Römer 14 – Einen schwächeren Bruder unterstützen

A. Richtet einander nicht, wenn es um Gewissensfragen geht

1. Den schwächeren Bruder annehmen

Römer 14, 1-2

Römer 14, 1-2
Nehmt den Schwachen im Glauben an, ohne über Gewissensfragen zu streiten. Einer glaubt, alles essen zu dürfen; wer aber schwach ist, der isst Gemüse.

  1. Nehmt den Schwachen im Glauben an: Wir nehmen die, die schwach im Glauben sind an, aber nicht, um mit ihnen über Gewissensfragen zu streiten.
    1. Nehmt den Schwachen im Glauben an: Diese Worte sollten wir ernst nehmen. Paulus warnt uns davor, geistliche Reife zu einer Voraussetzung zu machen, um Gemeinschaft mit anderen zu haben. Wir sollten unterscheiden ob jemand schwach oder rebellisch ist.
    2. Es gibt viele Gründe, warum Christen schwach sein könnten.
      1. Sie können noch sehr jung im Glauben sein (Babys sind schwach).
      2. Sie können (durch Gesetzlichkeit) krank oder beeinträchtigt sein.
      3. Sie können (durch einen Mangel an guter Lehre) unterernährt sein.
      4. Möglicherweise fehlt es ihnen an Übung (sie müssen ermahnt werden).
  2. Isst Gemüse: Paulus nimmt diejenigen die sich aus geistlichen Gründen weigern, Fleisch zu essen, als ein Beispiel für eine Gewissensfrage. Vielleicht weigerten sie sich, das Fleisch zu essen, weil sie befürchteten, es sei einem heidnischen Gott geopfert worden (wie in 1. Korinther 8). Vielleicht weigerten sie sich, das Fleisch zu essen, weil es nicht koscher war, und sie sich an die jüdischen Speisevorschriften und Traditionen hielten.
    1. Da einige Christen nichts Falsches in diesem Fleisch sahen, andere das aber ganz anders empfanden, war dies zur Zeit von Paulus ein brennendes Thema unter den Gläubigen. Auch wenn die Frage, ob man aus geistlichen Gründen kein Fleisch essen sollte, für die meisten Christen heute nicht mehr relevant ist, gibt es doch viele Themen, bei denen einige Gläubige eine bestimmte Meinung haben und Dinge anders sehen, als andere.
  3. Wer aber schwach ist, der isst Gemüse: Für Paulus ist der schwache Bruder der strengere. Es war nicht so, dass sie in ihrem christlichen Leben schwächer waren, weil sie aßen oder nicht aßen, sondern sie waren deswegen schwächer, weil ihr Verhalten dem Gesetz unterworfen war und es ihnen an Liebe zu anderen mangelte.
    1. Zweifellos sahen sich diese Schwachen nicht als schwächer an. Wahrscheinlich dachten sie, sie seien die Starken, und die Fleischesser die Schwachen. Die Gesetzlichkeit verleitet uns oft dazu, uns glauben zu lassen, wir seien stark, und diejenigen, die sich nicht so an die Regeln halten wie wir, schwach.

2. Es ist nicht angemessen, über unseren Bruder zu richten, weil wir nicht seine Herren sind

Römer 14, 3-4

Römer 14, 3-4
Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, dass du den Hausknecht eines anderen richtest? Er steht oder fällt seinem eigenen Herrn. Er wird aber aufrecht gehalten werden; denn Gott vermag ihn aufrecht zu halten.

  1. Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst: Es wäre leicht für einen Christen, der sich frei fühlt, Fleisch zu essen, andere als hoffnungslos gesetzlich anzusehen und zu verachten. Es wäre auch leicht für diejenigen, die kein Fleisch gegessen haben, diejenigen zu richten, die Fleisch gegessen haben. Aber Gott hat die Christen, die Fleisch essen, angenommen.
  2. Wer bist du, dass du den Hausknecht eines anderen richtest? Paulus erinnert uns daran, dass es uns nicht zusteht, über einen Mitchristen zu urteilen. Sie stehen oder fallen vor ihrem eigenen Meister, Gott – und Gott ist in der Lage, diese ‚Fleischesser‘ aufrecht zu halten.
    1. Es gibt unter Christen eine Menge unnützer, schädlicher Spaltungen über dumme, engstirnige Dinge. Paulus sagt diesen Christen nicht, dass sie ihre Unterschiede auslöschen sollen; er sagt ihnen, dass sie sich als christliche Brüder und Schwestern über diesen Dingen stehen sollen.

3. Es ist nicht angebracht, über unseren Bruder zu richten, weil es sich um Gewissensfragen handelt

Römer 14, 5-6

Römer 14, 5-6
Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich; jeder sei seiner Meinung gewiss! Wer auf den Tag achtet, der achtet darauf für den Herrn, und wer nicht auf den Tag achtet, der achtet nicht darauf für den Herrn. Wer isst, der isst für den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der enthält sich der Speise für den Herrn und dankt Gott auch.

  1. Dieser hält einen Tag höher als den anderen, jener hält alle Tage gleich: Indem Paulus diesen Aspekt einbringt, lässt er uns wissen, dass es ihm mehr um Prinzipien als um konkrete Fragen geht. Was er sagt, gilt für mehr als nur das Essen von Fleisch.
  2. Jeder sei seiner Meinung gewiss: In solchen Fragen ist Paulus bereit, es dem Gewissen des Einzelnen zu überlassen. Aber was auch immer wir tun, wir müssen in der Lage sein, es für den Herrn zu tun, ohne das ‚Gewissen‘ als Entschuldigung für offensichtlich sündiges Verhalten zu benutzen.

4. Wir leben und sterben für den Herrn

Römer 14, 7-9

Römer 14, 7-9
Denn keiner von uns lebt sich selbst und keiner stirbt sich selbst. Denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn; ob wir nun leben oder sterben, wir gehören dem Herrn. Denn dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden, dass er sowohl über Tote als auch über Lebende Herr sei.

  1. Denn keiner von uns lebt für sich selbst und keiner stirbt für sich selbst: Wir müssen verstehen, dass unser Leben vom Anfang bis zum Ende mit dem Leben anderer verbunden ist. Paulus erinnert die Christen in Rom daran, dass „kein Mensch eine Insel ist“.
  2. Denn leben wir, so leben wir dem Herrn, und sterben wir, so sterben wir dem Herrn: Vom Anfang bis zum Ende soll unser Leben Gott gewidmet sein. Deshalb tun wir alles, was wir tun, für den Herrn – weil Jesus unser Herr ist (dass er sowohl über Tote als auch über Lebende Herr sei).

5. Es ist nicht angebracht, über unseren Bruder zu richten, weil wir alle vor dem Richterstuhl Jesu stehen werden

Römer 14, 10-12

Römer 14, 10-12
Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden ja alle vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen; denn es steht geschrieben:
»So wahr ich lebe, spricht der Herr: Mir soll sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen«.
So wird also jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

  1. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? Wahrscheinlich soll die Benutzung der Begriffe Richter und Verachtung für die ‚strengen‘ wie auch für die ‚freien‘ Personen gelten. In beiden Fällen ist die Haltung falsch, weil wir alle vor dem Richterstuhl des Christus erscheinen werden.
    1. Dem strengen Christen fiel es leicht, seinen Bruder zu verurteilen und ihn als ungeistlichen Fleischesser-Kompromissler abzuschreiben. Dem freien Christen fiel es leicht, seinen Bruder zu verachten, indem er ihn als einen verklemmten Gesetzler – einen Gutmensch – betrachtete. Was Paulus eigentlich sagt, ist: „Mach dir keine Sorgen um deinen Bruder. Es gibt genug, wofür du dich vor Jesus verantworten musst“.
    2. Der Richterstuhl des Christus: „Dies ist der Bema-Sitz, der dem Richterstuhl bei den Olympischen Spielen entspricht. Nach jedem Wettkampf kamen die Sieger vor den Richterstuhl, um Kronen für den ersten, zweiten und dritten Platz zu erhalten. Ebenso werden die Werke des Christen durch das Feuer geprüft, und die, die übrigbleiben, werden ihren Lohn erhalten … Auf dem Richterstuhl Christi geht es nur um die Belohnungen und die Stellung eines Christen im Reich Gottes, nicht um seine Errettung.“ (Smith)
  2. Jedes Knie soll sich beugen: Das Zitat aus Jesaja 45, 23 betont die Tatsache, dass alle in Demut vor Gott erscheinen und vor Gott Rechenschaft für sich selbst geben müssen. Wenn das der Fall ist, sollten wir es Gott überlassen, sich um unseren Bruder zu kümmern.

6. Zusammenfassung: Richte nicht über andere, aber benutze deine Freiheit nicht, um einen anderen Bruder ins Straucheln zu bringen

Römer 14, 13

Römer 14, 13
Darum lasst uns nicht mehr einander richten, sondern das richtet vielmehr, dass dem Bruder weder ein Anstoß noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird!

  1. Darum lasst uns nicht mehr einander richten: In der Bergpredigt hat Jesus uns geholfen, zu verstehen, was das bedeutet – es bedeutet, andere nach einem Maßstab zu beurteilen, den wir nicht auf uns selbst anwenden wollen.
    1. Dies ändert nichts an der Notwendigkeit und der Verantwortung einander zu ermahnen (Römer 15, 14) oder zurechtzuweisen (2. Timotheus 4, 2). Wenn wir einander ermahnen oder tadeln, dann tun wir das nach mit Blick auf klare biblische Grundsätze, nicht, wenn es um Gewissensfragen geht. wenn es um solche Fragen des Gewissen geht, sollten wir andere beraten, aber niemals über sie richten.
  2. Sondern das richtet vielmehr, dass dem Bruder weder ein Anstoß noch ein Ärgernis in den Weg gestellt wird: Wir können auf zwei Arten stolpern oder unseren Bruder zu Fall bringen. Wir können sie durch unsere Gesetzlichkeit entmutigen oder fertigmachen, oder wir können sie zur Sünde verleiten, indem wir unsere Freiheit unbedacht nutzen.

B. Stolpere nicht über Gewissenfragen

1. Einen Bruder zu verderben bringt ein Vorrecht ins Wanken

Römer 14, 14-15

Römer 14, 14-15
Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an und für sich unrein ist; sondern es ist nur für den unrein, der etwas für unrein hält. Wenn aber dein Bruder um einer Speise willen betrübt wird, so wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe. Verdirb mit deiner Speise nicht denjenigen, für den Christus gestorben ist!

  1. Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an und für sich unrein ist: Paulus wusste, dass Fleisch, das nicht koscher war oder einem Götzen geopfert wurde, an sich nichts Unreines an sich hatte. Dennoch gab es nichts, was es rechtfertigen konnte, einen christlichen Bruder wegen einer Speise zu verderben.
    1. Trapp über Ich weiß und bin überzeugt: „Viele dagegen sind bereits überzeugt, bevor sie es wissen; und sie werden nicht überzeugt werden, wenn sie es wissen.“
  2. So wandelst du nicht mehr gemäß der Liebe: Es geht jetzt nicht mehr um meine persönliche Freiheit, sondern darum, gemäß der Liebe zu einem Menschen zu wandeln, den Jesus liebt und für den er gestorben ist.
  3. Verdirb mit deiner Speise nicht denjenigen, für den Christus gestorben ist: Wenn Jesus bereit war, sein Leben für diesen Bruder zu opfern, kann ich sicherlich darauf verzichten, um Abendbrot mein Steak zu essen.

2. Dem höheren Ruf des Reiches Gottes folgen

Römer 14, 16-18

Römer 14, 16-18
So soll nun euer Bestes nicht verlästert werden. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geist; wer darin Christus dient, der ist Gott wohlgefällig und auch von den Menschen geschätzt.

  1. So soll nun euer Bestes nicht verlästert werden: Unsere Freiheit in Jesus und die Freiheit vom Gesetz ist unser Bestes, aber nicht, wenn wir sie dazu benutzen, einen anderen Bruder in Christus zu verderben. Wenn wir das tun, dann könnte sie zu Recht verlästert werden.
  2. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken: Wenn wir Essen und Trinken vor Rechtschaffenheit und Frieden und Freude im Heiligen Geist stellen, dann haben wir hoffnungslos den Kontakt zu Gottes Prioritäten und seinem Herzen verloren.
  3. Der ist Gott wohlgefällig und auch von den Menschen geschätzt: Gott mit einem Herzen für Seine Gerechtigkeit und Frieden und Freude zu dienen, ist die Art von Dienst, die in Seinen Augen wohlgefällig ist und von den Menschen geschätzt wird.

3. Nutzt eure Freiheit, um euch gegenseitig aufzubauen, nicht um euch gegenseitig niederzumachen

Römer 14, 19-21

Römer 14, 19-21
So lasst uns nun nach dem streben, was zum Frieden und zur gegenseitigen Erbauung dient. Zerstöre nicht wegen einer Speise das Werk Gottes! Es ist zwar alles rein, aber es ist demjenigen schädlich, der es mit Anstoß isst. Es ist gut, wenn du kein Fleisch isst und keinen Wein trinkst, noch sonst etwas tust, woran dein Bruder Anstoß oder Ärgernis nehmen oder schwach werden könnte.

  1. Zerstöre nicht wegen einer Speise das Werk Gottes: Wenn wir etwas essen oder trinken, das einen anderen Bruder stolpern lässt, dann sind wir nicht frei, unter diesen Umständen zu essen oder zu trinken. Auch wenn wir selbst die Freiheit haben, haben wir nicht die Freiheit, einen Bruder zum Straucheln zu bringen, zu beleidigen oder zu schwächen.
  2. Es ist zwar alles rein: Paulus räumt ein, dass das Essen an sich nicht unrein ist, aber er betont auch, dass es nicht rein ist, einen Bruder zum Straucheln zu bringen.
  3. Noch sonst etwas tust, woran dein Bruder Anstoß oder Ärgernis nehmen oder schwach werden könnte: Wir sollten jedoch nicht denken, dass Paulus es zulassen würde, dass ein solches Herz der Gesetzlichkeit eines Menschen nachgibt. Paulus spricht über das Straucheln eines aufrichtigen Herzens, nicht über die Anpassung an die Launen der Gesetzlichkeit eines Menschen.
    1. Als einige Christen mit jüdischem Hintergrund beispielsweise beleidigt waren, dass nichtjüdische Gläubige nicht beschnitten waren, ging Paulus nicht auf ihre gesetzlichen Forderungen ein.

4. Das abschließende Prinzip des Glaubens

Römer 14, 22-23

Römer 14, 22-23
Du hast Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott! Glückselig, wer sich selbst nicht verurteilt in dem, was er gutheißt! Wer aber zweifelt, der ist verurteilt, wenn er doch isst, weil es nicht aus Glauben geschieht. Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde.

  1. Du hast Glauben? Wenn du [einen starken] Glauben hast und dich frei fühlst, an bestimmten Dingen teilzuhaben, dann preise Gott! Aber habe deinen starken Glauben vor Gott, nicht vor einem Bruder, der straucheln wird.
  2. Glückselig, wer sich selbst nicht verurteilt in dem, was er gutheißt: Nicht jeder Christ kennt dieses Glück. Es gibt Dinge, bei denen Gott uns auffordert, sie aufzugeben, aber wir billigen sie weiterhin in unserem Leben – so verdammen wir uns selbst. Es mag sein, dass die Sache selbst nicht eindeutig gut oder schlecht ist, aber es reicht, dass Gott uns in dieser Angelegenheit anspricht.
    1. Jeder von uns muss die Frage stellen: „Gott, was gibt es in meinem Leben, das mich daran hindert, dir näher zu kommen? Ich möchte die Freude erfahren, die sich einstellt, wenn ich mich nicht mehr für das verurteile, was ich in meinem Leben gutheiße.“ Das erfordert Glauben, denn wir klammern uns oft an Dinge, die uns auf diesem Weg behindern, weil wir glauben, dass sie uns glücklich machen. Das wahre Glück liegt darin, dass wir Jesus immer näherkommen und uns nicht durch das, verurteilen lassen, was wir gutheißen.
  3. Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde: Paulus schließt mit einem weiteren Prinzip, mit dem wir ‚Grauzonen‘ beurteilen können – wenn wir es nicht im Glauben tun können, dann ist es Sünde.
    1. Dies ist eine wunderbare Möglichkeit, unsere Tendenz, zu überprüfen, ob wir uns für die Dinge rechtfertigen, die wir zulassen. Wenn uns etwas beunruhigt, ist es wahrscheinlich nicht aus Glauben und wahrscheinlich ist es für uns Sünde.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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