Lukas 21 – Jesus warnt vor der Zerstörung Jerusalems und seiner Rückkehr

A. Das Scherflein der Witwe

1. Jesus beobachtet die Witwe am Opferkasten

Lukas 21, 1-2

Lukas 21, 1-2
Als er aber aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten. Er sah aber auch eine arme Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein;

  1. Als er aber aufblickt, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferkasten legten: Im Tempel bemerkte Jesus eine lange Schlange reicher Leute, die viel Geld hineinlegten und möglicherweise eine Art Schau veranstalteten, um auf ihre Gaben aufmerksam zu machen.
    1. Die Menschenschlange am Opferkasten und der Stolz, den die reichen Männer beim Geben zeigen, verdeutlicht uns, dass es nicht unbedingt geistlicher ist, einen Opferkasten zu haben, anstatt Klingelbeutel weiterzugeben. Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern darum, auf welche Weise es für die Menschen einfacher ist, so zu geben, dass es keine Aufmerksamkeit auf ihre Gaben lenkt.
  2. Er sah aber auch eine arme Witwe, die legte dort zwei Scherflein ein: Diese arme Witwe muss für einen erschöpften Jesus, der einen Ansturm von Fragen seiner Feinde ertragen musste, ein willkommener Anblick gewesen sein.
    1. Er sah aber auch: Jesus sieht uns, wenn wir geben. Er bemerkt, wie viel wir geben, aber er ist viel mehr am Glauben, am Motiv und an der Herzenshaltung beim Geben interessiert, als an der Summe, die wir geben.
  3. Zwei Scherflein: Pooles Berechnungen zufolge entsprachen zwei Scherflein in etwa einem Prozent des Tageslohns eines Arbeiters.
    1. Das altgriechische Wort lepton bedeutet wörtlich ‚ein winziges Ding‘ und wurde deshalb im Altenglischen mit Scherflein übersetzt, was von dem Wort für einen ‚Krümel‘ oder einen ‚sehr kleinen Bissen‘ abstammt.
    2. Sie gab zwei Scherflein, nicht nur eines. Die Witwe hätte eine Münze für sich selbst behalten können, und niemand würde ihr einen Vorwurf machen, wenn sie es getan hätte. Eine zu geben, bedeutete, die Hälfte ihres gesamten Geldes zu geben. Stattdessen gab sie mit überwältigender Großzügigkeit.

2. Jesus bewertet die Gabe der Witwe

Lukas 21, 3-4

Lukas 21, 3-4
Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle! Denn diese alle haben von ihrem Überfluss zu den Opfergaben für Gott beigetragen; sie aber hat aus ihrer Armut heraus alles eingelegt, was sie zum Lebensunterhalt besaß.

  1. Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle: Jesus hat nicht gesagt, dass sie mehr hineingelegt hat als irgendeiner von ihnen. Er sagte, dass sie mehr … als alle eingelegt hat – als alle zusammen. Die anderen gaben aus ihrem Überfluss; das was sie gab war ein echtes Opfer für sie, denn sie gab aus ihrer Armut heraus.
    1. Das Prinzip von Jesus zeigt uns hier, dass vor Gott der Geist, die Haltung, des Gebens mehr den Wert der Gabe bestimmt als der Betrag. Gott will kein widerwillig oder aus dem Gefühl der Schuld heraus gegebenes Geld. Gott liebt den fröhlichen Geber.
    2. Die Gabe der Witwe und der Kommentar den Jesus dazu macht, zeigen uns auch, dass der Wert einer Gabe dadurch bestimmt wird, was sie den Geber kostet. Das ist es, was die Gabe der Witwe so wertvoll machte. David weigerte sich, Gott das zu geben, was ihn nichts kostet (2. Samuel 24, 24).
    3. Das Prinzip, das Jesus an dieser Stelle vertritt, zeigt uns, dass Gott unser Geld nicht braucht. Wenn Gott unser Geld bräuchte, dann wäre beim Geben wichtiger wie viel wir geben als unsere Herzenshaltung. Stattdessen ist es unser Vorrecht, ihm zu geben, und wir sollten geben, weil es gut für uns ist, nicht weil es gut für Gott ist.
  2. Aus ihrer Armut heraus: Die Frau war arm, weil sie eine Witwe war und keinen Ehemann hatte, der sie unterstützen konnte. Es mag auch von Bedeutung sein, dass Jesus gerade die Schriftgelehrten als diejenigen kritisiert hatte, die die Häuser der Witwen verschlingen (Lukas 20, 47). Dann leistete eine einsame Witwe einen spektakulären Beitrag. Vielleicht hat ein Schriftgelehrter ihr Haus verschlungen.
    1. Die Witwe stellte die Denkweise in Frage, die besagt: „Ich gebe, wenn ich mehr habe.“ Die Witwe hatte praktisch nichts, und doch war sie eine Geberin. Das bedeutet, dass wir alle Gott mit unserem Geben genauso erfreuen können, wie der reichste Mann Gott mit seinem Geben erfreuen kann. Was auch immer wir Gott geben, wenn es ein Opfer ist, sieht er es und freut sich darüber.

B. Jesus spricht von zukünftigen Ereignissen

1. Jesus macht eine erstaunliche Verheißung bezüglich des Tempels

Lukas 21, 5-6

Lukas 21, 5-6
Und als etliche von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sprach er: Was ihr da seht – es werden Tage kommen, wo kein Stein auf dem anderen bleiben wird, der nicht abgebrochen wird!

  1. Als etliche von dem Tempel sagten: Dieser Tempel wurde ursprünglich von Serubbabel und Esra (Esra 6, 15) wieder aufgebaut, aber von Herodes enorm erweitert und verbessert. Er war fast eintausend Jahre lang das Zentrum des jüdischen Lebens. Der Tempel wurde so verehrt, dass es üblich war, beim Tempel zu schwören (Matthäus 23, 16). Sich gegen den Tempel zu äußern, konnte als Gotteslästerung angesehen werden (Apostelgeschichte 6, 13).
    1. König Herodes hat die Fläche des Tempelbergs mehr als verdoppelt und vergrößerte sie auf etwa 150.000 Quadratmeter (ungefähr 25 Fußballfelder). Die Wiederaufbauarbeiten von Herodes begannen 19 v. Chr. und wurden erst 63 n. Chr. abgeschlossen, was also mehr als achtzig Jahre dauerte. Sie wurden erst sieben Jahre vor der Zerstörung des Tempels abgeschlossen.
  2. Dass er mit schönen Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei: Der Tempel war nicht nur groß, er war auch wunderschön. Der jüdische Historiker Josephus sagte, dass der Tempel an der Außenseite mit Goldplatten bedeckt war, die so glänzend waren, dass sie blendeten, wenn die Sonne auf sie schien. Wo kein Gold war, befanden sich Marmorblöcke von so reinem Weiß, dass Reisende aus der Ferne dachten, es läge Schnee auf dem Tempelberg.
    1. So groß der Tempel auch war, Jesus zögerte nie zu behaupten, dass er größer war als der Tempel (Matthäus 12, 6). Für viele Juden jener Zeit war der Tempel zu einem Götzen geworden – er begann, dem Volk mehr zu bedeuten als Gott selbst.
    2. Gute Dinge können zu den schlimmsten Götzen werden; und manchmal macht Gott sogar gute Dinge unbrauchbar, die wir zu unseren Götzen machen oder nimmt sie weg.
  3. Wo kein Stein auf dem anderen bleiben wird, der nicht abgebrochen wird: Etwa 40 Jahre, nachdem Jesus dies sagte, gab es in Palästina eine weit ausgedehnte jüdische Revolution gegen die Römer. Die Rebellen erfreuten sich an einigen frühen Erfolgen, aber schließlich zerschlug Rom die Rebellion. Jerusalem wurde, einschließlich des Tempels, dem Erdboden gleichgemacht – genau, wie Jesus es gesagt hatte.
    1. Es heißt, dass bei der Zerstörung Jerusalems die letzten überlebenden Juden der Stadt in den Tempel flohen, weil er das stärkste und sicherste Gebäude der Stadt war. Römische Soldaten umzingelten es und ein betrunkener Soldat entfachte ein Feuer, welches bald das ganze Gebäude erfasste. Verzierte Golddetailarbeiten im Dach schmolzen in die Risse zwischen den Steinwänden des Tempels ein und um das Gold zu bergen, befahl der römische Befehlshaber, den Tempel Stein für Stein abzutragen. Die Zerstörung war so umfassend, dass es heute wirklich schwierig ist, genau zu bestimmen, wo sich der Tempel befand.

2. Seine Zuhörer fragen nach den Dingen, die im Zusammenhang mit der Zerstörung des Tempels standen

Lukas 21, 7

Lukas 21, 7
Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann wird denn dies geschehen, und was wird das Zeichen sein, wann es geschehen soll?

  1. Meister, wann wird denn dies geschehen? Erstaunt über die Vorhersage von Jesus stellten die Jünger eine logische Frage. Mit dieser Frage beginnt eine der berühmtesten Lehren Jesu, die oft als Ölbergrede (oder Rede über die Endzeit) bezeichnet wird, weil wir in Matthäus 24, 3 lesen, dass Jesus diese Dinge sagte, als er auf dem Ölberg saß.
    1. Matthäus 24 scheint eine vollständigere Darstellung dieser Lehre zu enthalten, und es ist hilfreich, Fragen zum Lukasbericht aus dem Verständnis der vollständigeren Aufzeichnung in Matthäus zu beantworten.
    2. Matthäus und Lukas machen beide deutlich, dass Jesus sowohl von der bevorstehenden Zerstörung Jerusalems als auch vom endgültigen Ende des Zeitalters und seiner glorreichen Wiederkunft sprach. Prophetisch gesehen sind beide Geschehnisse miteinander verbunden, wenn auch durch viele Jahrhunderte getrennt.
    3. „Wir müssen die Belagerung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels als eine Art Generalprobe dessen betrachten, was noch kommen wird.“ (Spurgeon)
    4. „Die meisten Geistlichen meinen, dass Gott mit der Zerstörung Jerusalems ein Beispiel für die allgemeine Feuersbrunst und den Untergang der Welt am letzten Tag geben wollte; so wie die gleichen Zeichen, die vor der Zerstörung Jerusalems gesehen wurden, vor dem großen und schrecklichen Tag der Ankunft unseres Herrn, der die Welt richten wird, zu sehen sein werden.“ (Poole)
  2. Was wird das Zeichen sein, wann es geschehen soll? Die Antwort Jesu auf diese Frage, die sowohl in Matthäus 24 als auch hier in Lukas 21 aufgezeichnet ist, hat sowohl die kommende Zerstörung im Blick, die in naher Zukunft über Jerusalem kommen wird, als auch die endgültige Rückkehr Jesu am Ende des Zeitalters. Lukas konzentriert sich in seinem Bericht mehr auf den ersten Aspekt.
    1. Matthäus hielt die viel spezifischere Antwort auf diese Frage fest und wies auf das hin, was Jesus den Gräuel der Verwüstung nannte (Matthäus 24, 15 und folgende).

3. Laufe in diesen gefährlichen Zeiten keinen falschen Führern hinterher

Lukas 21, 8

Lukas 21, 8
Da sprach er: Habt acht, dass ihr nicht verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin es!, und: Die Zeit ist nahe! Lauft ihnen nun nicht nach!

  1. Habt acht, dass ihr nicht verführt werdet: Von Anfang an ermahnte Jesus die Jünger, dass viele einer Täuschung unterliegen würden, wenn sie seine baldige Wiederkunft erwarteten. Es gab Zeiten in der Kirchengeschichte, in denen vorschnelle Vorhersagen gemacht wurden, auf die man sich dann verließ, was zu großer Enttäuschung, Ernüchterung und zum Scheitern führte.
    1. Ein bemerkenswertes Beispiel dafür war die prophetische Erwartung im Jahr 1846 mit William Miller in den Vereinigten Staaten. Aufgrund seiner prophetischen Auslegungen, Berechnungen und Veröffentlichungen gab es in den Vereinigten Staaten Hunderttausende, die davon überzeugt waren, dass Jesus 1846 zurückkehren würde. Als er es nicht tat, gab es große Enttäuschung, einige fielen ab, und aus dem prophetischen Eifer entstanden einige sektiererische Gruppen.
  2. Denn viele werden unter meinem Namen kommen: Jesus wusste, dass viele nach ihm kommen und behaupten würden, der politische und militärische Messias für Israel zu sein. Ein markantes Beispiel dafür war ein Mann namens Bar Kochba, den viele Juden 100 Jahre nach Jesus für den Messias hielten. Er startete eine weit verbreitete Revolution gegen die Römer und hatte schon bald Erfolg, wurde aber dann niedergeschlagen.
  3. Lauft ihnen nun nicht nach: Tragischerweise verfielen diejenigen, die Jesus ablehnten, als er als Messias zu ihnen kam, schließlich falschen Erlösern, die sie in nichts anderes als den Tod und die Zerstörung führten. Indem sie die Wahrheit ablehnten, waren sie anfällig für noch größere Täuschung.
    1. Als die Römer gegen Jerusalem vorgingen, „berichtet auch Josephus von sechstausend Flüchtlingen, die in den Flammen der Tempelportale umkamen, getäuscht von einem ‚’falschen Propheten, der an jenem Tag den Menschen in der Stadt verkündet hatte, dass Gott ihnen befohlen habe, zum Tempelhof hinaufzugehen, um dort die Zeichen ihrer Erlösung zu empfangen‘ (J. W. 6.285). Sie wurden von Scharlatanen und Möchtegern-Gottesboten getäuscht.“ (Pate)

4. Lass dich in diesen gefährlichen Zeiten nicht von Katastrophen erschrecken, die normalerweise mit der Endzeit in Verbindung gebracht werden

Lukas 21, 9-11

Lukas 21, 9-11
Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muss zuvor geschehen; aber das Ende kommt nicht so bald. Dann sprach er zu ihnen: Ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es wird hier und dort große Erdbeben geben, Hungersnöte und Seuchen; und Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel werden sich einstellen.

  1. Wenn ihr aber von Kriegen und Unruhen hören werdet, so erschreckt nicht: Was Jesus hier sagte, galt sowohl für die kommende Zerstörung Jerusalems als auch für die Wiederkunft Jesu am Ende des Zeitalters, die noch vor uns liegt.
    1. In gewissem Sinne gab es Kriege, die der Zerstörung Jerusalems vorausgingen, denn die Römer befanden sich in dieser Zeit häufig im Krieg gegen die Juden, die Samariter, die Syrer und andere. Im weiteren römischen Reich gab es beachtliche Erdbeben, bevor Jerusalem zerstört wurde. Es gab Hungersnöte, wie die in Apostelgeschichte 11, 28 erwähnten. Im größeren Römischen Reich gab es nur sieben Jahre, bevor Jerusalem zerstört wurde, Schrecknisse wie die Zerstörung von Pompeji. Vor der Zerstörung von Jerusalem gab es über der Stadt Zeichen vom Himmel, wie zum Beispiel einen Kometen, der aussah, wie ein Schwert.
  2. Denn dies muss zuvor geschehen; aber das Ende kommt nicht so bald: Jesus sagte aber ausdrücklich, dass keines dieser Dinge die spezifischen Zeichen seiner unmittelbaren Wiederkehr sind. Matthäus 24, 8 beschrieb diese Dinge mit den Worten: Dies alles ist der Anfang der Wehen. Genau wie bei den Wehen sollten wir erwarten, dass die erwähnten Dinge – etwa Kriege, Hungersnöte, Erdbeben – vor der Wiederkunft von Jesus häufiger und intensiver werden, ohne dass eines davon das spezifische Zeichen des Endes ist.
    1. Dies muss zuvor geschehen: „Diese Dinge müssen geschehen, weil sie Teil des prophetischen Programms der Endzeit im Allgemeinen und daher göttlich angeordnet sind; aber sie leiten nicht das unmittelbare Ende ein. Der Fall Jerusalems und die Ereignisse, die ihm vorausgingen, waren moralisch, wenn auch nicht chronologisch, von eschatologischem Charakter (sprich, sie bezogen sich auf die Endzeit).“ (Geldenhuys)

5. Jesus beschreibt, was seine Jünger an Leid ertragen müssen

Lukas 21, 12-15

Lukas 21, 12-15
Vor diesem allem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen und in Synagogen und Gefängnisse übergeben und vor Könige und Fürsten führen um meines Namens willen. Das wird euch aber Gelegenheit zum Zeugnis geben. So nehmt euch nun zu Herzen, dass ihr eure Verteidigung nicht vorher überlegen sollt; denn ich will euch Weisheit und Fähigkeit zu reden geben, der alle eure Widersacher nicht werden widersprechen noch widerstehen können.

  1. Vor diesem allem aber werden sie Hand an euch legen und euch verfolgen: Das galt und gilt sowohl für die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems als auch für die Zeit vor der endgültigen Wiederkehr Jesu in Herrlichkeit. Die Jünger werden verfolgt werden, aber sie dürfen keine dieser Leidenszeiten, wie schwer sie auch sein mögen, als das spezifische Zeichen des Endes betrachten.
  2. In Synagogen und Gefängnisse übergeben: Das deutet auf eine Verfolgung hin, die sowohl aus religiösen als auch aus weltlichen Kreisen herrührt. Jünger Jesu müssen mit beidem rechnen.
  3. Das wird euch aber Gelegenheit zum Zeugnis geben: Seit der Apostelgeschichte gab es unzählige Momente, in denen die Verfolgung den Christen die Gelegenheit gab, denen zu predigen und Zeugnis zu geben, die sie sonst nie mit der Botschaft erreicht hätten, wie z.B. Könige und Fürsten.
  4. Ich will euch Weisheit und Fähigkeit zu reden geben, der alle eure Widersacher nicht werden widersprechen noch widerstehen können: Jesus hat seinen Leuten unter solchen Umständen persönlich besondere Gnade, besondere Hilfe zugesichert.
    1. Dass ihr eure Verteidigung nicht vorher überlegen sollt: „Das griechische Wort für ‚sich im Voraus vorbereiten‘, promeletan, war ein technischer Ausdruck für das Üben einer Rede im Voraus.“ (Pate)

6. Halte durch und bleibe standhaft, um in diesen gefährlichen Zeiten, wenn sich alle anderen gegen dich wenden, unterwegs zu sein

Lukas 21, 16-19

Lukas 21, 16-19
Ihr werdet aber auch von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden ausgeliefert werden, und man wird etliche von euch töten, und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen. Doch kein Haar von eurem Haupt wird verlorengehen. Gewinnt eure Seelen durch euer standhaftes Ausharren!

  1. Ihr werdet … ausgeliefert werden: Christen müssen damit rechnen, dass sie nicht nur durch Feinde außerhalb der Kirche leiden, sondern auch durch Verräter unter den Gläubigen (Eltern und Brüder … Verwandten und Freunde). Aus diesem Grund würden einige sogar sterben (etliche von euch töten).
  2. Ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen: Es ist eigenartig zu denken, dass Männer und Frauen um Jesu willen, der nur Liebe und Güte war und ist, gehasst werden. Und doch ist es tatsächlich wahr.
  3. Gewinnt eure Seelen durch euer standhaftes Ausharren: Das Wort für Ausharren ist hier das große griechische Wort hupomone. Es spricht von einer starken Ausdauer, nicht von einem passiven Warten. Wir harren aus, im Vertrauen auf die Verheißung Jesu, dass letztlich, in ewiger Perspektive, kein Haar von eurem Haupt … verlorengehen wird.

7. Fliehe aus Jerusalem, wenn Armeen beginnen, es zu umzingeln, um in diesen gefährlichen Zeiten unterwegs zu sein

Lukas 21, 20-24a

Lukas 21, 20-24a
Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe ist. Dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist; und wer in [Jerusalem] ist, der ziehe fort aus ihr; und wer auf dem Land ist, der gehe nicht hinein in sie. Denn das sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not im Land sein und Zorn über dieses Volk! Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwerts und gefangen weggeführt werden unter alle Heiden.

  1. Wenn ihr aber Jerusalem von Kriegsheeren belagert seht: Diese Warnung von Jesus, die sich auf die näheren Aspekte der größeren Prophezeiung konzentrierte, wurde vom jüdischen Volk im Jahre 70 n. Chr., als römische Kriegsheere Jerusalem umzingelten, weitestgehend ignoriert.
  2. Dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist: Als feindliche heidnische Armeen Jerusalem umzingelten, erwarteten viele Juden, dass der Messias in Herrlichkeit zurückkehren würde. Die Christen in Jerusalem wussten jedoch, was Jesus gesagt hatte, und sie gehorchten ihm und flohen über den Jordan, die meisten von ihnen nach Pella. Nur wenige bis gar keine Christen kamen im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems ums Leben.
    1. Der altchristliche Historiker Eusebius schrieb, dass die Christen als Reaktion auf „ein durch Offenbarung gegebenes Orakel“ nach Pella flohen (Kirchengeschichte, 3.5.3, zitiert von Morris)
  3. Denn das sind Tage der Rache: Die Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70 n. Chr. war abgeschlossen. Die Historiker berichten, dass 1, 1 Millionen Juden getötet und weitere 97.000 in einer der schlimmsten Katastrophen, die das jüdische Volk je getroffen hat, gefangen genommen wurden. Jesus warnte sie, um dem zu entgehen.
    1. Als die Römer im Jahre 70 n. Chr. mit Jerusalem fertig waren, war in der Stadt kein einziger Jude mehr am Leben. Die Römer benannten die Stadt schließlich in Aelia Capitolina um, und erlaubten viele Jahre lang keinem Juden, das ehemalige Jerusalem zu betreten, außer an einem Tag im Jahr – dem Jahrestag des Untergangs der Stadt und der Zerstörung des Tempels, an dem die Juden eingeladen waren, zu kommen und bitterlich zu trauern.
    2. „Seit Beginn der Geschichte der jüdischen Nation warnte Gott sie durch seine Diener klar und deutlich, dass sie eine verheerende Vergeltung erfahren würden, wenn sie sich untreu und böse verhielten. Vergleiche insbesondere die markanten Worte aus 5. Mose 28, 15-68. Es gibt fast keine Form des Unheils, das die Juden während des römisch-jüdischen Krieges heimsuchte, das hier in 5. Mose nicht erwähnt wird.“ (Geldenhuys)
    3. Jesus meinte es wirklich so, als er sagte, das sind Tage der Rache. Deshalb weinte er über Jerusalem (Lukas 19, 41-44), weil er die massive Verwüstung sehen konnte, die über diese Stadt kommen würde, die er liebte – und deshalb sagte er allen, die zuhören wollten, wie sie vor der bevorstehenden Zerstörung fliehen können.

8. Jerusalem wird von den Heiden zertreten werden, bis die Zeit der Heiden vorbei ist

Lukas 21, 24b

Lukas 21, 24b
Und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind.

  1. Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden: Nach der Zerstörung Jerusalems und der Zerstreuung der Juden, die Jesus in den vorhergehenden Versen vorausgesagt hat, würde eine lange Zeit kommen, in der Jerusalem von den Heiden beherrscht werden würde.
    1. Nach Tausenden von Jahren des Exils wurde 1948 auf wundersame Weise in Israel wieder ein jüdischer Staat gegründet. Erst 1968 kontrollierte Israel Jerusalem, aber noch heute überlässt es die Herrschaft und die Verwaltung des zentralsten Stücks von Jerusalem – dem Tempelberg – der heidnischen Regierung (der Palästinensischen Autonomiebehörde). Man kann sagen, dass Jerusalem prophetisch gesprochen immer noch von den Heiden zertreten wird.
  2. Bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind: Wenn diese Zeiten der Heiden vollendet sind, dann beginnt nach Ansicht des Autors der verbleibende siebenjährige Zeitabschnitt, der dem jüdischen Volk in Daniel 9 bestimmt ist. Die in den folgenden Versen beschriebenen Katastrophen werden sich in diesem Zeitabschnitt ereignen.
    1. „Die Heiden werden Jerusalem nicht immer zertreten.“ (Trapp)
    2. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass Jesus mit diesem Satz andeuten wollte, dass der Moment kommen wird, in dem die Heiden Jerusalem nicht mehr besitzen werden, und dass das Volk Israel sein Land zurückerobern wird, wenn diese Zeit erfüllt ist.“ (Pate)

9. Wenn die letzte Periode des Unheils über die Welt hereinbricht, dann erhebe dein Haupt – deine Erlösung ist auf dem Weg

Lukas 21, 25-28

Lukas 21, 25-28
Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden Angst der Heidenvölker vor Ratlosigkeit bei dem Tosen des Meeres und der Wogen, da die Menschen in Ohnmacht sinken werden vor Furcht und Erwartung dessen, was über den Erdkreis kommen soll; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht.

  1. Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden Angst der Heidenvölker vor Ratlosigkeit: Die Geschichte verzeichnet keine adäquate Erfüllung dieser Worte im Jahre 70 n. Chr. oder unmittelbar danach. Jesus blickte hier auf die späteren Aspekte der endgültigen Erfüllung seiner Wiederkunft und auf das Ende der Weltzeit.
    1. Diese Art des totalen Chaos und Unglücks wird in Offenbarung 6, 8-9 + 15-18 in entsetzlicher Ausführlichkeit beschrieben. All dies wird in der dramatischen, spektakulären Rückkehr von Jesus gipfeln, der mit seiner Gemeinde auf diese Erde kommt.
  2. Dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit: Erneut dokumentiert die Geschichte keine angemessene Erfüllung dieser Worte im Jahre 70 n. Chr. oder unmittelbar danach. Jesus beschreibt nun nicht mehr Ereignisse, die (aus unserer Sicht) bereits geschehen sind, sondern solche, die noch geschehen müssen.
  3. Wenn aber dies anfängt zu geschehen, so richtet euch auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht: Die Dinge, die anfangen werden zu geschehen, werden in Lukas 21, 25-27 beschrieben. Jesus sagte, dass all die Gläubigen, die sich zu dieser Zeit auf der Erde befinden, bereit sein sollen, denn die Zeit der großen Trübsal, die sie erleben, wird nicht ewig dauern, sondern Jesus wird bald in Herrlichkeit zurückkehren.

10. Wenn du diese Zeichen siehst (von denen in Lukas 21, 25-26 die Rede ist), dann weißt du, dass das Ende sehr nahe ist

Lukas 21, 29-33

Lukas 21, 29-33
Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume! Wenn ihr sie schon ausschlagen seht, so erkennt ihr von selbst, dass der Sommer jetzt nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies geschieht, so erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

  1. Seht den Feigenbaum: Der Feigenbaum ist nur ein Beispiel für einen Baum, der vor dem Sommer austreibt; es scheint kein besonderer Bezug auf Israel beabsichtigt zu sein (wie die Worte und alle Bäume andeuten). Es beruht auf dem Gedanken, wenn ein Feigenbaum austreibt, dann folgt ein unumgängliches Ergebnis darauf – der Sommer ist nahe, und die Früchte kommen. Wenn diese Zeichen gesehen werden, wird das Kommen Jesu in aller Herrlichkeit mit seiner Gemeinde in diese Welt unweigerlich folgen.
  2. Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschehen ist: Jesus bezog sich nicht auf seine eigene Generation und die der Jünger, sondern auf das Geschlecht, das diese Zeichen sieht; sie werden auch das Ende sehen. Gott verspricht, dass er das, was Jesus die Große Trübsal (Drangsal) nannte (Matthäus 24, 21), nicht ewig fortsetzen wird.
    1. Es spricht viel dafür, dass Jesus mit dem Begriff ‚dieses Geschlechtdas jüdische Volk meinte, was bedeutet, dass sie (trotz schrecklicher Verfolgung und versuchtem Völkermord) nicht untergehen würden, bis diese Dinge erfüllt wären.
    2. Genea kann drei Dinge bedeuten: (1) die Nachkommen eines gemeinsamen Vorfahren; (2) eine Gruppe von Menschen, die zur gleichen Zeit geboren wurden; (3) die Zeitspanne, in der eine bestimmte Menschengruppe lebt, oft im Sinne aufeinanderfolgender Menschengruppen. Man kann also nicht behaupten … dass Genea zwangsläufig Generation [Geschlecht] bedeutet.“ (Pate)
  3. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen: Kein gewöhnlicher Mensch könnte das aufrichtig sagen. Jesus behauptete, dass seine Worte die Worte von Gott selbst sind – und das sind sie auch.

11. Wie man in der Endzeit lebt

Lukas 21, 34-36

Lukas 21, 34-36
Habt aber acht auf euch selbst, dass eure Herzen nicht beschwert werden durch Rausch und Trunkenheit und Sorgen des Lebens, und jener Tag unversehens über euch kommt! Denn wie ein Fallstrick wird er über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen. Darum wacht jederzeit und bittet, dass ihr gewürdigt werdet, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll, und vor dem Sohn des Menschen zu stehen!

  1. Habt aber acht auf euch selbst: Wir müssen achthaben, denn es gibt bestimmte Dinge, die verhindern, dass man sich vorbereitet – Rausch und Trunkenheit und Sorgen des Lebens. All diese Dinge können unsere Vorbereitung auf den Tag der Wiederkunft Jesu verhindern. Sie beschweren das Herz.
    1. Laut Morris bezieht sich der Rausch tatsächlich auf den Kater, der nach einer Zeit der Betrunkenheit kommt.
  2. Wie ein Fallstrick wird er über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen: Jesus sprach hier aus einem anderen Blickwinkel über sein Kommen. In Lukas 21, 25-26 sprach er von unverkennbarem Unheil, das die Erde vor dem Kommen Jesu erschüttern würde. In Lukas 21, 34-36 sagte Jesus, dass er als Überraschung, als Fallstrick kommen würde – und betonte, wie wichtig es ist, bereit zu sein.
    1. Der Grund dafür ist, dass das zweite Kommen Jesu zwei verschiedene Aspekte hat, die durch eine beträchtliche Zeitspanne voneinander getrennt sind. Der erste Aspekt stellt ein plötzliches Ereignis dar, das in einer Zeit des Friedens und der Sicherheit unerwartet eintrifft und wie ein Fallstrick wirkt. Der zweite Aspekt ist von einer großen Erwartungshaltung geprägt, da Jesus mit seinem Volk vom Himmel, in eine durch das Gericht Gottes fast zerstörte Welt auf die Erde kommt.
    2. Diejenigen, die für den ersten Aspekt seines Kommens bereit sind, werden gewürdigt werden, diesem allem zu entfliehen, also den Dingen des großen Unheils, das auf die Erde kommen wird. Sie werden stattdessen vor dem Sohn des Menschen … stehen. Das sind diejenigen, die zusammen mit Jesus entrückt werden, um dem Herrn in der Höhe zu begegnen (1. Thessalonicher 4, 17), um der Trübsal zu entgehen, die über die Erde kommen wird.
    3. Was Jesus an dieser Stelle im Lukasbericht über die [Endzeit] erwähnte, galt für die Menschen auf dem ganzen Erdboden, nicht nur für die, die in Jerusalem oder Judäa lebten. Es geht hier um viel mehr als das, was im Jahre 70 n. Chr. mit Jerusalem geschah.
  3. Darum wacht: Weil dies für den ganzen Erdboden relevant ist, müssen wir wachen. Wer wacht, wird nie in einen Fallstrick geraten; wer nicht wacht, kann nicht bereit sein.
  4. Bittet, dass ihr gewürdigt werdet, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll: Jesus sagte seinen Nachfolgern, dass sie jederzeit beten sollen, damit sie als würdig befunden werden, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll. Die gute Nachricht von Jesus ist, dass wir nicht durch dieses Unheil gehen müssen, das kommen wird. Er wird all die mitnehmen, die bereit sind, bevor dieses Unheil beginnt.
    1. In einem weniger bedeutungsvollen und in näherer Zeit liegenden Sinn (in Bezug auf die Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr.) entgingen diejenigen der schrecklichen Zerstörung der Stadt, die Jesus zuhörten und ihm gehorchten.
    2. Im Hinblick auf die weitaus größere Zerstörung, die über die ganze Erde kommen wird, können diejenigen, die auf Jesus hören und ihm gehorchen, der schrecklichen Zerstörung entgehen, die kommen wird.

12. Der öffentliche Charakter dessen, was Jesus tat

Lukas 21, 37-38

Lukas 21, 37-38
Er war aber tagsüber im Tempel und lehrte, bei Nacht aber ging er hinaus und übernachtete an dem Berg, welcher Ölberg heißt. Und alles Volk kam früh zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören.

  1. Er war aber tagsüber im Tempel und lehrte: Lukas betont den öffentlichen, offenen Charakter der Lehrtätigkeit Jesu, der sogar früh am bekanntesten Ort in Jerusalem lehrte. Jesus hat sich in diesen wenigen Tagen vor seinem Verrat, seiner Verhaftung und Kreuzigung nicht versteckt.
  2. Bei Nacht aber ging er hinaus und übernachtete an dem Berg, welcher Ölberg heißt: Wie viele Galiläer, die zum Passahfest nach Jerusalem kamen, übernachtete Jesus in den Tagen vor dem Passahfest auf dem Ölberg.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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