Offenbarung 16 – Die Schalengerichte

A. Schalen die sich gegen Naturphänomene richten

1. Eine Stimme aus dem Tempel

Offenbarung 16, 1

Offenbarung 16, 1
Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Geht hin und gießt die Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde!

  1. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel: Da niemand den Tempel betreten konnte (Offenbarung 15, 8), muss diese laute Stimme aus dem Tempel Gott selbst sein, der persönlich das schreckliche Schalengericht eröffnet.
  2. Geht hin und gießt die Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde: Diese Schalen des Gerichts sind das dritte Wehe, das in Offenbarung 11, 14 beschrieben wird. Weil sie als der Zorn Gottes beschrieben werden, sind sie sowohl Züchtigungen (mit dem Zweck, zur Buße zu führen) als auch Strafgerichte (mit dem Zweck, Gerechtigkeit walten zu lassen).
    1. Daher stellen wir uns gewöhnlich vor, dass sie am Ende des Zeitraums von sieben Jahren, also unmittelbar vor der Wiederkunft Jesu eintreten.
    2. Bilder vom Auszug Israels aus Ägypten sind in den Schalengerichten zahlreich vertreten. Zur Zeit von Mose schickte Gott Plagen über Ägypten, darunter waren auch Plagen mit Geschwüren (2. Mose 9, 8-12), Wasser, das zu Blut wurde (2. Mose 7, 14-25), und Finsternis (2. Mose 10, 21-29).
    3. Sind die in diesem Kapitel beschriebenen Plagen symbolisch zu verstehen? Vielleicht können wir uns nicht vorstellen, was diese Worte alles umfassen. Gottes Gericht über diese Welt wird jedoch kein symbolisches Gericht sein. Wir sollten uns daran erinnern, dass die Realität hinter einem Symbol immer realer – und in diesem Fall folglich schrecklicher – ist, als das Symbol
  3. Auf die Erde: Diejenigen, die glauben, dass das Buch der Offenbarung bereits in der Vergangenheit erfüllt wurde, tun sich mit diesem Vers schwer. In Pooles Kommentar zeigen seine Vorschläge, was die Erde bedeuten könnte, wie schwierig es ist, der Offenbarung auf diese Weise einen Sinn zu verleihen.
      1. Poole sagt, die Erde könnte für einige Teile der Erde stehen.
      2. Poole sagt, die Erde könnte für das gewöhnliche Volk stehen.
      3. Poole sagt, die Erde könnte für das Römische Reich stehen.
      4. Poole sagt, die Erde könnte für den römisch-katholischen Klerus stehen.
    1. Der Punkt ist klar. Wenn ‚Erde‘ nicht ‚Erde‘ bedeutet, dann kann niemand sagen, was es bedeutet, und Gott hätte diesen Abschnitt in seinem Wort genauso gut unerwähnt lassen können.

2. Die erste Schale: ein böses und schmerzhaftes Geschwür

Offenbarung 16, 2

Offenbarung 16, 2
Und der erste ging hin und goss seine Schale aus auf die Erde; da entstand ein böses und schmerzhaftes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.

  1. Da entstand ein böses und schmerzhaftes Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten: Diejenigen, die das Tier anbeteten und sein Malzeichen empfingen, sind nun von Gott mit schmerzhaften Wunden gezeichnet.

3. Die zweite Schale: Das Meer verwandelt sich in Blut

Offenbarung 16, 3

Offenbarung 16, 3
Und der zweite Engel goss seine Schale aus in das Meer, und es wurde zu Blut wie von einem Toten, und alle lebendigen Wesen starben im Meer.

  1. Das Meer … wurde zu Blut: In Offenbarung 8, 8-9 wird eine partielle Verunreinigung des Meeres beschrieben. Hier wird die Verseuchung vollständig gemacht (alle lebendigen Wesen starben im Meer).
  2. Blut wie von einem Toten: Das Meer wird nicht unbedingt zu Blut, sondern wie das Blut eines Toten. Es wird vom Aussehen und vom widerwärtigen Charakter her, dem Blut in einem toten Körper entsprechen.

4. Die dritte Schale: Verschmutzte Süßgewässer

Offenbarung 16, 4

Offenbarung 16, 4
Und der dritte Engel goss seine Schale aus in die Flüsse und in die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut.

  1. Die Flüsse und in die Wasserquellen, und sie wurden zu Blut: Diese vollständige Verseuchung steht im Gegensatz zu der in Offenbarung 8, 10-11 dargestellten partiellen (ein Drittel) Verunreinigung des Süßwassers.
  2. Sie wurden zu Blut: Wenn diese Gerichte kommen, muss die Zeit bis zur Wiederkunft Jesu sehr kurz sein. Bei einer solchen ökologischen Katastrophe kann die Menschheit nicht lange überleben.
    1. „Sie dürsteten nach Blut und massakrierten die Heiligen Gottes; und jetzt haben sie Blut zu trinken bekommen!“ (Clarke)

5. Die Gerechtigkeit von Gottes Gerichten

Offenbarung 16, 5-7

Offenbarung 16, 5-7
Und ich hörte den Engel der Gewässer sagen: Gerecht bist du, o Herr, der du bist und warst und der Heilige bist, dass du so gerichtet hast! Denn das Blut der Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; denn sie verdienen es! Und ich hörte einen anderen vom Altar her sagen: Ja, o Herr, Gott, du Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte!

  1. Gerecht bist du … Denn das Blut der Heiligen und Propheten haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben: Es ist absolut angemessen, dass diejenigen, die sich beim Vergießen des Blutes der Heiligen erfreuten, nun gezwungen werden, Blut zu trinken. Sie haben das Lebendige Wasser abgelehnt, und nun wird ihnen der Tod zu trinken gegeben.
  2. Gerecht bist du, o Herr: Auch inmitten des Gerichts ist es richtig, dass der Engel dies sagt. Gottes Gerechtigkeit ist nicht nur gerecht, sie ist auch rein und angemessen. Es gibt bei Gott keine ‚Selbstjustiz‘.
  3. Ich hörte einen anderen vom Altar her sagen: Diese Stimme ist entweder ein Engel, der vom Altar her spricht, oder der personifizierte Altar, der das gemeinsame Zeugnis der Märtyrer (Offenbarung 6, 9) und die Gebete der Heiligen (Offenbarung 8, 3-5) darstellt.
    1. Dieser sprechende Altar ist vielleicht Gottes Altar – das Kreuz, an dem sein größtes Opfer gebracht wurde und das hier von seinem gerechten Gericht zeugt, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Zukunft. Dies ist der Altar, an dem Gott in seiner Liebe einen Ausweg anbot, damit die Menschen diesen Gerichten entgehen können.

6. Die vierte Schale: Die Sonne versengt die Menschen

Offenbarung 16, 8-9

Offenbarung 16, 8-9
Und der vierte Engel goss seine Schale aus auf die Sonne; und ihr wurde gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und sie lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und sie taten nicht Buße, um ihm die Ehre zu geben.

  1. Die Sonne; und ihr wurde gegeben, die Menschen mit Feuer zu versengen: Was normalerweise als selbstverständlicher Segen betrachtet wird – die Wärme der strahlenden Sonne – ist jetzt ein Fluch.
  2. Sie taten nicht Buße, um ihm die Ehre zu geben: Die Tatsache, dass die Menschen es nicht geschafft haben, mit Umkehr zu reagieren, zeigt, dass weder das Bewusstsein, dass es ein Gericht geben wird, noch die praktische Erfahrung seiner Auswirkungen den sündigen Zustand des Menschen ändern wird. Diejenigen, die nicht durch Gnade gewonnen werden, werden niemals gewonnen.
    1. „Das Wunschdenken mancher, dass die Menschen Buße täten, wenn sie nur die Macht und das gerechte Gericht Gottes erkennen würden, wird durch die häufige Erwähnung der Härte des menschlichen Herzens angesichts der strengsten und offenkundigsten göttlichen Formen der Züchtigung in diesem Kapitel erschüttert.“ (Walvoord)

B. Schalen, die gegen das Tier und seine Regierung gerichtet sind

1. Fünfte Schale: eine Plage der Finsternis

Offenbarung 16, 10-11

Offenbarung 16, 10-11
Und der fünfte Engel goss seine Schale aus auf den Thron des Tieres, und dessen Reich wurde verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz, und sie lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und wegen ihrer Geschwüre, und sie taten nicht Buße von ihren Werken.

  1. Dessen Reich wurde verfinstert: Manche sehen darin eine symbolische Finsternis. Caird nannte die letzten drei Plagen eine „Triade der politischen Katastrophe“ – bestehend aus einer inneren Anarchie, einer Invasion und einem irreparablen Zusammenbruch.
    1. Aber es ist nicht notwendig, diese Finsternis als symbolische politische Finsternis zu sehen. Die neunte Plage über Ägypten war eine buchstäbliche Dunkelheit mit spirituellen Untertönen. Man konnte sie, wie in 2. Mose 10, 21-22 beschrieben, fühlen.
  2. Sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz: Die Finsternis der fünften Schale ist eine Vorschau auf die Hölle selbst, die von Jesus als die äußerste Finsternis beschrieben wird (Matthäus 25, 30). Diejenigen, die unter dem Gericht dieser fünften Schale stehen, stehen sozusagen am Ufer des Feuersees.
  3. Und sie taten nicht Buße von ihren Werken: Im sündigen Zustand des Menschen verstärkt er seine Sünde wenn er mit Gottes Gericht konfrontiert wird, also genau dann, wenn er seine Sünde aufgeben sollte.
    1. „Das Gericht kann eine fleischliche Buße hervorbringen – eine Buße, die fleischlich und nach der Art der sündigen Natur des Menschen ist. Bei dieser Buße bleibt die Verdorbenheit des Herzens im Wesentlichen unverändert bestehen, obwohl sie eine andere Form der Selbstdarstellung annimmt. Obwohl sich der Mensch verändert, genügt das Ausmaß nicht, um ihn zu retten: Er wird ein anderer Mensch, aber kein neuer Mensch. In ihm herrscht dieselbe Sünde, aber sie wird mit einem anderen Namen genannt und trägt ein anderes Kleid. Der Stein wird in eine ansehnlichere Form gemeißelt, aber er wird nicht in Fleisch verwandelt. Das Eisen wird in ein anderes Bild gegossen, aber es wird nicht in Gold verwandelt. Diese fleischliche Buße wird durch Furcht verursacht. Bereut nicht jeder Dieb einen Raubüberfall, wenn er verurteilt und ins Gefängnis gebracht wird? Bereut nicht jeder Mörder sein Verbrechen, wenn er unter dem todbringenden Baum steht?“ (Spurgeon)
    2. „Das ist echte Buße, wenn ein Mensch der Gerechtigkeit Gottes die Ehre gibt, obwohl sie ihn verurteilt. O mein Zuhörer, tust du also Buße? Ist Sünde wirklich Sünde für dich? Hast du die Wüste der Hölle vor Augen? Wenn nicht, musst du für deine Reue Buße tun.“ (Spurgeon)

2. Die sechste Schale: Armeen werden für eine große Schlacht versammelt

Offenbarung 16, 12-16

Offenbarung 16, 12-16
Und der sechste Engel goss seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser vertrocknete, damit den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet würde. Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen. Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun und ausgehen zu den Königen der Erde und des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes, des Allmächtigen. — Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht entblößt einhergeht und man seine Schande sieht! — Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon heißt.

  1. Der große Strom Euphrat: Die Römer betrachteten den Euphrat als ein sicheres Hindernis gegen Überfälle aus den Reichen des Ostens. Zu jener Zeit war er etwa 2.900 Kilometer lang und zwischen 275 und 1.100 Metern breit.
  2. Sein Wasser vertrocknete, damit den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet würde: Als der Euphrat ausgetrocknet war und eine Straße gebildet hatte, konnten gewaltige Armeen aus dem Osten (Nationen wie China, Indien und Japan) mit Leichtigkeit nach Westen ziehen.
    1. Einige spekulieren darüber, warum diese Armeen des Ostens nach Westen kommen. Einige meinen, es sei um Israel auszulöschen oder um gegen einen in Europa ansässigen Herrscher über die Welt (den Antichristen) zu rebellieren. Letzten Endes kommen sie, um gegen Gott und seinen Messias zu kämpfen (Psalm 2).
  3. Ich sah aus dem Maul des Drachen … drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen: Die Geister haben die Gestalt von Fröschen. Das alte jüdische Volk betrachtete Frösche als unrein und abstoßend, aber die Ägypter verehrten eine Froschgöttin.
    1. „Wir können die Ähnlichkeit nur durch die Unreinheit und das hartnäckige Geräusch des Frosches erklären.“ (Alford)
    2. „Christus trieb unreine Geister aus, aber seine Feinde senden sie aus.“ (Swete)
    3. Die Frösche sind „eine vernichtende Karikatur vom Versagen des Bösen. Das, was die Menschen am meisten fürchten, weil es mächtig und auf ewig verwurzelt zu sein scheint, wird am Ende nur zu einer lächerlichen Ausgeburt kränklicher Geschöpfe der Nacht.“ (Love)
    4. Diese Dämonen sind wie der verlogene Geist, der Ahab in die Schlacht führte (1. Könige 22, 19-23).
  4. Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun: Wiederum werden Zeichen und Wunder von Dämonen als Werkzeuge der Täuschung benutzt. Der falsche Prophet hier ist das zweite Tier aus Offenbarung 13.
  5. Um sie zum Kampf zu versammeln: Hier kämpft nicht eine Nation gegen eine andere, sondern die Nationen gegen Gott (Psalm 2, 2). Dies ist eine von drei wichtigen Schlachten, die in den biblischen Prophezeiungen erwähnt werden.
    1. Die Schlacht von Gog, Magog und ihre Verbündeten ziehen gegen Israel herauf (Hesekiel 38 und 39).
    2. Die Schlacht von Harmageddon, in der der Antichrist das Weltsystem gegen den wiederkehrenden Jesus anführt (Offenbarung 17, 12-16; 17, 14; 19, 19).
    3. Die letzte Schlacht, wenn Satan und seine Verbündeten nach dem Jahrtausendwechsel Krieg gegen Gott führen (Offenbarung 20, 7-10).
  6. Jener große Tag Gottes, des Allmächtigen: Der Sieger dieser Schlacht ist offensichtlich. Es ist der große Tag Gottes, nicht der große Tag des Menschen, nicht der große Tag des Antichristen, nicht der große Tag des Drachen.
  7. Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht entblößt einhergeht und man seine Schande sieht: Inmitten der Beschreibung der kommenden Schlacht gibt es eine Warnung, sich angesichts des sicheren Sieges Jesu vorzubereiten.
    1. Kleider sind Bilder einer geistlichen und praktischen Rechtschaffenheit. Uns wird die Gerechtigkeit Jesu als Gewand gegeben (Galater 3, 27), aber wir sind auch dazu aufgerufen, das Wesen Jesu im Sinne praktischer Heiligkeit ‚anzuziehen‘ (Epheser 4, 20-24). Vor allem dürfen wir nicht ‚nackt‘ sein – d.h. ohne Bedeckung oder mit notdürftig selbstgemachten Schurzen wie Adam und Eva (1. Mose 3, 7), die vor Gott wie schmutzige Lumpen sind (Jesaja 64, 5).
  8. Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon heißt: Diese große Schlacht findet an einem Ort namens Harmageddon (Har-Megiddo) statt.
    1. Diejenigen, die glauben, dass das Buch der Offenbarung bereits in der Geschichte erfüllt ist, haben es schwer mit diesem Kampf. „Manche sagen, [Harmageddon] sei das große Tal des Mississippi. Vor einigen Jahren sagten einige, es sei Sewastopol oder die Krim. Andere meinen, es sei Frankreich. Viele andere wiederum halten es bloß für einen idealen Ort, für eine ideale Versammlung, die in Wirklichkeit gar nicht existiert. Zu solch wilden, widersprüchlichen und sich gegenseitig zerstörenden Vorstellungen werden Menschen getrieben, sobald sie vom Buchstaben dessen abweichen, was geschrieben steht.“ (Seiss)
    2. Da es keinen spezifischen Berg (Har) Megiddo gibt (Megiddo ist eigentlich ein Tal), sehen viele darin einen symbolischen Berg oder Hügel der Schlacht. Aber Seiss hat Recht: „Ob wir es als Berg oder Tal betrachten, ist völlig egal, denn der Berg und das Tal werden als eins gezählt, sie gehören zusammen.“
    3. Megiddo liegt in einer Region, die häufig mit Entscheidungsschlachten in Verbindung gebracht wird: Debora gegen Sisera (Richter 5, 19); Gideon gegen die Midianiter (Richter 7); der Pharao gegen Josia (2. Könige 23, 29; 2. Chronik 35, 22). Es ist auch ein Ort der Trauer der Endzeit (Sacharja 12, 11).
    4. Das riesige Tal von Megiddo hat im Laufe der Jahrhunderte gewaltige Schlachten erlebt. In der Region, wurden in der Zeit von 1468 v. Chr. (mit Pharao Tuthmosis III.) bis 1917 (mit dem Briten Lord Allenby) über 200 Schlachten geschlagen.
    5. Am besten ist es, den Ort so wörtlich zu nehmen, wie die Region von Megiddo und das Tal von Esdraelon. In Offenbarung 16, 14; 17, 14 und 19, 19 wird eine organisierte Schlacht beschrieben, die irgendwo ihr Zentrum haben muss, auch wenn sie sich viel weiter erstreckt.
    6. „Aber was ist die Schlacht von Harmageddon? Wie lächerlich sind die Vermutungen der Menschen zu diesem Punkt gewesen! In den letzten zwanzig Jahren wurde diese Schlacht an verschiedenen Orten geschlagen, wie unsere blinden Seher und selbstinspirierten Propheten behaupten! Einst war es Austerlitz, dann Moskau, ein andermal Leipzig, und jetzt Waterloo! Und so haben sie weitergemacht und werden weitermachen, verwirren und verwirrt werden.“ (Clarke)

3. Die siebte Schale: die endgültigen Gerichte

Offenbarung 16, 17-21

Offenbarung 16, 17-21
Und der siebte Engel goss seine Schale aus in die Luft; und es ging eine laute Stimme aus vom Tempel des Himmels, vom Thron her, die sprach: Es ist geschehen! Und es geschahen Stimmen und Donner und Blitze, und ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden, ein solch gewaltiges und großes Erdbeben. Und die große Stadt wurde in drei Teile [zerrissen], und die Städte der Heidenvölker fielen, und Babylon, der Großen, wurde vor Gott gedacht, damit er ihr den Becher des Glutweines seines Zornes gebe. Und jede Insel entfloh, und es waren keine Berge mehr zu finden. Und ein großer Hagel mit zentnerschweren Steinen kam aus dem Himmel auf die Menschen herab, und die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels, weil seine Plage sehr groß war.

  1. Es ist geschehen: Diese Ankündigung, die vom Thron selbst kommt, sagt uns, dass es keine weitere Verzögerung geben wird. In seiner Barmherzigkeit hat Gott diese Szene so lange aufgeschoben, wie es ihm möglich war. Auf die Siegel folgten die Posaunen; auf die Posaunen folgten die Schalen; aber danach wird es keine Gerichte mehr auf der Erde geben – es ist geschehen (im Sinne von vollbracht, erledigt).
  2. Goss seine Schale aus in die Luft: Aufgrund der Tatsache, dass die Schale in die Luft ausgegossen wird, kann es sich um ein Gericht gegen den Fürsten, der in der Luft herrscht (Epheser 2, 2) und seine Verbündeten handeln.
  3. Ein großes Erdbeben geschah, wie es dergleichen noch nie gegeben hat, seit es Menschen gab auf Erden: In diesen Endgerichten erschüttert Gott die Erde mit einem gewaltigen Erdbeben. Das Gleiche wird in Hebräer 12, 26 verheißen: Jetzt aber hat er eine Verheißung gegeben, indem er spricht: „Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.“ Doch was nicht erschüttert werden kann, wird bleiben.
  4. Babylon, der Großen, wurde vor Gott gedacht, damit er ihr den Becher des Glutweines seines Zornes gebe: Der Fall Babylons (der großen Stadt) wird in Offenbarung 17 und 18 ausführlicher beschrieben. Hier genügt es zu sagen, dass Gott ihr den Becher des Glutweines (das altgriechische Wort thymos, das einen leidenschaftlichen Zornausbruch beschreibt) seines Zornes (das altgriechische Wort orge, das einen stehenden Zustand des Zornes beschreibt) gibt.
    1. „Die Kombination von Thymos und Orge bedeutet die stärkste Art der Ausgießung des göttlichen Gerichts.“ (Walvoord)
  5. Großer Hagel mit zentnerschweren Steinen kam aus dem Himmel auf die Menschen herab: Es fallen riesige Hagelkörner, die bis zu 45 Kilogramm wiegen herab. Die Menschen reagierten darauf in völliger, unbußfertiger Verdorbenheit (die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagels).
    1. Der Hagel ist häufig ein Werkzeug des Gerichts gegen Gottes Feinde, wie man es an Ägypten (2. Mose 9, 24), den Kanaanitern (Josua 10, 11), dem abtrünnigen Israel (Jesaja 28, 2) und Gog und Magog (Hesekiel 38, 22) sieht.
    2. In jedem dieser Fälle fällt Hagel als Werkzeug des Gerichts, nicht als korrigierende Strafe für Gottes eigene Kinder vom Himmel herab.
    3. Trotz all ihres Leidens werden viele immer noch nicht Buße tun. „Ich habe erlebt, dass Menschen sagen: ‚Wenn es mir schlecht ginge, würde ich mich vielleicht bekehren lassen. Wenn ich krank wäre, würde ich vielleicht die Rettung annehmen‘. Oh, das glaube ich nicht. Krankheit und Sorgen sind an sich keine Hilfe zur Erlösung. Schmerz und Armut sind keine Evangelisten; Krankheit und Verzweiflung sind keine Apostel. Schau Dir die Verlorenen in der Hölle an. Das Leiden hat nichts Gutes in ihnen bewirkt. Wer hier schmutzig war, ist dort schmutzig. Wer in diesem Leben ungerecht war, der ist im kommenden Leben ungerecht. Kein Aspekt von Schmerz und Leid führt durch sein eigenes natürliches Wirken zur Läuterung.“ (Spurgeon)

4. Man könnte sagen, dass Offenbarung 16 ein ‚großes‘ Kapitel ist

  1. Es beschreibt großes Übel: eine große Stadt, das große Babylon (Offenbarung 16, 19).
  2. Sie beschreibt große Werkzeuge des Gerichts: große Hitze (Offenbarung 16, 9), einen großen ausgetrockneten Strom (Offenbarung 16, 12), ein großes Erdbeben (Offenbarung 16, 18), großen Hagel und große Plagen (Offenbarung 16, 21).
  3. Es beschreibt einen großen Gott: Seine große Stimme (laut ist dasselbe griechische Wort für groß; Offenbarung 16, 1; 16, 17) und seinen großen Tag des Sieges (Offenbarung 1)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

Pin It on Pinterest