Apostelgeschichte 7 – Stephanus beantwortet die Fragen des Hohen Rats

A. Die Geschichte Israels aus der Zeit Abrahams

1. Der Hohepriester fordert Stephanus auf, zu sprechen

Apostelgeschichte 7, 1

Apostelgeschichte 7, 1
Da sprach der Hohepriester: Verhält sich denn dies so?

  1. Da sprach der Hohepriester: Der hier erwähnte Hohepriester war wahrscheinlich noch Kaiphas, der auch dem Prozess gegen Jesus vorgestanden hatte (Matthäus 26, 57).
  2. Verhält sich denn dies so? Der Hohepriester forderte Stephanus auf, sich bezüglich der in Apostelgeschichte 6, 11-14 erwähnten Anschuldigungen zu rechtfertigen. Stephanus wurde der Blasphemie (= Gotteslästerung) gegen Mose und Gott und gegen den heiligen Ort [den Tempel] und das Gesetz bezichtigt. Außerdem warfen sie ihm vor, dass er behauptete Jesus werde sowohl den Tempel als auch die von Mose überlieferten Bräuche zerstören.
    1. In seiner Antwort umriss Stephanus einen großen Teil der alttestamentlichen Geschichte. Man darf nicht davon ausgehen, dass Stephanus dem Sanhedrin (=hoher Rat) hier etwas über die jüdische Geschichte erzählte, das dieser noch nicht wusste. Stattdessen betonte er aber einige Dinge, die sie möglicherweise noch nicht berücksichtigt hatten: Dass Gott sich nie auf einen Ort (wie den Tempel) beschränkte, und dass das jüdische Volk die Gewohnheit hatte, diejenigen abzulehnen, die Gott ihm schickte.
    2. Dies war tatsächlich keine Verteidigungsrede. Stephanus hatte auch gar kein Interesse daran. Er wollte einfach die Wahrheit über Jesus auf eine Weise verkünden, die die Menschen verstehen konnten. Er „widerlegt ihre Aussagen dennoch vollständig und verteidigt sich somit, obwohl er sich mit keiner Silbe auf seine Ankläger und deren falsche Zeugen bezieht.“ (Lenski)
    3. „Stephanus scheint erkannt zu haben, dass die alte Ordnung der Dinge schwand und eine neue Ordnung kommen würde. Dies wird besonders deutlich, wenn er über den Tempel spricht. Diese alte Ordnung wurde von den Juden geliebt, aber sie sollte dennoch durch die neue ersetzt werden und Stephanus scheint das gespürt zu haben. Seine Rede ist eine Übergangsrede und er legt damit einen wichtigen Grundstein für die Präsentation des Evangeliums an die Heiden, die schon im nächsten Kapitel der Apostelgeschichte beginnt“. (Bote)
    4. „Eine solche Rede hatte keineswegs zum Ziel, einen Freispruch vor dem Sanhedrin zu erwirken. Sie ist vielmehr eine Verteidigung des reinen Christentums in einer von Gott bestimmten Art der Anbetung.“ (Bruce)

2. Gottes Versprechen an Abraham

Apostelgeschichte 7, 2-5

Apostelgeschichte 7, 2-5
Er aber sprach: Ihr Männer, Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, bevor er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: »Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde!« Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran. Und nach dem Tod seines Vaters führte er ihn von dort herüber in dieses Land, das ihr jetzt bewohnt. Und er gab ihm kein Erbteil darin, auch nicht einen Fußbreit, und verhieß, es ihm zum Eigentum zu geben und seinem Samen nach ihm, obwohl er kein Kind hatte.

  1. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er in Mesopotamien war: Gleich zu Beginn betonte Stephanus, dass der Gott der Herrlichkeit Abraham erschien, bevor er überhaupt in das verheißene Land kam.
    1. Nicht nur der Tempel war für diese Offenbarung des Gottes der Herrlichkeit unnötig; auch das verheißene Land selbst war nicht notwendig. Gott war größer als beide, und das erklärte, warum Stephanus fälschlicherweise beschuldigt wurde, sich gegen den Tempel auszusprechen. Stephanus verteidigte sich nicht; er erläuterte dies lediglich.
    2. „Ein einzelner Leitgedanke zieht sich durch den ersten Teil seiner Verteidigung. Er besagt, dass der Gott Israels nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist … Wenn er eine Heimat auf der Erde hat, dann lebt er bei seinem Volk.“ (Stott)
    3. „Es ist also nicht so, dass Abraham in Mesopotamien war, und Gott ihm, vielleicht vom Berg Zion viele hundert Kilometer entfernt, zurief: ‚Abraham, komm herüber. Ich möchte, dass du nach Palästina kommst. Vielmehr erschien ihm Gott genau dort in Mesopotamien in all seiner Herrlichkeit“. (Boice)
  2. Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde!“: Das sagte Gott zu Abraham, als er in Mesopotamien war. Doch Stephanus erklärte, dass Abraham nicht sofort nach Kanaan ging (er wohnte in Haran) und er seine Verwandten nicht sofort verließ (sein Vater kam mit ihm nach Haran).
    1. Gott hielt sein Versprechen, obwohl Abraham nur teilweise gehorsam war. Aber er verschob die Erfüllung, bis Abram bereit war, das zu tun, was der Herr sagte. Die Erfüllung des Versprechens trat nicht ein, bis Abraham Haran und seinen Vater zurückließ und an den von Gott gewünschten Ort ging.
    2. Abraham wurde sicherlich ein Vorreiter im Glauben, sogar der Vater der Gläubigen (Galater 3, 7); doch er war dies nicht von Anfang an. Abraham ist ein Beispiel für jemanden, der im Glauben und Gehorsam gewachsen ist.
  3. Und er gab ihm kein Erbteil … obwohl er kein Kind hatte: Abraham wurde sowohl das Land als auch die Nachkommen versprochen, er hatte aber für keines von beiden eindeutige Beweise. Er konnte lediglich Gott vertrauen, dass sich diese Dinge erfüllten.
    1. Damit hob Stephanus eine Beziehung zu Gott auf der Grundlage des Glaubens und nicht aufgrund äußerlicher Beweise wie einem Tempel oder die Struktur einer etablierten Religion und ihrer Bräuche hervor.
    2. Selbst als Abraham in dem Land war, war er ein Pilger. Er machte aus den Gaben, die Gott ihm gegeben oder versprochen hatte keine Heiligtümer. Dies war für die religiösen Leiter, mit denen Stephanus sprach eine Ohrfeige, denn viele von ihnen waren keine Pilger mehr, und sie machten aus den Segnungen des Tempels und des Landes Götzen.

3. Gott warnte Abraham und schloss den Bund mit ihm

Apostelgeschichte 7, 6-8

Apostelgeschichte 7, 6-8
Gott sprach aber so: »Sein Same wird ein Fremdling sein in einem fremden Land, und man wird ihn knechten und übel behandeln 400 Jahre lang. Und das Volk, dem sie als Knechte dienen sollen, will ich richten« sprach Gott; »und danach werden sie ausziehen und mir dienen an diesem Ort.« Und er gab ihm den Bund der Beschneidung. Und so zeugte er den Isaak und beschnitt ihn am achten Tag, und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen.

  1. Sein Same wird ein Fremdling sein in einem fremden Land, und man wird ihn knechten: Mit Samen sind die Nachkommen Abrahams gemeint. Die Verheißung würde für Abraham oder seine Nachkommen nicht einfach sein. Doch Gott versprach, die Nation zu verurteilen, die Israel unterdrückte.
    1. Stephanus legte hier den Gedanken nahe, dass Gott weiß, wie er für sein Volk sorgen und es schützen kann. Ihn selbst beruhigte diese Gewissheit und er forderte den Rat auf, die gleiche Zuversicht zu haben.
  2. Und er gab ihm den Bund der Beschneidung … Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Patriarchen: Die Beschneidung wurde für Israel ein Zeichen des Bundes, und der Bund wurde durch die Nachkommen Abrahams weitergegeben.

4. Gottes Treue durch Joseph

Apostelgeschichte 7, 9-16

Apostelgeschichte 7, 9-16
Und die Patriarchen waren neidisch auf Joseph und verkauften ihn nach Ägypten. Doch Gott war mit ihm, und er rettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem König von Ägypten; der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten und sein ganzes Haus. Es kam aber eine Hungersnot über das ganze Land Ägypten und Kanaan und große Drangsal, und unsere Väter fanden keine Speise. Als aber Jakob hörte, dass Korn in Ägypten zu haben sei, sandte er unsere Väter zum ersten Mal aus. Und beim zweiten Mal gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen, und die Abstammung Josephs wurde dem Pharao bekannt. Da sandte Joseph hin und berief seinen Vater Jakob zu sich und seine ganze Verwandtschaft von 75 Seelen. Jakob aber zog nach Ägypten hinab und starb, er und unsere Väter. Und sie wurden herübergebracht nach Sichem und in das Grab gelegt, das Abraham um eine Summe Geld von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, gekauft hatte.

  1. Gott war mit ihm: Wieder betonte Stephanus, dass Joseph die ganze Zeit die geistliche Gegenwart Gottes genoss. Joseph brauchte nicht in den Tempel zu gehen, um Gott nahe zu sein – es gab keinen Tempel. Stattdessen war Gott die ganze Zeit mit ihm.
  2. Waren neidisch auf Joseph und verkauften ihn: Stephanus erwähnte die Geschichte von Joseph, weil ihm das gleiche widerfährt wie Jesus. Die Söhne Israels lehnen Joseph ab, der später für sie ein (und der einzig mögliche) Retter wurde.
  3. 75 Seelen: In 1. Mose 46, 27 steht, dass es insgesamt 70 Personen in der Familie Israels gab, wohingegen Stephanus in Apostelgeschichte 7, 14 sagt, es seien 75 gewesen. Stephanus zitierte aus der Septuaginta-Version des Alten Testaments, in der 75 steht. Die Zahl in der Septuaginta ist nicht falsch, sie kam nur auf eine andere Weise zustande, nämlich durch Hinzufügen von fünf weiteren Söhnen (oder Enkeln) des in Ägypten geborenen Joseph.
  4. Das Grab, das Abraham … gekauft hatte: Das einzige Land, das Abraham jemals in Kanaan tatsächlich besaß, war dieses Grabgrundstück. Alles weitere erhielt er nur durch seinen Glauben.

B. Die Geschichte Israels aus der Zeit von Mose

1. Das Leben des jungen Mose

Apostelgeschichte 7, 17-22

Apostelgeschichte 7, 17-22
Als aber die Zeit der Verheißung nahte, welche Gott dem Abraham mit einem Eid zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten, bis ein anderer König aufkam, der Joseph nicht kannte. Dieser handelte arglistig gegen unser Geschlecht und zwang unsere Väter, ihre Kinder auszusetzen, damit sie nicht am Leben blieben. In dieser Zeit wurde Mose geboren; der war Gott angenehm; und er wurde drei Monate lang im Haus seines Vaters ernährt. Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharaos zu sich und erzog ihn als ihren Sohn. Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war mächtig in Worten und in Werken.

  1. In dieser Zeit wurde Mose geboren; der war Gott angenehm: Mose war auch wie Jesus, indem er von Geburt an von Gott begünstigt und in der Kindheit behütet wurde. Auch ohne den Tempel oder die Bräuche einer etablierten Religion war er Gott angenehm.
  2. War mächtig in Worten und in Werken: Mose war auch wie Jesus, der nach ihm kommen würde, denn er war weise, wortgewandt und ein Mann mit mächtig in … Werken.

2. Israel lehnt Mose ab

Apostelgeschichte 7, 23-29

Apostelgeschichte 7, 23-29
Als er aber 40 Jahre alt geworden war, stieg der Gedanke in ihm auf, nach seinen Brüdern, den Söhnen Israels, zu sehen. Und als er einen zu Unrecht leiden sah, wehrte er es ab und schaffte dem Unterdrückten Recht, indem er den Ägypter erschlug. Er meinte aber, seine Brüder würden es verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe; aber sie verstanden es nicht. Und am folgenden Tag erschien er bei ihnen, als sie miteinander stritten, und ermahnte sie zum Frieden und sprach: Ihr Männer, ihr seid doch Brüder; warum tut ihr einander Unrecht? Der aber, welcher seinem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn weg und sprach: Wer hat dich zum Obersten und Richter über uns gesetzt? Willst du mich etwa töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast? Da floh Mose auf dieses Wort hin und wurde ein Fremdling im Land Midian, wo er zwei Söhne zeugte.

  1. Als er aber 40 Jahre alt geworden war, stieg der Gedanke in ihm auf, nach seinen Brüdern … zu sehen: Zu einer bestimmten Zeit stieg Mose aus Sorge um seine Brüder von seinem königlichen Thron herab. Auch auf diese Art war Mose wie Jesus, der nach ihm kommen würde.
  2. Er meinte aber, seine Brüder würden es verstehen, dass Gott ihnen durch seine Hand Rettung gebe; aber sie verstanden es nicht: Als Mose den Israeliten die Befreiung anbot, wurde er aus Trotz abgelehnt. Israel bestritt, dass er irgendein Recht habe, ein Herrscher und Richter über sie zu sein.
    1. Stephanus‘ Botschaft war eindeutig: „Ihr habt Jesus abgelehnt, der wie Mose und sogar noch größer als er war, und ihr leugnet, dass Jesus irgendein Recht hat, ein Herrscher und Richter über euch zu sein.“

3. Gott ist Mose auf dem Berg Sinai erschienen

Apostelgeschichte 7, 30-34

Apostelgeschichte 7, 30-34
Und als 40 Jahre erfüllt waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai der Engel des Herrn in der Feuerflamme eines Busches. Als Mose das sah, verwunderte er sich über die Erscheinung. Als er aber hinzutrat, um sie zu betrachten, erging die Stimme des Herrn an ihn: »Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!« Mose aber zitterte und wagte nicht hinzuschauen. Da sprach der Herr zu ihm: »Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen! Denn der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land! Ich habe die Mißhandlung meines Volkes, das in Ägypten ist, sehr wohl gesehen und habe ihr Seufzen gehört und bin herabgekommen, um sie herauszuführen. Und nun komm, ich will dich nach Ägypten senden!«

  1. In der Wüste … der Engel des Herrn: Stephanus betonte erneut einen der Hauptpunkte seiner Antwort an den Rat – dass Gott, seine Herrlichkeit und sein Werk nicht auf den Tempel beschränkt seien. Gott ist Mose in der Wüste erschienen, bevor es überhaupt einen Tempel gab.
  2. Ich will dich nach Ägypten senden: Stephanus betonte, dass Gott Mose sowohl berufen als auch beauftragt hat.

4. Mose war Israels Befreier, obwohl Israel ihn zuvor abgelehnt hatte

Apostelgeschichte 7, 35-36

Apostelgeschichte 7, 35-36
Diesen Mose, den sie verwarfen, indem sie sprachen: Wer hat dich zum Obersten und Richter eingesetzt? – diesen sandte Gott als Obersten und Erlöser durch die Hand des Engels, der ihm im Busch erschienen war. Dieser führte sie heraus, indem er Wunder und Zeichen tat im Land Ägypten und am Roten Meer und in der Wüste, 40 Jahre lang.

  1. Dieser Mose, den sie verwarfen: Obwohl Israel Mose und seine Führung verworfen hatte, hat Gott Mose mit unmissverständlichen Zeichen, darunter der brennende Busch in der Wüste, zum Führer ernannt.
  2. Dieser führte sie heraus: Obwohl Israel Mose beim ersten Mal zurückwies, blieb er für Israel doch Gottes auserwählter Befreier.

5. Israels wiederholte Ablehnung von Mose

Apostelgeschichte 7, 37-41

Apostelgeschichte 7, 37-41
Das ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: »Einen Propheten wie mich wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern; auf ihn sollt ihr hören!« Das ist der, welcher in der Gemeinde in der Wüste war zwischen dem Engel, der auf dem Berg Sinai zu ihm redete, und unseren Vätern; der lebendige Worte empfing, um sie uns zu geben; dem unsere Väter nicht gehorsam sein wollten; sondern sie stießen ihn von sich und wandten sich mit ihren Herzen nach Ägypten, indem sie zu Aaron sprachen: Mache uns Götter, die vor uns herziehen sollen; denn wir wissen nicht, was diesem Mose geschehen ist, der uns aus Ägypten geführt hat! Und sie machten ein Kalb in jenen Tagen und brachten dem Götzen ein Opfer und freuten sich an den Werken ihrer Hände.

  1. Das ist der Mose, der zu den Söhnen Israels gesagt hat: Mose versprach, dass nach ihm ein weiterer Prophet kommen würde, und wies Israel darauf hin, dass es besonders darauf achten solle auf diesen kommenden Propheten zu hören. Aber so wie Israel Mose ablehnte, so lehnten sie auch Jesus ab, der der Prophet ist, von dem Mose sprach.
    1. Jeder Einzelne sollte für sich selbst überlegen, wie er Jesus annehmen sollte, und ihn nicht ablehnen. Sie sollten ihn als ihren Erlöser annehmen, als den Einen, der sie retten kann.
  2. Dies ist der, welcher in der Gemeinde … der lebendige Worte empfing: Mose leitete, wie Jesus, die Gemeinde der Gläubigen, genoss eine besondere Vertrautheit mit Gott und brachte die Offenbarung Gottes hervor.
  3. Und sie machten ein Kalb in jenen … und freuten sich an den Werken ihrer Hände: Als das alte Israel Moses und Gottes Werk durch ihn ablehnte, ersetzten sie ihn durch ihre eigene, von Menschen gemachte Religion. Stephanus übertrug diesen Gedankengang auf den Rat, mit dem er sprach.
    1. Der Satzteil und freuten sich an den Werken ihrer eigenen Hände ist besonders bedeutungsvoll. Einer der Vorwürfe gegen Stephanus war, dass er schlecht über den Tempel gesprochen habe. Es war nicht so, dass Stephanus etwas gegen den Tempel hatte, sondern gegen die Art und Weise, wie Israel den Tempel Gottes anstelle des Gottes selbst anbetete. So wie Israel das Kalb in der Wüste anbetete, so beteten sie jetzt die Werke ihrer Hände an.

6. Gottes Antwort auf die wiederholte Ablehnung seiner Boten

Apostelgeschichte 7, 42-43

Apostelgeschichte 7, 42-43
Da wandte sich Gott ab und gab sie dahin, sodass sie dem Heer des Himmels dienten, wie im Buch der Propheten geschrieben steht: »Habt ihr etwa mir Schlachtopfer und [Speis]opfer dargebracht [während der] 40 Jahre in der Wüste, Haus Israel? Ihr habt die Hütte des Moloch und das Sternbild eures Gottes Remphan umhergetragen, die Bilder, die ihr gemacht habt, um sie anzubeten. Und ich werde euch wegführen über Babylon hinaus.«

  1. Da wandte sich Gott ab und gab sie dahin, sodass sie dem Heer des Himmels dienten: Durch die Ablehnung von Mose und dem Gott, der ihn gesandt hatte, wandte sich Israel stattdessen verdorbenen Götzen zu und brachte so das Gericht über sich, das in dem aus Amos 5, 25-27 zitierten Abschnitt beschrieben wird.
    1. Stephanus zitierte hier einen Teil aus dem Buch Amos und änderte ihn leicht ab, um den Zuhörern die Kernaussage näherzubringen. Amos sagte: ‚über Damaskus hinaus‘ (Amos 5, 27), aber Stephanus änderte ihn in ‚über Babylon hinaus‘.
    2. Boice erklärt: „Stephanus, der den Text zitiert, ändert ihn, weil er nicht mit dem Volk des nördlichen Königreichs, sondern mit den Führern Israels im Süden spricht. Es ist ihre Geschichte, an die er denkt“.
  2. Gott wandte sich ab und gab sie dahin, sodass sie dem Heer des Himmels dienten: Die hier geäußerte Idee ist hier sowohl wichtig als auch großartig. Paulus baute später in Römer 1, 24-32 auf dem Gedanken auf, dass Gott den Menschen seinen sündigen Begierden überlässt.
    1. Es bringt jeden von uns dazu, über die Frage nachzudenken: Wenn wir Jesus ablehnen, wird man uns dann auch aufgeben?

7. Selbst als Israel Gott ablehnte, hatten sie immer noch die Stiftshütte und später den Tempel

Apostelgeschichte 7, 44-50

Apostelgeschichte 7, 44-50
Das Zelt des Zeugnisses war in der Mitte unserer Väter in der Wüste, so wie der, welcher mit Mose redete, es zu machen befahl nach dem Vorbild, das er gesehen hatte. Dieses brachten auch unsere Väter, wie sie es empfangen hatten, mit Josua [in das Land], als sie es von den Heiden in Besitz nahmen, die Gott vor dem Angesicht unserer Väter vertrieb, bis zu den Tagen Davids. Dieser fand Gnade vor Gott und bat, ob er für den Gott Jakobs eine Wohnung finden dürfe. Salomo aber erbaute ihm ein Haus. Doch der Höchste wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht:
»Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel für meine Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir bauen, spricht der Herr, oder wo ist der Ort, an dem ich ruhen soll? Hat nicht meine Hand das alles gemacht?«

  1. Das Zelt des Zeugnisses … Salomo aber erbaute ihm ein Haus: Stephanus betont, dass die Gegenwart der Stiftshütte oder des Tempels sie nicht davon abhielt, Gott und seine besonderen Boten abzulehnen.
  2. Doch der Höchste wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind: Stephanus konfrontierte sie mit ihrer Verehrung des Tempels. Auf diese Weise versuchten sie, Gott in diesen Tempel zu zwängen. Doch Gott ist zu groß, um in irgendeinen Tempel zu passen, den der Mensch bauen könnte.
    1. Auf eine subtilere Weise tun viele Christen dasselbe. Es ist vielleicht nicht die Anbetung eines Kirchengebäudes (obwohl selbst das teilweise vorkommt), aber es ist die Beschränkung Gottes auf einen Ort. Mit anderen Worten: der einzige Ort, an dem sie Gott begegnen, ist die Kirche. Im Rest ihres Lebens ist Gott nicht anwesend. In den Köpfen und im Leben mancher Menschen von heute könnte Gott ebenso gut nur in der Kirche leben.

8. Stephanus bezieht die Predigt auf seine Zuhörer

Apostelgeschichte 7, 51-53

Apostelgeschichte 7, 51-53
Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr! Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben die getötet, die vorher das Kommen des Gerechten ankündigten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid – ihr, die ihr das Gesetz auf Anordnung von Engeln empfangen und es nicht gehalten habt!

  1. Ihr widerstrebt allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr: Man kann sich das zornige Flüstern im Sanhedrin vorstellen, als Stephanus‘ Geschichtsstunde begann, Sinn zu ergeben. Stephanus merkte dies und wusste, dass sie den Einen, den Gott gesandt hatte, wieder ablehnten, genau wie zuvor.
    1. „Er nimmt das zweischneidige Schwert, mit dem Namen Wort Gottes und zerfetzt die Sünden des Volkes, indem er die inneren Teile ihres Herzens und die Geheimnisse ihrer Seele offen legt … Wenn man ihm versichert hätte, ihm für die Rede zu danken, hätte er sie auch nicht mit größerer Furchtlosigkeit halten können; die Tatsache, dass sein Tod sicher war, bewirkte nur, dass er noch eifriger wurde.“ (Spurgeon)
  2. Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Angelehnt an das Alte Testament bezeichnete Stephanus diejenigen, die Jesus ablehnten, als halsstarrig (wie Israel beispielsweise in 2. Mose 32, 9 beschrieben wird) und als unbeschnitten an Herz und Ohren (wie Israel z.B. in Jeremia 9, 26 beschrieben wird).
    1. Wenn er die beiden Ausdrücke zusammen verwendet, hat er vielleicht eine Bibelstelle wie 5. Mose 10, 16 im Sinn: So beschneidet nun die Vorhaut eures Herzens und seid nicht mehr halsstarrig!
    2. Fast 20 Mal bezeichnet Gott Israel im Alten Testament als halsstarrig. Diese religiösen Führer handelten also genauso wie ihre Vorfahren.
    3. Israel war stolz auf die Beschneidung, weil es sie von den Heiden trennte. Stephanus sagte im Wesentlichen: „Ihr seid in eurer Ablehnung des Herrn genauso wie die Heiden“.
  3. Dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid: Stephanus‘ Kernaussage war unmissverständlich: „Ihr seid heute so, wie Israel früher war. Gott gab euch das Gesetz, das ihr aber nicht gehalten habt.“
  4. Ihr, die ihr das Gesetz auf Anordnung von Engeln empfangen und es nicht gehalten habt: Dieser Vorwurf muss die Ratsmitglieder empört haben. Sie brüsteten sich mit ihrer Gesetzestreue, wie der Apostel Paulus später überseinem vorchristlichen Denken sagen würde: im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig (Philipper 3, 6).
    1. Obwohl es den Rat beleidigt haben muss, war die Aussage von Stephanus zutreffend. Erstens ist Gott nicht ortsgebunden; das heißt, obwohl der Tempel ein wundervolles Geschenk Gottes war, war es falsch, ihn als ‚das Haus Gottes‘ überzubewerten. Zweitens hatte Israel sich wieder und wieder eines Fehlers schuldig gemacht: der Ablehnung eines Boten Gottes.
    2. Jesus sagte, dass es nicht möglich sei, neuen Wein in alte Schläuche zu füllen (Matthäus 9, 17). Durch Stephanus zeigte der Heilige Geist, dass die alten Traditionen des Judentums (insbesondere die Überbetonung des Tempels) hier mit dem neuen Wein des Christentums nicht kompatibel seien.
    3. Gott benutzte das bevorstehende Martyrium des Stephanus, um die frühen Gemeinden in die ganze Welt auszusenden. Aber er benutzte die Botschaft des Stephanus auch, um zu zeigen, dass es keinen theologischen Grund gab, das Evangelium daran zu hindern, zu den Heiden zu gelangen.
    4. Die ganze Idee hinter einem dauerhaften, ortsfesten Tempel ist: „Du kommst zu mir“. Aus diesem Grund dachte Israel, obgleich es ein Licht für die anderen Nationen war, dass aufgrund dessen alle Welt zu ihnen kommen müsse, um gerettet zu werden. Durch die Gemeinde würde Gott ein anderes Herz zeigen. „Ich werde zu euch kommen“, auch zu den Heiden.

C. Die Reaktion des Rates auf die Predigt des Stephanus

1. Ihnen schnitt es ins Herz und sie wurden durch den Heiligen Geist verurteilt

Apostelgeschichte 7, 54

Apostelgeschichte 7, 54
Als sie aber das hörten, schnitt es ihnen ins Herz, und sie knirschten mit den Zähnen über ihn.

  1. Schnitt es ihnen ins Herz: Der Rat war wütend, aber nur, weil Stephanus ins Schwarze getroffen hatte. Sie konnten nicht abtun oder ignorieren, was er sagte. Der Sanhedrin reagierte mit Wut, statt sich dem Heiligen Geist zu ergeben.
  2. Sie knirschten mit den Zähnen über ihn: Es ist merkwürdig, sich diese Reaktion von Männern vorzustellen, die in Israel würdige, respektierte Leiter waren. Das wäre so, als ob eine Gruppe von Senatoren als Reaktion auf die Aussage eines Zeugen bei einer Anhörung vor Wut mit den Zähnen knirschte.
    1. Der Gedanke an knirschende Zähne erinnert sofort an ein Bild der Hölle. Sieben Mal beschrieb Jesus in unterschiedlichen Situationen die Hölle als einen Ort des Heulens und Zähneknirschens (Matthäus 8, 12). Diese Männer waren berühmt, erfolgreich und schienen religiös zu sein; dennoch lehnten sie Gott ab und brachten sich mit der Hölle, und nicht mit dem Himmel in Verbindung.
    2. Sie fingen nicht erst an zu knirschen, als Stephanus seine Rede beendet hatte. „Alles, was sie in ihrer Wut tun konnten, war mit den Zähnen zu knirschen. Es war kein plötzlicher Ausbruch, sondern die Anspannung zeigt vielmehr, dass die Wut anhielt.“ (Gaebelein)

2. Stephanus‘ Vision von Jesus

Apostelgeschichte 7, 55-56

Apostelgeschichte 7, 55-56
Er aber, voll Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor und sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!

  1. Er aber, voll Heiligen Geistes: Das war ein großer Gegensatz zum Verhalten des Rates. Darin, dass Stephanus voll des Heiligen Geistes war, zeigt sich die Quelle seines Mutes, seiner Weisheit und seiner Stärke beim Predigen.
    1. J.B. Phillips‘ übersetzt es folgendermaßen: Stephanus war in seinem ganzen Wesen mit dem Heiligen Geist erfüllt. Auf diese Weise sollen auch wir mit dem Heiligen Geist erfüllt werden.
  2. Sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes: Es ist schwierig zu sagen, was genau Stephanus hier sah. Wir können nicht sagen, ob dies eine persönliche Vision war oder ob eine Art ‚Fenster zum Himmel‘ geöffnet wurde. Denn hier über die Beschreibung des Textes hinauszugehen, ist reine Spekulation.
  3. Jesus steht zur Rechten Gottes: Es ist bemerkenswert, dass Jesus hier steht, im Gegensatz zu der gebräuchlicheren Beschreibung, dass er im Himmel zur Rechten Gottes, des Vaters sitzt (Matthäus 26, 64; Kolosser 3, 1).
    1. Man kann davon ausgehen, dass Jesus in dieser Notlage aus Solidarität mit Stephanus heraus hier aufstand. Die Nöte seines Volkes sind ihm nicht egal.
    2. Man könnte auch erwägen, ob Jesus Stephanus, der unter den Gläubigen ein einzigartiges Schicksal hatte, stehend Beifall bekunden wollte. Unter allen Nachfolgern Jesu war Stephanus der erste Märtyrer.
    3. Jesus sagte: Jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel (Matthäus 10, 32). Möglicherweise stand Jesus also auch auf, um Stephanus‘ Fall vor den Vater zu bringen und sicherzugehen, dass diesem, obwohl er auf Erden für schuldig befunden und bestraft wurde, im Himmel Gerechtigkeit widerfahre und er belohnt werde.
    4. „Stephanus hat sich vor den Menschen zu Christus bekannt, und jetzt sieht er, wie Christus sich vor Gott zu seinem Diener bekennt.“ (Bruce)

3. Die Hinrichtung des Stephanus durch Steinigung

Apostelgeschichte 7, 57-58

Apostelgeschichte 7, 57-58
Sie aber schrien mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los; und als sie ihn zur Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn. Und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.

  1. Sie aber schrien mit lauter Stimme: Als Stephanus erklärte, er sehe Jesus zur Rechten Gottes stehen, war das zu viel. Der Sanhedrin reagierte schnell, heftig und vereint. Als Jesus vor eben diesen Männern gesagt hatte, er würde zur Rechten Gottes sitzen, hatten sie ebenso reagiert und ihn wegen Gotteslästerei zum Tode verurteilt (Matthäus 26, 64-66).
    1. „In den Augen derer, die wussten, dass ein gekreuzigter Mann unter einem göttlichen Fluch gestorben war, muss es sich wie Gotteslästerung angehört haben, als Stephanus behauptete, dass der gekreuzigte Jesus in hoher Position zur Rechten Gottes stand.“ (Bruce)
  2. Sie schrien mit lauter Stimme, hielten sich die Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn los: Es waren hochangesehene, ältere Männer, die sich so verhielten. Die Reaktion des Sanhedrins scheint extrem, ist aber für diejenigen, die Gott ablehnen und dem spirituellen Wahnsinn verfallen sind. typisch Sie klagten unter Qualen und hielten sich, angesichts der Offenbarung Gottes, die sie als Gotteslästerung betrachteten, die Ohren zu.
    1. Es ist eine gefährliche Sache, religiös zu sein, ohne eine persönliche Beziehung zu Jesus zu haben. Damit erfüllt sich, wovor Jesus in Johannes 16, 2-3 gewarnt hat: es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und dies werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch mich kennen.
  3. Stürmten einmütig auf ihn los: Hier wird das altgriechische Wort ‚hormao‘ verwendet. Es ist dasselbe Wort, das benutzt wird, um den Sturm der besessenen Schweineherde ins Meer zu beschreiben (Markus 5, 13). Es war ein außer Kontrolle geratener Mob, der auf Stephanus zustürmte.
  4. Und als sie ihn zur Stadt hinausgestoßen hatten, steinigten sie ihn: Das Ausmaß ihrer Wut zeigte sich in der Hinrichtung des Stephanus, die ohne Rücksicht auf das römische Gesetz durchgeführt, und nach traditionellem jüdischem Brauch (Steinigung) vollzogen wurde.
    1. Die jüdische Schrift Mishnah aus dem zweiten Jahrhundert beschreibt die Praxis der Steinigung: „Wenn der Prozess beendet ist, wird der Verurteilte herausgebracht, um gesteinigt zu werden … Zehn Ellen vom Ort der Steinigung entfernt sagen sie zu ihm: ‚Gestehe, denn es ist die Gewohnheit aller, die dem Tod geweiht sind, ein Geständnis abzulegen, und jeder, der gesteht, erhält einen Anteil am kommenden Zeitalter … Vier Ellen vom Ort der Steinigung entfernt wird der Verbrecher entkleidet … Die Grube am Ort der Steinigung war doppelt so bemessen, dass zwei ausgewachsene Männer hineingepasst hätten. Einer der Zeugen stößt den Verbrecher von hinten, so dass er mit dem Gesicht nach unten fällt. Dann wird er auf den Rücken gedreht. Wenn er durch diesen Sturz stirbt, ist das ausreichend. Wenn nicht, nimmt der zweite Zeuge den Stein und lässt ihn auf sein Herz fallen. Wenn dies den Tod verursacht, ist das ausreichend; wenn nicht, wird er von allen anwesenden Israeliten gesteinigt“. (Zitiert nach Bruce)
  5. Und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß: Saulus stand als Aufseher der Hinrichtung dort. Als Mitglied des Sanhedrins hatte er auch die Hinrichtung des Stephanus genehmigt.
    1. Junger Mann bedeutet wörtlich: „ein Mann in der Blüte seiner Jahre“. Es bedeutet jedenfalls nicht, dass Saulus nicht alt genug war, um Mitglied des Sanhedrins zu sein. In Apostelgeschichte 26, 10 sagt Paulus, dass ich gegen sie gestimmt habe, woraus man schließen kann, dass er als Mitglied des Sanhedrins eine Stimme hatte.

4. Stephanus‘ letzte Worte

Apostelgeschichte 7, 59-60

Apostelgeschichte 7, 59-60
Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Und er kniete nieder und rief mit lauter Stimme: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Und nachdem er das gesagt hatte, entschlief er.

  1. Und sie steinigten den Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf: Stephanus‘ Leben endete auf dieselbe Weise, wie es gelebt worden war: Im völligen Vertrauen auf Gott, im Glauben, dass Jesus im kommenden Leben für ihn sorgen würde.
    1. „Die Feuer … der alten Tagen haben nie Märtyrer geschaffen; sie haben sie zum Vorschein gebracht. Kein Orkan der Verfolgung erschafft jemals Märtyrer; er enthüllt sie. Stephanus war schon ein Märtyrer, bevor sie ihn steinigten. Er war der erste Märtyrer, der sein Zeugnis mit seinem Blut besiegelte“. (Morgan)
  2. Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an: Gott erhörte das Gebet des Stephanus und benutzte es, um das Herz eines Mannes zu berühren, der seiner Steinigung entschieden zugestimmt hatte – obwohl dieser Mann nicht wusste, dass das Gebet erhört wurde. Wenn wir in den Himmel kommen, sollten wir Stephanus für jeden Segen danken, der durch das Wirken des Saulus von Tarsus zustande kam.
    1. Gott hat Stephanus‘ Gebet erhört, und Paulus ist der Beweis dafür. Wir haben keine Ahnung, wie wundervoll Gott uns in unseren Zeiten des Leidens benutzen kann.
    2. Augustinus sagte: „Wenn Stephanus nicht gebetet hätte, hätte die Kirche Paulus nicht gehabt“.
  3. Rief mit lauter Stimme: Herr, rechnen ihnen diese Sünde nicht an: Stephanus zeigte dieselbe vergebende Haltung, die Jesus am Kreuz hatte (Lukas 23, 34). Er bat Gott, seinen Anklägern zu vergeben, und er machte diese Aussage laut und öffentlich.
    1. Wenn die Evangelien das enthalten, was Jesus zu tun und zu lehren begann, dann enthalten sie den Grund, warum Jesus zu leiden begann. Es gab einen Grund, warum Jesus zusammen mit Stephanus litt, als er gesteinigt wurde.
  4. Entschlief er: Der Text beschreibt das Sterben von Stephanus so sanft wie möglich. Anstatt einfach zu sagen, dass er gestorben ist, heißt es, dass er nur entschlief – mit der Vorstellung, dass er in einer viel besseren Welt aufgewacht ist.
    1. Wenn Stephanus entschlief, musste die Gemeinde aufwachen. „Wenn es jemals irgendeinen rosaroten Optimismus darüber gegeben hatte, das jüdische Volk schnell für ihren Messias zu gewinnen, dann war dieser verschwunden. Die Gemeinde konnte keinen Sieg ohne eine blutige Schlacht erwarten.“ (LaSor)
    2. Stephanus war kein Übermensch, aber er war ein Mann, der in seinem ganzen Wesen mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Viele haben wenig Ahnung davon, wie sehr sie von Gott benutzt werden können, wenn sie mit der Kraft des Heiligen Geistes durchs Leben gehen.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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