Jakobus 1 – Ein lebendiger Glaube in Zeiten von Prüfungen und Versuchungen

A. Prüfungen und Weisheit

1. Ein Grußwort von Jakobus

Jakobus 1, 1

Jakobus 1, 1
Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, grüßt die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung sind.

  1. Jakobus: Es gibt mehrere Männer mit dem Namen Jakobus die im Neuen Testament erwähnt werden, aber zuverlässige Quellen weisen dieses Buch demjenigen zu, der Jakobus der Gerechte genannt wird, dem Halbbruder von Jesus (Matthäus 13, 55) und dem Bruder von Judas (Judas 1), der die Gemeinde in Jerusalem geleitet hat (Apostelgeschichte 15, 13).
    1. Weitere in der Bibel erwähnte Männer mit dem Namen Jakobus sind:
      1. Jakobus, Bruder des Johannes und Sohn des Zebedäus, der erste Apostel, der als Märtyrer starb und auch als Jakobus der Geringere bekannt ist (Matthäus 10, 2, Markus 15, 40, Apostelgeschichte 12, 2).
      2. Jakobus, der Sohn des Alphäus, ein weiterer der zwölf Jünger (Matthäus 10, 3).
      3. Jakobus, der Vater des ‚anderen‘ Apostels namens Judas (Lukas 6, 16).
    2. Doch der Verfasser dieses Briefes ist derselbe Jakobus, dem Jesus nach seiner Auferstehung auf besondere Weise erschien (1. Korinther 15, 7). Dies war wahrscheinlich der Grund für seine Bekehrung, denn bis zu diesem Zeitpunkt schienen die Brüder Jesu seine Botschaft und Mission nicht zu unterstützen (Johannes 7, 5).
    3. Als er dann Jesus folgte, folgte er ihm mit großer Hingabe. Über Jakobus heißt es in der frühen Kirchengeschichte, dass er ein so eifriger Beter war, dass seine Knie große und dicke Schwielen hatten, so dass sie wie die Knie eines Kamels aussahen. Es heißt auch, dass Jakobus in Jerusalem zum Märtyrer wurde, indem er von einem hohen Punkt des Tempels gestoßen wurde. Doch der Sturz tötete ihn nicht; als er am Boden lag, wurde er zu Tode geprügelt, während er noch für seine Angreifer betete.
  2. Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus: Zu wissen, dass dieser Jakobus der Halbbruder Jesu war, macht die Zeilen, mit denen er sich selbst vorstellt, umso bedeutsamer. Er hat sich nicht als ‚Bruder Jesu‘ bezeichnet, sondern nur als Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus. Jesus war mehr als nur der Bruder von Jakobus; noch wichtiger ist, dass Jesus sein Herr war.
    1. Knecht ist ein bedeutendes Wort. Es ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes doulos und wird am treffendsten mit ‚Sklave‘ übersetzt. „Ein Sklave, ein Knecht, jemand, der in einer permanenten Beziehung der Knechtschaft zu einem anderen steht … Bei den Griechen mit ihrem ausgeprägten Sinn für persönliche Freiheit, hatte der Begriff eine entwürdigende Bedeutung.“ (Hiebert)
    2. Herr ist ebenfalls ein wichtiges Wort. Es übersetzt das altgriechische Wort kurios. Es bezeichnete einfach den Herrn eines Doulos, und im Kontext bedeutet es, dass Jakobus Jesus als Gott betrachtete. „Die hellenistischen Juden benutzten Kurios als einen Namen für Gott; die Nichtverwendung des Artikels gewinnt an Bedeutung, wenn man sich daran erinnert, dass o Kurios, ‚Dominus‘, ein Titel war, der den frühen römischen Kaisern gegeben wurde, um ihre Gottheit auszudrücken. “ (Oesterley im Expositor’s)
  3. Grüßt die zwölf Stämme: Was Jakobus mit diesem Hinweis auf die zwölf Stämme meinte, ist schwer zu verstehen. Die Frage ist, ob Jakobus seinen Brief nur an Christen mit jüdischem Hintergrund oder an alle Christen schrieb. Sicherlich ist dieser Brief an alle Christen gerichtet; dennoch schrieb Jakobus seinen Brief wahrscheinlich, bevor Heiden in die Kirche aufgenommen wurden, oder zumindest bevor Heidenchristen in erheblicher Zahl erschienen.
    1. Die zwölf Stämme ist eine jüdische Redewendung, die sich manchmal auf das jüdische Volk als Ganzes bezog (Matthäus 19, 28). Paulus bezog sich in seiner Rede vor König Agrippa auf unsere zwölf Stämme (Apostelgeschichte 26, 7). Das Konzept der ‚zwölf Stämme‘ war unter dem jüdischen Volk immer noch sehr lebendig ausgeprägt, auch wenn sie seit Jahrhunderten nicht mehr in ihren Stammesgebieten gelebt hatten.
    2. In Galater 2, 8-9 beschreibt Paulus einige der Apostel des ersten Jahrhunderts als Apostel der Beschnittenen; das heißt, dass ihr Dienst hauptsächlich darin bestand zu den verlorenen Schafen Israels zu gehen, so wie Jesus es in Matthäus 10, 6 und 15, 24 erwähnte. Deswegen ist es auch angemessen, dass er Jakobus als Apostel der Beschnittenen bezeichnet.
    3. Die in der Zerstreuung sind: Zu dieser Zeit war das jüdische Volk über die ganze Welt verstreut und es gab in den meisten jüdischen Gemeinden der Welt eine christliche Prägung. Bezüglich des Ausmaßes der Zerstreuung schrieb Josephus: „Es gibt keine Stadt, keinen Stamm, ob griechisch oder barbarisch, in dem nicht das jüdische Gesetz und jüdische Sitten, Wurzeln geschlagen haben.“ (Zitiert von Barclay)
    4. Der Jakobusbrief ist für uns genau so bedeutend, wie damals, weil er an die Gemeinde Christi geschrieben wurde. Manche meinen, der Jakobusbrief sei für Christen nicht wichtig, und manche zitieren Martin Luthers berühmte Einschätzung von Jakobus als ‚recht stroherne Epistel‘. Aber Luthers Bemerkung sollte in ihrem Kontext verstanden werden. Er war manchmal frustriert, weil diejenigen, die die Errettung durch Werke befürwortet hatten, bestimmte Verse aus Jakobus benutzen, um sie gegen Luther zu verwenden. Seine Absicht war es anzumerken, dass es wenig oder nichts im Jakobusbrief darauf hinweist, dass das Evangelium durch den Glauben allein gerechtfertigt wird. An einer anderen Stelle schrieb Luther über Jakobus: „Ich halte viel von dem Jakobusbrief und halte ihn für wertvoll … Er legt keine menschlichen Lehren aus, sondern legt viel Nachdruck auf Gottes Gesetz.“ (Zitiert von Barclay)
    5. Martin Luther wusste und vermittelte genau das, was der Jakobusbrief lehrt. Das Folgende ist aus seiner Vorrede zum Römerbrief über den rettenden Glauben: „O er ist ein lebendiges, fleißiges, tätiges, mächtiges Ding, dieser Glaube. Es ist unmöglich, dass er nicht unaufhörlich gute Werke tut. Er fragt nicht, ob gute Werke getan werden sollen, sondern bevor die Frage gestellt wird, hat er sie schon getan und tut sie unaufhörlich. Wer aber solche Werke nicht tut, ist ein Ungläubiger. Er tastet und sucht nach dem Glauben und den guten Werken, weiß aber weder, was der Glaube ist, noch was die guten Werke sind. Und doch redet er und redet mit vielen Worten über den Glauben und die guten Werke.“ (Zitiert von Moo)
    6. In vielerlei Hinsicht hören wir auf das was im Jakobusbrief steht, weil es die Lehre Jesu widerspiegelt. Es gibt mindestens fünfzehn Anspielungen auf die Bergpredigt. Ein Mann, der die Lehre Jesu kannte und sie ernst nahm, schrieb diesen Brief.
  4. Grüßt die: Diese Begrüßung war die übliche griechische Art, einen Brief anzufangen. Paulus benutzte ihn nie; er zog es vor, seine Leser mit den Worten Gnade und Frieden zu grüßen. Hier benutzte Jakobus diesen üblicheren Gruß.

2. Standhaftes Ausharren in den Anfechtungen

Jakobus 1, 2-4

Jakobus 1, 2-4
Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet, da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt

  1. Achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet: Jakobus betrachtete die Anfechtungen als unvermeidlich. Er sagte, wenn ihr, nicht falls ihr in mancherlei Anfechtungen geratet. Zugleich sind Anfechtungen Anlässe zur Freude, nicht zur Mutlosigkeit. Wir können es für lauter Freude erachten, wenn wir inmitten von Anfechtungen sind, weil sie dazu dienen, standhaftes Ausharren zu entwickeln.
    1. Moffatt übersetzte Jakobus 1, 2 mit Begrüße sie mit reiner Freude und wies damit auf ein Wortspiel zwischen dem Gruß am Ende von Jakobus 1, 1 und einem ähnlichen Wort zu Beginn von Jakobus 1, 2 hin. Es ist „ein Versuch, das Wortspiel im Original hervorzuheben, wo das höfliche chairein (Grüßen) durch charan (Freude) wiedergegeben wird.“
    2. Die ältere King James Version übersetzt den Vers so: Wenn ihr in verschiedene Versuchungen geratet; die neue King James Version bevorzugt jedoch die Formulierung Anfechtungen. Das Wort ‚Anfechtungen‘ bedeutet übersetzt „Bedrängnis, Verfolgung oder Prüfung jeglicher Art; und in diesem Sinne wird es hier verwendet, ohne eine bösartige Andeutung zu beabsichtigen, oder das, was allgemein unter dem Wort Versuchung verstanden wird.“ (Clarke)
    3. Wenn ihr in mancherlei Anfechtungen geratet: „Nicht Schritt für Schritt hineingehen, sondern überstürzt, ins kalte Wasser geworfen werden … Wenn ihr so umzingelt seid, dass ihr nicht entkommen könnt, und in Bedrängnis seid, wie David es war, siehe Psalm 116, 3“. (Trapp)
    4. Ausharren ist das altgriechische Wort hupomone. Das Wort beschreibt nicht ein passives Warten, sondern eine aktive Ausdauer. Es ist nicht die Art von Geduld, die dir hilft, ruhig im Wartezimmer vom Arzt zu sitzen, sondern, die dir hilft, einen Marathon zu beenden.
    5. Das altgriechische Wort hupomone kommt von hupo (unter) und meno (bleiben, verweilen, beharren). Im Grunde bedeutet es: darunterbleiben. Es beschreibt jemanden, der unter einer schweren Last leidet und sich entscheidet, dort zu bleiben, anstatt zu versuchen, zu entkommen. Der Philosoph Philo nannte hupomone „die Königin der Tugenden“. (Zitiert von Hiebert) Der griechische Kommentator Oesterley sagte, dieses Wort für Ausharren beschreibe „die Geisteshaltung, die durchhält.“
  2. Da ihr ja wisst, dass die Bewährung eures Glaubens standhaftes Ausharren bewirkt: Der Glaube wird durch Anfechtungen geprüft, und nicht durch Prüfungen erzeugt. Prüfungen offenbaren, was für einen Glauben wir haben; nicht, weil Gott nicht weiß, wie viel Glauben wir haben, sondern damit unser Glaube für uns selbst und für die Menschen um uns herum sichtbar wird.
    1. Wir erkennen, dass es der Glaube ist, der geprüft wird, und das zeigt, dass der Glaube wichtig und kostbar ist – denn nur kostbare Dinge werden so gründlich geprüft. „Der Glaube ist für die Errettung so wichtig, wie das Herz für den Körper: Daher zielen die Speere des Feindes hauptsächlich auf diese wesentliche Gnade.“ (Spurgeon)
    2. Wenn Prüfungen keinen Glauben erzeugen, was dann? Römer 10, 17 sagt uns: Demnach kommt der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort. Der Glaube wird auf übernatürliche Weise in unserem Inneren aufgebaut, wenn wir Gottes Wort hören, verstehen und ihm vertrauen.
    3. Jakobus wollte nicht, dass irgendjemand denkt, dass Gott Anfechtungen schickt, um unseren Glauben zu brechen oder zu zerstören; deshalb wird er in Jakobus 1, 13-18 auf diesen Punkt zurückkommen.
  3. Standhaftes Ausharren bewirkt: Durch Anfechtungen entsteht kein Glaube, aber wenn wir mit unserem Glauben die Prüfungen überwinden, bewirken sie standhaftes Ausharren. Allerdings wird Geduld nicht zwangsläufig in Zeiten der Anfechtungen erzeugt. Wenn Schwierigkeiten mit Unglauben und Murren angegangen werden, können Prüfungen Bitterkeit und Entmutigung hervorbringen. Deshalb ermahnte uns Jakobus, es mit lauter Freude zu betrachten. Es mit lauter Freude zu betrachten, ist die passende Reaktion des Glaubens auf eine Zeit der Prüfung.
    1. „Gelegentlich wird behauptet, dass Jakobus seine Leser auffordert, sich an ihren Prüfungen zu erfreuen … Er hat nicht gesagt, dass sie es als Freude empfinden müssen, geprüft zu werden, oder dass Prüfungen voller Freude sind.“ (Hiebert)
  4. Das standhafte Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk haben, damit ihr vollkommen und vollständig seid und es euch an nichts mangelt: Das Werk des standhaften Ausharrens entwickelt sich langsam und sollte sich voll entfalten dürfen. Standhaftes Ausharren ist ein Kennzeichen des Menschen, der vollkommen und vollständig ist und dem es an nichts mangelt.
    1. „Die Geduld darf keinen Zentimeter kürzer sein als die Bedrängnis. Wenn die Brücke nur bis zur Hälfte über den Bach reicht, befinden wir uns in einer misslichen Lage. Der Wunsch des Teufels ist es, uns in Eile zu versetzen.“ (Trapp)
    2. „Diese Ausdrucksweisen in ihrer heutigen Anwendung werden von einigen für die Griechischen Spiele gehalten: jener Mann war vollkommen, der in jeder der athletischen Übungen den Sieg errungen hatte; er war ganz, vollständig, derjenige, der im Fünfkampf, in jeder der fünf Übungen, gewonnen hatte.“ (Clarke)
    3. Andere meinen auch, dass die Begriffe von damals aus dem Opferdienst kommen, wo nur ein potenzielles Opfertier, das als makellos und vollständig befunden wurde und dem auch nichts fehlte, dafür geeignet war, Gott geopfert zu werden. Es bedeutet, dass das Tier geprüft und für gut befunden wurde.
    4. „Die natürliche Tendenz zu Trübsal dient nicht zur Heiligung, sondern als Grund zur Sünde. Ein Mensch neigt sehr dazu, unter Bedrängnis ungläubig zu werden: das ist eine Sünde. Er neigt dazu, gegen Gott zu murren, wenn es schwierig wird: das ist eine Sünde. Er neigt dazu, mit seiner Hand irgendwelche krummen Wege zu suchen, um aus seiner Not zu entkommen: das ist eine Sünde. Daher werden wir gelehrt, zu beten: ‚Führe uns nicht in Versuchung; denn die Prüfung hat ein gewisses Maß an Versuchung in sich‘; und wenn sie nicht durch reichliche Gnade neutralisiert wird, würde sie uns zur Sünde führen.“ (Spurgeon)
    5. Dennoch können Prüfungen ein wunderbares Gotteswerk in uns beweisen. „Ich habe auf Zeiten der Prüfung mit einer Art Sehnsucht zurückgeblickt, nicht damit sie zurückkehren, sondern um die Stärke Gottes zu spüren, wie ich sie damals gespürt habe, um die Kraft des Glaubens zu spüren, wie ich sie damals gespürt habe, um an Gottes mächtigem Arm festzuhalten, wie ich damals an ihm festhielt, und um Gottes Wirken zu sehen, wie ich es damals sah.“ (Spurgeon)

3. Wie wir die nötige Weisheit von Gott erhalten

Jakobus 1, 5-8

Jakobus 1, 5-8
Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen

  1. Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt: Anfechtungen führen dazu, dass es nötig ist, Gottes Weisheit zu suchen. Wir wissen oft erst in schwierigen Zeiten, dass wir Weisheit brauchen. Wenn wir einmal in einer Zeit der Prüfung stecken, müssen wir wissen, ob eine bestimmte Prüfung etwas ist, von dem Gott möchte, dass wir es durch den Glauben beseitigen oder durch den Glauben darin ausharren. Das erfordert Weisheit.
    1. In Bedrängnis brauchen wir viel mehr Weisheit als Erkenntnis. Die Erkenntnis ist grobe Information, aber die Weisheit ist in der Lage, sie zu nutzen. Jemand sagte einmal, dass Erkenntnis die Fähigkeit ist, Dinge auseinanderzuhalten, aber Weisheit ist die Fähigkeit, Dinge zusammenzufügen.
  2. So erbitte er sie von Gott: Um Weisheit zu empfangen, bitten wir einfach Gott – der großzügig (der allen gern) Weisheit schenkt, ohne unsere Bitte zu verachten (ohne Vorwurf).
    1. „Wir neigen sehr schnell dazu, in Büchern zu lesen, Menschen zu befragen oder Gruppen beizutreten, alles Mögliche zu tun, außer zu Gott zu gehen. Folglich sagt der Text nicht: ‘Lass ihn die Bücher befragen‘, auch nicht ‘lass ihn die Pfarrer befragen‘, sondern: ‘lass ihn Gott befragen.‘“ (Spurgeon)
    2. Gott gibt in der Tat allen gern. „Er gibt nach seiner überragenden Größe; wie Alexander der Große einem armen Mann eine Stadt geben wollte; und als dieser sie bescheiden ablehnte, weil sie zu groß für ihn sei, antwortete Alexander: Non quaero quid te accipere deceat, sed quid me dare, es geht nicht darum, was du zu empfangen vermagst, sondern darum, was ich zu geben vermag.“ (Trapp)
    3. Ohne Vorwurf: „Dies wird noch hinzugefügt, damit sich niemand fürchtet, zu oft zu Gott zu kommen … denn er ist bereit, den früheren Segnungen immer neue hinzuzufügen, ohne Ende oder Begrenzung“ (Calvin). Die Tatsache, dass wir Gottes Großzügigkeit kennen – dass er uns niemals verachtet oder übelnimmt, wenn wir ihn um Weisheit bitten – sollte uns ermutigen, ihn immer wieder zu bitten. Wir erkennen, dass er der Gott der offenen Hand, und nicht der Gott der geballten Faust ist.
    4. Wenn wir also Weisheit erlangen wollen, ist die Bibel der richtige Ort dafür. Echte Weisheit wird immer im Einklang mit Gottes Wort sein.
    5. Die Ausdrucksweise hier deutet auf die Haltung der Demut hin, die wir einnehmen, wenn wir zu Gott zu kommen. „Es heißt nicht: „Er soll es von Gott erkaufen, von ihm fordern oder verdienen.“ Oh! Nein – „er erbitte sie von Gott.“ So wie der Bettler bittet. Der Bettler bittet um Almosen. Ihr sollt so bitten, wie der Bettler auf der Straße bittet, und Gott wird euch weit großzügiger geben, als ihr den Armen gebt. Ihr müsst bekennen, dass ihr keinen eigenen Verdienst habt.“ (Spurgeon)
  3. Er bitte aber im Glauben: Unsere Bitte um Weisheit muss wie jede andere Bitte sein: im Glauben, ohne an Gottes Fähigkeit oder seinem Willen zu zweifeln, uns seine Weisheit zu geben.
    1. Wir erkennen, dass wir nicht nur Glauben sollten, sondern auch im Glauben bitten müssen; und das ist der Punkt, an dem die Gebete vieler Menschen versagen. „Ihr wisst, liebe Freunde, dass es eine Art des Betens gibt, bei der man um nichts bittet und doch bekommt.“ (Spurgeon)
  4. Zweifle nicht … Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird: Wer zweifelt und keinen Glauben hat, soll nicht erwarten, dass er etwas von dem Herrn empfängt. Dieser Mangel an Glauben und Gottvertrauen zeigt auch, dass wir keine Grundlage haben, da wir in allen unseren Wegen unbeständig sind.
    1. Gleicht einer Meereswoge, die vom Wind getrieben und hin- und hergeworfen wird: Der Mensch, der nicht glaubt zu empfangen, wenn er Gott bittet, der gleicht einer Meereswoge; er befindet sich in einem Zustand ständiger Unruhe, vom Wind getrieben und hin und her geworfen: mal steigt er in der Hoffnung auf, dann sinkt er in der Verzweiflung herunter.“ (Clarke)
    2. Einer Meereswoge ist eine treffende Beschreibung für jemanden, der durch Unglauben und unnötige Zweifel behindert wird.
      1. Eine Meereswoge ist ruhelos, und so auch der Zweifler.
      2. Eine Meereswoge ist unbeständig, und so auch der Zweifler.
      3. Eine Meereswoge wird vom Wind hin und hergeworfen, und so auch der Zweifler.
      4. Eine Meereswoge kann viel Schaden anrichten, und der Zweifler auch.
  5. Ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen: Gott zu bitten, aber ihn voller Zweifel zu bitten, zeigt, dass wir mit geteiltem Herzen bitten. Hätten wir keinen Glauben, so würden wir gar nicht erst bitten und hätten wir keinen Unglauben, dann würden wir ohne Zweifel bitten. In der Mitte zwischen Glauben und Unglauben zu sein, bedeutet, ein Mann mit geteiltem Herzen zu sein.
    1. Laut Hiebert bedeutet mit geteiltem Herzen wörtlich zwei-seelig. „Der Mann mit zwei Seelen, der eine für die Erde und eine andere für den Himmel hat: der sich beide Welten sichern will; er will die Erde nicht hinter sich lassen, und er ist unwillig, den Himmel aufzugeben.“ (Clarke)
    2. Der Mann, der zu Jesus sagte: „Ich glaube, Herr; hilf mir, [loszukommen] von meinem Unglauben!“ (Markus 9, 24) war kein Mann mit geteiltem Herzen. Er wollte glauben, und er bekannte seinen Glauben. Sein Glaube war zwar schwach, doch war er nicht mit einem Zweifel des geteilten Herzens behaftet.
    3. „Glaubst du, dass Gott dir Weisheit geben kann, und dass er es tun wird, wenn du ihn darum bittest? Dann geh sofort zu ihm und sage ihm: „Herr, das ist es, was ich brauche.“ Spezifiziere deine Wünsche, nenne deinen genauen Zustand, lege dein ganzes Anliegen so ordentlich vor Gott, als würdest du deine Geschichte einem intelligenten Freund erzählen, der bereit ist, dir zuzuhören und dir zu helfen; und dann sage: ‚Herr, ich glaube es ist genau das was ich brauche, und ich bitte dich darum im Glauben, dass du es mir geben kannst.‘“ (Spurgeon)

4. Ermutigung für diejenigen, die unter den Prüfungen leiden

Jakobus 1, 9-11

Jakobus 1, 9-11
Der Bruder aber, der niedrig gestellt ist, soll sich seiner Erhöhung rühmen, der Reiche dagegen seiner Niedrigkeit; denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. Denn kaum ist die Sonne aufgegangen mit ihrer Glut, so verdorrt das Gras, und seine Blume fällt ab, und die Schönheit seiner Gestalt vergeht; so wird auch der Reiche verwelken auf seinen Wegen.

  1. Der Bruder aber, der niedrig gestellt ist, soll sich seiner Erhöhung rühmen: So wie es für die niedrigen gestellten angemessen ist, sich zu freuen, wenn sie von Gott erhoben werden, so ist es für den Hohen (der Reiche) angemessen (aber weitaus schwieriger), sich zu freuen, wenn er durch Prüfungen zur Niedrigkeit gebracht wird.
    1. „Genauso wie der arme Bruder all seine irdische Armut vergisst, so vergisst der reiche Bruder all seine irdischen Reichtümer. Durch den Glauben an Christus sind beide gleichwertig.“ (Hiebert zitiert von Lenski)
    2. Obwohl wir die relative Armut und den Reichtum als Prüfungen oder Tests eines lebendigen Glaubens verstehen können, mit denen sich ein Christ auseinandersetzen muss, scheint es dennoch so zu sein, dass Jakobus eine plötzliche Verschiebung seines Themas vorgenommen hat, von Prüfungen und Weisheit zu Reichtum und Demut. In mancher Hinsicht ist der Jakobusbrief wie das Buch der Sprüche oder andere alttestamentliche Weisheitsliteratur, es kann von Thema zu Thema und wieder zurück zu einem früheren Thema springen.
  2. Denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen: Prüfungen dienen dazu, die Reichen und hoch Angesehenen daran zu erinnern, dass, obwohl sie in diesem irdischen Leben zufrieden sind, es dennoch nur dieses irdische Leben ist, das verwelkt, wie das Gras braun wird und die Blumen verwelken.
    1. Im Land Israel gibt es viele Arten schöner Blumen, die zum Leben erwachen, wenn der Regen kommt, aber sie halten nur für kurze Zeit, bevor sie verwelken. Im Hinblick auf die Ewigkeit wird auch der Reiche verwelken auf seinen Wegen — und das wird sehr schnell gehen.
    2. Der Reichtum dieser Welt wird sicherlich verwelken – aber Jakobus sagt, dass auch der Reiche verwelken wird. Wenn wir unser Leben und unsere Identität in Dinge stecken, die verwelken, werden auch wir verwelken. Wie viel besser ist es, unser Leben und unsere Identität in Dinge zu stecken, die niemals vergehen werden! Wenn ein Mensch nur in dieser Welt reich ist, hinterlässt er, wenn er stirbt, seinen Reichtum. Wenn aber ein Mensch reich vor Gott ist, geht er, wenn er stirbt, zu seinem Reichtum über.

B. In Zeiten der Anfechtung für den Herrn leben

1. Ein Segen für alle, die die Anfechtung erdulden

Jakobus 1, 12

Jakobus 1, 12
Glückselig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sich bewährt hat, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat, die ihn lieben.

  1. Glückselig ist der Mann: Das klingt, wie eine der Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt (Matthäus 5, 1-12). In diesen großen Verheißungen des Segens sagt Jesus uns nicht nur auf welche Weise wir glückselig werden können. Hier lernen wir, dass wir glückselig werden können, wenn wir die Anfechtungen erdulden.
    1. Es heißt nicht: „Gesegnet ist der Mensch, der nie in Anfechtungen gerät.“ Es heißt auch nicht: „Gesegnet ist der Mann, dem es leichtfällt, alle Anfechtungen zu überwinden.“ Stattdessen wird die Verheißung der Glückseligkeit demjenigen gegeben, der die Anfechtungen erduldet. Es gibt eine besondere Gabe der Glückseligkeit von Gott für denjenigen, der ‚Nein‘ zur Anfechtung und damit ‚Ja‘ zu Gott sagt.
  2. Denn nachdem er sich bewährt hat: Hier erklärt Jakobus den Zweck, den Gott damit verfolgt, dass er die Versuchung zulässt. Der Zweck ist, dass wir uns in unserem Glauben bewähren; dass wir durch diese Bewährung als echt und stabil befunden werden.
  3. Der die Anfechtung erduldet: Anfechtung: Die Anfechtung ist einer der verschiedenen Prüfungen (Jakobus 1, 2), die wir durchleben. Wenn wir durch die Anfechtung hindurch ausharren und uns bewähren, werden wir belohnt, da das Werk Gottes in uns durch unseren Widerstand gegen die Anfechtung sichtbar wird.
  4. Die Krone des Lebens empfangen, welche der Herr denen verheißen hat: Jakobus erinnert uns daran, dass es sich wirklich lohnt, die Anfechtungen, denen wir ausgesetzt sind, zu erdulden. Unsere Standhaftigkeit wird belohnt werden, wenn wir unsere Liebe zu Jesus (die ihn lieben) dadurch zeigen, dass wir den Anfechtungen widerstehen.
    1. „Es gibt eine Krone für mich … so will ich meine Lenden umgürten und meinen Lauf beschleunigen, denn die Krone ist denen sicher, die mit Geduld laufen.“ (Spurgeon)
  5. Die ihn lieben: Hier wird der Grund dafür beschrieben, der Anfechtung zu widerstehen, und zwar wegen unserer Liebe zu Gott. Die Leidenschaften sündhafter Versuchung können nur durch eine größere Leidenschaft voll und ganz überwunden werden, und das ist eine Leidenschaft, die der Ehre und Herrlichkeit und der Beziehung zu Gott gilt.
    1. Manche widerstehen der Versuchung auch aufgrund der Angst vor den Menschen. Der Dieb wird plötzlich ehrlich, wenn er einen Polizisten sieht. Der Mann oder die Frau beherrschen ihre Lüste, weil sie es nicht ertragen könnten, ertappt zu werden und damit in Verlegenheit zu geraten. Andere widerstehen der Anfechtung durch die einer Sünde wegen der Macht einer anderen Sünde. Der gierige Geizhals gibt das Feiern auf, weil er das Geld nicht ausgeben will. Aber das beste Motiv, der Anfechtung zu widerstehen, ist ihn zu lieben; ihn mit größerer Kraft und größerer Leidenschaft zu lieben als deine Sünde.
    2. „Diejenigen also, die die Anfechtung richtig erdulden, erdulden sie, weil sie Gott lieben. Sie sagen zu sich selbst: „Wie kann ich diese große Bosheit tun und gegen Gott sündigen?“ Sie können nicht in Sünde fallen, weil es ihn, der sie so sehr liebt und den sie von ganzem Herzen lieben traurig machen würde.“ (Spurgeon)

2. Wie die Anfechtung entsteht und wirkt

Jakobus 1, 13-16

Jakobus 1, 13-16
Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand; sondern jeder Einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder:

  1. Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht: Die Versuchung kommt nicht von Gott. Er lässt es zwar zu, aber er selbst verführt uns nicht zum Bösen, obwohl Gott unseren Glauben prüfen kann, ohne uns zum Bösen zu verführen (und er selbst versucht auch niemand).
    1. Jakobus wusste, dass die meisten Menschen die Neigung haben, Gott die Schuld zu geben, wenn sie sich in solchen Prüfungen befinden. Doch von Natur aus kann Gott nicht versucht werden (in dem Sinne, wie wir versucht werden, wie Jakobus erklären wird), und er selbst versucht auch niemand.
    2. „Er stellt die große Ursache der Sünde dar; die Begierde hat mehr Einfluss als der Teufel oder seine Mittel, die uns nicht zur Sünde führen können, ohne dass wir selbst darauf eingehen: sie versuchen es zwar manchmal, aber sie siegen nicht.“ (Poole)
    3. Gott lässt es manchmal zu, dass sein Volk vor eine große Prüfung gestellt wird, das gilt sogar für einige aus diesem Volk, die man für seine Lieblinge halten könnte. Denken wir an den heftigen Befehl, den er Abraham gab (1. Mose 22, 1), oder an die Bedrängnis, die er Hiob zukommen ließ (Hiob 1-2). Andere Male schickt er Prüfungen als eine Form seines Richtens über diejenigen, die ihn abgewiesen haben, wie z.B. das Senden eines Geistes, um Täuschung zu bringen (1. Könige 22, 19-23) oder er verlässt einen Menschen und weigert sich ihm zu antworten (1. Samuel 28, 15-16). Doch in keinem Fall verführt Gott einen Menschen zum Bösen.
    4. „Satan versucht: Gott prüft. Aber dieselbe Prüfung kann zugleich eine Versuchung und eine Prüfung sein; und es kann eine Prüfung von Gottes Seite und eine Versuchung von Satans Seite sein, wie bei Hiob, als er vom Satan versucht wurde; aber Gott hatte ihn durch den Satan geprüft, sodass es eine Prüfung für ihn war.“ (Spurgeon)
  2. Jeder Einzelne wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt wird: Gott führt uns nicht in Versuchung. Stattdessen kommt die Versuchung, wenn wir von unseren eigenen menschlichen Begierden gereizt und gelockt werden -wobei die Welt und der Teufel die Verlockung liefern.
    1. Gereizt und gelockt: „Es kann sich entweder um eine Metapher handeln, die sich auf einen Fisch bezieht, der von einem Köder angelockt und angezogen wird, oder von einer Prostituierten, die einen jungen Mann vom rechten Weg abbringt und ihn mit dem Köder des Vergnügens lockt, um mit ihm eine Dummheit zu begehen.“ (Poole)
    2. Satan führt uns zwar in Versuchung, aber der Grund wieso die Versuchung überhaupt eine Chance bei uns hat, beruht auf unserer gefallenen Natur, die unsere von Gott gegebenen Wünsche verdirbt. Wir schenken Satan oft zu viel Anerkennung für seine Verführungskraft und erkennen nicht, dass wir eigentlich von unserer eigenen Begierde gereizt und gelockt werden. Manche Menschen flehen Satan praktisch an, sie in Versuchung zu führen.
    3. Es gibt einige, die gerne die Souveränität Gottes betonen und sagen, dass Gott für alle Dinge verantwortlich ist. Doch Gott ist niemals für die Sünde des Menschen verantwortlich. Johannes Calvin selbst schrieb in seinem Kommentar zu diesem Text: „Wenn die Schrift die Blindheit oder Herzenshärte Gott zuschreibt, dann weist sie ihm nicht den Beginn der Blindheit zu, noch macht sie ihn zum Urheber der Sünde, um ihm die Schuld zuzuschreiben.“ Calvin schrieb auch: „Die Schrift behauptet, die Verworfenen seien verdorbenen Begierden ausgeliefert; aber ist es, weil der Herr ihre Herzen verdirbt? Keineswegs; denn ihre Herzen sind den schlechten Begierden unterworfen, weil sie schon verdorben und bösartig sind.“
  3. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde: Aus verdorbener Begierde entsteht die Sünde. Durch die Sünde entsteht der Tod. Der Weg in den Tod ist eine unvermeidliche Folge, die Satan immer wieder vor uns zu verbergen versucht, über die wir uns aber nicht hinwegtäuschen lassen sollten.
    1. „Jakobus stellt die Begierde der Menschen als eine Hure dar, die den Verstand und den Willen in ihre unreinen Umarmungen lockt und aus dieser Beziehung die Sünde hervorbringt. Die Sünde, die gezeugt wird, wirkt sofort und wird durch häufige Wiederholung genährt, bis sie schließlich so stark wird, dass sie ihrerseits den Tod hervorbringt. Dies ist die wahre Abstammung von Sünde und Tod.“ (Clarke)
  4. Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder: Satans großartige Strategie in der Versuchung ist es, uns davon zu überzeugen, dass das Ausleben unserer verdorbenen Begierden, ein Gutes-Leben hervorbringen kann. Wenn wir uns daran erinnern, dass Satan nur kommt, um zu stehlen, zu töten und zu verderben (Joh 10, 10), dann können wir den Täuschungen der Versuchung besser widerstehen.

3. Gottes Güte bleibt , im Gegensatz zu den Versuchungen, denen wir ausgesetzt sind. bestehen

Jakobus 1, 17-18

Jakobus 1, 17-18
Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel. Nach seinem Willen hat er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit, damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe seien.

  1. Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab: Von unserer eigenen gefallenen Natur und von denen, die uns verführen wollen, erwarten wir keine wahrhafte Güte. Doch jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von Gott, unserem Vater im Himmel.
    1. Das endgültige Qualität eines jeden Geschenks muss natürlich an einem ewigen Maßstab gemessen werden. Etwas, das nur scheinbar gut ist (wie z. B. ein Geldgewinn in einer Lotterie), kann in der Tat zu unserer Zerstörung führen.
  2. Bei dem keine Veränderung ist, noch ein Schatten infolge von Wechsel: Gottes Güte ist beständig. Bei Ihm gibt es keine Veränderung. Anstelle von Schatten ist Gott der Vater der Lichter.
    1. Laut Hiebert, bedeutet das altgriechische Wort ‚Vater der Lichter‘. Die besonderen Lichter sind die Himmelskörper, die den Himmel, sowohl bei Tag als auch bei Nacht erhellen. Die Sonne und die Sterne hören nicht auf Licht zu spenden, auch wenn wir sie nicht sehen können. Trotzdem gibt es bei Gott nie einen Schatten. Wenn es Nacht wird, ist die Sonne nicht daran schuld, dass Dunkelheit hereinbricht. Stattdessen hat sich die Erde von der Sonne abgewandt und es wird dunkel.
    2. Das bedeutet, dass Gott sich niemals verändert. Unter den modernen Theologen gibt es einige, die von der sogenannten Prozesstheologie überzeugt sind, die besagt, dass Gott selbst ‚reift‘ und ‚wächst‘ und sich „in einem Prozess der Veränderung befindet“ ist. Dennoch sagt die Bibel, dass es keine Veränderung, noch ein Schatten infolge von Wechsel bei Gott gibt.
  3. Nach seinem Willen hat er uns gezeugt durch das Wort der Wahrheit: Jakobus verstand, dass das Geschenk der Errettung von Gott gegeben wurde und nicht durch die Werke oder den Gehorsam des Menschen verdient wurde. Es ist nach seinem Willen, dass er uns zur Errettung gezeugt hat.
    1. Hat er uns gezeugt: „Das Wort bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes: Er hat das Amt einer Mutter an uns ausgeübt, die uns in das Licht des Lebens gebracht hat.“ (Trapp)
    2. „Meistens müssen Menschen, die großzügig sind, zu ihrer Großzügigkeit angeregt werden. Sie haben es nötig, dass man auf sie wartet; man muss ihnen Anreize geben; sie müssen manchmal gedrängt werden; ein Beispiel muss sie anspornen. Aber Gott hat alle diese Dinge, aus seinem eigenen Willen für uns getan und nicht, weil er dazu veranlasst oder gereizt wurde, denn Gott erfreut sich an seiner Barmherzigkeit; weil sein Name und sein Wesen Liebe sind, weil es für ihn so selbstverständlich ist zu leuchten, wie für die Sonne, ist es für ihn natürlich, die Strahlen seiner ewigen Gnade auszubreiten.“ (Spurgeon)
  4. Damit wir gleichsam Erstlinge seiner Geschöpfe seien: Wir können Gottes Güte in unserer Errettung sehen, da er unsere Errettung nach seinem Willen veranlasst und uns durch Sein Wort der Wahrheit, ins geistliche Leben gezeugt hat, damit wir zu seiner Ehre Erstlinge seiner Ernte sein können.
    1. In den vorherigen Versen hat Jakobus uns gesagt, was die Begierde des Menschen hervorbringt: Sünde und Tod. Hier sagt er uns, was der Wille des guten Gottes bringt: Erlösung für uns, als eine Art Erstlinge seiner Geschöpfe.
    2. Jakobus mag sich auf seine eigene Generation von Gläubigen beziehen, wenn er sie als Erstlinge bezeichnet, insbesondere da der Brief hauptsächlich an Christen mit jüdischem Hintergrund geschrieben wurde. Die Tatsache, dass diese Christen mit jüdischem Hintergrund Erstlinge sind (5. Mose 26, 1-4), zeigt, dass Jakobus eine spätere und größere Ernte von Christen mit heidnischem Hintergrund erwartete.
    3. Einige haben über die Idee der Erstlinge seiner Geschöpfe noch weiter (vielleicht zu sehr) spekuliert, und sagen, dass Jakobus eine größere Erlösung unter unbekannten Geschöpfen Gottes im Sinn hatte, von denen wir die Erstlinge dieser größeren Erlösung sind.

4. Im Angesicht von ungerechtfertigtem Zorn standhaft bleiben

Jakobus 1, 19-20

Jakobus 1, 19-20
Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn; denn der Zorn des Mannes vollbringt nicht Gottes Gerechtigkeit!

  1. Sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn: Wir können lernen, langsam zum Zorn zu sein, indem wir zuerst lernen, schnell zum Hören und langsam zum Reden zu sein. Ein Großteil unseres Zorns und unserer Wut kommt daher, dass wir egozentrisch sind und nicht auf andere achten. Schnell zum Hören ist eine Möglichkeit, sich auf andere zu konzentrieren. Langsam zum Reden ist ein Weg, andere in den Mittelpunkt zu rücken.
    1. „Aber hat die Natur uns nicht dasselbe gelehrt, was der Apostel hier sagt, nämlich dass wir zwei Ohren haben, die offen sind, und nur eine Zunge, die mit Zähnen und Lippen umschlossen ist?“ (Trapp)
  2. Langsam zum Zorn; denn der Zorn des Mannes vollbringt nicht Gottes Gerechtigkeit: In Anbetracht der Natur der Versuchung und der Güte Gottes müssen wir besonders darauf achten, langsam zum Zorn zu werden, weil unser Zorn nicht Gottes Gerechtigkeit hervorbringt. Unser Zorn verteidigt oder fördert fast immer nur unsere eigene Absicht.

5. Mit Blick auf die Begierden des Fleisches standhaft bleiben

Jakobus 1, 21

Jakobus 1, 21
Darum legt ab allen Schmutz und allen Rest von Bosheit und nehmt mit Sanftmut das [euch] eingepflanzte Wort auf, das die Kraft hat, eure Seelen zu erretten!

  1. Allen Schmutz und allen Rest von Bosheit: Damit ist eine unreine Lebensweise gemeint. Im Angesicht der Natur der Versuchung und der Güte Gottes, sollen wir allen Schmutz ablegen und sie von uns fernhalten.
    1. Allen Schmutz: „Der stinkende Schmutz eines üblen Geschwürs. Sünde ist das Erbrochene des Teufels, der Kot der Seele, der Überfluss oder Müll der Unanständigkeit [Bosheit] … wie es hier in Anspielung auf den Abfall der Opfer, die in den Bach Kedron, d.h. in den Stadtgraben, geworfen werden, bezeichnet wird.“ (Trapp)
    2. Die ältere King James-Version übersetzt den Ausdruck ‚Rest an Bosheit‘ mit ‚Überfluss an Unanständigkeit‘.
  2. Nehmt mit Sanftmut das eingepflanzte Wort auf: Im Gegensatz zu einer unreinen Lebensweise sollten wir das eingepflanzte Wort Gottes aufnehmen (indem wir es mit Sanftmut und einem belehrbaren Herzen annehmen). Dieses Wort hat die Kraft, uns, sowohl in unseren gegenwärtigen Situationen als auch in der Ewigkeit zu erretten. Die Reinheit des Wortes Gottes kann uns auch in einem unreinen Zeitalter bewahren.
    1. „Die erste wichtige Sache ist also das Empfangen. Das Wort ‚empfangen‘ ist ein sehr lehrreiches Wort des Evangeliums; es ist die Tür, durch welche die Gnade Gottes zu uns eintritt. Wir werden nicht durch Werke gerettet, sondern durch das Empfangen; nicht durch das, was wir Gott geben, sondern durch das, was Gott uns gibt, und wir von ihm empfangen.“ (Spurgeon)
    2. Hier spielte Jakobus auf die geistliche Kraft des Wortes Gottes an. Wenn es in das Herz des Menschen eingepflanzt wird, ist es in der Lage unsere Seelen zu erretten. Das Wort Gottes trägt die Kraft Gottes in sich.

6. Wie man das Wort Gottes empfängt

Jakobus 1, 22-25

Jakobus 1, 22-25
Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, die sich selbst betrügen. Denn wer [nur] Hörer des Wortes ist und nicht Täter, der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war. Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser [Mensch], der kein vergesslicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun.

  1. Seid aber Täter des Wortes und nicht bloß Hörer: Wir müssen Gottes Wort als Täter und nicht nur als Hörer aufnehmen. Wir betrügen uns selbst, wenn wir uns gut damit fühlen Gottes Wort gehört zu haben, wir aber nicht danach handeln.
    1. In der antiken Welt war es üblich, dass die Menschen einem Lehrer zuhörten. Wenn man dem Lehrer folgte und versuchte nach dem zu leben, was er sagte, wurde man als Jünger des Lehrers bezeichnet. Wir können also sagen, dass Jesus nach Jüngern sucht: Täter, nicht nur Hörer.
    2. Diesen gleichen Punkt benutzte Jesus zum Abschluss seiner großen Bergpredigt. Er sagte, dass derjenige, der das Wort hörte, ohne es zu tun, wie ein Mann sei, der sein Haus auf Sand baute, aber derjenige, der Gottes Wort hörte und es tat, sei wie ein Mann, dessen Haus auf einen Felsen gebaut war. Derjenige, der Gottes Wort hörte und tat, konnte den unvermeidlichen Stürmen des Lebens und dem Gericht der Ewigkeit standhalten (Matthäus 7, 24-27).
    3. „Ein Lehrer oder Prediger mag eine wortgewandte Rede über das Evangelium halten oder gekonnt irgendeine alttestamentliche Prophezeiung über Christus erklären, aber wenn die Predigt beendet ist, ist sie nicht ganz vorbei; es bleibt etwas übrig, was die Zuhörer im Leben tun müssen, und wenn sie sich mit sentimentaler Bewunderung oder mit dem Genießen des Gefühls- oder Geistesgenusses begnügen, brauchen sie sich nicht einzubilden, dass dies Glaube ist.“ (Moffatt)
    4. „Ich fürchte, wir haben in allen Gemeinden viele solcher Menschen; bewundernde Zuhörer, liebevolle Zuhörer, anhängliche Zuhörer, aber allezeit ungläubige Hörer, weil sie nicht Täter des Wortes sind.“ (Spurgeon)
    5. „Sie kennen die alte Geschichte; ich schäme mich fast ein wenig, sie noch einmal zu wiederholen, aber sie ist so treffend. Als Donald früher als gewöhnlich aus der Kirche herauskam, sagte Sandy zu ihm: `Was, Donald, ist die Predigt schon fertig?´ `Nein´, sagte Donald, `es ist alles gesagt, aber es ist noch nicht alles getan. ’“ (Spurgeon)
  2. Der gleicht einem Mann, der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut; er betrachtet sich und läuft davon und hat bald vergessen, wie er gestaltet war: Der Mensch, der Gottes Wort nur hört, ohne danach zu handeln, hat denselben Sinn und die gleiche Beständigkeit, wie jemand, der in einen Spiegel schaut und schon bald vergessen hat, was er gesehen hat. Die Informationen, die er erhalten hat, haben nichts Gutes in seinem Leben bewirkt.
    1. Der sein natürliches Angesicht im Spiegel anschaut: Das altgriechische Wort, das mit anschaut übersetzt wird, hat die Bedeutung einer sorgfältigen Prüfung. Mit der Bedeutung hatte Jakobus Menschen im Sinn, die Gottes Wort sorgfältig prüfen; sie mögen als Bibelexperten angesehen werden, aber das führt immer noch nicht dazu, dass sie handeln.
    2. „Das Spiegelbild des Wortes ist nicht wie unser gewöhnliches Spiegelbild, das uns nur unser Äußeres zeigt; aber nach dem griechischen Text, sieht der Mensch darin „das Gesicht seiner Geburt“, das Gesicht seiner Natur. Wer das Wort liest und hört, kann darin nicht nur seine Handlungen sehen, sondern auch seine Beweggründe, seine Wünsche, und seinen inneren Zustand.“ (Spurgeon)
    3. Um die Kraft hinter dem Wort Gottes zu verstehen, ist der Prediger dafür verantwortlich, hart daran zu arbeiten, diese Kraft nicht zu behindern. „Manche Prediger glauben, es sei ihre Aufgabe, schöne Bilder zu malen: aber das ist nicht so. Wir sollen nicht entwerfen und skizzieren, sondern einfach den widergespiegelten Wert der Wahrheit wiedergeben. Wir sollen der menschlichen Natur im moralischen und geistlichen Sinne den Spiegel vorhalten und die Menschen sich selbst darin sehen lassen. Wir müssen den Spiegel nicht einmal herstellen, sondern ihn nur hochhalten. Die Gedanken Gottes, und nicht unsere eigenen Gedanken, sollen unseren Zuhörern vor Augen gestellt werden; und diese stellenden Menschen so dar, wie er ist. Das Wort des Herrn ist eine Offenbarung von Geheimnissen: Es zeigt einem Menschen sein Leben, seine Gedanken, sein Herz, sein innerstes Selbst.“ (Spurgeon)
    4. Ein vernünftiger Mensch schaut in den Spiegel, um etwas zu tun, nicht nur um das Bild zu bewundern. Genauso schaut ein vernünftiger Christ in Gottes Wort, um etwas zu tun, und nicht nur um sich Fakten zu merken, die er nicht als ein Täter des Wortes anwendet.
    5. „Die Lehren Gottes, die unverfälscht gepredigt werden, sind wie ein Spiegel; wer sie hört, kann nicht anders, als seinen eigenen Charakter zu erkennen und von seiner eigenen Schande betroffen zu sein; er trauert und nimmt sich vor, sich zu verbessern; aber wenn die Predigt vorbei ist, wird der Spiegel entfernt … er vergisst bald, was für ein Mensch er war … er rechtfertigt sich selbst aus der inneren Notwendigkeit, Buße zu tun und sein Leben zu ändern, und betrügt so seine Seele.“ (Clarke)
    6. „Nimm dir Gottes Gesetz wie ein Spiegel, in den du blicken kannst, sagt Herr Bradford; so wirst du dein Gesicht so schmutzig, eklig, pockig und verschorft sehen, dass es dir bei der Betrachtung nur leidtun kann.“ (Trapp)
  3. Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin bleibt, dieser [Mensch], der kein vergesslicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, er wird glückselig sein in seinem Tun: Wenn wir das Wort Gottes aufmerksam studieren und danach handeln (darin bleiben), dann werden wir glückselig sein.
    1. Wer aber hineinschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit: In der altgriechischen Sprache bedeutet das Wort für blickt eine gründliche Untersuchung, so dass man sich sogar nach vorne neigen würde, um einen besseren Blick zu bekommen. Obwohl Jakobus das Tun betonte, vernachlässigte er auch das Studium des Wortes Gottes nicht. Wir sollten in Gottes Wort hineinschauen.
    2. Adam Clarke weist darauf hin, dass das altgriechische Wort, darin bleibt folgende Bedeutung hat: „ Sich Zeit zu nehmen, um den Zustand seiner Seele, die Gnade seines Gottes, das Ausmaß seiner Pflicht und die Höhe der verheißenen Herrlichkeit zu sehen und zu prüfen. Die Metapher bezieht sich auf jene Frauen, die viel Zeit vor ihrem Spiegel verbringen, damit sie sich äußerst vorteilhaft schmücken und sicher sein können, dass nicht ein Haar oder das kleinste Schmuckstück am falschen Platz ist.“
    3. Das vollkommene Gesetz der Freiheit: Das ist eine wunderbare Art, das Wort Gottes zu beschreiben. Im Neuen Bund offenbart Gott uns ein Gesetz, doch es ist ein Gesetz der Freiheit, das durch den Geist Gottes in unsere veränderten Herzen geschrieben wurde.
    4. „Die ganze Lehre der Schrift, oder besonders das Evangelium, wird als Gesetz bezeichnet, siehe Römer 3, 27, sowohl weil es eine Regel ist als auch wegen der Macht, die es über das Herz hat; und als Gesetz der Freiheit, weil es den Weg zur besten Freiheit, der Freiheit von der Sünde, von der Knechtschaft des zeremoniellen Gesetzes, von der Genauigkeit der Moral, und weg vom Zorn Gottes zeigt.“ (Poole)

7. Beispiele dafür, was es bedeutet, ein Täter des Wortes Gottes zu sein

Jakobus 1, 26-27

Jakobus 1, 26-27
Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein, seine Zunge aber nicht im Zaum hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Frömmigkeit ist wertlos. Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott, dem Vater, ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren.

  1. Wenn jemand unter euch meint, fromm zu sein: Jakobus erklärte gerade, dass wahre Frömmigkeit nicht durch das Hören des Wortes, sondern durch das Tun gezeigt wird. Eine Möglichkeit nach Gottes Wort zu handeln, besteht darin, die Zunge im Zaum zu halten.
    1. Meint, fromm zu sein: Das Neue Testament verwendet dieses altgriechische Wort ‚fromm‘ nie in einem positiven Sinn (Apostelgeschichte 17, 22; 25, 19; 26, 5; Kolosser 2, 23). Jakobus verwendet es hier für jemanden, der fromm ist, aber nicht wirklich mit Gott im Reinen ist, und das ist offensichtlich so, weil er seine Zunge
      nicht zügelt.
  2. Dessen Frömmigkeit ist wertlos: Dein Weg mit Gott ist wertlos, wenn es nicht in der Art und Weise zum Ausdruck gebracht wird, in dem wie du lebst und wie du andere behandelst. Viele sind in ihrem eigenen Herzen betrogen, was die Realität ihres Lebens mit Gott betrifft.
    1. „Es scheint auf die heuchlerischen Juden hinzuweisen, deren Religion so sehr in äußerlichen Vorschriften bestand und darin, sich von zeremoniellen Verunreinigungen fernzuhalten, während sie doch mit so vielen moralischen Makeln befleckt waren, Matthäus 23, 23; Johannes 18, 28; wie sie zum Beispiel die Häuser der Witwen verschlangen. “ (Poole)
    2. „Er leugnet den Raum den die öffentlichen Anbetung (siehe Jakobus 2, 2; 5, 14) oder der religiösen Bräuche haben nicht, aber er erklärt, dass sich eine reine, makellose Frömmigkeit vor Gott in Taten der Nächstenliebe und in Keuschheit ausdrückt – die beiden Merkmale der frühchristlichen Moral, die die heutige Welt beeindrucken.“ (Moffatt)
  3. Eine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott: Es gibt viel reine und makellos Frömmigkeit in den Augen der Menschen, die keine reine und makellose Frömmigkeit vor Gott ist.
  4. Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren: Ein wahres Leben mit Gott zeigt sich in einfachen, praktischen Dingen. Er hilft den Bedürftigen und hält sich in der Verdorbenheit der Welt unbefleckt.
    1. „Der biblische Anstand, die reine äußere Anbetung, die wahre Verkörperung der inneren Grundsätze des Glaubens ist es, Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen und sich von der Welt unbefleckt zu bewahren. Nächstenliebe und Reinheit sind die beiden großen Gewänder des Christentums.“ (Spurgeon)
    2. „Wahre Frömmigkeit dient nicht nur ein wenig der Erleichterung der Bedrängten, sondern sie besucht sie, sie kümmert sich um sie, sie nimmt sie in ihre Obhut; das bedeutet episkeptesthai. Sie geht in ihre Häuser und spricht zu ihren Herzen; sie lindert ihre Not, hat Mitleid mit ihnen in ihrer Bedrängnis, belehrt sie in göttlichen Dingen und tritt vor Gott für sie ein. Und all dies tut sie um des Herrn Willen. Das ist die Frömmigkeit von Christus.“ (Clarke)
  5. Von der Welt unbefleckt: Es geht hier nicht darum, dass sich ein Christ von der Welt zurückzieht; stattdessen kümmern sie sich um Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis und andere die auch in Not sind. Das christliche Ideal ist es nicht, sich von der Welt zurückzuziehen; sie sind in der Welt, sie sind nicht von ihr; und sie bleiben von der Welt unbefleckt.
    1. „Ich möchte einen Christen sehen, der nicht in einem Glaskasten fern von Prüfung und Versuchung aufbewahrt wird, aber doch mit einem unsichtbaren Schild bedeckt ist, so dass er, wo immer er hingeht, und vor den bösen Einflüssen, die in der Welt an fast jedem Ort sind, behütet und geschützt wird.“ (Spurgeon)
    2. In dem Buch 1. Mose ist Lot ein Beispiel für einen Mann, der von der Welt befleckt wurde. Er begann, in Richtung Sodom zu leben, wobei er das geistliche Umfeld wegen des Wohlstands der Gegend nicht beachtete. Schließlich zog er in die gottlose Stadt und wurde ein Teil der Stadtverwaltung. Am Ende kam dabei heraus, dass Lot alles verlor – und nur um Haaresbreite gerettet wurde.
    3. „Es gibt kein Buch wie diesen Brief, mit einem so erhabenen Vorbild dessen, was das Leben werden kann, wenn es der Gnade Christi überlassen wird. Der Brief beschreibt ein gereinigtes Herz und ein unbeflecktes Gewand; eine Seele in der keine Sünde zugelassen und gestattet, und keiner böse Angewohnheit erlaubt wird, das Leben zu beherrschen und zu fesseln.“ (Meyer)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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