Johannes 21 – Die Wiederherstellung des Petrus

A. Ein wundersamer Fischfang

1. Petrus und sechs weitere Jünger kehren zum Fischen zurück

Johannes 21, 1-3

Johannes 21, 1-3
Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum am See von Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Es waren beisammen Simon Petrus und Thomas, der Zwilling genannt wird, und Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern. Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe fischen! Sie sprechen zu ihm: So kommen wir auch mit dir. Da gingen sie hinaus und stiegen sogleich in das Schiff; und in jener Nacht fingen sie nichts.

  1. Danach offenbarte sich Jesus den Jüngern wiederum: Johannes beschreibt hier eine von mehreren Erscheinungen des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern. Sie ereignete sich in der Region Galiläa (am See von Tiberias). Auch Matthäus 28, 16 berichtet von einer Erscheinung des auferstandenen Jesus vor seinen Jüngern in Galiläa.
  2. Simon Petrus: Wieder einmal stand Petrus an der Spitze der Liste der Jünger. Dieses Mal war er einer von sieben Jüngern, die mit ihm am See Genezareth fischen gingen.
    1. Zwei andere von seinen Jüngern: „Es gab ‚zwei andere‘, und sie sind unbenannt, und ich glaube, absichtlich unbenannt. Sie repräsentieren die anonyme und verborgene Schar treuer Seelen, deren Namen niemals in menschlichen Aufzeichnungen veröffentlicht werden, von deren Taten niemals in menschlichen Berichten berichtet wird. Diesen gegenüber offenbarte er sich ebenso wie den anderen. Diese ‚zwei anderen‘ repräsentierten die Mehrheit der Heiligen.“ (Morgan)
  3. Ich gehe fischen: Einige glauben, dass es falsch von Petrus war, fischen zu gehen, und dass die Rückkehr zu einem früheren Beruf ein Kompromiss war. Andere glauben, dass Petrus keinem Gebot Jesu ungehorsam war und einfach klug und praktisch handelte. Letztendlich konnte nur die Herzenseinstellung des Petrus darüber entscheiden, ob er ungehorsam war, indem er wieder fischen ging.
    1. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass sie nach Galiläa gingen, weil Jesus es ihnen befohlen hatte (Matthäus 28, 7+10).
    2. Adam Clarke setzte ihr Vorhaben zu Fischen in das bestmögliche Licht: „Vor der Kreuzigung unseres Herrn war es scheinbar so, dass seine täglichen Bedürfnisse, und die seiner Jünger durch die Nächstenliebe von Einzelpersonen gedeckt worden sind: Lukas 8, 3. Da es wahrscheinlich ist, dass der Skandal des Kreuzes diese Quelle der Unterstützung nun verschlossen hatte, planten die Jünger, die nicht genau wussten, wie sie angestellt werden sollten, zu ihrem früheren Beruf des Fischfangs zurückzukehren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen; und so begaben sich die sieben, die in Johannes 21, 2 erwähnt werden, auf den See von Tiberias, der auch See von Galiläa genannt wird.“ (Clarke)
    3. Im besten Fall zeigt dies, dass Petrus und die anderen Jünger unsicher waren, was sie als Nächstes tun sollten. „Der Fischfang offenbart deutlich die Unsicherheit der Jünger, eine Unsicherheit, die in scharfem Kontrast zur Gewissheit ihrer Berufung seit dem Pfingsttag steht.“ (Morris)
  4. In jener Nacht fingen sie nichts: Sie fischten die Nacht durch und hatten keinen Erfolg. Ob ihre Motive gut oder schlecht waren, in jener Nacht fingen sie nichts.
    1. „Die ganze Nacht hatten sie ohne eine Spur von Fischen geschuftet; sie hatten den Mut verloren; sie waren müde, hungrig, hoffnungslos. ‚Ah!‘ flüsterten sie, ‚dieser See hat sich leider verändert; früher gab es hier gute Fische. Jetzt scheint kein einziger hier drin zu sein.‘“ (Morrison)
    2. „Um Fischer zu sein, muss ein Mann mit Enttäuschungen rechnen; er muss oft das Netz auswerfen und dann nichts als Algen einholen. Der Diener Christi muss damit rechnen, enttäuscht zu werden; und er darf nicht müde werden, trotz all seiner Enttäuschungen Gutes zu tun, sondern muss im Glauben mit Gebet und Arbeit fortfahren und erwarten, dass er am Ende seinen Lohn erhält.“ (Spurgeon)

2. Jesus lenkt ihre Arbeit

Johannes 21, 4-6

Johannes 21, 4-6
Als es aber schon Morgen geworden war, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war. Da spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein! Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden! Da warfen sie es aus und konnten es nicht mehr einziehen wegen der Menge der Fische.

  1. Stand Jesus am Ufer: Die vorherigen drei Erscheinungen des wiederauferstandenen Jesu im Johannes-Evangelium waren jeweils unerwartet. Auch diese schien unerwartet zu sein; die Jünger wussten … nicht, dass es Jesus war.
    1. „Dies scheint auf die Plötzlichkeit der Erscheinung hinzuweisen.“ (Dods)
    2. Es ist wunderbar, daran zu denken, dass Jesus bei ihrer Arbeit auftauchte. Er interessierte sich für ihr ganzes Leben, nicht nur, wenn sie ihre religiösen Dienste verrichteten. „Der auferstandene Erlöser und Herrscher zeigte den Menschen sein Interesse und seine Macht in den Alltäglichkeiten ihres Lebens.“ (Morgan)
    3. Wir wissen nicht genau, warum sie nicht wussten, dass es Jesus war. „Vielleicht waren sie mit ihrem Versagen beschäftigt, oder sie konnten ihn durch den Morgennebel auf dem See nicht klar sehen.“ (Tenney)
  2. Kinder, habt ihr nichts zu essen? Jesus sprach seine Jünger mit einem gewöhnlichen Gruß an, den arbeitende Männer unter sich benutzten. Dennoch ließ er sie auch die erfolglose Nacht des Fischfangs erklären, was sie dazu veranlasste, ihm mit nein zu antworten.
    1. „Es sollte ‚Burschen‘ heißen; paidion ist die übliche Anrede für Männer bei der Arbeit, siehe Aristophanes, Die Wolken, 137, Die Frösche, 33.“ (Dods)
    2. „Dies sagte er, als ob er ein Hausherr wäre, der an den Fischern vorbeikommt und ihnen zuruft, er wolle ihren Fisch für seine Familie kaufen.“ (Trapp)
  3. Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden: Jesus machte seinen Jüngern einen seltsamen Vorschlag. Es gab keinen logischen Grund, warum Fischen im Morgenlicht besser sein sollte als das Fischen in der Nacht. Es gab keinen Grund, warum das Angeln auf der einen Seite des Bootes besser sein sollte als auf der anderen Seite. Es war nicht einmal ein direkter Test ihres Vertrauens in Jesus, denn sie wussten nicht, dass er es war, bis die Fische gefangen wurden. Wahrscheinlich war dies ein Test ihrer Fähigkeit, auf kleine und unerwartete Weise die Führung Gottes zu finden – wie zum Beispiel durch einen Fremden, der vom Ufer aus Anweisungen zum Fischen gibt.
    1. „Ich konnte keine Beweise dafür finden, welche Seite des Bootes normalerweise von Fischern auf dem See Genezareth benutzt wurde, so dass es schwierig ist zu wissen, ob dies ungewöhnlich war oder nicht.“ (Morris)
    2. Dieser Bericht veranschaulicht das Prinzip, dass wir uns niemals davor fürchten sollten, unsere Methode zu ändern, solange es auf Anweisung von Jesus geschieht.
  4. Und konnten es nicht mehr einziehen wegen der Menge der Fische: Die Jünger taten, was der Mann am Ufer verlangte, und waren erfolgreicher als erwartet. Dies zeigt einen Unterschied zwischen der Arbeit ohne göttliche Führung und der Arbeit mit göttlicher Führung.
    1. „Die Erfahrung muss die Jünger an einen ähnlichen Vorfall viele Monate zuvor erinnert haben, obwohl bei dem Ereignis das Netz zerriss und das Boot zu sinken begann (siehe Lukas 5, 1-11).“ (Takser)
    2. „Es besteht keine Notwendigkeit, nach symbolischen Bedeutungen für die rechte und linke Seite zu suchen. Der Unterschied besteht nicht zwischen rechts und links, sondern zwischen der Arbeit mit und ohne göttliche Führung.“ (Plummer)
    3. „Der Fischfang der Jünger ist ein Gleichnis für ihre missionarische Tätigkeit in der vor ihnen liegenden Zeit. Aber diese Tätigkeit, mit der daraus folgenden pastoralen Aufgabe, wird nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn sie den Anweisungen ihres auferstandenen Herrn folgen.“ (Bruce)
    4. Wir haben noch größeren Grund, Segen zu erwarten, wenn er unseren Dienst leitet. Jesus hat diesen Jüngern nie befohlen, fischen zu gehen, aber er befahl uns, das Evangelium zu predigen und Jünger zu machen.
    5. „Die Gegenwart Christi, wenn er nur in der Fülle seiner Kraft zu uns käme, würde so viel mehr für uns tun als alles, was wir bisher gesehen haben, so dass wir über die Vermehrung genauso erstaunt sein sollten wie die Apostel über die beiden großen Fischfänge. Christus musste es nur wollen, und die Fische kamen in Schwärmen zum Netz geschwommen, und er muss es nur wollen, und es werden sich Millionen von Seelen zu ihm und seinem Evangelium bekehren.“ (Spurgeon)
    6. „Es ist ein Wunder, gewiss, aber dennoch werden weder der Fischer, noch sein Boot, noch seine Fischerausrüstung ignoriert; sie werden alle gebraucht und alle eingesetzt. Lasst uns lernen, dass Gott bei der Errettung von Seelen verschiedene Werkzeuge gebraucht; dass, solange die gegenwärtige Gnadenordnung besteht, Gott Gefallen daran findet, durch die Torheit der Predigt diejenigen zu retten, die glauben.“ (Spurgeon)
    7. „Wenn sie nicht nachts gefischt hätten, hätte Christus ihnen vielleicht nicht tagsüber Fische gegeben. Er kommt nicht oft, um Faulenzer zu segnen; er handelt souverän, wie ich gesagt habe, aber er gibt seinen Segen im Allgemeinen den Gemeinden, die am meisten für ihn tun.“ (Spurgeon)

3. Die Jünger erkennen Jesus am Ufer

Johannes 21, 7-8

Johannes 21, 7-8
Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Simon Petrus: Es ist der Herr! Als nun Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er das Obergewand um sich, denn er war nur im Untergewand, und warf sich in den See. Die anderen Jünger aber kamen mit dem Schiff (denn sie waren nicht fern vom Land, sondern etwa 200 Ellen weit) und zogen das Netz mit den Fischen nach.

  1. Es ist der Herr: Johannes erreichte das Grab vor Petrus (Johannes 20, 4) und erkannte die Tatsache der Auferstehung Jesu vor Petrus (Johannes 20, 8). Hier erkannte Johannes auch die Identität des Fremden am Ufer, bevor Petrus es tat. Johannes wusste, dass alles, was so wunderbar ist, von Jesus kommen musste.
  2. Warf sich in den See: Johannes war der Erste im Wiedererkennen, aber Petrus war der Erste in der Hingabe. Er warf sein Obergewand über und stürzte sich ins Wasser, um Jesus so schnell wie möglich zu erreichen. Das Boot konnte sich für Petrus nicht schnell genug bewegen, und er wollte nicht, dass Johannes wieder der Erste war. Vielleicht – vielleicht – dachte Petrus, er könnte auf dem Wasser zum Ufer laufen.
    1. „Die Wahrscheinlichkeit hier ist, dass das Wort bedeutet, dass Teile des Körpers, die normalerweise bedeckt sind, entblößt waren, so dass Petrus nicht nackt war, sondern eher ‚zur Arbeit entkleidet‘ (RSV, Barclay).“ (Morris)
    2. „Er ruderte also mit so wenig wie möglich an, wahrscheinlich nur mit einem Subligaculum oder einem Lendentuch, und nimmt nun sein ἐπενδύτηs, ein Kleidungsstück, das von Fischern getragen wurde (Theophylakt), und zieht es an, und stürzt sich ins Meer.“ (Dods)
    3. „Er blickt auf, erkennt ihn, wirft alle andere Sorge beiseite, zieht sein Obergewand an, denn kein Orientale würde unbekleidet vor seinem Vorgesetzten erscheinen, gürtet es um sich und stürzt sich ins Meer. So brennend ist seine Liebe zum Herrn.“ (Trench)
  3. Zogen das Netz mit den Fischen nach: Die anderen Jünger folgten und taten die harte Arbeit, das Netz voller Fische mitzunehmen.

4. Jesus lädt die Jünger zum Frühstück ein

Johannes 21, 9-11

Johannes 21, 9-11
Wie sie nun ans Land gestiegen waren, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und einen Fisch darauf liegen und Brot. Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land, voll großer Fische, 153; und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.

  1. Sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und einen Fisch darauf liegen und Brot: Als die Jünger an Land kamen – einschließlich eines nassen Petrus – bemerkten sie, dass der auferstandene Jesus immer noch ein demütiger Diener war. Er machte sich die Mühe, ein Feuer zu machen und das Essen für seine Jünger zu kochen.
  2. Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt: Die Reihenfolge der Ereignisse zeigt, dass Jesus Essen für sie hatte, bevor der große Fischfang ihm gebracht wurde. Was sie gefangen hatten, wurde dem Mahl hinzugefügt; es war nicht die Grundlage.
    1. Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land, voll großer Fische: „Einhundertdreiundfünfzig Fische plus ein nasses Netz würden wahrscheinlich so viel wiegen wie 136 kg, oder mehr. Die Angabe der genauen Anzahl der Fische und die Tatsache, dass das Netz nicht zerriss, spiegeln sowohl einen Augenzeugenbericht als auch die Perspektive eines Fischers wider.“ (Tenney)
    2. „Dass Petrus es einhändig hochzieht, ist ein stiller Tribut an seine Körperkraft.“ (Bruce)
  3. Voll großer Fische, 153: Peter ergriff die Initiative und zog das schwere Netz ganz allein. Doch zerriss … das Netz nicht und enthielt einen großen Fang von 153 Fischen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es viele Erklärungsversuche, warum die Zahl 153 war.
      1. Einige Ausleger (wie Augustinus) dachten, dass, weil 153 die Summe der Zahlen 1 bis 17 ist, dieser Fischfang auf die Zahl 17 hinweist – die er für die Anzahl der Gebote (10) hielt, die zu den siebenfachen Gaben des Geistes hinzukommen
      2. Einige haben angemerkt, dass 153 der addierte Zahlenwert der griechischen Wörter Petrus und Fisch ist
      3. Einige merken an: „In hebräischen Schriftzeichen entspricht Simon Iona 118 + 35, d. h., 153“. (Dods)
      4. Einige antike Schriftsteller (wie z. B. Hieronymus) glaubten, dass es 153 verschiedene Fischarten auf der Welt gab und dieser Fang eine vollständige Ernte der gesamten Welt darstellte
      5. Einige (wie z.B. Kyrill von Alexandria) dachten, dass 100 für die Heiden, 50 für Israel und 3 für die Dreieinigkeit stünden
    1. Die Wahrheit ist, dass wir mit Sicherheit nur wissen, dass 153 die Anzahl der Fische im Netz bedeutet. Die vielen allegorischen Interpretationen der Zahl warnen uns davor, im biblischen Text versteckte Bedeutungen zu erschaffen.
    2. „Petrus hatte nie Fische an Land gezogen, ohne sie zu zählen, und Johannes, Fischer wie er war, konnte nie die Zahl seiner größten Fänge vergessen.“ (Dods)

5. Die Jünger frühstücken mit Jesus

Johannes 21, 12-14

Johannes 21, 12-14
Jesus spricht zu ihnen: Kommt zum Frühstück! Aber keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt es ihnen, und ebenso den Fisch. Das war schon das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Jüngern offenbarte, nachdem er aus den Toten auferweckt war.

  1. Jesus spricht zu ihnen: Kommt zum Frühstück: Wir sind wieder beeindruckt von der dienenden Natur Jesu, sogar in seiner Auferstehung. Er bereitete seinen Jüngern ein Frühstück zu, zweifellos ein köstliches.
    1. Boice dachte über die vielen Einladungen Jesu in den Evangelien nach.
      1. Kommt und seht (Johannes 1, 39)
      2. Kommt und lernt (Matthäus 11, 28-29)
      3. Kommt und ruht (Markus 6, 31)
      4. Kommt und frühstückt (Johannes 21, 12)
      5. Kommt und erbt (Matthäus 25, 34-36)
  2. Aber keiner der Jünger wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war: Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass es etwas Ungewöhnliches an der Erscheinung von Jesus nach seiner Auferstehung gab. Möglicherweise war es eine Folge der Misshandlungen, die er am Kreuz erduldet hatte und deren Narben zumindest teilweise geblieben sind.
    1. „Früher wären sie nicht auf die Idee gekommen, ihn zu fragen: ‚Wer bist du?‘ – aber jetzt hatten sie das Gefühl, als dürften sie ihn nicht fragen, denn schließlich wussten sie, wer es war.“ (Bruce)
    2. „Das Verb fragen bedeutet mehr: – ihn in Frage zu stellen oder zu prüfen.“ (Alford)
    3. „Nicht einer der Jünger wagte es, ihn zu befragen; ἐξετάσαι bedeutet ‚durch Befragung zu prüfen‘. Jeder war überzeugt, dass es der Herr war, und eine neue Ehrfurcht hinderte sie daran, ihn zu hinterfragen.“ (Dods)
  3. Da kommt Jesus und nimmt das Brot: Jesus wird oft beobachtet, wie er mit seinen Jüngern nach seiner Auferstehung isst. Das ist ein Bild von inniger, freundschaftlicher Gemeinschaft.
    1. Gibt es ihnen, und ebenso den Fisch: „Offensichtlich lag etwas Feierliches und Bedeutsames in seinem Auftreten, das darauf hinwies, dass sie ihn als die Person betrachten sollten, die all ihre Bedürfnisse erfüllte.“ (Dods)
    2. „Sie aßen das Brot und den Fisch an diesem Morgen, daran zweifle ich nicht, in stiller Selbsterniedrigung. Petrus schaute mit Tränen in den Augen auf das Kohlenfeuer und erinnerte sich, wie er dagestanden und sich gewärmt hatte, als er seinen Meister verleugnete. Thomas stand da und wunderte sich, dass er es gewagt hatte, solche Beweise für eine höchst eindeutige Tatsache zu verlangen. Sie alle fühlten, dass sie in seiner göttlichen Gegenwart nur in Grund und Boden versinken konnten, da sie sich so schlecht benommen hatten.“ (Spurgeon)
    3. Das dritte Mal: „Damit ist wahrscheinlich die dritte Erscheinung gemeint, die er selbst aufgezeichnet hat.“ (Takser)

B. Die öffentliche Wiederherstellung von Petrus

1. Jesus fragt Petrus: ‚Liebst du mich?‘

Johannes 21, 15-16

Johannes 21, 15-16
Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe! Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer! Wiederum spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe!

  1. Spricht Jesus zu Simon Petrus: Nach ihrem Frühstück sprach Jesus direkt Petrus an. Jesus hatte sich mit Petrus bereits am Tag seiner Auferstehung einzeln getroffen (Lukas 24, 34; 1. Korinther 15, 5). Wir können uns nur vorstellen, worüber Jesus und Petrus bei diesem ersten Treffen sprachen. Dennoch war es für Jesus wichtig, Petrus in der Gegenwart der anderen Jünger wiederherzustellen.
  2. Simon, Sohn des Jonas: Jesus sprach den Leiter unter den Jüngern mit Simon an, nicht mit Petrus. Das war vielleicht eine kleine Erinnerung daran, dass er nicht wie ein Fels treu zu Jesus gestanden hatte.
    1. „Es liegt ein Hauch von Feierlichkeit darin, dass Johannes den vollen Namen, Simon Petrus, verwendet und dann berichtet, dass Jesus die erweiterte Form, Simon, Sohn des Jonas, verwendet.“ (Morris)
  3. Liebst du mich mehr als diese: Jesus bat Petrus, seine Liebe zu Jesus mit der Liebe zu vergleichen, die die anderen Jünger zu Jesus hatten. Bevor er Jesus dreimal verleugnete, behauptete Petrus, Jesus mehr zu lieben als die anderen Jünger (Matthäus 26, 33). Jesus wollte wissen, ob Petrus immer noch seine Liebe und Hingabe zu Jesus mit Stolz einschätzte.
    1. Es ist möglich, dass sich diese auf den Fisch und das Leben eines Fischers bezogen. Manche denken, dass Jesus Petrus fragte, ob er bereit sei, das Fischen wieder aufzugeben, um ihm zu folgen. Doch Petrus‘ vorherige Behauptung einer größeren Liebe legt nahe, dass Jesus sich auf die anderen Jünger bezog, nicht auf den Fisch.
    2. Jesus fragte Petrus nicht, damit er es wüsste – er wusste es bereits, und Petrus war sich bewusst, dass Jesus es wusste. Es war zur Petrus‘ Selbstprüfung, dass die Fragen gestellt wurden.
  4. Liebst du mich mehr als diese? … du weißt, dass ich dich lieb habe: Jesus stellte die Frage zweimal mit dem Wort agapas, das im biblischen Sprachgebrauch oft von einer hingebungsvollen, bedingungslosen, selbstlosen Liebe spricht. Petrus antwortete Jesus mit dem Wort philio, das im biblischen Sprachgebrauch manchmal eine mehr gegenseitige Liebe, eine freundschaftliche Zuneigung im Sinn hat. Einige Übersetzungen geben die Antwort des Petrus so wieder: „Ich bin dein Freund.“
    1. Einige Kommentatoren sehen in dieser Passage keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden verschiedenen altgriechischen Wörtern agapeo und phileo. Die meisten glauben, dass Petrus nun zurückhaltender in seiner Aussage hinsichtlich seiner Hingabe war. Es ist sicherlich von einiger Bedeutung, dass Jesus Petrus diese Frage zweimal stellte und dabei dasselbe altgriechische Wort für Liebe benutzte, und dass Petrus zweimal mit einem anderen Wort für Liebe antwortete.
    2. „Er sagt einfach, dass sein Herz für Christus offen ist und dass Christus deshalb weiß, dass er ihn mit der besten Liebe liebt, zu der er, ein sündiger Mensch, fähig ist.“ (Boice)
    3. „Es gibt Prediger des Evangeliums unter uns, die ein volles Netz an Land gezogen haben, die viele Fische gefangen haben; sie waren großartige und erfolgreiche Arbeiter, aber das schließt nicht aus, dass es für den Herrn notwendig ist, ihre Herzen zu prüfen. Er bittet sie, ihre Netze für eine Weile beiseitezulegen und bei ihm zu verweilen.“ (Spurgeon)
  5. Weide meine Lämmer … Hüte meine Schafe: Nachdem Jesus gefragt und Petrus geantwortet hatte, gab Jesus Petrus zweimal eine Anweisung, wie er sich gegenüber Gottes Volk verhalten sollte. Die Botschaft war, dass Petrus seine bekundete Liebe zu Jesus dadurch zeigen sollte, indem er die Lämmer Jesu weidet und die Schafe Jesu hütet. Jesus betonte, dass es seine Schafe waren, nicht die des Petrus.
    1. Hüte meine Schafe: „Das hier verwendete Verb hat eine etwas umfangreichere Bedeutung. Es bedeutet ‚das Amt des Hirten ausüben‘ im Gegensatz zum bloßen ‚Hüten‘.“ (Morris)
    2. Hüte meine Schafe: „Womit er anzudeuten scheint, dass es nicht ausreicht, das Brot des Lebens an die Gemeinde des Herrn nur weiterzugeben, sondern dass er dafür sorgen muss, dass die Schafe richtig gesammelt, betreut, geordnet, geführt usw. werden; und es scheint, dass Petrus die Bedeutung unseres Herrn vollkommen verstand und sah, dass es eine Anweisung war, die nicht nur ihm und den übrigen Jüngern, sondern allen ihren Nachfolgern im christlichen Dienst gegeben wurde.“ (Clarke)

2. Jesus fragt Petrus ein drittes Mal: Liebst du mich?

Johannes 21, 17

Johannes 21, 17
Und das dritte Mal fragt er ihn: Simon, Sohn des Jonas, hast du mich lieb? Da wurde Petrus traurig, dass er ihn das dritte Mal fragte: Hast du mich lieb?, und er sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe!

  1. Das dritte Mal fragte er ihn: Die beiden vorherigen Fragen, die Jesus Petrus in Gegenwart der anderen Jünger stellte, reichten nicht aus, um das zu erreichen, was Jesus im Leben des Petrus tun wollte. Jesus musste ihn zum dritten Mal fragen.
  2. Da wurde Petrus traurig, dass er ihn das dritte Mal fragte: Petrus verstand die Bedeutung der Frage, die zum dritten Mal gestellt wurde. Es war eine deutliche Erinnerung an seine vorherige dreimalige Verleugnung.
    1. „Petrus hatte seinen Herrn dreimal verleugnet, und nun gibt ihm Christus in gewissem Maße Gelegenheit, seinen Fehler durch ein dreifaches Bekenntnis wiedergutzumachen.“ (Clarke)
  3. Hast du mich lieb: Beim dritten Mal änderte Jesus seine Frage leicht ab. Er fragte Petrus, ob er tatsächlich eine brüderliche Liebe, eine freundschaftliche Verbundenheit mit Jesus habe (phileis).
    1. „Petrus verwendet in seinen ersten beiden Antworten ein weniger erhabenes Wort und eines, das ein Bewusstsein seiner eigenen Schwäche, aber eine Überzeugung und ein tiefes Gefühl der persönlichen Liebe ausdrückt. Dann, in der dritten Frage, greift der Herr das Wort aus Petrus‘ Antwort auf, um ihm die Bedeutung dieses Wortes umso deutlicher vor Augen zu führen.“ (Alford)
  4. Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, dass ich dich lieb habe: Petrus glaubte zwar, dass er Jesus liebte (er benutzte das Wort philio), aber er vertraute darauf, dass Jesus alle Dinge weiß. Petrus hatte verstanden, dass Jesus ihn besser kannte, als er sich selbst kannte.
    1. Jesus fragte Petrus nicht: „Tut es dir leid?“ und auch nicht: „Wirst du versprechen, das nie wieder zu tun?“ Jesus forderte Petrus heraus, zu lieben.
    2. „Jesus Christus möchte von jedem von uns nicht in erster Linie Gehorsam, nicht Reue, nicht Gelübde, nicht ein bestimmtes Verhalten, sondern unser Herz; und wenn das erfüllt ist, wird alles andere folgen.“ (Maclaren)
  5. Weide meine Schafe: Jesus stellte Petrus in Gegenwart der anderen Jünger wieder her, indem er ihn dazu brachte, seinem Versagen ins Auge zu sehen; dann forderte Jesus Petrus auf, seine Augen auf die vor ihm liegende Arbeit zu richten.

3. Die Berufung Jesu für das Leben von Petrus

Johannes 21, 18-19

Johannes 21, 18-19
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Und nachdem er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

  1. Wahrlich, wahrlich: Jesus gab diesen abschließenden Worten an Petrus eine besonders starke Betonung. Was er sagen wollte, musste in Erinnerung bleiben.
  2. Als du jünger warst: Jesus sprach von Petrus‘ Vergangenheit und erinnerte ihn an die Tage, als er jünger war, weniger Verantwortung hatte und mehr tun konnte, was ihm gefiel. Die meisten von uns wissen, wie diese jüngeren Jahre ausgesehen haben.
  3. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken: Jesus sprach von Petrus‘ Zukunft, wenn ein anderer ihn binden (ihn gürten) und Petrus an einen Ort führen würde, wohin er nicht gehen möchte – einen Ort mit ausgestreckten Händen, gekreuzigt an einem Kreuz. Durch diesen Tod würde er Gott verherrlichen.
    1. „Er wird gebunden sein, nicht mehr der Herr seiner eigenen Handlungen.“ (Morris)
    2. Wenn man darauf vertraut, dass Petrus verstanden hat, was Jesus meinte, muss ihm das einen kalten Schauer über den Rücken gejagt haben. Petrus, du wirst an einem Kreuz sterben. Johannes, der Schreiber des Evangeliums, verstand das, aber er schrieb dies viele Jahre nach Petrus‘ Tod.
    3. Doch es gab Petrus auch Gewissheit. In dem entscheidenden Moment ein paar Wochen zuvor hatte Petrus Jesus dreimal verleugnet, um sich vor dem Kreuz zu retten. Jesus versicherte Petrus – wahrlich, wahrlich -, dass er noch einmal vor der Herausforderung des Kreuzes stehen würde und dass er sie annehmen würde. Jesus versprach Petrus, dass er in völliger Treue zu seinem Messias und Herrn sterben würde.
    4. „Alte Schriftsteller berichten, dass Petrus etwa vierunddreißig Jahre danach gekreuzigt wurde; und dass er es für eine so glorreiche Sache hielt, für Christus zu sterben, dass er darum bat, mit dem Kopf nach unten gekreuzigt zu werden, da er sich nicht für würdig hielt, in derselben Haltung zu sterben, in der sein Herr starb. So Eusebius, Prudentius, Chrysostomos und Augustin.“ (Clarke)
    5. „Jerome sagt, dass ‚er unter Nero mit dem Märtyrertod gekrönt wurde, indem er mit dem Kopf nach unten und den Füßen nach oben gekreuzigt wurde, weil er behauptete, er sei nicht würdig, auf dieselbe Weise wie sein Herr gekreuzigt zu werden.‘“ (Alford)
    6. Der Christ kann im Tod Gott verherrlichen. „Justin Martyr bezeugte von sich selbst, dass er, als er die Frömmigkeit der Christen in ihrem Leben und ihre Geduld im Tod sah, zu dem Schluss kam, dass dies die Wahrheit sei, die sie so beharrlich verkündeten und mit ihrem Blut besiegelten.“ (Trapp)
  4. Folge mir nach: In diesem dramatischen Moment richtete Jesus diese letzten Worte an Petrus. Jahre zuvor hatte er Petrus aufgerufen, ihm zu folgen (Matthäus 4, 18-19). Jetzt wusste Petrus, dass wenn er Jesus weiter nachfolgen würde, dies unausweichlich für ihn das Kreuz bedeuten würde. Petrus wurde noch einmal aufgefordert, seinem Messias, Lehrer und Herrn zu folgen.
    1. „Jesus stellte Petrus in eine Kategorie mit sich selbst – ein Leben, das für Gott hingegeben war, und schließlich geopfert wurde, um Gott zu verherrlichen. Eine ähnliche Ausdrucksweise wurde in Bezug auf Jesus früher im Evangelium verwendet (Johannes 12, 27-32; 13, 31). Das Gebot ‚Folge mir nach‘ steht im Imperativ Präsens, was wörtlich bedeutet: ‚Folge mir weiterhin nach.‘“ (Tenney)
    2. „Möglicherweise hat die Verwendung der Präsensform hier eine tiefere Bedeutung. ‘Folge mir weiterhin nach’ gibt eine Richtung vor. In der Vergangenheit war Petrus Christus nachgefolgt, aber es war keine beständige Nachfolge. In der Zukunft sollte er den Wegen des Herrn standhaft folgen.“ (Morris)

4. Was ist mit Johannes?

Johannes 21, 20-23

Johannes 21, 20-23
Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus liebte, der sich auch beim Abendmahl an seine Brust gelehnt und gefragt hatte: Herr, wer ist’s, der dich verrät? Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was ist aber mit diesem? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Daher kam nun dieses Wort auf unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht! Und doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?

  1. Herr, was ist aber mit diesem: Jesus hatte gerade seine Aufforderung an Petrus wiederholt, ‘Folge mir nach’ (Johannes 21, 19). Petrus’ erste Reaktion war nicht, Jesus mit ‚Ja‘ zu antworten, sondern er drehte sich um und sah den anderen Jünger, Johannes, an. Petrus’ erste Reaktion auf die persönliche Aufforderung von Jesus war, davon abzulenken, indem er nachfragte, was Jesus im Hinblick auf jemand anderen tun wollte.
    1. Petrus repräsentiert fast jeden von uns. Es fällt uns leicht, von den persönlichen Aufforderungen, die Jesus an uns richtet, abzulenken, indem wir uns fragen und uns sogar Sorgen machen, was andere Jünger tun oder was Jesus von ihnen verlangen könnte.
    2. Was ist aber mit Johannes? „Sein einzigartiger Dienst wird später kommen. Nachdem er sich in der heidnischen, weltbürgerlichen Stadt Ephesus niedergelassen hat, wird er die Menschen vom Abdriften auf den unerforschten Meeren der abstrakten religiösen Erfahrungen und Spekulationen zurückrufen, damit sie zum sicheren und feststehenden Anker der Selbstoffenbarung Gottes in der historischen Gestalt des fleischgewordenen Wortes zurückfinden.“ (Tasker)
    3. „Paulus mag der Wegbereiter Christi sein, Petrus mag der Hirte Christi sein, aber Johannes war der Zeuge Christi.“ (Barclay)
  2. Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Jesus antwortete Petrus mit einer weiteren Herausforderung. Obwohl Petrus dazu bestimmt war, am Kreuz zu sterben (Johannes 21, 18-19), wollte Jesus, dass Petrus die Möglichkeit in Betracht zog, dass er für Johannes eine ganz andere Bestimmung haben könnte. Petrus musste darüber nachdenken, was Jesus von ihm verlangte, in dem Wissen, dass Jesus vielleicht etwas anderes von Johannes oder anderen Jüngern verlangen würde.
    1. „Seine Zurechtweisung des Petrus erfolgt für dessen Versuch, den göttlichen Willen in Bezug auf einen anderen Menschen zu entdecken; dies hat einen Hauch von menschlichem Interesse.“ (Morgan)
  3. Folge du mir nach: Das war eine starke und gezielte Aufforderung an Petrus. Ohne zu berücksichtigen, wie Jesus mit Johannes oder anderen Jüngern umgehen würde, musste Petrus für sich selbst entscheiden, ob er Jesus folgen würde oder nicht. Das ist eine Herausforderung für jeden Nachfolger Jesu.
    1. „Die Verwendung des Pronomens der zweiten Person in Jesu Aufforderung verleiht der Aussage Nachdruck: `Du musst mir nachfolgen‘.“ (Tenney)
    2. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass, anstatt zu versuchen, alle Diener meines Meisters auf einmal auf den richtigen Weg zu bringen, meine erste und wichtigste Arbeit darin besteht, meinem Herrn zu folgen; und ich denke, mein Bruder, dass es für dich weise wäre, zu demselben Schluss zu kommen.“ (Spurgeon)
  4. Daher kam nun dieses Wort auf unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht: Jesu Aufforderung an Petrus gab Anlass zu einem Gerücht unter den ersten Gläubigen des Christentums. Laut dem Gerücht sagte Jesus, dass Johannes nicht sterben würde, bis Jesus wiederkommt. Dieses Gerücht wurde durch die Tatsache gestärkt, dass Johannes der letzte überlebende Jünger war, nachdem er Mordversuche gegen sich überlebt hatte.
    1. Das zeigt, wie oft und wie leicht Menschen Dinge missverstehen, und wie oft Gläubige Dinge missverstehen.
  5. Doch hat Jesus nicht zu ihm gesagt, er sterbe nicht: Johannes fügte diese Ergänzung zu seinem Evangelium unter anderem deshalb hinzu, um zu erklären, was Jesus diesbezüglich gesagt hatte und um das Gerücht zu korrigieren. Jesus sagte nicht zu Johannes, dass er nicht sterben würde, sondern gebrauchte diese Gelegenheit lediglich als ein Beispiel für Petrus.
    1. „Es ging das Gerücht um, dass der Herr prophezeit hatte, dass der geliebte Jünger bei seiner Wiederkunft noch leben würde. Der Evangelist ist bemüht, klarzustellen, dass Jesus nur hypothetisch über eine solche Möglichkeit gesprochen hatte.“ (Tasker)

5. Der Abschluss des Johannes-Evangeliums

Johannes 21, 24-25

Johannes 21, 24-25
Das ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und dies geschrieben hat; und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären. Amen.

  1. Das ist der Jünger, der von diesen Dingen Zeugnis ablegt und dies geschrieben hat: Hier erklärt Johannes, dass er der namenlose Jünger war, von dem an mehreren vorherigen Stellen die Rede war. Johannes gab feierlich Zeugnis von der Wahrheit seiner Schriften. Sein Zeugnis ist wahr.
  2. Die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären: Johannes schrieb die Wahrheit über Jesus, aber es war unmöglich für ihn oder irgendjemand anderen, die ganze Wahrheit über Jesus zu schreiben. Es gab viele andere Dinge, die Jesus getan hat, und es wäre unmöglich, sie alle aufzuschreiben.
    1. „Mit dieser herrlichen Übertreibung lässt er uns erkennen, dass es viel mehr über Jesus zu berichten gibt, als wir wissen.“ (Morris)
    2. Zu den vielen anderen Dingen, die Jesus getan hat, gehört sein andauerndes Wirken unter seinen Jüngern und in der heutigen Welt. Johannes dachte an ein Buch, das fortlaufend weitergeschrieben wird, mit so vielen Bänden, dass die Welt sie nicht alle fassen könnte.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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