Lukas 20 – Fragen und Antworten mit Jesus

„Seine Antworten waren keine scharfen, von Intelligenz strotzenden Erwiderungen, sondern die endgültigen Äußerungen einer Weisheit, die ganz klar zeigte, wie dumm die Fragen waren.“ (Morgan)

A. Die religiösen Führer stellen die Autorität Jesu in Frage

1. Die religiösen und politischen Führer befragten Jesus

Lukas 20, 1-2

Lukas 20, 1-2
Es geschah aber an einem jener Tage, als er das Volk im Tempel lehrte und das Evangelium verkündigte, da traten die obersten Priester und die Schriftgelehrten samt den Ältesten herzu und redeten mit ihm und sprachen: Sage uns, in welcher Vollmacht tust du dies? Und wer hat dir diese Vollmacht gegeben?

  1. Da traten die obersten Priester und die Schriftgelehrten samt den Ältesten herzu
    und redeten mit ihm: Jesus bemühte sich nicht um diese großen Debatten mit den religiösen Anführern. Er wollte das Volk lehren und den Menschen die gute Nachricht Gottes verkünden. Doch die Fragesteller kamen zu ihm und er antwortete ihnen mit großer Weisheit und Kraft.
  2. Sage uns, in welcher Vollmacht tust du dies? Jesus bewies großen Mut, indem er kühn in Jerusalem einmarschierte und die korrupten Händler aus den Tempelhöfen vertrieb. Nun wollten die religiösen Anführer wissen, mit welchem Recht Jesus solche Dinge tat – vor allem, weil er keine traditionelle Rabbinerausbildung hatte.
    1. Das war nicht der Zeitpunkt, zu dem die religiösen Autoritäten anfingen, Jesus zu misstrauen. Doch die von ihm durchgeführte Säuberung des Tempels und die öffentlichen Unterweisungen des Volkes machten Jesus für sie zu einem noch größeren Problem. „Das was Jesus lehrte, seine Predigten und sicherlich auch die von ihm initiierte Tempelreinigung (Lukas 19, 45-46) sahen die Amtsträger als höchst problematisch, wenn nicht sogar als feindlich an.“ (Pate)

2. Jesus beantwortet ihre Frage mit einer weiteren Frage

Lukas 20, 3-8

Lukas 20, 3-8
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Auch ich will euch ein Wort fragen! So sagt mir: War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? Da überlegten sie bei sich selbst und sprachen: Wenn wir sagen: Vom Himmel, so wird er fragen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt? Wenn wir aber sagen: Von Menschen, so wird das ganze Volk uns steinigen; denn es ist überzeugt, dass Johannes ein Prophet war! Und sie antworteten, sie wüssten nicht woher. Da sprach Jesus zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, in welcher Vollmacht ich dies tue.

  1. War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? Indem Jesus ihnen mit dieser Frage antwortete, wich er ihrer Frage nicht aus. Stattdessen benutzte er die Frage, um zu verdeutlichen, wer er ist, und um die Heuchelei der Anführer zu entlarven. Wenn Johannes im Auftrag Gottes unterwegs gewesen war, dann lag er richtig, als er verkündete, dass Jesus der Messias ist – und wenn das der Wahrheit entsprach, dann hatte Jesus alle Vollmacht.
    1. „Da sowohl Johannes als auch Jesus keine Rabbiner waren, würde die Reaktion der religiösen Anführer auf den einen, die Reaktion auf den anderen beeinflussen.“ (Pate)
  2. Und sie antworteten, sie wüssten nicht woher: Diese Antwort zeigte, dass sie nicht aufrichtig nach der Wahrheit suchten. Es ging ihnen mehr darum, siegreich aus der Auseinandersetzung mit Jesus hervorzugehen, als die Wahrheit zu erkennen.
    1. „Wenn ihr die Autorität selbst dann nicht erkennt, wenn ihr sie seht, so sagte er sinngemäß, wird euch kein noch so gutes Argument davon überzeugen.“ (Geldenhuys)
  3. So sage ich euch auch nicht, in welcher Vollmacht ich dies tue: Als sich zeigte, dass sie eigentlich gar nicht nach der Wahrheit suchten, weigerte Jesus sich, ihre Frage zu beantworten. Jesus kümmerte sich intensiv und mit großem Mitgefühl um diejenigen, die aufrichtig suchten, aber nicht um zynische Kritiker und Menschen, denen es nur darum geht, andere zu manipulieren.
    1. Wenn wir Antworten von Jesus haben wollen, dann müssen wir richtig mit der Wahrheit umgehen, die bereits offenbart ist. Diese Männer wussten, dass Johannes gesagt hatte, Jesus sei der Messias, und waren nicht bereit, das zu akzeptieren.

B. Das Gleichnis von den Weingärtnern

1. Ein Gleichnis über einen Grundbesitzer und seine Weingärtner

Lukas 20, 9-16a

Lukas 20, 9-16a
Er fing aber an, dem Volk dieses Gleichnis zu sagen: Ein gewisser Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an Weingärtner und hielt sich längere Zeit außer Landes auf. Und als es Zeit war, sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, damit sie ihm [seinen Anteil] von der Frucht des Weinbergs gäben. Die Weingärtner aber schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. Und er fuhr fort und sandte einen anderen Knecht. Sie aber schlugen auch diesen und beschimpften ihn und jagten ihn mit leeren Händen davon. Und er fuhr fort und sandte einen dritten; aber auch diesen verwundeten sie und warfen ihn hinaus. Da sprach der Herr des Weinbergs: Was soll ich tun? Ich will meinen Sohn senden, den geliebten; wenn sie den sehen, werden sie sich vielleicht scheuen! Als aber die Weingärtner diesen sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten, damit das Erbgut uns gehört! Und sie stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs mit ihnen tun? Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und den Weinberg anderen geben!

  1. Ein gewisser Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an Weingärtner: Diese Art der Verpachtung war zu Jesu Zeiten, besonders in Galiläa üblich. Archäologen haben Aufzeichnungen über die gleiche Art von Streit zwischen Landbesitzern und Weingärtnern entdeckt.
  2. Pflanzte einen Weinberg: Dieses Gleichnis hatte nicht nur einen kulturellen Bezug; es stellte auch eine Verbindung zum Alten Testament her. Die ersten Menschen, die Jesus zuhörten, erinnerten sich daran, dass der Weinberg im Alten Testament als Bild für Israel verwendet wurde (Jesaja 5, 1-7). In diesem Gleichnis standen die Pächter (die Weingärtner) für die religiösen Anführer des jüdischen Volkes.
  3. Verpachtete ihn an Weingärtner: Die Weingärtner haben den Weinberg nicht gekauft, und sie haben ihn nicht gepflanzt. Sie durften den Weinberg eines großzügigen Besitzers bearbeiten – doch sie wandten sich gegen den Besitzer und eines Tages würden sie sich für ihre Rebellion verantworten müssen.
    1. Aus diesem Gleichnis lernen wir, dass Gott als der, dem alles gehört, den Rebellierenden gegenüber geduldiger ist, als wir es je sein würden, und dass es einen Tag des Jüngsten Gerichts geben wird.
  4. Was soll ich tun? Ich will meinen Sohn senden, den geliebten: Der Besitzer des Weinbergs hat mehrfach versucht, vom Weinberg und von seinen Arbeitern das zu erhalten, was von Rechts wegen seins war. Sie wiesen alle drei Diener ab, die er schickte, um das zu erhalten, was ihm zusteht, und so schickte er schließlich seinen geliebten Sohn und dachte: „Wenn sie den sehen, werden sie sich vielleicht scheuen!“
  5. Das ist der Erbe! Kommt, lasst uns ihn töten, damit das Erbgut uns gehört: Die Pächter des Weinbergs dachten törichterweise, sie könnten davon profitieren, den Sohn, der den Weinberg geerbt hat oder erben würde zu töten. Mit dieser törichten Annahme lagen sie komplett daneben.
    1. „Jeremias vermutet, dass die Bauern aus der Ankunft des Sohnes geschlossen haben könnten, dass der Besitzer gestorben sei. Wenn sie also den einzigen Erben töteten, würde der Weinberg an sie, als Erstantragsteller übergehen.“ (Pate)
    2. „In einer Zeit, in der die Eigentumsverhältnisse manchmal unsicher waren, ging man davon aus, dass derjenige, der ein Grundstück drei Jahre lang genutzt hatte, Eigentümer des Grundstücks war, sofern kein anderer Anspruch bestand.“ (Morris)
    3. Aus diesem Gleichnis können wir schließen, dass Jesus wusste, dass er der Sohn war – der Sohn Gottes – und dass er wusste, dass er bald getötet werden würde.

2. Jesus wendet das Gleichnis an

Lukas 20, 16b-19

Lukas 20, 16b-19
Als sie das hörten, sprachen sie: Das sei ferne! Er aber blickte sie an und sprach: Was bedeutet denn das, was geschrieben steht:
»Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
der ist zum Eckstein geworden?«
Jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen! Da suchten die obersten Priester und die Schriftgelehrten Hand an ihn zu legen in derselben Stunde; aber sie fürchteten das Volk; denn sie erkannten, dass er dieses Gleichnis im Blick auf sie gesagt hatte.

  1. Das sei ferne: Die religiösen Anführer verstanden das Gleichnis sofort und beanstandeten, dass Jesus sie mit den rebellischen und törichten Pächtern verglich (sie erkannten, dass er dieses Gleichnis im Blick auf sie gesagt hatte). In ihrer Blindheit dachten sie: „Das kann nie und nimmer auf uns zutreffen.“
  2. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden: Jesus bezog sich in dem was er sagte auf Psalm 118. Dieser Psalm beschreibt die Ankunft des Messias in Jerusalem, und Jesus war dort bei seinem triumphalen Einzug Israel offiziell vorgestellt worden. Die Feindseligkeit der jüdischen Anführer zeigte, dass dieser messianische Stein … verworfen wurde, auch wenn er zunächst mit Hosiannas begrüßt wurde.
    1. „Der Bezug, den Jesus zum verworfenen Sohn und dem verworfenen Stein herstellt, scheint darauf hinzudeuten, dass er die Frage beantwortet in wessen Autorität er handle.“ (Pate)
  3. Stein … Eckstein: Jesus wird in der Bibel oft mit einem Stein oder einem Felsen verglichen. Er ist der geistliche Fels, der Israel in der Wüste folgte, und aus dem sie tranken (1. Korinther 10, 4). Er ist der Stein des Anstoßes (1. Petrus 2, 8). Er ist der Stein, der geschliffen wurde ohne Zutun von Menschenhänden, und der die Reiche dieser Welt zermalmt (Daniel 2, 45).
    1. Der Begriff Eckstein, „bezeichnete in der Antike den Stein, der an der Ecke des Gebäudes verwendet wurde, um das Gewicht oder die durch die beiden Mauern hervorgerufene Spannung zu tragen. Er hätte in einem Bogen oder einer anderen architektonischen Form in etwa wie ein ‘Schlussstein’ oder ‘Deckstein’ funktioniert. Es war der Stein, der für den gesamten Aufbau notwendig oder entscheidend war.“ (Fitzmyer, zitiert von Pate)
  4. Jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen: Wer zu Jesus kommt, dessen Stolz und Eigensinn wird zerschmettert werden; wer sich aber weigert zu ihm zu kommen, wird im Gericht von Christus zermalmt werden.

C. Gott und Kaiser

1. Die Pharisäer versuchen, Jesus in eine Falle zu locken

Lukas 20, 20-22

Lukas 20, 20-22
Und sie lauerten ihm auf und sandten Aufpasser ab, die sich stellen sollten, als wären sie redlich, um ihn bei einem Wort zu fassen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters ausliefern könnten. Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, dass du richtig redest und lehrst und nicht die Person ansiehst, sondern den Weg Gottes der Wahrheit gemäß lehrst. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser die Steuer zu geben, oder nicht?

  1. Um ihn bei einem Wort zu fassen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters ausliefern könnten: Die öffentliche Meinung hatte sie davon abgehalten, Jesus aufzuhalten. Nun versuchten die Feinde Christi, eben diese öffentliche Meinung gegen ihn zu wenden, indem sie den Anschein erweckten, Jesus stehe auf der Seite der römischen Regierung.
    1. Aufpasser: Das hier benutzte Wort bedeutet ursprünglich Folgendes: „Sich niederlassen, um aufzulauern. Einer, der sich an einem geheimen Ort versteckt, um zu spionieren, zuzuhören, zu fangen oder zu verletzen … die im Text erwähnten Personen waren zweifellos Menschen mit niederen Beweggründen und wurden von den böswilligen Pharisäern angeheuert, um das zu tun, was sie selbst vergeblich versucht hatten.“ (Clarke)
  2. Meister, wir wissen, dass du richtig redest und lehrst und nicht die Person ansiehst, sondern den Weg Gottes der Wahrheit gemäß lehrst: Das war ein offensichtlicher und ungeschickter Versuch, Jesus mit Schmeicheleien zu beeinflussen. Sie hofften, Jesus sei unsicher oder dumm genug, um sich von ihrem hohlen Lob beeindrucken zu lassen.
    1. „Hier ist ein sauberer Handschuh, der über eine schmutzige Hand gezogen wurde.“ (Trapp)
  3. Ist es uns erlaubt, dem Kaiser die Steuer zu geben, oder nicht? Die Zwickmühle, in die Jesus bei dieser Frage geriet, war offensichtlich. Wenn er sagte, dass die Steuer gezahlt werden sollte, könnte man ihn beschuldigen, Gottes Herrschaft über Israel zu leugnen (und sich damit beim jüdischen Volk unbeliebt zu machen). Wenn er sagte, dass die Steuern nicht gezahlt werden sollten, machte er sich selbst zum Feind Roms.
    1. Rom hatte über eine lange Zeit hinweg von den Juden aus Palästina Steuern verlangt, und spätestens seit dem Jahr 6 n. Chr. waren sie gezwungen, diese Steuern direkt in die kaiserliche Schatzkammer einzuzahlen. Einige jüdische Patrioten (wie die Zeloten) weigerten sich, da sie die römische Herrschaft nicht als rechtmäßig anerkennen wollten. Die meisten anderen zahlten sie nur widerwillig.

2. Jesus beantwortet ihre Frage

Lukas 20, 23-26

Lukas 20, 23-26
Da er aber ihre Arglist erkannte, sprach er zu ihnen: Was versucht ihr mich? Zeigt mir einen Denar! Wessen Bild und Aufschrift trägt er? Sie aber antworteten und sprachen: Des Kaisers. Er aber sagte ihnen: So gebt doch dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie konnten ihn nicht bei diesem Wort fassen vor dem Volk; und sie verwunderten sich über seine Antwort und schwiegen.

  1. Was versucht ihr mich? Wenn eine gewisse Verzweiflung in der Stimme Jesu lag, als er das sagte, so geschah das nicht nur um seiner selbst willen. Es ist leicht vorstellbar, dass Jesus dachte: „Warum versucht ihr mich immer wieder, wenn ihr doch immer wieder verliert? Wie lange wollt ihr noch vergeblich versuchen, mich zu besiegen?“
  2. Wessen Bild und Aufschrift trägt er? Im Wesentlichen sagte Jesus: „Wenn ihr seine Münzen gebraucht, dann erkennt ihr die zivilrechtliche Autorität des Kaisers an, deshalb seid ihr verpflichtet, ihm die Steuern zu zahlen, die er verlangt.“
    1. „Die Denare trugen das Haupt des Tiberius und die Inschrift TI. CAESAR DIVI AVG. F. AVGVSTVS (Kaiser Tiberius, Sohn des göttlichen Augustus, Augustus). Das Bild und die Inschriften antiker Münzen wären als Eigentumssiegel verstanden worden; die Münzen gehörten dem Kaiser.“ (Pate)
    2. Aus dem, was auf den Münzen eingraviert ist, die in den Vereinigten Staaten ausgegeben worden sind, kann man eine geistliche Lehre ziehen, denn jeder Satz hat einen direkten Bezug zum christlichen Leben.
      1. Wir vertrauen auf Gott.
      2. Freiheit
      3. E Pluribus Unum (aus vielen eines)
  3. So gebt doch dem Kaiser, was des Kaisers ist: Jesus bekräftigte, dass die Forderungen, die die Regierung an uns stellt, rechtmäßig sind. Wir sind Gott gegenüber in allen Dingen verantwortlich, aber wir müssen der Regierung gegenüber in Bezug auf zivilrechtliche und nationale Angelegenheiten gehorsam sein.
    1. Petrus hat es folgendermaßen ausgedrückt: Fürchtet Gott. Ehrt den König. (1. Petrus 2, 17) „Jesus sagt, dass wir gleichzeitig Bürger des Himmels und der Erde sind.“ (Morris)
    2. „Jeder Christ hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Er ist Bürger des Landes, in dem er zufällig lebt. Ihm verdankt er viele Dinge. Er verdankt ihm den Schutz vor Gesetzlosen, den ihm nur eine stabile Regierung bieten kann; er verdankt ihm alle staatlichen Dienstleistungen.“ (Barclay)
    3. „In seinem Kommentar zu Matthäus 22 stellt R.T. France fest: ‚Geben‘ (rendern) bedeutet im Allgemeinen ‚zurückgeben‘ (während das Verb, das in Vers 17 verwendet wurde, einfach ‚geben‘ heißt). Es ist das Verb für die Bezahlung einer Rechnung oder die Begleichung einer Schuld; sie schulden es ihm.“
  4. Und Gott, was Gottes ist: Jedem Menschen ist das Bild Gottes aufgeprägt worden. Das bedeutet, dass wir Gott gehören, und nicht dem Kaiser, oder gar uns selbst.
    1. „Diese Prägung legt die Grenzen fest, regelt die Rechte und unterscheidet die Gerichtsbarkeit der beiden Reiche, des Himmels und der Erde. Das Bild eines Fürsten, das auf einer Münze eingeprägt ist, macht deutlich, dass alle weltlichen Dinge der Regierung gehören. Das Bild Gottes, das auf der Seele eines Menschen eingeprägt ist, verdeutlicht, dass all seine Fähigkeiten und Kräfte dem Allerhöchsten gehören und in seinem Dienst eingesetzt werden sollten.“ (Clarke)
    2. Hätten die Juden Gott gegeben, was ihm zusteht, hätten sie dem Kaiser nie etwas geben müssen. Wenn sie ihrem Bund mit Gott treu geblieben wären, hätten sie in der Zeit des Neuen Testaments nie die Unterdrückung der Besetzung durch das Römische Reich ertragen müssen.
  5. Sie konnten ihn nicht bei diesem Wort fassen: Jesus beantwortete ihre Frage weise und angemessen. Trotzdem nahmen sie diese perfekte Antwort und verdrehten sie in Lukas 23, 2 zu einer Anklage, in der sie Jesus beschuldigten, er habe verboten, dem Kaiser die Steuern zu zahlen – obwohl er genau das Gegenteil gesagt hatte.

D. Eine Frage zum Thema Auferstehung

1. Die Sadduzäer stellen Jesus eine lächerliche Frage

Lukas 20, 27-33

Lukas 20, 27-33
Da traten aber etliche der Sadduzäer herzu, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt, und sie fragten ihn und sprachen: Meister, Mose hat uns vorgeschrieben: Wenn jemandes Bruder eine Frau hat und kinderlos stirbt, so soll dessen Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken. Nun waren da sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos. Da nahm der zweite die Frau und starb auch kinderlos. Und der dritte nahm sie, ebenso alle sieben, und sie hinterließen keine Kinder bei ihrem Tod. Zuletzt aber, nach allen, starb auch die Frau. Wessen Frau wird sie nun in der Auferstehung sein? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.

  1. Da traten aber etliche der Sadduzäer herzu, die bestreiten, dass es eine Auferstehung gibt: Die Sadduzäer waren die alte Version der modernen liberalen Theologen. Sie waren gegen alles Übernatürliche, sahen nur die ersten fünf Bücher Mose als authentisch an – und missachteten, was in diesen Büchern geschrieben stand, wenn ihnen gerade danach war. Sie glaubten nicht an die Unsterblichkeit, an Geister oder Engel.
    1. „Der Name Sadduzäer kam von dem Namen der Priesterfamilie Zadok (wie in Hesekiel 44, 15); es war so als würde man ‚Zadokiter‘ sagen. Es war die priesterliche Fraktion oder Partei.“ (Pate)
    2. „Sie waren die konservative, aristokratische, hochpriesterliche Partei, weltlich gesinnt und sehr offen dafür, mit den Römern zusammenzuarbeiten, was es ihnen natürlich ermöglichte, ihre privilegierte Stellung beizubehalten.“ (Morris)
  2. Nun waren da sieben Brüder: Die Sadduzäer stellten Jesus eine hypothetische und zugleich lächerliche Frage. Sie hofften damit zeigen zu können, dass die Vorstellung von der Auferstehung unsinnig war. Wenn ein verheirateter Mann kinderlos starb, war es nach dem, was in 5. Mose 25, 5-10 steht, die Aufgabe seines Bruders, die Witwe des verstorbenen Mannes zu schwängern und das Kind dann als dessen Nachkommen zu betrachten. Die Sadduzäer dachten sich in diesem Zusammenhang komplizierte Umstände aus, und warfen die Frage auf: „Wessen Frau wird sie nun in der Auferstehung sein?“
    1. Diese Praxis, bei der ein Schwager die Witwe seines Bruders heiratet, ist als Leviratsehe bekannt. Der Begriff stammt vom lateinischen ‚levir‘ und bedeutet ‚Schwager‘. Das ist der Grundgedanke, um den es bei dieser Frage geht.
    2. „Wahrscheinlich war dies eine der Standardgeschichten, die sie zu erzählen pflegten, um sich über die Auferstehung lustig zu machen.“ (Spurgeon)

2. Jesus korrigiert ihr falsches Verständnis vom Leben nach der Auferstehung, indem er darauf hinweist, dass es sich um ein ganz anderes Leben handelt

Lukas 20, 34-36

Lukas 20, 34-36
Und Jesus antwortete ihnen und sprach: Die Kinder dieser Weltzeit heiraten und lassen sich heiraten; diejenigen aber, die gewürdigt werden, jene Weltzeit zu erlangen und die Auferstehung aus den Toten, die werden weder heiraten noch sich heiraten lassen, denn sie können nicht mehr sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind.

  1. Weder heiraten noch sich heiraten lassen: Zuerst erinnerte Jesus sie daran, dass das Leben nach der Auferstehung ganz anders ist als dieses Leben. Diese Welt setzt mit ihren Regeln sich nicht einfach im Himmel fort, sondern es ist ein Leben, in dem ganz andere Gesetze gelten.
    1. Dieser Abschnitt hat viele dazu veranlasst, sich zu fragen, ob es im Himmel Ehebeziehungen geben wird, oder ob diejenigen, die auf Erden Mann und Frau sind, im Himmel keine besondere Beziehung mehr haben werden. Wir haben nicht genug Informationen über das Leben in der jenseitigen Welt, um diese Frage genau beantworten zu können, aber wir können einige Prinzipien daraus ableiten.
      1. Im Leben in der jenseitigen Welt wird man auch noch familiäre Beziehungen kennen. Der reiche Mann, den Jesus im Jenseits beschrieben hat, war sich seiner familiären Beziehungen bewusst (Lukas 16, 27-28).
      2. Die Herrlichkeit des Himmels wird eine Beziehung und Verbindung mit Gott sein, die alles andere übertrifft, einschließlich der gegenwärtigen familiären Beziehungen (Offenbarung 21, 22-23).
    2. Wenn es den Anschein hat, dass in dem Leben nach der Auferstehung, von dem Jesus hier sprach, einige der Freuden des Lebens, die wir auf Erden kennen, fehlen würden, dann nur deshalb, weil die Freuden und Glücksmomente des Himmels weit über das hinausgehen, was wir auf der Erde kennen. Wir können uns nicht ganz sicher sein, wie das Leben darüber hinaus in der Herrlichkeit sein wird, aber wir können mit Gewissheit sagen, dass niemand von dem enttäuscht sein wird, was ihn dort erwartet (Offenbarung 22, 1-5).
    3. Das ist nicht nur eine theoretische Frage. Im Himmel wird es viele geben, die aus den unterschiedlichsten Gründen mehr als einen Ehepartner hatten. Jesus sagt uns hier, dass es im Himmel keinen Platz für Eifersucht und Ausgrenzung geben wird.
    4. Dieses biblische Verständnis des Himmels unterscheidet sich drastisch von den eher sinnlichen Wunschträumen vom Himmel, wie man sie in der islamischen und mormonischen Theologie findet. „Mohammed erklärte, er habe von Gott die besondere Erlaubnis erhalten, sich jede Frau zu nehmen, die er wolle, und sie zu entlassen, wann er wolle; so versprach er allen seinen Anhängern und Verehrern bei der Auferstehung die gleichen fleischlichen Genüsse.“ (Trapp)
  2. Sie können nicht mehr sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind: Zweitens erinnerte Jesus uns daran, dass das Leben im Himmel ewig ist und einige Merkmale der Daseinsform aufweist, die die Engel schon jetzt erleben. Da man sie (die Auferstandenen) Söhne Gottes und Söhne der Auferstehung nennt, werden sie noch mächtiger sein als die Engel. Das sind Titel, die den himmlischen Wesen im Neuen Testament nicht gegeben werden.
    1. Wenn es im kommenden Leben keinen Tod gibt, besteht auch keine Notwendigkeit zur Fortpflanzung.
    2. Der offensichtlichste Punkt darf nicht vernachlässigt werden: Jesus sagte den Sadduzäern, dass Engel real seien. „Tatsächlich versetzte die Tatsache, dass Jesus von Engeln sprach, den Sadduzäern einen doppelten Stich, da sie ihre Existenz leugneten.“ (Carson)

3. Jesus beweist anhand der Heiligen Schrift, dass die Auferstehung real ist

Lukas 20, 37-40

Lukas 20, 37-40
Dass aber die Toten auferstehen, hat auch Mose angedeutet bei [der Stelle von] dem Dornbusch, wo er den Herrn den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt. Er ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle. Da antworteten etliche der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast gut geantwortet! Und sie getrauten sich nicht mehr, ihn etwas zu fragen.

  1. Den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs: Jesus beweist die Realität der Auferstehung nur anhand der Torah; den fünf Büchern Mose, denn das sind die einzigen Bücher die von den Sadduzäern als verbindlich angesehen wurden. Wenn Abraham, Isaak und Jakob nach der Auferstehung nicht weiterleben würden, dann könnte Gott nicht sagen, dass er der Gott Abrahams ist, sondern würde stattdessen sagen: „Ich war der Gott Abrahams.“
    1. Das sagt uns mit Nachdruck, dass diejenigen leben, die im Herrn gestorben sind.
      1. Sie leben als Personen – sie sind auch im kommenden Leben noch Individuen.
      2. Sie werden namentlich erwähnt – sie sind bekannt und nicht anonym.
      3. Sie sind frei von allem Leid, werden niemals sterben und fortan als Söhne (und Töchter) Gottes leben.
      4. Sie sind nicht verloren – wir wissen, wo sie sind, und sie wissen es auch.
    2. „Kinder Gottes, es ist absolut angemessen, dass ihr die Dinge so seht, wie euer Vater es tut; und er sagt: ‚Alle leben in Gott.‘ Lasst uns unsere Ausdrucksweise durch die der Schrift korrigieren und von verstorbenen Heiligen sprechen, so wie das von Gott inspirierte Wort es tut … In unserer Familie sollen wir die Brüder, Schwestern und Freunde zählen, deren Leichname auf dem Kirchhof liegen, und von denen sprechen, die die Grenze überschritten haben und durch den Schleier gegangen sind, als wären sie immer noch unter uns.“ (Spurgeon)
  2. Er ist aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle: Das zeigt, dass es eine Auferstehung und ein Leben nach dem Tod gibt, unabhängig davon, was die ungläubigen und zweifelnden Sadduzäer dachten und lehrten. Jesus hat gut geantwortet und sowohl seine Freunde als auch seine Feinde haben das erkannt.
    1. „Ein lebendiger Gott ist ein Gott von lebendigen Menschen und Abraham, Isaak und Jakob sind noch am Leben.“ (Spurgeon)

E. Jesus warnt die religiösen Führer, indem er ihnen eine Frage stellt

1. Jesus stellt eine Frage: Wie kann der Messias sowohl Davids Sohn als auch der Herr Davids sein?

Lukas 20, 41-44

Lukas 20, 41-44
Er aber sprach zu ihnen: Wieso sagen sie, dass der Christus Davids Sohn sei? Und doch sagt David selbst im Buch der Psalmen:
»Der Herr sprach zu meinem Herrn:
Setze dich zu meiner Rechten,
bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!«
David nennt ihn also Herr; wie kann er dann sein Sohn sein?

  1. Wieso sagen sie, dass der Christus Davids Sohn sei? Als die Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer Jesus befragten, versuchten sie, ihn schlecht aussehen zu lassen oder ihm eine Falle zu stellen. Jesus tat nicht dasselbe, als er ihnen eine Frage stellte. Stattdessen kam er zum Kern der Sache: „Wisst ihr wirklich, wer ich bin?“
    1. Jesus stellte ihre Vorstellung, dass sie bereits alles über den Messias wussten, auf den Prüfstand. Er bat sie, in Betracht zu ziehen, dass sie vielleicht nicht alles über den Messias wissen und vielleicht noch etwas lernen müssen.
  2. David nennt ihn also Herr; wie kann er dann sein Sohn sein? Jesus zitierte Psalm 110, 1 und bemerkte, dass König David den Messias als seinen Herrn bezeichnete. Das bedeutet, dass der Messias nicht nur Davids Sohn (ein weit verbreiteter messianischer Titel), sondern auch Davids Herr ist. Wie wir in Offenbarung 22, 16 lesen, ist er beides, die Wurzel und der Spross Davids.

2. Jesus warnt vor der Heuchelei der Schriftgelehrten

Lukas 20, 45-47

Lukas 20, 45-47
Als aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gern im Talar einhergehen und die Begrüßungen auf den Märkten lieben und die ersten Sitze in den Synagogen und die obersten Plätze bei den Mahlzeiten; sie fressen die Häuser der Witwen und sprechen zum Schein lange Gebete; diese werden ein umso schwereres Gericht empfangen.

  1. Die gern im Talar einhergehen: Die Schriftgelehrten waren Männer, die es sich gerne bequem machten, die zuschauten, während andere arbeiteten. Begrüßungen: Sie verlangten von anderen für ihre Stellung vor Gott anerkannt zu werden. Die ersten Sitze: Sie wollten aus ihrem Amt besondere Vorteile ziehen, in Form von Status und Privilegien.
  2. Sie fressen die Häuser der Witwen: Vielleicht gaben die Schriftgelehrten vor, den Witwen zu helfen, und nutzten stattdessen das Vertrauen, das ihre Position mit sich brachte, um ihnen ihre Häuser wegzunehmen. Vielleicht erhielten sie Geschenke von wohlmeinenden Witwen und sind mit diesen Präsenten nicht gut umgegangen. Vielleicht haben sie die Witwen mit falschen Versprechungen um Geschenke gebeten.
    1. Zur damaligen Zeit wurde ein jüdischer Lehrer nicht für seinen Unterricht bezahlt, aber er konnte Geschenke annehmen. Offenbar nutzten viele Schriftgelehrte Schmeicheleien und Manipulation, um von denen, die es sich am wenigsten leisten konnten – wie etwa den Witwen – große Geschenke zu erhalten.
    2. Zur Zeit Jesu lehrten viele Juden, dass man Lehrer fast im gleichen Maße achten sollte wie Gott. Sie sagten, dass sie in ihrem Leben mehr Ehre und Respekt verdienten als alle anderen Menschen. Sie lehrten, dass es die größte Tat wäre, einem Lehrer Geld zu geben. Natürlich waren es die Lehrer selbst, die das lehrten!
  3. Und sprechen zum Schein lange Gebete: Die Schriftgelehrten dachten, sie seien wegen ihrer langen Gebete geistlicher. Aber Morgan sagte zu Recht, dass die Briefe kurz sind, wenn ein Mann nur wegen einer kurzen Reise von seiner Frau getrennt ist – aber je weiter er von seiner Frau entfernt ist, desto länger werden die Briefe. Morgan sagte, dass manche Menschen weit von Gott entfernt sein müssen, weil ihre Gebete so lang sind!
  4. Diese werden ein umso schwereres Gericht empfangen: Die Schriftgelehrten stellten den völligen Kontrast zu dem Leben das, das ein Jünger führen sollte – nämlich wie ein Diener, wie ein Kind, wie einer, der ein Kreuz trägt. Jesus sagte, dass wir darauf achten sollen, was sie tun und was sie sagen – und vor allem, welches Schicksal sie haben werden.
    1. Die Schriftgelehrten waren Experten darin, ein frommes Erscheinungsbild zu zeigen, aber ein frommes Erscheinungsbild vor den Menschen ist nicht das, wonach Gott in uns sucht. Gott ist an unserer geistlichen Realität interessiert, nicht an dem Bild, das wir nach außen präsentieren.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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