Lukas 1 – Die Geburt von Johannes dem Täufer

A. Einführung in das Lukasevangelium

Die ersten vier Verse des Lukasevangeliums sind im griechischen Original ein einziger Satz. Sie sind in einem raffinierten, akademischen, klassischen Stil geschrieben. Aber dann, für den Rest des Evangeliums, verwendet Lukas nicht die Sprache der Gelehrten, sondern die des einfachen Mannes, die Sprache des Dorfes und der Straße. Damit sagt uns Lukas: „Dieser Bericht hat alle akademischen und gelehrten Qualifikationen. Aber er ist für den Mann auf der Straße geschrieben.“ Lukas schrieb so, dass die Menschen Jesus verstehen würden, nicht damit sie Lukas‘ Intelligenz und seine literarischen Fähigkeiten bewundern würden.

1. Erwähnung der früheren Berichte über das Leben von Jesus

Lukas 1, 1-2

Lukas 1, 1-2
Nachdem viele es unternommen haben, einen Bericht über die Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig erwiesen sind, wie sie uns diejenigen überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind,

  1. Nachdem viele es unternommen haben: Lukas schrieb sein Evangelium in dem Wissen, dass viele bereits Berichte über das Leben Jesu verfasst hatten. Das kann ein Verweis auf die Werke von Markus und Matthäus sein (die meisten Menschen gehen davon aus, dass das Johannesevangelium nach dem Lukasevangelium geschrieben wurde) und es kann sich auch auf andere Biografien von Jesus beziehen, die nicht direkt vom Heiligen Geist inspiriert wurden.
    1. Einige Forscher behaupten, dass die Schriften über Jesus erst zwei oder vielleicht drei Generationen nach seinem Tod am Kreuz entstanden sind. Aber die Arbeit (Dezember 1994) des deutschen Papyrologen (eine besondere Form der Altertumswissenschaft) Carsten Thiede legt nahe, dass wir tatsächlich Kopien vom Matthäusevangelium besitzen, die zeitlich sehr kurz nach dem Tod Jesu verfasst worden sind. Thiedes Erkenntnisse beruhen auf einer sorgfältigen Analyse der Handschrift, die auf den kürzlich entdeckten Fragmenten verwendet wurde.
  2. Die Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig erwiesen sind: Die zuvor genannten Texte enthalten Tatsachen, die unter den Christen zur Zeit von Lukas bereits allgemein bekannt und erwiesen waren. Als Lukas sein Evangelium schrieb, wussten die meisten Christen bereits alles über das Leben von Jesus, sowohl durch die mündlichen Berichte, die von den ersten Jüngern weitergegeben wurden, als auch durch die Biografien, die bereits geschrieben worden waren.
    1. Mit dem Wort uns stellte sich Lukas in die Gemeinschaft der Christen, welche die Berichte über das Leben Jesu glaubten und annahmen. Lukas war ein Begleiter des Paulus (Apostelgeschichte 16, 10-11; 2. Timotheus 4, 11; Philemon 1, 24) und Paulus nannte ihn den geliebten Arzt (Kolosser 4, 14). Lukas war ein Arzt und damit ein Mann der Wissenschaft und der Forschung. Das zeigte sich in seiner Schilderung des Lebens von Jesus.
    2. Allem Anschein nach, war Lukas ein Heide (ein Nichtjude). Kolosser 4, 10-11+14 zeigen, dass er nicht jüdisch war, denn er gehörte nicht zu der Gruppe, die aus der Beschneidung ist. Das macht Lukas einzigartig, denn er ist der einzige Autor im Neuen Testament, der ein Heide war.
    3. Gott gewährte diesem einzigen nicht-jüdischen Schreiber ein großes Privileg. Da er auch der Autor der Apostelgeschichte ist, hat Lukas mehr vom Neuen Testament geschrieben, als jeder andere Autor (wenn man davon ausgeht, dass Paulus nicht den Hebräerbrief verfasst hat).
  3. Wie sie uns diejenigen überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind: Lukas sagt uns, dass die früheren Berichte über das Leben von Jesus auf den Worten von Augenzeugen beruhten.
    1. Diejenigen … die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, waren zweifellos die Apostel, die von Anfang an bei Jesus waren. Aber zu denjenigen … die von Anfang an dabei waren, würden auch Menschen wie Maria gehören, die Lukas wahrscheinlich bei seinen Recherchen für diesen Bericht über das Leben Jesu interviewt hat.
    2. Lukas schrieb an eine Welt des ersten Jahrhunderts, die ausgebrannt und leer war von einem Leben nach dem Motto „Wenn es sich gut anfühlt, dann tu es!“; dennoch nahm sie Anstoß an dem verrückten Aberglauben der meisten Religionen. Damals wie heute sehnt sich die Welt nach dem, was das Christentum bietet: Glaube gegründet auf Tatsachen.

2. Lukas erklärt den Grund für das Schreiben seines Berichts

Lukas 1, 3-4

Lukas 1, 3-4
So schien es auch mir gut, der ich allem von Anfang an genau nachgegangen bin, es dir der Reihe nach zu beschreiben, vortrefflichster Theophilus, damit du die Gewissheit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.

  1. So schien es auch mir gut: Lukas gehörte nicht zu denen, die von Anfang an Augenzeugen der Ereignisse von Jesu Wirken waren. Dennoch stellte er sich auf die gleiche Ebene wie diejenigen, die ihre Berichte über das Leben von Jesus aus eigener Erfahrung schrieben (wie Matthäus und Markus), denn sein Bericht basierte auf sorgfältiger Recherche, weil er den Ereignissen genau nachgegangen ist.
  2. Es dir der Reihe nach zu beschreiben: Nachdem er bereits den Bericht von Matthäus und Markus gelesen hatte, wollte Lukas einen dritten Bericht verfassen, mit einem Schwerpunkt auf Vollständigkeit und Ordnung. Deshalb ist das Evangelium nach Lukas das umfassendste Evangelium. Es dokumentiert die Geschichte Jesu von der Verkündigung der Geburt von Johannes dem Täufer bis hin zur Himmelfahrt von Jesus.
      1. Das Lukasevangelium ist das Evangelium, das besonders auch die Nicht-Juden im Blick hat. Bei Lukas werden die Heiden oft in ein günstiges Licht gestellt.
      2. Das Lukasevangelium ist das Evangelium, das sich am meisten mit der Rolle der Frauen, der Kinder und der sozial Ausgestoßenen beschäftigt.
      3. Das Lukasevangelium ist das Evangelium, das sich am meisten mit dem Gebet beschäftigt. Es erwähnt an sieben Stellen, die nur in diesem Evangelium zu finden sind, dass Jesus betet.
      4. Das Lukasevangelium ist das Evangelium mit der stärksten Betonung des Heiligen Geistes und der Freude.
      5. Das Lukasevangelium ist das Evangelium mit der stärksten Betonung der Verkündigung der Frohen Botschaft (des Evangeliums).
  3. Vortrefflichster Theophilus: Lukas richtete sein Evangelium an einen Mann namens Theophilus, doch er hatte auch ein größeres Publikum im Sinn.
    1. Aus seinem Titel (vortrefflichster) schließen wir, dass Theophilus wahrscheinlich ein römischer Regierungsbeamter war. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Bücher ‚Lukas‘ und die ‚Apostelgeschichte‘, die Grundlage von Paulus’ Verteidigungsschreiben für seinen Prozess vor Cäsar bilden, da Paulus am Ende der Apostelgeschichte auf diesen Prozess wartet.
    2. Wer auch immer Theophilus war, er hatte bereits eine gewisse Unterweisung im Glauben, (in denen du unterrichtet worden bist).

B. Die Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer

1. Die Zeit und die Menschen, mit denen die Geschichte des Lebens von Jesus beginnt

Lukas 1, 5-7

Lukas 1, 5-7
In den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung Abijas; und seine Frau war von den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Sie waren aber beide gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Rechtsbestimmungen des Herrn. Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in fortgeschrittenem Alter.

  1. In den Tagen des Herodes: Diese Ereignisse geschahen zu einer konkreten Zeit.
    Das war der Mann, der als Herodes der Große bekannt war und der am Ende seiner langen und schrecklichen Herrschaft stand. Ethnisch gesehen war er kein Nachkomme Israels, sondern ein Nachkomme von Jakobs Bruder Esau – also ein Edomiter, oder ein Idumäer. Er war bekannt für seine spektakulären Bauprogramme, aber noch mehr für seine paranoide Grausamkeit, die ihn dazu trieb, viele hinzurichten, auch Mitglieder seiner eigenen Familie.
  2. Ein Priester mit Namen Zacharias … seine Frau … war Elisabeth: Diese Ereignisse geschahen mit ganz konkreten Menschen. Zacharias und Elisabeth waren rechtschaffen und gehorsam, aber auch gebrandmarkt durch ihre Unfruchtbarkeit (Und sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war).
  3. Aus der Abteilung Abijas: Priesterliche Abteilungen (einschließlich der Abteilung Abijas) wurden in 1. Chronik 23-24 vermerkt.

2. Zacharias’ Tempeldienst

Lukas 1, 8-10

Lukas 1, 8-10
Es geschah aber, als er seinen Priesterdienst vor Gott verrichtete, zur Zeit, als seine Abteilung an die Reihe kam, da traf ihn nach dem Brauch des Priestertums das Los, dass er in den Tempel des Herrn gehen und räuchern sollte. Und die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucherns.

  1. Da traf ihn nach dem Brauch des Priestertums das Los, dass er in den Tempel des Herrn gehen und räuchern sollte: Nur Priester aus einer bestimmten Abstammung konnten im Tempel dienen. Im Laufe der Jahre vervielfachte sich die Zahl der Priester (zur Zeit Jesu soll es bis zu 20.000 Priester gegeben haben), so dass sie das Los benutzten, um zu bestimmen, welche Priester wann dienen würden. Das Los, zu dienen, fiel einem Priester vielleicht nur einmal in seinem Leben zu.
    1. Für einen gottesfürchtigen Mann wie Zacharias war dies wahrscheinlich das größte Ereignis seines Lebens, ein gigantisches Privileg, eine einmalige Gelegenheit. Sicherlich fragte er sich, wie es sein würde, den heiligen Ort zu betreten, und ob Gott etwas Besonderes zu ihm sagen würde, bei dieser herausragenden Aufgabe in seinem Leben.
    2. Es könnte auch sein, dass Zacharias die anderen Priester, die diesen Dienst bereits verrichtet hatten, fragte, wie es war; ob sie eine einzigartige geistliche Erfahrung gemacht hatten, als sie vor dem Herrn dienten. Dem ganzen Ereignis ging auf jeden Fall eine enorme Vorfreude voraus.
  2. Räuchern: Nach dem Gesetz von Mose wurde Gott jeden Morgen und jeden Abend Weihrauch auf dem goldenen Altar geopfert (2. Mose 30, 7-8). Mittlerweile gab es ein festes Ritual für diese Praxis.
    1. Es wurden mehrere Lose geworfen, um zu bestimmen, wer welche Aufgabe beim Morgenopfer innehatte. Das erste Los bestimmte, wer den Altar reinigen und sein Feuer vorbereiten würde. Das zweite Los bestimmte, wer das Morgenopfer schlachten und den Altar, den goldenen Leuchter und den Räucheraltar besprengen würde. Das dritte Los bestimmte, wer kommen und Weihrauch opfern würde. Das war die privilegierteste Aufgabe. Diejenigen, die das erste und zweite Los erhielten, würden ihre Aufgabe beim Abendopfer wiederholen, aber beim dritten Los war es nicht so. Es war eine einmalige Gelegenheit im Leben, den Weihrauch zu opfern.
    2. Vor der Morgendämmerung versammelten sich Hunderte von Betern am Tempel. Das Morgenopfer begann, wenn der ‚Weihrauch-Priester‘ durch die äußeren Höfe in Richtung Tempel ging. Er schlug ein gongähnliches Instrument an, das als Magrepha bekannt war. Bei diesem Klang versammelten sich die Leviten und machten sich bereit, das versammelte Volk in den Lobpreis zu Gott hinzuführen.
    3. Die beiden anderen Priester, die an diesem Morgen durch das Los ausgewählt worden waren, gingen ebenfalls zum Tempel, je zu einer Seite des Priesters, der zum Darbringen des Weihrauchs ausgewählt worden war. Alle drei betraten gemeinsam die heilige Stätte. Der eine Priester legte glühende Kohlen auf den goldenen Altar; der andere Priester richtete das Räucherwerk so her, dass es bereit war. Dann verließen die beiden Priester den Tempel und der ‚Weihrauch-Priester‘ blieb ganz allein im Heiligtum.
    4. Vor ihm stand der goldene Räucheraltar; er war etwa 45 cm im Quadrat und etwa 90 cm hoch. Auf diesem kleinen Tisch lagen die brennenden Kohlen mit kleinen aufsteigenden Rauchfahnen, bereit für den Weihrauch. Hinter dem goldenen Altar befand sich ein riesiger, dicker Vorhang. Hinter diesem Vorhang war das Allerheiligste, das kein Mensch betreten durfte, außer dem Hohepriester, und das auch nur am Versöhnungstag. Während er dem goldenen Räucheraltar gegenüberstand, befand sich zu seiner Rechten der Tisch mit den Schaubroten und zu seiner Linken der goldene Leuchter, der das einzige Licht für das Heiligtum spendete.
  3. Und die ganze Menge des Volkes betete draußen zur Stunde des Räucherns: Als die Menschen draußen die beiden Männer aus dem Tempel kommen sahen, wussten sie, dass die Zeit für das Darbringen des Weihrauchs gekommen war. Hunderte von Menschen verneigten sich oder knieten vor dem Herrn und breiteten ihre Hände im stillen Gebet aus. Sie wussten, dass in diesem Moment der ‚Weihrauch-Priester‘ in der heiligen Stätte, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes, für das ganze Volk betete.
    1. Es folgten mehrere Minuten Totenstille im ganzen Tempelbereich – während Zacharias in der heiligen Stätte im Gebet verweilte, bei diesem feierlichsten Ereignis seines Lebens.
    2. Die Verbindung zwischen dem Räuchern von Weihrauch und Gebet mag manchen seltsam erscheinen, aber in der Bibel ist das Verbrennen von Weihrauch ein starkes Bild für das Gebet (Psalm 141, 2; Offenbarung 5, 8).
    3. Wofür hat Zacharias gebetet? Er hat sich das sicher vorher genau überlegt. Vielleicht hat er sogar eine Gebetsliste herausgeholt, obwohl es wahrscheinlicher ist, dass er sie auswendig gelernt hatte. Er wusste auch, wie lange er zu beten hatte, weil er schon viele Male zuvor als Anbeter am Morgenopfer teilgenommen hatte und wusste, wie lange der ‚Weihrauch-Priester‘ im Tempel blieb. Er hat bestimmt für die Nöte der Nation Israel gebetet, die von den verhassten Römern besetzt und unterdrückt wurde. Er hat bestimmt dafür gebetet, dass Gott den Messias schickt. Er hielt es wahrscheinlich für falsch, seine persönlichen Nöte in einem so heiligen Moment mit einzubringen!

3. Die Ankündigung des Engels an Zacharias

Lukas 1, 11-17

Lukas 1, 11-17
Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand zur Rechten des Räucheraltars. Und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Gebet ist erhört worden, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Und er wird dir Freude und Frohlocken bereiten, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken, und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an. Und viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen. Und er wird vor ihm hergehen im Geist und in der Kraft Elias, um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten, um dem Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten.

  1. Da erschien ihm ein Engel des Herrn: Der Engel stand einfach zur Rechten des Räucheraltars. Zacharias hatte seine Augen wahrscheinlich fest geschlossen, vertieft in leidenschaftliches Gebet, und als er sie öffnete, sah er diesen Engel.
  2. Und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn: Der Engel, der Zacharias erschien, war weder eine romantische Figur, noch ein nacktes Baby mit Flügeln. Dieser Engel war ein glorreiches, furchterregendes und fantastisches Geschöpf. Wie die meisten Engel in der Bibel, ist das erste, was dieser Engel zu seinem menschlichen Gegenüber sagen muss, ‚Fürchte dich nicht!
    1. Zacharias muss sich gedacht haben: „Passiert das allen, die das hier machen? Die anderen haben mir davon gar nichts erzählt!“
  3. Dein Gebet ist erhört worden, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären: Es ist zweifelhaft, dass Zacharias für einen Sohn gebetet hat, als er am goldenen Räucheraltar stand. Erstens war das ein egoistischer Wunsch und zweitens waren er und Elisabeth in fortgeschrittenem Alter (Lukas 1, 7), daher hatten sie dieses Gebet wahrscheinlich schon lange aufgegeben.
    1. Manchmal beten wir eine lange, lange Zeit für etwas. Wir beten für die Errettung eines Ehepartners oder eines Kindes. Wir beten für eine Berufung oder einen geistlichen Dienst. Wir beten, dass Gott diese eine besondere Person zu uns bringen möge. Aber nach Jahren des tiefen Gebets, geben wir aus Entmutigung auf. Zacharias und Elisabeth haben wahrscheinlich jahrelang leidenschaftlich für einen Sohn gebetet, aber schon vor langer Zeit aufgegeben und aufgehört, an ein so großes Wunder Gottes zu glauben.
    2. Wenn wir uns an diesem Punkt befinden, beginnen wir manchmal im Kleinen, an der Liebe und Fürsorge Gottes für uns zu zweifeln. Aber Gott liebt immer und seine Fürsorge hört niemals auf.
    3. Zacharias’ Reaktion auf die Verheißung des Engels war wahrscheinlich der Gedanke: „Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich habe nicht für einen Sohn gebetet. Wir sind alt, weißt du. Ich habe dieses Gebet schon vor langer Zeit aufgegeben. Ich bete für die Errettung Israels. Ich bete, dass Gott den verheißenen Messias schickt.“ Zacharias wusste nicht, dass Gott beide Gebete auf einmal erhören würde und sein ‚Wunderbaby‘ gebrauchen würde, um den Weg für den Messias zu bahnen!
    4. Zacharias hatte keine Ahnung, dass Gott die beiden größten Wünsche seines Herzens auf einmal erfüllen würde. Den Wunsch, Vater zu werden, hatte er wahrscheinlich schon längst aufgegeben. Es war eine Hoffnung, die über Jahre der Enttäuschung hinweg zerschlagen wurde. Gott hatte diesen Wunsch nicht aufgegeben, auch wenn Zacharias und Elisabeth ihn ad acta gelegt hatten.
  4. Du sollst ihm den Namen Johannes geben: Der Junge bekam einen Namen, bevor er überhaupt gezeugt wurde. Es war ein Befehl des Herrn, den Jungen Johannes zu nennen.
  5. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken: Das bezieht sich vermutlich auf das Gelübde eines Nasiräers, wie es in 4. Mose 6 zu finden ist. Ihr Sohn Johannes würde Gott alle Tage seines Lebens besonders geweiht sein, wie es Simson hätte sein sollen.
    1. Johannes würde zwar, durch die Gnade Gottes, groß sein vor dem Herrn, doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er (Matthäus 11, 11).
  6. Und mit Heiligem Geist wird er erfüllt werden schon von Mutterleib an: Ihr Sohn Johannes würde auf eine einzigartige Art und Weise mit dem Heiligen Geist erfüllt sein, da er schon im Mutterleib mit Heiligem Geist … erfüllt sein würde.
    1. Calvin (schreibt zum Thema), dass Johannes vom Mutterleib an mit dem Heiligen Geist erfüllt war: „Lasst uns an diesem Beispiel lernen, dass vom frühesten Säuglingsalter an bis zum letzten Lebensjahr das Wirken des Geistes im Menschen frei möglich ist.“
  7. Viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückführen: Das große Werk des Johannes würde darin bestehen, den Weg des Messias vorzubereiten, indem er die Herzen zu Gott wendet, bevor der Messias kommt. Das Vorbild für seinen Dienst würde der große Prophet Elia sein – im Geist und in der Kraft Elias. Jesus sagte später, dass dies in Johannes erfüllt wurde (Matthäus 11, 14 und 17, 12).
  8. Um die Herzen der Väter umzuwenden zu den Kindern: Dieses Zitat aus Maleachi 3, 24 ist nicht nur wegen seines Bezugs zu Elia bedeutungsvoll. Es sind im Grunde die letzten Worte des Alten Testaments und nun setzt Gottes Offenbarung dort wieder an, wo sie aufgehört hatte.
    1. Elia war ein Mann, der Israel zur radikalen Umkehr aufrief (1. Könige 18, 20-40).

4. Zacharias’ Zweifel und Stummheit

Lukas 1, 18-20

Lukas 1, 18-20
Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist in fortgeschrittenem Alter! Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, zu dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Und siehe, du wirst stumm sein und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit!

  1. Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist in fortgeschrittenem Alter: Zacharias’ Haltung war: „Danke für das Versprechen, Engel. Aber da ich weiß, wie es mir und meiner Frau geht, ist das ziemlich weit hergeholt. Kannst du uns ein Zeichen geben, um es zu beweisen?“
    1. Es ist nicht so, dass Zacharias das nicht glauben will; er glaubt es. Es ist einfach so, dass er das Gefühl hat, es sei zu schön, um wahr zu sein. Er hat sich in seinem Leben wahrscheinlich vor Enttäuschungen geschützt, indem er seine eigenen Erwartungen nicht zu hochgesteckt hat. Mit der gleichen Einstellung berauben wir uns selbst so mancher Wunder.
    2. Zacharias schaute zuerst auf die Umstände und zuletzt auf das, was Gott tun kann. Wir neigen dazu, zu denken, dass das logisch ist. Doch wenn Gott real ist, gibt es nichts Logisches daran, die Umstände wichtiger zu nehmen als Gott.
  2. Ich bin Gabriel, der vor Gott steht: Gabriel erinnert Zacharias daran, wer er ist und woher er kommt. Es besteht ein großer Kontrast zwischen ich bin ein alter Mann und ich bin Gabriel. Was hatte mehr Gewicht? Gabriel verkündete Zacharias außerdem das Evangelium (diese frohe Botschaft).
    1. Es waren ausschließlich gute Nachrichten für Zacharias, nicht nur, dass er einen Sohn haben würde, sondern auch, dass der Sohn eine bedeutende Rolle in Gottes Plan der Erlösung ausfüllen würde. Das ist die gute Nachricht, die Gabriel Zacharias überbrachte.
    2. Das gibt uns eine bessere Vorstellung davon, was es wirklich bedeutet, das Evangelium zu verkünden. Es bedeutet, den Menschen, die es brauchen, eine gute Nachricht zu bringen.
  3. Meinen Worten … die erfüllt werden sollen zu ihrer Zeit! Wenn es keinen Zacharias gäbe, gäbe es auch keinen Johannes den Täufer. Wenn es Johannes den Täufer nicht gäbe, dann gäbe es auch keinen Boten, der das Kommen des Messias ankündigt. Wenn es keinen Boten gäbe, der das Kommen des Messias ankündigt, sind die Prophezeiungen über den Messias im Alten Testament nicht erfüllt. Wenn irgendwelche der Prophezeiungen des Alten Testaments über das erste Kommen des Messias nicht erfüllt sind, dann hat Jesus nicht alle Bedingungen erfüllt. Wenn Jesus nicht alle Bedingungen erfüllt hat, dann hat er nicht Gottes Plan der Erlösung für dich und mich vollendet und wir müssen in unseren Sünden verloren gehen. Das waren gute Nachrichten!
  4. Und siehe, du wirst stumm sein und nicht reden können: Zacharias musste für seinen Unglauben einen Preis bezahlen. Sein Unglaube führte nicht dazu, dass Gott sein Versprechen zurücknahm. Er hielt Zacharias einfach davon ab, das Versprechen zu genießen.
    1. Wenn wir dem Versprechen Gottes für unser Leben nicht glauben, dann zerstören wir nicht unbedingt das Versprechen; aber wir nehmen uns die Möglichkeit, das Versprechen zu genießen. Was dies zu einer schweren Strafe machte, war die Tatsache, dass Zacharias eine so großartige Nachricht zu erzählen hatte.
    2. Seltsamerweise würden viele Christen das nicht als Strafe betrachten. Es macht ihnen nichts aus, über die gute Nachricht von Jesus zu schweigen.

5. Zacharias erscheint vor der Menge

Lukas 1, 21-23

Lukas 1, 21-23
Und das Volk wartete auf Zacharias; und sie verwunderten sich, dass er so lange im Tempel blieb. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden; und sie merkten, dass er im Tempel eine Erscheinung gesehen hatte. Und er winkte ihnen und blieb stumm. Und es geschah, als die Tage seines Dienstes vollendet waren, ging er heim in sein Haus.

  1. Und das Volk wartete auf Zacharias; und sie verwunderten sich, dass er so lange im Tempel blieb: Es war Brauch, dass der Priester aus dem Tempel kam, sobald er mit dem Beten fertig war, um dem Volk zu versichern, dass Gott ihn nicht getötet hatte. Zacharias’ Verspätung fing an, die Menge nervös zu machen.
    1. Nachdem der ‚Weihrauch-Priester‘ seine Aufgabe vollendet hatte, kam er durch die großen Türen des Tempels aus dem Heiligtum und traf die anderen beiden Priester direkt draußen vor den Türen. Dann hob der ‚Weihrauch-Priester‘ seine Hände und segnete das Volk mit dem Segen aus 4. Mose 6, 24-26. Die versammelten Beter wussten, was sie nun zu tun hatten. Sie antworteten mit den Worten: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“
    2. Nach all dem brachten die Leviten die Lobpreissänger und die Musiker in Bewegung. Sie begannen mit einem Fanfarenstoß aus speziellen silbernen Trompeten; dann schlug ein Priester die Becken an, und der Chor der Leviten begann, den Psalm des Tages zu singen. Der Chor bestand aus mindestens zwölf Stimmen, in denen sich Jung und Alt mischten, wodurch ein voller Klangumfang und wahrscheinlich einige großartige Harmonien entstanden.
  2. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden: Als Zacharias herauskam, sollte er auf den Stufen des Tempels stehen und, die Menge überblickend, den priesterlichen Segen über das Volk aussprechen (4. Mose 6, 24-26) und die anderen Priester würden es ihm nachsprechen. Aber Zacharias konnte nicht sprechen!
    1. Mit Handbewegungen erzählte er, so gut er konnte, was er im Tempel erlebt hatte. Es ist schwer zu sagen, ob ihm alle geglaubt haben!

6. Elisabeths Empfängnis und Freude

Lukas 1, 24-25

Lukas 1, 24-25
Aber nach diesen Tagen wurde seine Frau Elisabeth schwanger; und sie verbarg sich fünf Monate und sprach: So hat der Herr an mir gehandelt in den Tagen, da er mich angesehen hat, um meine Schmach unter den Menschen hinweg zunehmen!

  1. Wurde seine Frau Elisabeth schwanger: Zacharias hatte eine normale Beziehung zu seiner Frau; er arbeitete mit Gott zusammen, um das Versprechen zu erfüllen. Er ging nicht davon aus, dass dieses Kind durch eine wundersame Empfängnis entstehen würde.
  2. Sie verbarg sich fünf Monate: Elisabeth zog sich nicht zurück, um ihre Schwangerschaft zu verbergen. Sie zog sich für die ersten fünf Monate zurück, in der Zeit, in der man ihre Schwangerschaft am wenigsten bemerkt hätte. Sie zog sich zurück, um Zeit mit dem Herrn zu verbringen und um über das Schicksal des Kindes nachzudenken, das in ihr heranwuchs.

C. Die Ankündigung der Geburt von Jesus

1. Gabriel wird zu Maria nach Nazareth geschickt

Lukas 1, 26-27

Lukas 1, 26-27
Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Joseph, aus dem Haus Davids; und der Name der Jungfrau war Maria.

  1. Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel … gesandt: Gabriels Arbeit war mit der Ankündigung an Zacharias im Tempel noch nicht beendet. Im sechsten Monat von Elisabeths Schwangerschaft, kam er in ein Dorf in Galiläa.
  2. In eine Stadt Galiläas namens Nazareth: Chronologisch gesehen, ist das die erste Erwähnung von Nazareth im Alten oder Neuen Testament. Nazareth ist vielleicht bemerkenswert wegen seiner unauffälligen Natur. Es wurde im Alten Testament, in den Apokryphen und in den Schriften des Josephus nicht erwähnt.
    1. Obwohl Nazareth in der Region von Galiläa liegt, ist es etwa 24 Kilometer vom See Genezareth entfernt. Es ist etwa zehn Kilometer von der nächstgelegenen Hauptstraße entfernt. Nazareth hatte keine gute Wasserversorgung; nur einen ziemlich schwachen Brunnen in der Mitte des Dorfes.
    2. Jesus würde für immer mit diesem Ort in Verbindung gebracht werden und wurde wiederholt Nazarener genannt (Markus 1, 24; Johannes 18, 7; Johannes 19, 19; Apostelgeschichte 2, 22). Seine Anhänger wurden auch ‚Nazarener‘ genannt (Apostelgeschichte 24, 5).
  3. Zu einer Jungfrau, die verlobt war: Maria war mit Josef verlobt. Bei einer jüdischen Hochzeit gab es damals drei Schritte.
      1. Verlobung (eine formale Vereinbarung, die von den Vätern getroffen wurde)
      2. Verlobungszeremonie (die Zeremonie, bei der man sich gegenseitig das Versprechen gab)
      3. Heirat (etwa ein Jahr später, wenn der Bräutigam seine Braut zu einem unerwarteten Zeitpunkt abholte)
    1. Wenn ein Paar verlobt war, stand es unter der Verpflichtung der gegenseitigen Treue und um das Verlöbnis wieder zu brechen, war eine Scheidung erforderlich. Das war also kein leichtfertiges Versprechen.
  4. Der Name der Jungfrau war Maria: Es wird eindeutig gesagt, dass Maria eine Jungfrau war. Was das angeht, gibt es keinerlei Unklarheiten – Maria hatte noch nie eine sexuelle Beziehung mit einem Mann gehabt.
    1. Die Empfängnis von Johannes dem Täufer, dem Vorläufer, war wundersam. Für den Messias sollten wir eine noch bemerkenswertere Empfängnis erwarten.
    2. „Der Name ‚Maria‘ ist die griechische Form des hebräischen Namens Mirjam, der Schwester von Mose. Er bedeutet ‚die Erhabene‘, eine treffende Beschreibung für die baldige Mutter des Messias.“ (Pate)

2. Gabriel begrüßt Maria

Lukas 1, 28-29

Lukas 1, 28-29
Und der Engel kam zu ihr herein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen! Als sie ihn aber sah, erschrak sie über sein Wort und dachte darüber nach, was das für ein Gruß sei.

  1. Der Engel kam zu ihr herein und sprach: Gabriel sagte drei Dinge zu Maria. Jedes dieser Dinge traf sicherlich auf Maria zu, die ein einzigartiges Privileg innehatte, unter allen Menschen, die jemals gelebt haben.
      1. Sie war eine Begnadigte.
      2. Der Herr war mit ihr.
      3. Sie war eine Gesegnete.
    1. All diese Dinge treffen auch auf den Menschen zu, der an Jesus glaubt. Wir sind begnadigt, wie Maria es war (Epheser 1, 6), der Herr ist mit uns (Matthäus 28, 20) und wir sind gesegnet (Epheser 1, 3).
    2. Das römisch-katholische Gebet, das mit „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade“ beginnt, ist korrekt. Maria war voll der Gnade und so ist es der Gläubige auch. Aber Marias Gnade war eine empfangene Gnade, nicht Gnade, die man anderen gibt.
  2. Als sie ihn aber sah, erschrak sie über sein Wort: Die Tatsache, dass Maria über seine Worte erschrak, zeigt ihre Demut. Maria war überrascht, solch herausragende Worte über sich gesagt zu bekommen.

3. Gabriel kündigt die Geburt des Messias an, welcher der Maria geboren wird

Lukas 1, 30-33

Lukas 1, 30-33
Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.

  1. Du hast Gnade bei Gott gefunden … du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären: Der Fokus lag nicht auf Maria, sondern auf einem Sohn, der Jesus heißen sollte (ein üblicher Name). Dieser Sohn wurde unmissverständlich als der vom Alten Testament vorhergesagte Messias identifiziert.
    1. Dieser wird groß sein: Niemand hat die Geschichte mehr beeinflusst als Jesus Christus. „Ist es nicht bewiesen, dass er groß ist? Eroberer sind groß, und er ist der größte unter ihnen. Erlöser sind groß, und er ist der größte unter ihnen. Befreier sind groß, und er ist der größte unter ihnen. Retter sind groß, und er ist der größte unter ihnen.“ (Spurgeon)
      1. Jesus ist groß in der Vollkommenheit seines Wesens.
      2. Jesus ist groß in der Macht seines Dienstes.
      3. Jesus ist groß in dem Ruhm seiner Erfolge.
      4. Jesus ist groß bezüglich der Zahl derer, die er rettet.
      5. Jesus ist groß in der Wertschätzung seines Volkes.
    2. Er wird Sohn des Höchsten genannt werden: Jesus würde der Sohn Marias sein, aber nicht nur ihr Sohn. Er würde außerdem bekannt sein als der Sohn Gottes.
    3. Den Thron seines Vaters David: Er wird der Messias sein, der David prophezeit wurde (2. Samuel 7, 12-16), der die rechtmäßige Autorität hat, über Israel zu herrschen, und sein Reich wird kein Ende haben.
  2. Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären: Maria wusste genau, wovon Gabriel sprach, denn sie war eine Frau, die das Wort Gottes kannte. Als Gabriel dies sagte, wusste Maria, dass er aus Jesaja 7, 14 zitierte: Die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären.

4. Marias Frage und Gabriels Antwort

Lukas 1, 34-37

Lukas 1, 34-37
Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß? Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat, sie, die vorher unfruchtbar genannt wurde. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

  1. Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß? Marias Frage war logisch. Sie stellte dieselbe Frage, wie sie auch Zacharias stellte (Lukas 1, 18), aber er fragte mit skeptischem Unglauben und sie fragte mit von Staunen erfülltem Glauben.
  2. Die Kraft des Höchsten wird dich überschatten: Gabriel antwortete, dass die Kraft des Höchsten Maria in der Person des Heiligen Geistes … überschatten würde.
    1. Das Wort überschatten bedeutet „mit einer Wolke bedecken“, wie bei der Wolke der Schechina-Herrlichkeit (Schechina meint die direkte Gegenwart Gottes) (2. Mose 16, 10; 19, 9; 24, 16; 34, 5; 40, 34) oder wie bei der Wolke der Verklärung (Matthäus 17, 5; Markus 9, 7; Lukas 9, 34).
    2. Diese Wolke war eine sichtbare Manifestation der Herrlichkeit und Gegenwart Gottes. Das bedeutet, dass dieselbe Kraft Gottes, die mit Mose und mit anderen im Alten Testament war, nun ein einzigartiges Werk im Leben von Maria tun würde.
    3. „Dieser delikate Ausdruck schließt vulgäre Vorstellungen von einer ‚Paarung‘ des Heiligen Geistes mit Maria aus.“ (Morris)
    4. „Technisch gesehen hat der Engel eine jungfräuliche Empfängnis vorausgesagt, aber nicht eine jungfräuliche Geburt. Soweit man sagen kann, war die tatsächliche Geburt von Jesus normal; nicht so seine Empfängnis.“ (Pate)
  3. Das Heilige, das geboren wird: Weil seine Empfängnis auf diese Art und Weise stattfinden wird, wird er der Heilige sein (anders als alle anderen) und er wird Gottes Sohn genannt werden.
    1. Das hat auf uns heute nicht die gleiche Wirkung, weil die Vorstellung, Gottes Sohn zu sein, für uns nicht vertraut ist. Aber Maria (und alle anderen jüdischen Menschen aus ihrer Kultur) wussten, was das bedeutete: Dieses Kind würde Gott gleich sein (Johannes 5, 18).
    2. Jesus wurde nicht der Sohn Gottes; er wurde Gottes Sohn genannt, was seine Wesensart von aller Ewigkeit her anerkennt.
  4. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter: Mit dieser erstaunlichen Verheißung überbrachte Gabriel auch die Nachricht, dass Elisabeth schwanger war. Wenn Gott das tun konnte, konnte er auch tun, was er Maria verheißen hatte.
    1. „Obwohl Gläubige mit dem bloßen Wort Gottes zufrieden sind, vernachlässigen sie doch keines seiner Wunder, die sie als förderlich für die Stärkung ihres Glaubens empfinden.“ (Calvin)
  5. Bei Gott ist kein Ding unmöglich: Der Punkt ist klar. Man könnte das wortwörtlich übersetzen mit kein Wort Gottes ist machtlos. Gott wird das vollbringen, was er gesagt hat.
    1. „Die Worte ‘denn nichts’ (wörtlich: ‘kein Wort’) ‘wird für Gott unmöglich sein’ rufen das göttliche Versprechen eines Sohnes ins Gedächtnis, das an Sarah gerichtet war (1. Mose 18, 14 [Septuaginta]), und liefern damit ein weiteres bestätigendes Beispiel für Gottes Macht, sein Versprechen an Maria zu erfüllen.“ (Pate)

5. Marias Antwort des Glaubens

Lukas 1, 38

Lukas 1, 38
Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort! Und der Engel schied von ihr.

  1. Siehe, ich bin die Magd des Herrn: Maria antwortete zunächst, indem sie dem zustimmte, was Gabriel über sie sagte. Sie war die Magd des Herrn, und sie war nicht in der Position, mit ihrem Meister zu diskutieren, sondern akzeptierte, was er sagte.
    1. „Es war unvermeidbar, dass Zweifel an ihrem Charakter aufkommen würden, die den guten Mann, mit dem sie verlobt war, zutiefst verwirren würden. Aber sobald sie erkannte, dass dieses Los von Gott für sie bestimmt war, fügte sie sich demütig mit diesen vorbildlichen Worten geduldigen Glaubens.“ (Meyer)
  2. Mir geschehe nach deinem Wort! Daraufhin antwortete Maria mit einem Bekenntnis ihres Glaubens. „Mir geschehe nach deinem Wort!“ ist die angemessene Antwort eines jeden Gläubigen auf jedes Versprechen von Gott.
    1. All das erforderte mehr Vertrauen in den Herrn, als wir uns vorstellen können. Maria stimmte zu, schwanger zu werden, was als skandalös galt in einer Kultur, in der es möglich war, für Ehebruch die Todesstrafe zu erhalten. Maria identifizierte sich mit Sündern, damit der Plan Gottes erfüllt würde.
    2. Geistlich betrachtet gibt es Ähnlichkeiten zwischen Gottes Werk in Maria und seinem Werk in jedem Gläubigen.
      1. Jesus lebt geistlich im Gläubigen, so wie er physisch in Maria lebte.
      2. Jesus lebt geistlich in uns durch sein Wort, so wie er es physisch in Maria tat.
      3. Jesus wird für die Welt sichtbar gemacht durch uns, so wie er physisch durch Maria sichtbar gemacht wurde.
    3. „Wahrhaftig sprach unser Herr, als er zu seinen Jüngern sagte: „Diese sind meine Mutter und Schwester und Bruder.“ Wir stehen in einer ebenso engen Beziehung zu Christus wie es die jungfräuliche Mutter tat, und wir nehmen in gewissem Sinne geistlich dieselbe Position ein, die sie in Bezug auf ihn leiblich einnahm.“ (Spurgeon)
  3. Und der Engel schied von ihr: Wir kennen nicht den genauen Moment, in dem Jesus im Mutterleib von Maria empfangen wurde. Vielleicht war es, als Gabriel zu ihr sprach, oder kurz danach. Wann auch immer es war, die Wolke der Herrlichkeit Gottes überschattete Maria (Lukas 1, 35) und Jesus wurde auf wundersame Weise empfangen. Die Geburt Jesu nach dieser Empfängnis ist das, was wir Jungfrauengeburt nennen.
    1. Wenn wir uns mit dem Ereignis auseinandersetzen, das wir Jungfrauengeburt nennen, müssen wir der Analyse von Paulus zustimmen: groß ist das Geheimnis der Gottesfurcht (1. Timotheus 3, 16). Aber bezüglich der Jungfrauengeburt ist die Botschaft der Heiligen Schrift eindeutig. Die Jungfrauengeburt kann nicht in Frage gestellt werden, sondern nur die Autorität der Heiligen Schrift.
    2. Die Jungfrauengeburt ist einzigartig. Viele Mythologien kennen Legenden über einen Gott, der sexuelle Beziehungen zu einer Frau hatte und Nachkommen gezeugt hat, aber die Vorstellung einer Jungfrauengeburt gibt es nur im Christentum.

D. Marias Lied

1. Marias Besuch bei Elisabeth

Lukas 1, 39-41

Lukas 1, 39-41
Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und reiste rasch in das Bergland, in eine Stadt in Juda, und sie kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt

  1. Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und reiste rasch in das Bergland: Maria erfuhr von Gabriel, dass ihre Verwandte Elisabeth schwanger war (Lukas 1, 36). Also machte sie sich auf den ziemlich weiten Weg (ungefähr 130 bis 160 Kilometer) von der Region Galiläa bis in das Bergland von Judäa, um sie zu besuchen.
    1. Maria war sich vermutlich dessen bewusst, dass nicht viele Menschen ihre Erfahrung mit Gabriel und ihre wundersame Empfängnis nachvollziehen konnten. Wenn es jemand verstehen konnte, dann vielleicht Elisabeth.
  2. Da hüpfte das Kind in ihrem Leib: Als Elisabeth Maria sah, hüpfte ihr ungeborenes Kind – Johannes der Täufer -, weil es mit Freude erfüllt war. Obwohl Johannes noch nicht geboren war, hatte er eine geistliche Wahrnehmung und konnte auf den Geist Gottes reagieren.
    1. „Es ist solch eine Geborgenheit in der Gegenwart Christi (sogar schon im Mutterleib), dass sie Johannes zum Springen brachte. Wie also wird es dann erst im Himmel sein?“ (Trapp)

2. Elisabeths Segen für Maria

Lukas 1, 42-45

Lukas 1, 42-45
Und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Und woher wird mir das zuteil, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, sowie der Klang deines Grußes in mein Ohr drang, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und glückselig ist, die geglaubt hat; denn es wird erfüllt werden, was ihr vom Herrn gesagt worden ist!

  1. Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes! Johannes der Täufer war noch nicht geboren und Zacharias war noch immer stumm. Dennoch glaubte Elisabeth dem Wort des Herrn, das zu ihrem Mann Zacharias gesprochen wurde, als er im Tempel war. Im Tempel sagte ihm Gabriel, dass der ihnen versprochene Sohn dem Herrn ein zugerüstetes Volk … bereiten würde (Lukas 1, 17).
    1. Elisabeth glaubte das, und sie glaubte auch, dass das Baby in Marias Bauch der Herr war, für den Elisabeths Sohn den Weg bereiten würde (die Mutter meines Herrn). Diesen Glauben hatte Elisabeth, weil sie mit Heiligem Geist erfüllt war.
  2. Glückselig ist, die geglaubt hat; denn es wird erfüllt werden: Elisabeth erkannte, dass Marias Glaube eine aktive Rolle beim Empfangen von Gottes Versprechen spielte. Gottes Versprechen sollten uns niemals passiv werden lassen; sie sollten uns dazu veranlassen, sie im Glauben zu ergreifen. Elisabeth wollte Marias Glauben ermutigen, deshalb verkündete sie „es wird erfüllt werden, was ihr vom Herrn gesagt worden ist!

3. Marias Lobgesang für den Herrn

Lukas 1, 46-56

Lukas 1, 46-56
Und Maria sprach:
Meine Seele erhebt den Herrn,
und mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter,
dass er angesehen hat die Niedrigkeit seiner Magd; denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle Geschlechter!
Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist sein Name;
und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht über die, welche ihn fürchten.
Er tut Mächtiges mit seinem Arm; er zerstreut, die hochmütig sind in der Gesinnung ihres Herzens.
Er stößt die Mächtigen von ihren Thronen und erhöht die Niedrigen.
Hungrige sättigt er mit Gütern, und Reiche schickt er leer fort.
Er nimmt sich seines Knechtes Israel an, um an [seine] Barmherzigkeit zu gedenken,
wie er es unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinem Samen, auf ewig!
Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate und kehrte wieder in ihr Haus zurück.

  1. Meine Seele erhebt den Herrn: Dieses Lied (oft das Magnificat genannt, nach der lateinischen Übersetzung der ersten paar Worte) ähnelt Hannahs Lied in 1. Samuel 2, 1-10, aber es hat außerdem mindestens 12 weitere Anspielungen auf das Alte Testament. Das zeigt, dass Maria eine Frau war, die Gottes Wort studierte und kannte. Die Heilige Schrift war in ihrem Herzen und kam durch ihr Lied zum Vorschein.
    1. „Es scheint aus dem Text dieses heiligen Liedes herauszuleuchten, dass die selige Jungfrau sich in der Heiligen Schrift gut auskannte, von der sie hier an allerlei Stellen viel Gebrauch macht … Sie hatte ihr Leben durch häufiges Lesen zur Bibliothecam Christi, zur Bibliothek Christi, gemacht, wie ein Pater sagte; und sie scheint von Kindheit an mit dem guten Wort Gottes gefüllt worden zu sein.“ (Trapp)
    2. Maria war reich beschenkt, sie war hoch privilegiert. Sie tat genau das, was solch reich gesegnete Menschen tun sollten: Maria erhob den Herrn. Das befreit von Stolz und Selbstgefälligkeit und ist etwas, das jeder gesegnete Gläubige tun sollte.
  2. Mein Geist freut sich über Gott, meinen Retter: Das bedeutet, dass Maria einen Retter brauchte und dass sie wusste, dass sie einen Retter brauchte.
    1. „Maria antwortete auf das römisch-katholische Dogma der unbefleckten Empfängnis, welches besagt, dass Maria von dem Moment ihrer [eigenen] Empfängnis an durch Gottes Gnade ‚frei von jedem Makel der Erbsünde gehalten wurde.‘ Aber nur Sünder brauchen einen Retter.“ (Liefeld)
    2. „Maria war ein Teil der sündigen Menschheit … aber die Ehre, die ihr verliehen wurde, war von höchster Art und unsere Gedanken über sie, unsere Sprache in Bezug auf sie, sollten nicht die Würde und den Respekt vermissen lassen, die sich in den Worten Gabriels zeigen. Ihr gehörte die Krone und Herrlichkeit aller Mutterschaft, und wir sollten stets ehrfurchtsvoll an sie denken und von ihr sprechen.“ (Morgan)
  3. Denn große Dinge hat der Mächtige an mir getan: Dieses Lied feiert hauptsächlich die Güte, Treue und Macht Gottes. Marias Lied zeigt, wie sinnlos es ist, auf sich selbst zu vertrauen, auf politische Macht zu vertrauen oder auf Reichtum zu vertrauen. Maria setzte ihr Vertrauen auf Gott und es wurde belohnt.
    1. Trapps Meinung zu: große Dinge … an mir getan: „Aus einer so großen Hand können keine kleinen Dinge fallen. Er gibt sich selbst.“
    2. Maria erfreute sich sehr an Gott und jubelte über ihren Gott, obwohl das Kind noch nicht geboren war. „Brüder, es gibt einige unter euch, die nicht einmal über eine Gnade singen können, wenn sie geboren ist, aber hier ist eine Frau, die über eine ungeborene Gnade singt.“ (Spurgeon)
    3. „Maria wurde die Glückseligkeit verliehen, die Mutter des Sohnes Gottes zu sein … Doch genau diese Glückseligkeit sollte ein Schwert werden, das ihr Herz durchbohrt. Es bedeutete, dass sie eines Tages ihren Sohn an einem Kreuz hängen sehen würde.“ (Barclay)

E. Die Geburt von Johannes dem Täufer

1. Die Geburt und Namensgebung von Johannes dem Täufer

Lukas 1, 57-66

Lukas 1, 57-66
Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit, da sie gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr seine Barmherzigkeit an ihr groß gemacht hatte, und sie freuten sich mit ihr. Und es geschah am achten Tag, dass sie kamen, um das Kind zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen seines Vaters Zacharias. Seine Mutter aber erwiderte und sprach: Nein, sondern er soll Johannes heißen! Und sie sagten zu ihr: Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen trägt! Sie winkten aber seinem Vater, wie er ihn genannt haben wolle. Und er forderte ein Täfelchen und schrieb die Worte: Johannes ist sein Name! Und sie verwunderten sich alle. Sofort aber wurde sein Mund geöffnet, und seine Zunge [wurde gelöst], und er redete und lobte Gott. Und es kam Furcht über alle ihre Nachbarn, und im ganzen Bergland von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen. Und alle, die es hörten, nahmen es sich zu Herzen und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kind werden? Und die Hand des Herrn war mit ihm.

  1. Sie gebar einen Sohn: Das Versprechen wurde erfüllt, genauso, wie Gott es gesagt hat. Gott hält seine Versprechen immer.
  2. Sie freuten sich mit ihr: Damit erfüllte sich Gabriels Versprechen, das in Lukas 1, 14 aufgezeichnet ist (viele werden sich über seine Geburt freuen).
    1. William Barclay berichtet über den Brauch der damaligen Zeit: „Wenn der Zeitpunkt der Geburt nahe war, versammelten sich Freunde und lokale Musiker in der Nähe des Hauses. Wenn die Geburt verkündet wurde und es ein Junge war, brachen die Musikanten in Gesang aus und es gab allgemeine Glückwünsche und Jubel. Wenn es ein Mädchen war, gingen die Musikanten geräuschlos und mit Bedauern weg!“
  3. Ihre Nachbarn und Verwandten … nannten es nach dem Namen seines Vaters Zacharias: Sowohl Zacharias als auch Elisabeth aber wussten, dass der Name des Kindes Johannes sein musste, gemäß der Anweisung des Engels (Lukas 1, 13).
  4. Sie winkten aber seinem Vater: Sie behandelten Zacharias so, als ob er taub wäre, nicht stumm. Das muss für Zacharias permanent nervig gewesen sein.
  5. Johannes ist sein Name: Diesmal antwortete Zacharias in völligem Glauben. Es war nicht: „Ich denke, sein Name sollte Johannes sein.“ Für Zacharias war dies die Anerkennung einer Tatsache, kein Vorschlag.
    1. Obwohl Zacharias zuvor versagt hatte, gab Gott ihm eine zweite Chance im Glauben. Das Gleiche gilt für uns heute.
    2. „Dies war eine Rückkehr vom Ort des Unglaubens und eine freie Willensentscheidung auf dem zugewiesenen Weg.“ (Morgan)
  6. Sofort aber wurde sein Mund geöffnet: Genau wie Gabriel gesagt hatte, konnte Zacharias nun wieder sprechen. Er redete und lobte Gott. Es war passend, dass Zacharias’ erste Worte Lobesworte an Gott waren. Die Strafe für seinen Ungehorsam hatte ihn nicht bitter gemacht. Stattdessen brachte sie ihn dazu, Gott bei jeder Gelegenheit noch mehr zu vertrauen.

2. Zacharias’ Prophezeiung

Lukas 1, 67-80

Lukas 1, 67-80
Und sein Vater Zacharias wurde mit Heiligem Geist erfüllt, weissagte und sprach:
Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet,
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
in dem Haus seines Knechtes David,
wie er es verheißen hat durch den Mund seiner heiligen Propheten,
die von alters her waren:
Errettung von unseren Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen;
um Barmherzigkeit zu erweisen an unseren Vätern
und zu gedenken an seinen heiligen Bund,
an den Eid, den er unserem Vater Abraham geschworen hat,
uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde,
ihm dienten ohne Furcht
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle Tage unseres Lebens.
Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden,
denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen,
um seine Wege zu bereiten,
um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben,
[das ihnen zuteil wird] durch die Vergebung ihrer Sünden,
um der herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes willen,
durch die uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe,
um denen zu scheinen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen,
um unsere Füße auf den Weg des Friedens zu richten!
Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist; und er war in der Wüste bis zum Tag seines Auftretens vor Israel.

  1. Zacharias wurde mit Heiligem Geist erfüllt, weissagte und sprach: Die prophetische Stimme des Herrn war 400 Jahre lang still gewesen. Doch nun sprach Gott durch Gabriel (Lukas 1, 13+28), durch Elisabeth (Lukas 1, 41-42), durch Maria (Lukas 1, 46-55) und jetzt durch Zacharias. Als Gott wieder sprach, stand alles im Zusammenhang mit Jesus und seinem Werk.
    1. Zacharias konnte wahrhaftig sagen: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung bereitet.“ Es war, als ob Gott auf eine Art und Weise für Israel anwesend war (hat … besucht), wie man es schon lange nicht mehr erlebt hatte.
    2. Das Lied von Zacharias wurde Benedictus genannt, nach dessen ersten Worten in der lateinischen Übersetzung.
  2. Hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Haus seines Knechtes David: Wir wissen, dass dies wirklich eine vom Heiligen Geist inspirierte Prophezeiung war, denn der erste Fokus seiner Prophezeiung lag auf dem ungeborenen Jesus und nicht auf Zacharias’ neuem Sohn Johannes.
      1. Jesus ist für uns das Horn des Heils (Lukas 1, 69).
      2. Jesus ist derjenige, der uns errettet aus der Hand von unseren Feinden (Lukas 1, 71).
      3. Jesus ist derjenige, der gekommen ist, um Barmherzigkeit zu erweisen an unseren Vätern (Lukas 1, 72).
      4. Jesus ist derjenige, der an seinen heiligen Bund gedenkt (Lukas 1, 72).
      5. Jesus befähigt uns dazu, dass wir ihm dienen können ohne Furcht (Lukas 1, 74).
    1. „Es war ein Lied der Erlösung und trägt in sich eine Wahrheit, die tiefer ist, als der Sänger zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich verstand.“ (Morgan)
    2. Zacharias kannte Jesus zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal, aber er lobte ihn, er liebte ihn und er war leidenschaftlich für Jesus. Wir wissen so viel mehr über Jesus als Zacharias. Wie kann also die Kälte unserer Herzen entschuldigt werden?
    3. Trapps Meinung zu: durch den Mund seiner heiligen Propheten: „Es gab so viele Propheten und doch hatten sie alle einen Mund, so süß ist ihre Harmonie.“
  3. Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden: Nach dem anfänglichen Fokus auf Jesus führte der Heilige Geist Zacharias dann dazu, von seinem neugeborenen Sohn und dessen Platz in Gottes großartigem Plan zu sprechen.
      1. Johannes war ein wahrer Prophet, ein Prophet des Höchsten (Lukas 1, 76).
      2. Johannes hatte die einzigartige Berufung, vor dem Angesicht des Herrn herzugehen, um seine Wege zu bereiten (Lukas 1, 76).
      3. Johannes würde Gottes Volk lehren und ihm Erkenntnis des Heils … geben durch die Vergebung ihrer Sünden (Lukas 1, 77).
      4. Johannes würde für die scheinen, die in Finsternis … sitzen (Lukas 1, 79).
      5. Johannes würde ihre Füße auf den Weg des Friedens … richten (Lukas 1, 79).
  4. Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist: Gottes Versprechen erfüllte sich in Johannes‘ Leben. Johannes war in der Wüste bis zum Tag seines Auftretens, denn das ist der Ort, an dem Gott viele seiner Propheten ausbildet.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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