Apostelgeschichte 17 – Paulus in Thessalonich, Beröa und Athen

A. Gottes Wirken in Thessalonich

1. Paulus predigt an drei Sabbaten in Thessalonich

Apostelgeschichte 17, 1-4

Apostelgeschichte 17, 1-4
Sie reisten aber durch Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war. Paulus aber ging nach seiner Gewohnheit zu ihnen hinein und redete an drei Sabbaten mit ihnen aufgrund der Schriften, indem er erläuterte und darlegte, dass der Christus leiden und aus den Toten auferstehen musste, und [sprach]: Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist der Christus! Und etliche von ihnen wurden überzeugt und schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge der gottesfürchtigen Griechen sowie nicht wenige der vornehmsten Frauen.

  1. Sie kamen nach Thessalonich: Dies war eine wichtige Hafenstadt, ungefähr 160 Kilometer bzw. drei Tagesmärsche von Philippi entfernt. Das heutige Thessalonich ist nach wie vor eine große, blühende Stadt.
  2. Nach seiner Gewohnheit: Paulus ging zuerst in die Synagoge und predigte dort den Juden und gottesfürchtigen Heiden den gekreuzigten und auferstandenen Jesus. Seine Darstellung von Jesus weist mehrere beachtenswerte Aspekte auf.
    1. Paulus redete mit ihnen aufgrund der Schriften: „Das griechische Wort, das hier mit ‚reden‘ übersetzt wurde, ist eng verwandt mit dem deutschen Wort ‚Dialog‘. D.h., bei diesem ‚Reden‘ geht es um echten Austausch, um Fragen und Antworten. Paulus diskutierte mit den Synagogenbesuchern ‚auf der Grundlage der Heiligen Schrift‘.“ (Hughes)
    2. Paulus erläuterte: „Dieses Wort bedeutet wörtlich übersetzt ‚öffnen‘ … Paulus öffnete die Schriften klar und verständlich.“ (Hughes)
    3. Paulus ging es darum, darzulegen, dass der Christus leiden und von den Toten auferstehen musste; ‚Darlegen‘ bedeutet in diesem Zusammenhang so viel wie ‚beweisen‘ oder ‚aufzeigen‘. Wortwörtlich übersetzt bedeutet es „etwas ‚daneben stellen‘ oder ‚davor stellen‘“. (Hughes) Das Ziel dabei ist , den Zuhörern überzeugende Beweise zu präsentieren.
    4. Paulus wollte vor allem klarstellen, wer Jesus ist (Dieser Jesus, den ich euch verkündige, ist der Christus) und was er für die Menschen getan hat (nämlich leiden und aus den Toten auferstehen).
  3. Etliche von ihnen wurden überzeugt: Bei den Zuhörern gab es von einigen eine gute Resonanz. Die meisten von ihnen – tatsächlich handelte es sich um eine große Menge – waren gottesfürchtige Griechen, aber auch viele bedeutende jüdische Frauen (nicht wenige der vornehmsten Frauen). Allem Anschein nach war die Arbeit ein Erfolg: Eine große Menge glaubte … etliche Menschen.
    1. Während Paulus in Thessalonich war, erhielt er finanzielle Unterstützung von den Christen in Philippi (Philipper 4, 15-16). Sie unterstützten ihn bei seiner erfolgreichen Arbeit unter den Thessalonichern.

2. Zunehmende Ausschreitungen des Pöbels gegen Paulus und Silas

Apostelgeschichte 17, 5-8

Apostelgeschichte 17, 5-8
Aber die Juden, die sich weigerten zu glauben, wurden voll Neid und gewannen etliche boshafte Leute vom Straßenpöbel, erregten einen Auflauf und brachten die Stadt in Aufruhr; und sie drangen auf das Haus Jasons ein und suchten sie, um sie vor die Volksmenge zu führen. Als sie sie aber nicht fanden, schleppten sie den Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt und schrien: Diese Leute, die die ganze Welt in Aufruhr versetzen, sind jetzt auch hier; Jason hat sie aufgenommen! Und doch handeln sie alle gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus! Sie brachten aber die Menge und die Stadtobersten, welche dies hörten, in Aufregung,

  1. Die Juden, die sich weigerten, zu glauben, wurden voll Neid und gewannen etliche boshafte Leute vom Straßenpöbel, erregten einen Auflauf und brachten die Stadt in Aufruhr: Wie schon auf seiner ersten Missionsreise im psidischen Antiochien (Apostelgeschichte 13, 45.50), in Ikonium (Apostelgeschichte 14, 2.5) und in Lystra (Apostelgeschichte 14, 19), wurde Paulus auch hier von einem Mob bekämpft, der von neidischen Menschen aus dem jüdischen Volk angestachelt wurde.
  2. Sie drangen auf das Haus Jasons ein: Jason war ein Christ in Thessalonich, in dessen Haus sich anscheinend die Gemeinde traf. Als die boshaften Leute vom Straßenpöbel Paulus und Silas dort nicht fanden, griffen sie sie Jason selbst und etliche Brüder, die bei ihm waren, an.
  3. Sie schrien: „Diese Leute, die die ganze Welt in Aufruhr versetzen, sind jetzt auch hier“. Die boshaften Leute vom Straßenpöbel klagten diese Christen vor den Obersten der Stadt an. Mit ihrer Anklage machten sie unbeabsichtigt Paulus und Silas ein Kompliment bezüglich der Sichtbarkeit des Handelns Gottes durch sie. Sich darüber zu beschweren, dass diese Christen, die die Welt ganze Welt in Aufruhr versetzten, [ … ] jetzt auch hier sind, heißt so viel wie: „Diese Männer haben unsere Welt radikal verändert, und nichts scheint mehr so zu sein wie vorher“.
    1. So Gott will und seinen Segen dazu gibt, würden die Menschen auch heute solche Dinge über das Wirken der Christen sagen. Man könnte sagen, dass Jesus nicht nur gekommen ist, um unser Lehrer zu sein, sondern auch, um unsere Welt auf den Kopf zu stellen. Jesus kehrt das Denken und die Machtstrukturen dieser Welt um.
    2. Jesus selbst gab ein eindrückliches Beispiel für dieses auf den Kopf gestellte Denken. So erzählte er von einem reichen Mann, der großen Reichtum anhäufte. Alles, woran dieser Mann denken konnte, war, größere Scheunen zu bauen, um genügend Platz für seine ganzen Güter zu haben. Wir wählen solche Menschen für gewöhnlich zu bürgerlichen Führern oder zollen ihnen Respekt als Prominente; Jesus stellte das alles auf den Kopf und nannte den Mann einen Narren, weil er nichts getan hatte, um sein Leben für Gottes Reich wichtig zu machen (Lukas 12, 16-21).
    3. Eigentlich ging es Gott durch Paulus und Silas darum, eine aus den Fugen geratene Welt wieder richtig auszurichten. Aber wenn man selbst auf dem Kopf steht, scheint die andere Richtung immer die falsche zu sein!
  4. Sie handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus: Dies war eine schwerwiegende Anschuldigung, die von den boshaften Leuten vom Straßenpöbel erhoben wurde. Der Vorwurf war so schwerwiegend, dass er die Menge und die Stadtobersten in Aufregung brachte, weckte er doch die Befürchtung, dass ihre Stadt wegen Widerstandes gegen den Kaiser und Rom in Verruf geraten könnte.
    1. Ihre Befürchtungen waren unbegründet. Auch wenn das Evangelium eindeutig politische Auswirkungen hat, macht es die Christen doch zu besseren Bürgern als zuvor. Ihre Gebete für die Verantwortungsträger im Staat bewirken mehr, als die meisten Menschen sich vorstellen können.
    2. Doch selbst in dem unbegründeten Vorwurf der politischen Revolution steckte ein Kompliment. Sogar die boshaften Leute vom Straßenpöbel verstanden, was die Christen lehrten. Nämlich, dass Jesus ein König ist, der das Recht hat, über sein Volk zu herrschen. Dies ist eine Erkenntnis, die vielen Kirchgängern heute fremd geworden ist.
    3. „Möglicherweise vermied Paulus aus diesem Grund in seinen Briefen die Verwendung von Begriffen wie ‚Königreich‘ und ‚König‘, damit die römischen Machthaber sie nicht fälschlicherweise als Aufruf zum Widerstand gegen das Reich und den Kaiser interpretieren konnten.“ (Longenecker)

3. Paulus und Silas verlassen Thessalonich bei Nacht

Apostelgeschichte 17, 9-10a

Apostelgeschichte 17, 9-10a
Sodass sie Jason und die übrigen [nur] gegen Bürgschaft freiließen. Die Brüder aber schickten sogleich während der Nacht Paulus und Silas nach Beröa,

  1. Sodass sie Jason und die übrigen nur gegen Bürgschaft freiließen. Jason und die anderen wurden erst freigelassen, nachdem sie eine Kaution hinterlegt hatten. So sicherten sich die Behörden gegen künftige Unruhen ab.
    1. Im Allgemeinen war es den römischen Beamten egal, was das Volk glaubte. Doch sobald die öffentliche Ordnung durch Unruhen gestört wurde, griffen sie mit eiserner Hand durch. Sollte sich die Situation nämlich weiter verschärfen, würde der Kaiser viele tausend Soldaten schicken, um die Ordnung wiederherzustellen. Das wollte niemand. Also musste Jason eine Kaution hinterlegen, obwohl er den Aufruhr nicht angezettelt hatte.
  2. Die Brüder aber schickten sogleich während der Nacht Paulus und Silas nach Beröa: Paulus und Silas verließen Thessalonich schnell, um die Christen dort nicht noch stärkerer Verfolgung auszusetzen und um die Kaution von Jason nicht zu gefährden.
    1. Paulus verbrachte nur wenige Wochen in Thessalonich (Apostelgeschichte 17, 2). Allem Anschein nach wünschte er sich, dass er die Christen dort mehr hätte unterweisen können. Er beschloss, sie in einem Brief ausführlicher zu lehren. Viele Ausleger gehen davon aus, dass der 1. Thessalonicherbrief der erste Brief des Paulus an eine Gemeinde überhaupt war.

B. Gottes Werk in Beröa

1. Mehr evangelistischer Erfolg in der Stadt Beröa

Apostelgeschichte 17, 10b-12

Apostelgeschichte 17, 10b-12
Wo sie sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden begaben. Diese aber waren edler gesinnt als die in Thessalonich und nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf; und sie forschten täglich in der Schrift, ob es sich so verhalte. Es wurden deshalb viele von ihnen gläubig, auch nicht wenige der angesehenen griechischen Frauen und Männer.

  1. Sie begaben sich nach ihrer Ankunft in die Synagoge der Juden: In Beröa folgten sie ihrer gewohnten Strategie und stellten fest, dass ihr Publikum edler gesinnt war als in Thessalonich. Zwei Dinge brachten den Beröern dieses Kompliment ein: Erstens nahmen sie das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf. Zweitens forschten sie täglich in der Schrift, um herauszufinden, ob die Dinge wirklich so seien, wie es Paulus und Silas lehrten.
    1. Die Beröer hörten die Lehre des berühmtesten Apostels und Theologen der frühen Gemeinde und des Autors von mindestens 13 Büchern des Neuen Testaments. Dennoch forschten sie in der Schrift, wenn Paulus lehrte. Sie wollten selbst herausfinden, ob seine Lehre tatsächlich dem biblischen Zeugnis entsprach. Sie wollten die Lehre des Paulus nicht akzeptieren, ohne sie selbst zu überprüfen. Nur so konnten sie sicher sein, dass alles genau so war, wie Paulus es lehrte.
    2. Die Beröer reagierten auf Paulus‘ Lehre nicht mit üblichen Reaktionen wie: „Meine Güte, ist der ein guter Redner!“, oder: „Mir gefällt nicht, wie er redet.“ Sie sagten auch nicht: „Was ist denn das für ein komischer Prediger?“. Stattdessen wollten die Beröer wissen: „Verhält es sich wirklich so? Lehrt dieser Mann die Wahrheit? Auch wir müssen täglich in der Schrift forschen, um den Dingen auf den Grund zu gehen.“
    3. Ihre Forschung war nicht beliebig, sondern zielgerichtet.
      1. Sie erforschten die Heilige Schrift. Es erschien ihnen der Mühe wert, hart zu arbeiten, um herauszufinden, was das Wort Gottes sagt und wie die Lehre des Paulus dazu passte.
      2. Um das herauszufinden, forschten sie täglich in der Heiligen Schrift. Das war kein einmaliger, schneller Blick. Es ging ihnen um ein sorgfältiges, ausgedehntes Erkunden.
      3. Außerdem forschten sie täglich in der Heiligen Schrift, um den Sachen auf den Grund zu gehen. Sie glaubten, sie könnten die Wahrheit aus der Bibel heraus verstehen und die Wahrheit in der Bibel finden. Für sie war die Bibel nicht nur ein hübsches poetisches Buch, ein geheimnisvolles Buch oder ein Buch voller angenehmer spiritueller Gedanken für den Tag. Im Gegenteil, für sie war es ein Buch der Wahrheit und diese Wahrheit wartete darauf, gefunden zu werden.
    4. Aber bei all ihrem sorgfältigen Suchen und ihrer Sorge um die Wahrheit wurden die Beröer nicht zu Skeptikern. Sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf. Als Paulus predigte, hatten sie ein offenes Herz, aber auch einen klaren Kopf. Viele Menschen haben einen klaren Kopf, aber ein verschlossenes Herz und nehmen das Wort nie mit aller Bereitwilligkeit auf. Beides machte die Beröer edler gesinnt als die [Menschen] in Thessalonich.
  2. Es wurden deshalb viele von ihnen gläubig: Paulus hatte angesichts des gründlichen Forschens der Beröer in den Schriften nichts zu befürchten. Wenn sie wirklich Gott und sein Wort suchten, würden sie herausfinden, dass das, was Paulus predigte, der Wahrheit entsprach. Genau so war es bei den Beröern, und deshalb [wurden] viele von ihnen gläubig.

2. Paulus wird gezwungen, Beröa zu verlassen

Apostelgeschichte 17, 13-15

Apostelgeschichte 17, 13-15
Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, dass auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt wurde, kamen sie auch dorthin und stachelten die Volksmenge auf. Daraufhin sandten die Brüder den Paulus sogleich fort, damit er bis zum Meer hin ziehe; Silas und Timotheus aber blieben dort zurück. Die nun, welche den Paulus geleiteten, brachten ihn bis nach Athen; und nachdem sie den Auftrag an Silas und Timotheus empfangen hatten, dass sie so schnell wie möglich zu ihm kommen sollten, zogen sie fort.

  1. Die Juden von Thessalonich: Sie gaben sich nicht damit zufrieden, Paulus nur aus ihrer eigenen Stadt zu vertreiben. Sie folgten Paulus sogar nach Beröa, um auch dort seine Arbeit zu stören.
  2. Stachelten die Volksmenge auf: Dasselbe war im pisdischen Antiochia (Apostelgeschichte 13, 45.50), in Ikonium (Apostelgeschichte 14, 2.5), in Lystra (Apostelgeschichte 14, 19) und in Thessalonich (Apostelgeschichte 17, 5-8) geschehen. Dies war die fünfte Stadt, aus der Paulus von einem wütenden Mob vertrieben wurde, der von neidischen jüdischen Führern aufgewiegelt wurde.
  3. Daraufhin sandten die Brüder Paulus sogleich fort: Die Christen in Beröa schickten Paulus nach Athen, weil sie um sein Leben fürchteten und darum, dass die Arbeit, die er unter ihnen angefangen hatte, völlig zum Erliegen kommen könnte. Silas und Timotheus aber blieben dort zurück. Paulus war es wichtig, dass die beiden in Beröa blieben, um zu lehren und sich um die jungen Christen dort zu kümmern.
    1. Die Tatsache, dass sowohl Silas als auch Timotheus dort blieben, macht deutlich, dass Paulus eine tiefe Leidenschaft dafür hatte, Gemeinden zu gründen und nicht nur dafür, Einzelne zu bekehren. Es zeigt auch, dass Paulus nicht glaubte, nur er allein sei fähig, zu lehren und junge Christen zu stärken; Männer wie Silas und Timotheus konnten es auch.

C. Gottes Wirken in Athen

1. Paulus kann nicht anders, als in Athen zu predigen

Apostelgeschichte 17, 16-17

Apostelgeschichte 17, 16-17
Während aber Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, da er die Stadt so voller Götzenbilder sah. Er hatte nun in der Synagoge Unterredungen mit den Juden und den Gottesfürchtigen, und auch täglich auf dem Marktplatz mit denen, die gerade dazukamen.

  1. Während aber Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte sein Geist in ihm: Eigentlich hätte Paulus lieber auf Timotheus und Silas gewartet, bevor er seinen Dienst in Athen aufnahm. Aber als er die Stadt so voller Götzenbilder sah, konnte er nicht anders, als das Evangelium (d.h. die gute Nachricht von Jesus) sofort zu verkündigen.
    1. Als Paulus übers Meer in der Nähe von Beröa nach Athen segelte, kam er in eine Stadt, in der er wahrscheinlich noch nie zuvor gewesen war. Wie jeder Tourist wollte er sich von dieser berühmten und historischen Stadt begeistern lassen, die damals eine der prächtigsten und wichtigsten Städte der Welt war. Aber als Paulus Athen besichtigte, war er nur deprimiert von dem Ausmaß des Götzendienstes, den er überall sah nur deprimiert.
    2. Voller Götzenbilder (kateidolos) , bedeutet so viel wie ‚ganz unter Götzen‘ oder ‚von Götzen überschwemmt‘. Paulus sah die Schönheit Athens mit dem Besten, was griechische Bildhauer und Architekten zu bieten hatten; aber all diese Schönheit ehrte Gott nicht, so dass sie ihn überhaupt nicht beeindruckte.
  2. Er hatte in der Synagoge Unterredungen [ … ] und auch täglich auf dem Marktplatz: Paulus‘ übliche handelsweise war es, überall dort zu predigen, wo er möglichst viele Menschen erreichen konnte. Seine Unterredungen sind als Predigten zu verstehen, bei denen die Zuhörer direkt nachfragen und mit Paulus diskutieren konnten. Seine Zuhörer fand er in Athen sowohl in der Synagoge als auch auf dem Marktplatz.
  3. Diejenigen, die gerade dazu kamen: Paulus sah sich in Athen einem herausfordernden Publikum gegenüber. Es war eine kultivierte, gebildete Stadt, die stolz auf ihre Geschichte war. Es war ein intellektuelles Zentrum, ähnlich wie Oxford oder Cambridge. Paulus sprach zu einer Stadt, die wohl anders war als jede andere Stadt, in der er je gepredigt hatte.
    1. „Obwohl Athen längst die politische Bedeutung verloren hatte, die ihr in früheren Zeiten zukam, verkörperte die Stadt weiterhin das höchste kulturelle Niveau, das in der klassischen Antike je erreicht wurde.“ (Bruce)
    2. „Auch wenn Athen seine glorreichsten Tage hinter sich hatte, konnte man die Stadt immer noch mit Fug und Recht als die intellektuelle Hauptstadt der griechisch-römischen Welt und gleichzeitig als die religiöse Hauptstadt Griechenlands bezeichnen.“ (Williams)

2. Wegen der Einzigartigkeit seiner Botschaft wird Paulus eingeladen, im intellektuellen Zentrum der Stadt, dem Areopag, zu predigen

Apostelgeschichte 17, 18-21

Apostelgeschichte 17, 18-21
Aber etliche der epikureischen und auch der stoischen Philosophen maßen sich mit ihm. Und manche sprachen: Was will dieser Schwätzer wohl sagen? Andere aber: Er scheint ein Verkündiger fremder Götter zu sein! Denn er verkündigte ihnen das Evangelium von Jesus und der Auferstehung. Und sie ergriffen ihn und führten ihn zum Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die von dir vorgetragen wird? Denn du bringst etwas Fremdartiges vor unsere Ohren; deshalb wollen wir erfahren, was diese Dinge bedeuten sollen! Alle Athener nämlich und auch die dort lebenden Fremden vertrieben sich mit nichts anderem so gerne die Zeit als damit, etwas Neues zu sagen und zu hören.

  1. Aber etliche der epikureischen [ … ] Philosophen: Die Epikuräer hielten das persönliche Wohlbefinden für den Hauptzweck im Leben. Ihnen ging es in erster Linie darum, ihr Leben in Frieden, frei von Schmerzen, störenden Leidenschaften und Ängsten (einschließlich der Angst vor dem Tod) zu genießen. Sie leugneten nicht, dass es Götter geben könnte, glaubten aber, dass diese nichts mit den Menschen zu tun hätten.
  2. Aber etliche [ … ] auch der stoischen Philosophen: Die Stoiker waren Pantheisten, die großen Wert auf Pflichtbewusstsein und ein moralisch aufrichtiges Leben legten. Sie maßen einem Leben in Würde hohe Bedeutung bei und glaubten, dass Selbstmord im Vergleich zu einem würdelosen Leben die bessere Alternative sei.
    1. Die Stoiker glaubten, dass alles Gott sei, und dass Gott in allem sei. Für sie kamen alle Dinge, egal ob gut oder böse, von ‚Gott‘. Deshalb sollte man sich seinem Schicksal nicht widersetzen. Außerdem glaubten sie, für die Menschheit als Ganzes gäbe es keine feste Bestimmung oder Entwicklungsrichtung.
  3. Und manche sprachen: Einige verspotteten Paulus, weil er in seinen Reden nicht die in Athen so beliebten philosophischen Spitzfindigkeiten gebrauchte (Was will dieser Schwätzer wohl sagen?). Andere hielten Paulus für einen exotischen Verkünder fremder Götter.
  4. Er verkündigte ihnen das Evangelium von Jesus und der Auferstehung: Obwohl Paulus an einem anderen Ort und zu einer anderen Zuhörerschaft sprach, änderte sich seine Botschaft in Athen nicht. Er konzentrierte sich auf Jesus und die Auferstehung.
  5. Alle Athener nämlich und auch die dort lebenden Fremden vertrieben sich mit nichts anderem so gerne die Zeit als damit, etwas Neues zu sagen und zu hören: Es war die Neuartigkeit der Botschaft des Paulus, die ihm die Einladung auf den Areopag einbrachte. Die Griechen des Altertums hatten gerne Anteil an einem beständigen und gleichzeitig immer wechselnden Strom von Nachrichten und Informationen.
    1. Anfang des neunzehnten Jahrhunderts beschrieb Adam Clarke die Situation seiner Zeit, und es klingt, als träfen sie noch mehr auf unsere Zeit zu. „Dies ist ein markantes Merkmal der Stadt London heutzutage. Der Heißhunger nach Neuigkeiten, der meist mit einem weltlichen, oberflächlichen oder unruhigen Geist argumentiert einher geht, ist erstaunlich weit verbreitet: Sogar die Diener des Evangeliums, die ihr heiliges Amt vernachlässigen, sind in diesem Sinne zu Athenern geworden, so dass das Buch Gottes nicht mit halb so viel Eifer und Geist gelesen oder gar studiert wird wie eine Zeitung… Es ist kein Wunder, wenn solche zu politischen Predigern werden, und ihre Predigten nicht besser sind als Schweinefutter. Zu solchen schauen die hungrigen Schafe auf und werden nicht gefüttert.

3. Paulus beginnt, auf dem Marshügel (dem Areopag) zu sprechen

Apostelgeschichte 17, 22-23

Apostelgeschichte 17, 22-23
Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr in allem sehr auf die Verehrung von Gottheiten bedacht seid! Denn als ich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: »Dem unbekannten Gott«. Nun verkündige ich euch den, welchen ihr verehrt, ohne ihn zu kennen.

  1. Ihr Männer von Athen; ich sehe, dass ihr in allem sehr auf die Verehrung von Gottheiten bedacht seid: Paulus begann nicht mit einer Auslegung der Schrift, wie es seine Gewohnheit war, wenn er mit Juden oder Heiden zu tun hatte, die mit dem Alten Testament vertraut waren, stattdessen begann Paulus mit allgemeinen Verweisen auf Religion an sich.
  2. Ich sehe, dass ihr in allem sehr auf die Verehrung von Gottheiten bedacht seid: Vielen antiken Beobachtern fiel die religiöse Prägung Athens auf, und einige dachten, die Athener seien die religiösesten Menschen überhaupt. Aber wenn Paulus dies von den Athenern sagt, meint er das nicht unbedingt positiv. Religion kann einen von Gott wegführen, und wenn wir einer falschen Religion anhängen, bringt es wenig, wenn über uns gesagt wird, wir seien ‚religiös‘.
  3. Fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: ‚Dem unbekannten Gott‘: Paulus hatte begriffen, dass die Griechen in ihrem großen Pantheon [d.h. ‚Götterhimmel‘] einen Unbekannten Gott hatten, der für jeden Gott stand, der vielleicht vergessen worden war. Paulus wollte die Identität dieses Unbekannten Gottes offenbaren.
    1. Athen war voll von Statuen, die dem Unbekannten Gott geweiht waren. Sechshundert Jahre vor Paulus war die Stadt von einer schrecklichen Seuche heimgesucht worden, und ein Mann namens Epimenides hatte eine Idee. Er ließ eine Schafherde durch die Stadt ziehen, und wo immer sich ein Schaf hinlegte, opferten sie dieses Schaf dem Gott, dessen Schrein oder Tempel der Stelle am nächsten war. War kein Heiligtum oder Tempel in der Nähe, so opferten sie dieses Schaf dem unbekannten Gott.

4. Paulus erklärt den Athenern, wer Gott ist

Apostelgeschichte 17, 24-29

Apostelgeschichte 17, 24-29
Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind; er lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas benötigen würde, da er doch selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Und er hat aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen, und hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt, damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten; und doch ist er ja jedem Einzelnen von uns nicht ferne; denn »in ihm leben, weben und sind wir«, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: »Denn auch wir sind von seinem Geschlecht.« Da wir nun von göttlichem Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Gold oder Silber oder Stein gleich, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung.

  1. Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde: Paulus sprach von dem Gott, der alles erschaffen hat und sich doch von seiner Schöpfung unterscheidet. Paulus erklärte ihnen, dass Gott größer ist als jeder Tempel, den Menschen bauen könnten (er wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind), und dass er durch nichts dargestellt werden kann, was Menschen mit ihren Händen machen könnten (er lässt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen).
    1. Um ihnen Gott zu erklären, begann Paulus ganz am Anfang: Gott ist der Schöpfer, und wir sind seine Geschöpfe. „Diese Sicht der Welt unterscheidet sich sehr von der epikuräischen Betrachtungsweise, [wonach der Mensch] eine zufällige Kombination von Atomen [ist] oder dem Schein-Pantheismus der Stoiker.“ (Stott)
    2. Paulus war klar, dass diese Philosophen ihre Vorstellungen von Gott ändern mussten. Sie mussten von ihren eigenen persönlichen Meinungen wegkommen, um zu einem neuen Verständnis zu gelangen, wer Gott ist – gemäß dem, was er uns in der Bibel über sich selbst sagt.
  2. Und er hat aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht: Paulus sagte ihnen, dass wir alle von Adam über Noah abstammen. Er erklärte, dass nur einen Gott gibt, der uns alle geschaffen hat und dem wir alle verpflichtet sind. Da Gott uns alle geschaffen hat, sollten wir den Herrn suchen … der ja jedem Einzelnen von uns nicht ferne ist.
  3. Denn »in ihm leben, weben und sind wir« … »Denn auch wir sind von seinem Geschlecht«: Diese beiden Zitate, die Paulus von griechischen Dichtern übernahm, werden Epimenides dem Kreter [600 v.Chr.] (den Paulus in Titus 1:12 wieder zitiert) bzw. Aratus [310 v.Chr.] zugeschrieben.
    1. Paulus zitierte diese Männer nicht, weil sie Propheten waren oder weil ihre ganze Lehre von Gott inspiriert war. Er zitierte sie, weil gerade diese Worte eine biblische Wahrheit widerspiegelten. Indem er sie benutzte, konnte er eine Brücke zu seiner heidnischen Zuhörerschaft bauen.
  4. Da wir nun von göttlichem Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Gold oder Silber oder Stein gleich: ‚Von göttlichem Geschlecht‘ meint in diesem Kontext, wir sind Gottes Nachkommen. Als Nachkommen bzw. Angehörige seines Geschlechts stehen wir in einer besonderen Verantwortung vor Gott. Wir sind dafür verantwortlich, richtige Vorstellungen über Gott zu haben, und müssen daher die falsche Auffassung ablehnen, dass Dinge aus Gold oder Silber oder Stein Gott verkörpern könnten.
    1. „Die Athener haben in ihrer Altarinschrift zugegeben, dass sie nichts von Gott wissen, und Paulus hat ihre Unwissenheit bestätigt. Nun erklärt er, dass sie die Verantwortung für ihre Unwissenheit tragen.“ (Stott)

5. Paulus sagt den Athenern, was sie aufgrund dessen, wer Gott ist, tun müssen

Apostelgeschichte 17, 30-31

Apostelgeschichte 17, 30-31
Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.

  1. Jetzt gebietet allen Menschen überall, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird: Paulus Argumentationslinie war klar: Er ging aus von dem Wissen, wer Gott ist (unser Schöpfer), zu dem, wer wir sind (seine Nachkommen), zu unserer Verantwortung vor ihm (ihn zu verstehen und ihn in Wahrheit anzubeten), bis hin zu unserer Rechenschaftspflicht, wenn wir ihn entehren (Gericht).
    1. Paulus hat kein Wohlfühlevangelium gepredigt. Er führte den Athenern mutig die falschen Vorstellungen vor Augen, die sie von Gott hatten, und konfrontierte sie mit der Tatsache des kommenden Gerichts.
  2. Er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat: Jetzt, zum ersten Mal in seiner Predigt an die Athener, bezog sich Paulus auf Jesus. Seine erste Erwähnung von Jesus zeigt diesen als gerechten Richter.
    1. Sicherlich wollte Paulus die Athener nicht mit der Idee stehen lassen, Jesus sei nur ein gerechter Richter. Leider wurde er aufgehalten, bevor er ihnen alles über Jesus erzählen konnte, was ihm auf dem Herzen lag. Wahrscheinlich war alles, was Paulus bis zu diesem Zeitpunkt gesagt hatte, nur die Einleitung. Er hätte jetzt mit dem begonnen, worüber er wirklich sprechen wollte: Die Person und das Wirken von Jesus.
  3. Den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat: Die Betonung der Auferstehung ist wichtig. Paulus sah in der Auferstehung Jesu den Beweis für die Beglaubigung des Vaters; sie zeigte, dass Jesus selbst, seine Lehre und sein Wirken vom Vater uneingeschränkt bejaht und unterstützt wurden.
    1. Es war Paulus allem Anschein nach nicht möglich, eine Predigt zu halten, ohne die Auferstehung Jesu in den Mittelpunkt zu stellen. Für ihn ergab das Leben als Christ ohne den Triumph der Auferstehung Jesu keinen Sinn.

6. Die Reaktion der Zuhörer vom Areopag

Apostelgeschichte 17, 32-34

Apostelgeschichte 17, 32-34
Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber nochmals hören! Und so ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, der ein Mitglied des Areopags war, und eine Frau namens Damaris, und andere mit ihnen.

  1. Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen: Die Auferstehung von den Toten war unter den griechischen Philosophen keine besonders beliebte Idee. Einige hielten Paulus für töricht, weil er so etwas abwegiges tatsächlich glaubte. Andere wollten mehr über diese neue Lehre hören (die anderen aber sprachen: „Wir wollen dich darüber nochmals hören“).
    1. Die Griechen waren von der Idee der Unsterblichkeit der Seele angetan, aber nicht von der Idee der körperlichen Auferstehung. Sie waren der Meinung, dass alles Materielle von Natur aus schlecht sei. Für sie konnte es daher so etwas wie einen in der Auferstehung verherrlichten Körper gar nicht geben. Sie dachten, dass die höchste Form der Verherrlichung ein reiner Geist wäre.
    2. „Alle Griechen dachten, der Mensch bestehe aus einem guten Geist (oder einer guten Seele) und schlechter Materie (oder einem schlechten Körper). Wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte, dann gab es eine Sache, die sie auf keinen Fall wollten: Es sollte nicht mit einem Körper belastet sein.“ (Boice)
  2. So ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg: Paulus wollte über Jesus sprechen. Er hätte, dort bleiben und den ganzen Tag über griechische Philosophie diskutieren können, wenn er gewollt hätte. Aber daran war Paulus nicht interessiert; wenn er nicht über Jesus reden konnte, blieb ihm nicht viel zu sagen.
    1. Zweifelsohne war Paulus gerade erst am Anfang seiner Predigt. Weit mehr als griechische Dichter zu zitieren, wollte er seinen Zuhörern von Jesus erzählen. Aber sobald er die Auferstehung erwähnte, unterbrachen sie ihn. Sicherlich redete Paulus im Anschluss noch mit einzelnen Leuten dort persönlich. Aber er wurde daran gehindert, in seiner Rede auf dem Areopag alles darzustellen, was ihm wichtig war.
  3. Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig: Die Resonanz auf die Predigt auf dem Areopag war scheinbar gering, dennoch fingen einige an, zu glauben. Unter denen, die glaubten, waren ein Mann namens Dionysius (der ein regelmäßiger Teilnehmer auf dem Areopag gewesen sein muss) und eine Frau namens Damaris.
    1. Einige kritisieren die Predigt des Paulus in Athen, weil es in ihr keinen ausdrücklichen Hinweis auf das Kreuz oder markante Zitate aus dem Alten Testament gibt. Manche meinen, Paulus habe seine Botschaft für ein intellektuelles Publikum abgemildert, und deshalb habe es nur wenige Bekehrungen gegeben.
    2. Dieser Gedankengang geht noch weiter: Als Paulus später nach Korinth ging, beschloss er, dort das Kreuz und nur das Kreuz zu predigen, auch wenn es seinen Zuhörern töricht erscheinen sollte (1. Korinther 1, 18-2, 5). Demzufolge hätte Paulus in Korinth deswegen so viel mehr erreicht, weil er dort auf diese Weise gepredigt habe.
    3. Ramsay machte die Theorie populär, dass Paulus von seinen ‚mageren‘ Ergebnissen in Athen enttäuscht gewesen sei und nach Korinth ging, um das Evangelium mit einem reinen Fokus auf das Kreuz und ohne jeden Versuch einer philosophischen Erklärung zu predigen.
    4. Dennoch war Paulus‘ Predigt hier ausgesprochen biblisch. „Wie die biblische Offenbarung selbst beginnt seine Argumentationslinie mit Gott, dem Schöpfer von allem, und endet mit Gott, dem Richter von allem. So wie sie ist, stellt diese Rede eine ausgezeichnete Einführung ins Christentum für gebildete Heiden dar.“ (Bruce)
    5. Außerdem hat Paulus in Athen den gekreuzigten Christus gepredigt. In Apostelgeschichte 17, 30-31 erwähnte er ausdrücklich die Auferstehung, und wie könnte er die Auferstehung predigen, ohne das Kreuz zu predigen, das ihr vorausging? Wir haben es hier offensichtlich mit einem kurzen Auszug aus der Rede des Paulus auf dem Areopag zu tun; was in der Bibel aufgezeichnet ist, man braucht kaum zwei Minuten, um das zu sagen was dort aufgezeichnet ist.
    6. „Wir lernen von Paulus, dass wir das Evangelium von Jesus nicht ohne die Lehre von Gott predigen können, oder das Kreuz ohne die Schöpfung, oder die Erlösung ohne das Gericht.“ (Stott)
    7. Außerdem ist es gefährlich, den Inhalt der Botschaft nach der Art und Weise der Resonanz zu beurteilen. „Der Grund, warum das Evangelium dort keine Wurzeln schlug, bestand wahrscheinlich mehr in der Haltung der Athener selbst, als in der Herangehensweise von Paulus oder in dem, was er sagte.“ (Longenecker)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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