Markus 4 – Die Geheimnisse des Reiches Gottes

A. Das Gleichnis von den Böden und der Zweck von Gleichnissen

1. Darstellung des Gleichnisses von den Böden

Markus 4, 1-9

Markus 4, 1-9
Und wiederum fing er an, am See zu lehren. Und es versammelte sich eine große Volksmenge bei ihm, sodass er in das Schiff stieg und sich auf dem See darin niedersetzte; und das ganze Volk war am See auf dem Land. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen und sagte zu ihnen in seiner Lehre: Hört zu! Siehe, der Sämann ging aus, um zu säen. Und es geschah, als er säte, dass etliches an den Weg fiel; und die Vögel des Himmels kamen und fraßen es auf. Anderes aber fiel auf den felsigen Boden, wo es nicht viel Erde hatte; und es ging sogleich auf, weil es keine tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, wurde es verbrannt; und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Und anderes fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten es, und es brachte keine Frucht. Und anderes fiel auf das gute Erdreich und brachte Frucht, die aufwuchs und zunahm; und etliches trug dreißigfältig, etliches sechzigfältig und etliches hundertfältig. Und er sprach zu ihnen: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

  1. Sodass er in das Schiff stieg und sich auf dem See darin niedersetzte: Jesus benutzte oft ein Boot als ‚Kanzel‘ (Markus 3, 9). Es war ein Ort, an dem er abseits der Menschenmassen sprechen konnte, er hatte eine gute Akustik und er bot wahrscheinlich eine schöne Kulisse.
    1. Als Jesus von einem Schiff aus lehrte, war das sicherlich etwas Neues. Wir können uns vorstellen, dass einige Kritiker sagten: „Das kannst Du nicht machen! Das Lehren gehört in die Synagoge oder an einen anderen geeigneten Ort.“ Es wäre leicht, Einwände zu erheben: „Die feuchte Luft könnte die Leute krank machen“ oder „Es gibt eine Menge Moskitos unten am Ufer“ oder ‚Jemand könnte ertrinken‘. Aber Jesus wusste, dass das Lehren vom Boot aus für seine Zwecke gut geeignet war.
  2. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen: Das Wort Gleichnis kommt von „etwas zur Seite stellen“. Jesus gebrauchte Gleichnisse, um eine geistliche Wahrheit neben die Realität des alltäglichen Lebens zu stellen.
  3. Der Sämann ging aus, um zu säen: In diesem Gleichnis beschrieb Jesus etwas, das sie alle kannten – einen Bauern, der Samen auf den Boden warf, und den Samen, der auf unterschiedliche Böden fiel.
  4. Und es geschah, als er säte: Die Saat fiel auf drei Bereiche ohne dauerhaften Ertrag: an den Weg, auf den felsigen Boden und auf den dornigen Boden (unter die Dornen). Aber ein Teil des Samens fiel auf das gute Erdreich.
    1. Es war nicht der Fall, dass der Bauer die Saat töricht oder nachlässig gesät hatte. Ein Teil des Saatguts fiel zufällig auf den Weg (Und es geschah, als er säte, dass etliches an den Weg fiel), aber der größte Teil des Saatguts wurde auf den Boden gesät, der nach dem Auswerfen des Saatguts gepflügt wurde. Daher wusste man nicht, wo Steine waren oder wo Dornen wachsen könnten.
    2. Obwohl dies häufig das Gleichnis vom Sämann genannt wird, sollte es eigentlich das Gleichnis von den Böden genannt werden. Der Unterschied liegt nämlich nie in der Saat, sondern in der Art des Bodens, auf den sie fällt.
  5. Etliches trug dreißigfältig, etliches sechzigfältig und etliches hundertfältig: Von der Saat, die auf den guten Boden fiel, brachte alles Frucht – aber nicht alles in gleichem Maß.

2. Der Grund für die Gleichnisreden

Markus 4, 10-12

Markus 4, 10-12
Als er aber allein war, fragten ihn die, welche um ihn waren, samt den Zwölfen über das Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen, denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil,
»damit sie mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen,
und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen,
damit sie nicht etwa umkehren
und ihnen die Sünden vergeben werden.«

  1. Fragten ihn die, welche um ihn waren, samt den Zwölfen über das Gleichnis: Die geistliche Bedeutung des Gleichnisses war nicht sofort ersichtlich. Die Jünger Jesu, einschließlich der Zwölf, wussten nicht, was Jesus damit meinte, und sie fragten ihn … über das Gleichnis:
  2. Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen: Jesus würde den Jüngern die Frage nach dem Gleichnis beantworten, aber zuerst würde er sie lehren, warum er überhaupt Gleichnisse verwendet.
    1. Den Jüngern, denen Gottes Anliegen wichtig waren, war es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu erkennen. Man konnte mit ihnen Klartext reden. Anderen wurde oft mit Hilfe von Gleichnissen etwas gelehrt.
    2. In der Bibel ist ein Mysterium nichts, was man nicht verstehen kann. Es ist etwas, das du nicht verstehen würdest, wenn Gott es dir nicht offenbaren würde. Im biblischen Sinne magst du vielleicht genau wissen, was ein Mysterium ist, und doch bleibt es ein Mysterium, weil du es nicht gewusst hättest, hätte Gott es dir nicht offenbart.
    3. Beachte, dass selbst die Jünger dieses ‚einfache‘ Gleichnis nicht verstehen (Markus 4, 10; 4, 13; 4, 33; 4, 34).
  3. Denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil, damit sie mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen: Gleichnisse ähneln in ihrer geistlichen Funktion eher einem Rätsel oder einem Puzzle als einfachen Beispielen. Sie können von denen verstanden werden, die den richtigen ‚Schlüssel‘ dazu haben.
    1. Ein Gleichnis ist nicht wie ein Beispiel. Ein guter Lehrer kann etwas veranschaulichen, indem er eine Aussage über eine Wahrheit macht und dann die Wahrheit durch eine Geschichte oder eine Analogie veranschaulicht. Aber wenn Jesus Gleichnisse benutzte, begann er nicht damit, eine Wahrheit zu formulieren. Stattdessen war das Gleichnis wie eine Tür. Jesu Zuhörer standen in der Türöffnung und hörten ihn. Wenn sie nicht interessiert waren, blieben sie draußen. Wenn sie aber interessiert waren, konnten sie durch die Tür gehen und über die Wahrheit hinter dem Gleichnis nachdenken und darüber, was es für ihr Leben bedeutete.
    2. Wenn du den Schlüssel zu diesem Gleichnis nicht begreifst, dann begreifst du es überhaupt nicht. Wir können uns vorstellen, was die verschiedenen Menschen in Jesu Zuhörerschaft gedacht haben könnten, als er dieses Gleichnis ohne Erklärung lehrte.
      1. Der Landwirt dachte: „Er sagt mir, dass ich sorgfältiger sein muss in der Art und Weise, wie ich mein Saatgut werfe. Ich vermute, ich habe sehr viel verschwendet.“
      2. Der Politiker dachte: „Er sagt mir, dass ich ein landwirtschaftliches Ausbildungsprogramm beginnen muss, um den Bauern zu helfen, ihr Saatgut effizienter auszubringen. Dies wird meiner Wiederwahlkampagne großen Auftrieb geben.“
      3. Der Zeitungsreporter dachte: „Er will mir damit sagen, dass es hier eine große Geschichte über das Vogelproblem gibt und wie die Agrargemeinschaft davon betroffen ist. Das ist eine großartige Idee für eine Serie in der Zeitung.“
      4. Der Verkäufer dachte: „Er ermutigt mich in meinen Düngemittelverkäufen. Ich könnte diesem Landwirt mehr helfen, als er denkt, wenn er nur mein Produkt verwenden würde.“
    3. Aber keiner von ihnen konnte die geistliche Bedeutung verstehen, solange bis Jesus ihnen den Schlüssel dazu erklärte: Der Sämann sät das Wort (Markus 4, 14). Wenn man den Schlüssel nicht hat, verpasst man das ganze Gleichnis. Wenn du glaubst, dass die Saat Geld bedeutet, verpasst du das Gleichnis. Wenn du glaubst, der Same stelle Liebe dar, dann verpasst du das Gleichnis. Wenn du glaubst, der Same stehe für harte Arbeit, dann verpasst du das Gleichnis. Man kann es nur verstehen, wenn man das Schlüsselwort versteht: Der Sämann sät das Wort.
    4. „Ohne den Schlüssel sind die Gleichnisse schwer zu verstehen, denn Gleichnisse verhüllen die Wahrheit des Reiches Gottes, die in Begriffen eines anderen Reichs erklärt wird. Ohne geistliche Wahrheit und Einsicht sind sie unverständlich.“ (Robertson)
  4. Damit sie mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen: Durch das Zitieren dieser Stelle aus Jesaja 6, 9 erklärte Jesus, warum er Gleichnisse verwendete. Beim Lehren durch Gleichnisse bot Jesus seinen Zuhörern die Gelegenheit, tief zu graben und die Wahrheit zu finden oder die Augen vor einer interessanten Geschichte zu verschließen. Sie könnten so einer noch größeren Verurteilung entgehen, weil sie eine klar verstandene Wahrheit abgelehnt haben.
    1. Jesus benutzte Gleichnisse nicht, um Menschen mit Blindheit zu schlagen, sondern weil sie schon blind waren. „Jesus bediente sich der Gleichnismethode nicht, um sie zu blenden, sondern um sie wieder zum Hinsehen zu bewegen; nicht um sie daran zu hindern, zur Vergebung zu kommen, sondern um sie zu einer neuen Art der Aufmerksamkeit hinzuführen.“ (Morgan)
    2. „Damit sich ihre Schuld nicht anhäuft, spricht der Herr sie in der Zeit unmittelbar vor seiner Kreuzigung nicht mehr direkt in deutlichen Lehren an, sondern in Gleichnissen.“ (Geldenhuys)
    3. Wie gesegnet sind vor diesem Hintergrund diejenigen, die die Gleichnisse Jesu verstehen. Sie kommen nicht nur in den Genuss der veranschaulichten geistlichen Wahrheit, sondern zeigen auch ein gewisses Maß an Empfänglichkeit gegenüber dem Heiligen Geist.

3. Die Deutung des Gleichnisses vom Sämann

Markus 4, 13-20

Markus 4, 13-20
Und er spricht zu ihnen: Wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann alle Gleichnisse verstehen? Der Sämann sät das Wort. Die am Weg aber sind die, bei denen das Wort gesät wird, und wenn sie es gehört haben, kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort weg, das in ihre Herzen gesät worden ist. Und gleicherweise, wo auf steinigen Boden gesät wurde, das sind die, welche das Wort, wenn sie es hören, sogleich mit Freuden aufnehmen; aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch. Später, wenn Bedrängnis oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, nehmen sie sogleich Anstoß. Und die, bei denen unter die Dornen gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören, aber die Sorgen dieser Weltzeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach anderen Dingen dringen ein und ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar. Und die, bei denen auf das gute Erdreich gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören und es aufnehmen und Frucht bringen, der eine dreißigfältig, der andere sechzigfältig, der dritte hundertfältig.

  1. Wenn ihr dieses Gleichnis nicht versteht, wie wollt ihr dann alle Gleichnisse verstehen? Jesus hielt dieses Gleichnis für wesentlich, um seine anderen Gleichnisse zu verstehen.
  2. Der Sämann sät das Wort: Jesus sagte, dass das Wort Gottes wie ein Same ist. Es wird in unsere Herzen gepflanzt und hat dann das Potenzial, Frucht zu bringen. Aber nicht jeder Same wächst zu einer Pflanze heran und bringt Frucht. Die Art des Bodens, auf den er fällt, macht den Unterschied.
    1. Normalerweise neigen die Zuhörer dazu, den Prediger zu kritisieren. Aber hier kritisiert Jesus, der Prediger, seine Zuhörer. Die Frage ist, wie gut werden sie hören, nicht, wie gut wird er predigen.
    2. Wir lernen hier etwas anderes: Durch das Predigen wird die Saat gesät. Man kann den Samen studieren, die Saat kategorisieren, das Saatgut analysieren, kennen oder sogar lieben. Aber wenn man es nicht sät, wird nichts wachsen.
    3. Aber wenn der Same das Wort ist, dann muss jeder Prediger darauf achten, dass er guten Samen verwendet. „Es ist ein hohes Vergehen gegen Gott, den Samen des Meisters zu verändern, ihn zu vermischen oder schlechten Samen an seiner Stelle zu säen.“ (Clarke)
  3. Die am Weg aber sind die, bei denen das Wort gesät wird: Manche Menschen sind wie der Boden am Wegesrand. Das war harter Boden, weil die Menschen immer wieder darauf gingen und ihn zu einem Weg oder einer Straße festgetreten haben. Menschen wie die am Weg sind hart gegenüber Gottes Wort. Sie geben dem Samen des Wortes keinen Raum in ihrem Leben – er kommt nie hinein.
    1. „Es gibt einige, die das Wort hören, aber nie darüber nachdenken, es sich nie zu Herzen nehmen, nie einen weiteren Gedanken daran verschwenden.“ (Poole)
    2. Kommt sogleich der Satan und nimmt das Wort weg, das in ihre Herzen gesät worden ist: Es ist wichtig zu sehen, dass Satan nicht will, dass das Wort Gottes im Herzen eines Menschen Wurzeln schlägt. Wie ein Vogel, der herabstürzt und sich einen Samen schnappt, so möchte er den Samen des Wortes aus dem ‚Herzens-Boden‘ eines Menschen ‚entfernen‘. Dies ist Satans Ziel. Er will verhindern, dass das Wort jemals einen Platz im Leben von Menschen bekommt, so dass sie niemals für Gott fruchtbar sein werden.
    3. „Harte Herzen müssen ‚umgepflügt‘ werden, bevor sie den Samen empfangen können, und das kann eine schmerzhafte Erfahrung sein (Jeremia 4, 3; Hosea 10, 12).“ (Wiersbe)
  4. Und gleicherweise, wo auf steinigen Boden gesät wurde, das sind die, welche das Wort, wenn sie es hören, sogleich mit Freuden aufnehmen; aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch: Manche Menschen sind wie felsiger Boden, der mit einer dünnen Schicht Mutterboden bedeckt ist. Sie nehmen den Samen des Wortes mit einem Anflug von Begeisterung auf, die schnell verglüht.
    1. Später, wenn Bedrängnis oder Verfolgung entsteht um des Wortes willen, nehmen sie sogleich Anstoß: Der Hörer auf steinigem Boden wird nicht direkt von Satan angegriffen, sondern von Bedrängnis oder Verfolgung. Jesus wusste, dass viele sofort positiv auf das Wort Gottes reagieren, es aber schnell aufgeben, wenn es schwierig wird, Jesus nachzufolgen.
    2. Aber sie haben keine Wurzel in sich: Einige bekennende Christen haben keine Wurzel in sich selbst. Ihre Wurzel liegt in ihren Eltern oder in ihren christlichen Freunden oder in ihrem Pastor oder in einem enthusiastischen Umfeld. „Dann gibt es noch andere, deren Religion von einer enthusiastischen Umgebung getragen werden muss. Sie scheinen in kochendem Wasser getauft worden zu sein; und wenn die Temperatur um sie herum nicht auf diesem Punkt gehalten wird, verkümmern sie … die Religion, die aus bloßer Begeisterung geboren wird, wird sterben, wenn die Begeisterung vorbei ist.“ (Spurgeon)
  5. Und die, bei denen unter die Dornen gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören, aber die Sorgen dieser Weltzeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach anderen Dingen dringen ein und ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar: Manche Menschen sind wie der Same, der unter die Dornen fiel. Sie nehmen das Wort auf, lassen aber zu, dass die Interessen und Sorgen dieser Welt es ersticken.
    1. Man könnte sagen, dieser Boden ist zu fruchtbar. Das Wort Gottes wächst dort, aber auch alles andere. Und alles andere beginnt bald, das Wort Gottes zu verdrängen.
  6. Und die, bei denen auf das gute Erdreich gesät wurde, das sind solche, die das Wort hören und es aufnehmen und Frucht bringen, der eine dreißigfältig, der andere sechzigfältig, der dritte hundertfältig: Manche Menschen sind wie der gute Boden, sie nehmen das Wort auf und bringen Frucht und erfüllen so den Zweck des Samens.
    1. Dieses Gleichnis zeigt, dass etwas geschieht, wenn das Wort so aufgenommen wird, wie es sein sollte – Frucht entsteht. Wenn nichts geschieht, dann wurde das Wort nicht so aufgenommen, wie es sein sollte.
    2. „Dieses Gleichnis behandelt das Problem, welches für den nachdenklichen Verstand das größte von allen ist: Wie kommt es, dass die Schriftgelehrten und Pharisäer ihn so missverstehen können? Und wie kommt es, dass seine Verwandten und Jünger ihn überhaupt nicht verstehen können? Warum bringt das Hören der Lehre nicht in jedem Herzen dasselbe Ergebnis?“ (Cole)
    3. „Die Pharisäer wurden nicht einen Deut besser durch all diese herzzerreißenden Predigten unseres Heilands, nein, sie wurden sogar noch schlimmer.“ (Trapp)

B. Die Verantwortung derer, die das Wort Gottes verstehen

1. Sie sind dafür verantwortlich, die Wahrheit – d.h. das Wort Gottes – zu erforschen und zu veröffentlichen

Markus 4, 21-23

Markus 4, 21-23
Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa das Licht, damit es unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird, und nicht vielmehr, damit man es auf den Leuchter setzt? Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar gemacht wird, und nichts geschieht so heimlich, dass es nicht an den Tag kommt. Wer Ohren hat zu hören, der höre!

  1. Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar gemacht wird: Es liegt in der Natur des Lichtes, dass es enthüllt werden soll. Mit der Wahrheit verhält es sich genauso, und Gott verspricht, dass sie offenbart werden wird.
  2. Nichts geschieht so heimlich, dass es nicht an den Tag kommt: Wir dürfen dieses Licht nicht verbergen. Wenn du die Wahrheit Gottes kennst, hast du eine große Verantwortung, diese Wahrheit auf jede Weise zu verbreiten, zu der Gott dir Gelegenheit gibt. Es ist, wie wenn jemand, der das Heilmittel für eine lebensbedrohliche Krankheit besitzt, die moralische Verantwortung hat, dieses Heilmittel unter die Leute zu bringen. Gott hat deine Lampe nicht angezündet, damit sie verborgen bleibt.

2. Wenn wir das Wort hören, werden wir selbst dafür verantwortlich; wir müssen also darauf achten, wie wir hören

Markus 4, 24-25

Markus 4, 24-25
Und er sprach zu ihnen: Achtet auf das, was ihr hört! Mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden, und es wird euch, die ihr hört, noch hinzugelegt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen werden, was er hat.

  1. Achtet auf das, was ihr hört: Christen sollten darauf achten, sich guten Lehrern zu unterstellen, die den ganzen Ratschluss des Wortes Gottes lehren. Es gibt viele Gründe für die Wahl einer Gemeinde, aber einer der wichtigsten muss sein: „Jesus sagte mir, ich soll auf das achten, was ich höre, und ich weiß, dass diese Kirche den ganzen Ratschluss des Wortes Gottes lehrt.“
  2. Mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden: Deshalb ist es wichtig, auf das Gehörte zu achten. Gott wird uns so antworten, wie wir ihm und seinem Wort geantwortet haben.
    1. Charles Spurgeon sagte: „Der Hörer des Evangeliums wird Maß für Maß erhalten, und das Maß soll sein eigenes Maß sein.“ Und genau so funktioniert es auch. Demjenigen, der sich nicht für das Evangelium interessiert, erscheint die Verkündigung des Evangeliums uninteressant. Derjenige, der an der Kirche oder an dem Prediger etwas auszusetzen hat, findet viele Fehler. Auf der anderen Seite – der segensreicheren Seite – finden die Hungrigen Nahrung und empfangen diejenigen etwas, die nach der zuverlässigen Wahrheit streben, durch jeden treuen Dienst.
  3. Und es wird euch, die ihr hört, noch hinzugelegt werden: Wenn wir das Wort Gottes hören und es mit Freude aufnehmen, wird uns aus Gottes geistlichem Reichtum noch mehr gegeben werden.
    1. Es wird … noch hinzugelegt werden: Mehr was? Mehr Lust zu hören. Mehr Verständnis für das Gehörte. Mehr persönlicher Nutzen aus dem Segen, von dem du hörst.
    2. Es wird … noch hinzugelegt werden: Jesus erinnert uns daran, dass geistliches Wachstum einer Dynamik folgt, ob positiv oder negativ. Wenn wir die guten Gewohnheiten haben, das Wort zu hören und es zu leben, wird mehr darauf aufgebaut. Wenn wir diese guten Gewohnheiten aufgeben, ist es äußerst schwierig, sie wiederzuerlangen.

C. Zwei weitere Gleichnisse über das Reich Gottes

1. Das Gleichnis vom Wachstum der Saat

Markus 4, 26-29

Markus 4, 26-29
Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf die Erde wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same keimt und geht auf, ohne dass er es weiß. Denn die Erde trägt von selbst Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, dann den vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht es zulässt, schickt er sogleich die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

  1. Wie wenn ein Mensch den Samen auf die Erde wirft: Wenn ein Bauer Samen aussät und dieser über Nacht wächst und er am Morgen sieht, dass die Saat aufgegangen ist, dann hat er als Partner mit Gott zusammengearbeitet. Der Mensch hat getan, was er tun konnte – den Samen aussäen; und Gott hat getan, was nur er tun kann: den Samen wachsen lassen.
    1. Dies zeigt, dass das Wort Gottes unsichtbar in uns wirkt. Gott hat versprochen, dass sein Wort das Ziel erreichen wird, zu dem er es sendet (Jesaja 55, 11). Wenn du also das Wort hörst, dann wirkt es in dir – sogar während du schläfst. Es wirkt geistlich in dir, auf eine Weise, die für unsere Augen unsichtbar ist.
    2. „Das Geheimnis des Wachstums liegt im Samen, nicht im Boden, nicht am Wetter, nicht am Anbau. Das alles hilft, aber der Same entfaltet sich spontan entsprechend seiner eigenen Natur.“ (Robertson)
  2. Ohne dass er es weiß: Wie genau das Saatgut wächst, ist für den Landwirt ein Rätsel. Obwohl es in einem Prozess wächst, den er weder sehen noch vollständig erklären kann, hat er Vertrauen in den Wachstumsprozess. So ist es mit dem Reich Gottes: Wir arbeiten in einer Partnerschaft mit Gott, doch die eigentliche Arbeit bleibt ihm überlassen – wir vertrauen auf einen Prozess, den wir weder sehen noch vollständig erklären können.
    1. Da Jesus lehrte, dass das Gleichnis von den Böden ein Schlüssel zum Verständnis anderer Gleichnisse ist (Markus 4, 13), können wir sagen, dass der Same, von dem er hier spricht, das Wort Gottes ist, wie im Gleichnis vom Ackerboden. Deshalb zeigt Jesus mit diesem Gleichnis, wie das Wort Gottes mit verborgener und geheimnisvoller Kraft wirkt, genau wie ein Same.
    2. Die Bibel ist weder eine Gebrauchsanweisung noch eine Auflistung von Regeln, denen man folgen muss. Sie ist lebendig und weckt Leben in uns. Die Vorstellung, dass ein Prediger dem Wort Gottes Leben verleiht, ist falsch; das Einzige, was ein Prediger dem Wort geben kann, ist eine Stimme. Wie ein Samenkorn hat das Wort Gottes eine verborgene und geheimnisvolle Kraft.
  3. Die Ernte ist da: So wie die Aussaat auf ein Feld am Anfang vielleicht unbemerkt bleibt, aber die Ernte nicht mehr übersehen werden kann, wenn sie reif ist, so ist es mit dem Reich Gottes. Es hat kleine Anfänge und seine Wurzel mag klein sein, aber wenn Gott das Werk zur Reife bringt, ist es nicht mehr zu übersehen.
    1. Dies ist die Herrlichkeit des Wirkens Jesu in uns. Es wurde prophetisch von ihm gesagt: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (Jesaja 42, 3). Jesus nimmt etwas so Kleines und Unbedeutendes wie einen Samen, begräbt ihn und lässt ihn zu etwas Herrlichem aufwachsen. Deshalb sollten wir den Tag der kleinen Anfänge niemals verachten. (Sacharja 4, 10).

2. Das Gleichnis vom Senfkorn

Markus 4, 30-34

Markus 4, 30-34
Und er sprach: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, oder durch was für ein Gleichnis sollen wir es [euch] darlegen? Es ist einem Senfkorn gleich, das, wenn es in die Erde gesät wird, das kleinste ist unter allen Samen auf Erden. Und wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Gartengewächse und treibt große Zweige, sodass die Vögel des Himmels unter seinem Schatten nisten können. Und in vielen solchen Gleichnissen sagte er ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten. Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen; wenn sie aber alleine waren, legte er seinen Jüngern alles aus.

  1. Geht es auf und wird größer als alle Gartengewächse und treibt große Zweige: Manche betrachten das als schönes Bild von der Kirche, die so groß wird, dass sie der ganzen Welt Zuflucht bietet. Aber diese Senfpflanze ist zu einem Riesengewächs herangewachsen und beherbergt Vögel – die in den Gleichnissen Gesandte des Satans sind, gemäß des grundlegenden Gleichnisses von den Böden (Markus 4, 13).
    1. „Das Wachstum des Reiches Gottes wird nicht zu einer Bekehrung der Welt führen. Tatsächlich wird ein Teil des Wachstums dem Satan Gelegenheit geben, einzudringen und an die Arbeit zu gehen!“ (Wiersbe)
    2. Als Jesus das Wachstum des Werkes Gottes betrachtete, erinnerte er uns daran, dass Größe und Status nicht immer Vorteile sind. Ein korruptes Christentum ist ein Fluch für die Welt, da es lediglich die Form einer Frömmigkeit darstellt, ohne jegliche Kraft.
  2. Wenn sie aber alleine waren, legte er seinen Jüngern alles aus: „Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Menge nichts verstanden hat, sondern nur, dass Jesus es den Jüngern durch weiterführende Gespräche besser verständlich machte.“ (Expositor’s)

D. Jesus beruhigt einen Sturm auf dem See Genezareth

1. Jesus stillt den Sturm

Markus 4, 35-39

Markus 4, 35-39
Und an jenem Tag, als es Abend geworden war, sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer! Und nachdem sie die Volksmenge entlassen hatten, nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war; es waren aber auch andere kleine Schiffe bei ihm. Und es erhob sich ein großer Sturm, und die Wellen schlugen in das Schiff, sodass es sich schon zu füllen begann. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen? Und er stand auf, befahl dem Wind und sprach zum See: Schweig, werde still! Da legte sich der Wind, und es entstand eine große Stille.

  1. Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer: Jesus gab seinen Jüngern ein Versprechen. Er sagte nicht: „Lasst uns mitten auf dem See Genezareth untergehen.“ Er versprach seinen Jüngern, dass sie hinüberfahren an das jenseitige Ufer.
    1. „Der See Genezareth ist an seiner längsten Stelle etwa 21 km lang und an seiner breitesten Stelle etwa 13 km breit. An dieser Stelle war er etwa 8 km breit.“ (Barclay)
    2. „Jona geriet wegen seines Ungehorsams in einen Sturm, aber die Jünger gerieten in einen Sturm wegen ihres Gehorsams gegenüber dem Herrn.“ (Wiersbe)
  2. Nahmen sie ihn mit, wie er da in dem Schiff war: Jesus lehrte die Menge von einem Boot aus, das am Ufer des Sees Genezareth lag. Als das Lehren beendet war, kehrte er nicht mehr ans Ufer zurück. Er sagte nur zu den Jüngern: Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer.
    1. „Nun war das Lehren zu Ende; er war müde; er sehnte sich nach Erholung. Und so gebot er seinen Jüngern, den See zu überqueren, und das ist der Moment, auf den sich unser Text bezieht – sie nahmen ihn mit, so wie er war … Sie hatten nicht gewartet, bis irgendwelche Umhänge gebracht wurden. Sie hatten keinen Boten an Land geschickt. Müde und wahrscheinlich hungrig hatten sie ihn mitgenommen, so wie er war.“ (Morrison)
    2. Wir müssen ihn nehmen, wie er war.
      1. Nicht so, wie wir uns Jesus wünschen.
      2. Nicht so, wie andere Jesus darstellen.
      3. Nicht so, wie du ihn vielleicht im Leben anderer siehst.
  3. Und es erhob sich ein großer Sturm: Der See Genezareth ist bekannt für seine plötzlichen, heftigen Stürme. Wie heftig dieser Sturm war, zeigt die Reaktion der Jünger (dass wir umkommen). Mehrere der Jünger waren erfahrene Fischer auf genau diesem See, und sie waren verängstigt und fürchteten sich, in diesem Sturm umzukommen.
  4. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf einem Kissen: Die wahre Menschlichkeit Jesu zeigt sich in seinem kurzen Schlaf auf dem Boot. Er wurde müde und schlief manchmal ein wenig, wo immer es möglich war.
    1. Denke an all die Sorgen, die Jesus hätten wachhalten können. Er hätte sich Sorgen über die religiösen und politischen Führer machen können, die gegen ihn eine Verschwörung anzettelten. Er hätte sich Sorgen um seine Familie machen können, die ihn für verrückt hielt. Er hätte sich Sorgen machen können wegen der überwältigenden Menschenmenge mit ihren großen Bedürfnissen. Er könnte sich um die Jünger sorgen, die er auserwählt hatte. Er könnte sich um die Zukunft sorgen, weil er wusste, was sein Schicksal war. Trotz all dieser Dinge, über die man sich Sorgen machen könnte, war Jesus nicht besorgt. Er schlief in einem schaukelnden Boot.
    2. „Der Schlaf des Herrn war nicht nur der Schlaf der Müdigkeit: Er war auch die Ruhe des Glaubens, denn es gibt sowohl eine Ruhe des Glaubens als auch ein Wachen des Glaubens.“ (Cole)
  5. Und sie weckten ihn auf: Der Wind weckte ihn nicht, das Gerede der Jünger weckte ihn nicht, und das Wasser, das über das Boot spritzte, weckte ihn ebenfalls nicht. Aber auf das Rufen seiner Jünger hin erwachte er augenblicklich. Jesus ist wie die Mutter, die auch bei allerlei Lärm schläft, aber beim geringsten Geräusch ihres kleinen Babys sofort aufwacht.
  6. Meister, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?
    Beachte das ‚wir‘. Ihr Gedanke war: „Hey Jesus, du bist hier auch in Schwierigkeiten. Vielleicht solltest Du besser aufwachen, einen Eimer holen und mit uns schöpfen, denn wir kommen um!“
    1. „Es war keine Bitte an ihn, etwas zu tun, sondern ein Protest gegen seine scheinbare Gleichgültigkeit.“ (Morgan)
    2. Die Jünger hatten Angst, aber gleichzeitig waren mehrere erfahrene Fischer unter ihnen. Sie wussten, dass sie in Gefahr waren (Lukas 8, 23), hatten aber wahrscheinlich das Gefühl, dass sie wussten, was zu tun war. Sie arbeiteten hart daran, das Wasser herauszuschöpfen, in einem bestimmten Rhythmus zu rudern und das Boot in eine bestimmte Richtung zu steuern. Sie ärgerten sich darüber, dass Jesus ihnen nicht geholfen hatte.
    3. „Es mag sowohl einen schlafenden Christus als auch eine schlafende Kirche geben, aber weder Christus noch seine Kirche können zugrunde gehen. Wenn unser Herr schläft, schläft er in der Nähe des Ruders – er braucht nur seine Hand auszustrecken und schon lenkt er das Schiff. Er schläft, aber er schläft nur, bis wir lauter zu ihm schreien. Wenn wir in solche Not geraten, dass wir uns nicht mehr selbst helfen können und unsere ganze Abhängigkeit von ihm spüren, dann wird er seine Macht offenbaren.“ (Spurgeon)
  7. Und er stand auf, befahl dem Wind und sprach zum See: Jesus beruhigte nicht nur den Wind und den See. Er befahl dem Wind und sprach zum See. Diese Tatsache zusammen mit der Angst der Jünger und dem, was Jesus an seinem Zielort begegnen wird, lassen den Eindruck entstehen, dass Satan bei diesem Sturm seine Finger mit im Spiel hatte.
    1. Befahl … Schweig, werde still! Dieselbe Terminologie wurde verwendet, als Jesus die Dämonen tadelte und zum Schweigen brachte. Dies war sowohl ein geistlicher Kampf als auch eine Wetterkrise. „Jesus sprach den tobenden Sturm als eine ‚Kraft‘ an, die ihm und seinen Jüngern drohte. Die Kraft des Sees wurde mundtot gemacht, als Jesus sie mit seinem souveränen Machtwort unterwarf.“ (Lane)
    2. Markus beschreibt auch, dass andere kleine Schiffe bei ihm waren. Als Jesus den stürmischen See Genezareth beruhigte, rettete er nicht nur sich selbst und die Jünger, sondern auch alle anderen in den kleinen Schiffen.

2. Jesus weist seine Jünger zurecht

Markus 4, 40-41

Markus 4, 40-41
Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben? Und sie gerieten in große Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorsam sind?

  1. Was seid ihr so furchtsam? Wie, habt ihr keinen Glauben? Jesus hat nicht gesagt: „Wow, was für ein Sturm!“ Stattdessen fragte er: Wie, habt ihr keinen Glauben? Der Sturm konnte Jesus nicht beunruhigen, doch der Unglaube seiner Jünger beunruhigte ihn.
    1. Es war nicht die Angst vor dem Sturm, die Jesus dazu veranlasste, zu sagen, sie hätten keinen Glauben. Ein kleines Boot in einem großen Sturm ist ein beängstigender Ort, und die anfängliche Angst an sich ist nicht falsch. Die Art und Weise, wie die Jünger mit ihrer Angst umgingen, machte den Unterschied.
    2. Jesus konnte sagen, dass sie keinen Glauben hatten, weil sie seinem Wort nicht glaubten. Jeder von ihnen hörte Jesus sagen: „Lasst uns hinüberfahren an das jenseitige Ufer“ (Markus 4, 35). Jesus sagte nicht: „Lasst uns das Beste geben und vielleicht werden wir alle ertrinken.“ Er versprach eine sichere Ankunft, und die Jünger hätten sich entscheiden können, diesem Versprechen zu vertrauen, aber sie taten es nicht. In diesem Sinne hatten sie keinen Glauben.
    3. Jesus konnte sagen, dass sie keinen Glauben hatten, weil sie Jesus der mangelnden Fürsorge ihnen gegenüber beschuldigten. Als sie ihn aufweckten, sagten sie: „Kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“ (Markus 4, 38) Wenn wir denken, dass Jesus sich nicht um uns kümmert, zeigt das, dass wir keinen Glauben haben, weil wir die Wahrheit über Jesus nicht glauben. Es braucht großen Glauben, dem schlafenden Jesus zu vertrauen, zu wissen, dass er sich um uns kümmert und für uns sorgt, auch wenn es nicht so aussieht. Aber das ist die Art von Vertrauen, die Gott in uns aufbauen will.
    4. Jesus konnte sagen, dass sie keinen Glauben hatten, weil sie das große Ganze vergessen hatten. Die Jünger hätten wissen müssen, dass Gott nicht zulassen würde, dass der Messias in einem Boot auf dem See Genezareth umkommt. Könnte die Geschichte Jesu möglicherweise damit enden, dass er bei einem Bootsunfall auf dem See Genezareth ertrinkt? „Unsere Ängste sind oft sehr töricht, doch wenn wir sie überwunden haben und darauf zurückblicken, sind wir voller Scham, dass wir so töricht waren. Unser Herr tadelt ihren Unglauben freundlich, da er unbegründet war.“ (Spurgeon)
    5. Wir sollten den Fokus auf Folgendes richten: Wie, habt ihr keinen Glauben? Vor allem Jesu Jünger hätten Glauben haben müssen. Und wenn Jesus uns die gleiche Frage stellen würde? „Nach allem, was ich in euch und für euch getan habe, wie kommt es, dass ihr keinen Glauben habt?“
  2. Sie gerieten in große Furcht: Die völlige Stille des Sees hätte sie mit Frieden erfüllen müssen, stattdessen hatten sie noch genauso viel Angst, nachdem er den Sturm gestillt hatte, wie zu dem Zeitpunkt, als sie sich mittendrin befunden hatten.
  3. Wer ist denn dieser, dass auch der Wind und der See ihm gehorsam sind? Die Jünger stellen eine gute Frage: Wer ist denn dieser? Es kann nur der Herr, Jahwe, sein, der allein diese Macht und Autorität hat. O HERR, Gott der Heerscharen, wer ist mächtig wie du, HERR? Und deine Treue ist um dich her! Du beherrschst das ungestüme Meer; wenn sich seine Wogen erheben, so stillst du sie. (Psalm 89, 9-10)
    1. Innerhalb weniger Augenblicke sahen die Jünger sowohl Jesu völlige Menschlichkeit als auch die Fülle seiner Gottheit. Sie sahen Jesus so, wie er ist: wahrer Mensch und wahrer Gott.
    2. All dies zeigt die treue Fürsorge, mit der sich Jesus um sein Volk kümmert. „Es gibt heute viele Christen, die zu glauben scheinen, dass das Boot untergeht! Ich bin das Gejammer von manchen Freunden müde, die diese Ansicht vertreten. Das Boot kann nicht untergehen. Jesus ist an Bord.“ (Morgan)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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