Offenbarung 3 – Die Sendschreiben Jesu an die Gemeinden (Fortsetzung)

A. An die Gemeinde in Sardes

1. Informationen über die Stadt Sardes

Offenbarung 3, 1a

Offenbarung 3, 1a
Und dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe:

  1. Die Gemeinde in Sardes: Als Jesus diese Worte zu Johannes sprach, hatte die antike Stadt Sardes ihre besten Tage hinter sich und begann zu verfallen. Dennoch war sie eine wohlhabende Stadt, die an der Kreuzung mehrerer wichtiger Straßen und Handelswege lag. Die Verbindung zwischen Sardes und Geld – dem leicht verdienten Geld – war in der Antike weithin bekannt.
    1. „Interessant ist, dass die erste Münzprägung, die es jemals in Kleinasien gab, in der Zeit von Krösus (dem letzter König Lydiens) in Sardes stattgefunden hat. Diese grob geformten Elektrum (antike Geldstücke, gefertigt aus einer gold-silber-Legierung) waren der Beginn des Geldes. Sardes war Geburtsort des modernen Geldes.“ (Barclay)
  2. Sardes: Diese Stadt war auch für ihre Verweichlichung und ihren Luxus bekannt. Sie hatte zurecht den Ruf, dass es dort ein hohes Maß an Gleichgültigkeit und Sittenlosigkeit gab. In Sardes gab es einen großen, stattlichen Tempel für die Göttermutter Kybele. An der Ruine dieses Tempels können wir sehen, dass seine Hauptsäulen 20 Meter hoch waren und einen Durchmesser von mehr als 2 Metern hatten. Diese Göttermutter wurde mit allen Arten sexueller Unmoral und Unreinheit geehrt und angebetet.
  3. Sardes: Die Kombination aus leicht verdientem Geld und einem Umfeld mit lockeren moralischen Maßstäben, ließ die Menschen in Sardes zwangsläufig verweichlichen und vergnügungssüchtig werden. „Sardes zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass der Name der Stadt sogar auf heidnischen Lippen ein Wort war, das voller Verachtung ausgesprochen wurde. Die Menschen in Sardes waren bekanntermaßen freizügig, vergnügungssüchtig und liebten den Luxus. Sardes war eine Stadt der Dekadenz.“ (Barclay)
    1. Diese Verweichlichung, dieser Mangel an Disziplin und Hingabe, wurde Sardes bei verschiedenen Ereignissen zum Verhängnis. Der griechische Historiker Herodot erzählte die Geschichte des Untergangs von Sardes, der sich in der Zeit von Kyrus zutrug. König Kyrus kam nach Sardes und fand, dass die Lage der Stadt ideal dazu geeignet wäre, sie zu verteidigen. Es schien keine Möglichkeit zu geben, die steilen Felswände, die die Stadt umgaben, zu erklimmen. Er setzte eine reiche Belohnung für denjenigen Soldaten seiner Armee aus, der einen Weg in die Stadt finden konnte auf dem man von außen in die Stadt hineinkam. Ein Soldat beschäftigte sich intensiv mit dem Problem und sah, wie einem Soldaten, der Sardes verteidigte, der Helm die Felswände hinunterfiel. Er beobachtete, wie dieser Soldat einen versteckten Pfad hinunterkletterte, um seinen Helm zu holen. Er markierte die Stelle des Pfades und führte in dieser Nacht eine Einheit von Truppen dorthin. Sie konnten problemlos die Klippen hinaufklettern, kamen zu den eigentlichen Stadtmauern und fanden sie unbewacht vor. Die Soldaten von Sardes waren so überzeugt von der natürlichen Befestigung ihrer Stadt, dass sie es nicht für nötig hielten, die Stadt sorgfältig zu bewachen, so dass sie leicht erobert werden konnte. Merkwürdigerweise geschah das gleiche fast 200 Jahre später, als Antiochus die leichtsinnige Stadt, die keine Wachen aufstellte, angriff und eroberte.
    2. „Obwohl die Lage der Stadt ideal war, um sie gegen angreifende Feinde zu verteidigen, da sie hoch über der Hermosebene stand und von hohen Klippen umgeben wurde, die man kaum erklimmen konnte, war Sardes bereits zweimal aufgrund von Selbstüberschätzung und mangelnder Wachsamkeit gefallen. Im Jahre 549 v. Chr. hatte der persische König Kyrus die Herrschaft von Krösus beendet, indem er die Klippen im Schutze der Dunkelheit erklomm. Im Jahr 214 v. Chr. eroberten die Armeen von Antiochus dem Großen (III.) die Stadt auf die gleiche Weise.“ (Walvoord)

2. Jesus schreibt der Gemeinde in Sardes wer er ist

Offenbarung 3, 1b

Offenbarung 3, 1b
Das sagt der, welcher die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat.

  1. Das sagt der: Um sich selbst zu beschreiben, verwendete Jesus Begriffe, die seine Eigenschaft als Herrscher über alle geistlichen Mächte und Autoritäten betonten. Die Wiederholung der Zahl sieben half dabei, dies zu verdeutlichen, denn sieben ist in der Bibel die Zahl der Vollständigkeit. Deshalb besitzt Jesus die Fülle des Geistes Gottes und die Fülle der Gemeinde.
  2. Der, welcher die sieben Geister Gottes hat: Jesus trägt die Fülle des Heiligen Geistes in sich selbst und er hat den Heiligen Geist in Fülle, um ihn der Gemeinde zu geben.
  3. Und die sieben Sterne: Jesus hat auch die komplette Gemeinde in seiner Hand. Wir wissen, dass die sieben Sterne die Gemeinden repräsentieren, weil Jesus in Offenbarung 1, 20 Folgendes sagte: Die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden und durch diese Sendschreiben spricht Jesus, wenn er zu den Engeln der sieben Gemeinden spricht, nicht zu einem Menschen, sondern durch diesen einen Menschen zur ganzen Gemeinde.

3. Was Jesus über die Christen von Sardes weiß

Offenbarung 3, 1c

Offenbarung 3, 1c
Ich kenne deine Werke: Du hast den Namen, dass du lebst.

  1. Ich kenne deine Werke: Was Jesus zu jeder Gemeinde sagte, sagte er auch zu Sardes. Was eine Gemeinde ist und was eine Gemeinde tut, bleibt Jesus niemals verborgen.
  2. Du hast den Namen, dass du lebst: Jesus wusste, dass die Gemeinde in Sardes den Namen – d.h. einen Ruf – hatte, sehr lebendig zu sein. Wenn man sich die Gemeinde von Sardes anschaute, sah man Hinweise, die auf ein Leben voller Vitalität hindeuteten. In der Gemeinde von Sardes, wie auch in der Stadt Sardes schien alles lebendig und gut zu sein.
    1. „Wir dürfen nicht den Eindruck gewinnen, dass Sardes eine erloschene Gemeinde, das Gebäude eine Ruine, die Menge der Mitglieder zerstreut, und der Pastor zum Rücktritt bereit war. Es war eine Gemeinde, in der viel los war, jeden Abend Versammlungen stattfanden, es Gremien in Hülle und Fülle, zahlreiche ineinandergreifende Strukturen, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gab, ständig war etwas los. Sie hatte den Ruf, ein lebendiges, hellwaches, dynamisches Werk zu sein.“ (Havner)

4. Was Jesus gegen die Gemeinde in Sardes vorzubringen hat

Offenbarung 3, 1d

Offenbarung 3, 1d
Und bist doch tot.

  1. Tot: Trotz ihres Rufs sehr lebendig zu sein, sah Jesus sie als das, was sie wirklich waren. Und bist doch tot zeigt, dass ein guter Ruf keine Garantie für einen wahren geistlichen Charakter ist. Obwohl sie von außen betrachtet gut aussah, sah Jesus sie als tot an.
  2. Tot: Dies deutet darauf hin, dass es kein Ringen, keinen Kampf und keine Verfolgung gab. Es war nicht so, dass die Gemeinde von Sardes eine Schlacht verloren hätte. Ein toter Körper hat die Schlacht verloren und der Kampf scheint vorbei zu sein. In diesem Sendschreiben ermutigte Jesus die Christen in Sardes nicht, sich gegen irgendeine Form der Verfolgung oder Irrlehren zu wehren, weil diese Dinge in Sardes wahrscheinlich einfach keine nennenswerte Gefahr darstellten. Da die Gemeinde in Sardes tot war, stellte sie keine bedeutende Bedrohung für Satans Herrschaftsgebiet dar, sodass es sich für ihn gar nicht lohnte, sie anzugreifen.
    1. Sardes war „ein perfektes Beispiel dafür, was ein harmloses Christentum ist“ (Caird). Ihr Problem war nicht die skandalöse Bosheit, sondern ein würdiger Tod. Sie sah ‚lebendig‘ aus, aber in Wahrheit war sie tot.
    2. „In der Gemeinde von Sardes herrschte Frieden – aber es war der Friede der Toten.“ (Barclay)

5. Jesus fordert die Gemeinde auf, zu handeln

Offenbarung 3, 2-4

Offenbarung 3, 2-4
Werde wach und stärke das Übrige, das im Begriff steht zu sterben; denn ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden vor Gott. So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße! Wenn du nun nicht wachst, so werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht erkennen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde. Doch du hast einige wenige Namen auch in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.

  1. Werde wach: Diese erste Anweisung von Jesus lautete, dass sie das, was sie haben, prüfen, schützen und stärken müssen. Das Übrige sagt uns, dass der geistliche Zustand der Gemeinde von Sardes zwar schlecht, aber nicht hoffnungslos war. Geistlich gesehen gab es noch Übriges, das gestärkt werden konnte. Jesus hatte sie nicht aufgegeben, obwohl es spät war (das im Begriff steht zu sterben), war es nicht zu spät.
    1. In ihrer Vergangenheit war die Stadt Sardes bereits zweimal problemlos erobert worden. Nicht etwa, weil die angreifenden Armeen Sardes überwältigt hätten, sondern weil die Selbstüberschätzung sie davon abhielt, wach zu sein. Der geistliche Zustand der Gemeinde in Sardes war ein Spiegelbild des historischen Charakters der Stadt.
  2. Denn ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden vor Gott: Dies zeigt, dass ihre Werke, obwohl sie vorhanden waren, nicht dem Maßstab Gottes entsprachen. Das Vorhandensein von Werken reicht nicht aus, denn Gott verlangt, dass all unsere Werke ein bestimmtes Ziel und einen besonderen Sinn haben. Sie sollten mit einer Herzenshaltung und in einer Weise verrichtet werden, die zeigen, dass sie vor Gott vollendet sind.
    1. Clarke zu ich habe deine Werke nicht vollendet erfunden: „Sie erfüllten alle möglichen Aufgaben, aber vollendeten sie nicht. Sie begannen ständig etwas Neues, brachten es aber nie richtig zu Ende.“
  3. So denke nun daran, wie du empfangen und gehört hast, und bewahre es und tue Buße: Was sie tun müssen, ist, daran zu denken, wie sie das Wort Gottes zum ersten Mal empfangen und gehört haben. Dann müssen sie diese Dinge bewahren und Buße tun, indem sie umkehren und das Evangelium und die apostolische Lehre in ihrem Leben wieder zum Maß der Dinge machen.
    1. Paulus beschrieb im 1. Thessalonicher 2, 13 dass sie sich daran erinnern sollen, wie sie einmal das Wort Gottes aufgenommen haben: Darum danken wir auch Gott unablässig, dass ihr, als ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid.
  4. Wenn du nun nicht wachst, so werde ich über dich kommen wie ein Dieb: Jesus warnte sie davor, wie gefährlich es ist, nicht beständig wachsam zu sein. Wenn sie seinen Befehl, wach zu sein, ignorierten, dann würde Jesus zu einem völlig unerwarteten Zeitpunkt wie ein Dieb über sie kommen.
    1. So werde ich über dich kommen: Wie würde Jesus über sie kommen? Er könnte kommen und das unmittelbare Gericht zu ihnen bringen. Oder er könnte kommen, um die Gemeinde zu entrücken (1. Thessalonicher 4, 16-17). In beiden Fällen zeigt sich, dass er plötzlich und unangekündigt kommen könnte, sodass sie wach sein müssen.
    2. Winston Churchill sagte am Anfang Beginn des Zweiten Weltkriegs zu den Briten: „Ich muss etwas sagen, um Sie zu warnen, denn neben Feigheit und Verrat ist Leichtsinn, der zu Nachlässigkeit und Trägheit führt, in Kriegszeiten das schlimmste aller Verbrechen.“ (zitiert von Bunch)
  5. Doch du hast einige wenige Namen auch in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben: Selbst unter den toten Christen in Sardes gab es einen treuen Überrest, aber nur wenige Namen. In Pergamon (Offenbarung 2, 14) und in Thyatira (Offenbarung 2, 20) gab es unter den Guten einige wenige Böse; in Sardes unter den Bösen einige wenige Gute.
    1. Auch in Sardes: Auch zeigt, dass es in gewisser Weise bemerkenswert war, dass es einige wenige Namen gab, die dem Herrn noch treu waren. Vielleicht wegen des äußerst unmoralischen Rufs der Stadt. Auch in einer so gottlosen Stadt hatten sich einige der Christen nicht dadurch verunreinigt, dass sie an der Sünde teilhatten
    2. Die ihre Kleider nicht befleckt haben: Jesus sprach von nicht befleckten Kleidern, weil man sich damals den heidnischen Göttern zur Anbetung nicht in einem schmutzigen Gewand nähern konnte. Die Parallele gilt auch für die Zeit, in der man Jesus anbetet, weil er seinem Volk weiße Kleider gibt.
    3. „Wie die Sünde mit dem Begriff der Nacktheit ausgedrückt wird, so geschieht dies bei der Heiligkeit durch Begriff einer Bekleidung ausgedrückt.“ (Poole)
  6. Und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern: Jesus versprach auch, dass diese Reinen mit ihm wandeln werden. Dieses Bild der engen Gemeinschaft und Freundschaft ist bei Henoch zu sehen: Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr, denn Gott hatte ihn hinweggenommen. (1. Mose 5, 24).
    1. Natürlich sind die Kleider, die Jesus den Seinen gibt, immer weiß. Sardes war eine Gemeinde, die aufgrund ihrer sündhaften Kompromisse tot war. Sie mussten das reine, weiße Gewand, das Jesus gibt, empfangen und darin wandeln. Weiß war für die Römer auch die Farbe des Triumphes, so dass die weißen Gewänder vom endgültigen Sieg des Gläubigen in Jesus sprachen.
    2. Sie werden mit mir wandeln: Dies ist die größte Belohnung, die Jesus seinen Nachfolgern geben kann. Die Christen in Sardes, die sich der sündhaften Neigung ihrer Mitbürger entzogen, sollten mit einem engeren, intimeren Wandel mit Jesus belohnt werden. Diese Belohnung ist letztlich eine bessere Motivation als die Furcht vor einer Strafe oder vor dem Untergang durch die eigene Sünde.
    3. Die Reinen können eine engere Beziehung zu Gott haben, nicht, weil sie sie es sich verdient hätten, sondern weil sie einfach mehr für das interessieren, was Gott wichtig ist. Gott verspricht, dieses Interesse zu belohnen: Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen (Matthäus 5, 8).
    4. „Was aber soll mit solchen Personen geschehen, die in der Gemeinde leben, ohne richtig zu ihr zu gehören, die den Ruf haben lebendig zu sein, aber tot sind? Was soll mit denen geschehen, die das Wort lehren, ohne es in sich zu tragen? Was soll aus denen werden, die nur nach außen hin religiös, aber innerlich gallenbitter sind? Wir antworten genauso, wie es der gute Calvin einst tat: ‚Sie sollen schwarz gekleidet wandeln, denn sie sind unwürdig.‘ Sie sollen schwarz gekleidet wandeln – in der Schwärze der Zerstörung Gottes. Sie sollen schwarz gekleidet wandeln – in der Schwärze der hoffnungslosen Verzweiflung. Sie sollen schwarz gekleidet wandeln – in der Schwärze unvergleichlicher Qual. Sie sollen schwarz gekleidet wandeln – in der Schwärze der Verdammnis. Sie werden für immer in Schwarz wandeln, denn sie wurden für unwürdig befunden.“ (Spurgeon)

6. Eine verheißene Belohnung

Offenbarung 3, 5

Offenbarung 3, 5
Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden; und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.

  1. Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden: Jesus bezeichnete die Überwinder mit jenen wenigen Namen derer, die ihre Kleider nicht befleckt haben (Offenbarung 3, 4). Diese Überwinder werden weiße Kleider tragen, die sie von Jesus erhalten.
    1. Der Unterschied zwischen der toten Mehrheit deren Werke unvollkommen waren (die jedoch einen guten Ruf hatte) und den wenigen Namen, die Gott gefielen, war die Reinheit und die Nähe zu Jesus, die immer mit der Reinheit zusammenhängt. Die Leblosigkeit und die geistliche Fassade der meisten Christen in Sardes hingen mit ihrem unreinen Leben zusammen, damit dass sie für die Unreinheit und Sünde der Welt um sie herum offen waren. Es ist schwer zu sagen, ob die Leblosigkeit vor der Unreinheit oder die Unreinheit vor der Leblosigkeit eintrat, aber sie hingen sicherlich miteinander zusammen.
    2. In seinem Gleichnis vom Hochzeitsmahl (Matthäus 22, 11-14) erklärte Jesus, dass es unerlässlich ist, von Gott mit seinen Kleidern der Reinheit und Gerechtigkeit bekleidet zu werden. Wirklich gerecht zu sein bedeutet, von Gott bekleidet zu werden, anstatt dies selber zu tun. Adam und Eva versuchten, ihre Sünde selbst zu bedecken (1. Mose 3, 7), aber Gott versah sie mit einer Bedeckung, für die ein Opfer nötig war (1. Mose 3, 21).
  2. Und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens: Dadurch wurde den Überwindern ihre himmlische Staatsbürgerschaft zugesichert. In der Antike konnte der Tod oder eine strafrechtliche Verurteilung den Namen eines Bürgers aus dem Buch der Lebenden der Stadt, dem Stadtregister, auslöschen.
    1. „In der Antike führten die Städte ein Register ihrer Bürger; und wenn ein Mensch starb, wurde sein Name aus dem Register entfernt. Der auferstandene Christus sagt, dass wir dafür sorgen müssen, dass unser Glauben weiter leidenschaftlich brennt, wenn wir in der Schriftrolle der Bürger Gottes vermerkt werden wollen.“ (Barclay)
  3. Ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens: Bedeutet dies, dass man seine Errettung verlieren kann? Dass man an einem Tag gerettet wird – der Name steht im Buch des Lebens – und an einem anderen Tag fällt man ab und der Name wird aus dem Buch des Lebens entfernt? Wir müssen uns zuerst den Kontext in Offenbarung 3, 5 anschauen. Der Schwerpunkt liegt auf der Zusicherung, deshalb sollten wir nicht denken, dass die Namen ständig ausgelöscht und dann neu eingetragen werden. Der Schwerpunkt liegt hier nicht auf der Vorstellung, dass Jesus im Himmel sitzt und fleißig radiert. Gleichzeitig sollten wir sorgfältig bedenken, was das Wort Gottes über das Buch des Lebens zu sagen hat.
    1. Es gibt ein Buch des Lebens, und es wird am Tag des Jüngsten Gerichts geöffnet und aufgeschlagen werden. Das bedeutet, dass das Buch des Lebens real ist und gelesen werden wird.
      Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand. (Offenbarung 20, 12)
    2. Es gibt ein Buch des Lebens, und es bestimmt, ob wir in den Himmel oder in die Hölle kommen. Das bedeutet, dass das Buch des Lebens wichtig ist.
      Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen. (Offenbarung 20, 15)
    3. Es gibt ein Buch des Lebens, und zu wissen, dass unsere Namen dort geschrieben stehen, sollte uns mit großer Freude erfüllen.
      Freut euch aber nicht darüber, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. (Lukas 10, 20)
    4. Es gibt ein Buch des Lebens, und es gibt fünf verschiedene Hinweise auf Menschen, die aus dem Buch entfernt werden. Das bedeutet, dass die Vorstellung, aus dem Buch des Lebens ausgelöscht zu werden, ernst genommen werden sollte. Vielleicht ist es nur ein Symbol, und der Name dieser Person war von Anfang an nicht eingetragen. Selbst wenn das der Fall ist, will der Herr trotzdem, dass wir es ernst nehmen, denn es gibt einige, bei denen alle die sie kennen zu wissen meinen, dass sie gerettet sind, die aber nicht im Himmel sein werden.
      Mose sagte zum Herrn: Und nun vergib ihnen doch ihre Sünde; wenn aber nicht, so tilge mich aus deinem Buch, das du geschrieben hast! (2. Mose 32, 32)
      Der HERR sprach zu Mose: Ich will den aus meinem Buch tilgen, der gegen mich sündigt! (2. Mose 32, 33)
      Tilge sie aus dem Buch des Lebens; sie sollen nicht eingeschrieben sein mit den Gerechten! (Psalm 69, 29)
      Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden; und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln. (Offenbarung 3, 5)
      Und wenn jemand etwas wegnimmt von den Worten des Buches dieser Weissagung, so wird Gott wegnehmen seinen Teil vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt, und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben stehen. (Offenbarung 22, 19)
    5. Ein gutes Beispiel dafür, wie ernst wir diese Warnung nehmen sollten, ist das Leben eines Mannes namens Charles Templeton. 1944 war er tief in die Gründung von ‚Youth for Christ‘ [Jugend für Christus] involviert und hat den Glauben an Christus in den USA verbreitet. Viele Menschen empfingen Jesus bei seinen Treffen, und Templeton war in den ersten Jahren ein Mitarbeiter von Billy Graham. Dennoch sagte er sich von seinem Glauben an Jesus, ja sogar von seinem Glauben an Gott los und sagte, er sei Atheist. Charles Templeton widerrief seine vorigen Glaubensbekenntnisse vollumfänglich und wollte die Menschen ‚retten‘, die er einst zu Jesus brachte. Offensichtlich kam dieser Mann – in seinem abtrünnigen Zustand – nicht in den Himmel und wollte das auch nicht. Man kann lange darüber diskutieren, ob er jemals gerettet war, oder ob er seine Errettung verloren hat, aber am Ende der Debatte gibt es zwei Schlussfolgerungen. Erstens wurde er einmal – nach allem menschlichen Ermessen – gerettet. Zweitens hat er die Warnungen der Bibel, die uns dazu auffordern, weiterzugehen, weiterhin zu vertrauen und am Glauben festzuhalten, nicht ernst genommen.
    6. In den Geschlechtsregistern der Bibel werden zwei Bücher erwähnt.
      1. Das Buch der Generationenfolge Adams (1. Mose 5, 1)
      2. Das Buch des Ursprungs Jesu Christi (Matthäus 1, 1)
        Von Adam geboren worden zu sein garantiert nicht, dass unser Name im Buch des Lebens geschrieben steht. In Jesus Christus wiedergeboren zu sein – gibt uns diese Gewissheit.
  4. Und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln: Dies ist ein unglaubliches Versprechen. Es ist selbstverständlich, dass wir bereit sein sollten, den Namen Jesu zu bekennen, aber es ist unglaublich, dass er sich nicht schämt, sich zu uns zu bekennen!
    1. Es ist wichtig, dass wir Jesus annehmen. Aber viel wichtiger ist es zu wissen, ob Jesus uns annimmt.

7. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die sie hören

Offenbarung 3, 6

Offenbarung 3, 6
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat, der höre: Wir alle müssen hören, was der Geist der Gemeinde in Sardes sagt. Es ist leicht, in schläfriger Gleichgültigkeit dem geistlichen Tod entgegenzutreiben, und das ganz besonders wenn man einen guten Ruf hat. Dennoch gibt es immer Hoffnung für die tote Gemeinde, denn Jesus weiß, wie man Tote auferweckt.
  2. Was der Geist den Gemeinden sagt: Sardes lehrt uns, dass wir uns vor unserem Erfolg hüten müssen. Die Stadt war wohlhabend und ein sorgloses Leben gewohnt, aber das sorgte dafür, dass sie verweichlicht und verwöhnt vor sich hinlebte. Sardes lehrt uns auch, dass wir an unseren stärksten Punkten wachsam sein müssen. Sardes hielt sich für unbesiegbar, und dann wurde die Stadt erobert. Der Punkt, an dem wir sagen, „Das würde ich nie tun“, ist genau der Bereich, an dem wir aufpassen müssen.
    1. Der britische Feldmarschall Montgomery pflegte zu sagen: „Wegen eines Mannes können wir eine ganze Schlacht verlieren.“ Wegen eines korrupten oder ungehorsamen Christen kann eine ganze Gemeinde eine Schlacht verlieren. Erstens kann sie eine Schlacht einfach aufgrund der Fehler verlieren, die sie selber macht. Zweitens kann sie eine Schlacht verlieren, weil andere zur gleichen Sünde verführt werden. Und schließlich kann sie eine Schlacht verlieren, weil in den anderen Gemeindemitgliedern ein Geist der Anpassung an die Sünde gefördert wird. Wegen eines Mannes können wir eine ganze Schlacht verlieren!

B. Das Sendschreiben Jesu an die Gemeinde in Philadelphia

1. Informationen über die Stadt Philadelphia

Offenbarung 3, 7a

Offenbarung 3, 7a
Und dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe:

  1. Philadelphia: Der Name kann mit brüderliche Liebe übersetzt werden. Dies war die jüngste der sieben Städte und wurde ursprünglich als missionarischer Außenposten für den Hellenismus, die Kultur des antiken Griechenlands, gegründet.
    1. „Der eigentliche Grund für den Bau dieser Schlüsselstadt war, sie zu einem Zentrum zu machen, von dem aus sich die griechische Sprache, Kultur und die dazugehörigen Sitten in die asiatischen Provinzen ausbreiten sollten.“ (Hocking)
    2. „Philadelphia war mit der Absicht gebaut worden, dass es eine Missionsstadt werden könnte. Jenseits von Philadelphia lagen die Wildnis Phrygiens und die barbarischen Stämme. Die Funktion Philadelphias sollte darin bestehen, die griechische Sprache, die griechische Lebensweise, die griechische Zivilisation in den Regionen jenseits der Stadt zu verbreiten.“ (Barclay)
    3. Die Stadt wurde nach ihrem Gründer – Attalos dem Zweiten – benannt, der den Spitznamen Philadelphos erhielt.
  2. Philadelphia war eine sehr wohlhabende Stadt. „Philadelphia kontrollierte eine der größten Verbindungsstraßen der Welt, die Fernstraße, die von Europa in den Osten führte. Philadelphia war das Tor, durch das man von einem Kontinent zum anderen kam.“ (Barclay)
  3. Philadelphia: Diese Stadt war auch für ihre schönen Gebäude (sie wurde das ‚kleine Athen‘ genannt) und für ihre Erdbeben bekannt, die häufige Evakuierungen erforderlich machten.
    1. „Wenn man durch ihre von Tempeln gespickten Straßen ging, wurde man an Athen, das Zentrum der Verehrung der olympischen Götter, erinnert.“ (Barclay)

2. Jesus erklärt der Gemeinde in Philadelphia wer er ist

Offenbarung 3, 7b

Offenbarung 3, 7b
Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand zuschließt, und zuschließt, sodass niemand öffnet:

  1. Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige: Jesus erinnerte die Gemeinde in Philadelphia daran, dass er heilig und wahrhaftig ist. Dies beschreibt keine ‚Tendenzen‘ in Jesus, sondern sein Wesen selbst. Das zeigt auch, dass Jesus Jahwe ist, weil er allein in einem absoluten Sinn heilig ist.
    1. Es gibt zwei altgriechische Wörter, die wir mit wahrhaftig übersetzen könnten. Das eine bedeutet „wahr und nicht falsch“. Das andere bedeutet „wahr und nicht gefälscht“. Das hier verwendete altgriechische Wort für wahr (alethinos) ist das zweite, mit der Bedeutung von ‚echt‘ oder ‚authentisch‘. „Jesus ist in allem, was er ist wahrhaftig; er ist der wahre Gott und der wahre Mensch.“
  2. Der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, sodass niemand zuschließt, und zuschließt, sodass niemand öffnet: Jesus zeigte, dass er auch der Hüter der Schlüssel und Türen ist. Mit diesem Zitat aus Jesaja 22, 20-23 drückte Jesus seine Macht und Autorität aus, vor allem wenn es darum geht Menschen Zutritt zu gewähren oder sie auszuschließen.

3. Was Jesus über die Gemeinde in Philadelphia weiß

Offenbarung 3, 8

Offenbarung 3, 8
Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, und niemand kann sie schließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet.

  1. Ich kenne deine Werke: Jesus sagte dies zu jeder der sieben Gemeinden. Die Gemeinde in Philadelphia hatte Gott unter schwierigen Umständen gut gedient, und Jesus wusste das.
  2. Ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben, und niemand kann sie schließen: Der Gemeinde in Philadelphia wurde eine offene Tür gegeben. Oft bedeutet eine geöffnete Tür eine Möglichkeit Gottes Wort zu verbreiten (1. Korinther 16, 9; 2. Korinther 2, 12 und Kolosser 4, 3). Jesus sagte ihnen, er habe ihnen die Tür der evangelistischen Gelegenheit geöffnet, und sie müssten im Glauben durch diese Tür gehen.
    1. In seiner Geschichte hatte Philadelphia eine große ‚evangelistische‘ Berufung. Die Stadt hatte den Auftrag, die griechische Kultur und Sprache in der ganzen Region zu verbreiten. Nun öffnete Jesus den Christen in Philadelphia die Tür, um die Kultur seines Reiches in der ganzen Region zu verbreiten.
    2. Jesus sagte ihnen, sie sollten sehen (Siehe), dass sie diese geöffnete Tür haben. Manchmal gibt Gott uns eine offene Tür um evangelistisch tätig zu werden, aber wir sehen sie nicht. Ein Mann kam einmal zu Spurgeon und fragte, wie er Menschen für Jesus gewinnen könne. Spurgeon fragte ihn: „Was sind Sie von Beruf? Was machen Sie?“
      Der Mann sagte: „Ich bin Lokführer in einem Zug.“
      Spurgeon fragte: „Ist der Mann, der in Ihrem Zug Kohle schaufelt, ein Christ?“
      „Ich weiß es nicht“, antwortete der Mann.
      ‚Gehen Sie hin‘, riet Spurgeon, „finden Sie es heraus und beginnen Sie mit ihm.“
    3. Sobald wir die geöffnete Tür sehen, müssen wir durch sie hindurchgehen. Gott möchte, dass wir jede Möglichkeit, die er uns gibt, nutzen, um die gute Nachricht zu verbreiten.
    4. Diese geöffnete Tür hat vielleicht noch einen anderen Sinn. Es scheint, dass Christen in Philadelphia von der Synagoge ausgeschlossen wurden (Offenbarung 3, 9). Die geöffnete Tür kann auch dafür stehen, dass sie in Gottes Reich durften, obwohl sie aus der Synagoge ausgeschlossen waren.
  3. Und niemand kann sie schließen: Die Betonung liegt auf dem ungehinderten Offenstehen. Nichts kann sie davon abhalten, durch diese Tür hindurchzugehen. Da Jesus derjenige ist, der öffnet, sodass niemand zuschließt, und zuschließt, sodass niemand öffnet (Offenbarung 3, 7), hatte er die Autorität, diese Tür für die Christen in Philadelphia offen zu halten.
    1. „Wem er das Königreich Israel öffnete, und für wen er es verschloss, lag allein in der Hand Davids. Er war nicht einmal dazu verpflichtet, das Königreich seinem ältesten Sohn zu überlassen. Es war seine Entscheidung, wen er als seinen Nachfolger einsetzen wollte. Über das Königreich des Evangeliums und das Himmelreich verfügt Christus.“ (Clarke)
    2. Gott öffnet auch heute Türen für Dienste und Diener. „Ich möchte bezeugen, dass ich diese philadelphische Verheißung der geöffneten Tür über Jahre des Dienstes hinweg erprobt habe, und sie hat nie ihr Ziel verfehlt. Die Beförderung kommt nicht aus dem Süden, Osten oder Westen, sondern von Gott; und wenn wir ihm unsere Wege überlassen und ihm vertrauen, wird er sie eintreten lassen … Ein Mann Gottes ist weder von religiösen Talentsuchern abhängig, noch ist sein Dienst in der Hand kirchlicher Amtsträger. Sein Hauptsitz ist der Himmel, und seine Reiseroute wird vom Herrn der geöffneten Tür bestimmt.“ (Havner)
    3. Weil Jesus die Tür geöffnet hat, bekommt er die Ehre dafür. „Weder Reichtum noch Einfluss, weder Förderprogramme noch die Redegewandtheit seiner Kanzel oder die Harmonie seiner Musiker können einen Dienst erfolgreich machen. Der Herr allein hat die Tür geöffnet; der Herr allein schenkt das Wachstum.“ (H. Morris)
  4. Denn du hast eine kleine Kraft: Der Begriff kleine Kraft steht nicht für Schwäche, sondern für echte Kraft. Sie waren schwach genug, um im Herrn stark zu sein. Wir können ‚zu stark‘ oder ‚zu groß‘ oder zu selbstsicher sein, als dass Gott uns wirklich gebrauchen könnte. Die Gemeinde in Philadelphia besaß die Armut des Geistes, um zu wissen, dass sie Gottes Stärke wirklich brauchte.
    1. „Es geht nicht um große Stärke, nicht um große Fähigkeiten, sondern um große Zuverlässigkeit. Samson hatte große Fähigkeiten, war aber nicht sehr zuverlässig. Ein klein wenig Stärke, die treu eingesetzt wird, bewirkt mehr als viel Stärke, die leichtfertig und unpassend genutzt wird.“ (Havner)
    2. Der Apostel Paulus war ein großartiges Beispiel für diese Dynamik von Schwäche und Stärke. Gottes Stärke zeigte sich in seiner Schwachheit (2. Korinther 12, 7-10).
  5. Und hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet: Die Gemeinde in Philadelphia war Jesus und seinem Wort treu. Der Gedanke dahinter, meinen Namen nicht verleugnet zu haben, ist nicht nur, dass sie ihre Treue zu Jesus zum Ausdruck brachten, sondern auch, dass sie in einer Weise lebten, die dem Namen und dem Wesen Jesu treu war.
    1. Einige Gemeinden, die für sich in Anspruch nehmen, besonders treu am Wort Jesu festzuhalten, verleugnen seinen Namen – also sein Wesen. Sie stellen das was Jesus tut und sagt ganz anders dar, als die Bibel es tut.
  6. Sieh dir die Besonderheiten der Gemeinde in Philadelphia an:
      1. Sie hatten die Möglichkeit Gottes Wort zu verkünden (Ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben).
      2. Sie setzten ihr Vertrauen auf Gott (Du hast eine kleine Kraft).
      3. Sie zeichneten sich durch ihre Treue gegenüber Jesus aus (Hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet).
        In gewisser Weise erscheinen diese Merkmale unspektakulär. Sie sollten in den Gemeinden selbstverständlich sein. Dennoch war Jesus mit dieser Gemeinde vollkommen zufrieden. Er hatte nichts Negatives über die Gemeinde in Philadelphia zu sagen.
    1. „Die Gemeinde von Philadelphia wird dafür gelobt, dass sie das Wort des Herrn bewahrt und seinen Namen nicht verleugnet. Der Erfolg der christlichen Arbeit sollte an keinem anderen Maßstab gemessen werden. Es geht nicht um den Aufstieg in eine kirchliche Position. Nicht um die Zahl der neuen Gebäude, die durch den Einsatz eines Menschen errichtet wurden. Nicht um die Menschenmassen, die in Scharen kommen, um einen bestimmten Redner zu hören. All diese Dinge werden häufig als Maßstab für Erfolg herangezogen, aber sie sind irdische und keine himmlischen Maßstäbe.“ (Barnhouse)

4. Was Jesus für die Christen in Philadelphia tun wird

Offenbarung 3, 9-10

Offenbarung 3, 9-10
Siehe, ich gebe, dass solche aus der Synagoge des Satans, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen, siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und vor deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe. Weil du das Wort vom standhaften Ausharren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, damit die versucht werden, die auf der Erde wohnen.

  1. Solche aus der Synagoge des Satans: Anscheinend wurden die Christen in Philadelphia von Juden verfolgt (die Synagoge). Diese Juden waren jedoch nur dem Namen nach Juden (die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen). Tatsächlich hatten sie keine geistliche Verbindung zu Abraham oder zu dem Volk des Glaubens.
    1. Damit sprach Jesus sich nicht gegen das ganze jüdische Volk aus. Es wäre völlig falsch, zu sagen, dass das gesamte jüdische Volk der Synagoge des Satans oder all jenen, die sich Juden nennen und es nicht sind entspricht. Jesus sprach von dieser speziellen Gruppe von Juden in Philadelphia, die die Christen in dieser Zeit verfolgten.
  2. Ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und vor deinen Füßen niederfallen: Mit diesen Worten versprach Jesus, dass er sein Volk verteidigen und dafür sorgen würde, dass ihre Verfolger erkennen, dass sie Unrecht hatten und dass Jesus und seine Nachfolger Recht hatten. Hierbei geht es um die Rechtfertigung vor selbstgerechten ‚geistlichen‘ Verfolgern. Gott versprach, dass die Gemeinde in Philadelphia vor ihren Verfolgern gerechtfertigt werden würde.
    1. Gott versprach Israel, dass die Heiden sie ehren und ihren Gott anerkennen würden (Jesaja 45, 14). Nun wurde der Spieß gewissermaßen umgedreht, und diese Juden „werden die Rolle der Heiden spielen und anerkennen, dass die Gemeinde das Israel Gottes ist“. (Mounce)
    2. Im 1. Korinther 14, 24-25 geht es um Ungläubige, die inmitten von Christen niederfallen, um Gott anzubeten. Dies zeigt ganz deutlich, dass nicht eine Gruppe von Christen, sondern Gott in der Gegenwart von Christen angebetet wurde.
    3. Und erkennen, dass ich dich geliebt habe: Als diejenigen, die einst ihre Feinde waren, an ihrer Seite anbeteten, wurden sie als Feinde vernichtet. Sie wussten nun, dass Jesus diese Menschen, die sie einst verfolgten, geliebt hatte. Der beste Weg, die Feinde des Evangeliums zu vernichten, ist dafür zu beten, dass Gott sie in Freunde verwandelt.
    4. Verfolgte Menschen sehnen sich oft danach, dass Gott ihre Verfolger richtet (Offenbarung 6, 10). Ein Textausschnitt von einem Christen aus dem zweiten Jahrhundert zeigt dies: „Welcher Anblick wird mich in Erstaunen versetzen, welcher mein Lachen, meine Freude und meinen Jubel auslösen? Wenn ich all diese Könige, diese großen Könige … stöhnend in den Tiefen der Finsternis sehe! Und die Richter und Staatsanwälte, die im Namen Jesu die Christen verfolgten, wie sie in Flammen schmelzen, die heißer sind als die, die sie selber in ihrem Zorn gegen die Christen entfacht haben!“ (Tertullian, zitiert in Barclay)
  3. Werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird: Jesus versprach auch sie vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird zu beschützen.
    1. Die meisten Theologen sehen diese Stunde der Versuchung als prophetischen Hinweis auf die messianischen Leiden, die große Drangsal, die dem irdischen Reich Jesu vorausgeht. Jesus versprach, diese Christen vor dieser Stunde der Versuchung zu bewahren.
  4. Damit die versucht werden, die auf der Erde wohnen: Die Prüfung richtet sich gegen die, die auf der Erde wohnen. Dieser Satz wird im Buch der Offenbarung neunmal verwendet, und er spricht von denen, die nicht durch Jesus gerettet sind. In Offenbarung 17, 8 wird der Begriff als Synonym für die Verlorenen verwendet: und die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern. Diese Versuchung ist für Ungläubige, nicht für Christen.
    1. Die, die auf der Erde wohnen, „bezieht sich [in der gesamten Offenbarung] nicht auf Gläubige, sondern auf Ungläubige, die Gottes Zorn ausgesetzt sind“. (Johnson)
    2. Christen sind anders. Obwohl wir auf dieser Erde sind, befindet sich unser Wohnort im Himmel. Wir sind in Jesus in die himmlischen Regionen mitversetzt worden (Epheser 2, 6). Wir wohnen nicht auf der Erde, unser Leben ist in Jesus verborgen (Kolosser 3, 3).
  5. Dich bewahren vor der Stunde der Versuchung: Steht dieser Satz dafür, dass wir der großen Drangsal entkommen, oder dass wir darin beschützt werden? Jede Seite glaubt, dass dieser Abschnitt ihre Position klar unterstützt.
    1. Diejenigen, die glauben, dass die Gemeinde während dieser Zeit der großen Drangsal hier auf Erden sein wird, konzentrieren sich auf Jesu Wort vom standhaften Ausharren auf mich, und sagen, der Kontext erfordere es, dies als Schutz anzusehen, der es den Gläubigen möglich macht, in dieser Zeit auszuharren.
    2. Diejenigen, die glauben, dass Jesus vor dieser Zeit der großen Drangsal für seine Gemeinde kommen wird, stellen fest, dass sogar für die Stunde der Versuchung und nicht nur für die Prüfung selbst, Schutz verheißen wird. Sie weisen auch auf die weltweite, unausweichliche Katastrophe hin, die für die große Drangsal vorhergesagt wird (Matthäus 24, 21 und Offenbarung Kapitel 6, 8, 9 und 16).
    3. Das Wort Ausharren steht jedoch in der Vergangenheitsform und zeigt, dass die Christen dies bereits vor der Stunde der Versuchung getan haben, die noch nicht über die Welt gekommen ist. Die Verheißung ist eine Belohnung für das Ausharren in der Vergangenheit, und keine Ausrüstung für das Ausharren in der Zukunft. „Was die Gemeinde in Philadelphia anbelangt, so wurde ihnen die Entrückung der Gemeinde als eine unmittelbar bevorstehende Hoffnung präsentiert.“ (Walvoord)
    4. Darüber hinaus sind diejenigen, die durch diese Stunde der Versuchung geprüft werden, nicht in erster Linie Gläubige, sondern die, die auf der Erde wohnen – deren Heimat diese Erde ist, die keine Bürger des Himmels sind (Philipper 3, 20).

5. Was Jesus von der Gemeinde in Philadelphia erwartet

Offenbarung 3, 11

Offenbarung 3, 11
Siehe, ich komme bald; halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme!

  1. Siehe, ich komme bald: Zunächst muss sich die Gemeinde in Philadelphia daran erinnern, dass Jesus bald kommt, und sie müssen sich auf sein Kommen vorbereiten.
    1. „Der Ausdruck ‚bald‘ ist als plötzlich und unerwartet zu verstehen, nicht unbedingt als kurz bevorstehend.“ (Walvoord)
  2. Halte fest, was du hast: Die Gemeinde in Philadelphia darf sich nicht, wie in Offenbarung 3, 8 beschrieben wird, von ihrem soliden Fundament lösen.
      1. Sie hatten die Möglichkeit Gottes Wort zu verkünden (Ich habe vor dir eine geöffnete Tür gegeben).
      2. Sie setzten ihr Vertrauen auf Gott (Du hast eine kleine Kraft).
      3. Sie zeichneten sich durch ihre Treue gegenüber Jesus aus (Hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet).
        Diese Dinge können und müssen in der Gemeinde in Philadelphia fortgeführt werden, aber es wird nur geschehen, wenn sie an dem festhält, was sie hat.
  3. Damit [dir] niemand deine Krone nehme: Wenn sie nicht festhält, könnte ihre Krone einem anderen gegeben werden. Es geht nicht darum, dass sie von einem anderen gestohlen werden könnte, sondern darum, dass sie ihm gegeben wird.
    1. Dies war keine Königskrone, die aufgrund einer königlichen Geburt verliehen wurde. Dies war eine Siegeskrone. Jesus ermutigte seine Heiligen, ihren Lauf mit einem Sieg zu beenden; `die zweite Halbzeit genauso stark zu spielen, wie die erste´.
    2. „Vergiss nie, dass der Mensch, der dir am ehesten die Krone stiehlt, du selbst bist. ‚Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus.‘ (Sprüche 4, 23). Die größte Gefahr für dich geht von keinem anderen, sondern nur von dir selber aus.“ (Havner)

6. Eine verheißene Belohnung

Offenbarung 3, 12

Offenbarung 3, 12
Wer überwindet, den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt von meinem Gott aus, und meinen neuen Namen.

  1. Wer überwindet, den will ich zu einer Säule … machen: Den Überwindern wurde gesagt, dass sie wie eine Säule im Tempel meines Gottes sein würden. Säulen standen für Eigenschaften wie Stärke, Stabilität und würdevolle Schönheit.
    1. Die antike Stadt Philadelphia litt unter häufig wiederkehrenden Erdbeben. Wenn ein Gebäude bei einem Erdbeben einstürzte, blieben oft nur die riesigen Säulen stehen. Jesus bietet uns auch an, in ihm stehen zu bleiben, wenn alles um uns herum zusammenbricht.
    2. Die Säule stützt das Gebäude. Sie wird nur vom Fundament getragen. Wahre Säulen in der Gemeinde unterstützen die Gemeinde, und sie ruhen voll und ganz in Jesus.
  2. Er wird nie mehr hinausgehen: Im Gegensatz zu einem ungewissen und unsicheren Ort in dieser Welt, findet der Überwinder seinen Ort der Beständigkeit und Stabilität bei Gott.
    1. „Die Bürger von Philadelphia führten ein Leben voller Unruhe und Angst. Wann immer die Erde bebte, und das war oft, flohen die Menschen in Philadelphia aus der Stadt hinaus aufs offene Land, um dem herabfallenden Mauerwerk und den umherfliegenden Steinen zu entkommen, die mit einem schweren Erdbeben einhergingen. Wenn die Erde wieder ruhig war, kehrten sie zurück. In ihrer Angst rannten die Menschen immer wieder aus Philadelphia hinaus und wieder herein; sie flohen immer wieder aus der Stadt und kehrten dann zurück.“ (Barclay)
  3. Ich will auf ihn den Namen meines Gottes schreiben … und meinen neuen Namen: Auch der Überwinder erhielt viele Namen – von Gott, dem neuen Jerusalem und den neuen Namen Jesu. Diese Namen sind Identifikationsmerkmale, weil sie zeigen, zu wem wir gehören. Sie sind Zeichen der Intimität, weil sie zeigen, dass wir das Privileg haben, ihn auf eine Weise zu kennen, wie andere es nicht tun.
    1. Das passt gut zu dem, wofür eine Säule steht. In der Antike wurde manchmal zu Ehren eines treuen Stadtbeamten oder eines angesehenen Priesters einem der Tempel eine spezielle, mit einer Inschrift versehene Säule hinzugefügt. „Philadelphia ehrte seine berühmten Söhne, indem es ihre Namen auf die Säulen seiner Tempel schrieb, so dass alle, die dorthin kamen, um anzubeten, sie sehen und sich an sie erinnern konnten.“ (Barclay)

7. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die sie hören

Offenbarung 3, 13

Offenbarung 3, 13
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat, der höre: Wir alle wollen das Lob und die Ermutigung hören, mit der Jesus die Gemeinde in Philadelphia bedachte. Wenn wir wie diese Gemeinde sein wollen, müssen wir auf demselben Fundament bleiben wie sie, also auf dem Namen und dem Wort Jesu. Wir müssen auch unsere Kraft aus der gleichen Quelle beziehen wie sie, nämlich aus Jesus und nicht aus uns selbst.

C. Das Sendschreiben Jesu an die Gemeinde in Laodizea

1. Informationen über die Stadt Laodizea

Offenbarung 3, 14a

Offenbarung 3, 14a
Und dem Engel der Gemeinde von Laodizea schreibe,

  1. Die Gemeinde von Laodizea: Laodizea war eine wichtige, wohlhabende Stadt, in der der Anteil der jüdischen Bevölkerung bemerkenswert war. Wie andere Städte in der Region auch, war sie ein Zentrum der Kaiserverehrung und der Anbetung des Heilgottes Asklepios. In Laodizea gab es einen berühmten Asklepios-Tempel, mit einer noch berühmteren medizinischen Schule, die mit dem Tempel verbunden war.
    1. Nachdem ein Erdbeben im Jahre 60 n. Chr. die Region verwüstet hatte, lehnte Laodizea die kaiserliche Hilfe für den Wiederaufbau der Stadt ab und verließ sich erfolgreich auf ihre eigenen Ressourcen. Die Bewohner brauchten keine Hilfe von außen, sie baten nicht darum und wollten sie auch nicht. „Laodizea war zu reich, um von irgendjemandem Hilfe anzunehmen. Tacitus, der römische Historiker, berichtet: ‚Laodizea ist aus den Trümmern auferstanden, aus eigener Kraft und ohne Hilfe von uns.‘“ (Barclay)
  2. Die Gemeinde von Laodizea: Laodizea war auch ein bekanntes Handelszentrum, und einige der dort produzierten Waren wurden in die ganze Welt exportiert. „Es wird häufig angemerkt, dass Laodizea auf drei Dinge stolz war: den finanziellen Reichtum, eine umfangreiche Textilindustrie und eine beliebte Augensalbe, die in die ganze Welt exportiert wurde.“ (Mounce)
  3. Die Gemeinde von Laodizea: Eines ihrer Probleme war eine schlechte Wasserversorgung, wodurch Laodizea anfällig für Angriffe in Form von Belagerungen war. Wenn eine feindliche Armee die Stadt umzingelt hatte, war die Wasserversorgung in der Stadt unzureichend, und der Zufluss, der in die Stadt floss, konnte leicht abgesperrt werden. Daher wollten die Anführer von Laodizea immer lieber mit potenziellen Feinden verhandeln und Kompromisse schließen, anstatt zu kämpfen.
    1. Ihre Hauptwasserversorgung erfolgte über ein etwa 10 Kilometer langes Aquädukt aus den heißen Quellen von Hierapolis. Da das Wasser aus heißen Quellen stammte, kam es unappetitlich lauwarm an.
  4. Die Gemeinde von Laodizea: Die Gemeinde in Laodizea wird von Paulus in Kolosser 2, 1 und 4, 16 erwähnt – und in einem etwas ungünstigen Licht dargestellt.

2. Jesus erklärt der Gemeinde in Laodizea wer er ist

Offenbarung 3, 14b

Offenbarung 3, 14b
Das sagt der »Amen«, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Ursprung der Schöpfung Gottes:

  1. Das sagt der »Amen«: Jesus ist der Amen, der ‚so sei es‘, der ‚es ist vollbracht‘. Wie es in 2. Korinther 1, 20 heißt: „Denn so viele Verheißungen Gottes es gibt — in ihm ist das Ja, und in ihm auch das Amen.“ Jesus ist „die Personifizierung und die Bestätigung der Wahrheit Gottes.“ (Barclay)
  2. Der treue und wahrhaftige Zeuge: Dies ist Jesus, und das war ein Kontrast zu den Menschen aus Laodizea, die sich weder als treu noch als wahrhaftig erwiesen.
  3. Ursprung der Schöpfung Gottes: Der Gedanke, der hinter dem Wort für Ursprung [das altgriechische Wort arche] steht, ist der eines „Herrschers, einer Quelle oder eines Ursprungs“, nicht der eines Ersten in einer fortlaufenden Reihenfolge. Dieser Vers will uns nicht sagen, dass Jesus das erste erschaffene Wesen war, sondern dass er der Herrscher, die Quelle und der Ursprung der gesamten Schöpfung ist. Es geht eher um den ersten hinsichtlich der Bedeutung als um den ersten in der Abfolge.

3. Was Jesus über die Gemeinde von Laodizea weiß

Offenbarung 3, 15-16

Offenbarung 3, 15-16
Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch heiß bist. Ach, dass du kalt oder heiß wärst! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch heiß, werde ich dich ausspeien aus meinem Mund.

  1. Dass du weder kalt noch heiß bist: Dieses Bild der Leidenschaftslosigkeit wurde von den Christen von Laodizea sofort verstanden, denn das Wasser, das sie täglich tranken, war lauwarm. Jesus sagte: „So wie das Wasser, das ihr trinkt, ekelhaft lauwarm ist, so seid ihr lau und weder kalt noch heiß.“ In diesem geistlichen Sinne ist Lauheit ein Bild für Gleichgültigkeit und Kompromisse. Sie versucht, das Mittelmaß zu sein, zu heiß, um kalt zu sein, und zu kalt, um heiß zu sein. Ihr Ansatz, beides zu sein, führt zu nichts – außer zu den Worten: „Ich werde dich aus meinem Mund ausspeien.“
    1. Wollte Jesus damit sagen, dass diese Christen von Natur aus kalt waren, sich aber durch ihr religiöses Gehabe erwärmten? Oder, dass sie von Natur aus heiß waren, aber durch ihre Gleichgültigkeit und ihr Selbstvertrauen abkühlten? Beides ist möglich, aber da er zu seiner Gemeinde sprach, liegt die Betonung auf dem Letzteren.
    2. Hat es je einen größeren Fluch auf Erden gegeben als eine leere Religion? Gibt es eine Seele, die schwerer zu erreichen ist als diejenige, die gerade genug von Jesus hat, um zu glauben, dass sie genug hat? Die Gemeinde von Laodizea ist ein Beispiel für eine solche leere Religion, und Zöllner und Huren waren Jesus gegenüber offener als die Schriftgelehrten und Pharisäer.
    3. Satan will uns auf jede erdenkliche Weise bekommen, aber ihm ist ein lauer Religiöser deutlich lieber als ein kaltherziger Sünder.
  2. Ach, dass du kalt oder heiß wärst: Was Jesus mehr als alles andere an ihnen (und an uns) ändern wollte, ist das trügerische Spiel der Mitte, die versucht, sowohl der Welt als auch Jesus zu gefallen.
    1. Ach, dass du kalt oder heiß wärst weist auch auf einen anderen Aspekt der Leidenschaftslosigkeit hin, es dient nämlich auch als Bild für Nutzlosigkeit. „Heißes Wasser heilt, kaltes Wasser erfrischt, aber lauwarmes Wasser ist für beide Zwecke nutzlos.“ (L. Morris) Es war, als ob Jesus sagte: „Wenn du heiß oder kalt wärst, könnte ich etwas mit dir anfangen. Aber weil du weder das eine noch das andere bist, werde ich nichts tun.“ Der laue Christ hat genug von Jesus, um sein Verlangen nach Religion zu befriedigen, aber nicht genug für das ewige Leben.
    2. Der Dieb am Kreuz war Jesus gegenüber kalt und sah deutlich seine Not. Johannes war Jesus gegenüber heiß und genoss ihre liebevolle Beziehung; aber Judas war lau; er folgte Jesus genug, um als Jünger angesehen zu werden, gab Jesus jedoch nicht sein ganzes Herz.
    3. Letztendlich ist niemand bedauernswerter als der laue Christ. Er hat zu viel von der Welt, um in Jesus glücklich zu sein, aber auch zu viel von Jesus, um in der Welt glücklich zu sein.
    4. Aber wie konnte Jesus sagen: Ach, dass du kalt wärst? Wir wissen, dass es sein innigster Wunsch ist, dass sie heiß sind, in ihnen eine Liebe für Jesus brennt (siehe Offenbarung 3, 19, wo das Wort eifrig mit demselben Wort heiß assoziiert wird). Doch wenn sie schon nicht heiß sein wollten, zog Jesus die Kälte der Lauheit vor. „Der Herr sagt also: ‘Wenn ihr, anstatt lau zu sein, so kalt wärt, dass ihr diese Kälte spüren würdet, dann würdet ihr euer Bedürfnis spüren, und das könnte euch zur wahren Wärme treiben, aber in eurer Lauheit habt ihr jetzt gerade genug, um euch davor zu schützen, dieses Bedürfnis wahrzunehmen.‘“ (Barnhouse)
  3. Lau: Solche Gebete verhöhnen Gott. „O meine Brüder und Schwestern, habt ihr jemals wirklich bedacht, was für eine Beleidigung es für Gott ist, wenn wir mit lauen Gebeten vor ihn treten? Da steht der himmlische Thron der Barmherzigkeit; der Weg dorthin ist mit dem kostbaren Blut Jesu besprengt, und doch kommen wir mit kaltem Herzen dorthin, oder wir nähern uns ihm und lassen dabei unser Herz hinter uns. Wir knien in der Haltung des Gebets nieder, doch wir beten nicht. Wir plappern bestimmte Worte vor uns hin, wir äußern Gedanken, die nicht unseren eigentlichen Wünschen entsprechen, wir täuschen Wünsche vor, die wir nicht haben. Erniedrigen wir damit nicht den Thron der Barmherzigkeit? Wir machen ihn sozusagen zu einem gewöhnlichen Ruheplatz anstatt zu einem schrecklichen Ringkampfplatz, der einmal mit Blut besprengt wurde und oft mit dem Schweiß unseres inbrünstigen Flehens besprengt werden sollte.“ (Spurgeon)
  4. Lau: Solch ein Leben zieht Menschen von Jesus weg. „Nun, lauer Professor, was sehen die Menschen der Welt in Ihnen? Sie sehen einen Mann, der sagt, er kommt in den Himmel, der aber nur im Schneckentempo reist. Der erklärt, er glaube, dass es eine Hölle gibt, doch Augen hat in denen sich keine Tränen befinden und nie versucht, Seelen davon abzuhalten in den Abgrund zu stürzen. Sie sehen vor sich einen, der sich mit ewigen Realitäten auseinandersetzen muss, und doch nur halb wach ist; einen, der erklärt, eine Verwandlung durchgemacht zu haben, die so geheimnisvoll und wunderbar ist, dass sie, wenn es wahr wäre, eine gewaltige Veränderung des äußeren Lebens nach sich ziehen müsste; und doch sehen sie, dass seine Lebensweise der ihren völlig gleicht. Er mag in seinem allgemeinen Verhalten moralisch konsequent sein, aber sie sehen in seinem religiösen Charakter keine Kraft.“ (Spurgeon)
    1. „Der sorglose Weltmensch wird vom lauen Professor in den Schlaf gewiegt, der in dieser Hinsicht für den Sünder die Rolle der Sirenen spielt, indem er ihm liebliche Musik in die Ohren spielt und sogar dabei hilft, ihn zu den Felsen zu locken, wo er vernichtet wird. Geliebte, dies ist eine sehr ernste Angelegenheit. Auf diese Weise wird der Wahrheit ein großer Schaden zugefügt; und Gottes Name und Gottes Ehre werden durch wankelmütige Professoren herabgesetzt. Ich bitte Sie, entweder Ihren Beruf aufzugeben oder ihm treu zu sein. Wenn Sie wirklich Männer Gottes sind, dann dienen Sie ihm mit all Ihrer Kraft; wenn aber Baal Ihr Gott ist, dann dienen Sie ihm. Wenn das Fleisch es wert ist, dass man ihm gefällt, dann dienen Sie dem Fleisch; ist aber Gott der Herr über alles, dann halten Sie sich an ihn.“ (Spurgeon)
  5. Der Name Laodizea bedeutet ‚Herrschaft des Volkes‘. Diese Gemeinde repräsentiert sehr deutlich eine Gemeinde, die von der Mehrheit statt von Gott regiert wird. „Ihr Name bezeichnet sie als die Gemeinde der Volksherrschaft, die demokratische Gemeinde, in der alles durch die allgemeine Meinung, durch Geschrei und Abstimmungen beeinflusst und entschieden wird.“ (Seiss)
    1. Man könnte sogar sagen, dass die hier angesprochene Lauheit die natürliche Tendenz unserer gefallenen Natur ist. „Leider entspricht dieser Zustand der Lauheit so sehr der menschlichen Natur, dass es schwer ist, die Menschen da herauszuholen. Kälte lässt uns schaudern, und große Hitze verursacht Schmerzen, aber ein lauwarmes Bad ist eine wahre Wohltat. Eine solche Temperatur passt zur menschlichen Natur. Mit einer lauen Gemeinde ist die Welt immer im Frieden, und eine solche Gemeinde ist immer mit sich selbst zufrieden.“ (Spurgeon)
  6. Weil du lau bist: In seiner Predigt „An Earnest Warning against Lukewarmness“ (Deutsch: „Eine ernste Warnung vor Lauheit“ – bisher nur auf Englisch erhältlich) beschrieb Spurgeon die laue Gemeinde:
      1. Sie halten Gebetstreffen ab, aber es sind nur wenige anwesend, denn sie bevorzugen ruhige Abende zu Hause.
      2. Wenn mehr Menschen kommen, sind die Treffen immer noch sehr langweilig, denn sie beten sehr bedächtig und haben Angst davor, zu enthusiastisch zu sein.
      3. Sie wollen, dass alles anständig und geordnet abläuft, aber Elan und Eifer gelten als unanständig.
      4. Sie mögen Schulen, Bibelstunden, Predigtsäle und alle möglichen Einrichtungen haben, aber sie könnten genauso gut ohne diese Einrichtungen auskommen, weil sie keine Energie an den Tag legen und nichts Gutes bewirken.
      5. Sie haben Diakone und Älteste, die ausgezeichnete Säulen der Gemeinde wären, wenn die Hauptleistung der Säulen darin bestünde, still zu stehen und keine Regung oder Emotionen zu zeigen.
      6. Der Pastor kommt in der Verkündigung des ewigen Evangeliums nicht sehr weit, und er hat sicherlich kein Feuer in seiner Predigt.
      7. Der Pastor mag ein strahlendes Licht der Redegewandtheit sein, aber er ist sicherlich kein brennendes Licht der Gnade, das die Herzen der Menschen in Brand setzt.
      8. Alles wird halbherzig, lustlos und auf gleichgültige Weise gemacht, als ob es keine große Rolle spielen würde, ob es getan wird oder nicht.
      9. Die Dinge werden anständig gemacht, die reichen Familien werden nicht beleidigt, die Skeptiker werden versöhnt, und die guten Leute werden nicht ganz vor den Kopf gestoßen: Die Dinge werden rundherum nett gemacht.
      10. Die richtigen Dinge werden getan, aber was es bedeutet, sie mit aller Kraft, von ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu tun, davon hat eine Gemeinde, die der in Laodizea gleicht, keine Ahnung.
      11. Sie sind nicht so kalt, dass sie ihre Arbeit oder ihre Gebetstreffen aufgeben oder das Evangelium ablehnen würden.
    1. „Sie sind weder heiß für die Wahrheit, noch heiß auf Bekehrungen, noch heiß auf Heiligkeit, sie sind weder feurig genug, um die Stoppeln der Sünde zu verbrennen, noch eifrig genug, um Satan zu verärgern, noch inbrünstig genug, um sich selbst als ein lebendiges Opfer auf dem Altar ihres Gottes darzubringen. Sie sind ‚weder kalt noch heiß‘.“ (Spurgeon)
  7. Ich werde dich aus meinem Mund ausspeien: Inwiefern befinden sich die Gemeinden im Mund Jesu?
      1. Sie sind in seinem Mund, weil sie sein Wort verbreiten.
      2. Sie sind in seinem Mund, weil er ständig für sie betet.
    1. Es ist in beiden Fällen eine schreckliche Sache aus dem Mund Jesu ausgestoßen zu werden!

4. Was Jesus gegen die Gemeinde von Laodizea hat

Offenbarung 3, 17

Offenbarung 3, 17
Denn du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts! — und du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt.

  1. Du sprichst: Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts: Der Gemeinde in Laodizea fehlte ein Sinn für geistliche Armut. Sie betrachteten ihren geistlichen Zustand und sagten ‚reich‘. Sie schauten noch einmal hin und sagten ‚Überfluss‘. Sie sahen ein drittes Mal hin und sagten: „Uns mangelt es an nichts.“ Sie waren das Gegenteil von dem, worüber Jesus in Matthäus 5, 3 sprach, Glückselig sind die geistlich Armen.
    1. Die Gläubigen aus Laodizea setzten ihr Vertrauen auf ihren materiellen Wohlstand, auf äußerlichen Luxus und auf körperliche Gesundheit. Sie hatten das Gefühl, nichts zu brauchen. „Das Gefühl nichts mehr zu brauchen, ist so tödlich wie die Schläfrigkeit, die einen Frierenden befällt.“ (Newell)
    2. „All dem, wofür Jesus steht, wird durch die sonntagmorgendlichen Bankwärmer, die vorgeben, Christus zu lieben, die ihn Herr nennen, aber nicht seinen Anweisungen folgen, mehr geschadet als von allen Zöllnern und Sündern.“ (Havner)
  2. Und du erkennst nicht, dass du elend und erbärmlich bist, arm, blind und entblößt: Es war nicht so, dass die Gemeinde in Laodizea nicht geistlich arm gewesen wäre – das waren sie durchaus, sie waren nur blind dafür. Jesus schaute auf ihren geistlichen Zustand und sagte: ‚elend‘. Er sah noch einmal hin und sagte: ‚erbärmlich‘. Ein drittes Mal schaute Jesus hin und sagte: ‚arm‘. Er sah noch einmal hin und sagte: ‚blind‘. Ein letztes Mal sah Jesus hin und sah, dass sie geistlich entblößt waren.
    1. Die Stadt Laodizea war berühmt für ihren Reichtum, aber die Christen der Stadt waren geistlich elend, erbärmlich und arm. Laodizea war berühmt für seine heilende Augensalbe, aber die Christen der Stadt waren geistlich blind. Laodizea war berühmt für seine feine Kleidung, aber die Christen der Stadt waren geistlich entblößt.
    2. Die Gegensätze sind schockierend:
      1. Der Unterschied zwischen dem, was sie zu sein glauben und dem, was sie wirklich sind.
      2. Der Unterschied zwischen dem, was sie sehen, und dem, was Jesus sieht.
      3. Der Unterschied zwischen dem Reichtum und Wohlstand ihrer Stadt und ihrem eigenen geistlichen Bankrott.
  3. Du bist: Das war nicht nur die Meinung von Jesus. Sie waren geistlich gesehen tatsächlich elend, erbärmlich, arm, blind und entblößt. Was Jesus in ihnen sah, war wichtiger als das, was sie von sich selbst hielten. Die Gemeinde in Smyrna hielt sich für arm, obwohl sie eigentlich reich war (Offenbarung 2, 9), aber die Gemeinde in Laodizea glaubte, sie sei reich, obwohl sie in Wirklichkeit arm war.
    1. Wir könnten sagen, dass alles mit ihrer geistlichen Blindheit begann. Wenn man blind ist, kann man sich selbst nicht ansehen und feststellen, dass man elend, erbärmlich, arm … und entblößt ist. Eine geistige Finsternis ist schlimmer als der Verlust des Sehvermögens; aber der Verlust des geistlichen Sehvermögens ist noch schlimmer.
    2. „Die Gläubigen aus Laodizea sind typisch für die moderne Welt, die in dem schwelgt, was das menschliche Auge sehen kann. Sie ist völlig unbeeindruckt vom Evangelium und sieht durch den Schleier des Materiellen hindurch nicht die unsichtbaren und wahren ewigen geistlichen Reichtümer.“ (Walvoord)

5. Was Jesus von der Gemeinde von Laodizea erwartet

Offenbarung 3, 18-20

Offenbarung 3, 18-20
Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst, und weiße Kleider, damit du dich bekleidest und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehen kannst! Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße! Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm essen und er mit mir.

  1. Ich rate dir, von mir … zu kaufen: Bei den Bewohnern von Laodizea musste die Veränderung damit beginnen, dass sie ihre geistliche Armut erkannten. Solange wir glauben, dass wir selbst das Bedürfnis nach Reichtum, Kleidung oder Sehkraft befriedigen können, können wir dies niemals von Jesus empfangen. Wir müssen diese Dinge von Jesus erbitten, anstatt uns auf uns selbst zu verlassen, wenn es darum geht, sie zu bekommen.
    1. Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist: Wenn sie von Jesus seinen Reichtum, sein Gold – das schön im Feuer geläutert ist- erhielten, würden sie reich sein.
    2. Weiße Kleider, damit du dich bekleidest: Wenn sie die reinen, gerechten Gewänder von Jesus bekämen, dann wären sie bekleidet, und die Schande ihrer Blöße würde nicht mehr offenbar. Die Kaufleute von Laodizea waren berühmt für ihre glänzende schwarze Wolle, aus der sie schöne Gewänder herstellten. Jesus sagt: „Ich kenne das schöne Schwarz, in das die Welt dich kleiden kann. Aber ich habe weiße Kleider, damit du dich bekleidest.“
    3. Salbe deine Augen mit Augensalbe: Wenn sie die Heilung ihrer geistlichen Sehkraft von Jesus erhalten würden, dann könnten sie sehen.
  2. Von mir kaufen: Wie können wir diese Dinge von Jesus kaufen? Wir erwerben sie nicht durch unsere guten Werke. Stattdessen würde Jesus sagen: „Dieses ganze Denken, dass ihr euch selbst versorgen könntet, muss aufgegeben werden, um diese absolut notwendigen Dinge von mir (Jesus) zu bekommen.“ (Alford)
  3. Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich: Ist eine so scharfe Zurechtweisung ein Zeichen, dass Jesus seine Liebe zu dieser fehlgeleiteten Gemeinde verloren hatte? Ganz und gar nicht. Die große Liebe Jesu kam in seiner Zurechtweisung zum Ausdruck. „Es ist in der Tat Gottes endgültige Strafe, einen Menschen sich selbst zu überlassen.“ (Barclay)
    1. Das Wort für Liebe bei alle, die ich lieb habe, ist nicht Agape, sondern Phileo. Das Herz Jesu für diese Gemeinde ist: „Auch wenn ich dich überführe und züchtige, bin ich doch dein Freund. Ich liebe dich zutiefst als meinen Freund.“
    2. „Über einer Gemeinde, die so tief gesunken ist wie Laodizea, gießt der auferstandene Herr noch immer seine Liebe aus.“ (Barnhouse)
    3. „Das Wort, das hier für ‚Liebe‘ verwendet wird, ist ein sehr bewusst gewähltes Wort; es steht für eine intensive persönliche Zuneigung.“ (Spurgeon)
  4. So sei nun eifrig und tue Buße: Er befahl ihnen, eine Entscheidung zur Umkehr zu treffen und im Eifer fortzufahren. ‚Kehrt um‘, sagte Jesus. „Schaut nicht auf eure eigenen Reichtümer und Ressourcen, denn sie sind eigentlich völlig wertlos. Dreht euch um und schaut zu mir.“
    1. Das altgriechische Wort ‚eifrig‘ stammt aus dem gleichen Wort wie ‚heiß‘ in Offenbarung 3, 16. Da Jesus ihre Lauheit verabscheute, wäre es ihm wirklich lieber gewesen, sie wären heiß vor Eifer und nicht kalt.
    2. „Wenn Du und ich auf unseren Sterbebetten liegen, werden wir, so glaube ich, vor allem unsere Herzenskälte bedauern müssen. Unter den vielen Sünden … wird uns vielleicht diese am schwersten auf dem Herzen und Gewissen liegen: ‚Ich habe nicht so gelebt, wie ich es hätte tun sollen; ich habe mich nicht so ernsthaft für die Sache meines Herrn eingesetzt, wie ich es hätte tun sollen.‘ Dann werden unsere kalten Predigten wie verhüllte Gespenster in schrecklicher Anordnung vor unserem inneren Auge vorbeimarschieren. Dann werden unsere vergeudeten Tage mit scheinbar wehendem Haar auftauchen, als wäre jeder davon eine der sieben Furien, die direkt in unser Herz blicken und uns das Blut in den Adern gerinnen lassen.“ (Spurgeon)
    3. Wir müssen unser ganzes Leben in der Nachfolge Jesu gestalten, nicht nur als Hobby oder eine gelegentliche Aktivität. Dies widerspricht dem heutigen Zeitgeist, der vor langer Zeit von einem berühmten Engländer zum Ausdruck gebracht wurde, als er eine Predigt von G.W.E. Russell las: „Die Dinge haben sich ziemlich drastisch verändert, wenn die Religion in die Privatsphäre eindringen darf.“ (Der englische Staatsmann William Lamb [1779-1848])
    4. Trapp über die Umkehr des Gläubigen: „Wenn Gott diesen Regenbogen in unserem Herzen strahlen sieht, wird er niemals unsere Seele ertränken.“
  5. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an: Jesus überreichte dieser lauwarmen Gemeinde die große Einladung. Er klopfte an ihre Tür und bat um Einlass, um hineinzugehen und mit ihnen zu essen. Diese Worte drückten den Wunsch nach einer herzlichen gemeinsamen Zeit aus. Das geschieht nur, wenn wir auf sein Klopfen reagieren, aber die Verheißung wird allen gegeben: Wenn jemand meine Stimme hört.
    1. Die Vorstellung, dass Jesus vor der Tür steht, gilt gleichermaßen für den Sünder und den Heiligen. Jesus möchte zu uns hineingehen und im Sinne einer tiefen, und sehr, sehr wichtigen Beziehung das Mahl mit uns essen.
    2. Ich stehe vor der Tür: Leider stand Jesus draußen und musste anklopfen, um hereinzukommen. Wenn die Gemeinde in Philadelphia „Die Gemeinde der offenen Tür“ war, dann war Laodizea „Die Gemeinde des ausgeschlossenen Jesus“.
    3. Ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet: Diese Aussage Jesu drückte ein tiefes Geheimnis aus. Warum stand Jesus vor der Tür? Warum hat er geklopft? Warum hat er gewartet, bis jemand die Tür öffnet? Er hatte jedes Recht, die Tür aufzubrechen oder auf andere Weise von sich aus einzutreten, aber er tat es nicht. Der souveräne, allmächtige Jesus erniedrigte sich selbst, um seinen ewigen Plan umzusetzen, indem er um die Mitarbeit des menschlichen Herzens warb.
    4. „Der Besitzer muss die Tür öffnen. Das heißt, er muss von seinem Stolz und seiner Selbstgenügsamkeit, seiner menschlichen Weisheit und seiner feigen Neutralität umkehren.“ (H. Morris)
    5. „Christus steht – wartet lange, an der Herzenstür des Sünders; er klopft an – verwendet das Gericht, sowie die Barmherzigkeit, Zurechtweisung, und Ermahnung, um die Sünder zur Umkehr und zu ihm zu bewegen; er erhebt seine Stimme – ruft laut durch sein Wort, seine Diener und seinen Geist.“ (Clarke)
    6. Jesus kommt an die Tür wie der Liebhaber im Hohelied Salomos. Dies ähnelt – oder ist vielleicht ein Zitat – aus dem Hohelied 5, 2: Da ist die Stimme meines Geliebten, der anklopft! „Tu mir auf, meine Schwester, meine Freundin …
    7. Der Schlüssel zum Öffnen der Tür ist, zuerst seine Stimme zu hören. Wenn wir auf das achten, was Jesus sagt, dann können wir aus unserer eigenen Lauheit gerettet werden und eine ‚eifrige‘ Beziehung mit ihm beginnen.
  6. So werde ich zu ihm hineingehen: Was für ein glorreiches Versprechen! Wenn wir die Tür öffnen, wird er hereinkommen. Er wird nicht klingeln und weglaufen. Er hat versprochen, hereinzukommen und dann mit dem Gläubigen zu essen.
    1. Als Jesus sagte, er werde das Mahl mit ihm essen, sprach er von einer bestimmten Mahlzeit, genannt Deipnon. „Das Deipnon war die Hauptmahlzeit des Tages und war eine gemütliche Angelegenheit, kein überstürzter Imbiss.“ (L. Morris) Dies spricht von Gemeinschaft; von einer Tiefe der Beziehung.
    2. Das Abendessen (Deipnon) war die Hauptmahlzeit des Tages. Dies war die Mahlzeit, bei der man lange saß und redete, denn nun war Zeit, da die Arbeit beendet war … Es ist kein bloßer Höflichkeitsbesuch, der im Vorübergehen erledigt wird, den Jesus Christus uns anbietet. Er sehnt sich danach, hereinzukommen und lange bei uns zu sitzen und so lange zu warten, wie wir es uns von ihm wünschen.“ (Barclay)
    3. Dort will Jesus uns haben, in der Gemeinschaft mit ihm. Alles, was er der Gemeinde von Laodizea bis zu diesem Zeitpunkt gesagt hat, muss im Licht dieser liebevollen Sehnsucht nach Gemeinschaft gesehen werden. „Zurechtweisung und Züchtigung sind keine Zeichen der Ablehnung von Christus, sondern ein Zeichen seiner bleibenden und flehenden Liebe, sogar zu den Lauen und Gleichgültigen.“ (Alford)
  7. Wenn jemand: Beachte, dass Jesus den Ruf an einzelne Menschen gerichtet hat. Er sagte nicht: ‚Wenn irgendeine Gemeinde‘, sondern wenn jemand. „Wir dürfen nicht darüber reden, die Gemeinde in Ordnung zu bringen, wir müssen um Gnade bitten, jeder für sich selbst, denn der Text sagt nicht: ‘Wenn die Gemeinde die Tür öffnet‘, sondern: ‚Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet.‘ Es muss von einzelnen Menschen getan werden: Die Gemeinde wird nur dann gerecht werden, wenn jeder Einzelne gerecht wird.“ (Spurgeon)

6. Eine verheißene Belohnung

Offenbarung 3, 21

Offenbarung 3, 21
Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, so wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.

  1. Wer überwindet: Dass Jesus diese Belohnung sogar den Überwinder in Laodizea verspricht, hat gezeigt, dass wir keine kompromissbereiten und lauwarmen Christen sein müssen. Falls wir das sind, können wir uns ändern und zu einem von den Überwindern werden, von denen Jesus hier spricht.
  2. Dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen: Diejenigen, die den Kampf gegen Gleichgültigkeit, faule Kompromisse und Selbstgerechtigkeit gewinnen, erhalten eine besondere Belohnung. Sie dürfen sich über einen Platz bei dem inthronisierten Jesus freuen (wie auch ich überwunden habe und mich mit meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe).
    1. „Dies ist die schlimmste der sieben Gemeinden, und doch wird ihr das bedeutendste aller Versprechen gemacht. Das zeigt, dass selbst die Schlimmsten Buße tun, letztendlich siegen und sogar den höchsten Zustand der Herrlichkeit erreichen können.“ (Clarke)

7. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die sie hören

Offenbarung 3, 22

Offenbarung 3, 22
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat, der höre: Nur wenige wollen sich mit der Gemeinde von Laodizea identifizieren. Viel lieber möchten wir das mit Blick auf die Gemeinde in Philadelphia tun.
  2. Der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wir müssen hören, was der Heilige Geist hier sagt, denn er spricht zu den Gemeinden – auch zu uns. Möge Gott uns von der selbstgerechten, kompromissbereiten Lauheit befreien, die die Gemeinde in Laodizea kennzeichnete!

D. Die sieben Gemeinden der Offenbarung aus historischer Perspektive

Viele haben versucht, den Kapiteln 2 und 3 der Offenbarung (den Briefen an die sieben Gemeinden Asiens) einen Sinn zu verleihen, indem sie sie als ein einheitliches Ganzes betrachteten. Es ist wichtig, dass Jesus gerade diese sieben Gemeinden als Adressaten auswählte, obwohl es in der Region auch andere Gemeinden gab, an die nicht geschrieben wurde (wie die Gemeinde in Kolossä). Auch sehen einige die Reihenfolge der Briefe als Beweis dafür, dass sie eine umfassende Abhandlung der Kirchengeschichte in der Zeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft Jesu sind.

Es ist interessant festzustellen, dass auch Paulus sich an sieben Gemeinden wandte: Rom, Korinth, Galatien, Ephesus, Kolossä, Philippi und Thessaloniki (einige merken interessanterweise an, dass Jesus auch sieben ‚Reich-Gottes-Gleichnisse‘ an seine Jünger weitergab). Frühe Kommentatoren des Buches der Offenbarung betonten, dass, da sieben die Zahl der Vollendung und Erfüllung ist, Jesus und Paulus an sieben Gemeinden schrieben, dies ein Hinweis darauf ist, dass sie eigentlich zur gesamten Gemeinde und nicht nur zu diesen sieben Gemeinden sprachen. Zu sieben Gemeinden zu sprechen bedeutet, zu der Gemeinde in Vollkommenheit, in Vollendung und Ganzheit zu sprechen. Wie ein Kommentator es ausdrückt: „Alle Gemeinden, die es jemals geben wird, sind in den sieben Gemeinden enthalten.“

Hier ist, was einige darüber sagen, wie sich jeder dieser Abschnitte auf die Kirchengeschichte bezieht:

Henry Morris, The Revelation Record [Der Offenbarungsbericht] geschrieben 1983

„Obwohl es keineswegs das vorherrschende Thema ist, scheinen die sieben Gemeinden gewissermaßen die jeweiligen Stadien der Entwicklung und Veränderung der Gemeinden Christi über die Jahrhunderte hinweg darzustellen. In der Geschichte hat sich in der Tat eine solche allgemeine Entwicklung im Laufe der Jahre gezeigt … Er ist in seiner Auswahl nicht willkürlich. Die Reihenfolge der sieben Gemeinden muss, ebenso wie die Gesamtanzahl der Gemeinden, eine gewisse Bedeutung haben.“

Folgende Zusammenstellung stammt von Seite 66 des Revelation Record (engl. Ausgabe):

Gemeinde

Periode in der Kirchengeschichte

Datierung

Ephesus

Apostolisches Zeitalter

bis 100 n. Chr.

Smyrna

Zeit der Verfolgung

100 bis 313 n. Chr.

Pergamon

Zeit der Staatsreligion

313 bis 590

Thyatira

Zeitalter des Papsttums

590 bis 1517

Sardes

Reformation

1517 bis 1730

Philadelphia

Missionarisches Zeitalter

1730 bis 1900

Laodizea

Zeitalter der Abkehr vom Glauben

1900 bis ?

Joseph Seiss, The Apocalypse [Die Apokalypse] geschrieben 1900

Epheser: Wärme, Liebe und Einsatz im Dienst für Christus; Abtrünnigkeit, die mit einer allmählichen Abkühlung der Liebe, falschen Bekenntnissen und Unterscheidungen zwischen Klerus und Laien beginnt.

Smyrna: Ein kostbares Martyrium, aber ein Fortschreiten von Unterscheidungen zwischen Klerus und Laien und judaisierenden Tendenzen, mit einer zunehmenden Abkehr von der Einfachheit des Evangeliums.

Pergamon: Der wahre Glaube verschwindet immer mehr; der Klerikalismus wird systematisiert, die Vereinigung mit der Welt.

Thyatira: Purpur und Herrlichkeit für das korrupte Priestertum; falsche Propheten an der Macht zu einer Zeit, in der die Wahrheit gegen die Finsternis eingetauscht wurde (bis zur Reformation).

Sardes: Trennung und Rückkehr zur Herrschaft Christi; viele große Namen, aber auch Stillstand und Lethargie (protestantische Jahrhunderte).

Philadelphia: Stärkeres Festhalten am Wort Jesu, mehr Brüderlichkeit unter den Christen (moderne evangelikale Bewegung des 19. Jahrhunderts).

Seiss beschreibt die Gemeinde in Laodizea nach diesem Muster kaum, weil er der Ansicht war, dass sie zu seiner Zeit (1900) noch nicht so richtig auf der Bildfläche erschienen war.

Clarence Larkin, The Greatest Book on Dispensational Truth in the World [Das größte Buch über die Dispensationswahrheit in der Welt] 1918

Ephesus: 70 bis 170 n. Chr. – ‚Eine abtrünnige Gemeinde.‘

Smyrna: 170 bis 312 – ‚Eine verfolgte Gemeinde.‘

Pergamon: 312 bis 606 – ‚Eine zügellose Gemeinde.‘

Thyatira: 606 bis 1520 – ‚Eine lasche Gemeinde.‘

Sardes: 1520 bis 1750 – ‚Eine tote Gemeinde.‘

Philadelphia: 1750 bis 1900 – ‚Eine begünstigte Gemeinde.‘

Laodizea: 1900 bis zum Ende – ‚Eine lauwarme Gemeinde.‘

Taylor Bunch, The Seven Epistles of Christ [Die sieben Sendschreiben Christi] 1947

Ephesus: „Die allgemeine Gemeinde zur Zeit der Apostel oder im ersten Jahrhundert des Christentums.“

Smyrna: Zweites und drittes Jahrhundert; „das Zeitalter des Märtyrertums, als heidnische römische Kaiser versuchten, das Christentum mit der Gewalt des Schwertes zu zerstören.“

Pergamon: 250 Jahre lang (von Kaiser Konstantin bis Kaiser Justinian) „erhielt die Gemeinde königliche Macht und Autorität durch ein Bündnis, gewissermaßen eine Heirat, mit dem Staat.“

Thyatira: 538 bis 1520; die korrupte, politische Kirche des Mittelalters.

Sardes: 1520 bis Mitte 18. Jhd. („umfasst aber zweifellos die gesamte Geschichte des Protestantismus bis zum Ende des Zeitalters des Evangeliums“)); die Gemeinde der Reformation und ein nicht vollendetes Werk.

Philadelphia: Von Mitte des 18. Jhd. bis zur Gegenwart; die Gemeinde der Erweckungen des 18. und 19. Jhd., weltweite Missionsbewegungen und eine erneute Erwartung der Rückkehr Jesu.

Laodizea: Mitte 19. Jhd. bis zum Ende des christlichen Zeitalters; „ein trauriger Kommentar zum modernen Christentum.“

Chuck Smith, What the World is Coming To [Was auf die Welt zukommt]

Ephesus: Die frühe Gemeinde bis zum Tod von Johannes

Smyrna: 2.bis 4. Jhd.; Verfolgung seitens der Römer.

Pergamon: Ab 316 „Entwicklung des Staatskirchen-Systems unter Konstantin“

Thyatira: Die unbußfertige, untreue Gemeinde, die dazu bestimmt ist, durch die große Trübsal hindurchzugehen.

Sardes: Toter Protestantismus

Philadelphia: Die treue Gemeinde der letzten Tage.

Laodizea: Die abtrünnige Gemeinde der letzten Tage.

Evaluierung dieser Interpretationen

Diese historische Herangehensweise an die sieben Gemeinden der Offenbarung ist nützlich, wenn diese Perioden als breite, unpräzise Beschreibungen der Kirchengeschichte betrachtet werden, die großzügige Zeiträume der Überschneidung zulassen. Zum Beispiel scheint es, dass die letzten vier Gemeinden bis zur Wiederkunft Jesu bestehen bleiben werden (siehe Offenbarung 2, 25; 3, 3; 3, 11 und 3, 20). Sofern man diese sieben Briefe als Beschreibung des kirchengeschichtlichen Ablaufs akzeptiert, muss man sie nicht unbedingt als festgelegte, streng aufeinanderfolgende Zeitalter betrachten.

Es ist gut zu bedenken, dass, falls diese Briefe eine Prophezeiung für den Verlauf der Kirchengeschichte sind, dies ihre zweitrangige Bedeutung ist. In erster Linie wurden die Briefe an reale, bestehende Gemeinden des ersten Jahrhunderts geschrieben und an „alle, die ein Ohr haben zu hören“, wie Henry Morris sagt.

„Da Christus nichts direkt sagt – oder auch nur andeutet, was eine solche (prophetische) Auslegung nach sich zieht, kann ein wortgetreuer Ansatz beim Studium der Offenbarung nicht viel Gewicht haben.“

Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass in jedem Zeitalter mehrere Merkmale von allen sieben Gemeinden auftraten. Obwohl die in diesen Sendschreiben angesprochenen Zustände für bestimmte historische Perioden charakteristisch sind, können wir niemals sagen, ‚nur ein Sendschreiben‘ gelte nur für uns oder unsere Zeit. Joseph Seiss formuliert das treffend:

„Es gibt protestantische Päpste und päpstliche Protestanten; sektiererische Antisektierer und Gemeindemitglieder, die nicht das Bedürfnis haben, ihre Gemeinde zu spalten; Heilige inmitten eines Übermaßes an Abtrünnigkeit und Glaubensabfall und Unheilige inmitten des ernsthaftesten und aktivsten Glaubens; Licht an dunklen Orten und Dunkelheit inmitten von Licht.“

Wir müssen hören, was der Geist den Gemeinden (im Plural), und nicht nur einer Gemeinde sagt.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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