Apostelgeschichte 15 – Das Konzil von Jerusalem

A. Der Streit zwischen den Männern aus Judäa und Paulus und Barnabas

1. Die Männer aus Judäa legen ihren Standpunkt dar

Apostelgeschichte 15, 1

Apostelgeschichte 15, 1
Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden!

  1. Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht nach dem Gebrauch Moses beschneiden lasst, so könnt ihr nicht gerettet werden! Diese Judenchristen (oft ‚Judaisten‘ genannt) kamen zur Gemeinde in Antiochia und lehrten, dass Nichtjuden zwar Christen werden könnten. Dafür müssten sie aber erst Juden werden und sich allen jüdischen Rituale, einschließlich der Beschneidung, unterwerfen.
    1. Für einige Judenchristen war es sehr schwer zu akzeptieren, dass Nichtjuden als gleichberechtigte Mitglieder in die Gemeinde aufgenommen werden konnten, ohne zuerst das Gesetz von Mose zu befolgen. „Es war eine Sache, gelegentlich einen gottesfürchtigen Menschen, der bereits mit den jüdischen Gepflogenheiten sympathisierte in die Gemeinde aufzunehmen. Aber es war etwas ganz anderes, eine große Zahl von Nichtjuden aufzunehmen, die keine Rücksicht auf das Gesetz nahmen und nicht die Absicht hatten, es einzuhalten.“ (Williams)
  2. Und aus Judäa kamen einige herab und lehrten die Brüder: Diese Christen stammten aus Judäa und begnügten sich nicht damit, ihre Überzeugungen für sich zu behalten. Stattdessen fühlten sie sich gezwungen, andere Christen zu belehren. Sie lehrten die Brüder und kamen den ganzen Weg nach Antiochia, um diese Botschaft zu verkünden.
    1. Durch ihre Lehre verurteilten einige Männer aus Judäa alle Missionsbemühungen von Paulus und Barnabas. Die beiden hatten auf ihrer jüngsten Missionsreise unter Nichtjuden Gemeinden gegründet, ohne dass diese Menschen sich zu dazu verpflichtet hätten sich dem mosaischen Gesetz unterzuordnen. Damit sagten diese Männer aus Judäa, dass Paulus‘ und Barnabas‘ Vorgehen komplett falsch war.
    2. Als Paulus in der Stadt Antiochia in Pisidien war, predigte er diese Botschaft: Und von allem, wovon ihr durch das Gesetz Moses nicht gerechtfertigt werden konntet, wird durch diesen [Jesus] jeder gerechtfertigt, der glaubt. (Apostelgeschichte 13, 39). Diese Männer aus Judäa hätten widersprochen und gesagt: „Jesus rettet uns, aber erst nachdem wir alles getan haben, was wir tun können, um das mosaische Gesetz zu halten“. Aber Paulus lehrte, dass ein Mensch nur auf der Grundlage dessen, was Jesus getan hatte, mit Gott im Reinen sein konnte.
  3. So könnt ihr nicht gerettet werden: Dies war keine Nebensache, sondern hatte mit der Errettung selbst zu tun – damit, wie man mit Gott ins Reine kommt. Es war keine Frage, bei der es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gläubigen geben konnte: einige glaubten, man müsse dem Gesetz unterstehen, und andere, es sei nicht wichtig. Dies war eine Frage, die den Kern des Christentums betraf, und sie musste gelöst werden.
    1. Wir können uns gut vorstellen, wie Satan diese Situation ausnutzen wollte. Erstens wollte er, dass die falsche Lehre von der Gerechtigkeit durch Werke Erfolg hat. Aber selbst wenn das nicht der Fall wäre, wollte Satan einen teuer bezahlten, bitteren Lehrmeinungskrieg, um die Gemeinde völlig zu spalten und zu verbittern. Dies war vielleicht die größte Bedrohung für das Werk des Evangeliums die die Apostelgeschichte bisher erlebt hat.

2. Paulus und Barnabas reagieren auf die Lehre der Männer aus Judäa

Apostelgeschichte 15, 2-4

Apostelgeschichte 15, 2-4
Da nun Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten, bestimmten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen sollten. So durchzogen sie nun als Abgeordnete der Gemeinde Phönizien und Samaria, indem sie von der Bekehrung der Heiden erzählten und allen Brüdern große Freude bereiteten. Als sie aber nach Jerusalem kamen, wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen und berichteten alles, was Gott mit ihnen gewirkt hatte.

  1. Da nun Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten: Ihre erste Reaktion war Überzeugungsarbeit. Wir können uns vorstellen, dass tatsächlich Zwiespalt aufkam und Paulus und Barnabas eine nicht geringe Auseinandersetzung mit ihnen hatten. Diese beiden würden ihre Arbeit nicht so leicht aufgeben, da sie sahen, wie mächtig Gott durch die Nichtjuden wirkte.
    1. Darin, dass Paulus und Barnabas die Konfrontation und Diskussion mit denen nicht scheuten, die hartnäckig falsche Lehren in der Gemeinde verbreiten, zeigten sie, dass sie tief im Herzen wahre Hirten waren.
  2. Bestimmten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufziehen sollten: Als ihre Überzeugungsarbeit nicht zu einem Ergebnis führte, gingen Paulus und Barnabas nach Jerusalem, um die Angelegenheit von den Aposteln und Ältesten klären zu lassen. In dieser Frage konnten sie es nicht einfach darauf beruhen lassen, unterschiedliche Meinungen zu haben. Denn hierbei ging es im Kern darum, was es bedeutet ein Nachfolger Jesu zu sein.
    1. Wer waren diejenigen, die bestimmten … , dass Paulus und Barnabas nach Jerusalem gehen sollten, um diese Frage zu klären? Es scheint, dass hier von der gesamten Gemeinde in Antiochien, in der die falsche Lehre gefördert wurde, die Rede ist. Die Aussage, dass sie als Abgeordnete der Gemeinde loszogen, legt dies nahe.
  3. Allen Brüdern große Freude bereiteten: Während Paulus und Barnabas nach Jerusalem reisten, begegneten sie vielen anderen Christen, die sich im Gegensatz zu den Männern aus Judäa darüber freuten, was Gott unter den Nichtjuden getan hatte.

3. Die Männer aus Judäa bekräftigen ihre Lehre

Apostelgeschichte 15, 5

Apostelgeschichte 15, 5
Aber einige von der Richtung der Pharisäer, die gläubig geworden waren, standen auf und sprachen: Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten!

  1. Aber einige von der Richtung der Pharisäer, die gläubig geworden waren, standen auf und sprachen: Viele Christen, die sich Paulus und Barnabas widersetzten, waren früher Pharisäer gewesen. Die Pharisäer waren bekannt dafür, dass sie das Gesetz in hohem Maße respektierten und ihm bis ins kleinste Detail gehorchen wollten.
    1. Wenn die Pharisäer irgendetwas glaubten, dann, dass man vor Gott gerechtfertigt werden kann, indem man das Gesetz hält. Um wirklich ein Christ zu werden, musste ein Pharisäer mehr als nur anerkennen, dass Jesus der Messias war. Er musste aufhören sich durch Befolgen des Gesetzes rechtfertigen zu wollen und das Werk Jesu als alleinige Grundlage seiner Rechtfertigung akzeptieren.
    2. In Lystra erlaubten Paulus und Barnabas den Nichtjuden nicht, Jesus lediglich ihrem Pantheon römischer Götter (die Gesamtheit der Gottheiten in einer polytheistischen Religion) hinzuzufügen. Sie forderten, dass sie sich von ihren falschen Göttern zu dem wahren Gott bekehren sollten (Apostelgeschichte 14, 14-15). Die Pharisäer, die Christen geworden waren, mussten dasselbe tun: sie mussten aufhören, sich ihren Zugang zu Gott durch das Befolgen des Gesetzes verdienen zu wollen, und sich stattdessen auf Jesus ausrichten.
      Man kann Jesus nicht einfach hinzufügen und sagen: „Jesus hilft mir dabei, mich durch das Befolgen des Gesetzes zu rechtfertigen“.
    3. Paulus selbst war ein ehemaliger Pharisäer (Philipper 3, 5), der Christ wurde. Aber er verstand, dass Jesus ihm nicht half das Gleiche wie ein Pharisäer zu tun – nur besser. Er wusste, dass Jesus seine Errettung war, nicht der Weg zu seiner Errettung. Paulus schrieb: weil wir erkannt haben, dass der Mensch nicht aus Werken des Gesetzes gerechtfertigt wird, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so sind auch wir an Christus Jesus gläubig geworden, damit wir aus dem Glauben an Christus gerechtfertigt würden und nicht aus Werken des Gesetzes, weil aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfertigt wird. (Galater 2, 16)
  2. Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten: Diese ehemaligen Pharisäer lehrten zwei Dinge. Erstens müssen nichtjüdische Bekehrte durch die Beschneidung in das Judentum aufgenommen werden. Zweitens, dass nichtjüdische Bekehrte nach dem Gesetz Moses leben müssen, wenn sie mit Gott im Reinen sein und in die christliche Gemeinschaft aufgenommen werden wollen.
    1. Im Grunde war ihre Lehre: „Es steht den Nichtjuden frei, zu Jesus zu kommen. Wir heißen sie willkommen und wollen, dass sie zu Jesus gehören. Aber sie müssen durch das Gesetz Moses zu Jesus gelangen.“ Paulus und Barnabas haben unter anderem den Heiden erlaubt, zu Jesus zu kommen, ohne zuerst das Gesetz Moses zu befolgen.
  3. Man muss sie beschneiden und ihnen gebieten, das Gesetz Moses zu halten: Wir können uns vorstellen, wie sie diese Lehre mit dem Alten Testament untermauern wollten. Sie hätten sagen können, dass Israel schon immer Gottes auserwähltes Volk war und dass die Nichtjuden Teil Israels werden müssen, wenn sie Teil von Gottes Volk sein wollen.
    1. Pharisäer, die gläubig geworden waren, hätten zur Verteidigung ihrer Position wohl 2. Mose 12, 48-49 und Jesaja 56, 6 zitiert, um zu belegen, dass der Bund, dem die Nichtjuden beitreten wollten, ein Bund der Beschneidung sei.

B. Das Apostelkonzil

1. Mitten in einem großen Streit äußert sich der Apostel Petrus zu diesem Thema

Apostelgeschichte 15, 6-11

Apostelgeschichte 15, 6-11
Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, um diese Sache zu untersuchen. Nachdem aber eine große Auseinandersetzung stattgefunden hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer und Brüder, ihr wisst, dass Gott lange vor diesen Tagen mitten unter uns die Heiden erwählt hat, dass sie durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und zum Glauben kommen sollten. Und Gott, der die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis ab, indem er ihnen den Heiligen Geist gab gleichwie uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hatte. Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, indem ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten? Vielmehr glauben wir, dass wir durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet werden, auf gleiche Weise wie jene.

  1. Da kamen die Apostel und die Ältesten zusammen, um diese Sache zu untersuchen. Diese Leiter kamen zusammen, um die Angelegenheit zu entscheiden. Sie ließen die Angelegenheit nicht einfach auf sich beruhen und überließen sie auch nicht dem Gewissen eines jeden Gläubigen. Dafür war diese Sache zu wichtig.
    1. Die Frage, die vor dem Apostelkonzil aufgeworfen wurde, war von ungeheurer Tragweite: Geschieht Rechtfertigung allein durch den Glauben oder durch eine Kombination von Glauben und Gehorsam gegenüber dem Gesetz Moses? Ist das Werk Jesu allein ausreichend, um gerettet zu werden oder müssen wir unsere guten Werke dem Werk Jesu hinzufügen, um vor Gott zu bestehen?
    2. Bei den entscheidenden Lehrfragen von heute wäre diese Art von öffentlicher ‚Verhandlung‘ der Lehre vielleicht von Vorteil.
  2. Nachdem aber eine große Auseinandersetzung stattgefunden hatte: Es wäre sicher beeindruckend gewesen, das zu sehen. Christen, die es ernst genug mit der Wahrheit meinen, um für sie (in einer Auseinandersetzung) zu streiten! Mittendrin stand Petrus als einer der führenden Apostel auf, um seine Meinung zu dem Thema zu äußern.
  3. Ihr Männer und Brüder, ihr wisst, dass Gott lange vor diesen Tagen: Petrus begann mit einer Geschichtsstunde, in der er von dem Werk erzählte, das Gott bereits getan hatte. Dann wies er darauf hin, dass Gott die Nichtjuden unabhängig von ihrer Beschneidung vollständig angenommen hatte (Und Gott, der die Herzen kennt, legte für sie Zeugnis ab, indem er ihnen den Heiligen Geist gab gleichwie uns). Wenn Gott diese Nichtjuden als vollwertige Partner in seinem Reich anerkannte, warum sollte es die Gemeinde dann nicht auch tun? Wenn Gott sie angenommen hatte, dann sollte es die Gemeinde ihm gleichtun!
    1. Indem er sagte: „Er [Gott] machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen“, traf Petrus traf eine wichtige Feststellung. Sie folgte direkt aus seiner Vision von den reinen und unreinen Tieren, in der Gott ihm dieses Prinzip vermittelt hatte: Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll. (Apg 10, 28). Diejenigen aus der Gruppe der Pharisäer, die gläubig waren, dachten, dass die Nichtjuden von Natur aus ‚gemein‘ oder ‚unrein‘ (im Sinne von unheilig) seien. Heilig und rein würden sie ihrer Meinung nach erst, wenn sie sich dem Gesetz Moses unterwerfen würden.
  4. Ihre Herzen durch den Glauben gereinigt hatte. Petrus zeigte, wie das Herz gereinigt wird: durch den Glauben, nicht durch das Befolgen des Gesetzes. Wenn sie durch den Glauben bereits gereinigt worden waren, war es nicht mehr notwendig, sie durch das Befolgen der Vorschriften des mosaischen Gesetzes nochmals zu reinigen. Christen werden durch den Glauben nicht nur gerettet; sie werden durch den Glauben auch gereinigt.
  5. Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, indem ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten? Petrus geht weise auf einen weiteren Einwand ein. Man könnte fragen: „Was schadet es, Heiden unter das Gesetz Moses zu stellen? Petrus betonte zu Recht, dass das Gesetz ein Joch war, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten.“
    1. Dies zeigt ein Blick in die Geschichte Israels. Gleich bei der Geburtsstunde der Nation am Berg Sinai brachen die Israeliten das Gesetz, indem sie das goldene Kalb anbeteten. Am Ende der alttestamentlichen Geschichte brachen sie das Gesetz immer noch, indem sie den Sabbat missachteten und heidnische Frauen heirateten (Nehemia 13). Weder am Anfang noch am Ende konnte Israel das Joch des Gesetzes tragen.
    2. Diejenigen aus der Gruppe der Pharisäer, die gläubig waren, machten einen entscheidenden Fehler. Sie hatten einen nostalgischen Blick auf die „Geschichte Israels unter dem Gesetz“ der nicht der Wahrheit entsprach. Wenn sie Israels Versagen unter dem Gesetz sorgfältig und aufrichtig betrachtet hätten, hätten sie nicht so schnell versucht, auch die Heiden unter das Gesetz zu stellen.
    3. Paulus führte dasselbe Argument in Galater 3, 2-3 an. Wenn uns das Gesetz nicht rettet, warum sollten wir es dann zum Fundament unseres Lebens machen? Vor dem Hintergrund des vollendeten Werkes Jesu wäre es eine Beleidigung Gottes, zum Gesetz zurückzukehren. Deshalb fragte Petrus: „Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott?“
  6. Vielmehr glauben wir, dass wir durch die Gnade des Herrn Jesus Christus gerettet werden, auf gleiche Weise wie jene. Petrus schloss mit der Feststellung, dass alle – Juden sowie Nichtjuden – durch Gnade gerettet werden und nicht durch Gehorsam gegenüber dem Gesetz. Wenn wir durch Gnade vor Gott gerechtfertigt werden, dann werden wir nicht durch Gnade und das Befolgen des Gesetzes gerettet.
    1. Petrus bestand auch darauf, dass es nur einen Weg zur Errettung gibt: Wir [Juden] sollen gerettet werden, auf gleiche Weise wie jene [Nichtjuden]. Judenchristen wurden weder ganz noch teilweise, durch ihre Gesetzestreue gerettet; sie wurden mit Gott auf dieselbe Weise versöhnt wie die Nichtjuden: Durch die Gnade des Herrn Jesus Christus.
    2. „Petrus, der Jude, hätte es normalerweise andersherum gesagt: ‚Wir glauben, dass sie aus Gnade durch den Glauben gerettet werden können, genau wie wir. Das heißt, sie können wie wir sein.“ (Boice) Doch Petrus drehte es um und hielt fest, dass alle aus Gnade allein durch Glauben gerettet werden, Nichtjuden und Juden.

2. Paulus und Barnabas erzählen von ihrer Arbeit unter den Nichtjuden und unterstreichen damit die Aussage von Petrus, dass Gott unter ihnen wirkt

Apostelgeschichte 15, 12

Apostelgeschichte 15, 12
Da schwieg die ganze Menge und hörte Barnabas und Paulus zu, die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.

  1. Da schwieg die ganze Menge und hörte Barnabas und Paulus zu: Hier wird die aufrichtige Herzenshaltung der Männer deutlich. Obwohl es eine große Auseinandersetzung gegeben hatte, waren sie bereit, zuzuhören und sich gegebenenfalls überzeugen zu lassen.
  2. Die erzählten, wie viele Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte: Barnabas und Paulus bestätigten Petrus‘ vorherigen Punkt. Im Wesentlichen sagten sie: „Gott hat die Nichtjuden angenommen, sollten wir das nicht auch tun?“

3. Jakobus, der Bruder Jesu, äußert sich zum selben Thema und untermauert, was Petrus und Paulus gesagt hatten

Apostelgeschichte 15, 13-21

Apostelgeschichte 15, 13-21
Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten, ergriff Jakobus das Wort und sagte: Ihr Männer und Brüder, hört mir zu! Simon hat erzählt, wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. Und damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht:
»Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die Übriggebliebenen der Menschen den Herrn suchen, und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist, spricht der Herr, der all dies tut.«
Gott sind alle seine Werke von Ewigkeit her bekannt. Darum urteile ich, dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll, sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten. Denn Mose hat von alten Zeiten her in jeder Stadt solche, die ihn verkündigen, da er in den Synagogen an jedem Sabbat vorgelesen wird.

  1. Nachdem sie aber zu reden aufgehört hatten: Dies ist ein weiterer Beweis für die aufrichtigen Herzen der Männer, die sich Paulus und Barnabas entgegengestellt hatten. Sie waren bereit, sich überzeugen zu lassen. Sie argumentierten nicht endlos und waren bereit zuzugeben, dass sie im Unrecht waren.
  2. Ergriff Jakobus das Wort und sagte: „Ihr Männer und Brüder, hört mir zu!“: Dieser Jakobus war nicht der Apostel Jakobus, dessen Märtyrertod in Apostelgeschichte 12, 2 geschildert wird. Er war derjenige, der allgemein als Jakobus der Gerechte bekannt ist – der Halbbruder Jesu (Matthäus 13, 55), der Bruder von Judas (Judas 1) und Autor des Buches Jakobus (Jakobus 1, 1).
    1. Bruce über die Leiterschaft von Jakobus: „Die Bereitschaft der Gemeinde, seine Leiterschaft anzuerkennen, lag mehr an seinem persönlichen Charakter und seinen Taten als an seiner Blutsverwandtschaft zum Herrn.“
    2. „Interessanterweise war Jakobus der Vorsitzende des Rates, und nicht Petrus.“ (Boice)
  3. Wie Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen: Jakobus begann mit der Feststellung, dass Gott ein Volk unter den Heiden hat. Das hat wohl die meisten religiösen Juden der damaligen Zeit erstaunt.
    1. Das altgriechische Wort für Heiden/Nichtjuden (es könnte auch mit Nationen übersetzt werden) lautet ethne. Das in diesem Abschnitt verwendete altgriechische Wort für Volk ist laos. Die Juden betrachteten sich selbst als laos von Gott und niemals als ethne. Für sie waren ethne und laos zwei sich widersprechende Wörter. So war es für sie eine Herausforderung zu hören, dass Gott zuerst sein Augenmerk darauf richtete, aus den Heiden (ethne) ein Volk (laos) für seinen Namen anzunehmen.
    2. „Das Paradoxon, das dem Gegensatz zwischen Heiden (oder Nationen) und Volk innewohnt, ist auffällig, da der letztgenannte Begriff von den Juden oft für das Volk Gottes im Gegensatz zu den Heiden verwendet wurde. Jetzt wird [plötzlich] darauf bestanden, dass das Volk Gottes auch die Heiden einschließt.“ (Marshall)
  4. Damit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: Jakobus wertete dieses neue Wirken Gottes, wie jedes Werk Gottes bewertet werden sollte. Er orientierte sich an dem, was in der Bibel geschrieben steht.
    1. Und alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist: In der von Jakobus zitierten Stelle (Amos 9, 11-12) heißt es tatsächlich, dass die Errettung zu den Heiden kommen wird. Das belegt, dass Gottes Handeln unter den Nichtjuden eine biblische Grundlage hatte.
    2. Heute werden viele Dinge schon als biblisch angesehen, solange sie nicht im Widerspruch zu einer in der Bibel befindlichen Aussage stehen. Selbst wenn diese Dinge vielleicht keine Wurzel in der Heiligen Schrift haben. Für Jakobus und die anderen war klar, dass eine externe Autorität diese Debatte klären würde. Diese externe Autorität war Gottes Wort.
    3. „Konzile haben in der Gemeinde keine Autorität, es sei denn, es kann bewiesen werden, dass ihre Beschlüsse mit der Heiligen Schrift übereinstimmen.“ (Stott)
  5. Nach diesem will ich zurückkehren und die zerfallene Hütte Davids wieder aufbauen: Mit dem Zitat der Prophezeiung aus Amos 9, 11-12 über den Wiederaufbau der gefallenen Stiftshütte Davids erinnert Jakobus daran, dass das Judentum seiner Zeit in einem gewissen Sinn auch zerfallen war, weil es seinen Messias abgelehnt hatte. Nun wollte Gott dieses Werk wieder herstellen, indem er eine Gemeinde aus Juden und Nichtjuden baute.
    1. Alle Heiden, über die mein Name ausgerufen worden ist: Damit sind Nichtjuden gemeint, die von ihren Mitmenschen als zu Gott gehörig wahrgenommen werden. Indem Gott sagte, dass es Heiden (Nichtjuden) gibt, über die sein Name ausgerufen wird, sagte er, dass sie Heiden bleiben. Sie waren keine Heiden, die zu Juden gemacht worden waren. Folglich müssen Nichtjuden nicht zu Juden werden und sich dem Gesetz unterordnen, um vor Gott gerecht dazustehen.
  6. Darum urteile ich: Diese Formulierung deutet darauf hin, dass Jakobus eine hohe Leitungsposition in der Gemeinde innehatte. Er war wahrscheinlich der Leiter oder leitender Pastor der Gemeinde in Jerusalem.
    1. Das Altgriechische formuliert es noch stärker als ‚ich bestimme‘ oder ‚ich beschließe‘ (Expositor’s Bibel Kommentar). Darüber hinaus wurde die Entscheidung des Jakobus bei der Veröffentlichung als die gemeinsame Entscheidung aller Anwesenden dargestellt (Apostelgeschichte 15, 25: wir, die wir einmütig versammelt waren). Ganz offensichtlich wurde Jakobus‘ Leiterschaft von allen Anwesenden unterstützt.
    2. „Die anderen debattierten entweder über das Thema oder gaben ihre Meinung dazu ab; allein Jakobus verkündete jedoch das endgültige Urteil.“ (Clarke)
  7. Dass man denjenigen aus den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine Lasten auflegen soll: Jakobus sagte im Wesentlichen: „Lasst die, die sich zu Gott bekehren, in Ruhe. Wir sollten ihnen keine Lasten auflegen“. Im Wesentlichen entschied Jakobus damit, dass Petrus, Barnabas und Paulus Recht hatten und dass diejenigen aus der Gruppe der zum Glauben gekommenen Pharisäer, im Unrecht waren.
    1. „Die protestantischen Reformatoren wiesen klug und eindringlich darauf hin, dass Konzile sich geirrt haben und irren. Sie haben sich im Laufe der Geschichte geirrt, und sie irren auch heute noch … Nichtsdestotrotz hat Gott sie gesegnet, und er tat dies oft durch offizielle Zusammenkünfte von sündhaften Menschen, die dennoch in einer Frage suchten nach Gottes Willen.“ (Boice)
  8. Sondern ihnen nur schreiben soll, sich von der Verunreinigung durch die Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blut zu enthalten: Jakobus‘ Entscheidung, dass nichtjüdische Gläubige nicht unter dem mosaischen Gesetz stehen sollten, wurde auch mit einer konkreten Anweisung verbunden. Dahinter stand der Gedanke, dass die nichtjüdischen Gläubigen mit ihrem Verhalten nicht die jüdischen Gemeinschaften in jeder Stadt verärgern sollten. Andernfalls wäre das Zeugnis der Gemeinde unter den Juden zerstört worden.
    1. Wenn die Entscheidung also lautete, dass man kein Jude sein musste, um Christ zu sein, musste auch klar gesagt werden, dass man das Gesetz Moses nicht aufgeben musste, um Christ zu sein.
  9. Sich von der Verunreinigung durch die Götzen … vom Erstickten und vom Blut zu enthalten: Diese drei Gebote hatten mit den Essgewohnheiten der nichtjüdischen Christen zu tun. Obwohl sie nicht an das mosaische Gesetz gebunden waren, waren sie an das Gesetz der Liebe gebunden. Das Gesetz der Liebe sagte ihnen: „Verärgere nicht unnötig deine jüdischen Nachbarn, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Gemeinde.“
  10. Sich von der Verunreinigung durch … Unzucht … zu enthalten: Als Jakobus erklärte, dass sie die nichtjüdischen Christen auffordern sollten, sich von der Verunreinigung durch … Unzucht … zu enthalten, war damit nicht einfach Sex außerhalb der Ehe gemeint – der war von allen Christen (Juden und Nichtjuden) als falsch anerkannt worden. Stattdessen sagte Jakobus den Nichtjuden, die in enger Gemeinschaft mit den jüdischen Gläubigen lebten, dass sie die speziellen Heiratsbestimmungen aus 3. Mose 18 beachten sollten. Diese besagten, dass Ehen zwischen den meisten Familienangehörigen verboten sind. Das war etwas, das bei den Juden Anstoß erregt hätte, während die meisten Nichtjuden sich nichts dabei gedacht hätten.
  11. Sich … zu enthalten: Nichtjüdische Christen hatten das ‚Recht‘, Fleisch zu essen, das Götzen geopfert wurde, ihre Heiratspraktiken fortzusetzen und Lebensmittel, ohne das Blut so zu behandeln, dass es koscher ist, da dies Aspekte des mosaischen Gesetzes waren, unter dem sie definitiv nicht standen. Sie wurden jedoch dazu ermutigt (verpflichtet?), in diesen Angelegenheiten als Zeichen der Liebe zu ihren jüdischen Geschwistern auf ihre Rechte zu verzichten.
    1. „Alle vier Enthaltungsgebote bezogen sich auf das Zeremonialgesetz in 3. Mose 17 und 18. Drei von ihnen betreffen bestimmte Essensvorschriften, die hätten verhindern können, dass Juden und Heiden gemeinsam Essen.“ (Stott)

4. Entsendung von Paulus, Barnabas, Judas und Silas mit der Nachricht über die Entscheidung des Rates

Apostelgeschichte 15, 22

Apostelgeschichte 15, 22
Daraufhin beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu erwählen und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas mit dem Beinamen Barsabas und Silas, führende Männer unter den Brüdern.

  1. Beschlossen die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde: Viel Lob gebührt den Männern aus Judäa aus Apostelgeschichte 15, 1, die sich durch den Nachweis aus der Heiligen Schrift und durch die Bestätigung des Heiligen Geistes überzeugen ließen. Sie waren sich alle einig!
    1. Wir können die Männer aus Judäa aus Apostelgeschichte 15, 1 fast bewundern, weil sie mutig ihre Überzeugungen vertraten, auch wenn ihre Überzeugungen falsch waren. Aber noch beeindruckender ist die Art und Weise, wie sie bereit sind, sich belehren zu lassen und zu akzeptieren, dass sie im Unrecht sind. Ein belehrbarer Geist ist eine kostbare Eigenschaft.
  2. Männer aus ihrer Mitte zu erwählen und … nach Antiochia zu senden: Der Jerusalemer Rat schickte, voller Weisheit, zwei Mitglieder seiner eigenen Gemeinde (wahrscheinlich selbst Judenchristen) mit Paulus und Barnabas zurück nach Antiochia, dem Ort, an dem der ganze Streit entstanden war.

5. Ein Brief mit einem Beschluss wird verfasst

Apostelgeschichte 15, 23-29

Apostelgeschichte 15, 23-29
Die Apostel und die Ältesten und die Brüder entbieten den Brüdern in Antiochia und in Syrien und Cilicien, die aus den Heiden sind, ihren Gruß! Da wir gehört haben, dass etliche, die von uns ausgegangen sind, euch durch Reden verwirrt und eure Seelen unsicher gemacht haben, indem sie sagen, man müsse sich beschneiden lassen und das Gesetz halten, ohne dass wir sie dazu beauftragt hätten, so haben wir, die wir einmütig versammelt waren, beschlossen, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unseren geliebten Barnabas und Paulus, Männern, die ihr Leben hingegeben haben für den Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wir haben deshalb Judas und Silas gesandt, die euch mündlich dasselbe verkündigen sollen. Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen, euch keine weitere Last aufzuerlegen, außer diesen notwendigen Dingen, dass ihr euch enthaltet von Götzenopfern und von Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch davor bewahrt, so handelt ihr recht. Lebt wohl!

  1. Der Brief gibt den ausdrücklichen Beschluss des Apostelkonzils wieder, dass die Nichtjuden sich nicht an die Rituale des Judentums gebunden fühlen sollen. Sie sollen lediglich aus Liebe Rücksicht nehmen, damit die Gemeinschaft der jüdischen und nichtjüdischen Gläubigen bewahrt wird.
  2. Den Brüdern in Antiochia und in Syrien und Cilicien, die aus den Heiden sind: Dieser Brief wurde speziell an diese Gemeinden geschrieben, in denen sich Juden und Nichtjuden mischten, was potenziell mit Spannungen und Konflikten verbunden war. Er war nicht an jede nichtjüdische Gemeinde gerichtet.
  3. Es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen: Jakobus sprach die Entscheidung des Rates aus (Apg 15, 19), doch die Einstimmigkeit hinter der Entscheidung war einer von mehreren Beweisen dafür, dass hier der Heilige Geist am Wirken war. Der Heilige
    Geist sprach durch Jakobus und bestätigte es durch andere.
    1. So sehr, dass sie wirklich sagen konnten, dass die Entscheidung in Übereinstimmung mit dem Heiligen Geist getroffen wurde – es hat nämlich dem Heiligen Geist und uns gefallen. „Sie behandeln den Heiligen Geist kühn als einen von ihnen – einen Mit-Ratgeber, der sich mit ihnen in der Bekanntgabe einer gemeinsam getroffenen Entscheidung vereint; als ob er, der Geist Gottes, mit ihnen in ihren Beratungen gesessen hätte.“ (Pierson)
  4. Lebt wohl: Also ist die Problematik schon in den Anfängen des Christentums geklärt, und zwar für alle Zeiten: Wir sind durch Gnade gerettet, durch den Glauben an Jesus Christus, nicht durch irgendeine Befolgung des Gesetzes. Der Gehorsam ist die Folge des wahren Glaubens, nachdem die Frage der Errettung geklärt ist.
    1. „Hier finden wir eine für alle Zeiten gültige Lektion über den wahren Charakter von Gemeindeversammlungen. [Denn] das, was wir ein ‚Gericht Jesu Christi‘ nennen, entspricht oft eher einer Versammlung von Ungläubigen, wenn nicht sogar einem ‚Bethaus des Satans‘.“ (Pierson)

C. Paulus und Barnabas kehren nach Antiochia zurück

1. Ein freudiger Empfang unter den nichtjüdischen Christen in der Gemeinde von Antiochia

Apostelgeschichte 15, 30-31

Apostelgeschichte 15, 30-31
So wurden sie nun verabschiedet und gingen nach Antiochia, und sie versammelten die Menge und übergaben das Schreiben. Und als sie es gelesen hatten, freuten sie sich über den Trost.

  1. Und sie versammelten die Menge und übergaben das Schreiben: Wir können uns vorstellen, wie sich diese nichtjüdischen Christen fühlten und sich fragten, wie die Entscheidung wohl ausfallen würde. Würde der Rat in Jerusalem entscheiden, dass sie nun doch nicht gerettet waren, weil sie sich nicht der Beschneidung und dem Gesetz Moses unterworfen hatten?
  2. Als sie es gelesen hatten, freuten sie sich über den Trost: Wie erleichtert waren sie zu erfahren, dass das Prinzip der Gnade erhalten geblieben war und sie tatsächlich gerettet und mit Gott im Reinen waren!

2. Das Wirken des Evangeliums in Antiochia geht weiter

Apostelgeschichte 15, 32-35

Apostelgeschichte 15, 32-35
Und Judas und Silas, die selbst auch Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Worten und stärkten sie. Und nachdem sie einige Zeit dort zugebracht hatten, wurden sie von den Brüdern mit Frieden zu den Aposteln zurückgesandt. Silas aber beschloss, dort zu bleiben. Paulus und Barnabas hielten sich aber in Antiochia auf und lehrten und verkündigten zusammen mit noch vielen anderen das Wort des Herrn.

  1. Judas und Silas: Diese beiden leisteten in Antiochia als gute Arbeit Gastprediger aus Jerusalem. Dann kehrte Judas zurück und ließ Silas für den zukünftigen Dienst in Antiochia zurück.
  2. Lehrten und verkündigten zusammen mit noch vielen anderen das Wort des Herrn: Die Männer, die aus Judäa nach Antiochia gekommen waren (Apostelgeschichte 15, 1), hatten das Potenzial, das Werk Gottes in Antiochia und darüber hinaus zu zerstören. Aber weil die Situation richtig angegangen worden war, wurden die Geschwister stattdessen gestärkt und das Wort Gottes verbreitete sich weiter.

D. Der Streit um Johannes Markus

1. Paulus schlägt vor, dass er und Barnabas in alle Städte zurückkehren, in denen sie auf der ersten Missionsreise Gemeinden gegründet haben

Apostelgeschichte 15, 36

Apostelgeschichte 15, 36
Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wieder umkehren und in all den Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, nach unseren Brüdern sehen, wie es um sie steht!

  1. Lass uns wieder umkehren und in all den Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, nach unseren Brüdern sehen: Paulus leistete viel Pionierarbeit in Sachen Evangelisation, indem er an Orten predigte, in denen es noch keine christliche Gemeinde gab. Doch er erkannte auch, wie wichtig es war, diejenigen zu stärken und zu ermutigen, die bereits Christen waren. Darin lag die ursprüngliche Motivation für diese zweite Missionsreise.
    1. Paulus hatte sowohl das Herz eines Geburtshelfers (Menschen in den Leib Christi zu bringen) als auch das eines Kinderarztes (Menschen im Leib Christi heranreifen zu lassen).
  2. Sehen, wie es um sie steht: Hier zeigt sich, dass Paulus ein echtes Hirtenherz hatte. Er begnügte sich nicht damit, die Gemeinden nur zu gründen. Er wollte sie auch sorgfältig pflegen und im Glauben wachsen sehen.

2. Paulus und Barnabas sind sich uneins über die Frage, ob sie Johannes Markus mitnehmen sollen

Apostelgeschichte 15, 37-41

Apostelgeschichte 15, 37-41
Barnabas aber riet dazu, den Johannes, der Markus genannt wird, mitzunehmen. Paulus jedoch hielt es für richtig, dass der, welcher in Pamphylien von ihnen weggegangen und nicht mit ihnen zu dem Werk gekommen war, nicht mitgenommen werden sollte. Deshalb entstand eine heftige Auseinandersetzung, sodass sie sich voneinander trennten; und Barnabas nahm Markus zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zypern. Paulus aber wählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen. Und er durchzog Syrien und Cilicien und stärkte die Gemeinden.

  1. Johannes, der Markus genannt wird: Johannes Markus hatte zuvor die Missionsgruppe unter anscheinend wenig ehrenhaften Umständen verlassen (Apostelgeschichte 13, 13). Das sorgte wahrscheinlich dafür, dass Paulus nnicht bereit war, ihm bei zukünftigen Unternehmungen zu vertrauen.
  2. Barnabas aber riet dazu … Paulus jedoch hielt es für richtig …: Lukas gibt uns keinen Hinweis darauf, wer in dem Streit zwischen Paulus und Barnabas Recht und wer Unrecht hatte. Aber es ist nie gut, wenn unter denen, die im Dienst stehen, persönliche Streitigkeiten aufflammen.
    1. Deshalb entstand eine heftige Auseinandersetzung: Wo immer es eine heftige Auseinandersetzung gibt, hat jemand Unrecht, und normalerweise haben beide Seiten Fehler. Es war unmöglich, dass sowohl Paulus als auch Barnabas in dieser Angelegenheit im Einklang mit dem Heiligen Geist handelten.
    2. Zu Beginn dieses Kapitels gab es Streit und eine nicht geringe Auseinandersetzung (Apostelgeschichte 15, 2) und eine große Auseinandersetzung (Apostelgeschichte 15, 7) über eine wichtige Lehrfrage. In diesem Fall schien der heftige Streit weniger wichtig und eher persönlich zu sein.
    3. Die Beziehung zwischen Paulus und Barnabas war wahrscheinlich bereits belastet, nachdem Barnabas sich beim Besuch von Petrus in Antiochia auf die Seite der Judaisten (Judenchristen, die nichtjüdische Christen auf das mosaische Gesetz verpflichten wollten) gestellt hatte (Galater 2, 13).
  3. Barnabas nahm Markus zu sich und fuhr mit dem Schiff nach Zypern: Aufgrund der Tatsache, dass Barnabas der Cousin von Johannes Markus war (Kolosser 4:10), und weil Barnabas einen so ermutigenden, entgegenkommenden Charakter hatte (Apostelgeschichte 4:36, 9:26-27), ist es leicht nachzuvollziehen, warum er Johannes Markus gegenüber wohlwollender war.
  4. Sodass sie sich voneinander trennten: So trennten sich Paulus (in Begleitung von Silas) und Barnabas (in Begleitung von Markus) und gingen jeweils in verschiedene Arbeitsbereiche.
    1. Es ist schwer zu sagen, ob ihre persönliche Beziehung über einen längeren Zeitraum hinweg angespannt war. Als Christen sind wir aufgefordert, Beziehungsprobleme mit anderen zu lösen, bevor wir in den Dienst für Gott treten (Matthäus 5, 23-24). Es ist immer falsch, im Namen des Dienstes über Menschen hinwegzugehen, und wenn es doch passiert, muss es wieder in Ordnung gebracht werden.
    2. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Gott diese Spaltung benutzt hat; das kann aber niemals als leichtfertige Entschuldigung für irdische Spaltung benutzt werden. Gott kann Gutes aus Bösem hervorbringen. Dennoch werden wir alle für das Böse, das wir tun, zur Verantwortung gezogen, selbst wenn Gott am Ende Gutes aus dem Bösen hervorbringt. Entweder Paulus oder Barnabas – wahrscheinlich beide – mussten das mit Gott und untereinander in Ordnung bringen.
    3. „Doch dieses Beispiel für Gottes Gestaltungskraft sollte nicht als Entschuldigung für Streitereien unter Christen benutzt werden.“ (Stott)
    4. Später kam es dazu, dass Paulus mit Johannes Markus zusammenarbeitete und seine Beiträge zum Werk Gottes schätzen lernte (Kolosser 4, 10; Philemon 4, 24; 2. Timotheus 4, 11). Wir wissen nicht, ob es Markus war, der sich veränderte oder Paulus. Wahrscheinlich hatte Gott in beiden etwas bewirkt!
  5. Paulus aber wählte sich Silas: Silas (an mehreren Stellen auch Silvanus genannt) wurde ein wichtiger Mitarbeiter in Paulus‘ Team, während er im Dienst mitarbeitete.
      1. Silas wurde unter den Brüdern als einer der führenden Männer anerkannt (Apostelgeschichte 15, 22).
      2. Silas war ein Prophet (Apg 15, 32).
      3. Silas war römischer Staatsbürger (Apostelgeschichte 16, 37).
      4. Silas sprach wahrscheinlich Griechisch (vgl. Apg 15, 22 und 15, 32).
      5. Silas schrieb einen der Briefe des Petrus (1. Petrus 5, 12) und vielleicht einige von Paulus (1. Thessalonicher 1, 1; 2. Thessalonicher 2, 1).
  6. Stärkte die Gemeinden: Zusätzlich zur Evangelisation war dies die Arbeit von Paulus. Neue Christen brauchten starke Gemeinden, in denen sie wachsen und reifen konnten.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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