Apostelgeschichte 2 – Der Heilige Geist wird über die Gemeinde ausgegossen

A. Die erste Erfahrung der Erfüllung mit dem Heiligen Geist

1. Die Jünger werden mit dem Heiligen Geist erfüllt

Apostelgeschichte 2, 1-4

Apostelgeschichte 2, 1-4
Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.

  1. Der Tag der Pfingsten: Dies war ein jüdisches Fest, das 50 Tage nach Passah stattfand. Es wurden die Erstlingsfrüchte der Weizenernte gefeiert.
    1. Nach den jüdischen Ritualen jener Zeit wurde die erste geerntete Garbe aus der Gerstenernte am Passahfest Gott dargebracht. Aber an Pfingsten wurden die Erstlingsfrüchte der Weizenernte Gott dargebracht; deshalb wird Pfingsten der Tag der Erstlinge genannt (4. Mose 28, 26).
    2. Die jüdische Tradition lehrte auch, dass Pfingsten den Tag hervorhebt, an dem Israel das Gesetz gegeben wurde. Die Juden nannten Pfingsten manchmal zman matan torah oder „die Zeit der Gesetzesgabe“.
    3. Am alttestamentlichen Pfingsttag empfing Israel das Gesetz; am neutestamentlichen Pfingsttag empfing die Gemeinde den Geist der Gnade in Fülle.
    4. „Es war der bestbesuchte der hohen Feiertage, weil die Reisebedingungen am besten waren. Nie gab es in Jerusalem eine kosmopolitischere Zusammenkunft als diese“. (Hughes)
    5. 3. Mose 23, 15-22 gibt die ursprünglichen Anweisungen für die Pfingstfeier. Es besagt, dass zwei Laibe gesäuertes Brot vom Priester als Teil der Feier vor dem Herrn geschwenkt werden sollten. „Gab es nicht zwei Laibe? Nicht nur Israel wird gerettet werden, sondern auch die Menge der Heiden wird sich dem Herrn Jesus Christus zuwenden.“ (Spurgeon)
  2. Und als der Tag der Pfingsten sich erfüllte: Es waren nun 10 Tage vergangen, seitdem Jesus in den Himmel aufgefahren war (Apg 1, 3) und ihnen befohlen hatte, auf das Kommen des Heiligen Geistes zu warten.
    1. Den Jüngern waren die Person und das Wirken des Heiligen Geistes nicht fremd.
      1. Die Jünger sahen das beständige Wirken des Heiligen Geistes im Dienst Jesu.
      2. Die Jünger erlebten etwas von der Kraft des Geistes, als sie hinausgingen und Gott dienten (Lukas 10, 1-20).
      3. Die Jünger hörten, dass Jesus ein neues, kommendes Werk des Heiligen Geistes versprach (Johannes 14, 15-18).
      4. Die Jünger empfingen den Heiligen Geist auf eine neue Art und Weise, nachdem Jesus sein Werk am Kreuz vollendet und den Neuen Bund in seinem Blut eingesetzt hatte (Johannes 20, 19-23).
      5. Die Jünger hörten, wie Jesus ihnen befahl, auf eine verheißene Taufe im Heiligen Geist zu warten, die sie befähigen würde, Zeugen zu sein (Apg 1, 4-5).
    2. Sie warteten, bis der Tag der Pfingsten sich erfüllte, aber sie wussten vorher nicht, wie lange sie warten mussten. Es wäre ein Leichtes für sie zu denken, dass die Taufe am selben Nachmittag, an dem Jesus in den Himmel aufgefahren war, kommen würde oder nach 3 oder 7 Tagen. Aber sie mussten volle 10 Tage warten, bis der Tag der Pfingsten sich erfüllte.
    3. Der einzig mögliche biblische Vorbild dafür könnte Jeremia 42, 7 sein: Und es geschah nach zehn Tagen, da erging das Wort des HERRN an Jeremia. Aber wer hätte das vermutet? Gott nutzte diese Zeit, um sie zu brechen und dann wieder aufzubauen. Wir können uns vorstellen, wie ihre Geduld und Freundlichkeit und ihr Mitgefühl während dieser Zeit auf die Probe gestellt wurden, und doch blieben sie alle beisammen.
    4. Was uns dieser Abschnitt über die Gabe des Heiligen Geistes sagt.
      1. Die Gabe des Heiligen Geistes ist uns verheißen.
      2. Die Gabe des Heiligen Geistes ist es wert, auf sie zu warten.
      3. Die Gabe des Heiligen Geistes kommt so, wie er will, oft nicht unserer Erwartung entsprechend.
      4. Die Gabe des Heiligen Geistes kann nicht nur auf Einzelpersonen, sondern auch auf Gruppen kommen (siehe auch Apostelgeschichte 2, 4; 4, 31; 10, 44).
      5. Die Gabe des Heiligen Geistes wird oft dann gegeben, wenn Gott das Herz eines Menschen verändert und der Wille des Menschen – das Ich– dabei stirbt.
    5. Was uns dieser Abschnitt nicht über die Gabe des Heiligen Geistes sagt.
      1. Die Gabe des Heiligen Geistes wird nach einer bestimmten Formel gegeben.
      2. Wir verdienen die Gabe des Heiligen Geistes durch unser Suchen.
  3. Waren sie alle einmütig beisammen: Sie waren versammelt und teilten dasselbe Herz, dieselbe Liebe zu Gott, dasselbe Vertrauen in seine Verheißung und dieselben Räumlichkeit.
    1. Bevor wir erfüllt werden können, müssen wir unsere Leere erkennen; indem sich diese Jünger im Gehorsam zum Gebet versammelten, taten sie genau das. Sie erkannten, dass sie an sich selbst nicht die Mittel hatten, das zu tun, was sie tun konnten oder tun sollten; sie mussten sich stattdessen auf das Wirken Gottes verlassen.
  4. Und es entstand plötzlich vom Himmel her ein Brausen: Die Verbindung von dem Klang wie von einem daherfahrenden gewaltigen Wind, der das ganze Haus erfüllt, mit der Aussendung des Heiligen Geistes ist ungewöhnlich. Aber es hat wahrscheinlich damit zu tun, dass im Hebräischen wie auch im Griechischen das Wort für Geist (wie im Heiligen Geist) dasselbe Wort für Atem oder Wind ist (dies ist tatsächlich auch im Lateinischen der Fall). Hier war das Brausen vom Himmel der Klang des Heiligen Geistes, während er über die Jünger ausgegossen wurde.
    1. Das Brausen dieses schnellen, gewaltigen Windes würde jeden dieser Männer und Frauen, die die Hebräischen Schriften kannten, an die Gegenwart des Heiligen Geistes denken lassen.
      1. In 1. Mose 1, 1-2 ist es der Geist Gottes, der als Atem/Wind Gottes über die Wasser der neu geschaffenen Erde weht.
      2. In 1. Mose 2, 7 ist es der Geist Gottes, der als Atem/Wind Gottes dem neu geschaffenen Menschen Leben einhaucht.
      3. In Hesekiel 37, 9-10 ist es der Geist Gottes, der sich als Atem/Wind Gottes über die trockenen Gebeine Israels bewegt und ihnen Leben und Kraft einhaucht.
    2. Diese eine Zeile sagt uns viel darüber, wie sich der Heilige Geist bewegt.
      1. Plötzlich: Manchmal bewegt sich Gott plötzlich.
      2. Brausen: Es war echt, obwohl man es nicht berühren konnte; aber man hörte es mit seinen Ohren.
      3. Vom Himmel her: Es war nicht von der Erde; nicht hier geschaffen oder manipuliert oder gemacht.
      4. Gewaltig: Voller Kraft, kommt mit großer Macht.
  5. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf jeden von ihnen setzten: Diese Zungen wie von Feuer, die sich zerteilten und über jedem von ihnen erschienen, waren ebenfalls ungewöhnlich. Es sollte wahrscheinlich mit der Prophezeiung von Johannes dem Täufer zusammenhängen, die besagt, dass Jesus euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen würde (Matthäus 3, 11).
    1. Die Idee, die hinter dem Bild des Feuers steht, ist in der Regel die Reinigung, so wie beim Scheiden Feuer benutzt wird, um reines Gold herzustellen; oder Feuer verbrennt das Vergängliche und nur das, was von Dauer ist, bleibt übrig. Dies ist eine ausgezeichnete Illustration des Prinzips, dass die Erfüllung des Heiligen Geistes nicht nur einer abstrakten Kraft, sondern der Reinheit dient.
    2. An bestimmten Stellen im Alten Testament zeigte Gott seine besondere Freude an einem dargebrachten Opfer, indem er selbst das Feuer dafür anzündete – es heißt, dass das Feuer vom Himmel herabfiel und das Opfer verzehrte. Das, was die Nachfolger Jesu an Pfingsten erleben, ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Gott Feuer vom Himmel schickte, um sein Wohlgefallen und seine Macht zu zeigen, aber dieses Mal fiel es auf lebendige Opfer herab (Römer 12, 1).
    3. Der Heilige Geist setzte sich auf jeden von ihnen. „Das Wort ‚setzen‘ hat im Neuen Testament eine besondere Bedeutung. Es beinhaltet die Vorstellung einer abgeschlossenen Vorbereitung und einer gewissen Beständigkeit von Position und Zustand.“ (Pierson)
    4. Im Alten Bund ruhte der Heilige Geist auf dem Volk Gottes, eher auf der ganzen Nation, also auf Israel. Aber im Neuen Bund ruht der Heilige Geist auf Gottes Volk als Individuen – die Zungen des Feuers setzten sich auf jeden von ihnen. Dieses seltsame Phänomen war noch nie vorgekommen und würde sich auf den Seiten der Bibel nie wiederholen, aber es geschah, um diesen Punkt zu betonen: dass der Geist Gottes mit, in und auf jedem Einzelnen gegenwärtig war.
  6. Und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt: Im Wesentlichen waren das Brausen des gewaltigen Windes und die Zungen wie von Feuer, nur ein ungewöhnliches, vorübergehendes Phänomen, das mit der wahren Gabe einherging – vom Heiligen Geist erfüllt zu sein.
    1. Während es falsch wäre, zu erwarten, dass heute ein gewaltiger Wind oder Zungen wie von Feuer, sichtbar sind, wenn der Heilige Geist ausgegossen wird, können wir das wahre Geschenk erfahren. Wir können, genau wie sie, alle vom Heiligen Geist erfüllt werden.
    2. Aber wir sollten tun, was die Jünger vor und während ihrer Erfüllung mit dem Heiligen Geist taten.
      1. Die Jünger wurden in Erfüllung einer Verheißung erfüllt.
      2. Sie wurden erfüllt, als sie im Glauben empfingen.
      3. Sie wurden nach Gottes Zeitplan erfüllt.
      4. Sie wurden erfüllt, als sie zusammen in Einheit waren.
      5. Sie wurden auf ungewöhnliche Weise erfüllt.
    3. Dieses Kommen und Erfüllen des Heiligen Geistes war so gut, so wesentlich für das Werk der Gemeinschaft der frühen Christen, dass Jesus tatsächlich sagte, es sei besser für ihn, die Erde leibhaftig zu verlassen, damit er den Heiligen Geist senden könne (Joh 16, 7).

2. Das Phänomen der Zungenrede

Apostelgeschichte 2, 4b-13

Apostelgeschichte 2, 4b-13
[ … ] und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel. Als nun dieses Getöse entstand, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber alle, verwunderten sich und sprachen zueinander: Siehe, sind diese, die da reden, nicht alle Galiläer? Wieso hören wir sie dann jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden? Parther und Meder und Elamiter und wir Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadocien, Pontus und Asia; Phrygien und Pamphylien, Ägypten und von den Gegenden Libyens bei Kyrene, und die hier weilenden Römer, Juden und Proselyten, Kreter und Araber — wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden! Und sie entsetzten sich alle und gerieten in Verlegenheit und sprachen einer zum anderen: Was soll das wohl sein? Andere aber spotteten und sprachen: Sie sind voll süßen Weines!

  1. Und fingen an, in anderen Sprachen zu reden: Als Reaktion auf die Erfüllung mit dem Heiligen Geist fingen die Anwesenden an (nicht nur die zwölf Apostel) in anderen Sprachen zu reden. Es waren Sprachen, die sie nie gelehrt wurden, und sie sprachen diese Sprachen, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab.
  2. Gottesfürchtige Männer aus allen Heidenvölkern unter dem Himmel: Eine Menge aus vielen Nationen versammelte sich zum Pfingstfest in Jerusalem. Viele von ihnen waren Teil der Volksmenge gewesen, die sich beim letzten Fest, dem Passahfest, in Jerusalem versammelt hatte und als wütender Mob die Hinrichtung Jesu gefordert hatte.
  3. Als nun dieses Getöse entstand: Es versammelte sich schnell eine Menge, weil sie von diesem Getöse angezogen wurde, das entweder das Brausen des gewaltigen Windes oder das Sprechen in anderen Sprachen war. Als die Menge kam, hörte sie die Christen in ihren eigenen Fremdsprachen sprechen. Offenbar konnte man die Christen aus den Fenstern des Obergemachs hören, oder sie waren auf eine Art Balkon oder in die Tempelhöfe hinaus gegangen.
    1. Nicht viele Häuser der damaligen Zeit konnten 120 Personen aufnehmen. Es ist viel wahrscheinlicher, dass dieses Obergemach ein Teil des Tempelhofs war. Dieser war eine riesige Anlage mit Veranden, Kolonnaden und Räumen. Die Menschenmenge bestand aus Leuten, die sich in den Tempelhöfen tummelten.
  4. Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden: Das ist es, was die Menge die Christen sprechen hörte. Über dieses bemerkenswerte Ereignis entsetzten sich aber alle und verwunderten sich, aber einige nutzten es als Möglichkeit für eine ehrliche Anfrage: „Was soll das wohl sein?“ Andere benutzten es als Vorwand, um das Werk Gottes abzulehnen, und sagten: „ Sie sind voll süßen Weines“.
    1. Siehe, sind diese, die da reden, nicht alle Galiläer? Die Menschen aus Galiläa (Galiläer) waren als unkultiviert und als schlechte Redner bekannt. Umso mehr war man beeindruckt von ihrer Fähigkeit, eloquent in anderen Sprachen zu sprechen. „Die Galiläer hatten Schwierigkeiten, Kehllaute auszusprechen und hatten die Angewohnheit, beim Sprechen Silben zu verschlucken; deshalb wurden sie von den Einwohnern in Jerusalem als provinziell verachtet.“ (Longenecker)
    2. Sie alle sprachen in verschiedenen Sprachen, und doch gab es eine Einheit unter den Gläubigen. „Seit den frühen Kirchenvätern haben Kommentatoren die Segnung von Pfingsten als eine bewusste und dramatische Umkehrung des Fluchs von Babel gesehen.“ (Stott)
  5. Was soll das wohl sein? Was sollen wir von dem Phänomen des Sprechens in Zungen halten? Das Sprechen in Zungen war der Brennpunkt für bedeutende Kontroversen in der Gemeinde. Die Menschen stellen heute immer noch dieselbe Frage, die diese Umstehenden am Pfingsttag stellten.
    1. Es ist unumstritten, dass Gott der Gemeinde zumindest früher einmal die Gabe der Zungenrede gegeben hat. Aber ein Großteil der Kontroverse dreht sich um die Frage, „was ist Gottes Absicht mit der Gabe der Zungenrede“?
    2. Einige denken, dass die Gabe der Zungenrede in erster Linie als Zeichen für Ungläubige gegeben wurde (1. Korinther 14, 21-22) und als Mittel, das Evangelium auf wundersame Weise in verschiedenen Sprachen zu vermitteln. Sie glauben, dass dieses Zeichen nicht mehr nötig ist, und betrachten die Zungenrede daher als eine Gabe, die in der heutigen Gemeinde nicht mehr vorhanden ist.
    3. Andere argumentieren, dass die Gabe der Zungenrede zwar ein Zeichen für Ungläubige ist, wie es in 1. Korinther 14, 21-22 heißt, dass sie aber in erster Linie ein Geschenk für die Kommunikation zwischen dem Gläubigen und Gott ist (1. Korinther 14, 2.13-15), ein Geschenk, das Gott auch heute noch gibt.
    4. Viele interpretieren diese Begebenheit in Apostelgeschichte 2 falsch, indem sie davon ausgehen, dass die Jünger in Zungen zu der versammelten Menge predigten. Aber ein sorgfältiger Blick zeigt, dass diese Vorstellung falsch ist. Beachte, was die Leute die Jünger sagen hörten: Sie verkündeten die großen Taten Gottes. Die Jünger verkündeten den Lobpreis Gottes und dankten ihm mit aller Kraft in unbekannten Zungen. Die versammelte Menge hörte nur zufällig, was die Jünger überschwänglich zu Gott sagten.
    5. Die Vorstellung, dass diese Jünger mit der vielfältigen Menge in Zungen kommunizierten, ist schlichtweg falsch. Die Menge hatte eine gemeinsame Sprache (Griechisch), und Petrus hielt ihnen in dieser Sprache eine Predigt! (Apostelgeschichte 2, 14-40)
  6. Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden: Die Gabe der Zungenrede ist eine von Gott gegebene persönliche Gebetssprache, durch die der Gläubige mit Gott über die Grenzen des Wissens und Verstehens hinaus kommuniziert (1. Korinther 14, 14-15).
    1. Die Gabe der Zungenrede hat einen wichtigen Platz in der Stillen Zeit des Gläubigen mit Gott, aber einen kleinen Platz im gemeinschaftlichen Leben der Gemeinde (1. Korinther 14, 18-19), insbesondere in öffentlichen Versammlungen (1. Korinther 14, 23).
    2. Wenn die Zungenrede im gemeinschaftlichen Leben der Gemeinde praktiziert wird, muss sie sorgfältig kontrolliert werden, und niemals ohne die Auslegung durch den Heiligen Geist gegeben werden (1. Korinther 14, 27-28).
    3. Die Fähigkeit, in Zungen zu beten, ist keine Gabe, die jedem Gläubigen zuteilwird (1. Korinther 12, 30).
    4. Die Fähigkeit der Zungenrede ist nicht der wichtigste oder einzig wahre Beweis für die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Diese Überbetonung führt viele dazu, die Gabe der Zungenrede zu suchen (und sie zu fälschen), nur um sich selbst und anderen zu beweisen, dass sie wirklich mit dem Heiligen Geist erfüllt sind.
  7. Fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist es ihnen auszusprechen gab: War dieses Sprechen in anderen Sprachen in Apostelgeschichte 2 die gleiche Gabe der Zungenrede, die in 1. Korinther 12 und 14 beschrieben wird?
    1. Manche sagen, wir haben es mit zwei verschiedenen Gaben zu tun. Sie argumentieren, dass die Gabe des 1. Korintherbriefes reguliert und eingeschränkt werden muss, während die Gabe der Apostelgeschichte 2 jederzeit ohne Regulierung verwendet werden kann. Diejenigen, die glauben, es handele sich um zwei getrennte Gaben, betonen, dass die Rede in Apostelgeschichte 2 von den ausländischen Besuchern Jerusalems sofort erkannt und verstanden wurde. Im Gegensatz dazu war im 1. Korintherbrief die Rede für die Anwesenden unverständlich, es sei denn sie konnte mit einer göttlich gewährten Gabe der Auslegung verständlich gemacht werden.
    2. Dieses Argument berücksichtigt jedoch nicht, dass die Unterschiede mehr mit den Umständen, unter denen die Gaben ausgeübt wurden, als mit den Gaben selbst zu tun haben.
    3. In Jerusalem war die Gruppe, mit der gesprochen wurde, einzigartig multinational und mehrsprachig; zur Festzeit (Pfingsten) kamen Juden aus der Zerstreuung aus der ganzen Welt in der Stadt zusammen. Daher war die Wahrscheinlichkeit, dass Fremde eine in ihrer Sprache gesprochene Zungenrede hören würden, viel größer. Andererseits wurde in Korinth (obwohl selbst eine eher kosmopolitische Stadt) die Gabe in einer Ortsgemeinde ausgeübt, deren Mitglieder alle eine gemeinsame Sprache (Griechisch) hatten. Wenn die korinthische Gemeinde die gleiche Vielzahl von Fremden zu Besuch gehabt hätte, als alle in Zungen beteten, wäre es wahrscheinlich, dass die fremden Besucher auch die Mitglieder der korinthischen Gemeinde gehört hätten, wie sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.
    4. Auch sollte keinesfalls angenommen werden, dass jeder der 120 Personen, die am Pfingsttag in Zungen sprachen, in einer Sprache sprach, die für einen an diesem Tag anwesenden Menschen unmittelbar verständlich war. Wir lesen, dass alle … anfingen, in anderen Sprachen zu reden; daher gab es ungefähr 120 Individuen, die in Zungen redeten. Da in Apostelgeschichte 2, 9-11 nur fünfzehn Nationen aufgezählt werden (wobei vielleicht noch andere anwesend waren, aber nicht erwähnt werden), ist es wahrscheinlich, dass viele (wenn nicht die meisten) der 120 Personen zu Gott in einer Sprache sprachen, die von einem unmittelbar Anwesenden nicht verstanden wurde. Der Text deutet einfach nicht darauf hin, dass jede Person, die in Zungen gesprochen hatte, von einem Anwesenden verstanden werden konnte.
    5. Wir sollten jedoch nicht davon ausgehen, dass diejenigen, die von menschlichen Ohren nicht sofort verstanden wurden, ‚Kauderwelsch‘ sprachen, wie die moderne Gabe der Zungenrede manchmal mit Spott bezeichnet wird. Sie mögen Gott in einer völlig unbekannten, aber völlig menschlichen Sprache gepriesen haben. Denn wie würde die Sprache der Azteken für römische Ohren klingen? Oder einige mögen in einer völlig einzigartigen Sprache gesprochen haben, die von Gott gegeben und von Ihm und nur von Ihm verstanden wurde. Schließlich ist der Zweck der Gabe der Zungenrede die Kommunikation mit Gott und nicht mit Menschen (1. Korinther 14, 2). Die Wiederholung einfacher Sätze, unverständlich und vielleicht unsinnig für menschliche Umstehende, bedeutet nicht, dass jemand ‚Kauderwelsch‘ spricht. Der Lobpreis Gottes mag einfach und sich wiederholend sein, und ein Teil der ganzen Dynamik der Zungenrede besteht darin, dass er das Verständnis des Sprechers übersteigt (1. Korinther 14, 14) und nur von Gott allein verstanden wird.
    6. Alles in allem sollten wir die Gabe der Apostelgeschichte 2 und die Gabe der Zungenrede im 1. Korintherbrief als dasselbe betrachten, einfach weil in der Originalsprache für beide derselbe Begriff verwendet wird (heterais glossais). Außerdem wird das Verb, das in Apostelgeschichte 2, 4 mit „ihnen auszusprechen gab“ übersetzt ist, in der griechischen Literatur häufig im Zusammenhang mit geistlich veranlasster (ekstatischer) Rede und nicht als bloße Übersetzung in andere Sprachen verwendet.

B. Petrus Predigt am Pfingsttag

1. Petrus beginnt seine Predigt

Apostelgeschichte 2, 14-15

Apostelgeschichte 2, 14-15
Da trat Petrus zusammen mit den Elf auf, erhob seine Stimme und sprach zu ihnen: Ihr Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sollt ihr wissen, und nun hört auf meine Worte! Denn diese sind nicht berauscht, wie ihr meint; es ist ja erst die dritte Stunde des Tages;

  1. Da trat Petrus zusammen mit den Elf auf: Petrus stand auf und predigte als Vertreter aller Apostel zu der Menge.
    1. Wir sollten bemerken, dass das Sprechen in Zungen aufhörte, als Petrus zu predigen begann. Der Heilige Geist wirkte nun durch die Predigt des Petrus.
      Er würde durch die Zungenrede nicht gleichzeitig gegen sich selbst arbeiten.
  2. Erhob seine Stimme: Es gab eine bemerkenswerte Veränderung bei Petrus. Sein Mut und seine Kühnheit durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist standen im völligen Gegensatz zu seinen vorherigen Verleugnungen von Jesus.
    1. Am Pfingsttag lehrte Petrus nicht, wie es zu seiner Zeit die Rabbiner gewöhnlich taten, indem sie Jünger um sich scharten, sich setzten und sie und alle anderen, die zuhörten, unterwiesen. Stattdessen verkündete Petrus die Wahrheit wie ein Bote.
    2. Diese bemerkenswerte Predigt wurde nicht vorbereitet – sie wurde spontan gehalten. Petrus wachte nicht an diesem Morgen auf und war sich dessen bewusst, dass er zu Tausenden predigen würde und dass daraufhin Tausende Jesus annehmen würden. Dennoch könnte man sagen, dass dies eine gut vorbereitete Predigt war; sie wurde durch Petrus früheres Leben mit Gott und durch seine Beziehung zu Jesus vorbereitet. Die Predigt floss spontan aus seinem Leben mit Gott und aus einem Geist, der stark glaubte.
    3. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass das, was wir in Apostelgeschichte 2 gelesen haben, nur ein kleiner Teil dessen ist, was Petrus tatsächlich gesagt hat. Apostelgeschichte 2, 40 sagt uns: Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte. Wie bei fast allen Predigten, die in der Bibel aufgezeichnet sind, ist das, was niedergeschrieben wurde, ein vom Heiligen Geist inspirierter Ausschnitt aus einer längeren Botschaft.
  3. Denn diese sind nicht berauscht: Petrus wehrte die spöttische Kritik ab, dass die Jünger betrunken seien. Zu dieser Zeit war es undenkbar, dass die Menschen so früh am Tag (etwa um 9.00 Uhr morgens) so betrunken sein würden.
    1. Der Kommentator Adam Clarke sagt, dass die meisten Juden – fromm oder nicht – erst nach der dritten Stunde des Tages aßen oder tranken, denn das war die Zeit für das Gebet. Sie aßen erst, nachdem sie ihre Zeit mit Gott abgeschlossen hatten.
  4. Diese sind nicht berauscht: Wir sollten nicht denken, dass die Christen sich so verhalten hätten, als seien sie betrunken. Die Idee, „im Geist betrunken zu sein“, hat keine Grundlage in der Schrift; der Kommentar der Spötter am Pfingsttag hatte keine reale Grundlage.
    1. „Wir müssen hinzufügen, dass die Erfahrung der Gläubigen mit der Erfüllung des Geistes weder ihnen noch anderen, wie ein Rausch erschien, weil sie die Kontrolle über ihre normalen geistigen und körperlichen Funktionen verloren hätten. Nein, die Frucht des Geistes ist ‚Selbstbeherrschung‘, nicht der Verlust derselben“. (Stott)

2. Petrus zitiert Joel 3 und erklärt die seltsamen Ereignisse an Pfingsten

Apostelgeschichte 2, 16-21

Apostelgeschichte 2, 16-21
Sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist:
»Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott,
da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch;
und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,
und eure jungen Männer werden Gesichte sehen,
und eure Ältesten werden Träume haben;
ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde
werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen,
und sie werden weissagen.
Und ich will Wunder tun oben am Himmel
und Zeichen unten auf Erden,
Blut und Feuer und Rauchdampf;
die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln
und der Mond in Blut,
ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.
Und es soll geschehen:
Jeder, der den Namen des Herrn anruft,
wird errettet werden.«

  1. Sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: Was tat Petrus inmitten dieser großen Ausgießung des Heiligen Geistes, neben Zeichen, Wundern und Zungenrede? Im Wesentlichen sagte er: „Lasst uns die Bibel studieren. Sehen wir uns an, was der Prophet Joel geschrieben hat.“
    1. Damit wird die erste von drei Passagen des Alten Testaments eingeführt, die Petrus zitieren wird: Joel 3, 1-5, Psalm 16, 8-11 und Psalm 110, 1.
    2. Der Fokus auf das Wort Gottes verdrängt das Wirken des Heiligen Geistes nicht; sondern erfüllte, was der Heilige Geist tun wollte. Alle Zeichen und Wunder und die Zungenrede bereiteten auf dieses Werk von Gottes Wort vor.
    3. Leider stellen einige Leute das Wort gegen den Geist. Sie halten es fast für geistlicher, die Bibel nicht zu studieren. Leider liegt das oft an der schwachen und ungeistlichen Lehre von manchen, die die Bibel lehren.
  2. Der Prophet Joel: Dieses Zitat aus Joel 3, 1-5 legt den Schwerpunkt auf Gottes Verheißung, seinen Geist über alles Fleisch auszugießen. Was am Pfingsttag geschah, war eine annähernde Erfüllung dieser Verheißung, wobei die endgültige Erfüllung in den letzten Tagen kommt (Petrus hatte guten Grund zu glauben, dass er sich in den letzten Tagen befand).
    1. Joel prophezeite hauptsächlich das Gericht, das über das antike Israel kommen sollte. Doch inmitten der vielen Warnungen vor dem Gericht gab Gott auch mehrere Worte der Verheißung – Verheißungen des zukünftigen Segens, wie diese, die eine Ausgießung des Heiligen Geistes ankündigt.
  3. Es wird geschehen in den letzten Tagen: Die Vorstellung der letzten Tage ist, dass sie die Zeit des Messias ist, die sowohl sein demütiges Kommen als auch seine Wiederkunft in Herrlichkeit umfasst. Da Jesus bereits in Demut gekommen war, waren sie sich bewusst, dass seine Wiederkunft in Herrlichkeit jederzeit stattfinden könnte.
    1. Obwohl bis zur Wiederkunft Jesu rund 2000 Jahre vergehen würden, lief bis zu diesem Zeitpunkt die Geschichte auf den einen Punkt zu, die endgültige Errichtung des Reiches Gottes auf Erden. Aber seit diesem Ereignis läuft die Geschichte parallel zu diesem Punkt, jederzeit bereit für den Vollzug.
    2. Es kann auch hilfreich sein, die letzten Tage als so etwas wie eine Jahreszeit – eine allgemeine Zeitspanne – und nicht als einen bestimmten Zeitraum, z. B. eine Woche, zu betrachten. In der gesamten Spanne von Gottes Plan für die Menschheitsgeschichte befinden wir uns in der Jahreszeit der letzten Tage.
    3. „Petrus sagte über diese Pfingsterfahrung nicht: ‚Nun erfüllt sich, was vom Propheten Joel geredet worden ist‘, sondern, etwas vorsichtiger, ‚dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist‘, das heißt Joels Worte liefern die Erklärung für dieses erste Pfingsten, auch wenn dies nicht die Erfüllung der Prophezeiung vollendet.“ (Pierson)
  4. Werde ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch: Mit dem Zitat von Joel erklärte Petrus, was diese neugierigen Schaulustigen sahen – der Heilige Geist wurde über die Menschen ausgegossen. Zuvor wurde der Heilige Geist nur tröpfchenweise gegeben, nun aber wird er auf alles Fleisch ausgegossen.
    1. Dies war eine herrliche Betonung von Pfingsten. Unter dem Alten Bund wurden bestimmte Menschen zu bestimmten Zeiten für bestimmte Zwecke mit dem Geist erfüllt. Jetzt, unter dem Neuen Bund, ist die Ausgießung des Heiligen Geistes für alle, die den Namen des Herrn anrufen, also sogar auch für Knechte und Mägde.
    2. „Es gab keine Bestimmung und keine Verheißung für eine bleibende Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben eines alttestamentlichen Heiligen.“ (Hughes). Dies ändert sich mit dem Neuen Bund.
  5. Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden: Petrus benutzte diesen Abschnitt von Joel auch zu einem evangelistischen Zweck. Diese Ausgießung des Heiligen Geistes bedeutete, dass Gott nun auf eine bisher unbekannte Weise die Errettung anbot – für jeden, der den Namen des Herrn anruft, egal ob Jude oder Heide.
    1. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis das Evangelium den Heiden angeboten werden würde, doch der Predigttext des Petrus kündigte die Einladung zum Evangelium an, indem er sagte, jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.
    2. Der Gedanke kommt in Sprüche 18, 10 zum Ausdruck: Der Name des HERRN ist ein starker Turm; der Gerechte läuft dorthin und ist in Sicherheit.

3. Petrus stellt den Schwerpunkt der Predigt vor: Der auferstandene Messias, Jesus von Nazareth

Apostelgeschichte 2, 22-24

Apostelgeschichte 2, 22-24
Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, der Nazarener, einen Mann, der von Gott euch gegenüber beglaubigt wurde durch Kräfte und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wisst, diesen, der nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war, habt ihr genommen und durch die Hände der Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet. Ihn hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes auflöste, weil es ja unmöglich war, dass Er von ihm festgehalten würde.

  1. Männer von Israel, hört diese Worte: Viele Menschen würden denken, dass es für Petrus ausreichen würde, nach dem Zitat von Joel aufzuhören, wenn man bedenkt, was wir alles darin finden. Joel erzählte uns von:
      1. Einer Ausgießung des Heiligen Geistes.
      2. Wunderbaren Träumen, Visionen und Prophezeiungen.
      3. Zeichen und Wundern in Bezug auf den Tag des Herrn.
      4. Einer Einladung, den Namen des Herrn anzurufen.
    1. Aber das war nicht genug, denn Petrus hatte noch nicht über das Heilswerk Jesu gesprochen, dass er unseretwegen vollbracht hat. Alles bis zu diesem Zeitpunkt war eine Einleitung gewesen, in der die seltsamen Dinge, die sie gerade gesehen hatten, erklärt wurden. Jetzt bringt Petrus die wesentliche Botschaft.
  2. Männer von Israel, hört diese Worte: Dies war deutlich, denn Petrus hatte schon gesagt, das sollt ihr wissen, und nun hört auf meine Worte (Apg 2, 14). Petrus wollte, dass die Leute aufmerksam werden, und er sprach wie einer, der etwas Wichtiges zu sagen hatte – etwas, was manche Lehrer zu tun versäumen.
  3. Wie ihr auch selbst wisst: Petrus bezog sich auf das, was diese Menschen bereits über Jesus wussten. Sie wussten bereits von seinem Leben und seinen wunderbaren Werken. Wenn wir mit Menschen über Jesus sprechen, sollten wir oft damit beginnen, was sie bereits über ihn wissen.
  4. Der nach Gottes festgesetztem Ratschluss und Vorsehung dahingegeben worden war: Petrus wusste, dass der Tod Jesu zu Gottes Plan gehörte. Gleichzeitig waren diejenigen, die ihn ablehnten und seine Hinrichtung forderten, für die Taten ihrer Hände der Gesetzlosen verantwortlich.
    1. Petrus schreckte nicht davor zurück, zu sagen: „Ihr habt diesen Mann, den Gott gesandt hat, gekreuzigt.“ Sein erstes Anliegen war nicht, seine Zuhörer zufriedenzustellen, sondern ihnen die Wahrheit zu sagen. Der geisterfüllte Petrus war ein anderer Mensch als der Petrus, der einige Monate zuvor sogar leugnete, Jesus zu kennen (Matthäus 26, 69-75).
  5. Weil es ja unmöglich war: Petrus wusste, dass Jesus nicht durch den Tod gebunden bleiben konnte, wie das folgende Zitat aus Psalm 16 erklärt. Es war unmöglich, dass Jesus ein Opfer der Sünde und des Hasses der Menschen bleiben würde. Er würde mit Sicherheit darüber triumphieren.
    1. Indem er die Wehen des Todes auflöste: Die Redewendung Wehen des Todes bezieht sich hier auf das Wort für ‚Geburtswehen‘. In diesem Sinne war das Grab für Jesus ein Mutterleib.
    2. „Es war unmöglich, dass der Tod den Auserwählten Gottes im Griff haben konnte; ‚der Abgrund kann den Erlöser genauso wenig halten wie eine schwangere Frau das Kind in ihrem Körper‘“. (Bruce, zitiert Bertram)

4. Petrus zitiert Psalm 16 und erklärt die Auferstehung Jesu

Apostelgeschichte 2, 25-33

Apostelgeschichte 2, 25-33
David nämlich sagt von ihm:

»Ich sah den Herrn allezeit vor mir,
denn er ist zu meiner Rechten, dass ich nicht wanke.
Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte;
zudem wird auch mein Fleisch auf Hoffnung ruhen;
denn du wirst meine Seele nicht dem Totenreich preisgeben
und nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sieht.
Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt;
du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht!«
Ihr Männer und Brüder, es sei mir erlaubt, freimütig zu euch zu reden von dem Stammvater David: Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist unter uns bis zu diesem Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid verheißen hatte, dass er aus der Frucht seiner Lenden, dem Fleisch nach, den Christus erwecken werde, damit er auf seinem Thron sitze, hat er vorausschauend von der Auferstehung des Christus geredet, dass seine Seele nicht dem Totenreich preisgegeben worden ist und auch sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes empfangen hat von dem Vater, hat er dies ausgegossen, was ihr jetzt seht und hört.

  1. David nämlich sagt von ihm: Petrus erkannte, dass dieser Psalm zwar von David sprach, dass er aber von jemandem sprach, der größer war als David – dem Messias, Jesus, dem Christus. Es kann sein, dass Jesus Petrus dies gelehrt hat, als er die Jünger in der Heiligen Schrift unterwies (Lukas 24, 44-45).
  2. Dein Heiliger: Jesus trug den vollen Zorn Gottes am Kreuz, als wäre er ein schuldiger Sünder, der sich all unserer Sünden schuldig gemacht hat und sogar für uns zur Sünde gemacht wurde (2. Korinther 5, 21). Doch dieses Werk war ein Akt heiliger, hingebungsvoller Liebe für uns, sodass Jesus selbst kein Sünder wurde, obwohl er die volle Schuld unserer Sünde trug.
    1. Dies ist die Botschaft des Evangeliums; dass Jesus unsere Strafe für die Sünde am Kreuz auf sich nahm und durch die ganze Tortur hindurch ein vollkommener Erretter blieb – bewiesen durch seine Auferstehung. Abgesehen von der Auferstehung hätten wir keinen Beweis dafür, dass Jesus erfolgreich und vollkommen für unsere Sünden bezahlt hat.
  3. Und nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung sieht: Weil Jesus unsere Sünde trug, ohne ein Sünder zu werden, blieb er der Heilige, sogar in seinem Tod. Da es unbegreiflich ist, dass der Heilige Gottes durch den Tod gebunden ist, war die Auferstehung absolut unvermeidlich.
    1. Anstatt für sein glorreiches Werk am Kreuz bestraft zu werden, wurde Jesus belohnt, wie es prophetisch im Psalm beschrieben wird: Du hast mir die Wege des Lebens gezeigt; du wirst mich mit Freude erfüllen vor deinem Angesicht.
  4. David: Er ist gestorben und begraben: Petrus weist darauf hin, dass dieser Psalm nicht von seinem menschlichen Autor David sprechen kann – er ist tot und bleibt begraben. Der Psalm muss prophetisch vom Messias, von Jesus, sprechen.
  5. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen: Jesus von Nazareth, der Mann, den sie alle kannten (wie ihr auch selbst wisst, Apostelgeschichte 2, 22), war derjenige, der diesen prophetischen Psalm erfüllt hat. Woher wusste Petrus das? Er sah den auferstandenen Jesus! Der grundlegende Beweis für die Auferstehung war einfach der Bericht zuverlässiger Augenzeugen: Dafür sind wir alle Zeugen.
  6. Hat er dies ausgegossen, was ihr jetzt seht und hört: Petrus bekräftigt, dass das, was die Menge sah, das Werk des auferstandenen und aufgestiegenen Jesus war, der seinen Heiligen Geist in seine Gemeinde gesandt hat.

5. Petrus zitiert Psalm 110 und erklärt den göttlichen Messias

Apostelgeschichte 2, 34-36

Apostelgeschichte 2, 34-36
Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren, sondern er sagt selbst:

»Der Herr sprach zu meinem Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten,
bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße.«
So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!

  1. Der Herr sprach zu meinem Herrn: Damit beginnt der dritte Abschnitt aus dem Alten Testament, den Petrus in seiner Predigt verwendet: Psalm 110, 1. Dieser Vers des Alten Testaments wird im Neuen Testament öfter zitiert als jeder andere Vers. Dieser Vers wird mindestens 25-mal zitiert oder auf ihn verwiesen. In diesem Psalm erkannte und verkündete David, dass der Messias Gott ist.
    1. In diesem Psalm hielt König David – durch die Inspiration des Heiligen Geistes – fest, dass Jahwe, der Gott des Bundes, der Gott Israels (der Herr), zu Davids Herrn (meinem Herrn) als Gott sprach. Petrus benutzte dies, um zu zeigen, dass der Messias, um den es in Psalm 110 geht, tatsächlich göttlich ist – er ist Gott.
  2. So soll nun das ganze Haus Israel mit Gewissheit erkennen: Die Predigt endet mit einer Zusammenfassung. Ganz einfach, ganz Israel soll wissen, obwohl sie Jesus gekreuzigt haben, dass Gott Ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat.
    1. Es ist, als ob Petrus sagte: „Ihr habt euch alle in Jesus getäuscht. Ihr habt ihn gekreuzigt, als ob er ein Verbrecher wäre, aber durch die Auferstehung hat Gott bewiesen, dass er Herr und Messias ist.“
    2. Es gibt kaum Zweifel daran, wen Petrus in seiner Ermahnung, jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden (Apg 2, 21), mit „der Herr“ meint: Jesus.
    3. „Dass die frühen Christen Jesus den Titel Herr in diesem höchsten aller Sinne geben wollten, zeigt sich daran, dass sie nicht zögerten, bei Gelegenheit die Passagen aus alttestamentlichen Schriften, die sich auf Jahwe beziehen, auf ihn anzuwenden.“ (Bruce)

C. Die Reaktion auf Petrus Predigt

1. Sie reagierten mit einer Frage: Was sollen wir tun?

Apostelgeschichte 2, 37

Apostelgeschichte 2, 37
Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder?

  1. Als sie aber das hörten … „Was sollen wir tun?“ Dies war offensichtlich ein bedeutendes Werk des Heiligen Geistes. Die große Menge war tief bewegt von Petrus‘ kühner Verkündigung der Wahrheit. Sie fragten Petrus, wie sie darauf reagieren sollten.
    1. Es ist falsch zu glauben, dass Petrus seinen Zuhörern keine Einladung oder Herausforderung anbot, um darauf zu reagieren. In Apostelgeschichte 2, 40 heißt es: „Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte und sprach: Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!“. Petrus ermahnte sie eindeutig, darauf zu reagieren, und forderte seine Zuhörer auf: ‚Lasst euch retten‘. Und die Menge reagierte mit bemerkenswerter Initiative.
    2. Die Reaktion der Menge hilft uns auch, die Ereignisse jenes Pfingsttages richtig einzuordnen. Die Ausübung der Gabe der Zungenrede bewirkte bei den Zuhörern nichts anderes als Erstaunen und Spott. Erst als das Evangelium gepredigt wurde, kam die Überführung durch den Heiligen Geist. Das war das Werk, das Gott wirklich vollbringen wollte.
  2. Drang es ihnen durchs Herz: Dies ist eine gute Art, die Überführung durch den Heiligen Geistes zu beschreiben. Sie wussten nun, dass sie für den Tod Jesu verantwortlich waren (wie jeder von uns) und dass sie etwas tun mussten, um dieser Verantwortung gerecht zu werden.
    1. In der englischen Übersetzung heißt es „they were cut to the heart“ (deutsch: „es schnitt ihnen ins Herz“)). Der Autor des Bibelkommentares fügt hier eine Anmerkung zu dem Wort ‚schnitt‘ an. Denn als Jesus verhaftet wurde, schnitt Petrus einem der Männer, die Jesus verhafteten, das rechte Ohr ab (Johannes 18, 10). All dies resultierte in einem peinlichen Durcheinander, welches Jesus bereinigen musste. Das zeigte, was das Beste war, das Petrus im Fleisch (ohne Geist) mit menschlicher Kraft tun konnte.
    2. Als der auferstandene Jesus das Leben von Petrus veränderte und als die Kraft des Heiligen Geistes auf ihn gekommen war, hinterließ er viel wirkungsvollere Einschnitte. Er durchdrang die Herzen der Menschen und öffnete sie für Jesus. All das konnte Petrus in der Kraft des Geistes tun, indem er mit dem Schwert des Geistes, Gottes Wort, das Beste tat, das Gott tun konnte. Welches Schwert war mächtiger?
  3. Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder? Wenn Gott am Herzen eines Menschen arbeitet, will dieser zu ihm kommen. Der Mensch wird aktiv, um zu Gott zu kommen.
    1. Es heißt, dass in den normalen Phasen des christlichen Dienstes der Evangelist den Sünder sucht. Doch in Zeiten der Erweckung oder des Umbruchs ändern sich die Dinge: Der Sünder sucht den Evangelisten. Dieser Pfingsttag in Apostelgeschichte 2 war eine dieser großen Momente des Wirkens Gottes.

2. Petrus lädt die Menge ein, zu Jesus zu kommen

Apostelgeschichte 2, 38-40

Apostelgeschichte 2, 38-40
Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte und sprach: Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!

  1. Da sprach Petrus zu ihnen: Das war die Antwort auf die Frage: „Was sollen wir tun? Petrus muss angenehm überrascht gewesen sein, als er sah, was Gott in dieser Situation getan hatte. Anstatt dass Menschen ihn wegen Jesus kreuzigen wollten, wollten tausende Menschen auf Jesus als Herrn und Messias vertrauen.“
  2. Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen: Als Antwort auf die Frage „Was sollen wir tun?“ gab Petrus ihnen etwas zu tun. Das bedeutet, dass wir etwas tun müssen, um gerettet zu werden, dass wir etwas tun müssen, um Jesus nachzufolgen; es ‚geschieht‘ nicht einfach so.
    1. Petrus hat nicht gesagt: „Es gibt nichts was ihr tun könnt. Wenn Gott dich rettet, bist du errettet. Wenn Gott dich nicht rettet, wirst du nie errettet werden.“ Obwohl es stimmt, dass nur Gott allein rettet, müssen Menschen durch Reue und Glauben die Rettung empfangen, wobei der Glaube zu Handlungen wie der Taufe führt.
  3. Tut Buße: Das erste, was Petrus ihnen sagte, war, Buße zu tun. Buße bedeutet nicht, dass es einem leid tut, sondern es bedeutet, seine Meinung oder Richtung zu ändern. Sie hatten schon früher in gewisser Weise über Jesus nachgedacht und ihn der Kreuzigung für würdig erachtet. Jetzt müssen sie umdenken und Jesus als Herrn und Messias annehmen.
    1. Buße hört sich im Mund vieler Prediger und in den Ohren vieler Zuhörer wie ein harsches Wort an, aber es ist ein wesentlicher Aspekt des Evangeliums. Buße ist zu Recht als „das erste Wort des Evangeliums“ bezeichnet worden.
    2. Als Johannes der Täufer predigte, sagte er: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3, 2). Als Jesus zu predigen begann, sagte er: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 4, 17). Als nun Petrus zu predigen begann, begann auch er mit der Buße.
    3. Buße darf niemals als etwas angesehen werden, das wir tun müssen, bevor wir zu Gott zurückkehren können. Buße beschreibt, was es bedeutet, zu Gott zu kommen. Man kann sich Gott nicht zuwenden, ohne sich von den Dingen abzuwenden, gegen die er ist.
    4. In diesem Sinne ist Buße ein Wort, das große Hoffnung beinhaltet. Es besagt: „Du musst den Weg, den du gegangen bist, nicht fortsetzen, du kannst dich Gott zuwenden.“
    5. „Auf die altmodische Gnade der Buße darf nicht verzichtet werden; es muss Reue über die Sünde geben; es muss ‘ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz geben’. Dies wird Gott nicht verachten; aber eine ‘Bekehrung’, die nicht zu diesem Ergebnis führt, wird Gott nicht als wahrhaftig annehmen.“ (Spurgeon)
  4. Jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi: Das war das zweite, was Petrus sagte, das sie tun sollten. Die Taufe auf den Namen Jesu Christi, war für sie ein Ausdruck ihres Glaubens und ihres vollen Vertrauens in ihn.
    1. Durch die Taufe setzten sie ein klares Zeichen. Zu dieser Zeit wurden Juden im Allgemeinen nicht getauft, sondern nur die Heiden, die Juden werden wollten. Dass sich diese jüdischen Männer und Frauen taufen ließen, zeigte nach außen hin, wie sehr sie Jesus brauchten.
    2. „Während die Wassertaufe das erwartete Symbol für die Bekehrung war, war sie kein unverzichtbares Kriterium für die Errettung.“ (Longenecker)
  5. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die ferne sind: Indem sie Buße tun und durch die Taufe Glauben und Gehorsam zeigen, würde ihnen die Gabe des Heiligen Geistes genauso geschenkt werden, wie sie der ursprünglichen Gruppe von Jüngern geschenkt wurde. Petrus versprach auch ausdrücklich, dass die Verheißung des Heiligen Geistes auch in allen nachfolgenden Generationen denen gegeben werden würde, die glauben (und allen, die ferne sind).
    1. Sie sahen das herrliche Wirken des Heiligen Geistes unter den Jüngern, und Petrus sagte ihnen, dass sie nicht nur Beobachter sein müssten, sondern dass alle Menschen daran teilhaben könnten. Und da die Verheißung für alle, die ferne sind gilt, schließt sie alle Menschen bis zur Gegenwart ein.
    2. Es ist auch wichtig anzumerken, dass Petrus nicht sagte, dass die ungläubigen, ahnungslosen Kinder seiner Zuhörer getauft werden sollten. Er sagte lediglich, dass die Verheißung der Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes für alle bestimmt sei, die mit aktivem Glauben Buße tun und glauben würden. Dies gelte auch für kommende Generationen und allen, die ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
    3. „Das heißt, diese große Verheißung des Bund Gottes: ‘Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden‘, gilt für euch, gilt für eure Kinder, gilt für die Hottentotten, gilt für die Hindus, gilt für die Grönländer, gilt für alle, an die der Ruf des Herrn gerichtet ist.“ (Spurgeon)
  6. Und noch mit vielen anderen Worten gab er Zeugnis und ermahnte: Damit endete Petrus Predigt nicht. Er fuhr fort, die Menge zu aufzufordern, in reuevoller Hingabe zu Jesus zu kommen.
  7. Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht: Jede Generation, jedes Geschlecht, welche für die Hinrichtung Jesu verantwortlich ist, ist ein verkehrtes Geschlecht. Da aber jede Generation, jedes Geschlecht für den Tod Jesu verantwortlich ist, braucht jede Generation die Erlösung.

3. Die Antwort auf die Predigt des Petrus

Apostelgeschichte 2, 41

Apostelgeschichte 2, 41
Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa 3 000 Seelen hinzugetan.

  1. Etwa 3 000 Seelen hinzugetan: An diesem Pfingsttag gab es eine erstaunliche Seelenernte. Die Gemeinde wurde an einem Tag von etwa 120 Menschen auf 3.120 Menschen erweitert.
    1. Man stelle sich vor, inwiefern dies weitere Leben über diesen einen Tag hinaus berührte. Viele der 3.000 waren zweifelsohne Pilger, die zum Pfingstfest nach Jerusalem kamen. Sie hatten etwas Besonderes von Gott erwartet, aber sicherlich nicht so etwas wie dieses Ereignis. Viele aus der Menge reisten wieder nach Hause, weit weg von Jerusalem, und nahmen die gute Nachricht von Jesus Christus mit.
  2. Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen: Diejenigen, die an diesem Tag an Jesus glaubten, taten dies bereitwillig und setzen sogar durch die Taufe ein eindrucksvolles Zeichen. Sie hätten sich der Taufe nicht unterzogen, wenn sie nicht völlig davon überzeugt gewesen wären, wer Jesus war und dass sie ihn als Erlöser dringend brauchten.
    1. Wie konnten 3.000 Menschen getauft werden? Auf dem Tempelberg waren riesige Wasservorräte vorhanden und in der Nähe gab es Teiche und Reservoirs, sodass es einfach war, einen Ort zu finden, an dem die Taufen stattfinden konnten.
    2. Gott tut weiterhin so große Dinge. Nach einer Evangelisationsveranstaltung im Jahre 1990 (Summer Harvest Crusade) gab es in Corona del Mar in Kalifornien, USA, eine Massentaufe. Es konnte nicht gezählt werden, wie viele Menschen getauft wurden. Aber es nahmen mehr als 5.000 Menschen an der Veranstaltung teil. Er wurde als der größte Taufgottesdienst in der amerikanischen Geschichte beschrieben.

D. Das Leben der ersten Gläubigen

1. Die Grundlage ihres christlichen Lebens

Apostelgeschichte 2, 42

Apostelgeschichte 2, 42
Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.

  1. Und sie blieben beständig: Am Pfingsttag waren das Brausen vom Himmel, die Feuerzungen und die Bekehrung von 3.000 Menschen bemerkenswerte Ereignisse. Aber die in Apostelgeschichte 2, 42 beschriebenen Dinge waren das bleibende Vermächtnis von Gottes Werk.
  2. Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel: Sie verließen sich auf die Apostel, die ihnen nahebrachten, wer Jesus war und was er getan hatte. Sie vertrauten einfach auf Jesus; jetzt wollten sie mehr wissen.
    1. Blieben beständig: Im Griechischen wird ein Verb verwendet, dass „eine unerschütterliche und zielstrebige Treue zu einer bestimmten Handlungsweise“ ausdrückt. (Longenecker) Von der Lehre der Apostel sollte nicht abgewichen werden, denn sie war die Wahrheit Gottes.
    2. Dankenswerterweise erlaubt uns Gott, an der Lehre der Apostel – durch die Aufzeichnung des Neuen Testaments – teilzuhaben. Jeder Pastor sollte versuchen, in dem Sinne unoriginell zu sein, dass wir nicht eine eigene Lehre haben, sondern die Lehre der Apostel.
  3. Sie blieben beständig … in der Gemeinschaft: Das altgriechische Wort koinonia (hier mit Gemeinschaft übersetzt) beinhaltet die Vorstellung von Vereinigung, Gemeinschaft, Kameradschaft und Teilnahme; es bedeutet, an etwas teilzuhaben.
    1. Das christliche Leben soll von Gemeinschaft, vom Miteinanderteilen erfüllt sein.
      1. Wir haben denselben Herrn Jesus.
      2. Wir haben den gleichen Leitfaden für das Leben.
      3. Wir teilen die gleiche Liebe zu Gott
      4. Wir teilen den gleichen Wunsch, ihn anzubeten.
      5. Wir teilen die gleichen Kämpfe.
      6. Wir teilen die gleichen Siege.
      7. Wir teilen die gleiche Aufgabe, für ihn zu leben.
      8. Wir teilen die gleiche Freude an der Verbreitung des Evangeliums.
  4. Und sie blieben beständig … im Brotbrechen: Obwohl sie so kurz nach der Zeit lebten, als Jesus gekreuzigt wurde, wollten sie nie vergessen, was er am Kreuz getan hatte. Wie viel wichtiger ist es für uns, dies niemals zu vergessen?
  5. Und sie blieben beständig … in den Gebeten. Wann immer Gottes Werk getan wird, versammelt sich das Volk Gottes zum Gebet und zur Anbetung.
    1. „Im Griechischen steht der bestimmte Artikel vor dem Wort ‚Gebet‘. Der Text sagt: ‚in den Gebeten‘. Sie widmeten sich dem ‚Brotbrechen‘ und ‚den Gebeten‘. Das ist ein Hinweis auf etwas Formales – auf einen Gottesdienst, in dem die Menschen zusammenkamen und Gott lobten.“ (Boice)
  6. In der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten: Alles andere, was wir über die Macht und Herrlichkeit der frühen Gemeinde lesen, beruht auf diesem Fundament des Wortes, der Gemeinschaft, der Erinnerung an Jesu Werk am Kreuz und dem Gebet.
    1. Aus Lukas Beschreibung der frühchristlichen Gemeinde hätte „der gebildete Leser hier den Eindruck gewonnen, dass das griechische Gesellschaftsideal verwirklicht wurde.“ (Dictionary of New Testament Theology)
    2. „Sie wird als eine Vorbildgemeinde dargestellt, was aber nicht bedeutet, dass sie perfekt war. Einige Kapitel weiter werden wir feststellen, dass sie bei weitem nicht perfekt war.“ (Boice)

2. Die Gegenwart der Kraft Gottes

Apostelgeschichte 2, 43

Apostelgeschichte 2, 43
Es kam aber Furcht über alle Seelen, und viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel.

  1. Es kam aber Furcht über alle Seelen: Dies war ein Beweis für die Macht Gottes. Eines der größten und mächtigsten Werke, die Gott tun kann, ist die Veränderung des menschlichen Herzens hin zu einer ehrfürchtigen Verehrung des Herrn.
  2. Viele Wunder und Zeichen geschahen: Dies war ein Beweis für die Macht Gottes. Wo Gott am Werk ist, werden Leben auf wundersame Weise berührt.

3. Ihre Herzensnähe und die Teilhabe am gemeinsamen Leben mit Jesus

Apostelgeschichte 2, 44-45

Apostelgeschichte 2, 44-45
Alle Gläubigen waren aber beisammen und hatten alle Dinge gemeinsam; sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle, je nachdem einer bedürftig war.

  1. Alle Gläubigen waren aber beisammen und hatten alle Dinge gemeinsam: Mit dem Zustrom von mehr als 3.000 Gläubigen, von denen die meisten in Jerusalem blieben und keine Arbeit hatten, musste die Gemeindefamilie teilen, wenn sie überleben wollten.
    1. Wir sollten dies nicht als ein frühes Experiment des Kommunismus betrachten, denn es war freiwillig, vorübergehend und insofern fehlerhaft, als das die Gemeinde in Jerusalem ständig auf finanzielle Unterstützung durch andere Gemeinden angewiesen war. Außerdem haben wir keine Beweise dafür, dass dies sehr lange anhielt.
  2. Alle Gläubigen waren aber beisammen: Die Juden hatten einen ausgeprägten Brauch der Gastfreundschaft während eines großen Festes wie Pfingsten. Besucher wurden in Privatwohnungen empfangen und niemand konnte für die Bereitstellung eines Bettes oder Zimmers für einen Besucher oder für die Versorgung ihrer Grundbedürfnisse Geld verlangen. Die Christen übernahmen diese ungeheure Gastfreundschaft der Festzeit und machten sie zu einer alltäglichen Sache.
  3. Sie verkauften die Güter und Besitztümer und verteilten sie unter alle, je nachdem einer bedürftig war: Die Macht Gottes wird hier offensichtlich, weil Jesus für sie viel wichtiger wurde als ihr Besitz.

4. Die Gemeindefamilie lebte zusammen und wuchs weiter

Apostelgeschichte 2, 46-47

Apostelgeschichte 2, 46-47
Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern, nahmen die Speise mit Frohlocken und in Einfalt des Herzens; sie lobten Gott und waren angesehen bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

  1. Und jeden Tag waren sie beständig und einmütig im Tempel und brachen das Brot in den Häusern: Die Gemeinde ist dazu bestimmt, Gott anzubeten und sein Wort gemeinsam zu studieren und zu verstehen. Doch sie soll noch mehr tun; Gott möchte, dass wir unser Leben miteinander teilen.
  2. Sie lobten Gott und waren angesehen bei dem ganzen Volk: Ihre christliche Erfahrung war täglich, freudig und einfach – gute Beispiele, denen wir folgen sollten.
  3. Der Herr aber tat täglich die zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden: Dies ist Gottes Anleitung für das Wachstum der Gemeinde. Wenn wir darauf achten, dem Beispiel aus Apostelgeschichte 2, 42-47a zu folgen, wird Gott selbst dafür sorgen, dass die Gemeinde wächst.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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