Lukas 7 – Die Kranken geheilt, die Toten auferweckt, den Sündern vergeben

A. Der Knecht eines Hauptmanns wird geheilt

1. Das Anliegen des Hauptmanns

Lukas 7, 1-5

Lukas 7, 1-5
Nachdem er aber vor den Ohren des Volkes alle seine Reden beendet hatte, ging er hinein nach Kapernaum. Und ein Knecht eines Hauptmanns, den jener schätzte, lag krank und war am Sterben. Als er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möge kommen und seinen Knecht retten. Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn eindringlich und sprachen: Er ist es wert, dass du ihm dies gewährst; denn er hat unser Volk lieb, und er hat uns die Synagoge erbaut.

  1. Ging er hinein nach Kapernaum: Nach der Feldpredigt (Lukas 6, 20-49) kam Jesus in seine Heimatstadt (Matthäus 4, 13: Und er verließ Nazareth, kam und ließ sich in Kapernaum nieder). Das bedeutet, dass der Ort, an dem er die Feldpredigt hielt, wahrscheinlich nicht weit von Kapernaum entfernt war.
  2. Und ein Knecht eines Hauptmanns, den jener schätzte, lag krank und war am Sterben: Dieser Hauptmann erscheint als frommer, freundlicher, demütiger Mann – und doch war er ein Hauptmann – nicht nur ein Heide, sondern auch ein römischer Soldat und ein Werkzeug der Unterdrückung Israels.
    1. Der Hauptmann hatte eine ungewöhnliche Haltung seinem Sklaven gegenüber. Nach römischem Gesetz hatte ein Hausherr das Recht, seinen Sklaven zu töten, und man erwartete, dass er es tun würde, wenn der Sklave so krank oder verletzt wäre, dass er nicht mehr arbeiten konnte.
  3. Sandte er Älteste der Juden zu ihm mit der Bitte, er möge kommen und seinen Knecht retten: Anscheinend hielt sich der Hauptmann nicht für würdig, Jesus persönlich zu treffen. Vielleicht dachte er, Jesus würde sich nicht mit einem Heiden wie ihm treffen wollen, also schickte er jüdische Älteste als seine Vertreter zu Jesus.
  4. Er ist es wert, dass du ihm dies gewährst: Die jüdischen Oberhäupter taten das für den Hauptmann, weil er ein würdiger Mann war. Im Gegensatz dazu können wir ohne Vermittler direkt zu Jesus kommen, auch wenn wir unwürdig sind; weil er den Gottlosen rechtfertigt (Römer 4, 5).
    1. „Diese Beobachtungen legen nahe, dass der Hauptmann ein Gottesfürchtiger war, ein Heide, der den Gott Israels annahm, sich aber nicht beschneiden ließ.“ (Pate)

2. Der Hauptmann sagt zu Jesus, dass er nicht kommen muss, weil er weiß, dass Jesus nicht vor Ort sein muss, um sein Werk zu tun

Lukas 7, 6-8

Lukas 7, 6-8
Da ging Jesus mit ihnen hin. Und als er schon nicht mehr fern von dem Haus war, schickte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst! Darum hielt ich auch mich selbst nicht für würdig, zu dir zu kommen; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund! Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir; und wenn ich zu diesem sage: Geh hin!, so geht er; und zu einem anderen: Komm her!, so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das!, so tut er’s.

  1. Da ging Jesus mit ihnen hin: Jesus zögerte nicht, in das Haus des Hauptmanns zu gehen, und wir wünschen uns fast, dass der Hauptmann es zugelassen hätte. Hätte Jesus das Haus eines Heiden betreten? Es stand im kompletten Gegensatz zur jüdischen Sitte, aber es war nicht gegen Gottes Gesetz.
    1. Pate zitiert eine rabbinische Schrift, bekannt als m. Obolot 18, 7: „Die Wohnstätten der Heiden sind unrein.“
  2. Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach kommst! Es war dem Hauptmann bewusst, dass es für diesen bekannten Rabbiner ein Problem sein könnte, in sein Haus einzutreten. Also schickte er seinen Freund, um Jesus unterwegs zu treffen, um ihm zu sagen, dass es nicht nötig sei, dass er den ganzen Weg bis zum Haus kommt.
    1. Der Hauptmann war ein bemerkenswerter Mann. Die Ältesten sagten, er sei würdig; er sagte über sich, er sei nicht würdig. Sie lobten ihn dafür, dass er ein Gotteshaus gebaut hatte; er fühlte sich unwürdig, Jesus in sein Haus kommen zu lassen. Sie sagten, er habe es verdient; er selbst aber meinte, es nicht verdient zu haben. Starker Glaube und große Demut sind absolut vereinbar.
    2. „In ihm verschmelzen zwei Charakterzüge, die nicht oft in so anmutiger Harmonie aufeinandertreffen. Er gewann hohes Ansehen bei anderen und doch schätzte er sich selbst als gering ein.“ (Spurgeon)
    3. „Dein Glaube wird deine Demut nicht vernichten, deine Demut wird deinen Glauben nicht umstoßen; sondern die beiden werden Hand in Hand himmelwärts gehen, wie ein tapferer Bruder und eine liebliche Schwester, der eine mutig wie ein Löwe, die andere zahm wie eine Taube, der eine über Jesus jubelnd, die andere über sich selbst beschämt.“ (Spurgeon)
  3. Sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund: Der Hauptmann hatte völlig verstanden, dass die heilende Kraft Jesu kein Zaubertrick war, der die Anwesenheit des Zauberers erforderte. Stattdessen wusste er, dass Jesus wahre Autorität hatte. Er konnte Dinge befehlen, die auch ohne seine unmittelbare Anwesenheit ausgeführt wurden.
    1. Der Hauptmann zeigte großes Vertrauen in das Wort Jesu. Er verstand, dass Jesus durch sein Wort genauso gut heilen konnte, wie durch eine Berührung.
  4. Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Vorgesetzten steht, und habe Kriegsknechte unter mir: Der Hauptmann kannte auch die militärische Befehlskette und wusste, dass man den Befehlen eines Vorgesetzten bedingungslos gehorchte. Er war überzeugt, dass Jesus mindestens so viel Autorität hatte.
    1. „Er glaubt, dass genauso wie seine Untergebenen ihm, einem Mann mit Autorität, gehorchen, genauso sicher wird sich der Befehl Christi erfüllen, auch wenn er nicht beim Kranken vor Ort anwesend ist.“ (Geldenhuys)

3. Jesus heilt den Knecht und wundert sich über den Glauben des Hauptmanns

Lukas 7, 9-10

Lukas 7, 9-10
Als Jesus das hörte, verwunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu der Menge, die ihm nachfolgte: Ich sage euch: Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! Und als die Abgesandten in das Haus zurückkamen, fanden sie den kranken Knecht gesund.

  1. Verwunderte er sich über ihn: Das Verständnis des Hauptmanns, für die geistliche Autorität Jesu, ließ Jesus staunen. Sein schlichtes Vertrauen in die Fähigkeit von Jesus, nur durch sein Wort zu heilen, zeigte einen Glauben, der frei von abergläubischem Vertrauen auf rein äußerliche Dinge war. Dieser große Glaube war lobenswert.
    1. Jesus verwunderte … sich nur bei wenigen Anlässen. Er tat es hier wegen dem Glauben des Hauptmanns. Er tat es aber auch wegen dem Unglauben seines eigenen Volkes (Markus 6, 6). Jesus kann sich entweder über unseren Glauben oder über unseren Unglauben verwundern.
  2. Einen so großen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden! Jesus betrachtete den Glauben dieses heidnischen Hauptmanns – einem lebendigen Symbol der Unterdrückung der Juden – und hielt ihn für größer, als jeden Glauben, den er unter dem Volk Israel gesehen hatte.
    1. Als politische Gruppe gab es kein Israel; es gab nur ein Bundesvolk, das von Abraham, Isaak und Jakob abstammte. Trotzdem nannte Jesus sie immer noch Israel.
  3. Fanden sie den kranken Knecht gesund: Jesus erhörte die selbstlose Bitte des Hauptmanns und bewies gleichzeitig, dass er wirklich die Autorität hatte, die der Hauptmann ihm zutraute.

B. Jesus weckt einen Jungen von den Toten auf

1. Jesus trifft auf einen Leichenzug

Lukas 7, 11-13

Lukas 7, 11-13
Und es begab sich am folgenden Tag, dass er in eine Stadt namens Nain ging, und mit ihm zogen viele seiner Jünger und eine große Volksmenge. Wie er sich aber dem Stadttor näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Und als der Herr sie sah, erbarmte er sich über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!

  1. Mit ihm zogen viele seiner Jünger und eine große Volksmenge: Der Bekanntheitsgrad und die Beliebtheit Jesu nahmen weiter zu. Viele – mehr als nur die Zwölf – waren (in gewisser Weise) Jünger Jesu.
    1. Nain ist „eine Stadt, die heute in der Jesreel-Ebene liegt, 10 Kilometer südwestlich von Nazareth.“ (Pate)
  2. Wurde ein Toter herausgetragen: Jede Beerdigung ist eine Tragödie, aber das war ein besonderer Verlust. Der Verstorbene war der einzige Sohn seiner Mutter und die Mutter selbst war Witwe. Der Verlust ihres einzigen Sohnes bedeutete für die Witwe eine erbärmliche Zukunft.
    1. Viele Leute aus der Stadt begleiteten sie: „Die Prozession bestand wahrscheinlich zum Teil aus angeworbenen Trauernden und Musikern mit Flöten und Zimbeln.“ (Geldenhuys)
  3. Weine nicht: An dieser Stelle wird ausdrücklich von Jesu Mitgefühl erzählt. Er verstand die Situation sofort und hatte Mitleid mit der Witwe, was ihr trotz der tragischen Situation Hoffnung gab.
    1. Als der Herr sie sah: „Lukas verwendet die höchste Form des Wortes Herr, ‘der Herr’ (kyrios), was die Gottheit Jesu betont.“ (Pate)
    2. In einer Predigt zu diesem Abschnitt (Junger Mann, ist das für dich?) erwähnte Spurgeon einige Möglichkeiten, wie dieses Ereignis geistliche Wahrheiten veranschaulicht:
      1. Die geistlich Toten bereiten ihren wohlwollenden Freunden großen Kummer.
      2. Für diesen Kummer gibt es nur einen Helfer, aber er kann wirklich helfen.

2. Jesus weckt den jungen Mann von den Toten auf

Lukas 7, 14-17

Lukas 7, 14-17
Und er trat hinzu und rührte den Sarg an; die Träger aber standen still. Und er sprach: Junger Mann, ich sage dir: Steh auf! Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter. Da wurden sie alle von Furcht ergriffen und priesen Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk heimgesucht! Und diese Rede über ihn verbreitete sich in ganz Judäa und in der ganzen Umgegend.

  1. Er trat hinzu und rührte den Sarg an: Lukas redet hier von einem offenen Sarg. Jesus sah den Jungen an und sprach mit einem Toten, als wäre er lebendig.
  2. Junger Mann, ich sage dir: Steh auf: Jesus sprach zu den Toten, als wären sie lebendig. In Römer 4, 17 heißt es, dass Gott allein zu den Toten spricht, als wären sie lebendig. Gott … der die Toten lebendig macht und dem ruft, was nicht ist, als wäre es da.
  3. Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden: Bei mehr als einer Gelegenheit löste Jesus Leichenzüge auf, indem er den Toten auferweckte. Das gilt auch für die Tochter des Jairus (Lukas 8, 41-56) und für Lazarus (Johannes 11, 1-45). Jesus mochte den Tod nicht, er betrachtete ihn als einen Feind, den es zu besiegen galt.
    1. Dieser junge Mann wurde nicht auferweckt, sondern wiederbelebt; er ist von den Toten auferstanden, nur um wieder zu sterben. Gott verspricht, dass wir zu neuem Leben erweckt und von den Toten auferstehen werden, um nie wieder zu sterben.
    2. „An dieser Stelle kommt mir eine berühmte Anekdote aus dem Leben von D.L. Moody in den Sinn. Moody wurde gebeten, eine Trauerfeier abzuhalten, also beschloss er, die Evangelien zu studieren, um eine von Jesus gehaltene Grabrede zu finden. Moody suchte jedoch vergeblich, denn jede Beerdigung, an der Jesus teilnahm, beendete er, indem er die Toten auferweckte!“ (Pate)

C. Jesus und Johannes der Täufer

1. Johannes sendet Jesus eine Frage

Lukas 7, 18-19

Lukas 7, 18-19
Und die Jünger des Johannes berichteten ihm von dem allem. Und Johannes rief zwei seiner Jünger zu sich, sandte sie zu Jesus und ließ ihn fragen: Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?

  1. Und die Jünger des Johannes: Johannes der Täufer hatte seine eigenen Jünger. Einige der Jünger Jesu begannen als Jünger des Johannes (z.B. Andreas, Johannes 1, 35-40). Es fiel auf, als die Jünger Jesu die Jünger des Johannes zahlenmäßig übertrafen (Johannes 4, 1).
  2. Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Johannes 1, 29-36 und andere Bibelstellen weisen darauf hin, dass Johannes Jesus schon vorher eindeutig als den Messias erkannt hat. Seine Zweifel könnten daher kommen, dass er vielleicht selbst den Dienst des Messias missverstanden hatte. Vielleicht dachte Johannes: Wenn Jesus wirklich der Messias wäre, würde er Werke vollbringen, die mit einer politischen Befreiung Israels verbunden sind – oder zumindest mit der Befreiung des im Gefängnis sitzenden Johannes.
    1. Es ist möglich, dass Johannes eine falsche Unterscheidung zwischen dem, der kommen soll und dem Christus, dem Messias, getroffen hat. Es gibt einige Hinweise darauf, dass einige Juden jener Zeit zwischen einem von Mose verheißenen kommenden Propheten (5. Mose 18, 15) und dem Messias unterschieden. Hier überwiegt der Eindruck von Verwirrung; der lange Gefängnisaufenthalt hatte Johannes verwirrt.
    2. „Johannes war bereits im Gefängnis und die Dinge fingen an, ihm unverständlich zu erscheinen. Er hatte erwartet, dass Christus die Mächte der Finsternis rasch vernichten und die Ungerechten richten würde. Doch stattdessen, lässt er ihn, seinen Wegbereiter, hilflos im Gefängnis zurück.“ (Geldenhuys)

2. Jesu Antwort an die Jünger von Johannes dem Täufer: Sagt Johannes, dass sich die Prophezeiung über den Messias bereits erfüllt

Lukas 7, 20-23

Lukas 7, 20-23
Als nun die Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dich fragen: Bist du es, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? Zu derselben Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde werden sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird das Evangelium verkündigt. Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!

  1. Zu derselben Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht: Das war die wahre Macht des Messias in Aktion, die jedoch auf persönliche, sogar demütige Weise ausgeübt wurde.
    1. Die meisten dieser Wunder erfüllen Verheißungen, die in Jesaja zu finden sind.
      1. Die Blinden sehen (Jesaja 35, 5; 42, 7).
      2. Die Lahmen gehen (Jesaja 35, 6).
      3. Die Tauben hören (Jesaja 35, 5).
      4. Die Toten leben (Jesaja 26, 19).
      5. Die Armen hören die gute Nachricht (Jesaja 61, 1).
  2. Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Jesus wollte sowohl Johannes als auch seinen Jüngern versichern, dass er der Messias ist. Er erinnerte sie aber auch daran, dass sich seine Macht vor allem in demütigen Handlungen des Dienstes, der Erfüllung individueller Bedürfnisse und nicht in spektakulären Darbietungen politischer Befreiung zeigen würde.
    1. Wir könnten Johannes‘ Frage so formulieren: „Jesus, warum tust du nicht mehr?“ Morgan beantwortete diese Frage: „Zu allen, die derart ungeduldig sind, spricht er die gleiche Warnung … Größtenteils besteht der Dienst des Herrn in der Ausdauer beim Tun von scheinbar kleinen Dingen. Die Geschichte der Kirche zeigt, dass diese Lektion eine der am schwierigsten zu lernenden ist.“
  3. Glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir: Jesus wusste, dass sein Dienst den Erwartungen des jüdischen Volkes zuwiderlief, das sich nach politischer Befreiung von der römischen Herrschaft sehnte. Aber es gab einen Segen für diejenigen, die nicht Anstoß an ihm nahmen, weil er als Messias nicht den Erwartungen des Volkes entsprach.
    1. „Die Bezeichnung Anstoß nehmen ist sehr bildhaft. Sie stammt aus dem Bereich der Vogeljagd und bezieht sich auf die Aktion, die den Köderstock niederdrückt und so die Falle auslöst. Es ist eine anschauliche Art, auf die Ursache des Problems hinzuweisen.“ (Morris)
    2. „Es ist bemerkenswert, dass dasselbe Wort für die Reaktion von Johannes dem Täufer und von Israel in Bezug auf Jesus verwendet wird – sie empfanden es als Skandal, skandalisthe; vgl. Lukas 7, 23 mit Römer 11, 9 [vgl. 9, 33]). Israel war empört über Jesus und wir müssen Jesus in Lukas 7, 23 glauben, dass es möglich war, dass seine Zuhörer an seiner unkonventionellen Rolle Anstoß nahmen, einschließlich Johannes dem Täufer.“ (Pate)
    3. „Ein Freund hat diese Worte in eine andere Seligpreisung verwandelt – die Glückseligkeit derer, die nicht Anstoß nehmen.“ (Meyer)

3. Jesus lehrt über Johannes den Täufer

Lukas 7, 24-28

Lukas 7, 24-28
Und als die Boten des Johannes weggegangen waren, fing er an, zu der Volksmenge über Johannes zu reden: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die in herrlicher Kleidung und Üppigkeit leben, sind an den Königshöfen! Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: einen, der mehr ist als ein Prophet! Dieser ist’s, von dem geschrieben steht:
»Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her,
der deinen Weg vor dir bereiten soll«.
Denn ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes den Täufer; doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.

  1. Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Jesus erklärte, dass Johannes ein großer Mann Gottes war, einer, der nicht für sein eigenes Wohlergehen oder die Anerkennung durch andere lebte. Johannes war ein auserwählter Prophet Gottes und keiner, der Menschen gefallen wollte.
  2. Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll: Jesus zitierte die Stelle aus Maleachi 3, 1 über das Kommen von Johannes, denn die Propheten selbst wurden nicht angekündigt, Johannes aber schon, und das war ein Aspekt, in dem er alle früheren Propheten übertraf.
      1. Johannes war standhaft, nicht leicht zu erschüttern wie ein Schilfrohr.
      2. Johannes war nüchtern, denn er lebte ein diszipliniertes Leben und war nicht dem Luxus und den Bequemlichkeiten dieser Welt verfallen.
      3. Johannes war ein Diener, ein Prophet Gottes.
      4. Johannes wurde als besonderer Botschafter des Herrn gesandt.
      5. Johannes war besonders, denn er konnte als der Größte im Alten Bund angesehen werden.
      6. Im Neuen Bund war Johannes selbst dem Geringsten in Gottes Reich unterlegen.
  3. Denn ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, gibt es keinen größeren Propheten als Johannes den Täufer: Dennoch war Johannes größer als alle Propheten, vor allem, weil er das Privileg hatte, vom Messias zu sagen: ‚Er ist hier‘ statt ‚Er kommt‘.
  4. Doch der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er: Obwohl Johannes groß war, wurde er nicht im Neuen Bund wiedergeboren. Das liegt daran, dass er lebte und auch starb bevor das Werk Jesu am Kreuz und im leeren Grab vollendet war. Deshalb kam er nicht in den Genuss der Vorteile des Neuen Bundes (1. Korinther 11, 25; 2. Korinther 3, 6; Hebräer 8, 6-13).
    1. „So wie wir sagen können, dass in der Regel der dunkelste Tag heller ist, als die hellste Nacht; so steht Johannes, obwohl er der erste seiner eigenen Ordnung ist, hinter dem letzten der neuen Ordnung bzw. der Ordnung des Evangeliums. Der Geringste unter dem Evangelium steht auf einer höheren Stufe als der Größte unter dem Gesetz.“ (Spurgeon)
    2. „Für die Diener des Evangeliums ist das kein geringer Trost für die Verachtung, die ihnen von der Welt entgegengebracht wird. Im Himmel sind sie von Bedeutung, was auch immer Menschen ihnen antun.“ (Trapp)

4. Die Reaktion auf die Lehre Jesu

Lukas 7, 29-30

Lukas 7, 29-30
Und das ganze Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich taufen ließen mit der Taufe des Johannes; die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten verwarfen den Ratschluss Gottes, sich selbst zum Schaden, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen.

  1. Und das ganze Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich taufen ließen mit der Taufe des Johannes: Für diejenigen, die in Vorbereitung auf den Messias Buße getan hatten, indem sie die Taufe des Johannes empfingen, war es leicht, Jesu Lehre zu empfangen.
  2. Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten verwarfen den Ratschluss Gottes: Die religiösen Oberhäupter konnten mit der Demonstration von Buße in der Taufe des Johannes nichts anfangen. Ihre Herzen waren Johannes gegenüber hart, und so war es keine Überraschung, dass sie auch Jesus gegenüber hart waren.

5. Jesus ermahnt diejenigen, die sich weder mit seinem Dienst noch mit dem des Johannes zufriedengeben

Lukas 7, 31-35

Lukas 7, 31-35
Und der Herr sprach: Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen? Und wem sind sie gleich? Sie sind Kindern gleich, die am Markt sitzen und einander zurufen und sprechen:
Wir haben euch aufgespielt,
und ihr habt nicht getanzt;
wir haben euch Klagelieder gesungen,
und ihr habt nicht geweint!
Denn Johannes der Täufer ist gekommen, der aß kein Brot und trank keinen Wein; da sagt ihr: Er hat einen Dämon! Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagt ihr: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.

  1. Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen: Jesus dachte über das Wesen der aktuellen Generation seiner Zeit nach und darüber, wie wählerisch und unsicher sie waren, wenn es darum ging, Gottes Botschaft und seine Boten anzunehmen.
  2. Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint: Der Gedanke dahinter war, dass diejenigen, die ein kritisches Herz haben, auch etwas zum Kritisieren finden werden. Viele Menschen wären weder mit Johannes noch mit Jesus zufrieden gewesen.
    1. „Es ist wahrscheinlich, dass unser Herr hier auf irgendein Spiel der jüdischen Kinder anspielt, von dem nichts mehr überliefert ist.“ (Clarke)
    2. Der springende Punkt ist dennoch eindeutig. „Wenn die Botschaft unerwünscht ist, wird nichts, was der Bote sagt oder tut, richtig sein.“ (Maclaren)
  3. Er hat einen Dämon: Die religiösen Oberhäupter betrachteten Johannes‘ enthaltsamen Lebensstil und kamen zu dem Schluss, dass er verrückt und von einem Dämon besessen sein musste.
  4. Ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder: Der Titel Freund der Zöllner und Sünder stand in krassem Gegensatz zum strengen Dienst von Johannes dem Täufer. Kaum jemand würde sagen, dass Johannes der Täufer ein Freund der Zöllner und Sünder war.
    1. „Zuerst ein böser Spitzname, jetzt ein Ehrenname: der Liebhaber der Sünder.“ (Bruce)
    2. Jesus sagte das nicht von sich selbst; er sagte uns, was die religiösen Oberhäupter über ihn sagten – und das war zum größten Teil falsch. Es entsprach nicht der Wahrheit, dass Johannes der Täufer einen Dämon hatte. Es entsprach nicht der Wahrheit, dass Jesus ein Fresser und Weinsäufer war. Es entsprach nicht der Wahrheit – zumindest nicht in dem Sinne, wie sie es meinten – dass Jesus ein Freund der Zöllner und Sünder war. Aber es gab einen anderen Sinn, einen wundervollen Sinn, in dem dieser letzte Vorwurf der Wahrheit entsprach.
      1. Er war kein Freund der Zöllner und Sünder in dem Sinne, dass er wie sie war, oder in dem Sinne, dass er ihnen half, ihre Sünde zu begehen. Das haben die religiösen Oberhäupter mit ihrer Anschuldigung gemeint, doch es war eine falsche Anschuldigung.
      2. Er war ein Freund der Zöllner und Sünder in dem Sinne, dass er sie liebte; er verachtete sie nicht und stieß sie nicht weg. Er wollte ihnen aufrichtig helfen und sie von der Schuld, der Scham, der Macht und der Strafe ihrer Sünde befreien.
  5. Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern: Der Weise Mann jedoch erweist sich als weise durch sein weises Handeln (ihre Kinder). Jesus hatte vor allem die Weisheit im Sinn sowohl Jesus als auch Johannes so zu akzeptieren, wie sie waren und wozu sie berufen waren.
    1. „Wahrscheinlich sind die Kinder der Weisheit hier ein bloßer Hebraismus [ein Ausdruck der auf den hebräischen Urtext zurückgeht] für die Resultate oder Früchte der Weisheit.“ (Clarke)
    2. Die Menschen haben Johannes kritisiert, aber sieh dir an, was er getan hat – er hat Tausende von Menschen zur Umkehr geführt und den Weg für den Messias bereitet. Die Menschen haben Jesus kritisiert, aber sieh dir an, was er getan hat – er hat gelehrt und gearbeitet und geliebt und ist gestorben, wie niemand zuvor.

D. Jesus vergibt einer sündigen Frau

1. Eine sündige Frau salbt die Füße Jesu

Lukas 7, 36-38

Lukas 7, 36-38
Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen. Und er ging in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin; als sie hörte, dass er in dem Haus des Pharisäers zu Gast war, da brachte sie ein Alabasterfläschchen voll Salböl, und sie trat hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen; und sie trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, küsste seine Füße und salbte sie mit der Salbe.

  1. Es bat ihn aber einer der Pharisäer, mit ihm zu essen: Das zeigt, dass die Beziehungen zwischen Jesus und den religiösen Oberhäuptern noch nicht völlig gegensätzlich waren. Es gab einige Pharisäer, die zumindest einen genaueren, ehrlichen Blick auf Jesus werfen wollten.
  2. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin: Manche nehmen an, dass es sich um Maria Magdalena handelte, aber wir haben keinen Beweis dafür. In Johannes 12, 3 salbte Maria von Bethanien ebenso Jesu Füße mit Öl, aber das war eine andere Begebenheit.
    1. „Es sollte dich nicht verwundern, dass es zwei Personen gab, deren intensive Zuneigung sich auf diese Weise zeigte; es sollte dich viel mehr erstaunen, dass es nicht zweihundert waren, die das taten, um die Füße eines verehrten Freundes zu salben … Jesus hat es verdient, geliebt zu werden, daher ist es erstaunlich, dass er nicht häufiger mit diesen großzügigen Zeichen menschlicher Liebe bedacht wurde.“ (Spurgeon)
  3. Die war eine Sünderin: Das sagt mehr aus, als dass sie eine Sünderin war, in dem Sinne wie alle Menschen Sünder sind. Sie war eine besonders berüchtigte Sünderin – die meisten nehmen an, dass sie eine Prostituierte war. Ihre Anwesenheit im Haus des Pharisäers zeugte von Mut und Entschlossenheit.
    1. Trapp nennt sie: „Eine Schlampe, eine Sünderin … ein Luder.“
    2. Für eine Frau mit sündigem Ruf war es mutig in das Haus eines Pharisäers zu kommen, aber sie war bereit, alles zu tun, um ihre Liebe Jesus gegenüber auszudrücken.
  4. Da brachte sie ein Alabasterfläschchen voll Salböl: Sowohl das Behältnis als auch der Inhalt zeigen, dass dies ein teures Geschenk war, das sie zu Jesu Ehre mitbrachte. Da Jesus später verkündete, dass ihre Sünden vergeben sind (Lukas 7, 48-50), ist es möglich, dass Jesus ihr bereits zuvor vergeben hatte und diese Vergebung bald öffentlich verkünden würde.
    1. Morris sagte über das Alabasterfläschchen: „Es hatte keine Henkel und war mit einem langen Hals versehen, der abgebrochen wurde, wenn man den Inhalt benötigte … Wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass dieses Parfüm kostbar war. Jüdische Damen trugen gewöhnlich ein Parfümfläschchen, das an einer Schnur um den Hals hing, und es gehörte so sehr zu ihnen, dass sie es sogar am Sabbat tragen durften.“
    2. „Ihr Dienst an Jesus war persönlich. Sie tat alles selbst und alles für ihn. Ist dir aufgefallen, wie oft das Pronomen in unserem Text vorkommt? [viermal sie, und einmal ihr in Lukas 7, 37-38] … Sie diente Christus selbst. Sie diente weder Petrus, noch Jakobus, noch Johannes, noch den Armen oder Kranken der Stadt, sondern dem Meister selbst; und verlass dich darauf, wenn unsere Liebe aktiv ausgeübt wird, wird unsere Hingabe unmittelbar auf Christus gerichtet sein – wir werden für ihn singen, ihn anbeten, für ihn lehren, für ihn predigen, für ihn leben.“ (Spurgeon)
  5. Und sie trat hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen: Wir können uns vorstellen, dass die Frau, als sie die Füße Jesu mit Öl salbte, von ihren Gefühlen überwältigt war. Mit Tränen, die aus ihren Augen flossen, wusch sie seine Füße, wischte sie mit ihren Haaren ab, und küsste immer wieder seine Füße.
    1. „Die Menschen legten sich bei festlichen Mahlzeiten auf niedrige Liegen und stützten sich auf den linken Arm, wobei der Kopf zum Tisch gerichtet und der Körper von ihm weg gestreckt war. Die Sandalen wurden vor dem Hinlegen ausgezogen.“ (Morris)
    2. Normalerweise wurde dieses Öl auf dem Kopf aufgetragen. „Aller Wahrscheinlichkeit nach beabsichtigte die Frau, den Kopf Jesu mit ihrem Parfüm zu salben. Da Jesus aber, wie die anderen Gäste, mit dem Kopf zum Tisch hin lag, konnte die Frau nur seine Füße erreichen.“ (Pate)
    3. „Ach, wenn wir doch mehr von dieser Liebe hätten! Wenn ich heute Morgen nur ein Gebet beten dürfte, dann sollte es sein, dass die flammende Fackel der Liebe Jesu in jedes unserer Herzen einkehrt und dass all unsere Leidenschaften von der Liebe zu ihm entflammt werden.“ (Spurgeon)
    4. „Ihr Haar offen zu tragen, galt als unanständig … [Sie] küsste leidenschaftlich, immer und immer wieder.“ (Bruce) Wir können uns nur vorstellen, wie peinlich diese Szene war und wie jeder schweigend die Frau und ihre emotionale Darbietung beobachtete. Keiner sagte etwas, bis Jesus in den folgenden Versen das Schweigen brach.

2. Ein Einwand gegen das, was die Frau getan hat

Lukas 7, 39-40

Lukas 7, 39-40
Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah, sprach er bei sich selbst: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er doch, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt, dass sie eine Sünderin ist! Da antwortete Jesus und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er sprach: Meister, sprich!

  1. Als aber der Pharisäer, der ihn eingeladen hatte, das sah: Der Gastgeber wurde nun zum Fragenden, womöglich sogar zu einem feindseligen.
  2. Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüsste er doch, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt, dass sie eine Sünderin ist: Simon der Pharisäer bezweifelte, dass Jesus ein Prophet war, weil er dachte, dass Jesus nicht in das Herz dieser Frau sehen konnte. Jesus wird zeigen, dass er in Menschenherzen lesen kann, indem er Simons Herz offenbart.
  3. Simon, ich habe dir etwas zu sagen: Jesus brach das Schweigen – wahrscheinlich ein schrecklich peinliches Schweigen – indem er ankündigte, dass er etwas zu sagen hat, und zwar persönlich zu Simon.
    1. „Wenn alle Philosophen verstummen und nicht ein Wort der Hilfe oder des Trostes geben können; wenn die Wissenschaft keine Botschaft hat, um das Herz zu beflügeln oder zu trösten; wenn Mitgefühl zögert das Schweigen zu brechen … dann hat der Herr etwas zu sagen.“ (Morrison)

3. Jesus antwortet mit einem Gleichnis

Lukas 7, 41-43

Lukas 7, 41-43
Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war 500 Denare schuldig, der andere 50. Da sie aber nichts hatten, um zu bezahlen, schenkte er es beiden. Sage mir: Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben? Simon aber antwortete und sprach: Ich vermute der, dem er am meisten geschenkt hat. Und er sprach zu ihm: Du hast richtig geurteilt!

  1. Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner: Jesus benutzte ein einfaches Gleichnis, um den Zusammenhang zu veranschaulichen, dass wir umso mehr lieben werden, je mehr uns vergeben wird.
    1. „Christus sagt dem hochmütigen und selbstgefälligen Pharisäer durch dieses Gleichnis, dass auch er ein Sünder war, genauso wie die Frau und dass er als Schuldner vor Gottes Gericht die Gnade in Christus zur Vergebung der Sünden und zur Abwendung des Zorns genauso nötig hatte.“ (Trapp)
    2. „Alle Menschen sind Gott gegenüber schuldig, doch manche sind größere Schuldner als andere.“ (Spurgeon)
  2. Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben? Simon schien mit seiner Antwort zu zögern (Ich vermute). Wahrscheinlich verstand er, dass Jesus ihm mit dieser Geschichte eine Falle gestellt hatte.

4. Jesus wendet das Gleichnis sowohl auf Simon als auch auf die sündige Frau an

Lukas 7, 44-47

Lukas 7, 44-47
Und indem er sich zu der Frau wandte, sprach er zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; sie aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet. Du hast mir keinen Kuss gegeben; sie aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben worden, darum hat sie viel Liebe erwiesen; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

  1. Siehst du diese Frau? Simon der Pharisäer dachte, dass Jesus derjenige sei, der sie nicht sehen könne. Sein Gedanke war: „Jesus, siehst du diese schändliche Frau nicht, die sich dir so innig zuwendet?“ Jesus kehrte diesen Gedanken um und fragte Simon: „Siehst du diese Frau? Simon, siehst du ihre Liebe, ihre Reue, ihre Hingabe? Das ist es, was ich sehe.“
    1. Simon, der Pharisäer, sah die Frau nicht so, wie sie zu diesem Zeitpunkt war (eine demütige Sünderin, die um Vergebung bat und Jesus mit Liebe überschüttete), weil er sie so sah, wie sie früher gewesen war (eine berüchtigte Sünderin).
    2. „Es ist nicht leicht für uns, die Vergangenheit auszublenden und uns von allen Vorurteilen zu befreien, die sich aus unserem Wissen über diese Vergangenheit ergeben. Und doch ist es genau das, was der Herr tut. Und er tut es nicht ungerecht, sondern gerecht. Er weiß um die Macht seiner eigenen Gnade, und dass sie die Vergangenheit vollständig auslöscht und der Seele ihre eigene Schönheit verleiht.“ (Morgan)
  2. Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben: Simon der Pharisäer verweigerte Jesus die üblichen Aufmerksamkeiten eines Gastgebers gegenüber einem Gast – das Waschen der Füße, einen Kuss zur Begrüßung und die Salbung des Kopfes mit Öl. Dennoch kritisierte er die Frau dafür, dass sie Jesus diese Aufmerksamkeiten erwiesen hatte.
    1. Jesus bemerkte das Versäumnis und schätzte die Hingabe. Er lehnte tiefe emotionale Hingabe nicht ab.
  3. Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben worden, darum hat sie viel Liebe erwiesen: Ihr wurde nicht wegen ihrer großen Liebe vergeben, sondern ihre große Liebe war der Beweis dafür, dass ihr vergeben wurde, wahrscheinlich bereits im Privaten bei einer früheren Gelegenheit und jetzt öffentlich.

5. Jesus versichert der Frau, dass Gott ihr vergeben hat

Lukas 7, 48-50

Lukas 7, 48-50
Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben! Da fingen die Tischgenossen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt? Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dich gerettet; geh hin in Frieden!

  1. Dir sind deine Sünden vergeben: Auch wenn Jesus bereits gesagt hatte, dass ihre Sünden vergeben sind (Lukas 7, 47), so hat er es doch auch direkt zu der Frau gesagt. Wir brauchen die heilende Kraft, die in den Worten „Dir sind deine Sünden vergeben“ liegt.
    1. Es kann so schwer für uns sein, wirklich zu glauben, dass uns vergeben ist; oft müssen wir davon überzeugt werden.
  2. Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt? Jesus hatte die Autorität, der Frau zu vergeben, und es war richtig, das zu tun. Sie zeigte Demut, Buße, Vertrauen und Liebe zu Jesus.
    1. „Sogar die Gäste begannen zu erkennen, dass Jesus mehr war als ein Prophet; er war auf göttliche Weise fähig, einer unreinen Frau zu vergeben.“ (Pate)
  3. Dein Glaube hat dich gerettet: Der Schlüssel zu ihrer Vergebung war ihr Glaube – es war ihr Glaube, der sie gerettet hat, denn es war ihr Glaube, der den Worten Jesu geglaubt hat: Dir sind deine Sünden vergeben. Der Glaube befähigte sie, die Gnade anzunehmen, die Gott ihr geschenkt hat.
    1. Gottes Vergebung steht bereit; es gibt kein Zögern und keinen Mangel seinerseits. Unsere Aufgabe ist es, in Demut und liebender Unterordnung zu Jesus zu kommen und die Vergebung, die er anbietet, im Glauben anzunehmen.
  4. Geh hin in Frieden: Die Frau kam in völliger Demut zu Jesus, mit der Haltung, dass sie nicht einmal würdig sei, in seiner Gegenwart zu sein. Das war ein guter Weg für sie, zu Jesus zu kommen, aber er wollte nicht, dass sie dort stehen blieb. Er richtete sie auf, erkannte ihre Liebe an, vergab ihre Sünde und entließ sie in Frieden.
    1. Das Wort ‚geh‘ war wahrscheinlich nicht erfreulich. Es gefiel ihr, zu den Füßen Jesu zu sein. Doch Jesus versüßte das ‚geh‘ durch den Zusatz ‚in Frieden‘. Sie konnte in Frieden gehen, weil sie von Jesus hörte, dass ihr Glaube sie gerettet hatte.
    2. Von den Wundern, die in diesem Kapitel geschehen sind, war dies das größte. Die Heilung von Krankheiten (wie beim Diener des Hauptmanns), oder die Wiederherstellung von Leben (wie beim Sohn der Witwe) sind keine dauerhaften Heilungswerke, weil diese Körper eines Tages wieder sterben werden. Aber Sünden, die vergeben sind, sind für immer vergeben.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

Pin It on Pinterest