Lukas 4 – Die Versuchung Jesu und der Beginn seines Wirkens in Galiläa

A. Die Versuchung Jesu Christi

1. Jesus wird vom Geist in die Wüste geführt

Lukas 4, 1-2a

Lukas 4, 1-2a
Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde vom Geist in die Wüste geführt und 40 Tage vom Teufel versucht.

  1. Voll Heiligen Geistes: In Lukas 3, 21-22 lesen wir davon, wie der Heilige Geist bei der Taufe Jesu in ungewöhnlicher Weise auf ihn herabkam. Daraus sollten wir aber nicht schließen, dass er vorher nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt war, sondern nur, dass er jetzt auf außergewöhnliche Weise und öffentlich voll Heiligen Geistes war.
    1. Wir können sagen, dass Jesus den Großteil seines Lebens und seines Dienstes oder sogar die ganze Zeit, als geisterfüllter Mensch gelebt hat, indem er sich nicht auf die Vorzüge seiner göttlichen Natur verließ, sondern sich bereitwillig auf das beschränkte, was durch die Führung Gottes, des Vaters und die Ermächtigung durch Gott, den Heiligen Geist, getan werden konnte.
  2. Wurde vom Geist in die Wüste geführt und 40 Tage vom Teufel versucht: Nachdem er sich in der Taufe mit den Sündern gleichgestellt hatte (Lukas 3, 21-22), stellte er sich auch in der Versuchung mit ihnen gleich. Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis! (Hebräer 4, 15)
    1. Wir denken manchmal, dass die Versuchungen von Jesus nicht echt waren, weil sie nicht genau unseren Versuchungen entsprechen. Es gab nie eine sündige Neigung oder eine sündige Erfahrung bei Jesus, so wie bei uns. Aber in vielerlei Hinsicht waren die Versuchungen Jesu realer und heftiger. Für uns lässt der Druck der Versuchung oft nur dann nach, wenn wir nachgeben – das hat Jesus nie getan. Er musste einem viel größeren Versuchungsdruck standhalten, als du oder ich es jemals tun müssen.
    2. Der Begriff der Versuchung wird in der Bibel mit drei verschiedenen Bedeutungen verwendet.
      1. Satan, der durch unsere eigenen Begierden wirkt, verführt uns zu bösen Handlungen. Es ist eine Anstiftung oder Verführung zum Bösen (1. Korinther 7, 5 und Jakobus 1, 13-14).
      2. Wir können Gott in dem Sinne versuchen, dass wir ihn auf falsche Weise auf die Probe stellen (Apostelgeschichte 5, 9 und 1. Korinther 10, 9).
      3. Gott kann uns prüfen, aber niemals indem er uns zum Bösen anstiftet oder verführt (Hebräer 11, 17).
    3. „Das ist die heiligste aller Geschichten, denn sie kann aus keiner anderen Quelle als aus Jesu Mund stammen. Irgendwann muss er seinen Jüngern von diesem sehr persönlichen Erlebnis seiner Seele erzählt haben.“ (Barclay)
  3. Voll Heiligen Geistes … vom Geist in die Wüste geführt: Vom Geist geleitet wurde Jesus in die Wüste geführt, wo er versucht wurde. Der Heilige Geist führt uns sowohl in Wüstenzeiten, als auch in Zeiten auf grünen Auen.
    1. Es gibt Parallelen zwischen der Art und Weise, wie Jesus geprüft wurde und der, wie Adam geprüft wurde. Doch Adam wurde unter denkbar günstigen Umständen versucht, während Jesus seinen Versuchungen unter widrigen und äußerst schwierigen Umständen begegnete.
  4. Vierzig Tage vom Teufel versucht: Jesus war während der gesamten vierzig Tage versucht worden. Was nun folgt sind die wichtigsten Ereignisse aus dieser Zeit der Versuchung.

2. Die erste Versuchung: Verwandle Stein für den persönlichen Bedarf in Brot

Lukas 4, 2b-4

Lukas 4, 2b-4
Und er aß nichts in jenen Tagen; und zuletzt, als sie zu Ende waren, war er hungrig. Und der Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde! Und Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes«.

  1. Er aß nichts … war er hungrig: Einen Mann, der vierzig Tage gefastet hat, mit Essen zu versuchen, erscheint recht unfair; doch der Vater erlaubte es, weil er wusste, dass Jesus es ertragen konnte. Gott wird nie zulassen, dass wir über unser Widerstandsvermögen hinaus versucht werden (1. Korinther 10, 13).
    1. Es ist ein wichtiger Fakt, dass der Arzt Lukas bemerkte, dass Jesus zuletzt … hungrig war. Nach einem so langen Fasten weist ein erneuter Hunger oft auf ein lebensbedrohliches Bedürfnis nach Nahrung hin. Jesus war dabei zu verhungern.
    2. Jesus war hungrig, aber vom Heiligen Geist erfüllt. Manchmal ist es bei uns genau anders herum, wir haben volle Bäuche, aber einen leeren Geist.
  2. Und der Teufel sprach zu ihm: Die Bibel lehrt eindeutig die Existenz und das Wirken eines bösen Wesens von großer Macht und List, welches sich gegen Gott und Gottes Volk stellt. Dieses Wesen wird manchmal Teufel genannt, manchmal Satan (Lukas 4, 8) und hat viele weitere Namen bzw. Titel.
  3. Wenn du Gottes Sohn bist: Das könnte genauer übersetzt werden mit da du Gottes Sohn bist. Satan hat keinen Zweifel an der Identität Jesu geäußert. Er forderte Jesus vielmehr auf, seine Identität zu beweisen.
    1. Die Versuchung bestand im Grunde darin: „Wenn du doch der Messias bist, warum bist du dann so enthaltsam? Tu dir selbst doch auch mal etwas Gutes.“ Dieselbe Versuchung kann auch uns treffen: „Wenn du doch ein Kind Gottes bist, warum sind die Dinge dann so schwer? Tu dir selbst doch auch mal etwas Gutes.“
  4. Sprich zu diesem Stein, dass er Brot werde: Satan wollte Jesus dazu verführen, die Kraft Gottes für selbstsüchtige Zwecke zu nutzen. Die Versuchung, etwas Unangemessenes zu essen, funktionierte beim ersten sündlosen Menschen gut (1. Mose 3, 6), so dass der Teufel beschloss, es auch beim zweiten sündlosen Menschen zu versuchen.
    1. „Diese Wüste war keine Sandwüste. Sie war mit kleinen Kalksteinbrocken bedeckt, die genau wie Brote aussahen.“ (Barclay)
    2. Daran sehen wir auch, wie Versuchung häufig funktioniert. Das Muster der Versuchung ist oft folgendes:
      1. Satan appellierte an einen legitimen Wunsch von Jesus (den Wunsch zu essen und zu überleben).
      2. Satan schlug vor, dass Jesus sich diesen legitimen Wunsch auf nicht legitime Weise erfüllen sollte.
  5. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes« Jesus konterte den Vorschlag Satans mit der Heiligen Schrift (5. Mose 8, 3). Was Satan sagte, machte Sinn: „Warum sollte man sich zu Tode hungern?“ Aber was geschrieben steht, macht noch mehr Sinn. Jesus erinnerte Satan an die biblische Wahrheit, dass jegliches Wort Gottes wichtiger ist als das Brot, das wir essen.
    1. Jesus benutzte die Schrift, um der Versuchung Satans zu widerstehen. Er benutzte keine raffinierte geistliche Macht, die für uns nicht zugänglich ist. Jesus gewann diesen Kampf als ein vom Geist und vom Wort Gottes erfüllter Mann. Er bediente sich keiner göttlichen Quellen, die uns nicht zur Verfügung stehen.
    2. Wir widerstehen der Versuchung auf dieselbe Weise wie Jesus: Erfüllt vom Heiligen Geist widersprechen wir Satans verführerischen Lügen, indem wir das Licht der Wahrheit Gottes auf sie scheinen lassen. Wenn wir Gottes Wahrheit nicht kennen, sind wir im Kampf gegen die Versuchung schlecht gewappnet.

3. Die zweite Versuchung: Alle Reiche dieser Welt im Austausch für einen Augenblick der Anbetung

Lukas 4, 5-8

Lukas 4, 5-8
Da führte der Teufel ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick. Und der Teufel sprach zu ihm: Dir will ich alle diese Macht und ihre Herrlichkeit geben; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du nun vor mir anbetest, so soll alles dir gehören! Und Jesus antwortete ihm und sprach: Weiche von mir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen«.

  1. Da führte der Teufel ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick: Am besten verstehen wir das als geistige oder spirituelle Vision. Die Erfahrung und die Versuchung waren real, aber es wird wohl keinen Berg geben, der hoch genug ist, um tatsächlich alle Reiche der Welt in einem Augenblick zu sehen.
  2. Alle Reiche der Welt … Dir will ich alle diese Macht und ihre Herrlichkeit geben: Der Teufel wusste, dass Jesus gekommen war, um die Reiche der Welt zu gewinnen. Dies war eine Einladung, die Welt zurückzugewinnen, ohne ans Kreuz zu gehen. Satan würde sie Jesus einfach geben, wenn Jesus ihn dafür anbeten würde.
    1. Denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, wem ich will: Satan behauptete, ihm sei die Autorität über die Königreiche der Erde übergeben worden. Jesus hat diese Aussage nicht in Frage gestellt. Man könnte sagen, dass Adam und alle seine Nachkommen gemeinsam dem Satan übergeben bzw. ausgeliefert wurden, als Gott den Menschen die Herrschaft über die Erde gab und Adam und seine Nachkommen diese an Satan verloren haben (1. Mose 1).
    2. Durch die freie Wahl der Menschen ist Satan seit den Tagen Adams, der Fürst dieser Welt (Johannes 12, 31) und der Fürst, der in der Luft herrscht (Epheser 2, 2).
    3. Da Satan die Herrschaft über die Königreiche dieser Welt besitzt und sie geben kann, wem er will, sollte es uns nicht überraschen, dass die Gottlosen Machtpositionen haben und hohes Ansehen genießen.
  3. Wenn du nun vor mir anbetest, so soll alles dir gehören! Es war der Plan des Vaters für Jesus, dass er zuerst leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen sollte (Lukas 24, 25-26). Satan bot Jesus einen Ausweg aus dem Leiden an.
    1. Eines Tages wird man sagen: Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteilgeworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit! (Offenbarung 11, 15). Satan hat Jesus dies vorzeitig angeboten, nämlich vor den Qualen des Kreuzes.
    2. Wenn Jesus das Angebot angenommen hätte, wäre unsere Erlösung unmöglich gewesen. Er hätte vielleicht eine Art Herrschaftsgewalt erlangt, die ihm von Satan übertragen worden wäre, aber er hätte einzelne Sünder nicht mehr durch sein Opfer erlösen können.
  4. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Weiche von mir, Satan! Satan lockte Jesus mit einer mächtigen Versuchung, und Jesus widerstand dem Einfluss Satans, indem er zuallererst sagte:Weiche von mir, Satan!“. Damit befolgt Jesus die Mahnung, die später in Jakobus 4, 7 zum Ausdruck kommt: Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.
  5. Denn es steht geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen«: Zum zweiten Mal setzte Jesus der Verführung Satans die biblische Wahrheit entgegen, indem er aus 5. Mose 6, 13 zitierte: Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen. Es hätte vielleicht nach einem Vorteil aussehen können, wenn Jesus das Kreuz vermieden hätte, aber Jesus bestätigte sich selbst und erinnerte Satan daran, dass das Gebot, den Herrn, deinen Gott, anzubeten und ihm allein zu dienen, weit über jedem vermeintlichen Vorteil steht, sich Satan zu unterwerfen.
    1. Auch hier widerstand Jesus dem Satan mit demselben Mittel, das jedem Gläubigen zur Verfügung steht: Dem Wort Gottes, angewendet von einem geisterfüllten Gläubigen. Indem Jesus als Mensch diesen Versuchungen widerstand, bewies er, dass Adam nicht hätte sündigen müssen. Jesus war Schlimmerem ausgesetzt als Adam, und Jesus hat nie gesündigt.

4. Die dritte Versuchung: Gott durch Zeichen und Wunder auf die Probe stellen

Lukas 4, 9-13

Lukas 4, 9-13
Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, so stürze dich von hier hinab; denn es steht geschrieben:
»Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben,
dass sie dich behüten
und
sie werden dich auf den Händen tragen,
damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.«
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!« Und nachdem der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeit lang.

  1. Stellte ihn auf die Zinne des Tempels: Satan führte Jesus an eine markante, erhöhte Stelle. Von dieser Mauer, die den Tempelberg umgab, waren es Hunderte von Metern bis zu dem felsigen Talboden darunter. Wenn Jesus der Bitte Satans gefolgt wäre, sich von dort hinabzustürzen, wäre das ein spektakuläres Ereignis gewesen.
    1. Nach Geldenhuys berichtet die alte jüdische Schrift Pesiqta Rabbati (162a) von dem überlieferten Glauben, dass der Messias sich Israel auf dem Dach des Tempels zeigen würde. Wenn Jesus getan hätte, was Satan ihm vorschlug, hätte dies die messianische Erwartung der damaligen Zeit erfüllt.
  2. Stürze dich von hier hinab: Satan konnte Jesus nicht selbst von der Zinne des Tempels hinunterwerfen. Er konnte nicht mehr tun als etwas vorzuschlagen, also musste er Jesus bitten, sich selbst hinunterzustürzen.
  3. Denn es steht geschrieben: „Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben, dass sie dich behüten“: Diesmal hat Satan dazugelernt und zitiert in seiner Versuchung die Schrift (Psalm 91, 11-12). „Tu´s einfach, Jesus. Wenn du das tust, dann verspricht die Bibel, dass die Engel dich retten werden, und es wird eine spektakuläre Selbstdarstellung sein.“
    1. Wenn Satan sagt: „Denn es steht geschrieben“, erinnert uns das daran, dass Satan ein Bibelspezialist ist und weiß, wie man Bibelstellen aus ihrem Kontext reißt. Leider werden viele Menschen jeden akzeptieren, der einen Bibelvers zitiert, als würde er Gottes Wahrheit lehren. Doch die bloße Verwendung von Bibelworten vermittelt nicht notwendigerweise den Willen Gottes.
    2. Einige meinen, dass Satan ein solcher Bibelspezialist ist, weil er Jahrhunderte damit verbracht hat, nach Schlupflöchern zu suchen.
  4. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!« Jesus antwortete auf Satans Missbrauch der Schrift mit dem richtigen Gebrauch der Bibel und zitierte aus 5. Mose 6, 16. Als Jesus Satans Verdrehung der Schrift ablehnte, legte er das Wort richtig aus und setzte es in seinen Kontext.
    1. Jesus verstand dank seiner Kenntnis des ganzen Ratschlusses Gottes (Apostelgeschichte 20, 27), dass Satan diesen Abschnitt aus Psalm 91 verdreht hatte. Jesus weiß, wie man das Wort der Wahrheit richtig auslegt (2. Timotheus 2, 15).
    2. Jesus verstand, dass Satan ihn zu einem Schritt des ‚Glaubens‘ verführen wollte, der jedoch in Wirklichkeit Gott auf gottlose Weise versuchen würde. „Die Versuchung mag darin bestanden haben, ein spektakuläres, aber sinnloses Wunder zu vollbringen, um eine Art von Staunen und Glauben zu erzwingen.“ (Morris)
  5. Und nachdem der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeit lang: Als Satan sah, dass er nichts erreichen konnte, zog er sich eine Weile zurück. Der Teufel wird immer versuchen, zu einem günstigen Zeitpunkt wiederzukommen, sodass wir ihm niemals die Gelegenheit dazu geben sollten.
    1. „Das Böse hatte nichts mehr zu bieten. Die Vollständigkeit der Versuchung war die Vollkommenheit des Sieges.“ (Morgan)
    2. Satan ist nicht dumm; er wird seine begrenzte Kapazität nicht ständig in einen aussichtslosen Kampf investieren. Wenn du willst, dass Satan dich für eine Weile in Ruhe lässt, musst du ihm ständig Widerstand leisten. Viele werden so stark angegriffen, weil sie so wenig Widerstand leisten.
    3. Jesus widerstand diesen Versuchungen, weil er im Wort und im Geist wandelte. Diese beiden sind die Quellen eines christlichen Lebens. Wer sich zu sehr nur auf das Wort konzentriert, und dabei den Geist außen vor lässt, bläht sich in stolzer Weise auf. Wer sich nur auf den Geist fokussiert und dabei nicht das Wort zu Rate zieht, bläht sich in abgehobener Weise auf. Wort und Geist können nur zusammen wahres Wachstum für den Menschen bewirken.

B. Jesus wird in Nazareth abgelehnt

1. Der frühe Dienst in Galiläa

Lukas 4, 14-15

Lukas 4, 14-15
Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes zurück nach Galiläa; und das Gerücht von ihm verbreitete sich durch die ganze umliegende Gegend. Und er lehrte in ihren Synagogen und wurde von allen gepriesen.

  1. Jesus kehrte in der Kraft des Geistes zurück: Jesus kehrte stärker denn je aus seiner Zeit der Bewährung zurück. Obwohl er bereits mit dem Geist erfüllt war (Lukas 4, 1), wandelte er weiterhin in der Kraft des Geistes, nachdem er den Kampf gegen die Versuchung gewonnen hatte.
    1. „Wer durch die Gnade Gottes der Versuchung widersteht und sie überwindet, wird dadurch sogar gestärkt. Es gehört zu den Wundern der Gnade Gottes, dass er gerade die Dinge, die zu unserem völligen Verderben bestimmt sind, in Werkzeuge zu unserem größten Nutzen verwandelt. So wird Satan immer wieder durch sein eigenes Vorgehen hereingelegt und in seiner eigenen List gefangen.“ (Clarke)
  2. Nach Galiläa … die ganze umliegende Gegend: Die Region Galiläa war eine fruchtbare, fortschrittliche und bevölkerungsreiche Region. Nach Angaben des jüdischen Historikers Josephus bevölkerten etwa drei Millionen Menschen Galiläa, ein Gebiet, dessen Fläche etwas größer war als die Hälfte der Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Selbst dann, wenn man eine Übertreibung von Josephus einkalkuliert, deutet das auf ein zur damaligen Zeit stark bevölkertes Gebiet hin.
    1. Josephus – der einst Statthalter von Galiläa war – schrieb, dass es in Galiläa 240 Dörfer und Städte gab (Life 235), alle mit einer Bevölkerung von mindestens 15.000 Menschen.
  3. Er lehrte in ihren Synagogen: Jesu Schwerpunkt im Dienst war das Lehren. Zu diesem frühen Zeitpunkt seines Wirkens hatte er keine organisierte Gegnerschaft (er wurde von allen gepriesen).

2. Jesus kommt in seine eigene Synagoge in Nazareth

Lukas 4, 16-17

Lukas 4, 16-17
Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen. Und es wurde ihm die Buchrolle des Propheten Jesaja gegeben; und als er die Buchrolle aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben steht:

  1. Er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war: Da dies in den frühen Jahren des Wirkens Jesu geschah, war es nicht lange her, dass er noch in Nazareth lebte und arbeitete. Die Menschen in diesem Dorf kannten ihn. Wahrscheinlich hatte er für viele von ihnen als Zimmermann oder Handwerker gearbeitet.
    1. Kurz davor zog Jesus von Nazareth nach Kapernaum, an das Ufer des Sees Genezareth (Matthäus 4, 12-13).
  2. Und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge: Jesus machte es sich zur Gewohnheit, mit den Gläubigen zusammenzukommen, um anzubeten und Gottes Wort zu hören. Wenn es jemand nicht nötig hatte, in die Kirche zu gehen, dann war es Jesus – und doch war es seine Gewohnheit, das zu tun.
  3. Und stand auf, um vorzulesen: Die übliche Gottesdienstordnung in einer Synagoge begann mit einem Eröffnungsgebet und Lobpreis, anschließend kam eine Lesung aus dem Gesetz, dann eine Lesung aus den Propheten und schließlich eine Predigt, eventuell von einem gelehrten Besucher. Bei dieser Gelegenheit war Jesus dieser gelehrte Besucher. Da sich diese Synagoge in Nazareth befand, hatte Jesus sie früher oft besucht. Nun sollte er in der Synagoge seiner Heimatstadt vorlesen und lehren.

3. Jesus liest aus Jesaja 61, 1-2 vor

Lukas 4, 18-19

Lukas 4, 18-19
»Der Geist des Herrn ist auf mir,
weil er mich gesalbt hat,
den Armen frohe Botschaft zu verkünden;
er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind,
Gefangenen Befreiung zu verkünden
und den Blinden, dass sie wieder sehend werden,
Zerschlagene in Freiheit zu setzen,
um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.«

  1. Der Geist des Herrn ist auf mir: Derjenige, der in dieser Passage des Buches Jesaja spricht, ist der Gesalbte; der Messias, der Christus.
    1. Mich gesalbt: Das Wort ‚gesalbt‘ bedeutet eingerieben oder beträufelt; eine Salbe, Creme oder ölige Flüssigkeit wird auftragen. Im Alten Testament wurden Personen oft wirklich mit Öl gesalbt. Zum Beispiel wurden Priester für ihren besonderen Dienst für den HERRN gesalbt (2. Mose 28, 41). Es wurde tatsächlich Öl aufgetragen, als Zeichen des Heiligen Geistes in ihrem Leben und in ihrem Dienst. Das Öl auf dem Kopf war nur die äußerliche Darstellung der realen, geistlichen Auswirkung, die in ihrem Inneren vor sich ging.
  2. Er hat mich gesalbt … zu: In dieser Prophezeiung verkündete der Messias, dass er gekommen sei, um den fünffachen Schaden zu heilen, den die Sünde mit sich bringt. Die Sünde richtet großen Schaden an, also muss es dementsprechend ein großes Erlösungswerk geben.
      1. Den Armen frohe Botschaft zu verkünden: Die Sünde macht arm, der Messias aber bringt den Armen die gute Nachricht.
      2. Zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind: Sünde bricht die Herzen. Der Messias hat eine gute Nachricht für Menschen mit gebrochenem Herzen.
      3. Gefangenen Befreiung zu verkünden: Die Sünde nimmt die Menschen gefangen und versklavt sie. Der Messias kommt, um sie zu befreien.
      4. Blinden, dass sie wieder sehend werden: Die Sünde macht uns blind und der Messias kommt, um diese Blindheit zu heilen, an der wir sowohl in unserem Geist als auch hinsichtlich der Maßstäbe für unser Verhalten und unsere Gesinnung leiden.
      5. Zerschlagene in Freiheit zu setzen: Die Sünde bedrückt ihre Opfer, während der Messias kommt, um den Zerschlagenen … Freiheit zu bringen.
    1. Zum Glück ist Jesus nicht nur gekommen, um Befreiung zu predigen oder Befreiung zu bringen. Jesus ist gekommen, um Befreiung für uns zu sein. „Christus war der große Feind der Gebundenheit. Er liebte die Freiheit und war das Licht der Freiheit.“ (Morrison)
  3. Zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn: Dies scheint den alttestamentlichen Begriff des Jubeljahres aufzugreifen (3. Mose 25, 9-15 ff). Im Jubeljahr wurden Sklaven freigelassen, Schulden erlassen und Neuanfänge ermöglicht.
    1. „Jesus kam, um das angenehme Jahr des Herrn zu predigen, ein Hinweis auf das Jubeljahr. Es ist gut möglich, dass der Grund für die Rückkehr Jesu in seine Heimatstadt das Jubiläumsjahr war.“ (Pate)
    2. Die Stelle, an der Jesus aufhörte, aus Jesaja vorzulesen, hilft uns, das Wesen der Prophetie und ihre zeitliche Einordnung zu erkennen. In der Passage wird im Anschluss beschrieben, was Jesus tun wird bei seinem zweiten Kommen (dem Tag der Rache unseres Gottes, Jesaja 61, 2). Man könnte sagen, da steht ein 2.000 Jahre alter Bindestrich zwischen den beiden Sätzen.

4. Jesus lehrt über Jesaja 61, 1-2

Lukas 4, 20-22

Lukas 4, 20-22
Und er rollte die Buchrolle zusammen und gab sie dem Diener wieder und setzte sich, und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Er aber fing an, ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren! Und alle gaben ihm Zeugnis und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen, und sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs?

  1. Und setzte sich: Als Jesus saß, bereitete er sich darauf vor zu lehren, anstatt zu seinem Platz in der Versammlung zurückzukehren. Alle fragten sich, wie er erklären würde, was er gerade gelesen hatte.
  2. Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren: Mit diesen Worten beantwortete Jesus zwei Fragen.
      1. „Von wem hat Jesaja geschrieben?“ Jesus antwortete: „Jesaja schrieb über mich.“
      2. „Wann wird das geschehen?“ Jesus antwortete: „Jesaja schrieb über das Heute.“
  3. Wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen: Das scheint zu bedeuten, dass Jesus das eben genannte Thema noch weiter ausführte, und zwar mit Worten, die voller Gnade waren. Sie spürten in der Verkündigung die Güte und Gnade Gottes und dass das Wirken des Messias bereits begonnen hatte.
  4. Ist dieser nicht der Sohn Josephs? Die darauffolgende Reaktion von Jesus zeigt, dass es sich nicht um eine vorurteilsfreie Bemerkung handelte. Nach ihrem anfänglichen Erstaunen begannen sie, sich darüber zu ärgern, dass jemand, der ihnen so vertraut war (der Sohn Josephs), mit solcher Souveränität sprechen konnte und behauptete, die Erfüllung solch bedeutungsvoller Prophezeiungen zu sein.

5. Jesus antwortet auf ihre Einwände

Lukas 4, 23-27

Lukas 4, 23-27
Und er sprach zu ihnen: Gewiss werdet ihr mir dieses Sprichwort sagen: Arzt, heile dich selbst! Die großen Taten, von denen wir gehört haben, dass sie in Kapernaum geschahen, tue sie auch hier in deiner Vaterstadt! Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet ist anerkannt in seinem Vaterland. In Wahrheit aber sage ich euch: Es waren viele Witwen in den Tagen Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate lang verschlossen war, da eine große Hungersnot entstand im ganzen Land; und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt, sondern nur zu einer Witwe nach Zarpat bei Zidon. Und viele Aussätzige waren in Israel zur Zeit des Propheten Elisa; aber keiner von ihnen wurde gereinigt, sondern nur Naeman, der Syrer.

  1. Die großen Taten, von denen wir gehört haben, dass sie in Kapernaum geschahen, tue sie auch hier in deiner Vaterstadt: Lukas sagt uns nicht, dass die Leute genau das gesagt haben. Vielleicht taten sie es und Jesus hat ihre Worte wiederholt. Es ist aber genauso gut möglich, dass Jesus ihre Einwände gehört und beantwortet hat. Sie wollten, dass Jesus seine Aussagen durch wundersame Zeichen bestätigt.
    1. Offenbar hatte Jesus bereits Wunder in Kapernaum getan, von denen Lukas nicht berichtet (aber z.B. das Johannesevangelium in Kapitel 1-4). Die Menschen von Nazareth wollten dasselbe sehen und verlangten etwas Übernatürliches, wie eine Vorführung oder ein Zeichen.
    2. „Sie haben sicher argumentiert: ‚Er ist ein Mann aus Nazareth, damit ist er selbstverständlich verpflichtet, Nazareth zu helfen.‘ Sie betrachteten sich gewissermaßen als seine Eigentümer, die nach eigenem Ermessen über seine Kräfte verfügen konnten.“ (Spurgeon)
  2. Kein Prophet ist anerkannt in seinem Vaterland: Jesus verstand, dass es sehr leicht ist, die Macht und das Wirken Gottes bei denen anzuzweifeln, die uns am vertrautesten sind. Es war für die Menschen in Nazareth leichter, an Jesus zu zweifeln oder ihn abzulehnen, weil er ihnen so normal und vertraut erschien.
    1. „Aus dieser Situation im Leben unseres Herrn lerne ich, dass es nicht die Aufgabe des Predigers ist, zu versuchen, seiner Gemeinde zu gefallen. Wenn er sich darum bemüht, wird er dieses Ziel sehr wahrscheinlich nicht erreichen. Aber wenn es ihm doch gelingen sollte, dieses Ziel zu erreichen, welch ein erbärmlicher Erfolg wäre das!“ (Spurgeon)
  3. Zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt, sondern nur zu einer Witwe nach Zarpat bei Zidon … keiner von ihnen wurde gereinigt, sondern nur Naeman, der Syrer: Die Zuhörer Jesu wollten eine Sonderstellung einnehmen, weil er in seiner Heimatstadt war. Jesus wies darauf hin, dass dies für Gott keine Rolle spielt, indem er Gottes Wirken unter den Heiden in den Tagen von Elia und Elisa als Beispiel anführte.
    1. Jesus stellte damit zumindest zwei Dinge klar. Erstens: Die Tatsache, dass sie Jesus nicht annahmen, lag nicht an Jesus, sondern ausschließlich an ihnen selbst. Er kam wahrlich von Gott, aber sie wollten ihn nicht annehmen. Ihre Ablehnung sagte mehr über sie aus, als über Jesus.
    2. Zweitens stellte er klar, dass Gottes übernatürliche Macht auf unerwartete und souveräne Weise wirkt. Gerade solche Menschen, die wir für unwürdig und vielleicht für seltsam halten, empfangen oft seine wunderbare Kraft.
    3. Spurgeon weist darauf hin, dass die Heilung Naemans tatsächlich ein Beispiel für souveräne Gnade und Erwählung war. Man könnte es aber auch umdrehen und sagen: „Jeder fremde, heidnische Aussätzige, der zu Elisa kam und tat, was er sagte, um den Herrn zu suchen, wurde geheilt und erhielt einen Segen.“ Das stimmt genauso und kann ohne Widerspruch neben den ersten Aspekt gestellt werden.
    4. Naeman wurde durch souveräne Gnade geheilt, aber beachte, wie es dazu kam. Zuerst hörte er die Botschaft, dass er geheilt werden könnte. Dann antwortete er auf diese Worte im Glauben, verbunden mit einer Tat (einer Reise nach Israel). Dann gehorchte Naeman dem Wort des Propheten, sich siebenmal im Jordan zu waschen. Er gehorchte in Demut, indem er seinen Stolz dem Wort Gottes unterordnete, das durch den Propheten weitergegeben wurde.

6. Jesus wendet sich von einem mörderischen Mob ab

Lukas 4, 28-30

Lukas 4, 28-30
Da wurden alle in der Synagoge voll Zorn, als sie dies hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, auf dem ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen. Er aber ging mitten durch sie hindurch und zog weiter.

  1. Da wurden alle in der Synagoge voll Zorn, als sie dies hörten. Und sie standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus: Das war eine heftige Reaktion auf eine Predigt. Sie waren wütend darüber, gesagt zu bekommen, dass mit ihnen etwas nicht stimmte, dass ihre Bitte um ein Wunder abgelehnt wurde und dass Jesus andeutete, dass Gott auch die Heiden liebt.
    1. Jesus versuchte nicht, seinen Zuhörern zu gefallen. Ihre Zustimmung war für ihn nicht der Maßstab für seinen Erfolg.
  2. Um ihn hinabzustürzen: Jemanden von einer kleinen Klippe zu stürzen, war oft die erste Handlung im Rahmen einer Steinigung. Sobald das Opfer hinfiel, wurde es mit Steinen beworfen, bis es tot war.
    1. Lukas gab hier im vierten Kapitel den Rahmen für die ganze Lebensgeschichte Jesu vor. Jesus kam ohne Sünde und tat für alle Menschen nur Gutes, doch sie wollten ihn töten.
  3. Ging mitten durch sie hindurch: Sie wollten ein Wunder, und Jesus tat ein unerwartetes direkt vor ihren Augen und entkam auf übernatürliche Weise.
    1. In dieser Situation hätte Jesus rückwärts von der Klippe springen und sich von Engeln retten lassen können – wie es Satan in der dritten Versuchung vorgeschlagen hatte. Stattdessen entschied Jesus sich für ein gewöhnlicheres Wunder, falls es so etwas gibt. „Sein eigener Arm rettete ihn, wie bei einem zweiten Simson. Das hätte seine Gegner überzeugen sollen, aber sie waren wie von Sinnen vor lauter Bosheit.“ (Trapp)

C. Weiterer Dienst in Galiläa

1. Jesus treibt in der Synagoge von Kapernaum einen unreinen Geist aus

Lukas 4, 31-37

Lukas 4, 31-37
Und er kam hinab nach Kapernaum, einer Stadt in Galiläa, und lehrte sie am Sabbat. Und sie waren betroffen über seine Lehre, denn er redete mit Vollmacht. Und in der Synagoge war ein Mensch, der den Geist eines unreinen Dämonen hatte. Und er schrie mit lauter Stimme und sprach: Lass ab! Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, du Nazarener? Bist du gekommen, um uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Und Jesus befahl ihm und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Da warf ihn der Dämon mitten unter sie und fuhr aus von ihm und tat ihm keinen Schaden. Und ein Entsetzen kam über alle, und sie redeten untereinander und sprachen: Was ist das für ein Wort, dass er mit Vollmacht und Kraft den unreinen Geistern gebietet und sie ausfahren? Und sein Ruf verbreitete sich in alle Orte der umliegenden Gegend.

  1. Und lehrte sie am Sabbat. Und sie waren betroffen über seine Lehre, denn er redete mit Vollmacht: Jesus übte seine vorrangige Berufung als Lehrer aus und nutzte dafür gerne die Vorzüge der Synagoge. Wir erfahren nicht, was Jesus lehrte, aber wir erfahren, welche Wirkung die Predigt auf seine Zuhörer hatte. Sie waren betroffen. Sie hatten noch nie jemanden gehört, der auf diese Weise lehrte.
    1. Die Vollmacht Jesu war nicht nur dann offensichtlich, wenn er lehrte, sondern auch in seinem Leben. Das sollte sich nachfolgend bestätigen, in der Begegnung mit dem Mann, der von einem Dämon besessenen war.
  2. Und in der Synagoge war ein Mensch, der den Geist eines unreinen Dämonen hatte: Die Begriffe unreiner Geist, böser Geist und Dämon scheinen alle die gleiche Bedeutung zu haben und beziehen sich auf böse Mächte der Finsternis, welche Feinde Gottes und der Menschen sind. Diese Mächte werden von Satan selbst koordiniert (Epheser 6, 12) und geleitet.
  3. Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, du Nazarener? Es ist geradezu paradox, dass die Dämonen wussten, wer Jesus war, aber das auserwählte Volk – die Menschen aus seiner eigenen Stadt – wusste nicht, wer Jesus war.
    1. Bist du gekommen, um uns zu verderben? Diese Frage „ist Ausdruck der Überzeugung, dass das Kommen des Reiches Gottes den Untergang der dämonischen Herrschaft über die Welt bedeuten würde.“ (Pate)
  4. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes! Der Dämon selbst bezeugte, dass Jesus heilig und rein war und gab damit gleichzeitig zu, dass die Versuchungen in der Wüste Jesus nicht angreifen konnten.
  5. Und Jesus befahl ihm und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Die Art und Weise, wie Jesus in diesem Abschnitt mit dem Dämon umgeht, ist ein klarer Beweis für seine Macht und Autorität über das Reich der Geister. Die Menschen staunten über die Autorität seines Wortes sowohl in der Lehre als auch im geistlichen Leben.
    1. „Dies mag Jesus von dem ‚gewöhnlichen‘ Trara der Exorzisten mit Beschwörungsformeln, Zaubersprüchen und Aberglauben unterschieden haben.“ (Pate)

2. Petrus´ Schwiegermutter wird vom Fieber geheilt

Lukas 4, 38-39

Lukas 4, 38-39
Und er stand auf und ging aus der Synagoge in das Haus des Simon. Simons Schwiegermutter aber war von einem heftigen Fieber befallen, und sie baten ihn für sie. Und er trat zu ihr, neigte sich über sie und befahl dem Fieber, und es verließ sie. Und sogleich stand sie auf und diente ihnen.

  1. Ging aus der Synagoge in das Haus des Simon: Jesus vollbrachte in der Synagoge ein relativ öffentliches Wunder. Jetzt zeigt er seine Macht im privaten Bereich. Jesus wirkt sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit.
  2. Simons Schwiegermutter: Simon wird später Petrus genannt werden als führende Person unter den Jüngern Jesu. Das weist darauf hin, dass Simon Petrus verheiratet war. Klemens von Alexandria, ein frühchristlicher Schriftsteller, schrieb, dass Petrus´ Frau ihm im Dienst half, indem sie sich um die Nöte anderer Frauen kümmerte.
  3. Neigte sich über sie und befahl dem Fieber: In dieser Situation sah Jesus das Fieber selbst als etwas an, das ausgetrieben werden musste. Vielleicht erkannte er, dass hinter dieser scheinbar natürlichen Krankheit eine spirituelle Macht steckte.
    1. Barclay kommentiert den Satz, von einem heftigen Fieber befallen: „Hier ist jedes Wort ein medizinischer Fachbegriff … das medizinische Griechisch für jemanden, der definitiv an einer Krankheit leidet … Lukas wusste genau, wie er diese Krankheit beschreiben musste.“
  4. Und es verließ sie. Und sogleich stand sie auf und diente ihnen: Das war nicht nur die Heilung von einer Krankheit, sondern auch die direkte Verleihung von Kraft. Der abrupte Wechsel von hohem Fieber zum Dienen ist normalerweise nicht möglich.
    1. „Er, der sie vom Fieber heilte, hatte es nicht nötig, dass sie ihm dient. Er, der die Macht hatte, Krankheiten zu heilen, konnte sicherlich ohne menschliche Hilfe bestehen. Wenn Christus sie heilen konnte, muss er allmächtig und göttlich sein, wozu brauchte er dann noch den Dienst einer Frau?“ (Spurgeon)

3. Jesus heilt viele Kranke und von Dämonen Besessene

Lukas 4, 40-41

Lukas 4, 40-41
Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die Kranke hatten mit mancherlei Gebrechen, sie zu ihm, und er legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie. Es fuhren auch Dämonen aus von vielen, indem sie schrien und sprachen: Du bist der Christus, der Sohn Gottes! Und er befahl ihnen und ließ sie nicht reden, weil sie wussten, dass er der Christus war.

  1. Als aber die Sonne unterging: Das war der Beginn eines neuen Tages, der Tag nach dem Sabbat (Lukas 4, 31). Von den Sabbatbeschränkungen für Reisen und Aktivitäten befreit, kommen die Menschen ungehindert zu Jesus, um geheilt zu werden.
  2. Er legte einem jeden von ihnen die Hände auf und heilte sie: Jesus arbeitete sehr hingegeben, um den Bedürfnissen anderer zu dienen und setzte ihre Bedürfnisse vor die seinen.
  3. Ließ sie nicht reden: Jesus hielt die Dämonen davon ab, über ihn zu reden, weil er nicht wollte, dass man sich auf deren Zeugnis verließ.
    1. Da die biblischen Berichte über das Wirken Jesu komprimiert sind und die besonderen und herausragenden Ereignisse betont werden, kann man leicht annehmen, dass Jesus mehr Menschen begegnet ist, die von Dämonen besessenen waren, als es den Tatsachen entspricht. Tatsächlich führt die Heilige Schrift weniger als zehn konkrete Personen auf, die durch Jesu Wirken von dämonischer Besessenheit befreit wurden, sowie zwei allgemeine Begebenheiten, bei denen die Befreiung von Dämonen beschrieben wird. Das scheint für einen Zeitraum von drei Jahren bei einer hohen, frühchristlichen Bevölkerungsdichte nicht ungewöhnlich viel zu sein.

4. Jesus setzt seinen Predigtdienst in Galiläa fort

Lukas 4, 42-44

Lukas 4, 42-44
Als es aber Tag geworden war, ging er hinaus an einen abgelegenen Ort; und die Volksmenge suchte ihn und kam bis zu ihm, und sie wollten ihn zurückhalten, damit er nicht von ihnen wegginge. Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkündigen; denn dazu bin ich gesandt. Und er verkündigte in den Synagogen von Galiläa.

  1. Ging er hinaus an einen abgelegenen Ort: Jesus wusste um den Wert des Alleinseins mit Gott, dem Vater. Er verbrachte die meiste Zeit damit, den Menschen zu dienen, brauchte aber auch solche Zeiten an einem abgelegenen Ort.
    1. Die Kraft für sein großartiges Wirken in seinem Dienst schöpfte Jesus nicht aus der Quelle seiner göttlichen Natur, sondern aus der ständigen Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, und seiner Bevollmächtigung durch Gott, den Heiligen Geist. Die Zeit an einem abgelegenen Ort war dafür unverzichtbar.
  2. Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkündigen: Er lehrte über das Reich Gottes in dem Sinne, dass er die Gegenwart des Königs ankündigte und die falschen Vorstellungen der Menschen über das Reich Gottes korrigierte.
  3. Dazu bin ich gesandt: Jesus sah seinen Hauptauftrag zu diesem Zeitpunkt darin, das Reich Gottes zu verkündigen. Wunder waren ein Teil dieser Arbeit, aber nicht sein hauptsächlicher Fokus.
  4. Und er verkündigte in den Synagogen von Galiläa: Das war der klare Schwerpunkt des Wirkens Jesu vor dem großen Sühnewerk am Kreuz. Er war Lehrer und Prediger, sowohl auf der Straße, als auch in Gotteshäusern. Seine Wunder und Heilungen waren beeindruckend, aber sie waren nie sein Schwerpunkt.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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