Johannes 20 – Ein leeres Grab und ein auferstandener Jesus

A. Entdeckung des leeren Grabs

1. Maria Magdalena kommt an das Grab Jesu, findet es leer vor und erzählt den Jüngern davon

Johannes 20, 1-2

Johannes 20, 1-2
Am ersten Tag der Woche aber kommt Maria Magdalena früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein von dem Grab hinweggenommen war.
Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab genommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben!

  1. Am ersten Tag der Woche aber kommt Maria Magdalena früh … zum Grab: Jesus wurde am Freitag (oder nach einigen Berichten am Donnerstag) gekreuzigt. Nach seinem Begräbnis wurde das Grab versiegelt und von römischen Soldaten bewacht (Matthäus 27, 62-66). Das Grab blieb verschlossen und bewacht, bis es am ersten Tag der Woche entdeckt wurde, und zwar früh, als es noch finster war.
  2. Maria Magdalena … Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus: Andere Evangelien erklären, dass sie nicht die einzige Frau war, die an diesem Morgen zum Grab kam (mindestens drei weitere Frauen begleiteten sie). Doch Maria war diejenige, die zurücklief und den Jüngern von dem leeren Grab erzählte, daher erwähnt Johannes sie.
    1. Jesus hatte sieben Dämonen aus dieser Maria ausgetrieben (Lukas 8, 2; Markus 16, 9). Ihre schwere Vergangenheit hinderte sie nicht daran, die erste Zeugin des auferstandenen Jesus und die erste von ihm beauftragte Botin seiner Auferstehung zu sein.
    2. Die Frauen kamen, um die von Joseph und Nikodemus begonnene Arbeit zu vollenden. „Wahrscheinlich war Nikodemus angesichts der späten Stunde und des bevorstehenden Sabbats nicht in der Lage, alle Gewürze, die er mitgebracht hatte, in der beabsichtigten Weise zu verwenden.“ (Morris)
  3. Sie haben den Herrn aus dem Grab genommen: Als sie das leere Grab sah, dachte Maria zunächst, der Leib Jesu sei gestohlen worden. Sie hat sich die Auferstehung Jesu weder gewünscht noch erwartet und sie hat sich diese sicherlich nicht aus einer Hoffnung heraus eingebildet.
    1. Wir wissen nicht, wo: „Der Plural kann natürlich als Bestätigung für Markus‘ Darstellung, dass sie nicht allein war, anerkannt werden.“ (Dods)

2. Petrus und Johannes laufen zum Grab

Johannes 20, 3-4

Johannes 20, 3-4
Nun gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und begaben sich zu dem Grab.
Die beiden liefen aber miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab,

  1. Nun gingen Petrus und der andere Jünger hinaus: Petrus und Johannes hörten die Nachricht von Maria und machten sich sofort auf den Weg zum Grab. Entsprechend der Demut des Autors bezog sich Johannes nicht direkt auf sich selbst, sondern bezeichnete sich als der andere Jünger.
  2. Die beiden liefen aber miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab: Johannes war demütig genug, um die Erwähnung seines eigenen Namens zu vermeiden, aber wetteifernd genug, um uns zu sagen, dass er schneller war als Petrus.
    1. Der Tradition nach war Petrus älter als Johannes. Wir können uns einen Mann Ende vierzig oder Anfang fünfzig vorstellen, der wie Petrus mit großer Mühe zum Grab rannte, und einen Mann Mitte zwanzig, der ihm problemlos davonlief.
    2. Dies zeigt, dass sie beide schnell gerannt sind. Petrus und Johannes hatten gerade die lebensverändernde Nachricht gehört, dass das Grab leer war. Sie konnten dieser Nachricht gegenüber nicht gleichgültig oder distanziert sein; sie mussten es selbst sehen.

3. Petrus und Johannes untersuchen das leere Grab

Johannes 20, 5-10

Johannes 20, 5-10
Und er beugte sich hinein und sah die leinenen Tücher daliegen, ging jedoch nicht hinein. Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und geht in das Grab hinein und sieht die Tücher daliegen und das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war, nicht bei den Tüchern liegen, sondern für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Darauf ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und er sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen müsse. Nun gingen die Jünger wieder heim.

  1. Und er beugte sich hinein und sah: Als er zuerst beim Grab ankam, sah Johannes (das altgriechische Wort blepei bedeutet „einen materiellen Gegenstand deutlich sehen“)) hinein und er sah die Grabgewänder Jesu, die noch im Grab lagen (sah die leinenen Tücher daliegen). Johannes sah dies deutlich und er irrte sich nicht in dem, was er sah.
    1. Ging jedoch nicht hinein: Etwas hielt Johannes davon ab, tatsächlich in das Grab zu gehen. „Nachdem er gesehen hatte, dass das Totengewand noch im Grab war, schloss der andere Jünger wahrscheinlich daraus, dass der Leichnam ebenfalls dort war und hielt sich deshalb zurück. Entweder glaubte er, dass er aus Respekt vor dem Toten das Grab nicht betreten sollte, oder aber er fürchtete die zeremonielle Verunreinigung durch die Berührung eines Leichnams.“ (Tenney)
    2. Das typische Grab eines reichen Mannes jener Zeit war groß genug, um es zu betreten, mit einem Platz zum Hinlegen der Leiche auf der einen Seite und einer Bank für Trauernde auf der anderen. Der Eingang war vermutlich eine nur circa 1 Meter hohe und 0, 75 Meter breite Öffnung. Sie war groß genug, um hineinzukommen, doch es war ein wenig Beugen und Drehen erforderlich. Es war ein gewisses Bemühen erforderlich, um in das Grab zu gehen, und aus irgendeinem Grund ging Johannes nicht hinein.
  2. Da kommt Simon Petrus, der ihm folgte, und geht in das Grab hinein: Was auch immer Johannes davon abhielt, hineinzugehen, Petrus hielt es nicht auf. Als er endlich ankommt, geht er sofort in das Grab hinein. Diese handlungsorientierte Impulsivität war charakteristisch für Petrus. Johannes wollte innehalten und darüber nachdenken, aber Petrus ging direkt hinein.
  3. Sieht die Tücher daliegen: Als Petrus hineingeht, sieht er (das altgriechische Wort theorei bedeutet ‚betrachten, beobachten, prüfen‘)), dass die Tücher noch immer ordentlich und sauber sind. Es sieht so aus, als ob sich der Leichnam aus den Grabbekleidungen heraus in Luft aufgelöst hat, ohne ihren Platz durcheinanderzubringen.
    1. Die Formulierung der Tücher, die daliegen, und zwar für sich zusammengewickelt an einem besonderen Ort, weist auf die geordnete Anordnung der Grabtücher hin. Die für die Bestattung vorbereiteten Tücher wurden mit Salben, Aloen und Gewürzen bestrichen und die Tücher wurden in mehreren Lagen aufgelegt. Das Begräbnis Jesu am Tag seines Todes war eilig und die Frauen kamen am frühen Sonntagmorgen, um weitere Schichten aufzutragen.
    2. Die Mischung aus Salben und Aloen und Gewürzen würde die Tücher trocknen und aushärten, sodass sie so etwas wie eine Mumie oder einen Kokon bildeten. Das normale Ausziehen dieser Grabtücher würde ein wenig Zerreißen oder Schneiden erfordern; Petrus sah, dass es kein normales Abnehmen der Grabkleider war. „Der ganze Sinn der Beschreibung besteht darin, dass die Grabtücher nicht so aussahen, als wären sie abgelegt oder ausgezogen worden; sie lagen ordentlich gefaltet da, als hätte sich der Körper Jesu einfach aus ihnen heraus in Luft aufgelöst.“ (Barclay)
    3. Die saubere, geordnete Anordnung der Tücher zeigte, dass keine menschliche Hand, zumindest nicht in einer auf den ersten Blick erkennbaren Weise, die Grabtücher Jesu ausgezogen hat. All dies zeigte, dass in diesem nun leeren Grab etwas absolut Einzigartiges geschehen war.
      1. Die leinenen Tücher waren da – die Leiche war nicht mit ihnen entfernt worden
      2. Die leinenen Tücher lagen geordnet da – sie waren von der darin eingewickelten Person nicht auf normale Weise ausgezogen worden
      3. Die leinenen Tücher lagen geordnet da – nicht von Grabräubern oder Vandalen entfernt
    4. Es wird vermutet, dass die Grabtücher Jesu im Turiner Grabtuch erhalten geblieben sind. Das Turiner Grabtuch kann wahrscheinlich nie eindeutig als Teil der Grabtücher Jesu nachgewiesen werden. Aber: „Die bisherigen Beweise lassen die wahrscheinlichen Schlussfolgerungen zu, dass das Grabtuch sehr alt ist (vielleicht aus dem ersten Jahrhundert), dass es nicht im Widerspruch zu den Berichten des NT steht und dass das Bild keine Fälschung ist. Es könnte durchaus das tatsächliche Totengewand Jesu sein.“ (Evangelical Dictionary of Theology)
    5. Das Bild auf dem Grabtuch zeigt einen gekreuzigten Mann, bärtig, etwa 1, 80 Meter groß, ungefähr 80 Kilo schwer. Sein Körperbau ist muskulös und gut gebaut und er war etwa 30-35 Jahre alt. Sein langes Haar ist zu einem Zopf gebunden und es gibt keine Verwesungshinweise auf dem Tuch. Die Ergebnisse des Turiner Forschungsprojekts vom Oktober 1978 ergaben, dass das Grabtuch keine Malerei oder eine Fälschung ist. Sie stellten fest, dass es sich bei seinem Blut um echtes Blut handelt und das Bild eine Art Brandfleck zu sein scheint, obwohl sie nicht erklären können, wie es hergestellt wurde.
    6. Das Turiner Grabtuch ist ein interessantes Objekt, aber es gibt auch Gründe, skeptisch zu sein.
      1. Johannes beschrieb zwei Aspekte der Grabgewänder: die leinenen Tücher und das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war. Dies würde bedeuten, dass das Haupt und der Körper Jesu getrennt eingewickelt waren, während das Turiner Grabtuch das Bild eines ganzen Körpers auf einem Tuch darstellt. Es ist möglich, dass sich das Grabtuch unter diesen beiden Umhüllungen befand und von Johannes nicht erwähnt wurde, aber wir können nicht sagen, dass Johannes einen Stoff wie das Turiner Grabtuch beschreibt.
      2. Trench schlägt jedoch vor: „Das Leichentuch, das über alles gefaltet worden war (Matthäus, Markus, Lukas), muss aufgefaltet und an beiden Seiten zurückgelegt worden sein, sodass die Bandage freigelegt wurde.“
      3. Wir können einen guten Grund vermuten, warum Gott die Erhaltung der Grabtücher Jesu nicht wollte oder zuließ, und zwar, weil er keine Reliquie hinterlassen wollte, die unweigerlich angebetet werden würde.
    7. Das Schweißtuch, das auf seinem Haupt war: „Das bedeutet, dass das Schweißtuch immer noch die Form behielt, die der Umriss des Kopfes Jesu ihm gegeben hatte, und dass es immer noch von den anderen Tüchern durch einen freien Abschnitt getrennt war, der den Abstand zwischen dem Hals des Verstorbenen und der oberen Brust andeutete, wo die Einwicklung des Körpers begonnen hätte.“ (Tenney)
  4. Der andere Jünger … er sah und glaubte: Nachdem Petrus in das Grab gegangen war, ging auch Johannes hinein. Dann sah er (das altgriechische Wort eiden bedeutet: „verstehen, die Bedeutung von etwas erfassen“)) und dann glaubte Johannes. Die markante Anordnung der Grabtücher überzeugte ihn.
    1. Im Allgemeinen glaubten die allerersten Christen nicht nur deshalb an die Auferstehung, weil das Grab leer war, sondern weil sie den auferstandenen Jesus sahen und ihm begegneten. Johannes war so etwas wie eine Ausnahme; er glaubte einfach, indem er das leere Grab sah, bevor er dem auferstandenen Jesus begegnete.
    2. „Er glaubte, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Er nahm zum ersten Mal die Tatsache der Auferstehung in seinen Verstand auf und nahm sie mit seiner Zustimmung an. Er tat dies aufgrund des Augenzeugnisses, das vor ihm lag; denn noch kannte keiner von ihnen die Schrift.“ (Alford)
    3. „Johannes glaubte, aber Petrus war noch im Dunkeln. Wieder hatte ersterer seinen Freund überholt.“ (MacLaren)
    4. „Einige der besten Bücher über die Auferstehung sind von Juristen geschrieben worden, von denen einige ursprünglich darauf abzielten, die Auferstehung zu widerlegen. Ich denke dabei an Männer wie Frank Morrison, Gilbert West, J.N.D. Anderson und andere. Sir Edward Clark, ein anderer englischer Jurist, schrieb einmal: ‘Als Jurist habe ich die Beweise für den ersten Ostertag lange studiert. Für mich sind die Beweise überzeugend, und immer wieder habe ich vor dem Hohen Gerichtshof das Urteil auf Grundlage von nicht annähernd so schlüssigen Beweisen erwirkt. … Als Anwalt akzeptiere ich es vorbehaltlos als die Aussage von Männern zu Tatsachen, die sie belegen konnten.“ (Boice)
  5. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen müsse: Zu diesem Zeitpunkt waren Petrus und Johannes von der Tatsache der Auferstehung überzeugt; sie glaubten. Doch sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er aus den Toten auferstehen müsse; daher verstanden sie die Bedeutung der Auferstehung nicht.
    1. Das Wissen um die Tatsache der Auferstehung ist ein wichtiger Anfang, aber nicht genug. Wir müssen uns von der Bibel den Sinn und die Bedeutung der Auferstehung Jesu sagen lassen.
      1. Die Auferstehung bedeutet, dass Jesus erwiesen ist als Sohn Gottes in Kraft nach dem Geist der Heiligkeit durch die Auferstehung von den Toten (Römer 1, 4).
      2. Die Auferstehung bedeutet, dass wir Gewissheit über unsere eigene Auferstehung haben: Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen (1. Thessalonicher 4, 14).
      3. Die Auferstehung bedeutet, dass Gott einen ewigen Plan für unsere Körper hat. „Die Lehre Jesu näherte sich in keiner Weise der gnostischen Ketzerei, welche das Fleisch von Natur aus als böse erklärte. Platon konnte die Sünde nur loswerden, indem er sich des Körpers entledigte. Jesus bewahrt den Körper und erklärt, dass Gott sowohl den Körper als auch die Seele ernährt, dass der Körper so heilig ist wie die Seele, da die Seele ihn zu ihrem Heiligtum macht.“ (Morgan)
      4. Die Auferstehung bedeutet, dass Jesus einen fortdauernden Dienst hat: Daher kann er auch diejenigen vollkommen erretten, die durch ihn zu Gott kommen, weil er für immer lebt, um für sie einzutreten (Hebräer 7, 25).
      5. Die Auferstehung bedeutet, dass das Christentum und sein Gott einmalig und unter den Weltreligionen völlig anders und einzigartig sind.
      6. Die Auferstehung beweist, dass, obwohl es so aussah, als sei Jesus als gewöhnlicher Verbrecher am Kreuz gestorben, er tatsächlich als sündloser Mann starb, aus Liebe und Selbstaufopferung, um die Schuld unserer Sünde zu tragen. Der Tod Jesu am Kreuz war die Bezahlung, aber die Auferstehung war die Quittung, die zeigt, dass die Bezahlung vor Gott dem Vater vollkommen war.

B. Maria Magdalena trifft den auferstandenen Jesus

1. Maria, von Trauer ergriffen, sieht zwei Engel in dem leeren Grab

Johannes 20, 11-13

Johannes 20, 11-13
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Wie sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab, und sie sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, den einen beim Haupt, den anderen zu den Füßen, wo der Leib Jesu gelegen hatte. Und diese sprechen zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben!

  1. Maria stand draußen vor dem Grab und weinte: Petrus und Johannes untersuchten die Beweise für das leere Grab und Johannes war davon überzeugt, dass Jesus von den Toten auferstanden war, obwohl er die Bedeutung des Ganzen noch nicht verstand. Maria hatte noch nicht die Zuversicht, dass Jesus auferstanden war, also weinte sie.
  2. Wie sie nun weinte, beugte sie sich in das Grab: Maria wollte sehen, was Petrus und Johannes sahen, also führte sie ihre eigene Untersuchung durch. Doch in dem Moment zwischen der Untersuchung durch Petrus und Johannes und der durch Maria war im Grab etwas anders.
  3. Sie sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen: Maria bemerkte die Grabtücher und ihre seltsame Anordnung nicht; nun befanden sich zwei Engel im Grab. Maria schien nicht mit Schock oder Angst zu reagieren; wahrscheinlich nahm sie nicht sofort wahr, dass es sich um Engel handelte (Hebräer 13, 2).
    1. „Die Anwesenheit von Engeln war von Belanglosigkeit für Maria, die nur einen Gedanken hatte – die Abwesenheit ihres Herrn.“ (Maclaren)
    2. „Gesandt um ihretwillen und für die übrigen [Jünger], um ihnen die Auferstehung zu bestätigen. Es ist ihr Amt (und sie freuen sich darüber), die Heiligen noch zu trösten und zu beraten, sozusagen indem sie in einer spirituellen Weise sprechen und handeln.“ (Trapp)
    3. Den einen beim Haupt, den anderen zu den Füßen: „So wurden die Cherubim an beiden Enden des Gnadensitzes platziert: 2. Mose 25, 18-19.“ (Clarke)
  4. Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben: Weder dachte Maria noch träumte sie davon, dass Jesus lebte. Sie glaubte, dass er immer noch tot war, und wollte nur wissen, wo er war, damit sie den letzten Dienst der Vorbereitung seines Körpers auf die Beerdigung verrichten konnte. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass sie die Grabtücher wegen der Engel nicht bemerkte.

2. Maria trifft Jesus

Johannes 20, 14-16

Johannes 20, 14-16
Und als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen und wusste nicht, dass es Jesus war. Jesus spricht zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen! Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wendet sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni! (das heißt: »Meister«).

  1. Wandte sie sich um und sah Jesus dastehen: Maria fragte sich und machte sich darüber Sorgen, wo Jesus war, aber er war nicht weit weg.
    1. „Vielleicht zog sich Maria abrupt zurück. Vielleicht hat sie hinter sich eine Bewegung gehört. Oder, wie viele Kommentatoren seit Chrysostomos behaupteten, könnten sich die Engel beim Anblick des Herrn hinter Maria bewegt haben. Das wissen wir nicht.“ (Morris)
  2. Wusste nicht, dass es Jesus war: Maria wusste sicherlich, wer Jesus war, und es war merkwürdig, dass sie ihn nicht sofort erkannte. Manche glauben, es lag daran, dass sie emotional verzweifelt war und Tränen in den Augen hatte. Andere vermuten, es lag daran, dass Jesus etwas anders aussah und zumindest einige der Spuren seines Leidens beibehalten hatte.
    1. „Sie erwartete nicht, dass er da sein würde, und war völlig mit anderen Gedanken beschäftigt.“ (Alford)
    2. „Nicht nur, weil ihre Augen von Tränen getrübt waren, sondern weil er in einer anderen Gestalt erschien, wie Markus schreibt (16, 12).“ (Dods)
    3. „Es scheint etwas anders an dem auferstandenen Jesus gewesen zu sein, sodass er nicht immer erkannt wurde.“ (Morris)
  3. Warum weinst du? Wen suchst du? Jesus offenbarte sich Maria nicht sofort. Es ging nicht darum, ihr einen Streich zu spielen; es ging darum, ihren Unglauben und ihre Vergesslichkeit über Jesu Verheißung der Auferstehung zu überwinden.
  4. Sage mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich will ihn holen: Es ist möglich, dass Maria eine große, starke Frau war und körperlich in der Lage war, die Leiche eines toten Mannes wegzutragen. Es ist wahrscheinlicher, dass sie einfach so von Trauer und Hingabe erfüllt war, dass sie ihre Pläne nicht sorgfältig durchdachte.
    1. „Ihre Worte offenbaren ihre Hingabe. Sie hielt nie inne, um darüber nachzudenken, wie sie den Leichnam eines ausgewachsenen Mannes tragen oder wie sie erklären würde, dass sie in Besitz davon war.“ (Tenney)
    2. „Wie wahr ist das Sprichwort: Liebe fühlt keine Last! Jesus war in der Blüte seines Lebens, als er gekreuzigt wurde, und ließ sich Gewürze mit einem Gewicht von rund 45 Kilogramm auf seinen Leib legen; und doch denkt Maria an nichts Geringeres, als ihn mit sich fortzutragen, wenn sie nur herausfindet, wo er liegt!“ (Clarke)
  5. Jesus spricht zu ihr: Maria! Jesus brauchte nur ein Wort zu sagen und alles war erklärt. Sie hörte im Namen und im Tonfall die Stimme ihres geliebten Messias und nannte ihn augenblicklich Rabbuni! (das heißt: »Meister«) (wie es eine andere Maria in Johannes 11, 28 tat).
    1. „Jesus sagt zu ihr: ‚Mariam‘, der hebräische Name, dessen griechische Form Maria ist.“ (Trench) Jesus offenbarte sich Maria nicht, indem er ihr sagte, wer er war, sondern indem er ihr sagte, wer sie für ihn war.
    2. Ihre Augen ließen sie im Stich, aber ihre Ohren konnten diese Stimme, die ihren Namen sagte, nicht verwechseln. „Viele hatten sie bei diesem Namen gerufen. Sie war es gewohnt, ihn viele Male am Tag von vielen Lippen zu hören; aber nur einer hatte ihn mit diesem Tonfall ausgesprochen.“ (Meyer)
    3. „Nie war eine Ein-Wort-Äußerung emotionsgeladener als diese.“ (Tasker) „Jesus kann mit einem Wort eine perfekte Predigt halten.“ (Spurgeon)
    4. „Im Garten Eden fiel unmittelbar nach dem Sündenfall die Strafe des Schmerzes und des verschlimmerten Schmerzes auf die Frau. In dem Garten, in dem Christus nach seiner Auferstehung begraben worden war, kam die Nachricht von Trost – reicher und göttlicher Trost – zu einer Frau durch den verheißenen Samen der Frau, den Herrn Jesus Christus. Wenn das Urteil auch schwer auf die Frau fallen muss, so muss der Trost am wohltuendsten zu ihr kommen.“ (Spurgeon)

3. Jesus sendet Maria aus, um den Jüngern davon zu erzählen

Johannes 20, 17-18

Johannes 20, 17-18
Jesus spricht zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater. Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Da kommt Maria Magdalena und verkündet den Jüngern, dass sie den Herrn gesehen und dass er dies zu ihr gesprochen habe.

  1. Rühre mich nicht an: Es ist etwas Verwirrung darüber entstanden, was Jesus meinte, vor allem wegen der Formulierung in der älteren King James-Version: Touch me not [zu Deutsch: Berühre mich nicht]. Einige meinen, Jesus habe Maria gesagt, sie solle ihn in keiner Weise berühren, als ob ihr Kontakt ihn irgendwie verunreinigen würde. Es ist jedoch gemeint, dass Maria sofort an Jesus festhielt und ihn nicht loslassen wollte.
    1. „Wahrscheinlich sollten wir die griechische Zeitform hier im strengen Sinne verstehen. Der vorliegende Imperativ mit einer Verneinung bedeutet ‚Hör auf, etwas zu tun‘ statt ‚Tu nichts‘.“ (Morris)
    2. „Jesus wollte nicht, dass Maria ihn nicht berührte, damit er nicht verunreinigt würde, sondern er ermahnte sie, ihn nicht festzuhalten, weil er sie und die Jünger wiedersehen würde.“ (Tenney)
    3. „Wir brauchen uns nicht von jener Merkwürdigkeit der Exegese hindern zu lassen, die davon ausgeht, dass er noch in das himmlische Allerheiligste eintreten musste, um das durch sein Kreuzesopfer eingeleitete Gegenstück zum Versöhnungstag zu vollenden.“ (Bruce)
    4. Dies zeigt auch, dass der Auferstehungsleib Jesu anders war, jedoch seinem Körper vor der Auferstehung ähnlich war. Er war definitiv real und berührbar und Jesus war kein Phantom.
  2. Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Jesus machte eine Frau zur ersten Zeugin seiner Auferstehung. Die damaligen Gerichte wollten das Zeugnis einer Frau nicht anerkennen, aber Jesus tat es.
    1. Auch dies spricht für die historische Wahrheit dieser Darstellung. Wenn jemand diese Geschichte erfunden hätte, würde er nicht die ersten Zeugen der Auferstehung zu Frauen machen, die allgemein (wenn auch zu Unrecht) als unzuverlässige Zeugen angesehen wurden.
    2. „Celsus, der antichristliche Polemiker des späteren zweiten Jahrhunderts, weist die Auferstehungserzählung zurück, mit der Begründung, sie beruhten auf den Halluzinationen einer ‚hysterischen Frau‘.“ (Bruce)
    3. Meinen Brüdern: Es ist rührend, dass Jesus seine Jünger – diejenigen, die ihn alle verlassen hatten außer Johannes – als seine Brüder bezeichnete. Es ist auch rührend, dass Maria genau verstand, wen er meinte.
    4. „Ich erinnere mich nicht daran, dass der Herr Jesus seine Jünger bis zu dieser Zeit jemals seine Brüder genannt hatte. Er nannte sie ‚Knechte‘; er nannte sie ‚Freunde‘; aber jetzt, da er von den Toten auferstanden ist, sagt er: ‚Meine Brüder.’“ (Spurgeon)
  3. Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott: Jesus sagte nicht „Unser Vater und Gott“ und wies deshalb auf einen Unterschied zwischen seiner Beziehung zu Gott und der Beziehung der Jünger zu Gott hin. Derjenige, der in den Himmeln thront, ist sicherlich ihr Vater und Gott, aber nicht in der gleichen Weise, in der er für Jesus Vater und Gott ist.
    1. „Er sagt nicht ‘unser Vater‘: in einer Hinsicht ist er also meiner, in anderer Hinsicht ist er euer; von Natur aus meiner, aus Gnade euer … mein Gott, unter dem ich auch als Mensch bin; euer Gott, zwischen welchem und euch ich Mittler bin.“ (Augustinus)
    2. Er erwähnte auch ausdrücklich seine bevorstehende Himmelfahrt. Die Erwähnung seiner Himmelfahrt ließ sie wissen, dass er erhöht wurde, um nie wieder zu sterben.

C. Die Jünger begegnen dem auferstandenen Jesus

1. Jesus erscheint in ihrer Mitte

Johannes 20, 19

Johannes 20, 19
Als es nun an jenem Tag, dem ersten der Woche, Abend geworden war und die Türen verschlossen waren an dem Ort, wo sich die Jünger versammelt hatten, aus Furcht vor den Juden, da kam Jesus und trat in ihre Mitte und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!

  1. Als es nun an jenem Tag, dem ersten der Woche, Abend geworden war: Dies geschah am selben Tag, an dem das Grab leer aufgefunden wurde und Maria dem auferstandenen Jesus begegnete. Uns wird von fünf Erscheinungen Jesu am Tag der Auferstehung berichtet. Er begegnete …
      1. Maria Magdalena (Johannes 20, 11-18)
      2. Den anderen Frauen (Matthäus 28, 9-10)
      3. Den beiden Männern auf dem Weg nach Emmaus (Markus 16, 12-13; Lukas 24, 13-32)
      4. Petrus (Lukas 24, 33-35; 1. Korinther 15, 5)
      5. Zehn der Jünger, wobei Thomas abwesend war (Johannes 20, 19-23)
  2. Wo sich die Jünger versammelt hatten: Es war gut, dass die Jünger zusammenblieben. Jesus sagte ihnen, dass sie einander lieben sollten, wenn er von ihnen ging, was voraussetzt, dass sie zusammenbleiben würden (Johannes 15, 17). Er betete auch für ihre Einheit nach ihrem Weggang (Johannes 17, 11). Diese Anweisung wurde erfüllt und das Gebet wurde erhört, zumindest in den Tagen unmittelbar nach seiner Kreuzigung.
  3. Und die Türen verschlossen waren: Dies bedeutet nicht nur, dass die Türen verschlossen waren, sondern dass sie gegen jeden unerwünschten Zutritt gesichert und verriegelt waren. Die Botschaft dahinter ist, dass der Raum gesichert war, als plötzlich Jesus kam und … in ihre Mitte trat. Es wird uns nicht gesagt, wie Jesus den Raum betrat, aber es bedeutet, dass es nicht auf normale Weise geschah und dass er scheinbar einfach auftauchte.
    1. „Wenn er uns sagt, dass die Türen ‚verschlossen‘ waren, sollten wir dies als ‚verriegelt‘ verstehen, wie die folgende Erklärung, dass dies aus Angst vor den Juden geschah, zeigt.“ (Morris)
    2. Die Türen wurden verschlossen und verriegelt, damit sie [die Jünger] nicht verletzt werden würden. Diese verschlossenen und verriegelten Türen schlossen auch Jesus aus. Zum Glück war Jesus größer als die verschlossenen und verriegelten Türen und bahnte sich trotz dieser seinen Weg hinein. Dennoch ist es besser, die Tür für Jesus aufzuschließen und zu öffnen.
    3. „Danach, als der Geist auf sie herabkam, schlossen sie nicht nur die Türen auf, sondern predigten mutig über Jesus im Tempel ohne Furcht vor Gefahr.“ (Trapp)
    4. Da kam Jesus und trat in ihre Mitte: „Das Wort beschreibt jene unbemerkte Ankunft unter ihnen, die seinem Sichtbarwerden ihnen gegenüber vorausging.“ (Alford)
    5. Diese seltsame und wundersame Erscheinung Jesu sollte offenbar zeigen, dass Auferstehungskörper nicht den gleichen Beschränkungen unterliegen wie unsere gegenwärtigen Körper. Da wir auf dieselbe Weise wie Jesus auferweckt werden (Römer 6, 4; 1. Korinther 15, 42-45), gibt uns dies einen Hinweis auf das Wesen unseres zukünftigen Körpers in der Auferstehung.
    6. „Wir können kaum mehr sagen, als dass Johannes möchte, dass wir sehen, dass der auferstandene Jesus nicht durch verschlossene Türen begrenzt war. Wie durch ein Wunder stand er in ihrer Mitte.“ (Morris)
    7. Jesus hätte nach seiner Auferstehung überall hingehen und alles Mögliche tun können, aber er wollte bei seinen Leuten sein. Er suchte seine Leute auf.
  4. Friede sei mit euch: Nachdem sie Jesus am Tag seiner Kreuzigung verlassen hatten, erwarteten die Jünger wahrscheinlich Worte der Zurechtweisung oder Schuldzuweisung. Stattdessen verkündete Jesus ein Wort des Friedens, des versöhnenden Friedens.
    1. „’Friede sei mit euch‘ ist die Gewissheit, dass es keinen Grund zur Furcht gibt und dass alles gut ist; denn sie (Lukas 24, 36) waren durch sein Erscheinen beunruhigt.“ (Trench)
    2. „Unser Meister kam zu seinen feigen, ungläubigen Jüngern, stellte sich mitten unter sie und begrüßte sie mit den aufmunternden Worten: ‚Friede sei mit euch!‘ Meine Seele, warum sollte er nicht zu dir kommen, obwohl du die unwürdigste von allen bist, die er mit seinem Blut erkauft hat?“ (Spurgeon)

2. Der auferstandene Jesus dient seinen Jüngern

Johannes 20, 20-23

Johannes 20, 20-23
Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Da sprach Jesus wiederum zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Und nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

  1. Zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite: Jesus versicherte ihnen, dass er tatsächlich Jesus von Nazareth war und dass er wirklich von den Toten auferweckt worden war. Jesus tat dies für mehr als die zehn anwesenden Jünger; Lukas erwähnte, dass zu dieser Versammlung nicht nur die Jünger gehörten, sondern auch ihre Gefährten (Lukas 24, 33), und dass Jesus sie einlud, seinen Körper tatsächlich zu berühren, um zu sehen, dass er echt war (Lukas 24, 39-40).
    1. „Jesus ist nicht in ihre Mitte gekommen, um ihnen einen neuen Gedanken, eine philosophische Entdeckung oder auch nur eine tiefe Lehre oder ein tiefes Mysterium oder gar etwas anderes als sich selbst zu zeigen. Er war an diesem Tag ein heiliger Egoist, denn das, wovon er sprach, war er selbst; und das, was er offenbarte, war er selbst.“ (Spurgeon)
  2. Friede sei mit euch! Jesus gab ihnen gerade den Segen seines Friedens (Johannes 20, 19). Vielleicht lag die Betonung darauf, ihre Furcht und ihren Schock im Augenblick zu beruhigen (Lukas 24, 36). Die Wiederholung dieser Verheißung macht dieses Geschenk des Friedens viel größer und bedeutsamer. Der auferstandene Jesus bringt Frieden.
    1. „Er hatte sich allen Kräften, die den Frieden der Menschheit zerstören, gestellt und sie besiegt. Als er ‚Friede sei mit euch‘ sagte, tat er unendlich mehr, als nur einen Wunsch zu äußern. Er gab eine Erklärung ab. Er spendete Segen. Er vermittelte Segen.“ (Morgan)
      1. Meine Sünden sind vergeben – Frieden
      2. Die Sklaverei der Sünde ist gebrochen – Frieden
      3. Mein Erlöser nimmt meine Ängste und Sorgen – Frieden
      4. Mein Leben ist für die Ewigkeit bestimmt – Frieden
    2. „Wir müssen selbst innerlich und äußerlich Frieden haben, bevor wir anderen auf wirksame Weise das Evangelium des Friedens predigen können.“ (Boice)
  3. Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch: Jesus gab seinen Jüngern den Auftrag, sein Werk auf dieser Erde fortzusetzen. Dies war der Auftrag, das zu tun, wofür Jesus bereits in Johannes 17, 18 gebetet hatte: Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt.
    1. Das bedeutet, dass sowohl damals als auch heute die Jünger so gesandt werden, wie der Vater den Sohn gesandt hat. Wie bereits in Johannes 17, 18 beobachtet, bedeutet dies, dass Jünger Gesandte sind – Missionare, nach dem lateinischen Verb ‚senden‘.
    2. Lukas 24, 33 beschreibt dieses Treffen am Abend des Auferstehungssonntags: Und sie standen auf in derselben Stunde und kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf und ihre Gefährten versammelt. Das bedeutet, dass es nicht nur die zehn Jünger (ohne Judas und Thomas) waren, die von Jesus den Heiligen Geist und diesen Auftrag erhielten. Es bedeutet, dass Jesus jeden Gläubigen auf Mission in die Welt sendet.
    3. Wie in Johannes 17, 18 denken wir darüber nach, wie Jesus gesandt wurde, und verbinden dies mit der Wahrheit „so sende ich euch“. Wir sind auf dieselbe Weise gesandt, wie Jesus gesandt wurde.
      1. Jesus wurde nicht als ein Philosoph wie Platon oder Aristoteles gesandt, obwohl er eine höhere Philosophie kannte als sie alle
      2. Jesus wurde nicht als Erfinder oder Entdecker gesandt, obwohl er neue Dinge hätte erfinden und neue Länder hätte entdecken können
      3. Jesus wurde nicht als Eroberer gesandt, obwohl er mächtiger war als Alexander oder Caesar
      4. Jesus wurde gesandt, um zu lehren
      5. Jesus wurde gesandt, um unter uns zu leben
      6. Jesus wurde gesandt, um für Wahrheit und Gerechtigkeit zu leiden
      7. Jesus wurde gesandt, um Menschen zu retten
  4. Empfangt Heiligen Geist: Jesus gab seinen Jüngern den Heiligen Geist und brachte ihnen neues Leben und die Fähigkeit, ihre Mission zu erfüllen. Offenbar bemerkte Johannes einen bewussten Zusammenhang zwischen dem Anhauchen der Jünger durch Jesus und dem Moment, als Gott bei der Schöpfung dem Menschen Leben einhauchte. Dies war ein Werk der Neuschöpfung, so wie Gott dem ersten Menschen Leben eingehaucht hat. Hier wurden die Jünger wiedergeboren.
    1. „Damit deutete er an, dass sie zu neuen Menschen gemacht werden sollten, um für die Arbeit, zu der er sie berufen hatte, richtig qualifiziert zu sein; denn durch diesen Hauch spielte er offensichtlich auf die erste Schöpfung des Menschen an, als Gott ihm den Atem des Lebens einhauchte.“ (Clarke)
    2. „Das griechische Wort ist dasselbe, das von der Septuaginta in den beiden bedeutungsvollen Sätzen des Alten Testaments verwendet wird, nämlich in 1. Mose 2, 7: ‚[Gott der HERR] blies den Odem (oder den Geist) des Lebens in seine Nase‘; und in Hesekiel 37, 9: ‚Odem, komme von den vier Windrichtungen und hauche diese Getöteten an, dass sie lebendig werden‘ (die Vision von den Totengebeinen).“ (Trench)
    3. „In einem früheren Stadium des Dienstes Jesu hatte der Evangelist gesagt: ‚denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war‘ (Johannes 7, 39): Jetzt ist die Zeit für die Verleihung des Geistes gekommen.“ (Bruce)
    4. Sie empfingen denselben Heiligen Geist, der in Jesus war; denselben Geist, der alle seine Worte und Werke befähigte und ermöglichte. „Der Atem, der ihnen eingehaucht wurde, sollte den Eindruck vermitteln, dass sein ureigener Geist auf sie übertragen wurde.“ (Dods)
  5. Welchen ihr die Sünden vergebt: Jesus gab seinen Jüngern die Vollmacht, Vergebung auszusprechen und die Menschen davor zu warnen, Schuld auf sich zu laden, so wie sie durch den Heiligen Geist dazu bevollmächtigt waren. Wir können sagen, dass die Predigt des Petrus an Pfingsten (Apostelgeschichte 2, 38) eine Ausübung dieser verheißenen Vollmacht zur Verkündigung der Vergebung der Sünden war.
    1. Die Verbindung mit dem Empfang des Heiligen Geistes ist wichtig. „Die Worte Jesu betonen, dass der Heilige Geist der Kirche nicht als Zierde geschenkt wird, sondern um alle Menschen wirksam zu befähigen, die Werke Christi zu tun.“ (Tenney)
    2. In dieser Passage ist die Pflicht der Kirche festgelegt, dem reumütigen Gläubigen Vergebung auszusprechen, und ebenso die Pflicht der Kirche, den Ungläubigen davor zu warnen, dass er Gefahr läuft, die Barmherzigkeit Gottes zu verlieren. Weder erschaffen wir die Vergebung noch leugnen wir sie; wir sprechen sie gemäß Gottes Wort und der Weisheit des Geistes aus.
    3. „Die Kirche erklärt kollektiv die Bedingungen, unter denen Sünden erlassen werden, und verkündet mit der Vollmacht eines Repräsentanten deren Erlass oder Bestehenbleiben.“ (Trench)
    4. „Er sagt, dass die geisterfüllte Kirche die Autorität hat, zu verkünden, welche Sünden vergeben werden und welche Sünden bestehen bleiben. Dies stimmt mit dem rabbinischen Ansatz überein, der bestimmte Sünden als ‚gebunden‘ und andere als ‚gelöst‘ bezeichnete.“ (Morris)
    5. Das Wirken Jesu für seine Jünger am Auferstehungssonntag gibt ein fortwährendes Muster für sein Wirken unter seinem Volk vor. Jesus möchte diesen vierfachen Dienst für sein Volk heute fortsetzen. Dieser vierfache Dienst umfasst Zusicherung und Vertrauen, Mission, den Heiligen Geist und Autorität.

3. Die Skepsis von Thomas, dem abwesenden Jünger

Johannes 20, 24-25

Johannes 20, 24-25
Thomas aber, einer von den Zwölfen, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen! Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und meinen Finger in das Nägelmal lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es niemals glauben!

  1. Thomas … war nicht bei ihnen, als Jesus kam: Es wird uns nicht gesagt, warum Thomas nicht bei ihnen war, und Thomas wurde nicht für seine Abwesenheit kritisiert.
  2. Wir haben den Herrn gesehen: Thomas wurde nicht für seine Abwesenheit kritisiert, aber er hat trotzdem etwas versäumt. Es gab einen Segen für die Anwesenden, den Thomas nicht erhielt.
    1. „Thomas tat das Allerschlimmste, was ein melancholischer Mensch tun kann: Er ging weg, um allein in einer Ecke zu grübeln und so alle seine Eigenarten hochzuspielen, den Anteil der Wahrheit zu verzerren und in seiner Verzweiflung zu verharren, indem er sich von seinen Mitmenschen absonderte. Deshalb verlor er, was sie bekamen: den Anblick des Herrn.“ (MacLaren)
  3. Wenn ich nicht an seinen Händen das Nägelmal sehe und meinen Finger in das Nägelmal lege und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es niemals glauben: Thomas ist oft als Kleingläubiger Thomas bekannt, ein Titel, der seinen Irrtum falsch wiedergibt und ignoriert, was aus ihm geworden ist. Hier könnten wir sagen, dass Thomas nicht zweifelte; er weigerte sich schlicht und einfach, zu glauben.
      1. Thomas lehnte es ab, der Aussage vieler Zeugen und zuverlässiger Zeugen zu glauben
      2. Thomas stellte eine extreme Forderung nach Beweisen; Beweise nicht nur für das Sehen, sondern auch für die Berührung und für das wiederholte Berühren der vielfachen Wunden Jesu
      3. Thomas weigerte sich standhaft, zu glauben, wenn diese Bedingungen nicht erfüllt würden (so werde ich es niemals glauben)
    1. „Normalerweise wird dies als Hinweis darauf gewertet, dass Thomas eine skeptischere Einstellung hatte als die anderen, und das mag natürlich auch so gewesen sein. Aber eine andere Möglichkeit sollte nicht übersehen werden, nämlich dass er von dem tragischen Ereignis der Kreuzigung so schockiert war, dass es ihm nicht leichtfiel, sich die Folgen der Kreuzigung als aufgehoben vorzustellen.“ (Morris)
    2. „Vielleicht hatte er die Hoffnung aufgegeben; – die überzeugenden Beweise durch seine Sinne haben ihn schließlich davon überzeugt, dass die durchbohrte Seite und die verwundeten Hände solch einen Tod bedeuteten, dass eine Wiederbelebung unmöglich war.“ (Alford)
    3. Adam Clarke nannte Thomas‘ Unglauben unvernünftig, starrsinnig, voreingenommen, überheblich und unverschämt. Dennoch war es gut und bedeutsam, dass Thomas immer noch mit denen zusammen sein wollte, die glaubten.
    4. Der Unglaube von Thomas war zwar stark, dafür aber ehrlich. Es war gut, dass er sich weigerte, so zu tun, als ob er glaubte, wenn er nicht glaubte.
    5. Einige finden es interessant, dass Thomas die Wunden an den Füßen Jesu nicht erwähnt hat. „Weder in diesem Evangelium noch bei Matthäus oder Lukas wird das Durchbohren der Füße erwähnt. Dass die Füße Jesu möglicherweise ans Kreuz genagelt wurden, anstatt mit einem Seil befestigt zu werden, was die übliche Praxis war, ist eine Schlussfolgerung aus Lukas 24, 39.“ (Tasker)

4. Eine Woche später spricht Jesus zum skeptischen Thomas

Johannes 20, 26-27

Johannes 20, 26-27
Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen, und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte und spricht: Friede sei mit euch! Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

  1. Nach acht Tagen: Es geht darum, dass Jesus diese Begegnung mit den Jüngern, bei welcher jetzt auch Thomas dabei war, am folgenden Sonntag hatte. Jesus betrat den Raum auf dieselbe geheimnisvolle und bemerkenswerte Weise (als die Türen verschlossen waren, und tritt in ihre Mitte). Jesus begrüßte sie auch mit denselben Worten (Friede sei mit euch!).
    1. Die verschlossenen Türen des Raumes ihrer Zusammenkunft zeigen, dass sie zwar glaubten, Jesus sei von den Toten auferweckt worden, dass diese Wahrheit mit ihrer Bedeutung und Aussagekraft aber erst noch in jeden Bereich ihres Denkens und Handelns eindringen musste.
    2. Es ist von Bedeutung, dass diese beiden wichtigen Begegnungen mit Jesus und seinen versammelten Jüngern an Sonntagen stattfanden; dies ist der erste Hinweis auf sonntägliche Treffen der Jünger, den wir haben. „Die Erinnerung an dieses Kommen des Herrn zu seinen Jüngern könnte durchaus etwas mit der frühen Praxis der Kirche zu tun haben, sich am Abend des ersten Wochentages zu treffen und seine Gegenwart bei ihnen mit den Worten Marana tha, ‚Unser Herr, komm!’, zu erbitten.“ (Bruce)
  2. Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite: Jesus gewährte Thomas den Beweis, den er verlangte. Wir nehmen an, dass Jesus dazu nicht verpflichtet war; er hätte von Thomas zu Recht Glauben fordern können auf der Grundlage der zuverlässigen Beweise von anderen. Doch barmherzig und gütig gab Jesus Thomas, worum er ihn bat.
    1. Es muss für Thomas eine Überraschung gewesen sein, dass Jesus ihm gegenüber genau die Worte wiederholte, die er soeben zu den anderen Jüngern gesagt hatte (Johannes 20, 25). Jesus kannte die Forderungen und den Unglauben von Thomas.
    2. „Es gibt keinen sichereren Weg, einen guten Mann dazu zu bringen, sich für seine ungestümen Worte zu schämen, als sie einfach noch einmal zu ihm zu sagen, wenn er gelassen und ruhig ist.“ (MacLaren)
    3. Die Interaktion Jesu mit Thomas zeigt, dass der auferstandene Jesus voller Liebe und Gnade und Sanftmut gegenüber seinen Leuten ist. Das hat sich nicht geändert. „Das ganze Gespräch war in der Tat eine Zurechtweisung, aber so sehr in Liebe verpackt, dass Thomas es kaum als solche empfinden konnte.“ (Spurgeon)
    4. Hier wird eine klare Lektion erteilt: Wenn du Gewissheit haben willst, schau auf die Wunden Jesu. Sie sind ein Beweis für seine Liebe, sein Opfer, seinen Sieg und seine Auferstehung.
  3. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig: Jesus befahl Thomas eindeutig, seinem Unglauben ein Ende zu bereiten und mit dem Glauben zu beginnen. Jesus war Thomas und seinem Unglauben gegenüber großmütig und barmherzig, aber er lobte seinen Unglauben nicht. Jesus wollte ihn vom Zweifel und Unglauben zum Glauben bewegen.
    1. Jesus zollte Thomas nicht einmal Anerkennung für seinen früheren Glauben oder seinen Glauben an die früheren Lehren und Wunder Jesu. Weil Thomas nicht an den auferstandenen Jesus glaubte, hielt Jesus ihn für ungläubig.
    2. Oft verurteilt Gott unsere Zweifel nicht und oft offenbart und tut er auch bemerkenswerte Dinge, um unseren Zweifel und Unglauben anzusprechen. Aber Zweifel und Unglaube sind keine erwünschten Zustände für den Jünger Jesu. Wenn sie Kontrollstellen auf einem Weg sind, der zum Glauben führt, sollten sie mit großzügiger Liebe behandelt werden; aber der Jünger sollte Zweifel und Unglaube niemals als Ziele betrachten.

5. Thomas antwortet im Glauben

Johannes 20, 28-29

Johannes 20, 28-29
Und Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus spricht zu ihm: Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast; glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben!

  1. Mein Herr und mein Gott: Thomas ging sofort vom erklärten Unglauben (Johannes 20, 25) zum radikalen Glauben über. Er sprach Jesus mit Gottestiteln an und nannte ihn Herr und Gott. Es ist auch bedeutsam, dass Jesus diese Titel annahm und er Thomas nicht sagte: „Nenn mich nicht so.“
    1. „Das Sehen mag Thomas dazu gebracht haben, daran zu glauben, dass Jesus auferstanden ist. Doch etwas anderes und etwas Innerlicheres als lediglich das Sehen war es, das seine Lippen öffnete, um auszurufen: ‘Mein Herr und mein Gott!’“ (Maclaren)
    2. „Thomas bekennt sich nun zu dem Glauben, den er einst verleugnet hatte. ‘Ich werde nicht glauben’, sagte er, ‘außer – außer – außer.’ Jetzt glaubt er sehr viel mehr als einige der anderen Apostel; deshalb bekennt er sich offen dazu. Er war der erste Fromme, der die Gottheit Christi aus seinen Wunden heraus lehrte.“ (Spurgeon)
    3. „Die Worte sind nicht nur ein einfacher Ausruf der Überraschung. Das verbietet [der griechische Text]; sie bedeuten: ‚Du bist mein Herr und mein Gott‘. Das wiederholte Pronomen [mein] verleiht der Betonung Nachdruck.“ (Dods)
    4. „Für einen Juden wäre es fast unvorstellbar, einen anderen menschlichen Gefährten ‚mein Herr und mein Gott‘ zu nennen … Thomas wandte angesichts der Auferstehung die Titel Herr (kyrios) und Gott (theos), die beide Gottestitel waren, auf Jesus an.“ (Tenney)
    5. „In Plinius‘ Brief an Trajan (112 n. Chr.) beschreibt er, dass die Christen Hymnen an Christus als Gott singen.“ (Dods)
    6. Thomas war ehrlich genug, um es zuzugeben, wenn er nicht glaubte (Johannes 20, 25), aber auch ehrlich genug, um den Beweisen bis zu ihrer vollen Tiefe nachzugehen. Thomas neigte nicht zum halbherzigen Glauben.
    7. Spurgeon befasste sich mit vielen Aspekten von Thomas‘ Erklärung.
      1. Es war ein ehrfürchtiger Ausdruck des heiligen Staunens
      2. Es war ein Ausdruck unermesslicher Freude
      3. Es deutet auf einen vollständigen Sinneswandel hin
      4. Es war ein leidenschaftliches Bekenntnis der Treue zu Christus
      5. Es war ein deutlicher und direkter Akt der Anbetung, der Verehrung
    8. „Wer gerettet werden will, muss vor allem in der Lage sein, sich mit Thomas von Herzen in diesem Glaubensbekenntnis ‚Mein Herr und mein Gott‘ zu vereinen. Ich gehe nicht auf all die winzigen Unterscheidungsmerkmale des Athanasianischen Glaubensbekenntnisses ein, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass es zur Zeit seiner Abfassung absolut notwendig war und dass es erheblich dazu beitrug, die Irrwege, Tricks und Täuschungen der Arianer [theologische Gruppierung im Frühchristentum] zu überprüfen. Dieses kurze Glaubensbekenntnis von Thomas gefällt mir viel besser, denn es ist kurz, prägnant, vollständig, treffend formuliert und es vermeidet jene Detailfragen, die der Treibsand des Glaubens sind.“ (Spurgeon)
  2. Thomas, du glaubst, weil du mich gesehen hast: Die Bibelkommentatoren sind sich uneins darüber, ob Thomas wirklich tat oder nicht tat, was Jesus ihm aufgetragen hatte, nämlich die Wunden Jesu tatsächlich zu berühren. Dass Jesus sagte: „Weil du mich gesehen hast“ und nicht „Weil du mich gesehen und berührt hast“, beweist, dass Thomas die Wunden Jesu nicht wirklich berührt hat.
  3. Glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben: Denen, die glauben, wird ein besonderer verheißungsvoller Segen zuteil. Thomas verlangte zu sehen und zu berühren, bevor er an den auferstandenen Jesus glauben würde. Jesus verstand, dass das Zeugnis zuverlässiger Zeugen Beweis genug war, und es gab einen Segen für diejenigen, die diesen ausreichenden Beweis akzeptierten.
    1. „Ich glaube, er spricht nicht von einem subjektiven Glauben, sondern von einem erfüllten Glauben. Er spricht von einem Glauben, der sich zufrieden gibt mit dem, was Gott zur Verfügung stellt, und sich nicht nach Visionen, Wundern, esoterischen Erfahrungen oder verschiedenen Formen des Erfolges als Beweis für Gottes Gunst sehnt.“ (Boice)
    2. „Daraus lernen wir, dass der Glaube an Jesus, basierend auf dem Zeugnis seiner Apostel, einen Menschen in den Besitz derselben Glückseligkeit bringt, die sie [die Apostel] selbst genossen haben. Und so hat Gott die ganze Gnadenordnung geschaffen, dass ein Gläubiger, achtzehnhundert Jahre von der Zeit der Auferstehung entfernt, keinen Verlust erleidet, weil er Christus nicht leiblich gesehen hat.“ (Clarke)
    3. Diese Worte Jesu sind eine weitere Seligpreisung und versprechen einen großen Segen. Spurgeon überlegte sich einige Möglichkeiten, wie dieser Segen vermindert werden könnte.
      1. Wenn wir eine Stimme, eine Vision, eine Offenbarung einfordern, um unseren Glauben zu beweisen
      2. Wenn wir einige besondere Umstände verlangen, um unseren Glauben zu beweisen
      3. Wenn wir eine ekstatische Erfahrung verlangen
      4. Wenn wir für jede schwierige Frage oder jeden Einwand eine Antwort verlangen
      5. Wenn wir das fordern, was die Menschen als Erfolg in unserer Arbeit für Jesus ansehen
      6. Wenn wir von anderen verlangen, dass sie uns in unserem Glauben unterstützen
    4. Der Glaube von Thomas wird zum Höhepunkt des Buches. Im gesamten Johannes-Evangelium hat Jesus über Krankheit, Sünde, böse Menschen, Tod und Trauer triumphiert. Jetzt, in der Begegnung mit Thomas, hat Jesus den Unglauben besiegt.

6. Die Zusammenfassung des Johannes-Evangeliums

Johannes 20, 30-31

Johannes 20, 30-31
Noch viele andere Zeichen tat Jesus nun vor seinen Jüngern, die in diesem Buch nicht geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.

  1. Noch viele andere Zeichen tat Jesus: Johannes gibt zu, dass er eine unvollständige Sammlung vorgelegt hat. Er konnte unmöglich alles, was Jesus gesagt und getan hat, schriftlich festhalten (Johannes 21, 25).
    1. Man sammelt alles Mögliche über einen toten Propheten; es ist alles, was man von ihm hat. Aber man erzählt nur gerade genug von einem lebenden Menschen, um seine Zuhörer mit ihm bekannt zu machen. Johannes vertraut darauf, dass eine persönliche Beziehung zu Jesus dem Gläubigen mehr offenbaren wird.
    2. In diesem Buch: „Dass dies der ursprüngliche oder beabsichtigte Schluss des Evangeliums war, zeigt die Verwendung der Worte ‚in diesem Buch‘, die darauf hinweisen, dass der Verfasser nun auf das Evangelium als Ganzes zurückblickte.“ (Dods)
  2. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist: Obwohl es viele andere Zeichen gab, wählte Johannes die in seinem Evangelium dargestellten Zeichen aus, um Jesus zu erklären und die Leser zum Glauben an Jesus als Messias und Gott zu bringen. Dies ist wirklich kein Buch über Zeichen – es ist ein Buch über Jesus. Die Zeichen sind hilfreich, da sie Jesus offenbaren.
    1. Das Evangelium – und die ganze Bibel – wurde geschrieben, damit wir glauben können, nicht, damit wir zweifeln. „Es gibt im ganzen Buch keinen Text, der Zweifel wecken sollte. Zweifel ist eine selbst gesäte oder vom Teufel gesäte Saat, die üblicherweise ohne unser Zutun in mehr als ausreichender Fülle aufkeimt.“ (Spurgeon)
    2. Johannes 2, 11 spricht vom Anfang der Zeichen und in seinem ganzen Evangelium hat Johannes mindestens sieben Zeichen aufgelistet.
      1. Johannes 2, 1-11 – Verwandlung von Wasser in Wein
      2. Johannes 4, 46-54 – Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten
      3. Johannes 5, 1-15 – Heilung am Teich von Bethesda
      4. Johannes 6, 1-14 – Speisung der 5.000
      5. Johannes 6, 15-21 – Jesus geht auf dem Wasser
      6. Johannes 9, 1-12 – Heilung des Blindgeborenen
      7. Johannes 11, 1-44 – Lazarus, der von den Toten auferweckt wird
    3. Die größten Zeichen von allen waren der Tod und die Auferstehung Jesu. In ihrer Gesamtheit bilden diese Zeichen ein starkes Fundament für den Glauben an Jesus als Messias und Gott. Dieser Glaube ist kein Sprung ins Ungewisse; es ist ein vernünftiger Schritt, der auf starken Beweisen beruht.
    4. Der Sohn Gottes: „Der Titel impliziert natürlich nicht die biologische Abstammung wie die der griechisch-römischen Halbgötter; sondern die Metapher der Sohnschaft drückt die Einheit im Wesen, die enge Gemeinschaft und die einzigartige Intimität zwischen Jesus und dem Vater aus.“ (Tenney)
  3. Und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen: Johannes verstand, dass der Glaube an Jesus als Messias und Gott einen Wert jenseits der ehrenvollen Wahrheitserkenntnis hat. Er brachte auch die Verheißung des Lebens … in seinem Namen mit sich. Dies war das Leben, das einen Wandel in Johannes selbst hervorrief, und er wollte dasselbe Leben und denselben Wandel für alle durch seinen Bericht des Evangeliums.
    1. Dieser Glaube ist nicht kompliziert. Unsere Antwort ist so einfach wie das ABC: Accept (annehmen), Believe (glauben) und Commit (sich verbindlich engagieren). Es ist nicht immer einfach, aber auch nicht kompliziert.
    2. Leben … in seinem Namen: „Durch seinen Namen bedeutet nicht ‚durch die Nennung seines Namens‘, sondern durch die Macht der Person, die den Namen trägt. In der Bibel ist der ‚Name‘ Gottes nicht nur der Name, mit dem er bezeichnet wird, sondern alles, was er in sich selbst ist.“ (Tasker)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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