Römer 15 – Leben, um deinen Bruder zu segnen

A. Vom christlichen Leben erfüllt sein

1. Von der Sorge und Fürsorge für andere erfüllt sein

Römer 15, 1-2

Römer 15, 1-2
Wir aber, die Starken, haben die Pflicht, die Gebrechen der Schwachen zu tragen und nicht Gefallen an uns selbst zu haben. Denn jeder von uns soll seinem Nächsten gefallen zum Guten, zur Erbauung.

  1. Wir aber, die Starken, haben die Pflicht, die Gebrechen der Schwachen zu tragen und nicht Gefallen an uns selbst zu haben: Wenn du meinst, dass du im Vergleich zu deinem Bruder stark bist, dann nutze deine Stärke, um deinen Brüdern in Christus zu dienen – anstatt deine ‚Stärke‘ nur dazu zu nutzen, gefallen an dir selbst zu haben.
    1. Zu tragen: Es geht nicht darum, den schwächeren Bruder zu ertragen, sondern ihn zu stützen – ihn mit deiner größeren Stärke zu unterstützen.
    2. Dies widerspricht dem gesamten Geist unserer Zeit, der den Menschen dazu rät, „auf sich selbst zu achten“, und der diejenigen verachtet, die ein Leben führen, in dem sie sich wirklich für andere aufopfern. Dennoch verweist Paulus unbestreitbar auf den Weg zu wahrem Glück und Erfüllung im Leben – schau nicht auf dich selbst, sondern fang an, andere aufzubauen, und du wirst feststellen, dass du selbst auch wieder aufgebaut wirst.
  2. Denn jeder von uns soll seinem Nächsten gefallen: Es ist ein einfacher, aber herausfordernder Aufruf, den Nächsten einfach an die erste Stelle zu setzen. Paulus schrieb später in Philipper 2, 3-4 fast dasselbe: Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst. Jeder schaue nicht auf das Seine, sondern jeder auf das des anderen.
    1. Das bedeutet nicht, dass die Gemeinde von den Launen der Schwachen beherrscht wird. „Wer sich wirklich um die Schwachen kümmert, versucht, sie stark zu machen, indem er sie aus ihren irrationalen Gewissensbissen herausführt, damit auch sie stark sein können.“ (Morris)
  3. Denn jeder von uns soll seinem Nächsten gefallen: Das zeigt, dass Paulus nicht meint, dass wir menschengefällig sein sollen. Ein solcher Mensch mag seinem Nächsten gefallen wollen, aber nicht zur Erbauung seines Nächsten beitragen.
  4. Zum Guten, zur Erbauung: Allzu oft fällt es Christen leichter, sich gegenseitig niederzureißen, anstatt sich gegenseitig aufzubauen; dies ist eine klassische Strategie Satans gegen die Gemeinde, der man widerstehen muss.

2. Angefüllt mit dem Vorbild Jesu, der andere immer an die erste Stelle setzte

Römer 15, 3-4

Römer 15, 3-4
Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen«. Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Trost der Schriften Hoffnung fassen.

  1. Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen: Jesus ist das beste Beispiel für jemanden, der nicht an sich selbst Gefallen hatte, sondern andere an die erste Stelle setzte. Paulus entwickelt diesen Gedanken in Philipper 2, 5-11 auf klassische Weise.
  2. Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist: Als Jesus Misshandlungen erlitt und zu Gottes Ehre Unrecht erfuhr, erfüllte er das, was in Gottes Wort geschrieben stand. Jesus hat uns durch sein Verhalten gezeigt, dass wir meist viel zu schnell versuchen, uns selbst zu rechtfertigen, anstatt uns von Gott rechtfertigen zu lassen. Jesus hat gezeigt, dass der Vater sehr wohl in der Lage ist, uns zu rechtfertigen.
  3. »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen«: Das Gebot, das Jesus aus Psalm 69, 7 erfüllt hat, gilt auch für uns. Es wurde zu unserer Belehrung zuvor geschrieben, damit wir durch das Ausharren und den Text der Schriften Hoffnung fassen, weil wir wissen, dass wir das Richtige tun, auch wenn es schwierig ist.
    1. Wenn wir auf die Schmähungen, die die Welt um Jesu willen gegen uns erhebt, richtig reagieren, ärgert sie das noch mehr. Es zeigt ihnen, dass sie nichts gegen ein Kind Gottes ausrichten können, dessen Augen wirklich auf Jesus gerichtet sind.

3. Ein Gebet dafür, dass die Christen in der Gemeinde in Rom diese Haltung einnehmen

Römer 15, 5-6

Römer 15, 5-6
Der Gott des Ausharrens und des Trostes aber gebe euch, untereinander eines Sinnes zu sein, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig, mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus lobt.

  1. Der Gott des Ausharrens und des Trostes aber gebe euch: Die Tatsache, dass Paulus diese Worte in die Form eines Gebetes formuliert, zeigt, dass er erkennt, dass dies ein Werk ist, das der Heilige Geist in uns tun muss.
  2. Der Gott des Ausharrens: Unser Gott ist ein Gott des Ausharrens. Wir haben es oft so eilig, und Gott scheint für uns oft zu langsam zu Werke zu gehen. Oft scheinen sich Gottes Pläne zu verzögern, aber sie werden immer erfüllt. Wenn Gott Dinge verzögert, heißt das nicht, dass er sie nicht tun will, und er verfolgt mit jeder Verzögerung eine liebevolle Absicht.
    1. Wir lieben es, dass Gott Geduld mit seinem Volk hat – wir sind darauf angewiesen, dass er mit uns geduldig umgeht! Aber wir ärgern uns oft darüber, dass Gott bei seinen Plänen so geduldig ist – wir denken, er sollte sich beeilen. Dennoch hat Gott sowohl mit seinem Volk als auch mit seinem Plan viel Geduld.
  3. Das Ziel ist es, den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus zu verherrlichen. Wir erreichen dieses Ziel, indem wir eines Sinnes sind und mit einem Mund Gott loben – also durch Einheit in unserem Denken und Reden.

4. Durch den Heiligen Geist mit Liebe für andere, aber auch mit Freude und Frieden erfüllt

Römer 15, 7-13

Römer 15, 7-13
Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Ich sage aber, dass Jesus Christus ein Diener der Beschneidung geworden ist um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter zu bestätigen, dass aber die Heiden Gott loben sollen um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht:
»Darum will ich dich preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen!«
Und wiederum heißt es:
»Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!«
Und wiederum:
»Lobt den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!«
Und wiederum spricht Jesaja:
»Es wird kommen die Wurzel Isais und der, welcher aufsteht, um über die Heiden zu herrschen; auf ihn werden die Heiden hoffen«.
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!

  1. Darum nehmt einander an: Anstatt zuzulassen, dass diese Diskussionen über Gewissensfragen die Christen entzweien (vor allem wenn es um die Spaltung zwischen Juden und Heiden geht), sollten wir einander so annehmen, wie Christus uns angenommen hat – in reiner Gnade, wohl wissend, dass wir die Fehler des Anderen in Kauf nehmen.
    1. Spurgeon weiter zu gleichwie auch Christus uns angenommen hat: „Christus hat uns nicht angenommen, weil wir vollkommen waren, weil er keinen Fehler in uns sehen konnte oder weil er hoffte, durch uns etwas erreichen zu können. Ach nein! Sondern er hat uns in liebevoller Hingabe, die unsere Fehler überdeckte und unser Bestes suchte, in sein Herz aufgenommen; so lasst uns einander in der gleichen Weise und mit der gleichen Absicht annehmen.“
  2. Wie geschrieben steht: Paulus zitiert eine Reihe von Bibelstellen aus dem Alten Testament, die zeigen, dass es Gottes Absicht ist, dass die Heiden ihn preisen. Anstatt sich über Gewissensfragen zu streiten, sollten sich Juden und Heiden in Jesus auf der gemeinsamen Grundlage des Lobpreises vereinen.
    1. »Darum will ich dich preisen, unter den Heiden und deinem Namen lobsingen!«: Das Zitat aus Psalm 18, 50 beschreibt Jesus selbst beim Lobpreis unter den Heiden Darum will ich dich, o HERR, preisen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen.
  3. Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben: Das Gebet und der Segen zum Abschluss des Abschnitts sind angemessen. Wenn Gott uns im Glauben mit dem Segen seiner Freude und Friedens erfüllt, sind wir gerüstet, in diesem gemeinsamen Band der Einheit zu leben, zu der Gott uns beruft.

B. Die Last die Paulus in seinem Dienst trug

1. Der Grund warum Paulus den Brief geschrieben hat

Römer 15, 14-16

Römer 15, 14-16
Ich selbst habe aber, meine Brüder, die feste Überzeugung von euch, dass auch ihr selbst voll Gütigkeit seid, erfüllt mit aller Erkenntnis und fähig, einander zu ermahnen. Das machte mir aber zum Teil umso mehr Mut, euch zu schreiben, Brüder, um euch wieder zu erinnern, aufgrund der Gnade, die mir von Gott gegeben ist, dass ich ein Diener Jesu Christi für die Heiden sein soll, der priesterlich dient am Evangelium Gottes, damit das Opfer der Heiden wohlannehmbar werde, geheiligt durch den Heiligen Geist.

  1. Fähig, einander zu ermahnen: Paulus schrieb nicht, weil er das Gefühl hatte, dass die Christen in Rom nicht erkennen konnten, was vor Gott richtig war, oder einander nicht ermahnen konnten, das Richtige zu tun. Vielmehr schrieb er, um sie daran zu erinnern und sie zu ermutigen, das zu tun, von dem sie wussten, dass es richtig war.
  2. Dass ich ein Diener Jesu Christi für die Heiden sein soll: Dies steht im Einklang mit der Berufung von Paulus, ein Diener Jesu Christi für die Heiden zu sein. Indem er dieser Berufung nachkam, verkündete er nicht nur das Evangelium der Erlösung, sondern lehrte die Gläubigen auch, wie sie vor Gott leben sollten.
  3. Damit das Opfer der Heiden wohlannehmbar werde: Wenn die Heiden leben, um Gott zu verherrlichen, dann ist ihr Opfer für Gott wohlannehmbar, geheiligt durch den Heiligen Geist – die Tatsache, dass ein solches Opfer notwendig ist, macht das Schreiben von Paulus notwendig.
  4. Das Opfer der Heiden: Römer 15, 16 ist mit der Sprache des Priestertums erfüllt. Paulus sagt, er dient als ‚priesterlicher Diener‘ Jesu Christi, der das Evangelium als ‚priesterlichen Dienst‘ darbringt, so dass heidnische Bekehrte für Gott ein annehmbares Opfer wären.
    1. „Wenn er sein Amt als Dienst am Evangelium Gottes definiert, verwendet der Apostel ein Wort, das nirgendwo sonst im Neuen Testament vorkommt und das korrekterweise als ‚Handeln als Priester‘ wiedergegeben werden kann. Der Dienst am Evangelium wird also nach dem Vorbild des priesterlichen Opfers konzipiert.“ (Murray)

2. Paulus rühmt sich des Werkes, das Gott durch ihn getan hat

Römer 15, 17-19

Römer 15, 17-19
Ich habe also Grund zum Rühmen in Christus Jesus, vor Gott. Denn ich würde nicht wagen, von irgendetwas zu reden, das nicht Christus durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk, in der Kraft von Zeichen und Wundern, in der Kraft des Geistes Gottes, sodass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium von Christus völlig verkündigt habe.

  1. Ich habe also Grund zum Rühmen in Christus Jesus, vor Gott: Während er über seine Berufung als Diener Jesu Christi für die Heiden nachdenkt, kann Paulus sich in Gott rühmen, dass er eine solche Berufung erhalten hat – er spricht nur von den Dingen, die Gott durch ihn getan hat, um den Heiden das Heil zu bringen.
    1. „Paulus wird sich nur dessen rühmen, was Christus durch ihn getan hat. Er ist sich sicher, dass Christus durch ihn Großes getan hat, und er ist froh, dass er auf diese Dinge aufmerksam machen kann. Aber er versucht nicht, Bewunderung zu erregen. Ihm geht es um das, was Christus getan hat.“ (Morris)
  2. Ich habe also Grund zum Rühmen in Christus Jesus, vor Gott: Gott gebrauchte mächtige Zeichen und Wunder und die umfassendere Kraft des Geistes Gottes, um Paulus zu helfen, das Evangelium Christi überall, wohin er ging – von Jerusalem bis Illyrien – völlig zu verkündigen.
    1. Wir spüren, dass Paulus die ‚bloße‘ Verkündigung, bei der das aktive und manchmal wunderbare Wirken des Heiligen Geistes nicht sichtbar ist, nicht als völlige Verkündigung des Evangeliums ansehen würde.
  3. Sodass ich von Jerusalem an und ringsumher bis nach Illyrien das Evangelium von Christus völlig verkündigt habe: Illyrien ist das moderne Jugoslawien und Albanien. Das bedeutet, dass sich der Dienst des Paulus von Illyrien im Westen bis nach Jerusalem im Osten ausbreitete.
  4. Christus Jesus … Gott … Geist Gottes: Paulus verknüpft in Römer 15, 16-19 mühelos Hinweise auf jedes Mitglied der Dreifaltigkeit. Paulus kann nicht über Gott sprechen, ohne auf die drei Personen hinzuweisen.

3. Paulus‘ Wunsch, das Evangelium an neuen Orten zu verkündigen

Römer 15, 20-21

Römer 15, 20-21
Dabei mache ich es mir zur Ehre, das Evangelium nicht dort zu verkündigen, wo der Name des Christus schon bekannt ist, damit ich nicht auf den Grund eines anderen baue, sondern, wie geschrieben steht: »Die, denen nicht von ihm verkündigt worden ist, sollen es sehen, und die, welche es nicht gehört haben, sollen es verstehen«.

  1. Wo der Name des Christus schon bekannt ist: Paulus wollte nicht auf den Grund eines anderen bauen. Vielmehr wollte er Pionierarbeit für den Herrn leisten – nicht, weil es falsch oder schlecht war, das Werk fortzusetzen, das durch einen anderen Menschen begonnen wurde, sondern weil es an den Grenzen so viel zu tun gab.
  2. Wie geschrieben steht: Paulus sah sein bahnbrechendes Herz als Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift an und erfüllte die von ihm zitierte Stelle aus dem Alten Testament.

C. Der Wunsch von Paulus, nach Rom zu kommen

1. Warum Paulus die Christen in Rom noch nicht besucht hat

Römer 15, 22-24

Römer 15, 22-24
Darum bin ich auch oftmals verhindert worden, zu euch zu kommen. Da ich jetzt aber in diesen Gegenden keinen Raum mehr habe, wohl aber seit vielen Jahren ein Verlangen hege, zu euch zu kommen, so will ich auf der Reise nach Spanien zu euch kommen; denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich mich zuvor ein wenig an euch erquickt habe.

  1. Darum bin ich auch oftmals verhindert worden: Es war sein großer Wunsch, Pionierarbeit zu leisten, der ihn daran hinderte, die Gemeinde in Rom zu besuchen, obwohl er sie doch sehen wollte.
  2. So will ich auf der Reise nach Spanien zu euch kommen: Daher nimmt Paulus an, dass er die Gemeinde in Rom auf einer bevorstehenden Reise nach Spanien besuchen wird, wo er das Evangelium über die Grenzen hinaus verkünden wird. Er will auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp in Rom einlegen, um die Unterstützung und die Gemeinschaft der Römer zu genießen, bevor er das Evangelium in den Regionen jenseits der Grenze verkündigt.
    1. Wahrscheinlich wollte Paulus Rom zu seiner Operationsbasis für den westlichen Teil des Reiches machen, so wie Antiochia seine Basis für den östlichen Teil war.
  3. Denn ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen: Das hatte Paulus vor, doch es lief nicht so, wie er es geplant hatte. Er ging zwar nach Rom, aber nicht als Missionar auf dem Weg nach Spanien. Er ging als Gefangener nach Rom, wo er auf einen Prozess vor dem Kaiser wartete und wo er das Evangelium an einer anderen Art von Grenze verkünden sollte.
    1. Gott setzte Paulus unerwartete Grenzen für das Evangelium und gab ihm überraschend die Möglichkeit, vor dem römischen Kaiser zu predigen.
    2. Nach seiner Freilassung aus der römischen Gefangenschaft am Ende der Apostelgeschichte haben wir Grund zu der Annahme, dass Paulus es tatsächlich bis nach Spanien geschafft hat und dort das Evangelium verkündigte.

2. Die aktuellen Pläne von Paulus

Römer 15, 25-29

Römer 15, 25-29
Jetzt aber reise ich nach Jerusalem, im Dienst für die Heiligen. Es hat nämlich Mazedonien und Achaja gefallen, eine Sammlung für die Armen unter den Heiligen in Jerusalem zu veranstalten; es hat ihnen gefallen, und sie sind es ihnen auch schuldig; denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, jenen in den leiblichen zu dienen. Sobald ich nun das ausgerichtet und ihnen diese Frucht gesichert habe, will ich über euch weiterreisen nach Spanien. Ich weiß aber, dass, wenn ich zu euch komme, ich mit der Segensfülle des Evangeliums von Christus kommen werde.

  1. Jetzt aber reise ich nach Jerusalem, im Dienst für die Heiligen: Paulus wollte auf seinem Weg nach Jerusalem in Korinth Halt machen, um eine Geldsammlung von den Christen in Mazedonien und Achaja zu überreichen (Apostelgeschichte 20, 1-3).
  2. Denn wenn die Heiden an ihren geistlichen Gütern Anteil erhalten haben, so sind sie auch verpflichtet, jenen in den leiblichen zu dienen: Die Aussage die Paulus macht, ist treffend: Die Heidenchristen im weiteren römischen Reich hatten geistlich so viel von der Gemeinschaft der Judenchristen in Jerusalem erhalten, dass es nur richtig war, dass sie den Christen in Jerusalem in ihrer Not halfen.
  3. Will ich über euch weiterreisen nach Spanien: Paulus würde nach seinem Aufenthalt in Jerusalem tatsächlich nach Rom gehen, aber nicht so, wie er es geplant hatte!

3. Paulus‘ Bitte um Gebet

Römer 15, 30-33

Römer 15, 30-33
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder, um unseres Herrn Jesus Christus und der Liebe des Geistes willen, dass ihr mit mir zusammen kämpft in den Gebeten für mich zu Gott, dass ich bewahrt werde vor den Ungläubigen in Judäa und dass mein Dienst für Jerusalem den Heiligen angenehm sei, damit ich mit Freuden zu euch komme durch Gottes Willen und mich zusammen mit euch erquicke. Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen.

  1. Dass ihr mit mir zusammen kämpft in den Gebeten für mich zu Gott, dass ich bewahrt werde vor den Ungläubigen in Judäa: Weil Paulus spürte, dass ihn in Jerusalem Gefahr erwartete (nachdem er wiederholt gewarnt worden war, wie in Apostelgeschichte 20, 22-23 und Apostelgeschichte 21, 10-14 beschrieben wird), wusste er, dass er die Gebete des Volkes Gottes brauchte, um die ihm verheißenen Schwierigkeiten zu überstehen.
    1. Dass ihr mit mir zusammen kämpft: Der Gedanke um den es hier geht, ist, dass Paulus die Christen in Rom durch ihre Gebete dazu bringen wollte, mit ihm zusammenzuarbeiten. Die Hoffnung für Alle Bibel übersetzt den Satz so: Helft mir bei meinem Kampf, indem ihr für mich betet!
    2. „Pastoren brauchen die Gebete ihrer Schäfchen. Mit Paulus fordere ich Euch auf, Euch in Euren Gebeten für Eure Pastoren einzusetzen. Wir brauchen Eure Gebete und wir danken Gott dafür. Pastoren werden durch die Unterstützung ihrer Gemeinden von der Kraft des Heiligen Geistes gestützt.“ (Smith)
    3. Das altgriechische Wort, das übersetzt zusammen kämpft heißt, ist sunagonizomai – wörtlich übersetzt bedeutet es ‚sich gemeinsam quälen‘. Dies ist die einzige Stelle im Neuen Testament, an der dieses Wort verwendet wird.
    4. Doch derselbe Wortstamm für Qual wird auch für das qualvolle Gebet Jesu im Garten Gethsemane verwendet, als er seine Jünger bat, mit ihm im Gebet zu ringen. Sie versagten in diesem entscheidenden Moment und ließen Jesus allein kämpfen. Wir dürfen unsere Pastoren und Leiter nicht allein lassen. „Das erinnert uns an Carey, der, als er nach Indien ging, sagte: ‚Ich werde in die Grube hinabsteigen, aber Bruder Fuller und der Rest von euch müssen das Seil halten. Können wir diese Bitte abschlagen? Wäre das nicht Verrat?“ (Spurgeon)
    5. „Wundert es dich nicht, dass ein Mann, der so reich an Gnade ist wie Paulus, Gebete von diesen ihm unbekannten Heiligen erbittet? Es braucht euch nicht zu verwundern; denn es ist bei den wahrhaft Großen die Regel, am meisten von anderen zu halten. Je mehr ein Mensch in der Gnade wächst, desto mehr spürt er seine Abhängigkeit von Gott, und in gewissem Sinne auch seine Abhängigkeit von Gottes Volk.“ (Spurgeon)
  2. Dass ich bewahrt werde vor den Ungläubigen in Judäa: Paulus wusste, dass die Gefahr, die ihm in Jerusalem drohte, von den Ungläubigen ausgehen würde. Wie in Apostelgeschichte 21, 27-28 und 22, 22 gezeigt wird, war das auch der Fall.
  3. Und dass mein Dienst für Jerusalem die Heiligen angenehm sei: Paulus wusste, dass die Gemeinde in Jerusalem sehr konservativ war, und Menschen wie Paulus manchmal als gefährliche Erneuerer betrachtete; aus diesem Grund bittet er die Gläubigen in Rom, dafür zu beten, dass mein Dienst für Jerusalem die Heiligen angenehm sei.
  4. Damit ich mit Freuden zu euch komme: Die Gebete von Paulus und der Christen in Rom, wurden erhört, wenn auch nicht in der Weise, wie sie es erwartet hatten. In Apostelgeschichte 28, 15 wird der ‚triumphalen Einzug‘ von Paulus in Rom beschrieben, so dass er mit Freuden zu ihnen kam – wenn auch in Ketten!
  5. Amen: Paulus schließt den Brief hier ab, abgesehen von den persönlichen Grüßen in Römer 16.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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