Hebräer 12 – Gründe, um in entmutigenden Zeiten auszuharren

A. Schau auf Jesus

1. Praktische Auswirkungen dieser Vorbilder des ausdauernden Glaubens in Hebräer 11

Hebräer 12, 1

Hebräer 12, 1
Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt.

  1. Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben: Der Autor beschreibt in diesem geistlichen Bild Glaubenshelden der Vergangenheit als Zuschauer im Himmel, die uns zujubeln, während wir wie in einem sportlichen Wettkampf voranstreben, um Entmutigung zu überwinden.
    1. Der Autor dachte an viel mehr als nur an die 18, die in Hebräer 11 ausdrücklich erwähnt werden. Das altgriechische Wort für Wolke war eine Redewendung, die eine große Gruppe bezeichnete, und dies ist eine so große Wolke von Zeugen. Zu dieser Wolke gehören wahrscheinlich auch große Männer und Frauen Gottes, die seit den Heiligen aus Hebräer 11 gelebt haben und die der Geschichte bekannt oder unbekannt sind. Auch wir werden von den Engeln beobachtet (Epheser 3, 10-11), und die Welt beobachtet unseren Glauben und unser Verhalten. Wir sind von ihnen umgeben, wie die Zuschauer in einem Stadion die Spieler umgeben und beobachten.
    2. Der Gedanke, dass die Glaubenshelden der Vergangenheit uns dabei zusehen, wie wir das Leben im Glauben leben, lässt einige annehmen, dass man vom Himmel aus beobachten kann, was auf der Erde vor sich geht. Diese einzelne Textstelle deutet vielleicht darauf hin, reicht aber nicht aus, um es zu beweisen.
    3. Wir nehmen zu Recht an, dass der Himmel ein Ort ist, an dem die Menschen immer glücklich und unbeschwert sind. Es ist allerdings nur schwer vorstellbar, dass jemand im Himmel glücklich und unbeschwert sein kann, wenn er beobachtet, was auf der Erde geschieht. Es ist daher schwierig zu sagen, dass die Menschen im Himmel uns wirklich beobachten.
    4. Andere denken, dass diese Zeugen nicht uns dabei beobachten, wie wir unser Leben gestalten, Stattdessen sind sie für uns Zeugen des Glaubens und des Durchhaltevermögens, nach allem, was sie gelebt und erlebt haben. Sie haben den Geist von Märtyrern – die Wurzel des altgriechischen Wortes, das mit ‚Zeugen‘ übersetzt wird.
    5. „Sowohl in der griechischen als auch in der lateinischen Sprache wird der Ausdruck ‚Wolke’ oft gebraucht, um eine große Anzahl an Menschen oder Dingen zu beschreiben.“ (Clarke)
  2. So lasst uns jede Last ablegen und die Sünde: Die Sünde kann uns zurückhalten, aber es gibt auch viele Dinge, die vielleicht keine Sünde sind (jede Last), die aber trotzdem Hindernisse darstellen, die uns davon abhalten, das Rennen, das Gott für uns vorbereitet hat, erfolgreich zu absolvieren.
    1. Oft müssen wir bei Entscheidungen nicht zwischen richtig oder falsch wählen, sondern zwischen etwas, das uns aufhält und etwas Anderem, das uns nicht aufhält. Gibt es eine Last in deinem Leben, die du ablegen musst?
  3. Die uns so leicht umstrickt: Die Worte ‚leicht umstrickt‘ übersetzen das schwierige griechische Wort euperistaton, was auf vier Arten übersetzt werden kann: ‚leicht zu vermeiden‘, ‚verehrt‘, ‚verführerisch‘ oder ‚gefährlich‘.
    1. Lasst uns sie alle ablegen:
      1. Manche Sünden lassen sich leicht vermeiden, werden aber nicht vermieden.
      2. Manche Sünden werden verehrt, müssen aber abgelegt werden.
      3. Manche Sünden sind verführerisch und deswegen besonders schädlich.
      4. Manche Sünden sind gefährlicher als andere.
    2. Wenn solche verführerischen Sünden wirklich das Werk dämonischer Besessenheit oder dämonischen Einflusses in einem Christen wären, wäre diese Stelle eine ideale Gelegenheit für den Heiligen Geist, dies anzusprechen. Allerdings wird uns nirgendwo Anlass gegeben, Dämonen die Schuld für unsere Sünde zu geben. Stattdessen gilt dieser Aufruf uns: Wir müssen in der Kraft des Heiligen Geistes jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt.
  4. Lasst uns mit Ausdauer laufen: Wir brauchen Ausdauer um das, was wir in Christus begonnen haben, zu vollenden: den Kampf, der vor uns liegt.
    1. „Er steht mit uns im Startbereich und sagt ernsthaft zu uns, nicht ‚Lauft‘, sondern ‚Lasst uns laufen‘. Der Apostel selbst ist als Läufer an unserer Seite.“ (Spurgeon)
      1. Gott hat dich – und jeden von uns – in einen Wettkampf gestellt. Du musst ihn laufen und das kostet dich Kraft und Hingabe. Wer passiv ist, gewinnt nie einen Kampf. Gott möchte, dass wir das Rennen laufen und es richtig beenden.
      2. Man braucht Ausdauer, um solch einen Wettkampf zu bestehen. Ausdauer ist die Übersetzung des griechischen Worts hupomone. „Es beschreibt nicht die Geduld, die sich hinsetzt und die Dinge akzeptiert, sondern die Geduld, die sie bewältigt … Es ist eine Entschlossenheit, ohne Eile, aber auch ohne Verzögerung, die nach vorn strebt und sich weigert, sich ablenken zu lassen.“ (Barclay)
      3. In Apostelgeschichte 20, 24 spricht Paulus von sich selbst als einem Läufer, der ein Rennen zu beenden hat. Nichts kann ihn davon abhalten, diesen Lauf mit Freuden zu beenden. In diesem Abschnitt spricht Paulus von ‚meinem Lauf‘. Er musste seinen Wettkampf bestreiten, wir unseren eigenen, aber Gott ruft uns dazu auf, ihn mit Freuden zu beenden und das geschieht nur, wenn wir Ausdauer haben.
    2. In dem Kampf, der vor uns liegt: Kampf ist die Übersetzung des griechischen Worts agona. Es wird für Konflikte und Kämpfe verschiedenster Art gebraucht und war eins der Lieblingsworte des Apostels Paulus (Philipper 1, 30; Kolosser 2, 1; 1. Thessalonicher 2, 2; 1. Timotheus 6, 12; 2. Timotheus 4, 7).

    2. Das beste Beispiel: Jesus Christus

    Hebräer 12, 2

    Hebräer 12, 2
    Indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat.

    1. Indem wir hinschauen auf Jesus: Die Neues Leben Bibel übersetzt dies sehr schön: „Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten“. Wir können in diesem Kampf nur bestehen, wenn wir auf Jesus blicken und unsere Augen immer auf ihn richten. Er ist unser Fokus, unsere Inspiration und unser Vorbild.
      1. Im Griechischen wird bei diesem Ausdruck ‚hinschauen auf Jesus‘ ein Verb verwendet, das deutlich macht, wie notwendig es ist, ganz entschlossen von anderen Dingen wegzusehen und immer wieder bewusst auf Jesus zu schauen.
      2. „Das griechische Wort für ‚hinschauen’ hat eine umfassendere Bedeutung als das deutsche Wort. Es ist mit einer Präposition verbunden, die deutlich macht, dass man den Blick von allem anderen weglenken muss. Du musst von allem anderen weg auf Jesus schauen. Richte deine Augen nicht auf die Wolke von Zeugen, sie werden dich behindern, wenn sie deine Augen von Jesus ablenken. Schau nicht auf die Last und die hartnäckige Sünde, die du abgelegt hast, schau von diesen Dingen weg. Schau noch nicht einmal auf den Kampf oder die anderen Kämpfer, sondern schau auf Jesus und beginne so das Rennen.“ (Spurgeon)
      3. Wir müssen uns davor hüten, Jesus nur als Vorbild zu sehen. Er war und ist so viel mehr. Trotzdem bleibt er das allerbeste Beispiel für christliches Ausharren. „Auf Jesus zu schauen bedeutet Leben, Licht, Führung, Ermutigung, Freude: Hört nie auf, auf den zu schauen, der immer auf euch schaut.“ (Spurgeon)
    2. Den Anfänger und Vollender des Glaubens: Jesus ist nicht nur der Anfänger des Glaubens, er ist auch der Vollender. Der Gedanke, „dass der, welcher in euch ein gutes Werk angefangen hat, es auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi“ (Philipper 1, 6), war wirklich ein Trost für diese entmutigten Christen.
      1. Man kann sagen, dass Jesus am Start wie am Ziel und auf dem ganzen Weg des Rennens, das er uns vorgibt, bei uns ist.
    3. Der um der vor ihm liegenden Freude willen: Jesus hat das Kreuz selbst nicht als Freude betrachtet. Aber er konnte über den Schrecken des Kreuzes hinwegsehen und sich an der Freude darüber freuen. Die gleiche Geisteshaltung würde diese Judenchristen (und uns selbst) befähigen auszuharren.
    4. Das Kreuz erduldete: Jesus war in der Lage, die Qualen des Kreuzes zu ertragen, weil er das Gute erkannte, das daraus entstehen würde – das Gute eines erlösten, geretteten Volkes, das Gott in alle Ewigkeit ehrt.
      1. Im Wissen um all das Gute, das aus dieser höchst qualvollen Erfahrung erwachsen würde, war Jesus in der Lage, es zu tun und es mit Triumph zu ertragen. Während der Qualen des Kreuzes:
        1. Bewahrte Jesus seine Zunge.
        2. Behielt Jesus seinen Kurs bei.
        3. Setzte Jesus seinen Weg fort.
        4. Behielt Jesus seine Freude.
        5. Behielt Jesus seine Liebe.
    5. Dabei die Schande für nichts achtete: Eines der bekanntesten Merkmale der Qualen am Kreuz war die damit verbundene große Schande. Jesus hat diese Schande nicht willkommen geheißen, er hat sie für nichts erachtet, trotzdem hat er sie bis zum Sieg ausgehalten.
      1. Schande ist eine erhebliche Anfechtung. In Daniel 12, 2 lesen wir, dass Schande ein Merkmal der Qualen der Hölle sein wird: „Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen; die einen zum ewigen Leben, die anderen zur ewigen Schmach und Schande“. Jesus ertrug diese höllische Schande, um unsere Erlösung zu vollbringen.
        1. Jesus ertrug eine schändliche Anschuldigung: Gotteslästerung.
        2. Jesus ertrug schändlichen Spott.
        3. Jesus ertrug schändliche Schläge.
        4. Jesus trug eine schändliche Krone.
        5. Jesus trug einen schändlichen Umhang.
        6. Jesus ertrug selbst als er am Kreuz betete schändlichen Spott.
      2. Dies ist für viele ein Stein des Anstoßes. Sie tun wirklich alles für Jesus, außer Schande oder Peinlichkeiten zu ertragen. Spurgeon sprach einmal freimütig zu solchen Christen, die die Schande, die die Welt uns entgegenbringt, weil wir Jesus nachfolgen, nicht ertragen konnten: „Trotzdem bist du ein Feigling. Ja, ich wiederhole es klipp und klar: Du bist ein Feigling. Wenn irgendjemand dich so bezeichnen würde, würdest du rot werden und vielleicht bist du in anderen Bereichen deines Lebens kein Feigling. Was für eine Schande, dass du, der du doch sonst so mutig bist, feige bist, wenn es um Jesus Christus geht. Mutig für die Welt und feige für Christus!“
      3. „Ich habe neulich von einem Gebet gehört, das ich zuerst nicht mochte, aber es hat etwas für sich. Der gute Mann sagte: ‚Herr, wenn unsere Herzen hart sind, mach Du sie weich. Wenn unsere Herzen aber zu weich sind, dann mach Du sie hart’. Ich wusste, was er meinte und ich denke, dass ich den letzten Teil des Gebets für einige meiner Freunde beten kann, die so feinfühlig sind, dass eine höhnische Bemerkung sie umbringen würde. Möge der Herr sie verhärten, bis sie die Schande für nichts achten können!“ (Spurgeon)
    6. Und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat: Dies bezieht sich auf die Verherrlichung Jesu. Die gleiche Verheißung, nach unserer Schande verherrlicht zu werden (wenn auch in einem anderen Sinne), gilt auch für den Christen.

    3. Achte auf Jesus

    Hebräer 12, 3-4

    Hebräer 12, 3-4
    Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert! Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde.

    1. Achtet doch auf ihn, der solchen Widerspruch von Sündern gegen sich erduldet hat: Wenn sie auf Jesus achten würden, können sie auch in Schwierigkeiten ermutigt statt entmutigt sein, weil sie wissen, dass sie in den Spuren Jesu wandeln. Wie Paulus schrieb: „Wenn wir wirklich mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm verherrlicht werden“. (Römer 8, 17)
      1. Denk an all die Anfeindungen, die Jesus von Sündern ertragen musste:
        1. Sie wollten ihn in seiner eigenen Synagoge in Nazareth töten
        2. Die religiösen Leiter versuchten ständig ihm Fallen zu stellen, und ihn zu demütigen.
        3. Sie erfanden Lügen über ihn und behaupteten er sei ein Trunkenbold und ein Vielfraß.
        4. Er wurde von einem seiner Jünger verraten.
        5. Er wurde von vielen verspottet und geschlagen.
        6. Sein eigenes Volk schrie: ‚Kreuzigt ihn‘.
      2. „Wenn in der Sonntagsschule eine Klasse völlig außer Kontrolle greaten ist; wenn die Jungen nicht unterrichtet werden können; wenn die Mädchen so albern zu sein scheinen; wenn die Zuhörer in der kleinen Dorfschule so träge, so unaufmerksam, so nachlässig und so vergesslich zu sein scheinen; wenn du in irgendeinem anderen Bereich deiner Arbeit nicht geschätzt zu werden scheinst, sondern auf sehr ernste Ablehnung stößt, mach dir nichts daraus. Das ist nichts im Vergleich zu den Widersprüchen, die der Heiland ertrug, und doch wich er nicht zurück, und darum weiche auch du nicht zurück.“ (Spurgeon)
    2. Damit ihr nicht müde werdet und den Mut verliert: Die Gewissheit, dass Jesus nicht mehr von uns verlangt als das, was er selbst erlebt hat und dass er ganz genau weiß, was wir durchleben, hält uns davon ab, müde zu werden und den Mut zu verlieren.
    3. Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf gegen die Sünde: Diese jüdischen Christen waren so entmutigt, weil sie gerade die Anfänge ernster sozialer und wirtschaftlicher Verfolgung erlebten (obwohl noch kein Blut vergossen worden war).

    B. Warum Gott schwierige Zeiten zulässt: die Züchtigung Gottes

    1. Erinnert euch an die Ermahnung über die Züchtigung des Herrn

    Hebräer 12, 5-6

    Hebräer 12, 5-6
    Und habt das Trostwort vergessen, dass zu euch als zu Söhnen spricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.«

    1. Und habt vergessen: Ein wichtiger Grund für die Entmutigung unter diesen jüdischen Christen war, dass sie nicht verstanden, warum Gott schwierige Zeiten in ihrem Leben zuließ. Aber sie hatten Gottes Prinzipien der Züchtigung des Herrn vergessen.
      1. Viele Schwierigkeiten in unserem Leben als Christen lassen sich auf diese drei Worte zurückführen: Ihr habt vergessen. Eigentlich kennen wir die eine oder andere Glaubenswahrheit, aber wir haben sie in unseren Herzen vergessen – und müssen uns jetzt neu daran erinnern.
      2. In stressigen Zeiten oder in Anfechtungen vergessen viele Christen oft grundlegende Dinge. Sie fragen sich ernsthaft, ob Gott noch immer alles in der Hand hat oder ob er sie immer noch liebt. Wir müssen zugeben, dass Gott alles erlaubt, was geschieht. D.h., er muss allem zumindest passiv zustimmen, weil er ganz sicher die Macht hat, schlimme Dinge aufzuhalten.
      3. Natürlich kann Gott niemals der Urheber des Bösen sein. Aber er lässt es zu, dass andere sich für das Böse entscheiden, und er kann die böse Entscheidung eines anderen nutzen, um seine letztlich guten Absichten zu verwirklichen, und sei es nur, um seine Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit im Gegensatz zum Bösen zu demonstrieren
    2. Dass er zu euch als zu Söhnen spricht: Dieses Zitat aus Sprüche 3, 11-12 erinnert uns daran, dass wir Gottes Züchtigung nie als Zeichen seiner Ablehnung ansehen sollten. Es ist vielmehr ein Zeichen dafür, dass er uns wie seine Kinder behandelt.
      1. Nur sehr stolze Christen würden behaupten, dass sie niemals von Gott korrigiert werden müssen. Niemand steht über dieser Art der Erziehung.
    3. Achte nicht gering die Züchtigung des Herrn: Wir beleidigen Gott, wenn wir seine Züchtigung für gering erachten. Züchtigung ist sein liebevolles Werkzeug der Korrektur und wir sollten sie dankbar annehmen. Das ist das Training, das wir brauchen, um den Kampf zu bestehen, den wir mit Ausdauer laufen müssen (Hebräer 12, 1-2).
      1. „Ich habe oft genug einen Vater sagen hören: ‚Junge, wenn du deswegen weinst, sollst du nach und nach auch einen Grund zum Weinen haben.’ Wenn wir über eine Kleinigkeit klagen, gibt Gott uns etwas, das uns wirklich zum Weinen bringt. Wenn wir über ‚nichts’ stöhnen, gibt er uns ‚etwas’, das uns wirklich zum Stöhnen bringt.“ (Spurgeon)
      2. Züchtigung sollte nicht als der einzige Grund angesehen werden, warum Gott schwierige Zeiten zulässt, aber sie ist ein wichtiger Grund. Wir wissen zum Beispiel, dass Gott schwierige Zeiten zulässt, damit wir andere zu einem späteren Zeitpunkt mit dem gleichen Trost trösten können, mit dem Gott uns in dieser Krise getröstet hat (2.Korinther 1, 3-7).
      3. Aus diesem Grund empfiehlt Jakobus in seinen Lehren über das Ausharren in der Anfechtung (Jakobus 1, 2-5), dass wir um Weisheit beten sollen. Wir müssen wissen, wie wir auf unterschiedliche Dinge reagieren sollen, die Gott tut.

    2. Züchtigung als Zeichen dafür, dass wir Gottes Söhne sind

    Hebräer 12, 7-8

    Hebräer 12, 7-8
    Wenn ihr Züchtigung erduldet, so behandelt euch Gott ja als Söhne; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der sie alle Anteil bekommen haben, so seid ihr ja unecht und keine Söhne!

    1. So behandelt euch Gott ja als Söhne: Eine grundlegende Tatsache in der Beziehung des Gläubigen zu Gott ist, dass er für sein Volk wie ein liebevoller, guter Vater für einen Sohn oder eine Tochter ist. Manchen fällt es schwer, dies anzunehmen, weil sie in ihrer eigenen Erfahrung nie einen liebevollen, guten menschlichen Vater gekannt haben. Doch auch diese können die Liebe Gottes, des Vaters, empfangen.
      1. Wir können nicht alle aus eigener Erfahrung beurteilen, was ein vorbildlicher Vater ist, aber wir alle wissen intuitiv, was ein guter Vater ist. Gott ist dieser perfekte Vater, und er gibt uns diese Intuition. Man fühlt sich von einem schlechten Vater betrogen oder enttäuscht, weil man ihn intuitiv mit unserem guten Vater im Himmel vergleicht.
    2. So behandelt euch Gott ja als Söhne: Es geht Gott nie darum, uns zu bestrafen oder uns für unsere Sünden büßen zu lassen. Das wurde ein für alle Mal am Kreuz getan. Seine Zurechtweisung ist nur durch seine Liebe motiviert, nicht durch seine Gerechtigkeit; er züchtigt uns ohne zornig zu sein.
      1. „Während ein Gläubiger niemals vor Gottes Gericht als Krimineller angeklagt und für seine Schuld bestraft werden wird, steht er jetzt in einer neuen Beziehung: einer Eltern-Kind-Beziehung. Als Sohn wird er vielleicht für eine Sünde bestraft.“ (Spurgeon)
    3. Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid … so seid ihr ja unecht und keine Söhne: Diejenigen, die meinen, sie stünden jenseits von Gottes Züchtigung, wissen nicht zu schätzen, dass dies ein Kennzeichen eines wahren Sohnes ist, und setzen sich unwissentlich mit unechten Kindern Gottes gleich.
      1. „Wenn wir diese Haltung erkennen, dann verstehen wir die direkte und gesegnete Verbindung zwischen ‚Jüngerschaft‘ und ‚Züchtigung‘.“ (Thomas)
    4. Unecht und keine Söhne: Gott zeigt seinen Zorn, wenn er unsere Sünde ignoriert und sie nicht korrigiert. Seine Untätigkeit ist niemals auf Unwissenheit oder mangelnde Initiative zurückzuführen, wie es bei einem menschlichen Vater der Fall sein kann.

    3. Gottes Züchtigung ist besser als die unserer irdischen Väter

    Hebräer 12, 9-10

    Hebräer 12, 9-10
    Zudem hatten wir ja unsere leiblichen Väter als Erzieher und scheuten uns vor ihnen; sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jene haben uns wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihnen richtig erschien; er aber zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.

    1. Und scheuten uns vor ihnen: Wir sollten der Erziehung unseres himmlischen Vaters noch mehr Respekt entgegenbringen und uns ihr bereitwilliger unterordnen, als wir das bei der Erziehung unserer irdischen Väter getan haben.
    2. Sollten wir uns da nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Wir sollten deswegen Gottes Züchtigung niemals geringschätzen, auch wenn sie unangenehm ist. Wenn wir uns darüber ärgern, stellen wir uns praktisch mit Gott auf eine Stufe und sind uns nicht bewusst, dass wir ja seine Kinder sind.
      1. Es kann demütigend und bitter sein, von einem Gleichgestellten gezüchtigt zu werden, aber es ist nicht dasselbe, von jemandem gezüchtigt zu werden, der zu Recht über uns steht. Die Verbitterung über die Züchtigung zeigt, wie wir Gott und wie wir uns selbst sehen.
    3. Er aber zu unserem Besten: Menschliche Väter können selbst in bester Absicht nur unvollkommen züchtigen, weil ihnen die nötige Erkenntnis fehlt. Der allwissende Gott kann uns perfekt züchtigen, und das mit besseren und dauerhafteren Ergebnissen als selbst der beste irdische Vater.
      1. „Der Glaube sieht, dass in seinem schlimmsten Kummer nichts Strafbares ist; es ist kein Tropfen von Gottes Zorn darin; es ist alles aus Liebe geschehen.“ (Spurgeon)

    4. Achtet mehr auf das Ergebnis der Züchtigung als auf den Prozess des Züchtigens

    Hebräer 12, 11

    Hebräer 12, 11
    Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen; danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind.

    1. Alle Züchtigung aber scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude: Anfechtungen sind Anfechtungen und Züchtigung ist Züchtigung. Wenn es nicht weh tut oder uns nicht zusetzt, erfüllt eine Anfechtung nicht ihren Zweck. Manchmal wünschen wir uns Anfechtungen, die keine sind und Züchtigungen, die keine Züchtigungen sind.
      1. Spurgeon stellte fest, dass wir im Bereich der Natur durch das, was zu sein scheint, in die Irre geführt werden können. Die Erde scheint sich nicht zu bewegen oder scheint rund zu sein; die Sonne scheint bei Sonnenuntergang größer zu sein, und so weiter. „Wenn nun auch in natürlichen Dingen der Schein nicht der Wahrheit entspricht und die äußere Erscheinung sehr oft falsch ist, können wir sicher sein, dass das Leid, auch wenn es den Anschein hat, in Wirklichkeit nicht das ist, was es zu sein scheint.“ (Spurgeon)
      2. „Wenn Bedrängnis erfreulich wäre, wäre sie dann überhaupt Züchtigung? Ich frage dich, wäre es nicht absolut lächerlich, wenn ein Vater sein Kind so züchtigen würde, dass es nachher lachend und voller Freude über die Tracht Prügel die Treppe hinunterkommen würde? Sie wäre überhaupt nicht nützlich, sondern absolut unbrauchbar. Welchen Nutzen hätte eine Züchtigung, die man nicht spürt? Das ergibt keinen Sinn? Dann ist eine solche Art der Züchtigung ganz sicher auch nicht von Nutzen!“ (Spurgeon)
    2. Eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit: Diese Frucht muss im Leben eines Christen sichtbar sein. Der Grund, warum viele Menschen in ihrem Leben eine Krise nach der anderen erleben, ist entweder, dass sie der Züchtigung Gottes gegenüber blind sind oder sich ihr widersetzen. Sie sind durch sie nicht geübt und deswegen ist die friedsame Frucht der Gerechtigkeit nicht sichtbar.
      1. Das griechische Wort für ‚geübt‘ entstammt ursprünglich der Welt des Sports. Das Training eines Athleten ist durch Schmerzen gekennzeichnet und das Gleiche gilt auch für unser Training als Gottes ‚geistliche Athleten‘.
      2. Gott verfolgt ein bestimmtes Ziel, wenn er dich trainiert. Denk an David, der von einem Löwen angegriffen wurde, während er noch die Schafe hütete. Er hätte leicht voller Verzweiflung denken können: „Warum hat Gottes so etwas Schreckliches zugelassen? Um ein Haar hätte ich es nicht geschafft!“ Hätte David in die Zukunft sehen können, hätte er gewusst, dass Gott ihn durch diesen Kampf mit dem Löwen darauf vorbereitete, eines Tages einem Riesen namens Goliath gegenüber zu treten. Gott verfolgt immer eine Absicht und ein Ziel. Wir können ihm vertrauen.
    3. Danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit: Eine ‚himmlische Tracht Prügel‘ tut weh, aber wir müssen über den Prozess hinaus auf das Ergebnis schauen. Das Ergebnis tritt nicht sofort ein, aber danach.
      1. „Viele Gläubige sind tief betrübt, weil sie nicht sofort sehen, welchen Nutzen ihre Bedrängnisse haben. Nun ja, man erwartet aber doch auch nicht, Äpfel oder Pflaumen an einem Baum zu sehen, den man erst vor einer Woche gepflanzt hat. Nur kleine Kinder setzen Samen ins Blumenbeet und erwarten, dass sie innerhalb von einer Stunde wachsen.“ (Spurgeon)

    C. Anwendung: Werde stark, bring alles in Ordnung, werde mutig und sei wachsam

    1. Lass dich ermutigen, sei stark

    Hebräer 12, 12-13

    Hebräer 12, 12-13
    Darum ‚richtet wieder auf die schlaff gewordenen Hände und die erlahmten Knie’ und ‚macht gerade Bahnen für eure Füße’, damit das Lahme nicht vom Weg abkommt, sondern vielmehr geheilt wird.

    1. Darum richtet wieder auf die schlaff gewordenen Hände: Fast wie ein Trainer oder ein Militäroffizier forderte der Autor seine Mitstreiter dazu auf, mutig zu sein und aktiv zu werden. Er nannte ausführliche Gründe, um stark im Herrn zu sein und die Entmutigung abzulegen, die Zeit sei nun gekommen, dies zu tun.
    2. Sondern vielmehr geheilt wird: Die hier benutzten Bilder (aufgerichtete Hände und Knie; gerade Bahnen für die Füße) vermitteln die Bereitschaft zu arbeiten und für den Herrn unterwegs zu sein. Diese Bereitschaft verschwindet als erstes, wenn jemand der Entmutigung nachgibt.

    2. Nutze Gottes Kraft, um die Dinge in Deinem Lebensstil in Ordnung zu bringen

    Hebräer 12, 14-17

    Hebräer 12, 14-17
    Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung; ohne die niemand den Herrn sehen wird! Und achtet darauf, dass nicht jemand die Gnade Gottes versäumt, dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwächst und Unheil anrichtet und viele durch diese befleckt werden, dass nicht jemand ein Unzüchtiger oder ein gottloser Mensch sei wie Esau, der um einer Speise willen sein Erstgeburtsrecht verkaufte. Denn ihr wisst, dass er nachher verworfen wurde, als er den Segen erben wollte, denn obgleich er ihn unter Tränen suchte, fand er keinen Raum zur Buße.

    1. Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung: Bring alles in deiner Beziehung zu den Menschen (jagt nach dem Frieden mit jedermann) und zu Gott (und der Heiligung) in Ordnung. Entmutigung lässt uns nachlässig werden und macht uns in Bezug auf die Heiligkeit und auf persönliche Beziehungen gleichgültig.
      1. Wir erfahren über die Heiligung, dass ohne sie niemand den Herrn sehen wird. Ein Mangel an Heiligkeit ist ein entscheidendes Hindernis für eine enge Beziehung zu Gott.
      2. „Unheilige Christen sind eine Plage für die Gemeinde. Sie sind Flecken in unseren Festen der Nächstenliebe. Wie versteckte Felsen sind sie der Schrecken der Seefahrer. Es ist schwer, ihnen aus dem Weg zu gehen, und man weiß nicht, welchen Schaden sie anrichten können.“ (Spurgeon)
      3. Zugleich ist „diese Heiligkeit eine Sache des Wachstums. Sie kann in der Seele sein wie ein Senfkorn und doch nicht entwickelt; sie kann im Herzen eher ein Wunsch und ein Verlangen sein als etwas, das voll verwirklicht ist – ein Stöhnen, ein Keuchen, ein Sehnen, ein Streben“. (Spurgeon)
      4. Spurgeon beschrieb vier Arten von Menschen, die versuchen, ohne Heiligung auszukommen:
        1. Der Pharisäer: er setzt sein Vertrauen mehr auf äußerliche Zeremonien statt auf Heiligung.
        2. Der Moralist: glaubt, dass er keine Heiligung braucht, weil sein Leben so gut ist.
        3. Der Experimentalist: Sein gesamtes christliches Leben wird innerlich gelebt, er kümmert sich nicht um sein Verhalten, sondern nur um seine Gefühle.
        4. Der Rechthaber: In seinem christlichen Leben geht es nur darum, an die richtigen Lehren zu glauben, und er kümmert sich nicht darum, wie er lebt.
    2. Dass nicht jemand die Gnade Gottes versäumt: Wir müssen in Bezug auf die Gnade Gottes richtig leben. Das bedeutet, dass wir uns selbst und andere sorgfältig vor einer Rückkehr zur Gesetzlichkeit bewahren müssen, sei es in der äußeren Form oder in einer inneren Haltung, die der Gnade Gottes nicht gerecht wird. Dadurch wächst leicht eine bittere Wurzel auf und richtet Unheil an.
      1. „Eine bittere Wurzel ist eine Wurzel, die bittere Frucht hervorbringt … Es geschieht leicht, dass der Same der Bitterkeit in einer Gemeinde gesät wird und dann wächst nach einiger Zeit zwangsläufig die Frucht heran, obwohl sie nicht sofort sichtbar ist.“ (Morris)
      2. Bitterkeit verdirbt viele, sie entspringt einem Gefühl der persönlichen Verletzung, und viele halten mit erstaunlicher Hartnäckigkeit an der Bitterkeit fest. Was sie tun müssen, ist, sich an die Gnade Gottes zu erinnern, die ihnen zuteilwurde, und damit zu beginnen, diese Gnade auf andere auszudehnen – die zu lieben, die es nicht verdient haben.
      3. William Barclay erklärt, dass der Ausdruck „dass nicht jemand die Gnade Gottes versäumt“ auch mit „darin versagen, an der Gnade Gottes dranzubleiben“ übersetzt werden könnte. Der Gedanke ist, dass sich die Gnade Gottes nach vorn bewegt, weg von dem Schmerz und den Verletzungen der Vergangenheit. Auch wir sollten uns weiterbewegen.
    3. Dass nicht jemand ein Unzüchtiger oder ein gottloser Mensch sei: Wir müssen in Bezug auf unser moralisches Verhalten richtig handeln. Denkt daran, dass nur die, die reinen Herzens sind, gesegnet werden: Sie werden Gott sehen (Matthäus 5, 8).
      1. Thomas zu gottlos: „Es stammt von dem lateinischen Wort pro-fanum. Außerhalb jeder Kirche oder jedes Tempels befand sich ein für jedermann zugängliches Gelände, auf dem sich die Menschen versammelten, ein offener Platz ohne Einfriedung. Im Gegensatz dazu stand der heilige Bereich des Tempels oder der Kirche selbst. Esau hatte in seinem Leben keine solche heilige Einfriedung und war in diesem Sinne ein rein weltlicher Mensch.“
    4. Wie Esau, der um einer Speise willen sein Erstgeburtsrecht verkaufte: Viele Christen verkaufen heute ihr Erstgeburtsrecht der Nähe zu Gott so billig wie Esau sein Erstgeburtsrecht (1. Mose 25, 29-34 und 27, 30-40).
      1. Fand er keinen Raum zur Buße: „Hier geht es nicht um Vergebung. Gottes Vergebung steht dem reuigen Sünder immer zur Verfügung. Esau hätte zu Gott zurückkehren können, aber seine Tat konnte er nicht ungeschehen machen.“ (Morris)
      2. Obgleich er ihn unter Tränen suchte: Als Esau sich später um den Segen bemühte, wurde er von seinem Vater Isaak verworfen und fand vor Isaak keinen Platz für Reue. Esaus Erstgeburtsrecht wurde ihm nicht einfach deswegen zurückgegeben, weil er es zurückhaben wollte. Er konnte es nicht wiedererlangen, weil er es geringgeschätzt hatte.

    3. Seid mutig, denn ihr seid nicht zu dem Berg Sinai gekommen

    Hebräer 12, 18-24

    Hebräer 12, 18-24
    Denn ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, den man anrühren konnte, und zu dem glühenden Feuer, noch zu dem Dunkel, der Finsternis und dem Gewittersturm, noch zu dem Klang der Posaune und dem Donnerschall der Worte, bei dem die Zuhörer baten, dass das Wort nicht weiter zu ihnen geredet werde – denn sie ertrugen nicht, was befohlen war: »Und wenn ein Tier den Berg berührt, soll es gesteinigt werden!« Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: »Ich bin erschrocken und zittere!«

    1. Denn ihr seid nicht zu dem Berg gekommen, den man anrühren konnte, und zu dem glühenden Feuer: Israels Ankunft am Berg Sinai können wir in 2. Mose 19, 10-25 nachlesen.
        1. Der Berg war abgezäunt und das Betreten absolut verboten.
        2. Den Israeliten war befohlen worden, ihre Kleidung zu waschen und sexuell enthaltsam zu sein.
        3. Es donnerte, blitzte und eine dicke Wolke lag über dem Berg.
        4. Hörnerschall ertönte und rief das Volk zur Begegnung mit Gott.
        5. Es gab mehr Rauch, wie von einem Ofen, und Erdbeben.
        6. Hörnerschall erklang bis Mose sprach und Gott selbst antwortete.
    2. Bei dem die Zuhörer baten, dass das Wort nicht weiter zu ihnen geredet werde: Die Reaktion Israels war verständlich: Die Menschen hatten Todesangst (2. Mose 20, 18-21). Sie wollten, dass es aufhörte und nicht noch länger andauerte.
      1. Selbst Mose hatte Angst: „Denn ich fürchtete mich vor dem Zorn und Grimm“ (5. Mose 9, 19).
      2. Diese Furcht konnte aber nicht bewirken, dass die Heiligkeit unter dem Volk Israel zunahm. Sie konnte nicht die Herzen der Israeliten verändern. Vierzig Tage später beteten sie ein goldenes Kalb an und behaupteten, das Kalb sei der Gott, der sie aus Ägypten geführt habe.

    4. Seid mutig, denn ihr seid gekommen zu dem Berg Zion

    Hebräer 12, 22-24

    Hebräer 12, 22-24
    Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten, und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels.

  5. Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion: Wir befinden uns an einem anderen Ort. Unsere Beziehung zu Gott orientiert sich nicht an der Erfahrung die das Volk Israel am Berg Sinai gemacht hat. Wir kommen zu Gottes anderem Berg: Zion, der Name des Berges, auf dem Jerusalem thront. Das Gesetz kam auf den Berg Sinai; das Kreuz war auf dem Berg Zion.
  6. Der Stadt des lebendigen Gottes: Auf dem Berg Sinai gab es keine Stadt; sie lag draußen in der Wüste.
  7. Dem himmlischen Jerusalem: Sinai wurde mit Ägypten in Verbindung gebracht; Zion wird mit dem Himmel gleichgesetzt.
  8. Zu Zehntausenden von Engeln: Einige wenige Engel überbrachten Mose das Gesetz auf dem Berg Sinai; doch auf dem Berg Zion gibt es Zehntausende von Engeln.
  9. Zu der Festversammlung und zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind: Was Gott am Berg Sinai gegeben hat, galt hauptsächlich Israel; was Gott am Berg Zion gegeben hat, gilt für alle, und es umfasst alle Erlösten, sowohl die Gemeinde als auch die Festversammlung aller Erlösten.
  10. Zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten: Der Berg Zion hebt Gott als Richter über alle nicht auf – ganz und gar nicht. Das Werk, das Jesus auf dem Berg Zion vollbracht hat, befriedigt vielmehr die Gerechtigkeit Gottes und bringt den Geist des gerechten und vollkommenen Menschen hervor.
  11. Zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes: Auf dem Berg Sinai ging es um einen alten Bund, der darauf basierte, etwas zu leisten und etwas zu verdienen. Der Berg Zion basiert auf einem neuen Bund mit Jesus, dem Mittler auf der Grundlage von Glauben und Empfangen.
  12. Zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als [das Blut] Abels: [Das Blut] Abels bezieht sich nicht auf das Blut, das er bei seinem Martyrium vergossen hat. Vielmehr war es das Blut des Opfers, das er brachte – das erste in der Bibel aufgezeichnete Opfer eines Menschen an Gott. Das Blut Jesu redet Besseres als das Blut von Tieropfern, das Blut von Abel.
    1. Dennoch ist es wahr, dass das Blut Jesu, des Messias Besseres redet als das Blut des Märtyrers Abel. Das Blut Abels rief: Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden, nimm Rache. Das Blut Jesu rief: Der Gerechtigkeit muss Genüge getan werden, seid gnädig!
  13. Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion: Die Lektion ist eindeutig. Wir sollten nicht zum Berg Zion kommen als kämen wir zum Berg Sinai. Also hör auf zu zögern und komme mutig zu Gott.
    1. Betrachte die Unterschiede zwischen dem Berg Sinai und dem Berg Zion.
      1. Der Berg Sinai war von Furcht und Schrecken gekennzeichnet – der Berg Zion ist ein Ort der Liebe und der Vergebung.
      2. Der Berg Sinai liegt in der Wüste – der Berg Zion ist die Stadt des lebendigen Gottes.
      3. Der Berg Sinai steht für irdische Dinge – der Berg Zion steht für himmlische Dinge.
      4. Am Berg Sinai durfte sich nur Mose Gott nähern – am Berg Zion sind Zehntausende, eine Festversammlung dazu eingeladen, näher zu treten.
      5. Der Berg Sinai steht für schuldige Menschen voller Angst, der Berg Zion steht für vollendete Gerechte.
      6. Am Berg Sinai war Mose der Mittler, am Berg Zion ist Jesus der Mittler.
      7. Am Berg Sinai wurde ein Alter Bund eingesetzt, der durch Tierblut gültig gemacht wurde. Der Berg Zion steht für einen Neuen Bund, der durch das Blut des kostbaren Sohnes Gottes für gültig erklärt worden ist.
      8. Am Berg Sinai ging es hauptsächlich um Ausgrenzung und darum, Menschen vom Berg fernzuhalten. Am Berg Zion dagegen dreht sich alles um eine Einladung.
      9. Am Berg Sinai drehte sich alles um das Gesetz. Am Berg Zion dreht sich alles um die Gnade.
    1. Natürlich wird hier auch die Überlegenheit des Neuen Bundes herausgestellt. Das zeigt uns, dass diese jüdischen Christen noch nicht einmal darüber nachdenken sollten, zurückzugehen, um die Religion des Bergs Sinai der Beziehung des Bergs Zion vorzuziehen.

5. Habt Acht: Ein großes Privileg birgt eine große Bedrohung und Gefahr in sich

Hebräer 12, 25-26

Hebräer 12, 25-26
Habt acht, dass ihr den nicht abweist, der redet! Denn wenn jene nicht entflohen sind, die den abgewiesen haben, der auf der Erde göttliche Weisungen verkündete, wie viel weniger wir, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel herab tut! Seine Stimme erschütterte damals die Erde; nun aber hat er eine Verheißung gegeben, indem er spricht: »Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel!«

  1. Habt acht, dass ihr den nicht abweist, der redet! Wie in den vorhergehenden Versen beschrieben, zeigt uns Gott die Güte und Herrlichkeit des Berges Zion – das vollkommene und vollendete Werk Jesu und den Neuen Bund durch ihn. Wenn wir uns dafür entscheiden, diese Angebote von Gott abzulehnen, können wir die Konsequenzen dieser Entscheidung nicht ignorieren.
  2. Denn wenn jene nicht entflohen sind: Die Rebellion am Berg Sinai hatte Konsequenzen. Es gibt noch größere Konsequenzen für den Widerstand gegen Gottes größeres Werk auf dem Berg Zion und das sollte auch so sein.
  3. Seine Stimme erschütterte damals die Erde … Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel … Dinge … die nicht erschüttert werden können: Am Berg Sinai erschütterte Gott die Erde mit seiner Stimme. Der Neue Bund erschüttert die Dinge noch mehr (Noch einmal erschüttere ich nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel).
    1. Es ist leicht – und gefährlich – zu denken, dass Gott im Alten Testament streng und gemein war und im Neuen Testament irgendwie nett wurde. Das ist so simpel, dass es täuscht – es gibt mehr Barmherzigkeit im Alten Testament als viele sich vorstellen, und es gibt mehr Gericht im Neuen Testament als viele vermuten.
    2. Wenn alles erschüttert wird, ist die einzige Frage, wo du stehst. Ist es ein sicherer Ort?

6. Warum Gott die bestehende Ordnung erschüttert

Hebräer 12, 27

Hebräer 12, 27
Dieses ‚Noch einmal‘ deutet aber hin auf die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden, als solche, die erschaffen worden sind, damit die Dinge bleiben, die nicht erschüttert werden können.

  1. Deutet aber hin auf die Beseitigung der Dinge, die erschüttert werden: Gott verspricht, die Dinge erneut zu erschüttern, um die Abhängigkeit vom Materiellen – im Sinne von materiellen Dingen, Materialismus – zu beseitigen (die Beseitigung).
  2. Damit die Dinge bleiben, die nicht erschüttert werden können: Gott erschüttert die Dinge, um sie zu prüfen, und nimmt dann die Dinge weg, die der Prüfung nicht standhalten.

7. Warum Gott die bestehende Ordnung erschüttert

Hebräer 12, 28-29

Hebräer 12, 28-29
Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns die Gnade festhalten, durch die wir Gott auf wohlgefällige Weise dienen können mit Scheu und Ehrfurcht! Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.

  1. Weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen: Im Gegensatz zur Unbeständigkeit der Welt um uns herum ist das Reich Jesus unerschütterlich, und wir empfangen dieses Reich.
    1. Das ist unsere Stabilität in einer instabilen Welt. Wir haben dieses Reich noch nicht vollständig; es wird erst noch kommen. Aber wir empfangen es. Griffith Thomas stellte fest, dass die alte Grammatik und Formulierung darauf hinweist, dass „wir ständig und fortwährend (griechisch) ein Reich empfangen, das nicht erschüttert werden kann.“
    2. Wie wir das Reich bereits erhalten haben
      1. Wir haben es als Verheißung erhalten; eine Verheißung von einem vertrauenswürdigen Menschen ist genauso sicher wie die Sache selbst.
      2. Wir haben es als Prinzip empfangen und sehen bereits die Prinzipien des Reiches Gottes in der Welt wirken.
      3. Wir haben es als Kraft empfangen und sehen, dass Gottes lebensverändernde und wunderbare Kraft heute in der Welt am Werk ist.
      4. Wir haben etwas von der Versorgung und dem Schutz des Reiches Gottes empfangen, denn unser König versorgt und beschützt uns.
      5. Wir haben es in der Gemeinschaft empfangen, denn unsere Gemeindeversammlungen sind Versammlungen im Reich Gottes.
  2. Lasst uns die Gnade festhalten: Das Reich selbst wird nie erschüttert werden. Daher müssen wir Gottes unverdiente Annahme in Jesus ergreifen, die uns dabei hilft, Gott auf wohlgefällige Weise zu dienen.
    1. „Ehre sei Gott, unser Reich kann nicht erschüttert werden! Auch kein Dynamit kann unser Reich anrühren: Keine Macht der Welt, keine Macht der Hölle kann das Reich erschüttert, das der Herr seinen Heiligen gegeben hat. Mit Jesus als unserem Monarchen brauchen wir uns vor keiner Revolution oder Anarchie zu fürchten, denn: der Herr hat dieses Reich auf einen Felsen gegründet und es kann weder erschüttert noch entfernt werden.“ (Spurgeon)
    2. Gott auf wohlgefällige Weise dienen: Diese Worte erklären, wie dies geschehen kann.
      1. Unser wohlgefälliger Dienst beginnt damit, dass wir Empfänger sind (weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen).
      2. Unser wohlgefälliger Dienst wird durch Gottes Gnade in uns bewirkt (Lasst uns die Gnade festhalten).
      3. Unser wohlgefälliger Dienst ist von Scheu geprägt (mit Scheu).
      4. Unser wohlgefälliger Dienst wird vom Geist der Ehrfurcht geprägt (mit Ehrfurcht).
      5. Unser wohlgefälliger Dienst wird von einem starken Bewusstsein von Gottes Heiligkeit geprägt (Denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer).
    3. Manche behaupten fälschlicherweise, dass ein ‚Zuviel‘ an Gnade ein Freibrief ist und zu Respektlosigkeit gegenüber Gott führt. Tatsächlich gibt uns die Gnade Scheu und Ehrfurcht. Wer denkt, dass Gnade ihm die Lizenz zum Sündigen gibt, wandelt vielleicht überhaupt nicht in der Gnade.
  3. Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer: Da Gott wirklich ein verzehrendes Feuer ist, ist es das Beste, wenn wir zu seinen Bedingungen zu ihm kommen. Das sind die Bedingungen dafür, dass Jesus uns angenommen hat, obwohl wir es nicht verdient haben. Er wird alles verzehren, was außerhalb dieses Bereichs ist.
    1. Elia wusste, dass Gott ein verzehrendes Feuer ist; er verzehrte das Opfer auf dem Altar auf dem Berg Karmel. Salomo wusste, dass Gott ein verzehrendes Feuer war; er verzehrte das Opfer auf dem Altar bei der Einweihung des Tempels.
    2. Diese Wahrheit, dass Gott ein verzehrendes Feuer ist, ist ein Trost für alle Gläubigen. Sie erkennen, dass der Vater sein verzehrendes Feuer des Gerichts an unserer Stelle auf den Sohn ausgegossen hat. Als er starb, hat sein Tod die Schuld der Sünde in allen Gläubigen vollständig verzehrt. Die Schuld der Sünde wurde in Jesus am Kreuz verzehrt.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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