2. Wenn man glaubt, der Wahrheit treu zu sein, aber im Leben keinen Glauben und keine Liebe zeigt, ist man vielleicht nichts weiter als ein Pharisäer. Zu Jesu Zeiten waren sie eine Gruppe, die sich sehr dafür einsetzte, bestimmte Lehren zu halten, aber in ihrem Leben ließen sich keine Früchte des Glaubens und der Liebe erkennen.
  5. Dieses edle anvertraute Gut bewahre: Timotheus hatte etwas, das ihm anvertraut war – Paulus nannte es dieses edle … Gut, womit er zweifellos das Evangelium und die Wahrheit Gottes meinte. Timotheus brauchte Treue, um dieses Gut zu bewahren.
    1. Gott hat uns viele gute Dinge anvertraut; wir müssen treu sein, um sie zu bewahren. Bewahren meint mehr als nur an etwas festzuhalten; es bedeutet auch, es zu hüten und weise zu nutzen. Gott hat uns sein Wort, Familienbeziehungen, Zeit, Talente, Ressourcen, Bildung usw. gegeben. Wir müssen treu sein, um diese guten Dinge in einer Weise zu bewahren, die Jesus Ehre und Ruhm bringt.
    2. Wir leben in einer Zeit, in der Treue nur so lange erwartet wird, wie sie unseren eigenen Interessen dient. Wenn es nicht mehr zu unserem unmittelbaren Vorteil ist, treu zu sein, fühlt es sich für viele Menschen gut an, ihre Verantwortung einfach aufzugeben. Aber das ehrt Gott nicht.
    3. Gott treu zu sein bedeutet, ein Herz zu haben, das nach dem Rechten strebt, auch wenn es nicht zu unserem Vorteil zu sein scheint. Wer den Verworfenen als verächtlich ansieht, aber die ehrt, die den HERRN fürchten; wer, wenn er etwas zu seinem Schaden geschworen hat, es dennoch hält (Psalm 15, 4). Wahre Treue zeigt sich dann, wenn es etwas kostet, treu zu sein.
    4. Gott ist treu mit dem, was wir ihm anvertrauen (2. Timotheus 1, 12). Werden wir treu sein mit dem, was er uns anvertraut hat?
  6. Bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt: Das ist der Schlüssel zur Treue. Gott verlangt von uns eine Treue, die größer ist, als wir sie mit unseren eigenen Kräften erfüllen können. Wenn wir nicht im Geist wandeln und vom Heiligen Geist erfüllt sind, können wir nicht in dem treu bleiben, in dem wir treu bleiben müssen.

2. Ein Beispiel für untreue Männer

2. Timotheus 1, 15

2. Timotheus 1, 15
Du weißt ja, dass sich von mir alle abgewandt haben, die in [der Provinz] Asia sind, unter ihnen auch Phygellus und Hermogenes.

  1. Dass sich von mir alle abgewandt haben, die in [der Provinz] Asia sind: Der große Apostel Paulus, am Ende seiner Tage und einer phantastischen Missionarskarriere, war fast ganz allein. Er wurde von der Welt nicht gepriesen und auch unter anderen Christen nicht besonders geschätzt.
    1. Wenn es damals christliches Radio gegeben hätte, niemand hätte Paulus interviewen wollen. Wenn es damals christliche Zeitschriften gegeben hätte, wäre Paulus nicht auf der Titelseite gewesen. Paulus hätte es schwer gehabt, einen Verleger zu finden für die Bücher, die er geschrieben hatte. Für viele Christen jener Zeit schien Paulus zu extrem, zu hingegeben, nicht auffällig oder berühmt genug zu sein. Sogar die Christen in Asia – wo Paulus ein großes Werk vollbrachte (Apostelgeschichte 19) – wandten sich von Paulus ab.
    2. Geographisch gesehen ist mit Asia im Neuen Testament nicht der fernöstliche Kontinent gemeint, wie es heute der Fall ist. Es meint die römische Provinz Asien, die heute hauptsächlich die Türkei wäre.
  2. Phygellus und Hermogenes: Das waren zwei bemerkenswerte Männer, die sich von Paulus abgewandt hatten, nicht treu waren und nicht festhielten.
    1. Diese beiden waren nicht die einzigen, aber Paulus hielt es für notwendig, besonders auf Phygellus und Hermogenes hinzuweisen: „Er nennt zwei der Deserteure – wahrscheinlich die bekanntesten – um diesen verleumderischen Angriffen Einhalt zu gebieten. Denn in der Regel kommt es vor, dass Deserteure aus der christlichen Kriegsführung heraus versuchen, ihr eigenes schändliches Verhalten zu entschuldigen, indem sie sich alle möglichen Anschuldigungen gegen treue und aufrechte Diener des Evangeliums ausdenken.“ (Calvin)
    2. Wir wissen nicht viel über Phygellus und Hermogenes; dies ist die einzige Stelle, an der sie in der Bibel erwähnt werden. Es ist eine schreckliche Sache, seinen Namen in Gottes Wort als Beispiel für Untreue festgehalten zu haben.

3. Ein Beispiel für einen treuen Mann

2. Timotheus 1, 16-18

2. Timotheus 1, 16-18
Der Herr erweise dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit, weil er mich oft erquickt und sich meiner Ketten nicht geschämt hat; sondern als er in Rom war, suchte er mich umso eifriger und fand mich auch. Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit erlange vom Herrn an jenem Tag! Und wie viel er mir in Ephesus gedient hat, weißt du am besten.

  1. Der Herr erweise dem Haus des Onesiphorus Barmherzigkeit: Onesiphorus war eine andere Sorte Mann als Phygellus und Hermogenes; er war Paulus unter schwierigen Umständen treu ergeben. Deshalb betete Paulus um Barmherzigkeit für Onesiphorus und seinen ganzen Haushalt.
    1. Wir wissen nicht viel über Onesiphorus, außer dass er in der Nähe von Timotheus lebte, denn am Ende des Briefes bat Paulus Timotheus, den Haushalt von Onesiphorus zu grüßen.
  2. Onesiphorus: Paulus beschrieb viele Dinge, die ihn zu etwas Besonderem machten.
    1. Er hat mich oft erquickt: Er war ein bewusster Segen für Paulus und setzte sich dafür ein, den Apostel zu erfrischen, der so viel für andere Menschen tat.
    2. Er hat sich meiner Ketten nicht geschämt: Onesiphorus erwies sich als wahrer Freund des Paulus als der Apostel inhaftiert wurde.
    3. Er suchte mich umso eifriger und fand mich: Es gab viele Gefängnisse in Rom, daher war es wahrscheinlich schwierig für Onesiphorus, Paulus zu finden, aber er fand ihn.
  3. Dass er Barmherzigkeit erlange vom Herrn an jenem Tag: Dies war ein besonderes Gebet für Onesiphorus. Wenn ein treuer Diener wie Onesiphorus ein solches Gebet brauchte, dann brauchen wir anderen es umso mehr.
  4. Weißt du am besten: Anscheinend war der Dienst von Onesiphorus so treu, so hervorragend, dass er berühmt war – Paulus konnte Timotheus einfach sagen: „Du weißt es am besten“, wie gut er diente.
    1. Onesiphorus wurde der Bedeutung seines Namens gerecht, welcher der ‚Hilfe-Bringer‘ bedeutet.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

Pin It on Pinterest