Markus 7 – Speisen und Menschen für rein erklären

A. Ein Streit über rituelle Waschungen

1. Religiöse Leiter aus Jerusalem kommen, um Kritik zu üben. Sie fragen, warum die Jünger die zeremoniellen Waschungen nicht durchführten

Markus 7, 1-5

Markus 7, 1-5
Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und etliche Schriftgelehrte, die von Jerusalem gekommen waren; und als sie einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen Brot essen sahen, tadelten sie es. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie sich nicht zuvor gründlich die Hände gewaschen haben, weil sie die Überlieferung der Alten halten. Und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, ohne sich gewaschen zu haben. Und noch vieles andere haben sie zu halten angenommen, nämlich Waschungen von Bechern und Krügen und ehernem Geschirr und Polstern. Daraufhin fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten, sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen?

  1. Die von Jerusalem gekommen waren: Dies war eine weitere offizielle Delegation religiöser Leiter von Jerusalem, die gekommen war, um das was Jesus tat und sagte zu beurteilen. In Markus 3, 22 haben wir bereits eine Abordnung von Schriftgelehrten gesehen, die Jesus mit heftigen Worten verurteilten. Diese Delegation aus Jerusalem hatte sich bereits eine Meinung über Jesus gebildet und suchte nun nach etwas, das ihre Meinung bestätigte.
    1. Vom Prinzip her war es in Ordnung, den Dienst von Jesus zu beurteilen. Von außen betrachtet schützten diese Männer Israel vor einem potenziellen falschen Propheten oder falschen Messias. Aber die Art und Weise, wie sie Jesus tatsächlich beurteilten, war völlig falsch. Erstens hatten sie sich bereits eine Meinung über Jesus gebildet. Zweitens beurteilten sie Jesus nicht anhand von Gottes Wort. Sie beurteilten ihn gemäß ihren religiösen Traditionen.
  2. Sondern essen das Brot mit ungewaschenen Händen: Die religiösen Leiter verstanden darunter aufwendige zeremonielle Waschungen, nicht aber das Waschen um der Sauberkeit willen. Die gläubigen Juden jener Zeit hielten sich strikt an ein strenges und umfangreiches Ritual der Waschungen vor den Mahlzeiten.
    1. Das hier beschriebene Händewaschen war ein rein zeremonielles Ritual. Es reichte nicht aus, die Hände sorgfältig zu reinigen, auch wenn sie sehr schmutzig waren. Man musste sich zuerst die Hände waschen, um sie sauber zu machen, und dann das Ritual durchführen, um die Hände auch geistlich zu reinigen. Sie hatten sogar ein Gebet, das das ganze Prozedere begleitete, und während der rituellen Waschung gesprochen werden musste: „Gesegnet seist Du, oh Herr, König des Universums, der uns durch die Gesetze geheiligt hat und uns befohlen hat, die Hände zu waschen.“ (zitiert von Lane)

      ii. „Die Grundlage für die weit verbreitete Durchführung ritueller Waschungen im Judentum Palästinas und im Judentum, das bis heute in der Zerstreuung lebt, entstand aus der biblischen Anordnung, die in 2. Mose 30, 19; 40, 12 zu finden ist. Dort stand, dass die Priester ihre Hände und Füße waschen mussten, bevor sie die Stiftshütte betraten.“ (Lane)

  3. Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Überlieferung der Alten: Diese Waschungen wurden durch die Überlieferung vorgeschrieben, und nicht durch die Heilige Schrift. Die religiösen Leiter wussten das, dennoch kritisierten sie die Jünger, weil sie sich nicht an diese Traditionen hielten.
    1. Im Judentum der damaligen Zeit hielt man das geschriebene Gesetz in Ehren. Jedoch gab es auch das mündlich überlieferte Gesetz, das aufgeschrieben wurde, aber gleichzeitig eine menschliche Überlieferung und Auslegung zusätzlich zum geschriebenen Gesetz war. Viele jüdische Leiter zur Zeit Jesu, ehrten das mündlich überlieferte Gesetz sogar mehr als das geschriebene.
    2. „Rabbi Eleazer sagte: ‚Wer die Heilige Schrift im Widerspruch zur Überlieferung auslegt, hat keinen Anteil an der zukünftigen Welt‘ … In der Mischna, einer Sammlung jüdischer Traditionen im Talmud, heißt es: ‚Es ist ein größeres Vergehen, etwas zu lehren, das der Meinung der Rabbiner widerspricht, als der Heiligen Schrift selbst zu widersprechen.‘“ (Wiersbe)
    3. „Die Juden haben verschiedene Redensarten, die zeigen, welchen Stellenwert diese Überlieferungen hatten, wie zum Beispiel: ‚Wenn die Schriftgelehrten sagen, unsere rechte Hand ist unsere linke und unsere linke Hand ist unsere rechte, dann sollten wir ihnen glauben.‘ Ein anderes Beispiel: ‚Es steckt mehr in den Worten der Schriftgelehrten als in den Worten des Gesetzes ...‘ Der jüdische Rabbi Jose sagt: ‚Wer mit ungewaschenen Händen isst, der sündigt ebenso wie der, der bei einer Hure liegt.‘“ (Trapp)
    4. „Es war eine große Menge an Überlieferungen entstanden: Es gab Überlieferungen, die zuallererst als Gesetzauslegungen gedacht waren und dazu dienten, das Gesetz auf die örtlichen Gegebenheiten anzuwenden. Dann gab es Überlieferungen, die im zweiten Schritt eine Auslegung der Überlieferung waren und festlegten, wie diese entsprechend umzusetzen waren. Und es gab die Überlieferungen, die im dritten Schritt Auslegungen von Auslegungen von Auslegungen von Überlieferungen waren!“ (Morgan)
    5. „Weil Jesus nicht die Gültigkeit des mündlichen Gesetzes bestätigte, wurde er zum zentralen Angriffsziel der Schriftgelehrten.“ (Lane)
  4. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, wenn sie sich nicht zuvor gründlich die Hände gewaschen haben, weil sie die Überlieferung der Alten halten: Für diese zeremoniellen Waschungen wurden spezielle steinerne Gefäße mit Wasser verwendet, da gewöhnliches Wasser unrein sein könnte. Um sich gründlich die Hände zu waschen, nahm man zunächst mindestens so viel von diesem Wasser, dass es eineinhalb Eierschalen füllte. Dann wurde das Wasser über die Hände gegossen, wobei man an den Fingern begann und sich bis zum Handgelenk herunter arbeitete. Dann wurde jede Handfläche gereinigt, indem sie mit der Faust der anderen Hand abgerieben wurde. Dann wurden die Hände erneut mit Wasser übergossen, diesmal vom Handgelenk in Richtung der Finger.
    1. Ein wirklich strenggläubiger Jude würde dies nicht nur vor dem Essen tun, sondern auch zwischen den einzelnen Gängen der Mahlzeit. Und die Rabbiner waren diesbezüglich äußerst streng. Sie sagten, dass Brot, das mit ungewaschenen Händen gegessen wurde, nicht besser sei als Exkremente. Ein Rabbiner, der die rituelle Waschung ein einziges Mal nicht durchführte, wurde exkommuniziert. Ein anderer Rabbiner wurde von den Römern inhaftiert, und er benutzte seine Wasserration für die zeremonielle Reinigung, anstatt sie zu trinken und wäre fast verdurstet. Für diese aufopfernde Haltung wurde er als großer Held gefeiert.
    2. Es ist leicht für uns zu denken, dass diese religiösen Leiter, oder diese ganze religiöse Kultur, wirklich dumm und verblendet waren, weil sie sich auf solche Überlieferungen beriefen. Aber wir merken selbst nicht, wie sich diese Dinge unbemerkt entwickeln und wie sehr sie, besonders am Anfang, geistlich zu sein scheinen. Viele Rituale oder Überlieferungen scheinen auf einem unerschütterlichen geistlichen Prinzip zu beruhen:
      1. Will Gott nicht, dass wir ihn in allem, was wir tun, ehren?
      2. Hat Gott den Priestern nicht befohlen, ihre Hände zu waschen, bevor sie ihm dienen?
      3. Sollte nicht jeder treue Anhänger Gottes die gleiche Hingabe haben wie ein Priester?
      4. Ist nicht jede Mahlzeit vor Gott heilig?
      5. Sollten wir nicht jede Gelegenheit nutzen, um uns vor dem Herrn zu reinigen?
      6. Sagt Gott nicht: Wer darf auf den Berg des HERRN steigen? Und wer darf an seiner heiligen Stätte stehen? Wer unschuldige Hände hat und ein reines Herz, wer seine Seele nicht auf Trug richtet und nicht falsch schwört. (Psalm 24, 3-4)?
    3. Wenn die Fragen so gestellt werden, ist es leicht zu sagen: ‚Ja, ja, ja‘, bis du der Argumentation und der Logik, die hinter der Tradition steht, schließlich zustimmst. Aber wenn am Ende ein menschliches Wort, eine menschliche Überlieferung oder ein menschliches Ritual dasselbe Gewicht hat wie das Wort Gottes, dann liegst du falsch. Deine ‚geistliche Argumentation‘ spielt keine Rolle. Du bist somit im Unrecht.

2. Die menschlichen Überlieferungen werden über den Willen Gottes gestellt

Markus 7, 6-9

Markus 7, 6-9
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Trefflich hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht:
»Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen,
doch ihr Herz ist fern von mir.
Vergeblich aber verehren sie mich,
weil sie Lehren vortragen, die Menschengebote sind.«
Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein, Waschungen von Krügen und Bechern; und viele andere ähnliche Dinge tut ihr. Und er sprach zu ihnen: Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten.

  1. Von euch Heuchlern: Jesus benutzte deutliche Worte, weil diese Leiter viel zu sehr mit belanglosen Dingen wie rituellen Waschungen beschäftigt waren. Dadurch, dass sie sich auf diese banalen Traditionen konzentrierten, schlossen sie alle aus, die sich nicht an die Traditionen hielten. Somit entmutigten sie die Menschen, zu Gott zu kommen.
    1. Das englische Buch ‚The Living Bible‘ formuliert das Zitat von Jesaja etwas freier: Diese Menschen sprechen sehr schön über den Herrn, aber sie lieben ihn nicht. Ihre Anbetung ist eine Täuschung, denn sie behaupten, Gott gebiete dem Volk, sich an ihre kleinlichen Regeln zu halten.
  2. Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen: Ja, sie haben Gott mit den Lippen geehrt; aber dennoch hat Gott von ihnen gesagt, ihr Herz ist fern von mir. Es ist möglich, den Anschein zu erwecken, religiös oder geistlich zu sein, aber in Wirklichkeit weit von Gott entfernt zu sein. Genau das war bei diesen religiösen Leitern der Fall.
    1. Das ist was eigentlich hinter dem hinter dem Wort Heuchler steckt. In der altgriechischen Sprache bezog sich das Wort auf ‚einen Schauspieler‘ oder „jemanden, der eine Maske trägt“. Das Bild, das sie nach außen vermitteln, ist für sie wichtiger als das, was sie tatsächlich sind.
    2. Würde Gott etwas Ähnliches zu uns sagen?
      1. Sie besuchen die Kirche, doch ihr Herz ist fern von mir.
      2. Sie lesen ihre Bibel, doch ihr Herz ist fern von mir.
      3. Sie beten mit eindrucksvollen Worten, doch ihr Herz ist fern von mir.
      4. Sie spenden Geld, doch ihr Herz ist fern von mir.
      5. Sie dienen zwar, doch ihr Herz ist fern von mir.
      6. Sie lieben es zu singen, doch ihr Herz ist fern von mir.
      7. Sie sprechen mit anderen über Jesus, doch ihr Herz ist fern von mir.
  3. Lehren vortragen, die Menschengebote sind: Dies ist eine Säule der Gesetzlichkeit. Wenn man ein Gebot oder eine Meinung von Menschen nimmt und diese als Lehre Gottes verkündet und verbreitet, dann wird die Gesetzlichkeit gestärkt. Dadurch wird das Wort des Menschen mit dem Wort Gottes gleichgesetzt.
    1. Nicht alles im Leben eines Christen ist eine Frage von richtig und falsch. Manche Dinge – viele Dinge – sind einfach eine Frage des persönlichen Gewissens vor Gott. Die Heilige Schrift schreibt keine rituellen Waschungen vor den Mahlzeiten vor. Wenn du es tun willst, dann ist das in Ordnung. Tue es dem Herrn zur Ehre und ohne ein Gefühl der geistlichen Überlegenheit gegenüber deinen Brüdern und Schwestern. Wenn du es nicht tun willst, dann ist das auch in Ordnung. Tue es nicht dem Herrn zuliebe und schaue nicht auf diejenigen herab, deren Gewissen sie dazu drängt, die rituelle Waschung vorzunehmen.
  4. Verwerft ihr das Gebot Gottes: Dies ist eine weitere Säule der Gesetzlichkeit.
    Es ist schon schlimm genug, dem Wort Gottes die Gebote von Menschen hinzuzufügen. Aber fast immer gehen die gesetzlichen oder religiösen Heuchler noch einen Schritt weiter – sie verwerfen das Gebot Gottes und halten an der eigenen Überlieferung fest. Damit entziehen sie dem Wort Gottes seine eigentliche Bedeutung und seinen Schwerpunkt.
    1. „Für den geistlichen Betrachter ist es immer wieder verwunderlich, dass die Menschen so schnell bereit sind, den menschlichen Überlieferungen zu folgen und sogar furchtlos für deren Einhaltung einzutreten. Gleichzeitig sind sie aber genauso leicht bereit, die klaren Lehren aus dem Wort Gottes zu ignorieren.“ (Ironside)

3. Ein Beispiel für die Missachtung Gottes durch ihre Überlieferungen: das Verhalten, den eigenen Eltern nicht mit ‚geweihten‘ Gaben zu helfen

Markus 7, 10-13

Markus 7, 10-13
Denn Mose hat gesagt: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!«, und: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben!« Ihr aber lehrt [so]: Wenn jemand zum Vater oder zur Mutter spricht: »Korban«, das heißt zur Weihegabe ist bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte!, dann gestattet ihr ihm auch fortan nicht mehr, irgendetwas für seinen Vater oder seine Mutter zu tun; und so hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt, das Wort Gottes auf; und viele ähnliche Dinge tut ihr.

  1. Denn Mose hat gesagt: Im Alten Testament wurde die Pflicht der Kinder, ihre Eltern zu ehren, klar festgelegt. Wenn Kinder jung sind und im Haushalt ihrer Eltern leben, sind sie auch dazu verpflichtet, ihren Eltern zu gehorchen. Aber selbst wenn sie nicht mehr dazu verpflichtet sind, zu gehorchen, sind sie immer noch dazu verpflichtet, sie zu ehren.
  2. »Korban«, das heißt zur Weihegabe ist bestimmt, was dir von mir zugutekommen sollte: Nach diesem Grundsatz konnte ein Sohn sagen, dass er seinen Besitz oder sein Erspartes für Korban erklärt hat, d. h. dass diese Dinge allein für Gott bestimmt [geweiht] sind, und dass sie daher nicht für die Unterstützung seiner Eltern zur Verfügung stehen.
  3. Und so hebt ihr mit eurer Überlieferung … das Wort Gottes auf: Dadurch konnte ein Sohn das Gebot, Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, völlig missachten und dabei sogar noch ultra-religiös sein. Jesus sagte über dieses Verhalten: „so hebt ihr mit eurer Überlieferung das Wort Gottes auf.“

4. Jesus spricht zu der Menge über das äußere Erscheinungsbild von Religion

Markus 7, 14-16

Markus 7, 14-16
Und er rief die ganze Volksmenge zu sich und sprach zu ihnen: Hört mir alle zu und versteht! Nichts, was außerhalb des Menschen ist und in ihn hineinkommt, kann ihn verunreinigen; sondern was aus ihm herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!

  1. Nichts, was außerhalb des Menschen ist und in ihn hineinkommt, kann ihn verunreinigen: Das soll nicht heißen, dass es keine verunreinigenden Dinge gibt, die wir in uns aufnehmen können (wie z.B. Pornographie). Aber in diesem speziellen Kontext sprach Jesus über die zeremonielle Reinheit in Bezug auf Speisen, und er kündigte die Zeit an, in der unter dem neuen Bund alle Speisen für rein erklärt werden würden (Apostelgeschichte 10, 15).
  2. Was aus ihm herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt: Das grundlegende Prinzip ist einfach. Mit unsauberen Händen zu essen oder irgendetwas anderes, was wir in uns aufnehmen, verunreinigt uns nicht. Das, was aus uns herauskommt, verunreinigt uns vielmehr und offenbart, dass wir ein unreines (verunreinigtes) Herz haben.
    1. „Auch wenn es heute nicht mehr so erscheint, war dieser Abschnitt, als er zum ersten Mal verkündigt wurde, doch der wohl revolutionärste im Neuen Testament.“ (Barclay)

5. Jesus spricht zu seinen Jüngern über die äußerliche Religiosität

Markus 7, 17-23

Markus 7, 17-23
Und als er von der Menge weg nach Hause gegangen war, fragten ihn seine Jünger über das Gleichnis. Und er sprach zu ihnen: Seid auch ihr so unverständig? Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden. Er sprach aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das verunreinigt den Menschen. Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor, Ehebruch, Unzucht, Mord, Diebstahl, Geiz, Bosheit, Betrug, Zügellosigkeit, Neid, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen.

  1. Seid auch ihr so unverständig? In Bezug auf das Gleichnis vertieft Jesus hier die Botschaft, die er an die Volksmenge gerichtet hatte. Wir sind von innen heraus verunreinigt und nicht von außen nach innen, und das gilt besonders für zeremonielle Dinge wie Speisen.
  2. Denn von innen, aus dem Herzen des Menschen, kommen die bösen Gedanken hervor: Gott achtet viel mehr auf das, was aus uns herauskommt, als auf das, was in uns hineingeht. Das gilt besonders, wenn es um Speisen, Traditionen und Rituale geht.
  3. Böse Gedanken, Ehebruch, Unzucht: Diese 13-teilige Liste entlarvt die Art des Bösen, die im menschlichen Herzen lebt. Du brauchst nicht lange zu suchen, um den Ursprung dieser Sünden zu finden. Du musst keine umfassende Nachforschung anstellen. Es reicht, wenn du in dein eigenes Herz schaust. „Die Quelle, aus der diese Ströme der Verunreinigung entspringen, ist das natürliche Herz des Menschen. Sünde ist kein Schlammspritzer, der außen am Menschen haftet. Sünde ist der Schmutz, der in seinem Inneren entsteht.“ (Spurgeon)
    1. „Es schmerzt mich, wenn ich daran denke, wie der Mensch seine Mitmenschen durch seine Sünden plagt. Aber ich werde nicht durch die Liste gehen, und ich muss es auch nicht: der Teufel hat diese Woche eine Predigt über diesen Text gehalten, und nur wenige waren in der Lage, sich der schrecklichen Bloßstellung zu entziehen.“ (Spurgeon)
  4. Böse Gedanken: „Jeder äußeren Sündentat geht eine innere Entscheidung voraus; deshalb beginnt Jesus mit dem bösen Gedanken, von dem die böse Tat ausgeht.“ (Barclay)
  5. Lästerung: „Wenn mit diesem Begriff Worte gemeint sind gegen Menschen gerichtet sind, die gegen Menschen gerichtet werden, dann spricht man von Verleumdung; wenn mit diesem Begriff Worte gemeint sind gegen Gott gerichtet sind, dann spricht man von Blasphemie [Gotteslästerung]. Lästerung bedeutet, einen Menschen oder Gott zu beleidigen.“ (Barclay)

B. Zwei wunderbare Beispiele für die heilende Kraft Jesu

1. Die Bitte einer nichtjüdischen Frau

Markus 7, 24-26

Markus 7, 24-26
Und er brach auf von dort und begab sich in die Gegend von Tyrus und Zidon und trat in das Haus, wollte aber nicht, dass es jemand erfuhr, und konnte doch nicht verborgen bleiben. Denn eine Frau hatte von ihm gehört, deren Tochter einen unreinen Geist hatte, und sie kam und fiel ihm zu Füßen – die Frau war aber eine Griechin, aus Syrophönizien gebürtig -, und sie bat ihn, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben.

  1. Und trat in das Haus, wollte aber nicht, dass es jemand erfuhr: Jesus reiste etwa 80 km nach Norden, um diese heidnischen Städte (die Gegend von Tyrus und Zidon) zu besuchen. Diese Reise war ungewöhnlich für den Dienst Jesu, denn sein Fokus lag auf den verlorenen Schafen des Hauses Israel (Matthäus 15, 24).
    1. Es zeigt auch, dass Jesus die jüdischen Traditionen, die besagten, dass ein treuer Jude nichts mit Heiden zu tun haben und niemals das Haus eines Heiden betreten dürfe, nicht befolgte.
    2. „Die vorherige Begebenheit zeigt, dass Jesus die Trennung zwischen reinen und unreinen Speisen aufhebt. Kann es sein, dass er hier im übertragenen Sinn den Unterschied zwischen reinen und unreinen Menschen aufhebt? So wie ein Jude seine Lippen niemals mit verbotenen Speisen beschmutzen würde, so würde er sein Leben auch niemals durch den Kontakt mit einem unreinen Heiden verunreinigen.“ (Barclay)
    3. Wollte aber nicht, dass es jemand erfuhr: Gleichzeitig wollte Jesus die Menschen nicht unnötig vor den Kopf stoßen. Er wusste, dass die Zeit, in der er die Mauer zwischen Juden und Heiden niederreißen und sie in einem Leib (die Gemeinde) vereinen würde, noch in der Zukunft lag. Deshalb hielt er seine Anwesenheit in der Gegend von Tyrus und Zidon zwar nicht streng geheim, aber er wollte auch nicht, dass dies publik gemacht wurde.
  2. Und konnte doch nicht verborgen bleiben: Es ist ein herrliches Prinzip – Jesus kann nicht verborgen bleiben. Egal wo Jesus hinkommt, findet er immer einen Weg, Menschen zu berühren, weil er nicht verborgen bleiben kann.
  3. Sie kam und fiel ihm zu Füßen … und sie bat ihn, den Dämon aus ihrer Tochter auszutreiben: Diese Frau kam, um Jesus inständig darum zu bitten, ihre Tochter zu heilen. Sie zeigt, was Fürbitte bedeutet, denn sie machte die Nöte ihrer Tochter zu ihren eigenen.

2. Jesus geht auf die Bitte der Frau ein

Markus 7, 27-30

Markus 7, 27-30
Aber Jesus sprach zu ihr: Lass zuvor die Kinder satt werden! Denn es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden hinwirft! Sie aber antwortete und sprach zu ihm: Ja, Herr; und doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder! Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen geh hin; der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren! Und als sie in ihr Haus kam, fand sie, dass der Dämon ausgefahren war und die Tochter auf dem Bett lag.

  1. Lass zuvor die Kinder satt werden! Denn es ist nicht recht, dass man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden hinwirft: Jesus schien die Frau zu entmutigen, indem er sie daran erinnerte, dass die Kinder (das jüdische Volk) Vorrang vor den Hunden (Heiden wie sie) haben.
    1. Zu jener Zeit bezeichneten die Juden die Heiden oft auf eine sehr abfällige Weise ‚Hunde‘. „Für die Griechen bedeutete das Wort Hund eine schamlose und dreiste Frau; es hatte genau die Bedeutung, die wir heute mit dem Wort Schlampe verbinden. Für die Juden war es genauso ein Begriff der Verachtung.“ (Barclay)
    2. Dennoch benutzte Jesus nicht das normale Wort für ‚Hunde‘. Stattdessen verwendete er den sanfteren Ausdruck Hündchen [siehe Elberfelder Bibel] – im Wesentlichen erinnerte er die Frau an ihren Status als Heidin, wollte sie aber nicht völlig wegstoßen. „Im Griechischen sind Verkleinerungsformen typisch für liebevolle Bezeichnungen. Jesus nahm dem Wort die Schärfe.“ (Barclay)
  2. Ja, Herr; und doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder: Die Reaktion der Frau zeugt von großem Glauben. Erstens akzeptierte sie ihren niedrigen Status gegenüber Jesus, indem sie den Ausdruck Hunde nicht von sich wies. Zweitens bat sie Jesus, sich um sie zu kümmern, wie es ihrem eigenen niedrigen Status entsprach (und doch essen die Hunde unter dem Tisch). Deshalb durfte sie von Jesus empfangen.
    1. Wir müssen die Kraft erkennen, die darin liegt, zu Gott zu kommen, wie wir sind, und darauf zu vertrauen, dass er seine Verheißungen für die Schwachen und Unreinen erfüllt. Hätte die Frau geantwortet: „Wen nennst du hier einen Hund?“, hätte sie von Jesus nicht das empfangen, was ihre Tochter brauchte. Indem sie sich Jesus demütig und voller Glauben unterordnete, wurde der Sieg errungen. „Nichts hat unseren geliebten Herrn mehr berührt als Glaube, der mit Demut verbunden ist.“ (Ironside)
    2. Clarke lobte das Gebet dieser Frau und hob neun besondere Merkmale hervor: „1. Es ist kurz; 2. demütig; 3. voller Glauben; 4. inständig; 5. bescheiden; 6. respektvoll; 7. besonnen; 8. im Vertrauen einzig auf die Barmherzigkeit Gottes; 9. ausdauernd.“

3. Die Heilung eines taubstummen Mannes

Markus 7, 31-37

Markus 7, 31-37
Und er verließ das Gebiet von Tyrus und Zidon wieder und begab sich zum See von Galiläa, mitten durch das Gebiet der Zehn Städte. Und sie brachten einen Tauben zu ihm, der kaum reden konnte, und baten ihn, ihm die Hand aufzulegen. Und er nahm ihn beiseite, weg von der Volksmenge, legte seine Finger in seine Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel. Dann blickte er zum Himmel auf, seufzte und sprach zu ihm: Ephata!, das heißt: Tu dich auf! Und sogleich wurden seine Ohren aufgetan und das Band seiner Zunge gelöst, und er redete richtig. Und er gebot ihnen, sie sollten es niemand sagen; aber je mehr er es ihnen gebot, desto mehr machten sie es bekannt. Und sie erstaunten über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohlgemacht! Die Tauben macht er hören und die Sprachlosen reden!

  1. Und baten ihn, ihm die Hand aufzulegen: Dies war ein weiteres Beispiel für Fürbitte. Die Freunde kamen zu Jesus und brachten ihm die Bedürfnisse dieses geplagten Mannes.
  2. Er nahm ihn beiseite … legte seine Finger in seine Ohren und berührte seine Zunge mit Speichel: Jesus heilte diesen Mann auf eine eigenartige Weise. Während seines gesamten Dienstes benutzte Jesus viele verschiedene Arten zu heilen. Er heilte mit einem Wort, er heilte ohne ein Wort, er heilte aufgrund des eigenen, persönlichen Glaubens, er heilte aufgrund des Glaubens eines anderen, er heilte diejenigen, die ihn darum baten, und er heilte diejenigen, auf die er selbst zuging. Jesus wollte sich nicht auf ‚eine Methode‘ festlegen lassen, um zu zeigen, dass seine Macht nicht von irgendeiner Methode, sondern von der souveränen Macht Gottes abhängig war.
    1. Viele Menschen sorgten sich um diesen Mann, und vielleicht hatten viele für seine Heilung gebetet. Aber niemand hat ihm je die Finger in die Ohren gesteckt und auf die Zunge gespuckt. Jesus tat etwas völlig Neues, um die Aufmerksamkeit dieses Mannes zu gewinnen, denn mit Worten konnte er seine Aufmerksamkeit nicht gewinnen. „Durch Berührung und den Gebrauch von Spucke drang Jesus in die Gedankenwelt des Mannes ein und gewann sein Vertrauen.“ (Lane)
    2. Zweifellos wusste Jesus, dass seine Art, diesem Mann zu helfen, etwas eigenartig war. „Er passte seine Methode an die besonderen Umstände an, um auf die Bedürfnisse desjenigen einzugehen, mit dem er gerade zu tun hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir den Grund für die unterschiedlichen Methoden verstehen würden, wenn wir alles über diese Menschen wüssten. In jeder einzelnen Situation passte sich Christus den Bedürfnissen der Menschen an.“ (Morgan)
  3. Er seufzte: „Seht, ‚ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut‘! Seht einen Mann, dessen Dienst mit heilender Kraft und mit dem Licht des Lebens erfüllt ist; aber vergesst nie, dass dieser Dienst viel gekostet hat.“ (Morgan)
    1. „Der ‚Seufzer‘ war ein inneres Stöhnen, die mitfühlende Reaktion unseres Herrn auf den Schmerz und das Leid, die die Sünde in die Welt brachte. Der ‚Seufzer‘ war auch ein Gebet das er für diesen behinderten Mann an seinen Vater richtete. (Dasselbe Wort wird in Römer 8, 23 im Zusammenhang mit Gebet verwendet, und steht auch als Substantiv in Römer 8, 26).“ (Wiersbe)
  4. Und sogleich wurden seine Ohren aufgetan und das Band seiner Zunge gelöst, und er redete richtig: Das altgriechische Wort für Band seiner Zunge ist mogilalon und wird nur hier im Neuen Testament verwendet. Es ist ein Wort, das auch nur einmal in der Septuaginta-Übersetzung des Alten Testaments verwendet wird. In Jesaja 35, 5-6 steht: Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch und die Zunge des Stummen [mogilalon] lobsingen; denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme in der Einöde. Markus möchte uns wissen lassen, dass der Messias hier war und uns die herrlichen Segnungen seiner Herrschaft nahebrachte.
    1. „Dass Markus ein äußerst seltenes Wort verwendet, um den Sprachfehler des Mannes zu beschreiben, ist mit ziemlicher Sicherheit eine Anspielung auf Jesaja 35, 5-6. Dort wird Gott als derjenige gepriesen, der kommt, um die Ohren der Tauben zu öffnen und dem Mann mit der stummen Zunge Lobgesang zu schenken.“ (Lane)
  5. Er hat alles wohlgemacht: Jesus hat alles wohlgemacht. Bei ihm gibt es keine stümperhafte, schludrige Arbeit. Das bezieht sich auf die Schöpfung, aber noch mehr auf sein Erlösungswerk.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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