Apostelgeschichte 11 – Die Verteidigung des Dienstes an den Heiden

A. Der Dienst an den Heiden wird in Jerusalem kontrovers diskutiert

1. Petrus wird aufgrund seines Umgangs mit den Heiden mit Einwänden konfrontiert

Apostelgeschichte 11, 1-3

Apostelgeschichte 11, 1-3
Und die Apostel und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten. Und als Petrus nach Jerusalem hinaufkam, machten die aus der Beschneidung ihm Vorwürfe und sprachen: Zu unbeschnittenen Männern bist du hineingegangen und hast mit ihnen gegessen!

  1. Und die Apostel und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hatten: Die großartige Arbeit unter den Heiden in Cäsarea konnte nicht verborgen bleiben. Es gab auch keinen Grund dies zu verbergen, selbst wenn viele Judenchristen (die aus der Beschneidung) verwirrt und angegriffen sein würden.
  2. Zu unbeschnittenen Männern bist du hineingegangen und hast mit ihnen gegessen! Die Anklage gegen Petrus war einfach: „Du, der du ein treuer Jude sein sollst, verkehrst mit Heiden und isst sogar mit ihnen.“ Das beleidigte diese Judenchristen so sehr, dass sie Petrus Vorwürfe machten.
    1. Und hast mit ihnen gegessen: Ein gemeinsames Essen war in dieser Zeit und Kultur ein besonderes Zeichen der Verbundenheit und wurde von den Judenchristen als beträchtlicher Kompromiss angesehen.
    2. Diese Reaktion der Judenchristen zeigt, wie bedeutsam der Wandel war, den Gott in Apostelgeschichte 10 einleitete. Die Veränderung lautete für die Heiden: „Ihr müsst nicht zuerst Juden werden und euch zuerst unter das Gesetz von Mose stellen. Tut Buße und glaubt und ihr könnt zu Jesus kommen“. Aber gleichzeitig hieß es für die jüdischen Nachfolger Jesu: „Nehmt eure heidnischen Brüder und Schwestern als vollwertige Mitglieder der Familie Gottes an. Sie sind euch in keiner Weise unterlegen.“
    3. Der Einwand derer die aus der Beschneidung waren, bezog sich auf den zweiten Punkt, nicht auf den ersten. Sie beschwerten sich: Zu unbeschnittenen Männern bist du hineingegangen und hast mit ihnen gegessen! Zuerst waren sie mehr darüber besorgt, was Petrus tat, als über das, was Gott mit den Heiden tat.
  3. Machten die aus der Beschneidung ihm Vorwürfe: Wenn wir die Reaktion der Judenchristen in Jerusalem sehen, können wir erkennen, wie weise es von Petrus war, sechs Zeugen mit nach Cäsarea und zu seinem Treffen mit Kornelius mitzunehmen (Apostelgeschichte 10, 23 und 11, 12).

2. Petrus erklärt seinen Dienst an den Heiden

Apostelgeschichte 11, 4-15

Apostelgeschichte 11, 4-15
Da begann Petrus und erzählte ihnen alles der Reihe nach und sprach: Ich war in der Stadt Joppe und betete; da sah ich in einer Verzückung ein Gesicht: Ein Gefäß kam herab, wie ein großes, leinenes Tuch, das an vier Enden vom Himmel herabgelassen wurde, und es kam bis zu mir. Als ich nun hineinblickte und es betrachtete, sah ich die vierfüßigen Tiere der Erde und die Raubtiere und die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. Und ich hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Ich aber sprach: Keineswegs, Herr! Denn nie ist etwas Gemeines oder Unreines in meinen Mund gekommen! Aber eine Stimme vom Himmel antwortete mir zum zweiten Mal: Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein! Dies geschah aber dreimal; und alles wurde wieder in den Himmel hinaufgezogen. Und siehe, in dem Augenblick standen vor dem Haus, in dem ich war, drei Männer, die aus Cäsarea zu mir gesandt worden waren. Und der Geist sprach zu mir, ich solle ohne Bedenken mit ihnen ziehen. Es kamen aber auch diese sechs Brüder mit mir, und wir gingen in das Haus des Mannes hinein. Und er berichtete uns, wie er den Engel in seinem Haus stehen sah, der zu ihm sagte: Sende Männer nach Joppe und lass Simon mit dem Beinamen Petrus holen; der wird Worte zu dir reden, durch die du gerettet werden wirst, du und dein ganzes Haus. Als ich aber zu reden anfing, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang.

  1. Da begann Petrus und erzählte ihnen alles der Reihe nach: Dieser Bericht ist offensichtlich eine Zusammenfassung von Apostelgeschichte 10, 9-43. Durch die Wiederholung der Geschichte betonte Gott die Bedeutung dieser Ereignisse.
    1. „Petrus stellte seine apostolische Autorität nicht zur Schau. Stattdessen begann er mit einer demütigen Schilderung der Ereignisse. Der griechische Urtext macht dies besonders deutlich. Es zeigt, dass Petrus am Anfang begann und alles präzise – ein sehr starkes Wort – so erklärte, wie es geschehen ist.“ (Boice)
  2. Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein: Zuerst dachte Petrus, dass Gott so über die Nahrung sprach. Aber Petrus bekam zu verstehen, dass die Vision mit dem Tuch und den koscheren und nicht koscheren Tieren etwas mit den Menschen und nicht mit der Nahrung zu tun hatte (Apostelgeschichte 10, 28: Doch mir hat Gott gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll).
    1. In gewisser Weise stellt das Tuch die Gemeinde dar, auf der die ‚Koscheren‘ (Juden) und ‚nicht Koscheren‘ (Heiden) stehen, ohne diese voneinander zu unterscheiden oder durch eine Linie zu trennen (Epheser 2, 11-18).
  3. Wir gingen in das Haus des Mannes hinein: Dies mag diejenigen die Petrus Fragen stellten überrascht haben, denn es erschien wie ein Schuldeingeständnis – Petrus gab zu, das Haus eines Nichtjuden betreten zu haben, was nach jüdischer Sitte und Tradition (wenn auch nicht nach dem Gesetz von Mose) verboten war. Doch Petrus fügte vorsichtig hinzu, dass er einen Engel in seinem Haus stehen sah, bevor er überhaupt in das Haus des Mannes hineinging. Wenn es einem Engel Gottes erlaubt war, in das Haus von Kornelius zu gehen, dann musste es auch Petrus erlaubt sein.
  4. Fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang: Diese Schlussfolgerung war wichtig. Sie zeigte, dass Gottes Genehmigungsstempel auf dieser Arbeit an den Heiden war. Die Aussage von Petrus an diese christlichen Juden (die aus der Beschneidung, Apostelgeschichte 11, 2) war klar: sie konnten ihre Zustimmung nicht verweigern, wenn Gott seine gegeben hatte.

3. Petrus interpretiert diese Ereignisse, indem er sich an die Worte von Jesus erinnert

Apostelgeschichte 11, 16-18

Apostelgeschichte 11, 16-18
Da gedachte ich an das Wort des Herrn, wie er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit Heiligem Geist getauft werden. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie auch uns, nachdem sie an den Herrn Jesus Christus gläubig geworden sind, wer war ich denn, dass ich Gott hätte wehren können? Als sie aber das hörten, beruhigten sie sich und priesen Gott und sprachen: So hat denn Gott auch den Heiden die Buße zum Leben gegeben!

  1. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie auch uns, nachdem sie an den Herrn Jesus Christus gläubig geworden sind, wer war ich denn, dass ich Gott hätte wehren können? Wenn Gott den Heiden die Hand reichte, wer war Petrus, dass er Gott hätte wehren können? Petrus erkannte, wie wichtig es ist zu spüren, wohin Gott geht und in dieselbe Richtung zu gehen, anstatt zu versuchen Gott zu überreden in ihre Richtung zu gehen.
    1. Es ist auch wichtig zu beachten, dass diese Christen sahen, dass dies alles im Einklang mit der Heiligen Schrift stand. Sie hatten sowohl das Wort des Herrn Jesus, festgehalten in Markus 1, 8, als auch die alttestamentlichen Verheißungen, dass die Heiden durch den Messias zum Herrn kommen würden (z.B. Jesaja 49, 6).
    2. Es gibt heute viele, die auf das ein oder andere Werk schauen und sagen: „Seht, was Gott tut.“ Aber eine Aktivität allein ist nicht genug, um ein Werk Gottes zu bestätigen. Es muss auch im Einklang mit Gottes Wort stehen. Dieses Werk unter den Heiden hatte beide Prüfungen bestanden.
  2. Beruhigten sie sich: Die jüdischen Gläubigen in Jerusalem (die aus der Beschneidung, Apostelgeschichte 11, 2) reagierten zunächst mit fassungslosem Schweigen. Aber dann priesen sie Gott, weil sie sahen, dass Er nun auch unter den Heiden am Werk war.
    1. Dies ist ein kraftvoller Abschnitt, der zeigt, dass die Herzen der Judenchristen in Jerusalem weich genug waren um sich von Gott leiten und korrigieren zu lassen. Es ist eine herrliche Sache, wenn Gottes Volk es zulässt, dass ihre Vorurteile und Traditionen durch Gottes Wort und Gottes Werk überwunden werden.
    2. Die Gemeinde in Jerusalem nahm diese heidnischen Gläubigen zunächst an, aber es würde noch lange dauern, bis alle Einwände, von denen aus der Beschneidung ausgeräumt waren.

B. Die Gemeinde in Antiochia

1. Die Gemeinde in Antiochia wächst, da sich die Heiden dem Herrn zuwenden

Apostelgeschichte 11, 19-21

Apostelgeschichte 11, 19-21
Die nun, welche sich zerstreut hatten seit der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhoben hatte, zogen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und redeten das Wort zu niemand als nur zu Juden. Unter ihnen gab es aber einige, Männer aus Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochia kamen, zu den Griechisch sprechenden redeten und ihnen das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten. Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn.

  1. Und redeten das Wort zu niemand als nur zu Juden: Zuerst predigten die über das Römische Reich verstreuten Christen nur den Juden. Aber schließlich begannen sie Jesus Christus auch den Heiden zu predigen.
  2. Einige, Männer aus Zypern und Kyrene, die … zu den Griechischsprechenden redeten und ihnen das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten: Diese namenlosen Jünger aus Zypern und Kyrene sind wahre Helden. Sie begannen in Antiochia mit der ersten erwähnten ‚Heidenmission‘ (hier Griechischsprechende genannt).
    1. In Antiochia sehen wir das erste Beispiel dafür, dass Christen bewusst unter den Heiden evangelisierten und dieser Einsatz führte zu großartigen Ergebnissen (eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn).
  3. Als sie nach Antiochia kamen: Antiochia wurde um etwa 300 v. Chr. von Seleukos I., einem der Erben des Reiches von Alexander dem Großen, gegründet. Er liebte es, Städte zu gründen und diese nach seinem Vater, Antiochos, zu benennen, weshalb er dies etwa fünfzehnmal tat. Diese Stadt Antiochia wurde ‚Syrisches Antiochia‘ oder ‚Antiochia am Orontes‘ genannt. Im ersten Jahrhundert war sie eine Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern und ist heute eine Stadt in der Türkei mit etwa 3.500 Einwohnern.
    1. Antiochia lag etwa 480 Kilometer nördlich von Jerusalem und etwa 32 Kilometer landeinwärts vom Mittelmeer entfernt. Viele hielten das syrische Antiochia für die drittgrößte Stadt im Römischen Reich nach Rom und Alexandria. Antiochia war bekannt für seine Geschäfte und seinen Handel, für seine Kultiviertheit und Kultur aber auch für seine Sittenlosigkeit.
    2. „Der Ruf der Stadt für moralische Lässigkeit wurde durch den Artemis- und Apollo-Kult im 8 Kilometer entfernten Daphne verstärkt, wo die altertümliche syrische Anbetung der Astarte und ihres Gemahls mit ihrer rituellen Prostitution fortgeführt wurde.“ (Bruce)
    3. Laut Hughes sagte der antike römische Senator Juvenal, als er die Dekadenz Roms beschreiben wollte: „Der Orontes ist in den Tiber geflossen“ und überschwemmt Rom mit Boshaftigkeit.
    4. Man könnte sagen, dass es in Jerusalem nur um Religion ging; in Rom nur um Macht; in Alexandria nur um Intellekt und in Athen nur um Philosophie. Ergänzend dazu könnte man sagen, dass es in Antiochia nur um Geschäfte und Sittenlosigkeit ging.
    5. Als das Evangelium zu Kornelius kam und er ein Nachfolger von Jesus wurde, kam es zu einem Mann, der bereits gottesfürchtig war. Er hatte Respekt vor dem Gott Israels und führte ein sittliches Leben. Als das Evangelium nach Antiochia kam, kam es in eine völlig heidnische Stadt.
  4. Und die Hand des Herrn war mit ihnen: Weil Gott mit ihnen war, wurde ihr Dienst gesegnet, vervielfachte sich und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn.
    1. Ein Dienst kann keine Menschen zum Herrn bekehren, wenn die Hand des Herrn nicht mit ihnen ist.
      1. Man kann Menschen ohne die Hand des Herrn zu einer Persönlichkeit bekehren.
      2. Man kann Menschen ohne die Hand des Herrn zu einem gesellschaftlichen Verein bekehren.
      3. Man kann Menschen ohne die Hand des Herrn zu einer Gemeinde oder einer Institution bekehren.
      4. Aber man kann Menschen ohne die Hand des Herrn nicht zum Herrn bekehren.
    2. Die Formulierung „wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn“ ist eine gute Beschreibung des Werkes des Glaubens und der Buße.

2. Der Dienst von Barnabas in Antiochia

Apostelgeschichte 11, 22-24

Apostelgeschichte 11, 22-24
Es kam aber die Kunde von ihnen zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und sie sandten Barnabas, dass er hingehe nach Antiochia. Und als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich und ermahnte alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben; denn er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens; und es wurde dem Herrn eine beträchtliche Menge hinzugetan.

  1. Sie sandten Barnabas: Die Gemeinde in Jerusalem schickte mit Barnabas einen fähigen Mann, der zuvor für seine Großzügigkeit (Apostelgeschichte 4, 36-37) und seine herzliche Aufnahme von Saulus von Tarsus nach dessen Bekehrung (Apostelgeschichte 9, 26-28) bekannt geworden war.
    1. „Die Nachrichten kamen immer zurück nach Jerusalem und ich nehme an, dass es immer so abläuft. Immer dann, wenn etwas passiert, gibt es immer jemanden, der zu den vermeintlich Wichtigen läuft und sagt: ‚Wisst ihr, was los ist?‘“ (Boice)
  2. Als er ankam und die Gnade Gottes sah, freute er sich: Als Barnabas in der Gemeinde in Antiochia die Gnade Gottes sah, freute er sich. Es gab etwas an der Arbeit und an der Atmosphäre unter den Nachfolgern Jesu in Antiochia, wodurch Barnabas in der Lage war, die Gnade Gottes zu sehen.
    1. Ganz gleich welcher Versammlung von Christen wir angehören, ist es wichtig, dass andere in der Lage sind, die Gnade Gottes unter uns zu sehen. Sie sollten nicht die Hervorhebung von einem selbst, von Menschen gemachten Regeln oder von menschlicher Leistung sehen, sondern der herrlichen Gnade Gottes. Das wird sie freuen.
  3. Ermahnte alle, mit festem Herzen bei dem Herrn zu bleiben: Barnabas fokussierte sich zu Recht auf seine Hauptaufgabe als Leiter der Gemeinde. Er stärkte die Gemeindefamilie an sich, mit dem Ergebnis, dass eine beträchtliche Menge hinzugetan wurde.
    1. Das ist der Plan für das Gemeindewachstum von dem in Epheser 4, 11-16 die Rede ist. Leiter in der Gemeinde widmen sich selbst dem Aufbau von starken und gesunden Christen. Wenn die Heiligen für die Arbeit des Dienstes ausgerüstet sind, wachsen sie zur Reife heran, tun ihren Dienst und das führt zu dem Wachstum des Leibes.

3. Barnabas und Saulus arbeiten in Antiochia zusammen

Apostelgeschichte 11, 25-26

Apostelgeschichte 11, 25-26
Und Barnabas zog aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen, und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochia. Es begab sich aber, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten; und in Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt.

  1. Barnabas zog aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen: Barnabas erinnerte sich an den geschätzten Bruder Saulus und wie er zu seinem eigenen Schutz nach Tarsus geschickt wurde (Apostelgeschichte 9, 28-30). Nun ging Barnabas hin und fand ihn.
    1. Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, dass Barnabas von all der Arbeit und den Möglichkeiten in Antiochia erschöpft und überwältigt war und sich dann an Saulus von Tarsus erinnerte.
    2. Saulus aufzusuchen, bedeutet wörtlich, ihn aufzuspüren; Barnabas musste also etwas suchen. MacArthur sagt, das ursprüngliche Wort „deutet auf eine mühsame Suche von Barnabas hin“. Saulus war Barnabas so viel wert, dass es sich für ihn lohnte, die Arbeit in Antiochia eine Zeit lang zu unterbrechen, ihn mühsam zu suchen und zu finden.
  2. Es begab sich aber, dass sie ein ganzes Jahr zusammen in der Gemeinde blieben und eine beträchtliche Menge lehrten. Gemeinsam lehrten Barnabas und Saulus eine beträchtliche Menge und machten die Gemeinde in Antiochia stark.
    1. Saulus hatte seit unserer letzten Begegnung etwa zwölf Jahre in Tarsus verbracht. Diese Jahre waren nicht vergeudet oder verloren, sondern wurden im stillen Dienst und in der Vorbereitung auf den zukünftigen Dienst verbracht.
    2. Antiochia war ein Zentrum für große Lehren und Predigten. Antiochia „hatte die größten Prediger – im ersten Jahrhundert Barnabas, Paulus und Petrus, im zweiten Ignatius und Theophilus und im dritten und vierten Lucian, Theodor, Chrysostomus und Theodoret“. (Hughes)
    3. Aber es gab auch große zwanglose Predigten, welche oft die besten sind. Apostelgeschichte 11, 20 erinnert uns daran, dass sie zu den Griechischsprechenden sprachen und den Herrn Jesus verkündigten. Diese Kombination aus großartiger förmlicher Lehre/ Predigt und großartiger zwangloser Lehre/ Predigt machte die Gemeinde in Antiochia zu etwas Besonderem und Weltbewegendem.
  3. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt: Erst in diesen Jahren der Gemeinde im syrischen Antiochia wurde das Wort Christ mit den Nachfolgern Jesu in Verbindung gebracht.
      1. Sie waren Jünger genannt worden (Apostelgeschichte 1, 15).
      2. Sie waren Heilige genannt worden (Apostelgeschichte 9, 13).
      3. Sie waren Gläubige genannt worden (Apostelgeschichte 5, 14).
      4. Sie waren Brüder genannt worden (Apostelgeschichte 6, 3).
      5. Sie waren Zeugen genannt worden (Apostelgeschichte 5, 32).
      6. Sie waren Anhänger des Weges genannt worden (Apostelgeschichte 9, 2).
      7. Sie würden Nazarener genannt werden (Apostelgeschichte 24, 5).
      8. Jetzt nannte man sie Christen.
    1. Im Lateinischen bedeutete die Endung ian ‚die Partei von‘. Ein Christ-ian war „von der Partei Jesu“. Christen waren so etwas wie ‚Jesus-iten‘ oder ‚Jesus-Leute‘, was die Menschen beschreibt, die mit Jesus Christus verbunden sind. Boice meint, dass der Gedanke dahinter war, dass sie ‚Christus-gleich‘ genannt wurden.
    2. Auch Soldaten in der römischen Armee, identifizierten sich mit den Namen ihres Generals, indem sie am Ende ein ian hinzufügten. Ein Soldat unter Caesar würde sich selbst als Caesarianer bezeichnen. Soldaten unter Jesus Christus könnten als Christen bezeichnet werden.
    3. In Antiochia benutzten sie wahrscheinlich zuerst den Begriff Christen, um die Anhänger Jesu zu verspotten. „Antiochia war berühmt für seine Bereitschaft zu spotten und zu schimpfen; es war bekannt für seine witzigen Epigramme.“ (Gaebelein) Aber als die Menschen in Antiochia die Nachfolger Jesu als ‚Jesus-Leute‘ bezeichneten, schätzten die Gläubigen den Titel so sehr, dass er hängen blieb.
    4. „Ironside sagt, als er vor Jahren in China unterwegs war, wurde er häufig als ‚Yasu-yan‘ vorgestellt. Zuerst wusste er nicht, was das Wort bedeutet, aber er fragte nach und erfuhr, dass Yasu das kantonesische Wort für Jesus ist und Yan ‚Mann‘ bedeutet. Also wurde er als ‚Jesus-Mann vorgestellt.“ (Boice)
    5. Wurden die Jünger zuerst Christen genannt kann auch bedeuten, dass sie Christen genannt wurden, bevor man sie anders nannte. Jetzt war es ihre erste Identität, Christen genannt zu werden. Heute müssen Christen bereit sein, zumindest die Vorstellung des Titels ‚Jesus-Leute‘ anzunehmen und sie müssen dieses Namens würdig sein. Anstatt irgendeinen anderen Titel zu beanspruchen – römisch-katholisch, protestantisch, charismatisch, etc. – sollten wir zuerst Christen genannt werden.
    6. Eusebius, der berühmte frühe Kirchenhistoriker, beschrieb einen Gläubigen namens Sanctus aus Lyon, in Frankreich, der um Jesu Willen gefoltert wurde. Während sie ihn grausam folterten, hofften sie ihn dazu zu bringen, etwas Böses oder Gotteslästerliches zu sagen. Sie fragten ihn nach seinem Namen und er antwortete nur: „Ich bin ein Christ“. „Welcher Nation gehörst du an?“ Er antwortete: ‚Ich bin Christ.‘ „In welcher Stadt wohnst du?“ ‚Ich bin Christ.‘ Seine Fragesteller begannen wütend zu werden: „Bist du ein Sklave oder ein freier Mann?“ „Ich bin ein Christ“ war seine einzige Antwort. Ganz egal was sie ihn fragten, er antwortete immer nur „Ich bin ein Christ“. Das machte seine Peiniger umso entschlossener ihn zu brechen, aber sie konnten es nicht und er starb mit den Worten „Ich bin ein Christ“ auf den Lippen. (Eusebius, Kirchengeschichte)

4. Ein prophetisches Wort kündigt eine Hungersnot an

Apostelgeschichte 11, 27-30

Apostelgeschichte 11, 27-30
In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem herab nach Antiochia. Und einer von ihnen, mit Namen Agabus, trat auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius. Da beschlossen die Jünger, dass jeder von ihnen gemäß seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Hilfeleistung senden solle; das taten sie auch und sandten sie an die Ältesten durch die Hand von Barnabas und Saulus.

  1. Zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis kommen sollte; diese trat dann auch ein unter dem Kaiser Claudius: Wir wissen nicht genau, wie Agabus durch den Geist zeigte, dass diese Hungersnot im Anmarsch war. Aber die Christen nahmen das Wort ernst und bereiteten sich reichlich darauf vor, um der kommenden Not zu begegnen.
    1. „Wir wissen aus anderen Quellen, dass das Fürstentum des Claudius von einer Reihe von Missernten und einer daraus resultierenden Knappheit in den verschiedenen Teilen des Reiches – in Rom, in Griechenland und in Ägypten sowie in Judäa – geprägt war.“ (Bruce)
  2. Die Jünger: Man kann erkennen, dass dies wirklich Jünger und Christen waren, denn sie gaben reichlich, um der Not zu begegnen. Sie gaben, jeder von ihnen gemäß seinem Vermögen.
    1. Das bedeutet, dass sie gemäß ihren Möglichkeiten ihr Vermögen einbrachten; diejenigen, die mehr hatten, gaben mehr, was sich wahrscheinlich auf eine proportionale Abgabe bezieht. Es bedeutet auch, dass sie gemäß dem Vermögen ihres Glaubens gaben, im Vertrauen darauf, dass ihre Gabe für Gottes Werk eine lohnende Investition in sein Reich war und nicht ein Verlust.
    2. Wir sehen auch, dass sie beschlossen hatten zu geben. Wenn eine Person nicht für sich beschließt zu geben, dann wird sie es nie tun.
  3. Sandten sie an die Ältesten durch die Hand von Barnabas und Saulus: Das hohe Ansehen, das Barnabas und Saulus bei allen genossen, zeigte sich darin, dass man ihnen die Hilfskasse anvertraute.
    1. „Soweit ich weiß, ist dies die erste wohltätige Handlung dieser Art in der gesamten aufgezeichneten Geschichte – ein Volk sammelt Geld, um einem anderen Volk zu helfen. Kein Wunder, dass sie in Antiochia zuerst Christen genannt wurden.“ (Boice)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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