Apostelgeschichte 3 – Ein Lahmer wird geheilt

A. Die Heilung des Gelähmten an der Schönen Pforte

1. Die Bitte des gelähmten Bettlers

Apostelgeschichte 3, 1-3

Apostelgeschichte 3, 1-3
Petrus und Johannes gingen aber miteinander in den Tempel hinauf um die neunte Stunde, da man zu beten pflegte. Und es wurde ein Mann herbeigebracht, der lahm war von Mutterleib an, den man täglich an die Pforte des Tempels hinsetzte, die man »die Schöne« nennt, damit er ein Almosen erbitten konnte von denen, die in den Tempel hineingingen. Als dieser Petrus und Johannes sah, die in den Tempel hineingehen wollten, bat er sie um ein Almosen.

  1. Petrus und Johannes gingen aber miteinander in den Tempel hinauf: Petrus und Johannes waren beide von Jesus beauftragt und von den frühen Christen als Apostel – als besondere Botschafter Jesu – anerkannt worden. In Apostelgeschichte 2, 43 steht, dass durch die Apostel viele Zeichen und Wunder geschahen. Apostelgeschichte 3 berichtet uns von einem konkreten Beispiel, einem von vielen.
    1. Es gibt mindestens drei Gründe, warum Lukas es wichtig fand, die Geschichte dieses Wunders zu erzählen. Erstens, um ein Beispiel dafür zu geben, worauf er in Apostelgeschichte 2, 43 hinwies. Zweitens, um einen Vorwand dafür zu geben, uns von einer weiteren Predigt von Petrus zu erzählen. Drittens, um zu zeigen, warum diese ersten Christen verfolgt wurden, denn das ist es, worin diese schöne Geschichte endet.
  2. Um die Stunde, da man zu beten pflegte: Anscheinend sahen Petrus und Johannes kein Problem darin, ihren jüdischen Brauch des Gebets zu bestimmten Tageszeiten fortzusetzen.
    1. Morgan weist darauf hin, dass Petrus und Johannes nicht zur Stunde des Opfers in den Tempel gingen, sondern um die Stunde, da man zu beten pflegte, die auf das Nachmittagsopfer folgte. Sie erkannten, dass sich das Opfersystem bereits in dem vollkommenen Opfer erfüllt hat, das Jesus am Kreuz darbrachte.
    2. Calvin sah in dem, was Petrus und Johannes taten, eine missionarische Absicht: „Außerdem, wenn jemand fragt, ob die Apostel in den Tempel hinaufgingen, um nach der Ordnung des Gesetzes zu beten, so glaube ich nicht, dass dies wahrscheinlich ist, sondern um eine günstige Gelegenheit zur Verkündigung des Evangeliums zu haben.“
    3. Um die neunte Stunde: „Vielleicht hatte diese Tageszeit schon damals eine besondere Bedeutung für sie, denn es war die Stunde, in der Jesus vom Kreuz herab rief: ‚Es ist vollbracht‘ (Johannes 19, 30).“ (Hughes)
  3. Die Pforte des Tempels, die man »die Schöne« nennt: Der jüdische Historiker Josephus beschrieb dieses Tor auf dem Tempelberg; aus feinem korinthischem Messing gemacht, etwa 23 Meter hoch mit riesigen Doppeltüren, so schön, dass es „diejenigen, die nur mit Silber und Gold überzogen waren, weit übertraf“. (zitiert von Stott)
  4. Und es wurde ein Mann herbeigebracht, der lahm war von Mutterleib an … damit er Almosen erbitten konnte: Der Lahme wollte in dem Zustand, in dem er sich befand, einfach nur unterstützt werden. Gott hatte etwas Besseres im Sinn; Jesus wollte seinen Zustand völlig verändern.
    1. Natürlich dachte der Lahme, dass er in seinem Zustand keine andere Wahl hatte, als unterstützt zu werden; und es war sicherlich besser für ihn, nach Unterstützung zu fragen, als zu verhungern.
    2. Darüber hinaus hatte der Mann guten Grund zu der Annahme, dass das Betteln am Schönen Tor ihm nutzen könnte. Es gab (und gibt) im Judentum eine starke Tradition des Almosengebens (Geben an die Armen, insbesondere an Bettler), und zwar als ein Akt der Güte.

2. Was Petrus zu dem Lahmen sagte

Apostelgeschichte 3, 4-6

Apostelgeschichte 3, 4-6
Da blickte ihn Petrus zusammen mit Johannes an und sprach: Sieh uns an! Er aber achtete auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen. Da sprach Petrus: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher!

  1. Da blickte ihn Petrus zusammen mit Johannes an: Der Mann muss glücklich und ermutigt gewesen sein, als Petrus und Johannes ihn aufmerksam ansahen. Die meisten Menschen, die Bettler ignorieren wollen, achten darauf keinen Augenkontakt mit ihnen herzustellen. Als sie den Lahmen so aufmerksam ansahen, dachte er wahrscheinlich, dass er ein großes Geschenk bekommen würde.
  2. Er aber achtete auf sie in der Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen: Der Lahme erwiderte den Blickkontakt mit Petrus und Johannes; vielleicht streckte er seine Hand oder einen Becher aus, um die Frucht ihrer Großzügigkeit zu empfangen.
    1. Der Lahme hatte zu Recht die Erwartung, etwas von ihnen zu empfangen, aber er erhielt viel mehr als die Geldspende, mit der er zufrieden gewesen wäre!
    2. Viele müssen erst noch an den Punkt kommen, an dem sie wirklich etwas von Gott erwarten. Das ist schlicht und einfach Glaube – auch wenn der Mann weniger erwartete, als Jesus geben wollte.
    3. Vielmehr noch sollten wir die richtigen Dinge von Gott erwarten. Wir sind oft zu schnell bereit, uns mit viel weniger zufrieden zu geben, als mit dem, was Gott uns geben will. Wir lassen uns von unseren niedrigen Erwartungen berauben.
  3. Silber und Gold habe ich nicht: Petrus hatte kein Geld, aber er hatte die Vollmacht von Jesus, Kranke zu heilen (was ich aber habe, das gebe ich dir). Petrus wusste, wie es war, wenn Gott ihn benutzte, um andere zu heilen, weil Jesus ihn darin ausgebildet hatte (Lukas 9, 1-6).
    1. Für manche Menschen ist die Aussage „Silber und Gold habe ich nicht“ das Schlimmste, was man sagen kann. Sie haben das Gefühl, dass die Gemeinde in Trümmern liegt, wenn sie sagen muss: „Silber und Gold habe ich nicht“. Aber es ist viel schlimmer, wenn die Gemeinde nie die geistliche Macht hat zu sagen: „Im Namen Jesu Christi, des Nazareners, steh auf und geh umher“.
    2. Es gibt eine – vielleicht wahre – Geschichte über einen bescheidenen Mönch, der mit einem römisch-katholischen Kardinal zu einer Zeit im Mittelalter spazieren ging, als die römisch-katholische Kirche auf dem Höhepunkt ihrer Macht, ihres Ansehens und ihres Wohlstands war. Der Kardinal wies auf die prunkvolle Umgebung hin und sagte zu dem Mönch: „Wir müssen nicht mehr sagen, Silber und Gold habe ich nicht.“ Der Mönch antwortete: „Aber ihr könnt auch nicht sagen: Im Namen Jesu Christi des Nazareners, steh auf und geh umher.“
    3. Als Petrus und Johannes ihm kein Geld gaben, hätten wir vielleicht gehört, wie sich der Lahme beschwert: „Ihr kümmert euch nicht um mich. Ihr werdet mich nicht unterstützen. Seht euch doch das Dilemma an, in dem ich stecke.“ Aber Petrus und Johannes wollten etwas Größeres, als den Mann nur in seinem Zustand zu unterstützen. Sie wollten sein Leben durch die Kraft des auferstandenen Jesus Christus verändern.
    4. „Es ist nicht die Aufgabe der Gemeinde in dieser Welt, den gegenwärtigen Zustand einfach nur erträglicher zu machen; die Aufgabe der Gemeinde ist es, hier auf Erden das Erlösungswerk Gottes in Christus freizusetzen“. (LaSor)
  4. Was ich aber habe, das gebe ich dir: Er gab dem Lahmen Kraft im Namen Jesu, aber er hätte sie nicht geben können, wenn er sie nicht auch in seinem eigenen Leben hatte. Viele Menschen möchten sagen können: „Steh auf und geh umher“, ohne Jesu Kraft erhalten zu haben, um ihr eigenes Leben zu verändern.
    1. Im Namen Jesu Christi des Nazareners: „Jesus stammte aus Nazareth – er war ein Nazarener, und das war während seines irdischen Lebens dazu benutzt worden, Christus zu beleidigen. Nun aber schwenkte Petrus es wie ein Werbebanner.“ (Hughes)

3. Die Heilung des Lahmen

Apostelgeschichte 3, 7-10

Apostelgeschichte 3, 7-10
Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf; da wurden sogleich seine Füße und seine Knöchel fest, und er sprang auf und konnte stehen, lief umher und trat mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott. Und alles Volk sah, wie er umherging und Gott lobte. Und sie erkannten auch, dass er derjenige war, der um des Almosens willen an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte; und sie wurden mit Verwunderung und Erstaunen erfüllt über das, was mit ihm geschehen war.

  1. Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf: Es war eine Sache zu sagen: „Steh auf und geh umher“, aber es war eine viel größere Sache, so wagemutig die Hand des Mannes zu nehmen und ihn auf seine Füße zu stellen. In diesem Augenblick empfing Petrus die in 1. Korinther 12, 9 beschriebene Gabe des Glaubens – eine übernatürliche Fähigkeit, Gott in einer bestimmten Situation zu vertrauen.
    1. Dies war nichts, was Petrus aus einer Laune heraus oder als Werbeveranstaltung tat; er tat es aus der spezifischen Eingebung des Heiligen Geistes heraus. Gott gab Petrus die übernatürliche Fähigkeit, ihm mit Blick auf etwas völlig Außergewöhnliches zu vertrauen.
  2. Da wurden sogleich seine Füße und seine Knöchel fest: Die Kraft kam erst dann zu dem Lahmen, als Petrus sagte: „Steh auf und geh umher“, und erst als Petrus ihn bei der rechten Hand ergriff und ihn aufrichtete.
    1. „Vielleicht können nur Mediziner die Bedeutung dieser Worte vollständig verstehen; es sind eigenartige, fachspezifische Worte eines Mediziners. Das Wort, das mit Füße übersetzt wird, wird nur von Lukas verwendet und kommt nirgendwo sonst vor. Es zeigt seine Unterscheidung zwischen verschiedenen Teilen der menschlichen Ferse an. Dier Begriff Knöchel ist wiederum ein medizinischer Begriff, der nirgendwo sonst vorkommt. Das Wort ‚Aufspringen‘ beschreibt das plötzliche Einrasten von etwas, das nicht an seinem Platz war, die Verbindung eines Gelenks. Dies ist also eine sehr sorgfältige medizinische Beschreibung dessen, was im Zusammenhang mit diesem Mann geschehen ist.“ (Morgan)
  3. Trat mit ihnen in den Tempel, ging umher und sprang und lobte Gott: Sobald er geheilt war, tat der ehemals Lahme drei gute Dinge. Zunächst folgte er den Aposteln (trat mit ihnen in den Tempel). Zweitens fing er sofort an, das zu gebrauchen, was Gott ihm gegeben hatte (ging, sprang). Schließlich begann er, Gott zu loben und anzubeten (lobte Gott).
  4. Und sie erkannten auch, dass er derjenige war, der um des Almosens willen an der Schönen Pforte des Tempels gesessen hatte: Dieser Mann war mehr als 40 Jahre alt (Apostelgeschichte 4, 22) und war von Geburt an gelähmt. Er war ein gewohnter Anblick an diesem Tempeltor (Apostelgeschichte 3, 10). Daher muss Jesus viele Male an ihm vorbeigegangen sein, ohne ihn zu heilen.
    1. Wir können sagen, dass ein Grund dafür, dass Jesus ihn nicht geheilt hat, der ist, dass Gottes Zeitplan genauso wichtig ist wie sein Wille. Und es diente zur größeren Ehre Gottes, dass Jesus diesen Mann durch seine Apostel vom Himmel aus heilte.

B. Petrus predigt zu der versammelten Menge

1. Einführung: Warum glaubt ihr, dass wir etwas Großartiges getan haben?

Apostelgeschichte 3, 11-12

Apostelgeschichte 3, 11-12
Da sich aber der geheilte Lahme zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk voll Erstaunen bei ihnen zusammen in der sogenannten Halle Salomos. Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk: Ihr Männer von Israel, weshalb verwundert ihr euch darüber, oder weshalb blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser umhergeht?

  1. Hielt sich zu Petrus und Johannes: Da er jetzt selbst gehen konnte, diente es nicht seiner Unterstützung. Vielleicht hielt er sich aus Dankbarkeit zu ihnen, vielleicht aus einem gemischten Gefühl von Angst und Überraschung – da sich schnell eine Menschenmenge versammelte, als alles Volk voll Erstaunen bei ihnen zusammen lief.
  2. Als Petrus das sah, wandte er sich an das Volk: Petrus machte sich die versammelte Menge weise zu Nutze. Doch er wusste, dass das Phänomen der Wunder an sich niemanden zu Jesus brachte, es weckte lediglich Interesse. Obwohl sie voll Erstaunen waren, waren sie noch nicht gerettet.
    1. Dies wäre vielleicht ein guter Zeitpunkt für einen Zeugnisgottesdienst gewesen, denn der geheilte Mann hatte sicherlich eine großartige Erfahrung gemacht. Doch Petrus wusste, dass das, was die Menge hören musste – noch mehr als die Erfahrung des geheilten Mannes – das Evangelium von Jesus Christus und ein Aufruf zur Umkehr und zum Glauben war. Der geheilte Mann wusste noch nicht genug, um dies mitzuteilen, also übernahm Petrus das Reden.
    2. Petrus wusste, dass der rettende Glaube nicht durch das Sehen oder Hören von Wundern kommt, sondern der Glaube kommt aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort (Römer 10, 17).
  3. Weshalb blickt ihr auf uns, als hätten wir durch eigene Kraft oder Frömmigkeit bewirkt, dass dieser umhergeht? Petrus stritt ab, dass die Heilung seiner Kraft oder seiner Frömmigkeit zu verdanken war.
    1. Heutzutage erwecken viele Evangelisten oder Prediger, die niemals behaupten würden, aus eigener Kraft zu heilen, dennoch den Eindruck, dass Heilung geschieht, weil sie so fromm, so nahe bei Gott oder so gottesfürchtig sind. Petrus wusste, dass es alles aus Jesus und nichts aus ihm war.
  4. Weshalb verwundert ihr euch darüber? Das Argument von Petrus war einfach: Jesus heilte alle möglichen Menschen, als er auf dieser Erde wandelte, warum sollte es also seltsam erscheinen, dass er weiterhin vom Himmel aus heilt?

2. Petrus predigt über Jesus

Apostelgeschichte 3, 13-15

Apostelgeschichte 3, 13-15
Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unserer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht; ihn habt ihr ausgeliefert und habt ihn verleugnet vor Pilatus, als dieser ihn freisprechen wollte. Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde; den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet! Ihn hat Gott aus den Toten auferweckt; dafür sind wir Zeugen.

  1. Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs: Indem Petrus mit dieser Bezugnahme auf Gott begann, machte er deutlich, dass er zu ihnen über den Gott Israels sprach, den Gott, der in den hebräischen Schriften vorgestellt wird.
  2. Seinen Knecht Jesus: Das Großartige an der Predigt von Petrus ist, dass sich alles um Jesus drehte. Der Schwerpunkt der Predigt lag weder auf Petrus noch auf irgendetwas, das er tat, sondern es ging einzig und allein um Jesus.
    1. Das Erste, was Petrus in dieser Predigt über Jesus sagte, lenkte die Aufmerksamkeit auf den Gedanken, dass Jesus der vollkommene Knecht des Herrn war, von dem in den hebräischen Schriften (wie in Jesaja 42 und 52, 13 – 53, 12) gesprochen wird. „Das Konzept des ‚Knechtes des Herrn‘ war in Israel aufgrund von Jesaja 53 und anderen Texten wohlbekannt.“ (Boice)
  3. Ihn habt ihr ausgeliefert und habt ihn verleugnet: Petrus hat die Schuld an Jesu Tod mutig direkt der richtigen Stelle zugewiesen. Pilatus, der römische Statthalter, wollte ihn freisprechen, aber der jüdische Mob bestand auf die Kreuzigung Jesu (Johannes 18, 29-19, 16).
    1. Dies bedeutet nicht, dass die jüdischen Menschen von diesem Tage allein für den Tod Jesu verantwortlich waren. Die Römer – Heiden – waren ebenfalls verantwortlich. Die Römer hätten Jesus ohne den Druck der jüdischen Führer nicht gekreuzigt, und die Juden hätten Jesus nicht kreuzigen können, ohne dass die Römer dem zugestimmt hätten. Gott sorgte dafür, dass sowohl Juden als auch Heiden an der Schuld von Jesu Tod teilhatten. Tatsächlich waren es keine politischen Intrigen oder Umstände, die Jesus ans Kreuz brachten; es war unsere Sünde. Wenn du wissen willst, wer Jesus ans Kreuz gebracht hat, schau mich an – oder schau in den Spiegel.
    2. Petrus hatte keine Angst davor, ihre Sünde anzusprechen, und er zeigte dabei erstaunlichen Mut. „Ein Kommentator sagt, dass das Wunder der Predigt von Petrus ein weitaus größeres Wunder ist als das, welches bei der Heilung des Mannes geschah, der an der Schönen Pforte lag.“ (Morgan)
    3. Beachte jedoch den Kontrast. Nach Gottes Einschätzung ist Jesus der erhabene Knecht, der Jahrhunderte zuvor in den hebräischen Schriften verheißen wurde. Nach der Einschätzung der Menschen war Jesus es nur würdig, gefoltert und gekreuzigt zu werden.
  4. Den Heiligen: Hier verherrlicht Petrus Jesus als Gott. Der Begriff ‚Heiliger‘ wird im Alten Testament mehr als 40 Mal als hoher und herrlicher Titel für Jahwe, den Bundesgott Israels, verwendet.
  5. Ihr habt verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde: Eine der ironischen Aspekte der Kreuzigung Jesu ist, dass die Menge, während sie Jesus ablehnte, einen Verbrecher und Mörder namens Barabbas annahm (Lukas 23, 13-25, Johannes 18, 39-40). Petrus stellte sich dieser Menge mutig entgegen.
    1. Als Petrus von der Sünde sprach, benutzte er mehrmals das Wort ihr. In der Predigt am Pfingsttag wird festgehalten, dass er es nur einmal gebrauchte (Apostelgeschichte 2, 23).
      1. Ihr habt ihn ausgeliefert und verleugnet.
      2. Ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet.
      3. [Ihr] habt verlangt, dass euch ein Mörder geschenkt werde.
      4. [Ihr] habt den Fürsten des Lebens getötet.
  6. Den Fürsten des Lebens aber habt ihr getötet: Natürlich konnte der Fürst des Lebens nicht im Grab bleiben, und die Apostel waren vereinte Zeugen für die Tatsache seiner Auferstehung.

3. Wie der Mann geheilt wurde

Apostelgeschichte 3, 16

Apostelgeschichte 3, 16
Und auf den Glauben an seinen Namen hin hat sein Name diesen hier stark gemacht, den ihr seht und kennt; ja, der durch Ihn [gewirkte] Glaube hat ihm diese volle Gesundheit gegeben vor euch allen.

  1. Und auf den Glauben an seinen Namen hin hat sein Name diesen [Mann] hier stark gemacht: Petrus sagte, dass dieser Mann im Namen Jesu geheilt worden war. Das bedeutet mehr, als das von Petrus ausgesprochene ‚im Namen Jesu‘. Es bedeutet, dass Petrus dies bewusst in der Autorität und der Macht Jesu getan hat, nicht in der Autorität und Macht von Petrus. Petrus würde nicht einmal das Lob für den Glauben annehmen, der bei der Heilung vorhanden war (ja, der durch Ihn [gewirkte] Glaube hat ihm diese volle Gesundheit gegeben).
    1. „Im Denken der Semiten identifiziert oder bezeichnet ein Name nicht nur eine Person, sondern er drückt die eigentlichen Eigenschaften ihres Wesens aus. Daher ist die Kraft der Person im Namen der Person gegenwärtig und verfügbar.“ (Longenecker)
  2. Auf den Glauben an seinen Namen: Wenn Gottes Volk wirklich Gutes in dieser Welt tut, dann tut es das durch den Glauben an seinen Namen. Es besteht immer die Versuchung, Dinge im Vertrauen auf etwas oder jemand anderen zu tun.
      1. Auf gute Absichten zu vertrauen.
      2. Auf Talente und zu Begabungen.
      3. Auf materielle Dinge zu vertrauen.
      4. Auf Ansehen und frühere Erfolge zu vertrauen.
      5. Auf harte oder intelligente Arbeit zu vertrauen.
    1. Stattdessen müssen wir immer auf seinen Namen vertrauen und durch den Glauben an ihn Gutes tun.

4. Erklärung der Leiden Jesu

Apostelgeschichte 3, 17-18

Apostelgeschichte 3, 17-18
Und nun, ihr Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, wie auch eure Obersten; Gott aber hat das, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigte, dass nämlich der Christus leiden müsse, auf diese Weise erfüllt.

  1. Und nun, ihr Brüder: Obwohl Petrus mutig zu ihnen über ihre Sünde sprach, hasste er sie nicht. Er sagte nicht: „Nun aber, ihr dreckigen, widerlichen Schufte.“ Er verband sich immer noch als Brüder mit ihnen. Nimm bitte zur Kenntnis, dass Petrus sie zweimal beschuldigt hatte, Jesus zu verleugnen (3, 13; 14) – etwas, was Petrus selbst getan hatte.
  2. Ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt: Petrus erkannte, dass sie die Hinrichtung Jesu in Unwissenheit über Gottes ewigen Plan forderten. Das hat sie nicht unschuldig gemacht, aber es hat die Art ihrer Schuld genauer definiert. Wenn wir in Unwissenheit sündigen, ist es immer noch Sünde; aber es ist anders als Sünde, die ganz bewusst begangen wird.
  3. Gott aber hat das [ … ] auf diese Weise erfüllt: Trotz all dem Bösen, das sie Jesus angetan haben, hat das nichts an Gottes Plan geändert oder ihn durcheinandergebracht. Gott kann das größte Übel nehmen und es zum Guten wenden und benutzen. Josef konnte zu seinen Brüdern sagen: „Ihr gedachtet mir zwar Böses zu tun; aber Gott gedachte es gut zu machen.“ 1. Mose 50, 20). Dasselbe Prinzip war bei der Kreuzigung Jesu am Werk und wirkt nun auch in unserem Leben (Römer 8, 28).

5. Petrus fordert sie zur Buße auf

Apostelgeschichte 3, 19-21

Apostelgeschichte 3, 19-21
So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen und er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus, den der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat.

  1. So tut nun Buße: Wie schon in seiner ersten Predigt (Apostelgeschichte 2, 38) rief Petrus die Menge dazu auf Buße zu tun. Er forderte sie auf, in ihrem Denken und Handeln umzukehren.
    1. Petrus sprach mutig zu ihnen über ihre Sünde, aber er wollte ihnen nicht einfach nur ein schlechtes Gewissen machen. Das war nicht das Ziel. Das Ziel war, sie zur Umkehr und zum Glauben zu ermutigen.
    2. Buße beschreibt nicht ein Bedauern, sondern den Akt des Umkehrens. Und wie er es in Kapitel zwei verwendet hat, hat Petrus auch hier Buße zu einem Wort der Hoffnung gemacht. Er sagte ihnen, dass sie zwar Unrecht getan hätten, aber dass sie dennoch umkehren und mit Gott ins Reine kommen können.
  2. Und bekehrt euch: Petrus wusste um die Notwendigkeit der Bekehrung, das Werk Gottes, uns neues Leben zu bringen. Christ zu sein bedeutet nicht ein neues Kapitel aufzuschlagen, es bedeutet eine neue Schöpfung in Jesus Christus zu sein (2. Korinther 5, 17).
    1. Boice sagt, dass sich bekehren besser mit ‚sich Gott zuwenden‘ übersetzt wird – oder noch besser mit ‚zu Gott fliehen‘. Boice verbindet dies mit der Symbolik der Zufluchtsstädte im Alten Testament und denkt, dass Petrus ihnen gesagt hat, dass Jesus ihr Zufluchtsort sein sollte.
  3. Dass eure Sünden ausgetilgt werden: Dies war der erste Nutzen der Buße, den Petrus ihnen präsentierte. Wer Buße tut und sich bekehrt, dem werden seine Sünden vergeben, und der Eintrag selbst wird gelöscht.
    1. Ausgetilgt: Hiermit ist der Gedanke gemeint, Tinte von einem Dokument abzuwischen. In der Antike hatte Tinte keinen Säuregehalt und drang nicht in das Papier ein. Sie konnte fast immer mit einem feuchten Lappen abgewischt werden. Petrus sagte, dass Gott unseren Sündeneintrag genauso wegwischen würde.
  4. Damit Zeiten der Erquickung vom Angesicht des Herrn kommen: Dies war der zweite Nutzen der Buße und der Umkehr zu Gott. Indem Petrus von ‚Zeiten der Erquickung‘ sprach, bezog er sich auf die Zeit, in der Jesus zurückkehren und die Erde in Gerechtigkeit regieren wird. Petrus ging so weit zu sagen, dass „er den sende, der euch zuvor verkündigt wurde, Jesus Christus“, was impliziert, dass, wenn das ganze jüdische Volk Buße täte, Gott der Vater Jesus senden würde, um in Herrlichkeit wiederzukommen.
    1. Petrus machte deutlich, dass Jesus bis zu den Zeiten der Wiederherstellung alles dessen im Himmel bleiben wird, und da die Buße Israels ein Teil von alles dessen ist, ergibt es gewissermaßen Sinn, dass die Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit nicht geschehen wird, bis ganz Israel Buße tut.
    2. Petrus bot Israel im Wesentlichen die Möglichkeit an, die Rückkehr Jesu zu beschleunigen, indem es ihn auf Landesebene annimmt, etwas, das geschehen muss, bevor Jesus zurückkehren wird (siehe auch Matthäus 23, 37-39 und Römer 11, 25-27).
    3. Man könnte folgende hypothetische Frage aufwerfen: Wenn die Juden jener Tage das Evangelium als Ganzes angenommen hätten, wäre Jesus dann schon damals zurückgekehrt? Hypothetisch mag das der Fall sein, aber es ergibt keinen Sinn über etwas zu spekulieren, das nicht geschehen ist!
    4. In einem geringeren (wenn auch glorreichen) Umfang sendet Gott seinem Volk heute bereits Zeiten der Erquickung. Wir sollten für Zeiten der Erweckung und Erquickung beten und Gott glauben, dass er diese Zeiten schicken kann.

6. Petrus warnt vor der Gefahr Jesus abzulehnen

Apostelgeschichte 3, 22-26

Apostelgeschichte 3, 22-26
Denn Mose hat zu den Vätern gesagt: »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird«. Und es wird geschehen: Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten hören wird, soll vertilgt werden aus dem Volk. Und alle Propheten, von Samuel an und den folgenden, so viele geredet haben, sie haben auch diese Tage im Voraus angekündigt. Ihr seid Söhne der Propheten und des Bundes, den Gott mit unseren Vätern schloss, als er zu Abraham sprach: »Und in deinem Samen sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde«. Euch zuerst hat Gott, als er seinen Knecht Jesus erweckte, ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt!

  1. Denn Mose hat zu den Vätern gesagt: Das jüdische Volk zur Zeit Petrus kannte diese Prophezeiung von Mose (aufgeschrieben in 5. Mose 18, 15 und 18, 18-19), aber einige dachten, dass der Prophet jemand anderes als der Messias sein würde. Petrus machte deutlich, dass sie ein und derselbe sind.
  2. Jede Seele, die nicht auf diesen Propheten hören wird, soll vertilgt werden: Die in der Prophezeiung verheißene Zerstörung würde zum Vermächtnis dieser Generation von Juden werden. Viele dieser Generation (sicherlich nicht alle) haben Jesus zweimal abgelehnt.
    1. Dies ist der dritte Segen, der aus der Buße und der Umkehr zu Gott hervorgeht – von diesem verheißenen Gericht verschont zu bleiben.
  3. Und des Bundes, den Gott mit unseren Vätern schloss, als er zu Abraham sprach: In der Verheißung an Abraham (sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde) und in den Worten euch zuerst verbirgt sich der hier nicht ausformulierte Gedanke der Ausbreitung des Evangeliums in die ganze Welt – sogar zu den Heiden.
  4. Ihn gesandt, um euch zu segnen, indem ein jeder von euch sich von seiner Bosheit bekehrt: Dies ist der vierte Segen, der aus der Buße und der Umkehr zu Gott hervorgeht. Jesus segnet uns vom Himmel aus und tut dies, indem er uns von unseren Sünden wegführt. Gottes Wunsch uns zu segnen und Gutes für uns zu tun, beinhaltet auch seinen Wunsch, uns alle von unseren Sünden zu befreien.
    1. Der lahme Mann am Schönen Tor wollte etwas; aber Gott wollte ihm etwas viel Größeres geben. Dasselbe galt grundsätzlich für das jüdische Volk, zu dem Petrus predigte. Sie erwarteten den Messias auf eine bestimmte Art, aber Gott wollte ihnen etwas viel Größeres geben. Sie suchten nach einem politischen und militärischen Messias, und nicht so sehr nach einem, der jede[n] von euch [ … ] von seiner Bosheit bekehrt. Das zeigt, wie wichtig es für uns ist, die richtigen Dinge von Gott zu erwarten.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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