Philipper 1 – Die Liebe und Sorge von Paulus für die Philipper

A. Gruß und Gebet für die Philipper

1. Anschrift und Gruß

Philipper 1, 1-2

Philipper 1, 1-2
Paulus und Timotheus, Knechte Jesu Christi, an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind, samt den Aufsehern und Diakonen: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  1. Paulus und Timotheus: Der Apostel Paulus schrieb diesen Brief an seine vertrauten Freunde, die Christen in Philippi, als er in Rom unter Arrest stand, wie es am Ende der Apostelgeschichte beschrieben wird (Apostelgeschichte 28, 30-21), während er darauf wartete, vor dem Kaiser vor Gericht zu erscheinen (ca. im Jahr 61 n. Chr.).
  2. An alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind: Paulus hatte die Gemeinde in Philippi etwa elf Jahre, bevor er diesen Brief während seiner zweiten Missionsreise schrieb, gegründet (Apostelgeschichte 16, 11-40). Sie war die erste Gemeinde, die in Europa gegründet wurde.
  3. An alle: Paulus wendet sich in diesem Brief an drei Gruppen.
      1. Alle Heiligen in Christus Jesus: Dies richtet sich an alle Christen in Philippi. Alle Christen sind Heilige, aber nur in Christus Jesus.
      2. Aufseher: Hier waren allgemein die Christen gemeint, welche als Leiter Verantwortung übernahmen. Das altgriechische Wort (episkopos/Bischof) bedeutete Aufseher und wurde für Leiterschaft im Allgemeinen verwendet, bevor es im Lauf der Zeit in einigen christlichen Traditionen ein spezielles Amt bezeichnete.
      3. Diakone: Diejenigen, die in ihrer Gemeinde in einem offiziellen Dienst standen.
  4. Gnade sei mit euch und Friede: Paulus wünscht in seinem Gruß üblicherweise Gnade und Frieden, während er gleichzeitig anerkennt, dass uns Gnade und Frieden nur von Gott, unserem Vater, und durch seinen Sohn zuteilwerden können.

2. Paulus dankt Gott für die Christen in Philippi

Philipper 1, 3-6

Philipper 1, 3-6
Ich danke meinem Gott, sooft ich an euch gedenke, indem ich allezeit, in jedem meiner Gebete für euch alle mit Freuden Fürbitte tue, wegen eurer Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt, weil ich davon überzeugt bin, dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.

  1. Ich danke meinem Gott, sooft ich an euch gedenke: Paulus erinnerte sich an alles, was die Philipper für ihn getan hatten, und war dafür sehr dankbar. Während er einerseits den Philippern gegenüber dankbar war, war er andererseits noch mehr Gott gegenüber dankbar, der ihm durch die Philipper solch eine Güte hatte zuteilwerden lassen.
    1. Die Philipper waren überaus freigiebig gegenüber Paulus, sowohl wenn er bei ihnen war (Apostelgeschichte 16, 15 und 32-34) als auch wenn er von ihnen getrennt war (2. Korinther 8, 1-7; 9, 1-4; 11, 9).
  2. Gebete für euch alle: Paulus betete für die Philipper voller Freude. So konnte Paulus sich den Philippern für alles, was sie für ihn taten, erkenntlich zeigen.
    1. Man könnte einfach sagen, dass es Paulus glücklich gemacht hat, für die Philipper zu beten. Bemerkenswerterweise nennt Paulus bei der ersten Erwähnung seiner eigenen Gefühle bzw. seines Gemütszustandes in diesem Brief die Freude, obwohl er aus dem Gefängnis schrieb und die Möglichkeit bestand, dass er bald hingerichtet werden würde.
    2. „Es ist eine herrliche Offenbarung davon, wie das Leben in Gemeinschaft mit Christus über alle widrigen Umstände triumphiert. Dieser Triumph besteht nicht in stoischer Gleichgültigkeit. Er ist vielmehr die Anerkennung der Tatsache, dass unter der Herrschaft des Herrn alle scheinbar widrigen Umstände zu Verbündeten der Seele und Dienern des Sieges gemacht werden.“ (Morgan)
    3. „Dies ist der großartige Gesangsbrief des Paulus[, welcher wie ein Lobpreis von seinem Herzen auszugehen scheint]. In Philippi hatte er um Mitternacht mit Silas im Gefängnis gesungen. Jetzt war er wieder im Gefängnis, dieses Mal in Rom.“ (Morgan)
  3. Wegen eurer Gemeinschaft am Evangelium: Dies war ein Grund dafür, warum Paulus dankbar für die Philipper war. Die Philipper waren durch ihre Freundschaft und Unterstützung für Paulus wie Partner hinsichtlich der Verbreitung des Evangeliums und sie unterstützten ihn vom ersten Tag an bis jetzt. Sie warteten nicht darauf, zu sehen, ob Paulus ein ‚Gewinner‘ sein würde, bevor sie ihn unterstützten. Sie stellten sich früh hinter Paulus und seinen Dienst.
  4. Der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi: Wenn Paulus an den Anfang von Gottes gutem Werk bei den Philippern dachte (vom ersten Tag an), war es naheliegend, dass er ebenso an den Tag dachte, an dem dieses Werk vollendet würde. Paulus bringt außerdem sein Vertrauen in Gottes Fähigkeit, dieses Werk zu vollenden, zum Ausdruck.
    1. Es war tatsächlich ein gutes Werk, welches in den Philippern und in allen Gläubigen begonnen hatte. „Das Werk der Gnade hat seine Wurzeln in der göttlichen Güte des Vaters, es wird durch die selbstverleugnende Güte des Sohnes gepflanzt und es wird täglich durch die Güte des Heiligen Geistes bewässert; es entspringt dem Guten und führt zum Guten, so dass es durch und durch gut ist.“ (Spurgeon)
    2. Da dieses gute Werk begonnen wurde, vertraute Paulus auf dessen Vollendung. Gott ist jemand, der seine Werke zu Ende bringt. „Wo gibt es ein Beispiel dafür, dass Gott irgendein Werk begonnen und es unvollendet gelassen hätte? Zeig‘ mir ein einziges Mal eine Welt, welche halb geformt verworfen und weggeworfen wurde, zeig‘ mir ein Universum, welches von der großen Töpferscheibe geworfen wurde, als es lediglich ein ungefährer Entwurf war mit halb getrocknetem Ton und einer unvollendeten unförmigen Gestalt.“ (Spurgeon)
    3. Dieses Werk im Gläubigen wird nicht vollständig vollendet werden bis zum Tag Jesu Christi, womit das zweite Kommen Jesu und unsere Auferstehung mit ihm gemeint ist. „Die Heilige Schrift betrachtet einen Menschen nicht als vollkommen, wenn die Seele vollendet ist, sie betrachtet den Leib als einen Teil von ihm; und so wie der Leib nicht vom Grab auferstehen wird, bis der Herr Jesus gekommen ist, wenn wir in der Vollkommenheit unseres Menschseins offenbart werden, so wie er offenbart sein wird, so wird dieser Tag seines zweiten Kommens festgelegt sein als der Tag der Vollendung des Werkes, welches Gott begonnen hatte.“ (Spurgeon)

3. Paulus zeigt den Philippern seine herzliche Liebe

Philipper 1, 7-8

Philipper 1, 7-8
Es ist ja nur recht, dass ich so von euch allen denke, weil ich euch im Herzen trage, die ihr alle sowohl in meinen Fesseln als auch bei der Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums mit mir Anteil habt an der Gnade. Denn Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt in der herzlichen Liebe Jesu Christi.

  1. Es ist ja nur recht, dass ich so von euch allen denke: Die Dankbarkeit, Freude und der Wunsch, für die Philipper zu beten, war richtig, da sie ihm zur Seite standen in seinen Anfechtungen um des Evangeliums willen und sie empfingen die gleiche Gnade wie er (ihr alle … Anteil habt an der Gnade).
  2. Weil ich euch im Herzen trage: Paulus hatte einen überragenden Intellekt, aber er war ebenso ein Mann mit einem großen Herzen, und die Christen in Philippi waren in seinem Herzen. Er konnte sogar Gott als Zeugen berufen bezüglich seiner herzlichen Liebe zu ihnen.
    1. Adam Clarke umschrieb den Grundgedanken hier folgendermaßen: „Ich rufe Gott zum Zeugen, dass ich die stärkste Zuneigung für euch empfinde, und dass ich euch mit derselben Art von zärtlicher Sorge liebe, mit der Christus die Welt geliebt hat, als er sich selbst für sie hingegeben hat.“

4. Gebet für die Philipper

Philipper 1, 9-11

Philipper 1, 9-11
Und um das bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und allem Urteilsvermögen, damit ihr prüfen könnt, worauf es ankommt, sodass ihr lauter und ohne Anstoß seid bis auf den Tag des Christus, erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus [gewirkt werden] zur Ehre und zum Lob Gottes.

  1. Und um das bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme: Die Philipper hatten viel Liebe und zeigten diese Liebe Paulus. Trotzdem zögerte Paulus nicht, dafür zu beten, dass diese Liebe noch mehr und mehr überströme. Es kommt nicht darauf an, wie viel Liebe wir für andere haben – wir können immer noch mehr haben!
    1. „Dass sie wie ein Fluss werde, der kontinuierlich mit Regen und frischen Zuflüssen gefüttert wird, so dass er sich zunehmend füllt und anschwillt bis er alle seine trockenen Stellen auffüllt und die angrenzenden Ebenen flutet.“ (Clarke)
  2. Dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und allem Urteilsvermögen: Die Liebe, von der Paulus wollte, dass sie bei den Philippern überreich werden sollte, war dennoch keine ‚blinde Liebe‘. Es war Liebe, welche Erkenntnis und (alles) Urteilsvermögen hatte; es war Liebe, die prüft, worauf es ankommt.
    1. Paulus kannte die Gefahr einer einsichtslosen Liebe. Er wies die Gemeinde in Korinth zurecht, welche sich selbst in ihrer ‚Liebe‘ und ‚Offenheit‘ gefiel, welche allerdings jeglicher Erkenntnis und Einsicht entbehrte (1. Korinther 5, 1-7).
  3. Sodass ihr lauter und ohne Anstoß seid: Wenn wir prüfen und empfangen, worauf es ankommt, werden wir lauter (im Sinne von innerer Rechtschaffenheit) und ohne Anstoß (im Sinne von äußerer Rechtschaffenheit, die sichtbar ist). Auf den Tag des Christus bedeutet, dass diese Dinge in zunehmendem Maße in unserem Leben offensichtlich werden, bis Jesus kommt.
    1. Lauter zu sein ist wichtig, aber es genügt nicht. Berüchtigte Sünder zur Zeit Jesu, wie z.B. Zöllner, waren lauter, und trotzdem hatten sie es nötig umzukehren. Ebenso ist es wichtig, ohne Anstoß vor anderen zu sein, aber allein genommen genügt es nicht. Die Pharisäer zur Zeit Jesu waren in den Augen vieler Mitmenschen unanstößig. Wir wollen, dass Gott uns sowohl lauter als auch ohne Anstoß macht.
  4. Erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit: Lauter und ohne Anstoß zu werden ist allein Gottes Werk in uns. Es geschieht, wenn wir mit Früchten der Gerechtigkeit erfüllt werden.
    1. Frucht zu bringen ist immer das Ergebnis davon, an Jesus festzuhalten (Johannes 15, 4-6). Während wir an ihm festhalten, empfangen wir das Leben und die Nährstoffe, die wir brauchen, um auf eine natürliche Art und Weise Frucht zu bringen zur Ehre und zum Lob Gottes.
    2. „Jeder wahrhaftige Nachfolger Gottes hat Gottes Ehre vor Augen bei allem, was er tut, sagt oder beabsichtigt. Er liebt es, Gott zu ehren, und er ehrt ihn, indem er vom Zeitpunkt seiner Bekehrung an das herrliche Werk der herrlichen Macht des Herrn zeigt.“ (Clarke)

B. Paulus erklärt seine aktuellen Lebensumstände

1. Das Evangelium wurde in keinerlei Weise durch Paulus Gefangennahme behindert

Philipper 1, 12-14

Philipper 1, 12-14
Ich will aber, Brüder, dass ihr erkennt, wie das, was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat, sodass in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei allen Übrigen bekannt geworden ist, dass ich um des Christus willen gefesselt bin, und dass die meisten der Brüder im Herrn, durch meine Fesseln ermutigt, es desto kühner wagen, das Wort zu reden ohne Furcht.

  1. Wie das, was mit mir geschehen ist, sich vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgewirkt hat: Paulus antwortet hier auf eine Sorge der Philipper. Er wollte, dass sie wissen, dass Gottes Segen und Macht immer noch bei ihm waren, obwohl er im Gefängnis war. Er hatte Gottes Willen nicht verlassen und Gottes Werk wurde weitergeführt.
    1. Als Paulus bei den Philippern war, gab es erstaunliche Beispiele der souveränen Machtwirkungen Gottes, welche ihren Höhepunkt darin fanden, dass die Gefängnistore aufsprangen und Paulus und Silas vor den obersten Beamten rehabilitiert wurden (Apostelgeschichte 16, 11-40). Es überrascht uns nicht, dass die Philipper sich fragten, wo Gottes Machtwirkungen in Paulus‘ gegenwärtiger Gefangennahme blieben.
    2. Wir wissen ebenso, dass dies alles zur Förderung des Evangeliums diente, da Paulus in dieser Zeit die Briefe an die Epheser, Philipper und Kolosser geschrieben hat.
    3. Gott verschwendete keine Zeit, als Paulus in römischer Gefangenschaft war. Gott verschwendet niemals unsere Zeit, obgleich wir Zeit verschwenden können, indem wir Gottes Ziel für unser Leben in diesem Moment nicht erkennen.
  2. Zur Förderung des Evangeliums: Paulus erwähnt nicht, ob er vorangebracht wurde, da ihm das egal war und er ging davon aus, dass es auch den Philippern egal war. Ihre gemeinsame Leidenschaft war die Förderung des Evangeliums – und das Evangelium wurde auch hier weiterhin vorangebracht.
  3. Sodass in der ganzen kaiserlichen Kaserne und bei allen Übrigen bekannt geworden ist: Die Umstände seiner Gefangennahme und sein Verhalten hierbei machten allen Beobachtern deutlich, dass Paulus kein gewöhnlicher Gefangener war, sondern dass er ein Gesandter von Jesus Christus war. Diese Beobachtung führte zur Umkehr vieler, sogar einiger aus der kaiserlichen Kaserne (auch Prätorium genannt, die Palastwache).
    1. Daran können wir erkennen, dass Paulus in durchaus suboptimalen Umständen wirkungsvoll dienen und Gott Ehre bringen konnte. Er war nicht darauf angewiesen, dass alles simpel und leicht war, um Frucht bringen zu können.
  4. Durch meine Fesseln ermutigt: Die Gefangennahme des Paulus gab den Christen in seinem Umfeld, welche nicht im Gefängnis waren, größeres Vertrauen und Mut.
      1. Sie sahen, dass Paulus Freude hatte inmitten einer solchen Prüfung.
      2. Sie sahen, dass Gott Paulus in solchen Umständen versorgen würde.
      3. Sie sahen, dass Gott Paulus sogar dann gebrauchen konnte, wenn er im Gefängnis saß.

2. Paulus betrachtet die Motive anderer bei ihrem Predigen

Philipper 1, 15-18

Philipper 1, 15-18
Einige verkündigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht, andere aber aus guter Gesinnung; diese verkündigen Christus aus Selbstsucht, nicht lauter, indem sie beabsichtigen, meinen Fesseln noch Bedrängnis hinzuzufügen; jene aber aus Liebe, weil sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin. Was tut es? Jedenfalls wird auf alle Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich, ja, ich werde mich auch weiterhin freuen!

  1. Einige verkündigen zwar Christus auch aus Neid und Streitsucht: Paulus wusste, dass einige predigten, um Paulus im Dienst zu übertreffen und ihren eigenen Rang und Namen über den des Paulus zu stellen.
    1. Diese Leute waren glücklich, dass Paulus im Gefängnis war, da sie sich davon Wettbewerbsvorteile ihm gegenüber versprachen in einem von ihnen so empfundenen Wettbewerb im Verkünden des Evangeliums. Ihre Motivation war zumindest teilweise wettbewerbsorientiert, was zu häufig unter Predigern verbreitet ist.
    2. Paulus war weder so kritisch noch so zynisch zu glauben, dass jeder andere Prediger schlechte Motive hatte. Er wusste, dass andere aber aus guter Gesinnung predigten.
  2. Diese verkündigen Christus aus Selbstsucht, nicht lauter: Diejenigen, welche das Evangelium aus falschen Motiven predigen, sind mit Selbstnutz infiziert, was sie dazu bringt, zu dienen, jedoch nicht lauter.
    1. Strebsamkeit ist an sich nichts Schlechtes; für Gott das Beste geben zu wollen ist nicht falsch. Aber Strebsamkeit aus Selbstnutz dreht sich am meisten darum, ein erfolgreiches Image zu erreichen, anstatt nach wahrem Erfolg vor Gott zu streben.
  3. Indem sie beabsichtigen, meinen Fesseln noch Bedrängnis hinzuzufügen:
    Diejenigen, welche Christus aus den falschen Beweggründen predigten, gedachten Paulus Fesseln noch Bedrängnis hinzuzufügen. Ihre wettbewerbsorientierten Herzen wollten nicht nur, dass sie selbst gewinnen, sondern auch, dass Paulus verlor.
    1. Sie wollten, dass Paulus die Demütigung auf sich nimmt, zugeben zu müssen, dass andere in ihrem Dienst wirkungsvoller waren als er. Sie hatten nicht verstanden, dass diese Vergleiche Paulus egal waren, da Wettbewerbsorientierung in seinem Dienst keine Rolle spielte.
    2. A.W. Tozer schrieb diesen wuchtigen Text, in dem er die Wettbewerbsorientierung zurückwies, welche unter denen, die in geistlichen Diensten stehen, üblich ist: „Lieber Herr, ich weigere mich ab sofort, mich mit deinen Dienern zu messen. Sie haben größere Gemeinden als meine. So sei es. Ich freue mich über ihren Erfolg. Sie haben größere Begabungen. Sehr gut. Es liegt weder in ihrer Macht noch in meiner. Ich bin in Demut dankbar für ihre größeren Begabungen und meine kleineren. Ich bete nur dafür, dass ich zu deiner Ehre solche bescheidenen Begabungen, die ich habe, gebrauchen möge. Ich werde mich mit niemandem vergleichen, noch werde ich versuchen, mein Selbstwertgefühl aufzubauen, indem ich feststelle, wen ich in deinem heiligen Werk übertreffen könnte. Ich verwerfe hiermit allumfassend einen mir innewohnenden Wert. Ich bin nichts als ein unnützer Diener. Ich gehe gerne zum Fuß des Kreuzes und sehe mich selbst als den Letzten deines Volkes. Wenn ich mich in meinem Urteil über mich selbst täusche und mich tatsächlich unterschätze, dann will ich es gar nicht wissen. Ich beabsichtige für andere zu beten und mich über ihren Erfolg zu freuen als wäre es mein eigener. Und es ist tatsächlich mein eigener Erfolg, wenn es dein Erfolg ist, denn, was dein ist, ist mein, und während der eine pflanzt und der andere bewässert, bist es du allein, der das Wachstum gibt.“ (aus: The Price of Neglect, 104-105)
  4. Wird auf alle Weise, sei es zum Vorwand oder in Wahrheit, Christus verkündigt, und darüber freue ich mich, ja, ich werde mich auch weiterhin freuen: Motiviert durch die Gefangenschaft des Paulus wurde das Evangelium also energischer gepredigt. Einige waren auf eine positive Art und Weise motiviert und einige waren auf eine negative Art und Weise motiviert; nichtsdestotrotz waren sie alle motiviert – und darüber konnte Paulus sich freuen.
    1. Erinnern wir uns daran, dass Paulus sich hier nicht mit dem Inhalt des Evangeliums, das gepredigt wurde, auseinandersetzt, sondern mit den Motiven derer, die predigen. Wir wissen, dass Paulus protestierte, wann immer er dachte, dass ein falsches oder verzerrtes Evangelium gepredigt wurde, selbst wenn dies aus den besten Motiven heraus geschehen wäre (Galater 1, 6-9).
    2. Die Einstellung von Paulus lässt sich folgendermaßen beschreiben: „Wenn du das wahre Evangelium predigest, ist es mir egal, was deine Motive dafür sind. Wenn deine Motive schlecht sind, wird sich Gott darum kümmern – aber es wird immerhin das Evangelium verkündigt. Wenn du jedoch ein falsches Evangelium predigst, ist es mir egal, wie gut deine Motive sind. Du bist gefährlich und musst aufhören, dein falsches Evangelium zu predigen, denn gute Motive entschuldigen nicht deine falsche Botschaft.“
    3. Genauso wie die Gefangenschaft des Paulus dem Evangelium nicht im Weg stand, so konnten dies auch nicht die falschen Motive einiger Prediger. Gottes Werk wurde trotzdem vollbracht und das war ein Grund, sich zu freuen.

3. Paulus hat Vertrauen in seinen gegenwärtigen Umständen

Philipper 1, 19-20

Philipper 1, 19-20
Denn ich weiß, dass mir dies zur Rettung ausschlagen wird durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi, entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung, dass ich in nichts zuschanden werde, sondern dass in aller Freimütigkeit, wie allezeit, so auch jetzt, Christus hochgepriesen wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod.

  1. Denn ich weiß, dass mir dies zur Rettung ausschlagen wird: Paulus wusste, dass der Herr die Kontrolle über alle Ereignisse hatte, obwohl seine Gefangenschaft und die bevorstehende Gerichtsverhandlung vor Kaiser Nero ein düsteres Licht auf seine Situation warfen.
  2. Durch eure Fürbitte: Paulus hatte so viel Vertrauen, da er wusste, dass die Philipper für ihn beteten. Seine Rettung in der gegenwärtigen Situation war direkt verbunden mit der Fürbitte der Philipper.
    1. Wir können annehmen, dass wenn die Philipper nicht für Paulus beteten, Gottes Heil und Rettung für Paulus aufgehalten würde. Es erscheint jedenfalls so, dass Paulus so gedacht hat, und das zeigt uns, was für eine ernsthafte Angelegenheit das Gebet ist.
  3. Durch eure Fürbitte und den Beistand des Geistes Jesu Christi: Es war jedoch nicht das Gebet der Philipper allein, welches die Bedürfnisse von Paulus gestillt hätte. Es war der Beistand des Geistes Jesu Christi, welcher durch das Gebet der Philipper bei Paulus ankam. Seine Bedürfnisse wurden durch Gottes Geist gestillt, aber diese Versorgung war durch die Gebete der Philipper bewirkt worden.
  4. Entsprechend meiner festen Erwartung und Hoffnung: Dies sind Worte des Glaubens. Paulus vertraut Gott hier in allumfassender Weise. Zuerst vertraute Paulus Gott, dass er in nichts zuschanden werde. Er glaubte daran, dass Gott ihn nicht beschämt (zuschanden) dastehen lassen würde oder dass Gott sich in dieser Angelegenheit nicht gegen ihn wenden würde.
    1. Obwohl er im Gefängnis war und auf die Gerichtsverhandlung vor dem Kaiser wartete, hatte Paulus das Vertrauen, dass er sich genau in Gottes Willen befand. Er wusste, dass Gott ihn durch die Widrigkeiten, die er zu jener Zeit durchlebte, nicht bestrafen wollte.
  5. Christus hochgepriesen wird an meinem Leib, es sei durch Leben oder durch Tod: Paulus hatte auch dieses Vertrauen und gab gegenüber den Philippern zu, dass er möglicherweise nicht aus seiner gegenwärtigen Gefangenschaft freigelassen werden würde, sondern dass ihm stattdessen möglicherweise sein Martyrium bevorstand.
    1. Paulus lebte sein Leben nicht, um sich selbst zu erhalten oder sich selbst voranzubringen, sondern um Jesus Christus zu verherrlichen. Wenn Jesus eines Tages entscheiden sollte, dass Paulus ihn am besten darin verherrlichen könne, sein Leben für ihn hinzugeben, dann würde Paulus diese Gelegenheit gerne ergreifen.
    2. Trotzdem muss dies die Philipper hart getroffen haben, da sie in Paulus‘ Leben bei den Philippern schon so viele erstaunliche göttliche Rettungswunder erlebt hatten (Apostelgeschichte 16, 11-40). Es wäre für die Philipper sehr leicht gewesen, Gottes Herrlichkeit nur damit in Verbindung zu bringen, aus den eigenen Problemen gerettet zu werden, und nicht damit, inmitten der Probleme Rettung zu erfahren.
    3. Es ist leicht für uns, Gott darüber Vorschriften machen zu wollen, wie wir ihn in unserem Leben verherrlichen können und wie nicht. Paulus überließ dies in seiner Weisheit ganz und gar Gott.

4. Paulus hatte keine Angst vor dem Tod, was seine Perspektive auf den Dienst geprägt hat

Philipper 1, 21-26

Philipper 1, 21-26
Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mir Gelegenheit gibt zu fruchtbarer Wirksamkeit, so weiß ich nicht, was ich wählen soll. Denn ich werde von beidem bedrängt: Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen. Und weil ich davon überzeugt bin, so weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen sein werde zu eurer Förderung und Freude im Glauben, damit ihr umso mehr zu rühmen habt in Christus Jesus um meinetwillen, weil ich wieder zu euch komme.

  1. Denn für mich ist Christus das Leben, und das Sterben ein Gewinn: Paulus wusste, dass der Tod für einen Christen keine Niederlage ist. Er ist lediglich eine Stufe zur Herrlichkeit, ein Nettogewinn für einen Christen.
    1. Paulus’ Tod wäre zu dieser Zeit ein Gewinn in zweierlei Hinsicht.
      1. Einerseits würde sein Tod für die Sache Christi Jesus verherrlichen und war ein Gewinn.
      2. Andererseits war es für Paulus ein Gewinn, in der unmittelbaren Gegenwart Gottes zu sein.
    2. Der Gedanke, dass Paulus den Tod als einen gegenwärtigen Gewinn betrachten konnte, ist ein Argument gegen die Vorstellung des ‚Seelenschlafes‘. Diese falsche Lehre besagt, dass die gläubigen Toten bis zur Auferstehung in einer Art ‚Zwischenleben‘ festgehalten werden. Seine Einsicht, dass sein Tod als Gewinn betrachtet werden kann, spricht ebenso gegen die Vorstellung vom ‚Fegefeuer‘, welche besagt, dass der gläubige Tote durch Leiden gereinigt werden muss, bevor er in die Gegenwart Gottes kommen kann.
    3. Dies zeigt außerdem ganz offensichtlich, dass Paulus keine Angst vor dem Tod hatte. Obwohl einige Menschen sich vor dem Sterben fürchten können, sollte kein Christ den Tod fürchten. „Wenn Menschen den Tod fürchten, ist nicht sicher, dass sie böse sind, aber es ist ziemlich sicher, dass, wenn sie Glauben haben, dieser in einem sehr schwachen und kränkelnden Zustand ist.“ (Spurgeon)
  2. Wenn aber das Leben im Fleisch mir Gelegenheit gibt zu fruchtbarer Wirksamkeit: Paulus war zuversichtlich, dass Gott es ihm zugedacht hatte, Frucht zu bringen. Es gab keinen Zweifel in seinen Gedanken, dass dies Gottes Plan für ihn war. Wenn Paulus lebte, dann wäre dies auch ein Frucht bringendes Leben.
    1. In traurigem Gegensatz dazu sind viele Christen noch nicht so weit, dass sie mit Sicherheit von sich sagen könnten, dass sie für Gottes Reich mit ihrem Leben Frucht bringen werden.
  3. Ich werde von beidem bedrängt: In dem Wissen, dass sein Tod ein Gewinn sein konnte – sowohl für das Evangelium als auch für ihn persönlich – war Paulus hin- und hergerissen zwischen seinem Wunsch, beim Herrn zu sein oder seinen Dienst für die Philipper und andere fortzusetzen.
  4. Mich verlangt danach, aufzubrechen und bei Christus zu sein: Es ist hart, das so zu sagen, aber auf eine gewisse Weise wollte Paulus sterben. Tatsächlich beschreibt ‚mich verlangt danach‘ hier ein starkes Verlangen: „Er sagte, er hatte ein Verlangen danach, fortzugehen und dieses Verlangen war sehr stark. Das griechische Wort hat eine starke Ausdruckskraft. Er hechelt danach, er sehnt sich danach, weg zu sein.“ (Spurgeon)
    1. Andere Menschen wollten auch schon sterben.
      1. Einige Menschen wollten schon sterben, da sie von der Schwermütigkeit und Dunkelheit ergriffen wurden, welche zum Selbstmord führt.
      2. Einige waren diese Welt und die Grausamkeit anderer Menschen so leid, dass sie dachten, der Tod wäre besser.
      3. Einige wollten sterben, während sie in einer Leidenskrise steckten.
    2. Das Verlangen danach, aufzubrechen, das Paulus beschreibt, hatte nichts mit diesen Gesinnungen gemeinsam. Paulus hatte wahrscheinlich zahlreiche Beweggründe dafür, aufzubrechen.
      1. In den Himmel zu kommen bedeutete, dass er sich schlussendlich nicht mehr mit Sünde und Versuchung herumschlagen musste.
      2. In den Himmel zu kommen bedeutete, dass er die Brüder und Schwestern wiedersehen konnte, die vor ihm in den Himmel gekommen waren.
      3. Aber am allermeisten bedeutete, in den Himmel zu kommen, dass er näher und besser bei Christus sein konnte als jemals zuvor.
    3. Mich verlangt danach, aufzubrechen: „Es scheint eine Metapher zu sein von dem Kapitän eines Schiffes in einem fremden Hafen, der ein starkes Verlangen danach hat, die Segel zu setzen und in sein eigenes Land und zu seiner eigenen Familie zu kommen; aber dieses Verlangen hat ein Gegengewicht in der Überzeugung, dass die grundsätzlichen Anliegen der Reise am besten erfüllt werden können, wenn er noch länger in dem Hafen bleibt, in dem sein Schiff aktuell liegt; denn er ist nicht am Dock, er ist auch nicht gestrandet, sondern liegt vor Anker im Hafen und ist zu jeder Stunde bereit, den Anker zu lichten und zu verschwinden.“ (Clarke)
    4. Paulus wusste, dass, seine Reise nicht lange dauern würde, wenn er aufbrechen würde. „Das Segel ist gesetzt; die Seele gleitet über die Tiefe. Wie lange wird ihre Reise dauern? Wie viele ermüdende Winde müssen auf das Segel treffen, bevor es im Hafen des Friedens gerefft werden kann? Wie oft soll diese Seele auf die Wellen geworfen werden, bevor sie zu jenem Meer gelangt, das keinen Sturm kennt? Oh, erzähle es, erzähle es überall; jenes Schiff, welches gerade erst ausgelaufen ist, ist bereits an seinem Hafen. Es breitete nur seine Segel aus und kam schon dort an.“ (Spurgeon)
  5. Aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen: Paulus verstand, dass er noch gebraucht wurde; dass sein Werk noch nicht vollendet war. Obwohl er einerseits die Möglichkeit seines Martyriums erwog, sagte er den Philippern, dass er erwartete, dieses Mal noch verschont zu bleiben (Und weil ich davon überzeugt bin, so weiß ich, dass ich bleiben und bei euch allen sein werde).
    1. Paulus war zuversichtlich und voller Vertrauen (davon überzeugt), und hatte doch keine absolute Gewissheit. Sein Mangel an absoluter Gewissheit ist ein Trost für uns. Sogar der große Apostel hatte keine prophetische Gewissheit bezüglich der Zukunft.
    2. Tatsächlich überlebte Paulus diese Gefangenschaft, wurde freigelassen und starb später als Märtyrer in Rom. Er konnte die Philipper davor tatsächlich noch einmal besuchen.
  6. Damit ihr umso mehr zu rühmen habt in Christus Jesus um meinetwillen, weil ich wieder zu euch komme: Seine Freundschaft mit den Philippern war so eng, dass er wusste, dass sie Gott umso mehr rühmen würden, wenn sie ihn wiedersähen.

C. Wie sich die Philipper während der Abwesenheit des Paulus verhalten sollten

1. Paulus wollte, dass die Philipper für das Evangelium zusammenarbeiten

Philipper 1, 27

Philipper 1, 27
Nur führt euer Leben würdig des Evangeliums von Christus, damit ich, ob ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr fest steht in einem Geist und einmütig miteinander kämpft für den Glauben des Evangeliums

  1. Nur führt euer Leben: Das altgriechische Wort, welches mit ‚Leben führen‘ übersetzt wurde, bedeutet wörtlich ‚als Bürger leben‘. Paulus ermahnte die Philipper dazu, gute, patriotische Bürger des Reiches Gottes zu sein. Auf diesen Gedanken wird er im Philipperbrief nochmals zurückkommen.
  2. Damit ich … von euch höre: Paulus wollte, dass den Philippern bewusst ist, dass sie ihm Rechenschaft schuldeten. Er würde Nachforschungen über sie anstellen.
  3. Dass ihr fest steht in einem Geist und einmütig: Paulus wollte, dass die Gemeinde in Philippi als ein Leib zusammenhielt, ohne sich zu spalten und sich aufzuteilen.
  4. Dass ihr … zusammen miteinander kämpft für den Glauben des Evangeliums:
    Paulus wollte, dass ihre Einheit ein produktives Ziel verfolgte, so dass sich ein wachsendes Vertrauen und Glauben an die gute Nachricht von Jesus Christus verbreiteten, sowohl unter denen, die bereits gläubig waren, als auch unter denen, die noch nicht gläubig waren.

2. Paulus möchte, dass die Philipper gegenüber ihren Widersachern mutig auftreten

Philipper 1, 28

Philipper 1, 28
Und euch in keiner Weise einschüchtern lasst von den Widersachern, was für sie ein Anzeichen des Verderbens, für euch aber der Errettung ist, und zwar von Gott.

  1. Und euch in keiner Weise einschüchtern lasst: Im Altgriechischen ist der Ausdruck, der hier mit ‚einschüchtern lassen‘ übersetzt wird, „ein lebendiger Begriff – einzigartig in der griechischen Bibel – und er bringt die unkontrollierbare, panische Flucht von aufgeschreckten Pferden zum Ausdruck.“ (Martin) Paulus wollte, dass die Philipper die gleiche Art von Mut hatten, die er angesichts einer solchen Opposition hatte.
  2. Was für sie ein Anzeichen des Verderbens … ist: Wenn Christen sich in keiner Weise einschüchtern lassen von den Widersachern, ist das in den Augen ihrer Widersacher in sich selbst ein Anzeichen des Verderbens – im Sinne von Zerstörung.
    1. Verderben (bzw. das hier verwendete altgriechische Wort apolia) bedeutet Zerstörung, Verfall oder Verdammnis. Dieses Wort wird beispielsweise auch in Philipper 3, 19 und 2. Petrus 2, 1 verwendet. Sowohl Judas (Johannes 17, 12) als auch der Antichrist (2. Thessalonicher 2, 3) werden der Sohn des Verderbens genannt.
    2. Wenn Christen kraftvoll den Einschüchterungsversuchen der Welt, des Fleisches und des Teufels widerstehen, dann zeigt dies den geistlichen Feinden, dass ihre endgültige Vernichtung sicher feststeht.
    3. Wenn unsere geistlichen Feinde dabei scheitern, uns Angst einzujagen, dann sind sie vollkommen gescheitert, da sie über keine andere Waffe als Angst und Einschüchterung verfügen.
    4. Wenn wir darin scheitern, uns in keiner Weise von den Widersachern einschüchtern zu lassen, flößen wir unseren geistlichen Feinden damit ‚Hoffnung‘ und ‚Zuversicht‘ ein, obwohl dies eine falsche Hoffnung und Zuversicht ist, da ihre Zerstörung immer noch sicher feststeht.
  3. Für euch aber der Errettung: Wenn Christen sich in keiner Weise von den Widersachern einschüchtern lassen, so ist dies ebenso ein Beweis ihrer Errettung. Wenn wir im Herrn sind, können wir uns selbst mit unserer Kühnheit überraschen.

3. Warum die Philipper sich in nichts von den Widersachern einschüchtern lassen müssen: die Angriffe und Herausforderungen, denen sie ausgesetzt sind, wurden von Gott angeordnet

Philipper 1, 29-30

Philipper 1, 29-30
Denn euch wurde, was Christus betrifft, die Gnade verliehen, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden, sodass ihr denselben Kampf habt, den ihr an mir gesehen habt und jetzt von mir hört.

  1. Denn euch wurde … verliehen: Es ist den Philippern geschenkt worden, an ihn zu glauben. In der gleichen Weise, wie ihnen dieser Glaube verliehen war, so war ihnen das Privileg, um seinetwillen zu leiden, geschenkt.
    1. Die Philipper mussten nicht befürchten, dass ihre derzeitige Glaubensprobe (und auch die derzeitige Glaubensprobe des Paulus) bedeutete, Gott hätte sie verlassen. Die gegenwärtigen Schwierigkeiten waren ihnen verliehen, nicht als Strafe, sondern als ein Werkzeug in Gottes Hand.
  2. Sondern auch um seinetwillen zu leiden: Das altgriechische Wort für leiden ist an dieser Stelle pasko. Dieses Wort wird hauptsächlich in der Bedeutung von Verfolgung gebraucht. Es wird allerdings auch für physisches Leiden gebraucht, das nicht im Zusammenhang mit Verfolgung steht (Apostelgeschichte 28, 5 und Matthäus 17, 15), für Leiden in Versuchung (Hebräer 2, 18) und für Nöte im Allgemeinen (1. Korinther 12, 26 und Galater 3, 4).
    1. „Es kann nicht jedem das Leiden anvertraut werden. Nicht alle könnten den feurigen Leidensweg aushalten. Sie würden übereilt und klagend daherreden. Also muss der Meister genau prüfen, welche Zweige das Messer ertragen können.“ (Meyer)
    2. „Schau hinauf und nimm jeden Schmerz, jede Stunde der Qual, als ein Geschenk an. Wage es, ihm dafür zu danken. Schau im Umschlag des Schmerzens nach, welche Botschaft er enthält. Von außen gleicht er einer spröden Transportkiste, doch im Innern ist ein Schatz.“ (Meyer)
  3. Sodass ihr denselben Kampf habt, den ihr an mir gesehen habt und jetzt von mir hört: Die Philipper hatten die gleiche Art von Kampf wie Paulus ihn unter den Philippern und auch in Rom hatte. Der Kampf der Philipper lag in der Schwierigkeit, mit dem Herrn einen geraden Weg zu gehen und das Evangelium zu verkündigen, während sie verfolgt und angegriffen wurden.
    1. Kampf übersetzt hier das altgriechische Wort agon, welches zunächst den Ort bezeichnete, wo athletische Wettkämpfe abgehalten wurden, und später eine Bedeutungserweiterung erfuhr, sodass es auch als Bezeichnung für den Wettbewerb selbst gebraucht wurde.
    2. Wenn die Philipper denselben Kampf hatten wie Paulus, dann konnten sie auch die gleiche Freude und Frucht inmitten dieses Kampfes haben.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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