Johannes 16 – Jesu letzte Worte, bevor er die Erde verlässt

A. Mehr über das Wirken des Heiligen Geistes

1. Der Grund für die Warnung Jesu: sicher bevorstehende Verfolgung

Johannes 16, 1-4

Johannes 16, 1-4
Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr keinen Anstoß nehmt. Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen; es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen. Und dies werden sie euch antun, weil sie weder den Vater noch mich kennen. Ich aber habe euch dies gesagt, damit ihr daran denkt, wenn die Stunde kommt, dass ich es euch gesagt habe. Dies aber habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, weil ich bei euch war.

  1. Sie werden euch aus der Synagoge ausschließen: Jesus warnte seine Jünger vor dem kommenden Widerstand, weil er nicht wollte, dass sie davon überrascht werden und ins Straucheln geraten. Er erwartete auch nicht, dass seine Jünger die Synagoge sofort oder aus eigenem Entschluss verlassen würden. Sie würden um Jesu willen aus der Synagoge gedrängt werden.
    1. Anstoß nehmt: „Ein Skandalethron war kein Stolperstein, über den man stolpern könnte … Es bezieht sich auf die Sprungfeder einer Falle, die ‚zuschnappen‘ konnte, wenn man es am wenigsten erwartete.“ (Tasker)
    2. „Zu der Zeit, als das Evangelium geschrieben wurde, hatten diese Worte eine besondere Bedeutung erlangt. In die Synagogengebete war nämlich ein Fluch über die Nazarener eingebettet worden, der sicherstellen sollte, dass die Nachfolger Jesu nicht an dem Gottesdienst teilnehmen konnten.“ (Bruce)
  2. Es kommt sogar die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen: Diese Zeit kam schnell, wie das Leben des Saulus von Tarsus vor seiner Bekehrung zeigte (Apostelgeschichte 8, 1-3; 22, 3-5; 26, 9-11). Seitdem gibt es viele, die die wahren Nachfolger Jesu verfolgen und töten, weil sie glauben, Gott freue sich darüber.
    1. Gott einen Dienst zu erweisen: „Das Wort, das Jesus für ‘Dienst’ verwendet, ist lateria. Dies ist das gewöhnliche Wort für den Dienst, den ein Priester am Altar im Tempel Gottes leistete, und zudem das gebräuchliche Wort für ‘Gottesdienst’.“ (Barclay)
    2. Im 20. Jahrhundert waren die meisten christlichen Märtyrer Opfer von atheistischen, kommunistischen Staaten. Historisch gesehen war dies ungewöhnlich. Im Laufe der Geschichte waren die meisten christlichen Märtyrer das Angriffsziel von Menschen anderer Religionen oder sogar von Sekten innerhalb des Christentums.
  3. Damit ihr daran denkt, wenn die Stunde kommt, dass ich es euch gesagt habe: Jesus tat gut daran, die Jünger vorzuwarnen, denn es ist ein großer Schock, dass ein so wunderbares Evangelium so bitterlich gehasst wird. Er hat seinen Jüngern diese Dinge nicht von Anfang an verkündet, aber er hat ihnen mit Sicherheit davon erzählt.
    1. „Zu Beginn seines Dienstes hatte Jesus seinen Jüngern vergleichsweise wenig zu der Verfolgung gesagt, die sie erwartete. Er war nämlich in ihrer Mitte und solange er bei ihnen war, musste der Hass der Welt unweigerlich auf ihn selbst gerichtet sein.“ (Tasker)
    2. „Während er bei ihnen war, lehnten sie sich an ihn an und brauchten eine Zeit der Schwäche und Verfolgung nicht zu fürchten.“ (Dods)

2. Jesus erklärt den Nutzen seines Weggangs

Johannes 16, 5-7

Johannes 16, 5-7
Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand unter euch fragt mich: Wohin gehst du?, sondern weil ich euch dies gesagt habe, ist euer Herz voll Traurigkeit. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden.

  1. Niemand unter euch fragt mich: Wohin gehst du: Petrus hatte diese Frage zuvor bereits gestellt (Johannes 13, 36) und Thomas stellte eine ähnliche Frage (Johannes 14, 5). Deshalb scheint Jesus nicht nur die Worte, sondern den Kern der Frage zu meinen. Die vorherigen Fragen der Jünger drehten sich um die Sorge: Was wird mit uns geschehen, wenn du gehst? Jesus hingegen meinte hier: Was wird mit Dir [Jesus] geschehen, wenn Du gehst?
    1. „Eine Schwierigkeit ergibt sich aus seiner Aussage, dass niemand fragt: ‚Wohin gehst du?‘ im Licht der vorherigen Frage von Simon Petrus: ‚Herr, wohin gehst du?‘ (Johannes 13, 36). Aber diese Frage war kein ernsthaftes Nachfragen nach Jesu zukünftigen Aufenthaltsort gewesen. Petrus wurde sofort abgelenkt und er unternahm keinen wirklichen Versuch, herauszufinden, wohin genau Jesus gehen würde. Er war mit dem Gedanken beschäftigt, sich von Jesus zu trennen, nicht mit dem zukünftigen Aufenthaltsort seines Meisters. Er hatte nur die Konsequenzen für sich selbst und seine Mitmenschen im Sinn.“ (Morris)
  2. Sondern weil ich euch dies gesagt habe, ist euer Herz voll Traurigkeit: Jesus verzieh ihr mangelndes Interesse an seinem Schicksal, da er ihre große Traurigkeit kannte. Sie waren zwar im Augenblick traurig, hatten aber eine aussichtsvolle Zukunft vor sich. Die Jünger konnten nur die Trauer über Jesu Weggang sehen, doch sein Weggang war ein wesentlicher Schritt in ihrem Wachstum als Jünger.
  3. Es ist gut für euch, dass ich hingehe: Dies muss für die Jünger schwer zu glauben gewesen sein. Wenn ein geliebter Mensch dem Tod nahe ist, denken wir oft, dass es das Beste ist, dem Tod seinen Lauf zu lassen. Wir sagen: „Es ist besser für die Person, zu gehen und das Leid zu beenden. Es ist gut für sie, von uns zu gehen.“ Aber wenn jemand, den wir lieben, dem Tod nahe ist, denken wir oft nicht, dass es für uns gut ist, wenn er oder sie uns verlässt. Dennoch sagte Jesus hier, dass es nicht für ihn gut sei, sondern gut für euch, dass ich hingehe.
    1. Wenn die Jünger wirklich verstanden hätten, was geschehen würde, wäre es für sie noch schwieriger gewesen zu glauben.
      1. Gut für euch, dass Jesus verhaftet wird?
      2. Gut für euch, dass Jesu Dienst, der von Lehre und Wundern geprägt war, beendet wird?
      3. Gut für euch, dass Jesus geschlagen wird?
      4. Gut für euch, dass Jesus verspottet wird?
      5. Gut für euch, dass Jesus zur Hinrichtung verurteilt wird?
      6. Gut für euch, dass Jesus an ein Kreuz genagelt wird?
      7. Gut für euch, dass Jesus in der Gesellschaft von berüchtigten Kriminellen stirbt?
      8. Gut für euch, dass sein lebloser Körper in ein kaltes Grab gelegt wird?
  4. Aber: Dieses Wort stellte eine große Herausforderung für ihre Trauer und ihren Unglauben dar. Aber ist eines der großen Worte der Bibel, das trotz alledem bedeutet. Jesus wusste, dass sie wegen seiner Worte mit Trauer erfüllt waren. Aber trotz alledem wollte er sie wissen lassen, dass es gut für sie war.
    1. Es ist gut für euch impliziert, dass die Ausgießung des Geistes eine segensreichere Manifestation Gottes ist als selbst die leibliche Gegenwart des auferstandenen Erlösers.“ (Alford)
  5. Ich sage euch die Wahrheit: Jesus sagte dies nicht, weil er die meiste Zeit gelogen hat. Er sagte es, weil er wollte, dass die Jünger sich gemeinsam darum bemühten, ihm in diesem Augenblick zu vertrauen. Jesus wusste, dass es schwer für sie war, seinen Worten zu glauben.
  6. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch: Jesus hatte einen Plan, aber sie konnten ihn nicht verstehen. Mit einem Rückblick von 2000 Jahren können wir sehen, dass Jesus, als er wegging, den Geist Gottes sandte, der sogar ein noch umfassenderes und effektiveres Wirken in der ganzen Welt hatte und immer noch hat.
    1. „Der Entzug der leiblichen Gegenwart Christi war die wesentliche Voraussetzung für seine allgegenwärtige geistliche Gegenwart.“ (Dods)
  7. Will ich ihn zu euch senden: Jesus versprach, den Heiligen Geist zu seinen Jüngern zu senden, wenn er wegging. Dadurch würde es für sie gut sein, dass er sie verließ. Jesus meinte, dass die Gegenwart und das Wirken des Heiligen Geistes für die Gläubigen tatsächlich besser wäre als die physische, leibliche Gegenwart Jesu.
    1. Es war besser, weil Jesus dadurch die ganze Zeit bei jedem Gläubigen sein könnte. Jesus versprach: Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte (Matthäus 18, 20). Das war kein Versprechen, das er physisch halten konnte, sondern nur geistlich. Er musste weggehen, damit dieses Versprechen eingelöst werden konnte. Wenn Jesus leibhaftig auf dieser Erde anwesend wäre, gäbe es einige Christen, die überglücklich wären – diejenigen in seiner unmittelbaren Gegenwart. Aber die meisten Christen hätten das erdrückende Gefühl, dass Jesus nicht bei ihnen sei. Wirklich, es war alles gut für euch.
    2. Es war besser, weil wir Jesus jetzt besser verstehen können. Wenn Jesus leibhaftig auf dieser Erde anwesend wäre, würden seine Worte an uns kein Ende finden. Wir hätten keine Bibel; wir hätten eine ganze Bibliothek voller Bücher. Sekretärinnen und Sekretäre würden ihm ständig folgen, um jedes seiner Worte aufzuzeichnen. Es würde alles niedergeschrieben und bewahrt werden. Wir würden alles haben, aber die große Menge davon wäre einfach unüberschaubar. Wirklich, es war alles gut für euch.
    3. Es war besser, weil wir jetzt eine vertrauensvollere Beziehung zu Gott haben können. Wenn Jesus leibhaftig auf dieser Erde anwesend wäre, würde unser Glaubensweg vor eine große Herausforderung gestellt werden. Paulus sagte: So kennen wir denn von nun an niemand mehr nach dem Fleisch; wenn wir aber auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so (2. Korinther 5, 16). Gott will, dass wir im Glauben wandeln und nicht im Schauen, doch wenn Jesus leibhaftig hier wäre, gäbe es eine große Versuchung, im Schauen zu wandeln und nicht im Glauben. Wirklich, es war alles gut für euch.
    4. Es war besser, weil das Werk Jesu besser verstanden wird, wenn er im Himmel thront. Wenn Jesus leibhaftig auf dieser Erde anwesend wäre, wäre das für uns verwirrend. Jesus leidet nicht weiter; er hat sein Werk am Kreuz vollbracht. Dennoch könnte es für uns schwierig sein, einen Erlöser zu sehen, der nie gelitten hat, wenn wir in Bedrängnis sind. Dadurch könnten wir glauben, dass Jesus nicht mit uns mitfühlen kann. Gott wollte nicht, dass wir mit diesem Dilemma zu kämpfen haben. Daher ist Jesus nicht mehr leibhaftig auf dieser Erde, sondern thront im Himmel. Wirklich, es war alles gut für euch.
    5. Bevor Jesus wegging, waren die Jünger verwirrt, dickköpfig, ängstlich, egoistisch und egozentrisch. Nachdem Jesus gegangen und der Helfer gekommen war, waren sie weise, hingebungsvoll, mutig und großzügig. Wirklich, es war gut für euch, dass Jesus ging.

3. Das Wirken des Heiligen Geistes in der Welt

Johannes 16, 8-11

Johannes 16, 8-11
Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht; von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

  1. Wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht: Sünde ist die Wahrheit über den Menschen, Gerechtigkeit ist die Wahrheit über Gott, das Gericht ist die unvermeidbare Kombination dieser beiden Wahrheiten.
    1. „Jedermanns Gewissen hat etwas von den drei Ansätzen; ein gewisses Schuldbewusstsein, ein gewisses Rechtsbewusstsein, eine gewisse Urteilskraft über das, was vergänglich und wertlos ist; aber all dies ist unwirklich und unpraktisch, bis das überführende Werk des Geistes in ihm gewirkt hat. “ (Alford)
  2. Wird er die Welt überführen: Das altgriechische Wort, das als überführen übersetzt wird, hat ein breiteres Bedeutungsspektrum als nur unser Wort überführen, zumal es in einem juristischen Sinne verstanden wird. Es bedeutet ebenfalls entlarven, widerlegen und überzeugen (Bruce). Dies ist das Werk des Heiligen Geistes in der Welt und in den Herzen der Menschen, um sie von diesen Wahrheiten zu überzeugen und zu überführen.
    1. Wird er die Welt überführen: „Oder die Welt von der Täuschung zu befreien, indem er jene seltsamen Auffassungen und irreführenden Meinungen widerlegt, die die Menschen zuvor in sich aufgenommen hatten und von denen sie besessen waren.“ (Trapp)
    2. Es ist eine schwerwiegende Sache, sich diesem Werk des Heiligen Geistes zu widersetzen und es abzulehnen, welches in Zeiten großen geistlichen Aufbruchs (manchmal auch Erweckung oder geistliches Erwachen genannt) besonders sichtbar und mächtig ist.
    3. Vor dem überführenden Wirken des Heiligen Geistes kann man sagen: Ich mache viele Fehler. Niemand ist perfekt. Nach dem überführenden Wirken des Heiligen Geistes kann man sagen: Ich bin ein verlorener Rebell, der gegen Gott und sein Gesetz kämpft – ich muss mich auf Jesus verlassen, um mit Gott ins Reine zu kommen.
    4. „Der Geist klagt die Menschen nicht nur der Sünde an, er bringt ihnen auch ein unausweichliches Schuldgefühl, damit sie ihre Scham und Hilflosigkeit vor Gott erkennen.“ (Tenney)
    5. „Der Geist ist der ‘Fürsprecher’ oder Helfer derer, die an Jesus glauben; ihr Verteidiger. Aber in Bezug auf die Ungläubigen, auf die gottlose Welt, fungiert er als Ankläger.“ (Bruce) Es ist wichtig, den Geist Gottes als Verteidiger statt als Ankläger zu haben.
    6. In der Großen Erweckung von 1860/61 in Großbritannien beschrieb ein hochrangiger Armeeoffizier die Umkehr von Sünde in seiner schottischen Stadt: „Diejenigen unter euch, die es leicht haben, haben kaum eine Vorstellung davon, wie erschreckend es ist, wenn der Heilige Geist die Augen eines Menschen öffnet, damit dieser den wahren Zustand seines Herzens erkennt. Menschen, die für gute, religiöse Menschen gehalten wurden und die sich selbst für gute, religiöse Menschen hielten … wurden dazu gebracht, das Fundament zu untersuchen, auf dem sie gründeten, und fanden es vollständig morsch vor; dass sie selbstsicher waren und sich auf ihre eigene Güte stützten und nicht auf Christus. Viele kehrten sich von offener Sünde einem Leben in Heiligkeit zu, einige weinten vor Freude über die vergebenen Sünden.“ (J. Edwin Orr, The Second Evangelical Awakening in Britain)
  3. Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben: Es ist der Unglaube, das Ablehnen von Jesus, der letztendlich beweist, dass man schuldig ist. Der Heilige Geist wird der Welt sagen, wie wichtig es ist, auf Jesus zu vertrauen, sich auf ihn zu verlassen und sich an ihn zu klammern, um diese Sünde zu vermeiden.
    1. „Das Wesen der Sünde ist der Unglaube, der nicht einfach ein gelegentlicher Unglaube oder eine Meinungsverschiedenheit ist, sondern eine totale Ablehnung von Gottes Botschafter und Botschaft.“ (Tenney)
    2. „Die Grundsünde ist die Sünde, die das Selbst in den Mittelpunkt der Dinge stellt und sich folglich weigert, an ihn [Jesus] zu glauben.“ (Morris)
    3. „Ein Sünder ist etwas Heiliges: der Heilige Geist hat ihn so gemacht. Der Sünder, der nur zum Schein seine Sünde bekennt, ist eine schreckliche Gestalt; aber ein Mensch, der durch den Geist Gottes wahrhaftig von der Sünde überführt wurde, ist ein Geschöpf, das gesucht werden muss wie ein Juwel, welches die Krone des Erlösers schmücken wird.“ (Spurgeon)
  4. Von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe: Die Himmelfahrt Jesu hat gezeigt, dass er den Willen des Vaters vollkommen erfüllt und sich als gerecht erwiesen hat – und hat den Mangel an Gerechtigkeit in der Welt, die ihn verworfen hat, bloßgestellt. Der Heilige Geist zeigt der Welt die Gerechtigkeit Jesu und ihre eigene Ungerechtigkeit.
    1. Viele Menschen heute – auch säkulare Menschen – sehen die Gerechtigkeit von Jesus als selbstverständlich an. Doch während seines Lebens wurde Jesus als Betrüger, als von Dämonen besessen, als böser Gesetzeszerstörer, als Vielfraß, als Trinker und als unehelich beschimpft. Der Heilige Geist hilft uns dabei, das Werk der Gerechtigkeit Jesu zu verstehen.
    2. „Während die Gerechtigkeit früher durch Vorschriften definiert wurde, ist sie jetzt im menschgewordenen Sohn offenbart worden, der diese Gerechtigkeit durch alle seine Beziehungen perfekt vorgelebt hat.“ (Tenney)
  5. Vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist: Das Gericht Satans selbst bedeutet, dass es ein letztes Gericht zwischen Gott und seiner rebellischen Schöpfung geben wird. Der Heilige Geist warnt die Welt vor diesem kommenden Gericht.
    1. Normalerweise folgt auf eine Verurteilung ein Urteil. Wenn der Heilige Geist wirkt, gibt es einen Zwischenschritt: die Offenbarung der Gerechtigkeit Jesu Christi, die die Strafe für den Verurteilten begleichen kann.
    2. „Die Welt, deren Fürst, wird ‘gerichtet’. Sich an der Welt statt an Christus festzuhalten, bedeutet, sich an eine todgeweihte Sache zu klammern, an ein sinkendes Schiff.“ (Dods)

4. Das Wirken des Heiligen Geistes unter den Jüngern

Johannes 16, 12-15

Johannes 16, 12-15
Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt, dass er von dem Meinen nehmen und euch verkündigen wird.

  1. Noch vieles hätte ich euch zu sagen: Jesus gab offen zu, dass seine eigene Lehre unvollständig war, und er setzte voraus, dass die Gemeinde durch den Heiligen Geist weiter gelehrt werden würde. Diese Aussage Jesu lässt uns die Entstehung des Neuen Testaments erahnen.
    1. Hier antwortete Jesus denen, die sagen: „Ich werde das annehmen, was Jesus gelehrt hat, aber nicht das, was Paulus oder die anderen gelehrt haben.“ Paulus und die anderen Schreiber des Neuen Testamentes lehrten uns das, was Jesus mit vieles meinte.
      1. Beispielsweise wussten sie nicht, dass einige der Sitten und Gebote unter den Juden durch die Person und das Werk Jesu erfüllt werden würden und im Neuen Bund nicht mehr bindend sind.
      2. Beispielsweise wussten sie nicht, dass Gott Heiden als gleichberechtigte Partner in die Gemeinschaft des Neuen Bundes miteinbeziehen würde, ohne dass sie zuerst Juden werden müssten.
  2. So wird er euch in die ganze Wahrheit leiten: In gewisser Hinsicht war dies erfüllt, als die von Gott inspirierten Schriften des Neuen Testaments vollendet wurden. In anderer Hinsicht führt uns der Heilige Geist auch heute noch persönlich in die Wahrheit, die jedoch niemals im Gegensatz zur Bibel steht, denn Gottes höchst maßgebende Offenbarung wird mit dem Neuen Testament abgeschlossen.
    1. In die ganze Wahrheit: „Im griechischen Urtext heißt es ‚die ganze Wahrheit‘, d.h. die spezifische Wahrheit über die Person Jesu und die Bedeutung dessen, was er gesagt und getan hat. Das Neue Testament ist ein dauerhafter Beweis dafür, dass die Apostel in dieser Hinsicht in die Wahrheit geführt wurden.“ (Tasker)
    2. Und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen: „Die Verheißung muss sich daher auf die Hauptmerkmale der neuen christlichen Dispensation [= Heilsgeschichte wird als Abfolge verschiedener ‚Haushaltungen‘ (Dispensationen) oder Zeitalter verstanden] beziehen. Der Geist würde sie in jenem neuen Zeitabschnitt leiten, in dem sie nicht mehr das sichtbare Beispiel, die Hilfe und den Rat ihres Meisters haben würden.“ (Dods)
  3. Er wird nicht aus sich selbst reden … Er wird mich verherrlichen … Von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen: Der Dienst des Heiligen Geistes ist es, uns Jesus zu offenbaren, um Zeugnis von Jesus zu geben (Johannes 15, 26). Er benutzt viele verschiedene Wege und viele verschiedene Gaben, um dies zu erreichen, aber das Ziel ist immer dasselbe: Jesus zu offenbaren.
    1. Man mag von Träumen, Visionen, Erfahrungen und Offenbarungen sprechen und sagen, dass sie vom Heiligen Geist gekommen sind, aber viele dieser angeblichen Offenbarungen des Geistes sagen nichts oder fast nichts über Jesus selbst aus.
    2. „Dieser Vers ist eindeutig gegen alle nachträglichen, zusätzlichen Ergänzungen und angeblichen Offenbarungen, die Christus hinzugefügt wurden; es ist das Werk des Geistes, die Dinge Christi zu bezeugen und zu verkünden, nicht irgendetwas Neues, das über ihn hinausgeht.“ (Alford)
    3. Alles, was der Vater hat, ist mein: „Wenn Christus Gott nicht gleich gewesen wäre, hätte er dies ohne Gotteslästerung sagen können?“ (Clarke)

B. Jesus bereitet die Jünger auf seine kommende Herausforderung am Kreuz vor

1. Jesus erzählt ihnen von seinem unmittelbaren, kurzen Weggang

Johannes 16, 16-18

Johannes 16, 16-18
Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen; denn ich gehe zum Vater. Da sprachen etliche seiner Jünger zueinander: Was bedeutet das, dass er sagt: Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen, und: Ich gehe zum Vater? Deshalb sagten sie: Was bedeutet das, dass er sagt: Noch eine kurze Zeit? Wir wissen nicht, was er redet!

  1. Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen: Die Jünger verstanden nicht, dass die Verhaftung Jesu nur noch ein oder zwei Stunden entfernt war, und dann würde seine Kreuzigung folgen. Doch weil er zum Vater gehen musste, würden sie ihn wiedersehen, wenn er von den Toten aufersteht.
    1. Ihr werdet mich nicht sehen: „In der Zeit zwischen Seinem Tod und Seiner Auferstehung verloren die Jünger ihren Glauben und ihre geistliche Vision, und weder sie noch die Welt konnten ihn mehr sehen.“ (Trench)
    2. Ihr werdet mich sehen: „‘Und wieder wird eine kleine Weile vergehen, und dann werdet-ihr-mich-sehen (ὄψεσθέ με ), d.h. mit leiblichen Augen.’ Wenn die kurze Zeitspanne zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung verstrichen ist, dann sollen sie ihn mit ihren leiblichen Augen sehen.“ (Trench)
  2. Wir wissen nicht, was er redet: Die Jünger waren sowohl beunruhigt als auch verwirrt. Sie dachten wahrscheinlich, dass Jesus mit unnötiger Geheimnistuerei darüber sprach, wohin er ging und was er tun würde. Sie verstanden nicht, was er damit meinte, ihn nicht zu sehen und ihn dann zu sehen.
    1. Wir wissen nicht, was er redet: „Hier wird im Griechischen ein anderes Wort für redet verwendet als im ersten Teil des Verses. Daher übersetzt die englische Übersetzung, RSV [Revised Standard Version] zurecht: ‘we do not know what he means’ [zu Deutsch: ‘wir wissen nicht, was er meint’].“ (Tasker)
    2. „Die Verwendung des Imperfekts in ‚fragten andauernd‘ [sagten sie] (elegon) zeigt, dass sie sich darüber untereinander beraten haben müssen und dass die Erzählung nicht wie ein ununterbrochener Vortrag verlief.“ (Tenney)
    3. „Wo für uns alles klar ist, war für sie alles geheimnisvoll. Wenn Jesus das messianische Königreich gründen will, warum geht er dann fort? Wenn er es nicht will, warum kehrt er zurück?“ (Godet, zitiert in Morris)

2. Jesus erklärt, wie kommende Trauer in Freude verwandelt wird

Johannes 16, 19-22

Johannes 16, 19-22
Da erkannte Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Ihr befragt einander darüber, dass ich gesagt habe: Noch eine kurze Zeit, und ihr werdet mich nicht sehen, und wiederum eine kurze Zeit, und ihr werdet mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und wehklagen, aber die Welt wird sich freuen; und ihr werdet trauern, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. Wenn eine Frau gebiert, so hat sie Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst, um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. So habt auch ihr nun Traurigkeit; ich werde euch aber wiedersehen, und dann wird euer Herz sich freuen, und niemand soll eure Freude von euch nehmen.

  1. Da erkannte Jesus, dass sie ihn fragen wollten: Jesus verstand, dass die Jünger mehr Klarheit wollten; er wusste aber auch, dass sie mehr als nur Informationen brauchten. Ihr Herz und ihr Verstand mussten vorbereitet sein, um die kommende Krise zu bewältigen.
    1. „Jesus erkannte, dass sie sich schämten und ihn verhören wollten, und sagte zu ihnen: ‘Ihr befragt einander darüber?’“ (Dods)
  2. Ihr werdet trauern, doch eure Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden: Jesus wusste, dass seine Jünger in den nächsten Stunden in tiefe und dunkle Traurigkeit gestürzt werden würden. Er wusste auch, dass Gott durch seine Kraft und Gnade ihre Traurigkeit in Freude verwandeln würde.
    1. Die Worte ihr werdet trauern waren sicherlich wahr.
      1. Trauern über den Verlust der Beziehung
      2. Trauern über die Demütigung ihres Meisters und Messias
      3. Trauern über den scheinbaren Sieg seiner Feinde
      4. Trauern, weil ihnen alles, was sie erhofft hatten, genommen wurde
    2. Die Kreuzigung und alles, was mit ihr einherging, war keine Unebenheit auf dem Weg zur Erfüllung von Gottes Plan, als wäre sie ein Hindernis, das es zu überwinden galt. Es war die Art und Weise, wie der Plan erfüllt werden sollte. Die Trauer würde sich in Freude verwandeln.
    3. Gottes Werk bestand nicht darin, ihre Trauer durch Freude zu ersetzen, sondern Trauer in Freude zu verwandeln, wie er es in unserem Leben oft tut. Der Kummer würde direkt mit ihrer kommenden Freude verbunden sein, so wie der Kummer einer gebärenden Frau direkt mit ihrer Freude verbunden ist, dass ihr Kind in die Welt geboren ist.
    4. „Es ist höchst bemerkenswert und lehrreich, dass die Apostel in ihren Predigten oder Briefen scheinbar nicht in irgendeiner Weise mit Bedauern über den Tod unseres Herrn gesprochen haben. Die Evangelien erwähnen ihre Bekümmerung während des tatsächlichen Geschehens der Kreuzigung, aber nach der Auferstehung und besonders nach Pfingsten hören wir von keiner solcher Trauer.“ (Spurgeon)
  3. Ich werde euch aber wiedersehen, und dann wird euer Herz sich freuen: Sie haben die Trennung nicht ganz verstanden, also konnten sie die Freude der kommenden Wiedervereinigung nicht ganz verstehen. Doch als es geschah, konnte niemand ihr freudiges Zeugnis der Auferstehung leugnen. Es war ein Zeugnis, das so sicher war, dass sie deswegen den Tod ertrugen. Es war eine Freude, die niemand … von euch nehmen soll.
    1. Niemand soll eure Freude von euch nehmen: „Die Bedeutung unseres Herrn scheint folgende gewesen zu sein: dass seine Auferstehung ihnen so vollständig gezeigt werden sollte, dass sie niemals daran zweifeln sollten; und folglich, dass ihre Freude groß und dauerhaft sein sollte.“ (Clarke)
    2. „Dass er leiden musste, war Grund zur Trauer, aber dass er jetzt alles erlitten hat, ist gleichermaßen Grund zur Freude. Wenn ein Meister aus dem Krieg zurückkehrt und die Narben des Kampfes trägt, durch den er seine Ehre erlangt hat, beklagt sich dann jemand über seine Feldzüge?“ (Spurgeon)

3. Jesus verspricht größere Freude über ihren kommenden Zugang zu Gott nach Jesu Weggang

Johannes 16, 23-27

Johannes 16, 23-27
Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben! Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten; bittet, so werdet ihr empfangen, damit eure Freude völlig wird! Dies habe ich euch in Gleichnissen gesagt; es kommt aber die Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch reden, sondern euch offen vom Vater Kunde geben werde. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.

  1. An jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen: Jesus meinte wahrscheinlich, dass sie bei der Auferstehung von Freude und Erleichterung so überwältigt sein würden, dass sie sprachlos sein würden, wenn es darum ging, Bitten an Jesus zu richten. Doch der Weg zur Audienz bei Gott und zur Gebetserhörung war freier als zuvor, nicht verschlossener.
    1. Bis jetzt habt ihr nichts in meinem Namen gebeten: „Ihr habt mich noch nicht als den großen Mittler zwischen Gott und Mensch betrachtet; aber dies ist eine der Wahrheiten, die euch vom Heiligen Geist vollständiger offenbart werden soll.“ (Clarke)
  2. Was auch immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er wird es euch geben: Wegen des großen Werkes Jesu haben die Jünger durch ihn unbegrenzten, unumstößlichen Zugang zu Gott. Die Jünger hatten noch nicht wirklich im Namen Jesu gebetet, aber er würde sie lehren.
    1. „Die Bedeutung ist, dass der sühnende Tod Jesu die ganze Situation revolutionieren wird. Auf der Grundlage des Sühnewerks des Sohnes werden sich die Menschen Gott zuwenden und die Antworten auf ihre Gebete kennen.“ (Morris)
  3. Sondern euch offen vom Vater Kunde geben werde: Die Jünger sollten darauf vertrauen, dass sie in dieser Zeit der wiedererlangten Freude und des offenen Zugangs zu Jesus, den Vater selbst kennenlernen und mehr denn je über ihn wissen würden.
    1. Gleichnisse: „Werden hier verwendet, um den kryptischen Ausdruck ‚eine kleine Weile‘ und die in Vers 21 verwendeten Metapher der Geburt zu verdeutlichen.“ (Tasker)
  4. Denn er selbst, der Vater, hat euch lieb: Jesus macht deutlich, dass der Sohn keinen zornigen Vater dazu überreden musste, gnädig zu sein; stattdessen würde sein Werk eine gerechte Grundlage für Gottes Gnade schaffen.
    1. „Hier sagt Jesus: ‘Du kannst zu Gott gehen, denn er liebt dich’, und das sagt er vor dem Kreuz. Er starb nicht, um Gott in Liebe zu verwandeln; er starb, um uns zu sagen, dass Gott Liebe ist. Er kam nicht, weil Gott die Welt so sehr hasste, sondern weil er die Welt so sehr liebte. Jesus brachte den Menschen die Liebe Gottes.“ (Barclay)
    2. „Der Grund dafür, dass Christus nicht für sie Fürbitte einlegen wird, ist jetzt gegeben. Es wird keine Notwendigkeit bestehen. Der Vater selbst liebt sie. Er muss nicht erst überredet werden, um gnädig zu sein. In diesem Fall ist die Grundlage der Annahme die Beziehung, in der sie zu Jesus stehen.“ (Morris)
  5. Weil ihr mich liebt: Der Vater hat die Jünger nicht aufgrund ihrer Liebe zu Jesus geliebt, aber ihre Liebe zu Jesus war ein Beweis für die Liebe des Vaters zu ihnen.
    1. Ein Puls bringt das Herz nicht zum Schlagen, aber er ist ein Beweis dafür, dass es schlägt. Unsere Liebe zu Gott bringt ihn nicht dazu, uns zu lieben, aber sie ist ein Beweis dafür, dass er uns liebt.

4. Die Jünger verkünden ihren Glauben; Jesus setzt ihn in Perspektive

Johannes 16, 28-32

Johannes 16, 28-32
Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater. Da sagen seine Jünger zu ihm: Siehe, jetzt redest du offen und gebrauchst kein Gleichnis! Jetzt wissen wir, dass du alles weißt und es nicht nötig hast, dass dich jemand fragt; darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist! Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde, und sie ist jetzt schon da, wo ihr euch zerstreuen werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst; aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

  1. Ich bin vom Vater ausgegangen: Jesus wiederholte zuvor erwähnte Themen in diesem großartigen Gespräch mit seinen Jüngern und erzählte ihnen erneut von seinem Weggang von dieser Welt und zu seinem Vater. Johannes 16, 28 ist eine bemerkenswerte Zusammenfassung des Werkes Jesu.
      1. Ich bin vom Vater ausgegangen: Jesus ist Gott und hat in der Herrlichkeit und Güte des Himmels existiert, bevor er auf die Erde kam.
      2. Und in die Welt gekommen: Jesus wurde als Mensch geboren und hat seiner Göttlichkeit die Menschlichkeit hinzugefügt.
      3. Wiederum verlasse ich die Welt: Jesus wird sterben.
      4. Und gehe zum Vater: Jesus würde von den Toten auferstehen und in den Himmel auffahren.
    1. „In diesen Sätzen haben wir eine Erklärung des gesamten Erlösungsprozesses des Sohnes Gottes. Vom Vater in die Welt; von der Welt zum Vater.“ (Morgan)
    2. „Hier ist die Summe des christlichen Glaubens in vier grundlegenden Sätzen zusammengefasst, die mit ihren verschiedenen Warums und Wies und dem Ergebnis den ganzen Leib der christlichen Wahrheit bilden.“ (Trench)
  2. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt: Die zusammenfassende Aussage im vorigen Satz gab den Jüngern das Gefühl, dass sie jetzt verstanden hatten. Sie scheinen zwar aufrichtig gewesen zu sein, aber mehr Vertrauen in ihren Glauben gehabt zu haben, als sie gesollt hätten.
    1. „Sie erklärten, dass ihr Glaube an die Göttlichkeit seiner Mission bestätigt wurde. Sie waren vollkommen aufrichtig. Sie hatten das Gefühl, dass sie endlich die Zeit des Zweifelns hinter sich gelassen hatten. Wie viel besser kannte er [Jesus] sie doch als sie sich selbst!“ (Morgan)
  3. Jetzt glaubt ihr? … wo ihr euch zerstreuen werdet: Jesus zweifelte nicht am Glauben der Jünger, sondern warnte sie davor, dass ihr Glaube erschüttert werden würde, bevor ihr Glaube endgültig auf ihn gegründet sein würde. Sie würden es viel leichter finden, im Obergemach an ihn zu glauben als im Garten Gethsemane, wo sie jeder in das Seine fliehen und Jesus allein lassen würden.
    1. Das sollte kein Ich habe es euch gleich gesagt-Moment werden. „Allein die Tatsache, dass er den Lauf der Ereignisse gekannt und vorhergesagt hatte, würde etwas sein, woran sie sich festhalten konnten, und die Erinnerung daran würde ihnen helfen, wieder zum Glauben zurückzukehren.“ (Morgan)
    2. „Die Worte Jetzt glaubt ihr? können auch als Aussage verstanden werden. Dies ist die bessere Interpretation, da es die Betonung, die auf das Wort jetzt im griechischen Urtext gelegt wird, besser zur Geltung bringt. ‘Ihr glaubt zwar jetzt, aber euer Glaube wird bald erschüttert werden.’“ (Tasker)
    3. „Jesus durchschaute ihre Herzen mehr, als sie wussten. Er konnte nicht nur ihre unausgesprochenen Fragen beantworten, sondern auch die Stärke ihres Glaubens an ihn beurteilen. Dieser [ihr Glaube] war zwar aufrichtig und echt, verbunden mit ihrer Liebe zu ihm, aber er stand kurz davor, einer Prüfung ausgesetzt zu werden, wie sie es sich nicht vorgestellt hatten.“ (Bruce)
  4. Wo ihr euch zerstreuen werdet, jeder in das Seine, und mich allein lasst: Die Krise würde bald kommen, und wenn es soweit ist, würden die Jünger jeder nur an sich denken und Jesus allein lassen.
    1. „Als er ihre Freundschaft nicht brauchte, waren sie ihm sehr gute Freunde. Als sie nichts für ihn tun konnten, auch wenn sie es versuchten, waren sie seine treuen Anhänger. Aber die Notlage ist gekommen; nun könnten sie eine Stunde mit ihm wachen, nun könnten sie mit ihm inmitten des Getümmels gehen und wenigstens die Stimme der Minderheit entgegen der Mehrheit einwerfen; aber sie sind weg.“ (Spurgeon)
    2. „Da steht er. Sie haben ihn allein gelassen; aber da ist er, er steht immer noch zu seinem Vorhaben. Er ist gekommen, um zu retten, und er wird retten. Er ist gekommen, um zu erlösen, und er wird erlösen. Er ist gekommen, um die Welt zu überwinden, und er wird sie überwinden.“ (Spurgeon)
  5. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir: Jesus verließ sich auf seine enge Beziehung zu Gott bis hin zum Kreuz und sogar als er daran festgenagelt war. In den denkbar einsamsten Momenten verstand er, dass der Vater mit ihm war.
    1. „Ich erinnere mich an die Bibelstelle über Abraham, der mit Isaak zum Berg Morija ging, wo Isaak geopfert werden sollte. Es steht geschrieben: ‘Und sie gingen beide miteinander’. Dasselbe taten auch der Ewige Vater und sein geliebter Sohn, als Gott im Begriff war, seinen eigenen Sohn dem Tod auszuliefern. Es gab kein geteiltes Ziel; sie gingen beide miteinander.“ (Spurgeon)

5. Der triumphale Abschluss der Abschiedsrede Jesu an seine Jünger und der gesamten Lehre Jesu vor dem Kreuz

Johannes 16, 33

Johannes 16, 33
Dies habe ich zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden!

  1. Dies habe ich zu euch geredet: Gleich würde Jesus für seine Jünger beten. Bevor er das tat, fasste er den Zweck des langen Gesprächs zusammen, das er mit diesen Jüngern führte: ihnen Frieden und die feststehende Gewissheit, dass sie Überwinder waren, zu bringen.
  2. Damit ihr in mir Frieden habt: Jesus bot seinen Jüngern Frieden an. Er machte das Angebot unter den unpassendsten Umständen. Genau in dieser Minute traf Judas mit Jesu Feinden zusammen, um seine Verhaftung zu planen. Jesus wusste, dass er verhaftet, im Stich gelassen, abgelehnt, verspottet, gedemütigt, gefoltert und hingerichtet werden würde, bevor der nächste Tag vorüber war. Wir denken, dass die Jünger ihn hätten trösten sollen – doch Jesus hatte Frieden, ja sogar genug davon, um ihn an andere weiterzugeben.
    1. Jesus versprach den Frieden nicht; er bot ihn an. Er sagte: „Damit ihr in mir Frieden habt.“ Menschen mögen Jesus nachfolgen und sich selbst diesem Frieden verweigern. Wir gewinnen den von Jesus angebotenen Frieden, indem wir ihn in ihm finden. Jesus sagte: „Damit ihr in mir Frieden habt.“ Wir werden nirgendwo anders echten Frieden finden als in Jesus.
    2. Jesus schuf einen Weg zum Frieden mit Gott: Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. (Römer 5, 1)
    3. Jesus schuf einen Weg zum Frieden mit anderen: Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat. (Epheser 2, 14)
    4. Dieses Wort des Friedens ist vor allem im Zusammenhang mit Konflikten von Bedeutung – Bedrängnis und überwunden sprechen beide von Schlachten, die es zu schlagen gilt. „Er verspricht einen Frieden, der mit Trübsal und Unruhen koexistiert, einen Frieden, der in und durch Konflikt und Kampf verwirklicht wird.“ (MacLaren)
    5. Diese Verheißung war besonders eindrucksvoll für diese elf Jünger. „Er sagte ihre Abkehr genau in dem Satz voraus, in dem er ihnen den Frieden zusicherte, den er ihnen geben würde. Er liebte sie für das, was sie waren, und trotz ihrer Unzulänglichkeiten.“ (Morris)
  3. In der Welt habt ihr Bedrängnis: Jesus hat auch die Bedrängnis verheißen. Uns wird zwar Frieden angeboten, Bedrängnis aber ist verheißen. Wenn wir Christen werden, bürden wir uns vielleicht weniger Probleme auf, aber wir haben sie auf jeden Fall immer noch.
    1. Wenn man dies versteht, beseitigt man eine falsche Hoffnung. Kämpfende Christen hoffen oft auf den Tag, an dem sie über die Versuchung lachen werden und es einen mühelosen Sieg nach dem anderen geben wird. Uns ist Kampf versprochen, solange wir in dieser Welt sind; dennoch gibt es Frieden in Jesus.
    2. „Es lässt sich nicht vermeiden; es ist kein Paradies, sondern ein Fegefeuer für die Heiligen. Man kann es mit der Magellanstraße vergleichen, von der gesagt wird, dass sie ein Ort dieser Art ist – dass, in welche Richtung auch immer ein Mann seinen Kurs festlegt, er mit Sicherheit Gegenwind haben wird.“ (Trapp)
  4. Seid getrost, ich habe die Welt überwunden: Jesus hat die Wahrheit über seinen Sieg verkündet. Dies war eine erstaunliche Aussage für einen Mann, der kurz davorstand, verhaftet, verlassen, abgelehnt, verspottet, gefoltert und hingerichtet zu werden. Judas, die religiösen Machthaber, Pilatus, die Menschenmenge, die Soldaten und sogar Tod und Grab konnten ihn nicht überwinden. Stattdessen konnte Jesus wahrhaftig sagen: „Ich habe die Welt überwunden.“ Wenn es damals wahr war, dann ist es heute wahrer denn je.
    1. Als Jesus seine Jünger trösten und stärken wollte, sprach er von seinem Sieg, nicht direkt von ihrem Sieg. Dies war kein ‚Kopf hoch!‘ oder „Strengt euch mehr an!“. Jesus wusste, dass sein Sieg, der ihre sein würde.
    2. „Er hat die Welt in drei Bereichen überwunden: in seinem Leben, in seinem Tod und in seiner Auferstehung.“ (Boice)
    3. „Diese Aussage, so wie sie im Schatten des Kreuzes gesprochen wird, ist kühn … Er geht nicht in Furcht oder mit Schwermut ans Kreuz, sondern als Eroberer.“ (Morris)
    4. „Er hat die Welt überwunden, als niemand sonst sie überwunden hatte.“ (Spurgeon)
    5. Der Gedanke, dass Jesus die Welt überwunden hat, wurde für Johannes kostbar. „Nikeo kommt nur hier im Evangelium vor, aber zweiundzwanzigmal in den Johannesbriefen und in der Apokalypse.“ (Dods)
    6. „Die Welt erobert mich, wenn sie zwischen mich und Gott kommt, wenn sie meine Wünsche erfüllt, wenn sie meine Energien aufsaugt, wenn sie meine Augen vor den unsichtbaren und ewigen Dingen verschließt.“ (MacLaren)
    7. Das Wissen, dass Jesus die Welt überwunden hat, lässt uns getrost sein. Es ist die Grundlage für unseren Frieden in ihm. Wir sehen, dass Jesus die Kontrolle hat; wir sehen, dass er zwar weggeht, uns aber nicht verlässt; wir sehen, dass er liebt, und wir sehen, dass der Sieg sein ist. Wir können in der Tat getrost sein.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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