Jakobus 5 – Das Beispiel eines lebendigen Glaubens

A. Eine Zurechtweisung der gottlosen Reichen

1. Die Reichen und die Illusion des Reichtums

Jakobus 5, 1-3

Jakobus 5, 1-3
Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über das Elend, das über euch kommt! Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!

  1. Wohlan nun, ihr Reichen: Jakobus entwickelte den Gedanken von der Notwendigkeit der vollständigen Abhängigkeit von Gott. Er tadelt nun natürlich diejenigen, die am ehesten unabhängig von Gott leben würden – die Reichen.
    1. Während Jesus einige Reiche zu seinen Nachfolgern zählte (wie Zachäus, Josef von Arimathäa und Barnabas), müssen wir feststellen, dass Reichtum ein zusätzliches, bedeutendes Hindernis für das Reich Gottes darstellt (Matthäus 19, 23-24). Es ist auch wahr, dass das Streben nach Reichtum eine Motivation für jede erdenkliche Sünde ist (1. Timotheus 6, 10).
    2. „Er spricht zu ihnen nicht einfach als Reiche (denn Reichtum und Gnade können manchmal zusammenpassen), sondern als Böse, die sich nicht nur im Reichtum suhlen, sondern ihn für Stolz, Luxus, Unterdrückung und Grausamkeit missbrauchen.“ (Poole)
  2. Weint und heult: Im Stil eines alttestamentlichen Propheten sagt Jakobus den Reichen, dass sie wegen ihres Schicksals (das Elend, dass über euch kommt) trauern sollen. Im zukünftigen Leben werden sich ihre Reichtümer als verfault, von Motten zerfressen und verrostet offenbaren.
    1. Jakobus bezieht sich wahrscheinlich auf die Zerstörung von drei Arten von Reichtum. Lebensmittelvorräte sind verdorben (verfault), Kleider sind von Motten zerfressen, und Gold und Silber sind verrostet. Jede Art von Reichtum führt auf ihre Weise ins Leere.
    2. „Mehr als das, fügt Jakobus mit einem dantesken (in dem Stil von Dante Alighieri, einem bedeutenden mittelalterlichen italienischen Schriftsteller) Hauch von Entsetzen dazu, dass der Rost euch und euer Fleisch fressen wird, wie Feuer, weil ihr so an eure gierigen Gewinne gebunden seid; euer Reichtum geht zugrunde und ihr verderbt mit ihm und durch ihn, ihr werdet mit brennendem Schmerz verzehrt.“ (Moffatt)
    3. „Weint lieber hier, wo die trocknenden Tücher in der Hand Christi sind, als dass man euch in der Hölle die Augen auspeitscht. Es ist besser, mit Menschen zu heulen, als mit Teufeln zu schreien.“ (Trapp)
  3. Wird gegen euch ein Zeugnis ablegen: Die bestechliche Natur vom Reichtum der Reichen wird gegen sie aussagen. Am Tag des Gerichts wird sich zeigen, dass sie ihr Leben in der arroganten Unabhängigkeit gelebt haben, die Jakobus zuvor verurteilt hatte. Sie häuften in den letzten Tagen an irdische Schätze, anstatt Schätze im Himmel zu sammeln (Lukas 18, 22).
    1. In den letzten Tagen: „Das Schicksal wird in farbenfrohen jüdischen Redewendungen dargestellt, und die gleiche unmittelbare Aussicht auf das Ende wird als Bedrohung für die Reichen und als Trost für die unterdrückten Armen ausgegeben.“ (Moffatt)

1. Die Sünden der Reichen werden verdammt

Jakobus 5, 4-6

Jakobus 5, 4-6
Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euch die Felder abgemäht haben, der aber von euch zurückbehalten worden ist, er schreit, und das Rufen der Schnitter ist dem Herrn der Heerscharen zu Ohren gekommen! Ihr habt euch dem Genuss hingegeben und üppig gelebt auf Erden, ihr habt eure Herzen gemästet wie an einem Schlachttag! Ihr habt den Gerechten verurteilt, ihn getötet; er hat euch nicht widerstanden.

  1. Der von euch zurückbehaltene Lohn der Arbeiter: Sie hatten ihren Arbeitern den Lohn vorenthalten. Sie lebten schwelgerisch ohne Rücksicht auf andere zu nehmen (wie der Mann in der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus, Lukas 16, 19-31). Sie hatten aus ihrer Machtposition heraus verurteilt und gemordet.
    1. „Der Zahlungsaufschub ist eine Art Betrug, da er dem Gläubiger die Möglichkeit nimmt, aus seiner Not herauszukommen; und so wird ihnen hier Ungerechtigkeit und Habsucht vorgeworfen, weil sie von der Arbeit anderer Menschen lebten und die Armen hungern ließen, um sich persönlich daran zu bereichern.“ (Poole)
  2. Das Rufen der Schnitter ist dem Herrn der Herrscharen zu Ohren gekommen: Der Titel Herr (Zebaoth) in Jakobus 5, 4 sollte nicht mit dem ähnlichen Titel Herr des Sabbats verwechselt werden. Stattdessen ist es eine Übersetzung der Vorstellung hinter dem hebräischen Begriff Herr der Heerscharen (vgl. Römer 9, 29 mit Jesaja 1, 9), der sich vor allem auf die himmlischen und engelhaften Heerscharen bezieht. Er beschreibt Gott als Krieger, den Oberbefehlshaber aller himmlischen Armeen.
    1. Die Verwendung dieses Titels sollte diese Ungerechten als nüchterne Warnung erreichen. Das Schreien des Volkes, das sie unterdrückt hatten, wurde von dem Gott gehört, der den himmlischen Heerscharen Befehle erteilt; dem Gott der Macht und der Kraft und des Gerichts.
    2. „Das bezieht sich in erster Linie auf Jahwe als den Gott der Heerscharen, den der Heere Israels und später der Heere des Himmels. Die Rabbis verwendeten diesen Titel selten, aber 2. Mose 3, 6 verbindet ihn mit Jahwes Krieg gegen die Ungerechtigkeit.“ (Adamson)
    3. Dies ist „im Alten Testament eine häufig benutze Bezeichnung für Gott; und sie steht für seine unbändige Macht und die unendlich vielen Mittel, die er hat, um die Welt zu regieren, seine Anhänger zu verteidigen und die Gottlosen zu bestrafen.“ (Clarke)
  3. Ihr habt den Gerechten verurteilt, ihn getötet; er hat euch nicht widerstanden: Oft haben diejenigen, die arm und machtlos sind, nur wenig von der Gerechtigkeit. Doch Gott hört ihr Schreien, und er ist es, der garantiert, dass jedes Unrecht wieder gut gemacht und jede Ungerechtigkeit beantwortet wird.
    1. Ihr habt den Gerechten verurteilt, ihn getötet: „Bezieht es entweder wörtlich oder metaphorisch auf Wucherer und Erpresser, die nicht nur rauben, sondern den Armen, die in ihre Netze geraten sind, Gewalt antun.“ (Trapp)

B. Ein Aufruf zur geduldigen Ausdauer im Hinblick auf das kommende Gericht

1. Ahmt die geduldige Ausdauer des Bauern nach

Jakobus 5, 7-8

Jakobus 5, 7-8
So wartet nun geduldig, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. So wartet auch ihr geduldig; stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe!

  1. So wartet nun geduldig, ihr Brüder: Jakobus führte uns in seinen Ausführungen über die Gottlosen und ihr Schicksal, die Frage des Jüngsten Gerichts vor Augen. Nun ruft er Christen (besonders jene, die in Not sind) dazu auf, geduldig bis zum Kommen des Herrn auszuharren.
    1. „Jakobus erweckt kein Klassenbewusstsein, z.B. der Arbeiter gegen ihre ungerechten Arbeitgeber; überlasst die reichen Unterdrücker und ihre Grausamkeit der bevorstehenden Rache Gottes.“ (Moffatt)
    2. „Manchmal sieht es in der Tat so aus, als würde die Ungeduld durch die Hoffnung auf das Kommen des Herrn größer werden als die Geduld … Oh, geduldig zu sein in der Gemeinschaft mit Gott!“ (Morgan)
  2. Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen: Ein Bauer gibt nicht auf, wenn seine Ernte nicht sofort eingeholt bereit ist. Er arbeitet weiter, auch wenn die Ernte überhaupt nicht zu sehen ist. Genauso müssen Christen hart arbeiten und geduldig Ausdauer üben, auch wenn der Tag der Ernte weit weg zu sein scheint.
    1. Wie Jakobus uns lehrt, sollen wir auf Gott warten und nicht den Mut verlieren. „Ein Mann, der auf seine Belohnung warten muss, bewahrt seinen Mut, und wenn er warten muss, sagt er: ‚Es ist nicht mehr, als ich erwartet habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Feind beim ersten Schlage töten würde. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Stadt erobern würde, sobald ich den ersten Graben gegraben hatte; ich habe mit dem Warten gerechnet, und nun, da es gekommen ist, sehe ich, dass Gott mir die Gnade gibt, weiter zu kämpfen und zu ringen, bis der Sieg kommen soll.‘ Und die Geduld rettet einen Menschen vor viel Hetze und Dummheit.“ (Spurgeon)
    2. Wenn wir darüber nachdenken, ist das Warten und das Bedürfnis nach Ausdauer, das wir im christlichen Leben haben, dem Warten des Bauern sehr ähnlich.
      1. Er wartet mit einer angemessenen Hoffnung und Erwartung auf die Belohnung.
      2. Er wartet eine lange Zeit.
      3. Er wartet und arbeitet währenddessen weiter.
      4. Er wartet abhängig von den Dingen, die außerhalb seiner Macht liegen, mit dem Blick zum Himmel.
      5. Er wartet trotz wechselnder Umstände und vieler Ungewissheiten.
      6. Er wartet ermutigt durch den Wert der Ernte.
      7. Er wartet ermutigt durch die Arbeit und Ernte anderer.
      8. Er wartet, weil er wirklich keine andere Wahl hat.
      9. Er wartet, weil es nicht gut ist, aufzugeben.
      10. Er wartet im Bewusstsein dessen, wie die Jahreszeiten funktionieren.
      11. Er wartet, denn mit der Zeit wird es wichtiger und nicht unwichtiger, dies zu tun.
  3. Bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat: Die Bilder vom Früh- und Spätregen sollten wörtlich genommen werden, wie Jakobus es beabsichtigt. Er bezieht sich auf den Frühregen (Ende Oktober oder Anfang November), der notwendig war, um den Boden für das Pflügen aufzuweichen, und auf den Spätregen (Ende April oder Mai), der notwendig war, um die Ernte kurz vor der Ernte reifen zu lassen. Es gibt hier kein gleichnishaftes Bild von einer frühen und einer späteren Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Gemeinde.
    1. Die Bibel erklärt zwar, dass es in den letzten Tagen eine bedeutende Ausgießung des Heiligen Geistes geben wird (Joel 2, 28-29, Apostelgeschichte 2, 17-18); aber diese Passage von Jakobus scheint sich nicht auf diese Ausgießung zu beziehen.
    2. Stattdessen geht es hier um mehr, wie Moffatt erklärt: „Der Bauer musste zweimal im Jahr auf diesen Regen warten; aber obwohl er nichts tun konnte, um ihn zu hervorzubringen, verlor er nicht den Mut, wenn er dem Willen seines Gottes gehorchte.“
  4. Stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe: Die baldige Wiederkunft Jesu erfordert, dass wir gegründete Herzen haben, Herzen, die in Jesus und seinem ewigen Entschluss aller Dinge verwurzelt sind.
    1. „Wenn Gott dir reichlich alles vergilt, was du für ihn getan hast, dann wirst du erröten und meinen, du zweifelst noch; du wirst dich schämen, zu denken, du seist in seinem Dienst müde geworden. Du wirst deine Belohnung bekommen. Nicht morgen, so warte ab; vielleicht nicht am nächsten Tag, so sei geduldig. Du magst an einem Tag voller Zweifel sein, deine Freuden sinken tief. Es kann raues, windiges Wetter in deinem Geist sein. Du magst sogar daran zweifeln, dass du dem Herrn gehörst, aber wenn du im Namen Jesu geruht hast, wenn du durch die Gnade Gottes bist, wer du bist, wenn er deine ganze Errettung und dein ganzes Verlangen ist, – hab Geduld, hab Geduld, denn der Lohn wird gewiss kommen zu der von Gott bestimmten Zeit.“ (Spurgeon)
  5. Denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe: Es gibt einen wirklichen Sinn indem das Kommen des Herrn sowohl in den Tagen des Jakobus als auch in unseren heutigen Tagen nahe war. Man könnte sagen, dass die Geschichte seit der Himmelfahrt Jesu an den Rand der Vollendung gebracht wurde und nun, mit der nahe gekommenen Wiederkunft des Herrn parallel am Rand des Abgrundes verläuft.

2. Das Volk Gottes soll sich in Geduld üben

Jakobus 5, 9

Jakobus 5, 9
Seufzt nicht gegeneinander, Brüder, damit ihr nicht verurteilt werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür!

  1. Seufzt nicht gegeneinander: Zeiten der Not können dazu führen, dass wir uns gegenüber unseren christlichen Brüdern und Schwestern weniger liebevoll verhalten. Jakobus erinnert uns daran, dass wir in unserer Not nicht zu Murrenden und Klagenden werden dürfen – damit wir nicht auch in unserer Not verdammt werden.
  2. Siehe, der Richter steht vor der Tür: Jesus kommt als Richter, nicht nur um die Welt zu richten, sondern auch um die Treue der Christen zu beurteilen (2. Korinther 5, 10). Angesichts dessen dürfen wir nicht zulassen, dass die Not dazu führt, dass wie lieblos zueinander sind.

3. Beispiele für ein geduldiges Durchhaltevermögen

Jakobus 5, 10-11

Jakobus 5, 10-11
Meine Brüder, nehmt auch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild des Leidens und der Geduld. Siehe, wir preisen die glückselig, welche standhaft ausharren! Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört, und ihr habt das Ende gesehen, das der Herr für ihn bereitet hat; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen.

  1. Meine Brüder, nehmt auch die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben, zum Vorbild des Leidens und der Geduld: Jakobus erinnert uns daran, dass die Propheten des Alten Testaments Not erduldeten, und sich dennoch in Geduld übten. Wir können sie uns zum Vorbild nehmen.
    1. Unter diesen Propheten ist Jeremia ein Beispiel für jemanden, der Misshandlungen mit Geduld ertragen hat. Er wurde in den Block gelegt (Jeremia 20, 2), ins Gefängnis geworfen (Jeremia 32, 2), und in die Zisterne hinabgelassen (Jeremia 38, 6). Doch er harrte in seinem Dienst aus.
    2. „So sehr Gott sie ehrte und liebte, so waren sie doch nicht von Kummer befreit, sondern wurden von Menschen verleumdet, überführt und verfolgt (1. Könige18, 13; 19, 14; 2. Könige 6, 31; Amos 7, 10; Hebräer 11) und wenn sie so schwere Dinge erlitten, ist es keine Schande für dich, das Gleiche zu erleiden (Matthäus 5, 12).“ (Poole)
  2. Von Hiobs standhaftem Ausharren habt ihr gehört: Jakobus erzählt uns im Wesentlichen drei Dinge über Hiob und wieso er für den leidenden Christen ist ein bedeutendes Beispiel.
    1. Zuerst sehen wir das Ausharren von Hiob. Stellen wie Hiob 1, 20-22 zeigen uns die ungeheure Ausdauer dieses leidenden Mannes, der sich weigerte, Gott zu verfluchen, obwohl er schwer und auf rätselhafte Weise litt.
    2. Wir sehen auch das Ende, das der Herr für ihn bereitet hat, wenn wir vom letztendlichen Ziel und Zweck Gottes sprechen, als er das Leiden, das über Hiob kam, zuließ. Vielleicht war das größte Ziel, das der Herr beabsichtigte, Hiob als eine Lektion für die Engel zu gebrauchen, so wie Gott verspricht, die Gemeinde zu gebrauchen (Epheser 3, 10-11). Wenn wir verstehen, dass Gott eine gute Absicht hat, werden auch schmerzliche Dinge in eine andere Perspektive gerückt. „Wenn ein Mann mich mit einem Messer angreifen würde, würde ich ihm mit aller Kraft widerstehen, und es wäre eine Tragödie, wenn er Erfolg hätte. Wenn aber ein Chirurg mit einem Messer zu mir kommt, so heiße ich ihn und das Messer willkommen; ich lasse ihn mich aufschneiden, noch breiter als der Messerangreifer, denn ich weiß, dass sein Vorhaben gut und notwendig ist.“ (Spurgeon)
    3. Wir sehen weiter, dass der Herr voll Mitleid und Erbarmen ist. Dies ist in der Geschichte von Hiob nicht unmittelbar ersichtlich; wir können schnell denken, dass Gott grausam zu Hiob war. Doch wenn wir uns umsehen, können wir sehen, dass Gott tatsächlich sehr mitfühlend und barmherzig war.
      1. Gott war Hiob gegenüber sehr mitfühlend und barmherzig, weil er das Leid nur aus einem sehr guten Grund zuließ.
      2. Gott war Hiob gegenüber sehr mitfühlend und barmherzig, weil er einschränkte, was Satan Hiob antun konnte.
      3. Gott war Hiob gegenüber sehr mitfühlend und barmherzig, weil er ihn mit seiner unsichtbaren Hand durch all sein Leid hindurch stützte.
      4. Gott war Hiob gegenüber sehr mitfühlend und barmherzig, weil Gott während des gesamten Prozesses Satan selbst benutzte. Am Ende von allem hatte Gott etwas Wunderbares vollbracht: Hiob zu einem besseren und gesegneteren Menschen denn je zu machen. Erinnere dich daran, dass, so gut Hiob am Anfang des Buches gewesen sein mag, er am Ende doch ein besserer Mensch war. Er hatte einen besseren Charakter, war bescheidener und glücklicher als zuvor.
    4. „Und wenn wir das ganze Leben Hiobs anschauen, sehen wir, dass der Herr ihn in seiner Barmherzigkeit mit einem unsagbaren Gewinn wieder herausgeführt hat. Er, der mit einer Hand prüfte, unterstütze mit der anderen. Was auch immer Satans Ziel in der Verführung des Patriarchen gewesen sein mag, Gott hatte ein Ziel, das das des Zerstörers zudeckte und umfasste, und dieses Ziel wurde auf ganzer Linie erreicht; vom ersten Verlust, der sich unter den Rindern ereignete, bis zum letzten Spott seiner drei Ankläger.“ (Spurgeon)
    5. Dass der Herr voll Mitleid und Erbarmen ist: „Ich wünschte, wir könnten alle das griechische Original lesen; denn dieses Wort, ‚Der Herr ist voll innigen Mitgefühls‘, ist ein besonders bemerkenswertes. Es bedeutet wörtlich, dass der Herr ‚viele Eingeweide‘, oder ein großes Herz hat, und so drückt es große Zärtlichkeit aus.“ (Spurgeon)

4. Eine Ermahnung im Hinblick auf das kommende Gericht vor Jesus

Jakobus 5, 12

Jakobus 5, 12
Vor allem aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit irgendeinem anderen Eid; euer Ja soll ein Ja sein, und euer Nein ein Nein, damit ihr nicht unter ein Gericht fallt.

  1. Schwört nicht: Zu der Zeit, zu der Jakobus schrieb, unterschieden viele Juden zwischen ‚bindenden Eiden‘ und ‚unverbindlichen Eiden‘. Eide, die den Namen Gottes nicht enthielten, galten als unverbindlich, und solche Eide zu verwenden, war eine Art, `die Finger hinter dem Rücken zu kreuzen‘, wenn man eine Lüge erzählte. Es sind diese Arten von Eiden, die Jakobus verurteilte.
    1. Die Bibel verbietet nicht das Schwören aller Eide, nur das Schwören von trügerischen, unklugen oder schamhaften Eiden. Gelegentlich schwört Gott selbst Eide (wie in Lukas 1, 73; Hebräer 3, 11 und Hebräer 6, 13)
    2. „Es ist nicht jeder Schwur verboten, sondern eher wie in Matthäus 5, 34; (denn heilige Männer im Alten und Neuen Testament machen von Eiden gebrauch; 1. Mose 21, 23; 24; 24, 3; 26, 28; 1. Könige 17, 1-2; 2. Korinther 1, 23; Galater 1, 20; und die Verwendung eines Eides ist erlaubt und von Gott selbst genehmigt; Psalm 15, 4; Hebräer 6, 16), aber die Eide, um die es Jakobus hier geht, sind falsch, voreilig, eitel, ohne gerechten Grund oder üblich und kommen häufig in gewöhnlichen Gesprächen vor.“ (Poole)
  2. Schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit irgendeinem anderen Eid: Jakobus wiederholt die Lehre von Jesus in der Bergpredigt noch einmal (Matthäus 5, 34-37). Die Notwendigkeit zu schwören oder Eide über ein einfaches Ja oder Nein hinaus abzulegen, verrät die Schwäche des eigenen Wortes. Es zeigt, dass der eigene Charakter nicht genug Gewicht hat, um seine eigenen Worte zu bestätigen.
  3. Damit ihr nicht unter ein Gericht fallt: Dieser Mangel an Charakter wird am Richterstuhl Christi enthüllt werden. Das motiviert uns umso mehr, uns auf dieses Gericht vorzubereiten, indem wir mit Rechtschaffenheit und Vollständigkeit sprechen.
    1. Diese Mahnung mag uns aus dem Zusammenhang gerissen erscheinen. Doch „wahrscheinlich notierte Jakobus es als nachträglichen Gedanken, um die Warnung in Jakobus 5, 9 zu unterstreichen; i Zustand der Erregung oder Gereiztheit gab es eine Versuchung zu fluchen und heftig und gotteslästerlich zu schwören.“ (Moffatt)

C. Ermahnung für Christen, füreinander zu sorgen

1. Wie man den Bedürfnissen, die unter Christen auftreten gerecht wird

Jakobus 5, 13-14

Jakobus 5, 13-14
Leidet jemand von euch Unrecht? Er soll beten! Ist jemand guten Mutes? Er soll Psalmen singen! Ist jemand von euch krank? Er soll die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen lassen; und sie sollen für ihn beten und ihn dabei mit Öl salben im Namen des Herrn.

  1. Leidet jemand von euch Unrecht? Die Leidenden sollen beten, die Fröhlichen (die guten Mutes sind) sollen Psalmen des Lobes Gottes singen, und die Kranken sollen die Ältesten der Gemeinde rufen und sie bitten, für ihre Not zu beten.
    1. Anstatt sich zu beklagen (wie im vorherigen Vers) soll der Leidende beten. „Anstatt sich gegenseitig zu bemängeln (Jakobus 5, 9), oder sich zu beschweren, oder in Flüchen auszubrechen, betet zu Gott.“ (Moffatt)
    2. Jakobus hat den gleichen Rat sowohl für den Leidenden wie auch für den Fröhlichen: bringt alles zum Herrn. Tatsächlich könnten die beiden Gebote umgedreht werden: Natürlich sollen Leidende auch singen, und die Fröhlichen sollen auch beten.
    3. „An anderer Stelle im N.T. bezieht sich das Wort Lobgesang (Psalmen singen) auf den öffentlichen Gottesdienst, und immer, wenn es um den Gebrauch im klassischen Griechischen und im griechischen A.T. geht, bezieht es sich auf Lieder mit musikalischer Begleitung.“ (Moffatt)
    4. Jakobus legte den Fokus eindeutig auf die Person in Not: Er soll beten. Es ist ein wahres Rätsel, dass der Menschen zögern, bevor sie unter solchen Umständen das Gebet der Gemeindeleitung suchen,
  2. Und sie sollen für ihn beten: Jakobus sagte auch, dass die Ältesten der Gemeinde den Kranken, während sie beten, im Namen des Herrn mit Öl salben sollen. Diese Salbung mit Öl wurde entweder als das Bemühen um die bestmögliche medizinische Versorgung für die Leidenden (Ölmassagen galten als Heilmittel) oder als Symbol der Gegenwart und der Kraft des Heiligen Geistes gedeutet.
    1. Die Salbung der Kranken mit Öl wird auch in Markus 6, 13 erwähnt. Lukas 10, 34 geht auf die Anwendung von Öl in einem medizinischen Sinn ein. „Die Wirksamkeit des Olivenöls als Heilmittel war allgemein bekannt.“ (Hiebert) Nach Burdick ist das Wort für Salbe hier nicht das übliche, im Neuen Testament verwendete Wort, sondern hat eher eine medizinische Bedeutung.
    2. Öl wurde und wird im Fernen Osten häufig als Mittel zur Heilung sehr gefährlicher Krankheiten verwendet; und in Ägypten wird es oft zur Heilung der Pest verwendet. Auch in Europa wurde es mit großem Erfolg bei der Heilung von Ödemen eingesetzt. Und reines Olivenöl eignet sich hervorragend für frische Wunden und Prellungen; und ich habe gesehen, wie es auf diese Weise mit den besten Wirkungen eingesetzt wurde … Der Heilige Jakobus wünscht, dass sie natürliche Mittel anwenden und dabei von Gott einen besonderen Segen erwarten. Und kein weiser Mann würde etwas anders anordnen.“ (Clarke)
    3. Die römisch-katholische Kirche veränderte dieses Gebot in das Sakrament der letzten Ölung von Kranken, das jemandem gegeben wurde, um sich auf den Tod vorzubereiten. Etwas, das Jakobus zur Heilung vorgesehen hatte, wurde zu einer Vorbereitung auf den Tod umfunktioniert!

2. Gottes Antwort auf die Gebete seines Volkes

Jakobus 5, 15-16

Jakobus 5, 15-16
Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, so wird ihm vergeben werden. Bekennt einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet! Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich ist.

  1. Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten: Viele haben sich gefragt, ob Jakobus hier Heilung für die Kranken garantiert, für die im Glauben gebetet wird. Einige interpretieren dies als Hinweis auf die endgültige Auferstehung. Der Hinweis auf die Sündenvergebung lässt vermuten, dass Jakobus eine geistliche Heilung, und nicht unbedingt eine physische Heilung in Betracht zieht.
    1. Obwohl der Kontext der Aussage verlangt, dass Jakobus eine physische Heilung als Antwort auf das Gebet nicht ausschließt, meint er trotzdem etwas Größeres, etwas, das über die physische Heilung hinausgeht. Wir sollten im Glauben für andere beten, in der Hoffnung, dass Gott sie heilt, und dann die Sache Gott überlassen.
    2. Es ist klar, dass Gott nicht für jedes Gebet des Glaubens sofortige Heilung gewährt, und die Gründe dafür sind im Herzen und im Willen Gottes verborgen. Dennoch werden viele nicht geheilt, weil einfach kein Gebet des Glaubens angeboten wird. Der beste Weg, um für die Kranken zu beten, ist mit demütiger Zuversicht zu beten, dass sie geheilt werden, es sei denn, Gott macht eindeutig und machtvoll klar, dass dies nicht sein Wille ist. Nachdem wir gebetet haben, überlassen wir die Sache Gott.
    3. Oft beten wir das Gebet des Glaubens nicht, aus Sorge um den Ruf Gottes, wenn keine Heilung stattfinden sollte. Wir sollten uns daran erinnern, dass Gott groß genug ist, um sich um seinen Ruf zu kümmern.
  2. Bekennt nun einander die Übertretungen und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet: Jakobus erinnert uns daran, dass gegenseitiges Bekennen und gemeinsames Gebet Heilung bringen, und das sowohl körperlich als auch geistlich. Das Bekenntnis kann uns von den schweren Lasten (körperlich und geistlich), der ungelösten Sünde befreien und beseitigt Hindernisse für das Wirken des Heiligen Geistes.
    1. Einander: Jemand anderem im Leib Christi etwas zu bekennen, ist unverzichtbar, weil die Sünde verlangt, dass wir ihr allein gehören, isoliert von allen anderen. Das Bekenntnis bricht die Macht der geheimen Sünde. Doch das Bekenntnis muss nicht vor einem ‚Priester‘ oder Vermittler gebracht werden; wir bekennen einfach einander, je nach Bedarf. Das Bekenntnis ist gut, aber es muss diskret gemacht werden. Ein unkluges Sündenbekenntnis kann auch die Ursache für weitere Sünden sein.
    2. Clarke bemerkt, dass wenn sich diese Passage tatsächlich auf die römisch-katholische Praxis des Beichtstuhls bezieht, auch der Priester seine Sünden dem Volk bekennen sollte. Er fügt hinzu: „Es gibt keinen Fall des ausgesprochenen Bekenntnisses, wo der Büßer und der Priester zusammen um Vergebung beten; aber hier wird dem Volk befohlen, füreinander zu beten, damit sie geheilt werden.“ (Clarke)
    3. Wenn man den Zusammenhang beachtet, sollte Sünde vor allem dort gestanden werden, wo physische Heilung notwendig ist. Es ist möglich – aber keineswegs immer der Fall – dass die Krankheit eines Menschen die direkte Folge einer Sünde ist, die nicht beachtet wurde, wie Paulus in 1. Korinther 11, 30 beschreibt.
    4. Hiebert zu bekennt: „Die ursprüngliche Form bedeutet wörtlich, dasselbe zu sagen; daher bedeutet es, dass wir im Bekenntnis auf den gleichen Nenner kommen, die Sünde bei ihrem wahren Namen anzusprechen und zuzugeben, dass es Sünde ist.“
    5. „Nun wurde dies in der Urgemeinde in der Regel öffentlich vor der Gemeinde getan. Das früheste Handbuch der kirchlichen Praxis schreibt vor: „Du musst deine Sünden in der Kirche bekennen und dich nicht mit schlechtem Gewissen zum Gebet begeben.“ (Didache iv.)“ (Moffatt)
    6. Die große Überführung von der Sünde und das anschließende Bekenntnis der Sünde ist in Zeiten der geistlichen Erweckung üblich. Das Bekenntnis ist während der Zeit der Erweckung wirklich nichts Ungewöhnliches. Finney – zu seiner Zeit ein großer Bote der Erweckung – drängte darauf und beschrieb es. In den nordchinesischen Erweckungen unter Jonathan Goforth war die Beichte fast ausnahmslos der Auftakt zum Segen; ein Schriftsteller beschreibt die bedeutenden koreanischen Erweckungen, die mit Goforth in Verbindung gebracht, indem er schrieb: „Wir haben vielleicht unsere Theorien über die Erwünschtheit oder Unerwünschtheit eines öffentlichen Sündenbekenntnisses. Ich hatte meine, aber ich weiß, dass wenn der Geist Gottes auf die schuldigen Seelen fällt, es ein Bekenntnis gibt, und keine Macht auf Erden es aufhalten kann.“ (aus Calling to Remembrance von William Newton Blair)
    7. Ein öffentliches Sündenbekenntnis hat das Potential für Gutes oder Schlechtes. Einige Leitprinzipien können dabei helfen.
      1. Ein Bekenntnis sollte dem gemacht werden, gegen den gesündigt wurde. „Die meisten Christen zeigen eine Vorliebe für die Beichte im Geheimen vor Gott, auch wenn es um Angelegenheiten geht, die andere Menschen betreffen. Gott zu beichten scheint ihnen der einfachste Ausweg zu sein. Wenn sich die Täter wirklich der Gegenwart Gottes bewusst wären, würde auch das geheime Bekennen der privaten Sünde eine gute Wirkung haben. Leider sprechen die meisten Straftäter nur mit sich selbst, anstatt Kontakt mit Gott zu suchen, der ihre Gebete unter bestimmten Bedingungen ablehnt. In den Worten unseres Herrn, ist es klar, dass die Sünde, die eine andere Person betrifft, dieser Person bekannt werden sollte.“ (Orr)
      2. Das Bekenntnis sollte oftmals öffentlich sein. Jakobus 5, 16 veranschaulicht dieses Prinzip. A.T. Robertson, der große griechische Wissenschaftler, sagt, dass die seltsame Zeitform des griechischen Verbs bekennen in Jakobus 5, 16 auf ein Gruppenbekenntnis anstatt eines Privatbekenntnisses hindeutet. Es ist ein Bekenntnis „von einem an (viele) andere“ und nicht nur „einer zu einem anderen“.
      3. Ein öffentliches Bekenntnis muss diskret sein. Oft muss das Bekenntnis nicht mehr sein als das, was notwendig ist, um Beter zu gewinnen. Es kann genügen, öffentlich zu sagen: ‚Bete für mich, ich brauche den Sieg über meine bedrängende Sünde.‘ Es wäre falsch, hier weiter ins Detail zu gehen, aber so viel zu sagen, ist wichtig. Es hält uns davon ab, so zu tun, als sei alles in Ordnung, wenn es nicht so ist. „Fast alle sexuellen Übertretungen sind entweder geheim oder privat und sollten daher bekannt werden. Eine Last, die zu groß ist, um sie zu tragen, kann mit einem Pfarrer oder Arzt oder einem Freund des gleichen Geschlechts geteilt werden. Die Schrift entmutigt sogar, Unzucht unter Gläubigen zu benennen, und erklärt, dass es eine Schande ist, auch nur von Dingen zu sprechen, die von Unzüchtigen im Verborgenen getan werden.“ (Orr)
      4. Unterscheide zwischen geheimen Sünden und solchen, die andere unmittelbar betreffen. Orr zeigt ein gutes Prinzip: „Wenn du heimlich sündigst, bekenne heimlich und gib öffentlich zu, dass du den Sieg brauchst, aber behalte Details für dich. Wenn du offen sündigst, bekenne offen, um die Stolpersteine, die dich behindert haben, zu entfernen. Wenn du geistlich gesündigt hast (Vernachlässigung des Gebets, Lieblosigkeit und Unglaube sowie deren Folgen, Kritik, etc.), dann bekenne die Sünde der Gemeinde, der du ein Hindernis gewesen bist.“ (J. Edwin Orr)
      5. Bekenntnis wird oft vor Menschen anstatt vor Gott abgelegt. Gleichzeitig stellen wir fest, dass Jakobus sagt, dass wir einander unsere Vergehen bekennen sollen. Eines der interessanten Dinge über das Sündenbekenntnis, wie ich es in den Schriften von J. Edwin Orr bemerkt habe, ist, dass die Bekenntnisse fast immer an Menschen, und nicht an Gott gerichtet sind. Es ist nicht so, dass du deine Sünde vor Gott bekennst, und andere nur zuhören. Du bekennst deine Sünde vor anderen und bittest sie, für dich zu beten, um vor Gott gerecht zu sein.
      6. Ein Bekenntnis sollte in angemessenem Maße konkret sein. Wenn ein offenes Sündenbekenntnis angebracht ist – mehr als das öffentliche Aussprechen einer geistlichen Notlage, sondern das Bekenntnis einer offenen Sünde oder einer Sünde gegen die Gemeinde -, muss es konkret sein. „Wenn ich irgendwelche Fehler gemacht habe, tut es mir leid“, ist kein Sündenbekenntnis. Du hast konkret gesündigt, also beichte auch konkret. „Es kostet nichts, wenn ein Mitglied der Gemeinde in einer Gebetsversammlung zugibt: ‚Ich bin nicht, wer ich sein sollte.‘ Es kostet nicht mehr, zu sagen: ‚Ich sollte ein besserer Christ sein.‘ Es kostet etwas, zu sagen: ‚Ich bin ein Unruhestifter in dieser Gemeinde gewesen.‘ Es kostet etwas, zu sagen: ‚Ich hatte Bitterkeit im Herzen gegenüber bestimmten Leitern, bei denen ich mich auf jeden Fall entschuldigen werde.‘“ (Orr, Full Surrender)
      7. Ein Bekenntnis sollte gründlich sein. „Manche Bekenntnisse sind nicht gründlich. Sie sind zu allgemein gehalten. Sie werden nicht an die betroffenen Personen gerichtet. Sie vernachlässigen völlig die notwendige Wiedergutmachung. Oder sie sehen keine andere Richtung vor, in der die Sünde aufgegeben wird. Sie sind Bestrebungen zur psychologischen Entlastung.“ (Orr)
      8. Ein Bekenntnis muss von Ehrlichkeit und Integrität geprägt sein. Wenn wir ohne die Absicht beichten, die Sünde auch zu bekämpfen, ist unser Bekenntnis nicht vollständig und verspottet Gott. In einer Geschichte geht es um einen Iren, der seinem Pfarrer gestand, zwei Säcke Kartoffeln gestohlen zu haben. Der Priester hatte das Gerücht in der Stadt gehört und sagte zu dem Mann, „Mike, ich habe gehört, es war nur ein Sack Kartoffeln, die vom Markt gestohlen wurden.“ Der Ire entgegnete: „Das ist wahr, Vater, aber es war so einfach, dass ich vorhatte, morgen Abend einen weiteren zu nehmen.“ Vermeide auf jeden Fall ein falsches Geständnis – ein Geständnis ohne wahre Gebrochenheit und Trauer. Wenn es nicht zutiefst real ist, ist es nicht gut.
      9. Man braucht nicht zu befürchten, dass das öffentliche Sündenbekenntnis unweigerlich außer Kontrolle geraten wird. Orr erzählt von einer Zeit, in der eine Frau von tiefer Trauer über die Sünde überrollt wurde und hysterisch wurde. Er sah die Gefahr sofort und sagte zu ihr: „Ruhe, Schwester. Richte deine Augen auf Jesus.“ Sie tat es und die Gefahr extremer Emotionen wurde vermieden.
      10. Auch diejenigen, die ein Sündenbekenntnis hören, haben eine große Verantwortung. Diejenigen, die das Bekenntnis hören, sollten die richtige Antwort geben: liebevolles Fürbittengebet, nicht menschliche Weisheit, Klatsch oder die Not mit anderen ‚teilen‘.
    8. Nach Moffatt, soll der Pfarrer vor dem Abendmahlsgottesdienst, laut dem englischen Gebetsbuch, folgende Einladung aussprechen: „Kommt zu mir oder zu einem anderen diskreten und gelehrten Diener des Wortes Gottes, und offenbart euren Kummer; damit ihr durch den Dienst des heiligen Wortes Gottes den Segen der Sündenvergebung empfangen könnt.“ Es kann von großem Wert sein, seinen Kummer offenzulegen.
    9. Ein echtes, tiefes, ehrliches Sündenbekenntnis war ein Merkmal jeder echten Erweckung in den vergangenen 250 Jahren. Aber es ist nichts Neues, wie die Erweckung in Ephesus zeigt, die in Apostelgeschichte 19, 17-20 steht. Es heißt, viele, die glaubten, kamen, um zu bekennen und ihre Taten zu gestehen. Dies waren Christen, die mit Gott ins Reine kamen, und das offene Bekenntnis war ein Teil davon.
  3. Das Gebet eines Gerechten vermag viel, wenn es ernstlich: Wenn Jakobus über die Notwendigkeit des Gebetes für die Leidenden, für die Kranken und für die Sünder schreibt, weist er auf die Wirksamkeit des Gebetes hin – wenn es leidenschaftlich ist und von einem Gerechten dargebracht wird.
    1. Der Gedanke der Leidenschaft hat in diesem Zusammenhang eine starke Bedeutung. „Es könnte wörtlich übersetzt werden: ‘Sehr stark ist das Flehen eines Gerechten, es verleiht Kraft.‘“ (Meyer)
    2. „Wenn eine solche Kraft des Gebetes gegeben ist, so sollte der Glaube sofort zur Ausübung gebracht werden, damit der Segen ausgeschüttet wird: der Geist des Gebetes ist der Beweis, dass die Kraft Gottes gegenwärtig ist, um zu heilen. Lange Gebete geben keinen besonderen Beweis für göttliche Inspiration.“ (Clarke)
    3. Vieles von unserem Gebet ist nicht wirksam, weil es nicht ernstlich ist. Es wird mit einer lauwarmen Einstellung vorgebracht, die Gott praktisch bittet, sich um etwas zu kümmern, das uns wenig bedeutet. Wirksames Gebet muss ernstlich sein, nicht weil wir einen widerwilligen Gott emotional überzeugen müssen, sondern weil wir Gottes Herz gewinnen müssen, indem wir leidenschaftlich für die Dinge beten, für die er leidenschaftlich ist.
    4. Zusätzlich wird ein wirksames Gebet von einem Gerechten vorgebracht. Das ist jemand, der anerkennt, dass die Gründe seiner Gerechtigkeit in Jesus liegen, und dessen persönlicher Wandel im Allgemeinen mit der Gerechtigkeit übereinstimmt, die er in Jesus hat.
    5. Vermag viel: „So war es mit John Knox, dessen Gebete von Maria Stuart mehr gefürchtet wurden als die Armeen von Philipp.“ (Meyer)

3. Elia als Beispiel für ein erhörtes Gebet

Jakobus 5, 17-18

Jakobus 5, 17-18
Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir, und er betete inständig, dass es nicht regnen solle, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht im Land; und er betete wiederum; da gab der Himmel Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.

  1. Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir: Elia ist ein Vorbild was das ernsthafte Gebet angeht, das von Gott erhört wurde. Seine Wirksamkeit durch das Gebet erstreckte sich sogar auf das Wetter! Doch das zeigt, dass Elias´ Herz im Einklang mit dem von Gott war. Er betete nur dafür, dass der Regen aufhörte und anfing, weil er spürte, dass es das Herz Gottes in seinem Umgang mit Israel widerspiegelte.
  2. Betete inständig: Das bedeutet buchstäblich mit dem Gebet zu beten. Wahrhaftig zu beten bedeutet per Definition, aufrichtig (inständig) zu beten.
    1. „Er betete mit Gebet; ein hebräischer Ausdruck für er betete inständig.“ (Clarke)
  3. Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir: Wenn dies wahr ist, dann können wir wie er Menschen mit der Kraft des Gebetes sein.

4. Einem sündigenden Bruder helfen

Jakobus 5, 19-20

Jakobus 5, 19-20
Brüder, wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt, und es führt ihn einer zur Umkehr, so soll er wissen: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken.

  1. Wenn jemand unter euch von der Wahrheit abirrt: Nachdem Jakobus die Themen Sünde und Bekenntnis präsentiert hat, erinnert er uns an die Notwendigkeit, sich denen zu stellen, die von der Wahrheit abgeirrt sind. Von der Wahrheit abirren (abschweifen), ist ein gutes Bild. Die meisten Menschen irren nicht absichtlich ab – es passiert einfach. Dennoch bringt es sie immer noch aus der Bahn und möglicherweise in Gefahr.
    1. „Lies den Vers und du wirst sehen, dass es der eines Abfälligen von der sichtbaren Gemeinde Gottes war. Die Worte ‚Wenn einer von euch‘, müssen sich auf einen bekennenden Christen beziehen.“ (Spurgeon)
  2. Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt: Dies zeigt uns, dass Gott menschliche Werkzeuge benutzt, um die Sünder von den Irrtümern ihrer Wege zurückzubringen. Gott braucht solche menschlichen Werkzeuge nicht zu benutzen, und manchmal tut er es auch nicht. Der Apostel Paulus – oder vielmehr Saulus von Tarsus – wurde durch kein menschliches Werkzeug bekehrt, außer vielleicht durch die Gebete des sterbenden Märtyrers Stephanus für ihn. Doch niemand predigte ihm, sondern Jesus entschloss sich, ihm direkt zu begegnen.
    1. Ein Grund, warum Gott menschliche Werkzeuge benutzt, ist, weil es ihm mehr Herrlichkeit bringt, als wenn er sein Werk selbst tun würde. Auf diese Weise ist Gott wie ein geschickter Arbeiter, der unglaubliche Dinge mit den schlechtesten Werkzeugen macht. Nach dem gleichen Muster verwendet Gott irdische Gefäße als Behältnisse seiner Herrlichkeit.
    2. „Die meisten Menschen wurden durch das fromme Gespräch der Schwestern, durch das heilige Beispiel der Mütter, durch den Pfarrer, durch die Sonntagsschule, durch das Lesen von Traktaten oder das Durchlesen der Heiligen Schrift überzeugt. Darum wollen wir nicht glauben, dass Gott oft ohne Instrumente arbeitet; wir wollen uns nicht still hinsetzen und sagen: ‚Gott wird sein eigenes Werk tun.‘ Es ist wahr, er wird es tun; aber dann tut er seine Arbeit, indem er seine Kinder als Werkzeuge benutzt.“ (Spurgeon)
    3. Können wir in diesem Zusammenhang nicht sagen, dass, wenn wir uns weigern, uns für den Dienst Gottes zur Verfügung zu stellen – schwach und mangelhaft wie wir sind –, wir ihm tatsächlich etwas von seiner Herrlichkeit berauben? Er kann sich selbst durch ein schwaches Gefäß wie dich verherrlichen; du solltest es ihn tun lassen.
    4. „Es mag nicht so brillant erscheinen, einen Rückfälligen zurückzubringen, wie eine Hure oder einen Trinker zurückzurufen, aber in den Augen Gottes ist es kein kleines Wunder der Gnade, und dem Werkzeug, das sie ausgeführt hat, wird es nicht wenig Trost spenden. So suchet nun, meine Brüder, jene, die von uns waren und zu uns gehört haben, aber von uns gegangen sind; suchet jene, die noch in der Gemeinde verweilen, aber die Gemeinde geschändet haben und von uns entfernt sind, und zwar zu Recht, weil wir ihre Unreinheit nicht ertragen können; suchet sie mit Gebet, Tränen und Flehen, ob Gott ihnen vielleicht Buße gewährt, damit sie gerettet werden.“ (Spurgeon)
  3. Wer einen Sünder von seinem Irrweg zur Umkehr führt, der wird eine Seele vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken: Es gibt einen Segen für den, der seinen Bruder so sehr liebt, dass er ihm begegnet, und der ihn von seiner Verirrung zurückführt. Er hat diese Seele vom Tode errettet und eine Menge von Sünden bedeckt.
    1. Das spricht eindringlich von der Widerherstellung, die für diejenigen möglich ist, die gesündigt haben. „Ich weiß von Männern, die einen guten Ruf im Evangeliumsdienst haben, die vor zehn Jahren sündigten, und das wird ihnen bis zum heutigen Tag vorgehalten. Sprichst du von ihnen? Du wirst sofort informiert: ‚Warum, taten Sie das und das vor zehn Jahren?‘ Brüder, Christen sollten sich schämen, dass sie solche Dinge so lange danach noch zur Kenntnis nehmen. Es ist wahr, wir können in unserem Handeln vorsichtiger sein; aber einem gefallenen Bruder Vorwürfe zu machen für das, was er vor so langer Zeit getan hat, widerspricht dem Geist des Johannes, der Petrus nachging, drei Tage nachdem er seinen Meister mit Eiden und Flüchen verleugnet hatte.“ (Spurgeon)
    2. Jakobus schließt ausgerechnet damit, weil es genau das ist, was er mit diesem herausfordernden Brief zu tun versucht hat: diejenigen anzusprechen, die von einem lebendigen Glauben abgeirrt sind, indem er sich bemüht, ihre Seelen vor dem Tod zu retten, indem er von ihnen verlangt, das Wort nicht nur zu hören, sondern auch danach zu leben, denn ein lebendiger Glaube wird ein Beweis sein.
    3. „So endet die Moralpredigt – abrupt, noch abrupter als der erste Brief des Johannes, ohne ein abschließendes Wort des Abschieds an die Leser, abrupt, aber nicht unwirksam. Die Schriften der Weisheit, die dem Brief zum Vorbild dienen, enden ebenso plötzlich.“ (Moffatt)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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