Matthäus 7 – Die Bergpredigt (Fortsetzung)

A. Urteil und Einsicht

1. Eine zusammenfassende Aussage über die Beurteilung anderer

Matthäus 7, 1-2

Matthäus 7, 1-2
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden.

  1. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet: Hier ging Jesus zu einem anderen Gedanken in der Bergpredigt über. Bisher hatte er in erster Linie Themen behandelt, die mit dem inneren geistlichen Leben zu tun hatten (es ging um die Einstellung beim Geben, Beten, Fasten, sowie Materialismus und Angstzustände aufgrund materieller Dinge). Jetzt schneidet er im Zusammenhang mit der Art und Weise, wie wir über andere denken und mit ihnen umgehen ein wichtiges Thema an.
    1. Wir erinnern uns, dass Jesus eine Gerechtigkeit forderte, die größer als die der Schriftgelehrten und Pharisäer war (Matthäus 5, 20). So wie einige Menschen denken, besteht der Weg sich selbst dadurch gerechter zu machen, andere zu verurteilen. Jesus hat hier diese Art des Denkens getadelt.
  2. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet: Mit dieser Anweisung warnte Jesus davor, über andere zu richten, denn, wenn wir das tun, werden wir auf die gleiche Weise gerichtet werden.
    1. Unter denen, die scheinbar nichts von der Bibel wissen, scheint dieser Vers der beliebteste zu sein. Dennoch verstehen die meisten Menschen, die diesen Vers zitieren, nicht, was Jesus gesagt hat. Sie scheinen zu denken (oder zu hoffen), dass Jesus die dazu aufgerufen hat, jeden Lebensstils oder jede Lehre zu akzeptieren.
    2. Etwas später in derselben Predigt (Matthäus 7, 15-16) wies Jesus uns an, uns selbst und andere an der Frucht ihres Lebens zu erkennen, und dazu ist eine Art Bewertung notwendig. Christen sind dazu aufgerufen, bedingungslose Liebe zu zeigen, aber sie sind nicht zu bedingungsloser Zustimmung aufgerufen. Wir können wirklich Menschen lieben, die Dinge tun, die man nicht gutheißen sollte.
    3. Das verbietet zwar nicht, das Leben anderer zu untersuchen, aber es verbietet sicherlich, es in dem Geist zu tun, in dem es oft getan wird. Ein Beispiel für ein ungerechtes Urteil war die Verurteilung der Frau durch die Jünger, die kam, um die Füße Jesu mit Öl zu salben (Matthäus 26, 6-13). Sie dachten, sie vergeude etwas; Jesus sagte, sie habe ein gutes Werk getan, an das man sich immer erinnern werde. Sie hatten ein vorschnelles, hartes, ungerechtes Urteil getroffen.
      1. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir das Schlimmste von anderen denken.
      2. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir mit anderen nur über ihre Fehler sprechen.
      3. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir ein ganzes Leben nur nach seinen schlimmsten Momenten beurteilen.
      4. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir die verborgenen Motive anderer beurteilen.
      5. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne uns groß Gedanken über die Umstände zu machen, in denen sie sich befinden.
      6. Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne uns bewusst zu sein, dass wir selbst gerichtet werden.
  3. Denn mit demselben Gericht, mit dem ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden: Jesus verbot uns nicht, über andere zu urteilen. Er verlangt nur, dass unser Urteil völlig fair ist und dass wir andere nur nach einem Maßstab beurteilen, nach dem wir auch gerne beurteilt werden möchten.
    1. Wenn unser Urteil in Bezug auf andere falsch ist, dann oft nicht, weil wir nach einem bestimmten Maßstab urteilen, sondern weil wir bei der Anwendung dieses Maßstabs heuchlerisch sind – wir ignorieren diesen Maßstab in unserem eigenen Leben. Es ist üblich, andere nach dem einen Maßstab zu beurteilen und uns selbst nach einem anderen – wobei wir uns selbst gegenüber viel großzügiger sind als anderen gegenüber.
  4. Mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird auch euch zugemessen werden: Dies ist das Prinzip, auf dem Jesus das Gebot aufbaute: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“. Gott wird an uns nach demselben Maß messen, das wir für andere verwenden. Das ist eine starke Motivation für uns, mit Liebe, Vergebung und Güte anderen gegenüber großzügig zu sein. Wenn wir mehr von diesen Dingen von Gott wollen, sollten wir mehr davon an andere weitergeben.
    1. Laut der Lehre einiger Rabbiner zu der Zeit Jesu hatte Gott zwei Maßstäbe, die er zur Beurteilung von Menschen verwendete. Das eine war ein Maß der Gerechtigkeit und das andere ein Maß der Barmherzigkeit. Mit welchem Maß du auch immer von Gott bemessen werden willst; solltest du dasselbe Maß bei anderen anwenden.
    2. Wir sollten das Verhalten eines anderen nur dann beurteilen, wenn wir uns bewusst sind, dass wir selbst beurteilt werden, und wir sollten uns überlegen, wie wir beurteilt werden wollen.

2. Eine Veranschaulichung dessen was Jesu Prinzip über das Richten sagt

Matthäus 7, 3-5

Matthäus 7, 3-5
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Halt, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, der Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen!

  1. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Die Bilder eines Splitters und eines Balkens sind echte Bilder, die jedoch humorvoll verwendet werden. Jesus zeigt, dass wir im Allgemeinen gegenüber unserer eigenen Sünde viel toleranter sind als gegenüber der Sünde anderer.
    1. Es könnte zwar ein buchstäblicher Splitter in einem Auge sein, aber es könnte offensichtlich kein buchstäblicher Balken oder ein Brett in einem Auge sein. Jesus benutzte diese übertriebenen, humorvollen Bilder, um seine Botschaft leichter verständlich und einprägsamer zu machen.
    2. Es ist ein lustiges Bild: Ein Mann mit einem Balken im Auge, der versucht, einem Freund zu helfen, einen Splitter aus dessen Auge zu entfernen. Man kann nicht an das Bild denken, ohne zu lächeln und sich darüber zu amüsieren.
    3. Ein Beispiel dafür, wie man nach einem Splitter im Auge eines anderen sucht, während man den Balken im eigenen Auge ignoriert, ist, als die Schriftgelehrten und Pharisäer die Frau, die beim Ehebruch ergriffen wurde, zu Jesus brachten. Sie hatte sicherlich gesündigt; aber deren Sünde war viel schlimmer, und Jesus deckte das mit folgender Aussage auf: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie (Johannes 8, 7).
  2. Siehe, der Balken ist in deinem Auge: Jesus weist darauf hin, dass derjenige, der den Balken im Auge hat, sich dessen nicht sofort bewusst wäre. Er ist blind für seinen offensichtlichen Fehler. Es ist der Versuch, den Fehler eines anderen zu korrigieren, wenn wir selbst den gleichen (oder größeren) Fehler machen, der den Vorwurf „Heuchler!“ zur Folge hat.
    1. „Jesus ist sanftmütig, aber er nennt den Mann einen ‚Heuchler‘, der sich bei anderen um kleine Dinge kümmert und sich bei sich selbst nicht um große Dinge kümmert.“ (Spurgeon)
    2. Unsere Heuchelei in diesen Dingen ist für andere fast immer offensichtlicher als für uns selbst. Wir finden vielleicht einen Weg, den Balken in unserem eigenen Auge zu ignorieren, aber andere bemerken ihn sofort. Ein gutes Beispiel für diese Art von Heuchelei war Davids Reaktion auf Nathans Geschichte über einen Mann, der ungerechterweise das Lamm eines anderen Mannes gestohlen und getötet hatte. David verurteilte den Mann schnell, war aber blind für seine eigene Sünde, die viel größer war (2. Samuel 12).
  3. Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen: Jesus sagte nicht, dass es falsch sei, unserem Bruder mit dem Splitter in seinem Auge zu helfen. Es ist eine gute Sache, deinem Bruder mit dem Splitter zu helfen, aber nicht, bevor du dich mit dem Balken in deinem eigenen Auge befasst hast.

3. Ein Gleichgewicht zwischen Liebe und Urteilsvermögen

Matthäus 7, 6

Matthäus 7, 6
Gebt das Heilige nicht den Hunden und werft eure Perlen nicht vor die Säue, damit diese sie nicht mit ihren Füßen zertreten und [jene] sich nicht umwenden und euch zerreißen.

  1. Gebt das Heilige nicht den Hunden: Nachdem er uns vor einer Haltung, die andere verurteilt, und Kritik, die blind für eigene Fehler ist, gewarnt hatte, erinnerte Jesus uns hier daran, dass er damit nicht andeuten wollte, dass die Menschen in seinem Reich fern von jeder Beurteilung sind. Sie müssen erkennen, dass es einige gute, kostbare Dinge gibt, die nicht denen gegeben werden sollten, die sie mit Verachtung empfangen werden.
    1. Wir könnten sagen, dass Jesus meint: „Seid nicht voreingenommen, aber werft auch nicht alle Urteilskraft über Bord“.
    2. Die Hunde und Säue werden hier oft als diejenigen verstanden, die dem Reich Gottes und der Botschaft, die es verkündet, feindlich gegenüberstehen. Unsere Liebe zu anderen darf uns nicht für ihre hartnäckige Ablehnung der guten Nachricht vom Reich Gottes blind machen.
    3. Wir können dies jedoch auch im Zusammenhang mit den vorhergehenden Worten gegen Heuchler sehen. Es kann sein, dass in der Vorstellung Jesu die Hunde und Säue heuchlerische, urteilende Gläubige darstellen. Diesen sündigen Heuchlern sollten nicht die Perlen angeboten werden, die zur Gemeinschaft der Heiligen gehören.
    4. „Die Didache, oder, um ihr ihren vollen Namen zu geben, Die Zwölfapostellehre, die auf das Jahr 100 n. Chr. zurückgeht und die das erste Dienstordnungsbuch der christlichen Kirche ist, legt fest: Niemand soll von eurer Eucharistie essen oder trinken, außer denen, die auf den Namen des Herrn getauft sind; denn dazu hat der Herr gesagt: ‘Gebt das, was heilig ist, nicht den Hunden.’“ (Barclay)
    5. Jesus sagte dies auch im Zusammenhang mit der Korrektur eines anderen Bruders oder einer anderen Schwester. Die göttliche Zurechtweisung ist eine Perle (auch wenn sie einen Moment lang stechen mag), die nicht vor die Säue (diejenigen, die entschlossen sind, sie nicht zu empfangen) geworfen werden darf.
  2. Und werft eure Perlen nicht vor die Säue: Unsere Perlen des kostbaren Evangeliums könnte diejenigen, die nicht glauben, die von dem Gott dieses Zeitalters für die Wahrheit verblendet sind nur verwirren (2. Korinther 4, 4), und dadurch könnte das Evangelium nur deren Spott ausgesetzt werden.
    1. „Das Evangelium soll allen Geschöpfen gepredigt werden, Markus 16, 15. Als aber die Juden verstockt waren und den Weg vor der Menge verleumdeten, Apostelgeschichte 19, 9, hörten die Apostel auf, ihnen das Evangelium zu verkünden.“ (Poole)
    2. Natürlich hat Jesus das nicht gesagt, um uns davon abzuhalten, das Evangelium weiterzugeben. Zuvor sagte uns Jesus in dieser Predigt, wir sollten unsere Lichter vor den Leuten leuchten lassen (Matthäus 5, 13-16). Jesus sagte das, um uns dazu aufzufordern, diese Einstellungen zu unterscheiden, und uns zu ermutigen, nach vorbereiteten Herzen Ausschau zu halten, die bereit sind zu empfangen. Wenn wir solche offenen Herzen finden, können wir darauf vertrauen, dass Gott bereits an ihnen gearbeitet hat.

B. Weitere Anweisungen für das Gebet

1. Jesus fordert uns dazu auf, weiter zu bitten, zu suchen und anzuklopfen

Matthäus 7, 7-8

Matthäus 7, 7-8
Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan! Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan.

  1. Bitten … suchen … anklopfen: Wir sehen eine fortschreitende Intensität, die vom Bitten zum Suchen bis zum Anklopfen geht. Jesus sagte uns, dass wir mit Kraft, Leidenschaft und Ausdauer beten sollen. Die Tatsache, dass Jesus auf das Thema des Gebets zurückkam – das bereits in Matthäus 6, 5-15 ausführlich behandelt wurde – zeigt die Wichtigkeit des Gebets.
    1. In dieser dreifachen Beschreibung des Gebets als Bitten, Suchen und Anklopfen sehen wir verschiedene Aspekte des Gebets und verschiedene Aspekte, wie das Gebet beantwortet wird.
      1. Gebet ist wie Bitten, indem wir unsere Bitten einfach Gott mitteilen, und jeder, der bittet, empfängt. Empfangen ist der Lohn des Bittens.
      2. Beten ist wie Suchen, indem wir Gott, sein Wort und seinen Willen suchen; und wer sucht, der findet. Das Finden ist der Lohn des Suchens.
      3. Beten ist wie anklopfen, bis die Tür geöffnet wird, und wir suchen Einlass in den großen himmlischen Palast unseres großen Königs. Durch die aufgetane Tür in seinen Palast einzutreten, ist die Belohnung des Anklopfens und die beste Belohnung die es gibt.
    2. Bitte voller Zuversicht und Demut. Suche mit Sorgfalt und Hingabe. Klopfe mit Ernsthaftigkeit und Ausdauer an.“ (Clarke)
    3. Die Vorstellung des Anklopfens impliziert auch, dass wir einen Widerstand spüren. Denn wenn die Tür bereits offen stünde, bräuchte man nicht anzuklopfen. Doch Jesus ermutigte uns: „Selbst wenn ihr spürt, dass die Tür geschlossen ist und ihr anklopfen müsst, dann tut dies und tut es immer wieder, und ihr werdet erhört werden.“
    4. Doch das Bild des Anklopfens impliziert auch, dass es eine Tür gibt, die geöffnet werden kann. „Seine Türen sollen sich öffnen: Sie wurden absichtlich so gemacht, dass man eintreten kann; und so ist das gesegnete Evangelium Gottes absichtlich so gemacht worden, dass du in das Leben und den Frieden eintreten kannst. Es wäre sinnlos, an eine Wand zu klopfen, aber du kannst klugerweise an eine Tür klopfen, denn sie ist zum Öffnen entworfen worden.“ (Spurgeon)
    5. Wir kommen an Gottes Tür, und alles, was wir tun müssen, ist anklopfen. Wenn sie vor uns verschlossen wäre, bräuchten wir das Werkzeug eines Einbrechers, um einzubrechen, aber das ist nicht nötig; alles, was wir tun müssen, ist anklopfen, und selbst wenn ich nicht über die Fähigkeiten eines Einbrechers verfüge, kann ich immer noch anklopfen – ich weiß genug, um das zu tun!
    6. „Jeder ungebildete Mensch kann anklopfen, wenn das alles ist, was von ihm verlangt wird … Ein Mensch kann anklopfen, auch wenn er kein Philosoph ist. Ein dummer Mensch kann anklopfen. Ein Blinder kann anklopfen. Mit einer lahmen Hand kann ein Mann anklopfen … Der Weg, das Himmelstor zu öffnen, ist für diejenigen, die demütig genug sind, der Führung des Heiligen Geistes zu folgen und gläubig zu bitten, zu suchen und anzuklopfen wunderbar einfach. Gott hat keine Errettung vorgesehen, die nur von gelehrten Menschen verstanden werden kann, … sie ist für die Ungebildeten, die Kurzsichtigen und die Sterbenden sowie für andere bestimmt, und deshalb muss sie so einfach sein wie das Anklopfen an eine Tür“. (Spurgeon)
  2. Bittet, so wird euch gegeben: Gott verspricht dem, der ihn eifrig sucht, eine Antwort. Viele unserer leidenschaftslosen Gebete werden aus gutem Grund nicht beantwortet, denn es ist fast so, als würden wir Gott bitten, sich um etwas zu kümmern, das uns wenig oder gar nichts bedeutet.
    1. Gott schätzt Ausdauer und Leidenschaft im Gebet, weil sie zeigen, dass wir ähnlich empfinden, wie er. Sie zeigen, dass wir uns um die Dinge kümmern, die ihm wichtig sind. Ein ausdauerndes Gebet überwindet nicht Gottes hartnäckigen Widerwillen; es gibt Ihm Ehre, drückt die Abhängigkeit von Ihm aus und richtet unser Herz mehr auf das seine aus.
    2. „Keine Seele kann vergeblich beten, die wie oben angewiesen betet. Die Wahrheit und die Treue des Herrn Jesus sind für seinen Erfolg versprochen – Ihr WERDET empfangen – ihr WERDET finden – es WIRD geöffnet werden. Diese Worte sind auf der Seite Gottes so stark bindend, wie du sollst keinen Mord begehen auf der Seite des Menschen. Bringe das Wort Christi und das Opfer Christi mit dir, und kein einziger Segen des Himmels kann dir verweigert werden“. (Clarke)

2. Jesus veranschaulicht das gebende Wesen Gottes

Matthäus 7, 9-11

Matthäus 7, 9-11
Oder ist unter euch ein Mensch, der, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, ihm einen Stein gibt, und, wenn er um einen Fisch bittet, ihm eine Schlange gibt? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten!

  1. Oder ist unter euch ein Mensch, der, wenn sein Sohn ihn um Brot bittet, ihm einen Stein gibt: Jesus machte deutlich, dass Gott nicht im Gebet überredet oder besänftigt werden muss. Er will uns nicht nur Brot geben, sondern noch mehr als das, worum wir bitten.
    1. Glücklicherweise erspart Gott uns in den Zeiten, in denen wir ohne es zu wissen um etwas bitten, das so schlimm ist wie eine Schlange, oft gnädig die gerechte Strafe für unsere Unwissenheit, so wie es auch liebevolle tun würden.
  2. Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben versteht, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel: Es ist ein Angriff gegen Gott, seine Antwort auf das suchende Herz zu leugnen. Wir unterstellen dann, dass Gott noch schlimmer ist als ein böser Mensch.
    1. Um wie viel mehr ist Gott im Vergleich zu selbst dem besten menschlichen Vater ein guter und liebender Vater. „‘Wie viel mehr!‘ sagt unser Herr, und er sagt nicht, wie viel mehr, sondern überlässt es uns darüber nachzudenken.“ (Spurgeon)
    2. „Welch ein Bild wird hier von der Güte Gottes gegeben! Leser, frage deine Seele, könnte dieser himmlische Vater irgendein Geschöpf, das er geschaffen hat, zu bedingungsloser ewiger Verdammnis verwerfen? Wer glauben kann, dass er es getan hat, kann alles glauben: aber GOTT IST LIEBE.“ (Clarke)

C. Schlussfolgerung zur Bergpredigt: Eine partielle Zusammenfassung und eine erneute Aufforderung zur Entscheidung

1. Eine Zusammenfassung der ethischen Lehre Jesu in Bezug auf unseren Umgang mit anderen: die Goldene Regel

Matthäus 7, 12

Matthäus 7, 12
Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.

  1. Alles nun, was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut auch ihr ihnen ebenso: Die negative Art, dieses Gebot auszusprechen, war schon lange vor Jesus bekannt. Schon lange war gesagt worden: „Du sollst deinem Nächsten nicht das antun, was du nicht willst, dass er dir antut“. Aber Jesus entwickelt diesen Gedanken einen großen Schritt weiter, wenn er es positiv formuliert, und sagt, dass wir anderen tun sollen, was wir wollen, dass sie uns tun.
    1. „Die Goldene Regel wurde nicht von Jesus erfunden; sie findet sich in vielen Formen und an sehr unterschiedlichen Orten. Ungefähr um 20 n. Chr. antwortete Rabbi Hillel angeblich, der von einem Nichtjuden aufgefordert wurde, das Gesetz in der kurzen Zeit, in der der Nichtjude auf einem Bein stehen konnte, zusammenzufassen: ‚Was dir verhasst ist, das tue keinem anderen an. Dies ist das ganze Gesetz; der ganze Rest ist ein Kommentar. Geh und lerne es.‘ (b. Schabbat 31a). Anscheinend hat Jesus die Regel nur positiv formuliert.“ (Carson)
    2. Auf diese Weise weitet Jesus das Gebot viel mehr aus. Es ist der Unterschied, ob man Verkehrsgesetze nicht bricht oder ob man etwas Positives tut, wie einem liegen gebliebenen Autofahrer zu helfen. Unter der negativen Form der Regel werden die Böcke in Matthäus 25, 31-46 als ‚nicht schuldig‘ befunden. Doch in der positiven Form der Goldenen Regel – der Form von Jesus – werden sie tatsächlich für schuldig befunden.
    3. Dies gilt insbesondere für die christliche Gemeinschaft. Wenn wir Liebe erfahren und uns von Menschen erreichen lassen wollen, müssen wir andere lieben und erreichen.
    4. „Niemand außer dem, dessen Herz von Liebe zu Gott und der ganzen Menschheit erfüllt ist, kann dieses Gebot halten, weder in seinem Geist noch in seinen Buchstaben... Es scheint, als hätte Gott es in die Herzen aller Menschen geschrieben, denn solche Redensarten finden sich bei allen Nationen, bei Juden, Christen und Heiden.“ (Clarke)
  2. Denn dies ist das Gesetz und die Propheten: Jesus zeigt, dass dieses einfache Prinzip – die Goldene Regel – alles zusammenfasst, was das Gesetz und die Propheten darüber sagen, wie wir andere behandeln sollen. Wenn wir andere einfach so behandeln würden, wie wir selbst behandelt werden wollen, würden wir natürlicherweise alles befolgen, was das Gesetz über unsere Beziehungen zu anderen Menschen sagt.
    1. „Oh, dass alle Menschen danach handelten, und es gäbe keine Sklaverei, keinen Krieg, kein Fluchen, kein Schlagen, kein Lügen, kein Rauben; aber alles wäre Gerechtigkeit und Liebe! Was ist das für ein Königreich, das ein solches Gesetz hat!“ (Spurgeon)
    2. Das macht das Gesetz verständlicher, aber es macht es nicht einfacher, ihm zu gehorchen. Niemand hat jemals anderen gegenüber konsequent das getan, was er sich von anderen wünschen würde.

2. Die Entscheidung zwischen zwei Wegen und einem von zwei Zielen

Matthäus 7, 13-14

Matthäus 7, 13-14
Geht ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der ins Verderben führt; und viele sind es, die da hineingehen. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind es, die ihn finden.

  1. Geht ein durch die enge Pforte: Jesus meinte mit dieser Pforte nicht unser Schicksal, sondern den Eingang zu einem Weg. Es gibt einen richtigen Weg und einen falschen Weg, und Jesus forderte seine Zuhörer dazu auf, sich für den schwierigeren Weg zu entscheiden, der zum Leben führt.
    1. Er verstand und lehrte, dass nicht alle Wege und nicht alle Ziele gleich gut sind. Der eine führt zum Verderben, der andere zum Leben.
    2. „Das Wort Pforte bedeutet wörtlich, eine kleine Tür in einem großen Tor.“ (Clarke)
    3. „Jesus ermutigt engagierte Jünger, ‘Christen‘, nicht dazu, auf dem schmalen Weg weiterzumachen und am Ende belohnt zu werden. Vielmehr befiehlt er seinen Jüngern, den von Verfolgung gezeichneten Weg zu gehen und am Ende belohnt zu werden.“ (Carson)
  2. Denn die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führt: Die wahre Pforte ist sowohl eng als auch schmal. Wenn dein Weg eine Pforte hat, die leicht und gut begehbar ist, tust du gut daran, aufzupassen.
    1. „Ihr dürft euch daher nicht darüber wundern, wenn meine Gebote euren fleischlichen Befürchtungen gegenüber hart sind, noch dürft ihr euch darüber empören, dass ihr nur wenige auf dem richtigen Weg zum Himmelreich seht.“ (Poole)

3. Die Gefahr die von falschen Propheten ausgeht und die Entscheidung zwischen zwei Bäumen mit ihren Früchten

Matthäus 7, 15-20

Matthäus 7, 15-20
Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind! An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Sammelt man auch Trauben von Dornen, oder Feigen von Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte bringen, und ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Darum werdet ihr sie an ihren Früchten erkennen.

  1. Hütet euch aber vor den falschen Propheten: Jesus hat uns gerade vor einem Weg gewarnt, der ins Verderben führt. Jetzt erinnert er uns daran, dass es viele gibt, die versuchen würden, uns auf den breiten Weg zu führen, der ins Verderben führt. Der erste Schritt zur Bekämpfung dieser falschen Propheten besteht darin, sich einfach vor ihnen zu hüten.
    1. „Warnungen vor falschen Propheten beruhen notwendigerweise auf der Überzeugung, dass nicht alle Propheten echt sind, dass die Wahrheit verdreht werden kann und dass die Feinde des Evangeliums gewöhnlich ihre Feindseligkeit verbergen und versuchen, sich als Mitgläubige auszugeben.“ (Carson)
  2. Die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind: Es liegt in der Natur dieser falschen Propheten, ihren wahren Charakter zu vertuschen und zu leugnen. Oft täuschen sie sogar sich selbst, indem sie sich für Schafe halten, obwohl sie in Wirklichkeit reißende Wölfe sind.
    1. „Der grundlegende Fehler des falschen Propheten ist das Eigeninteresse.“ (Barclay) Es kann durch den Wunsch nach Gewinn oder einem leichten Leben, durch den Wunsch nach Prestige oder durch den Wunsch, die eigenen und nicht Gottes Ideen voranzubringen, ausgedrückt werden.
  3. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen: Wir schützen uns vor falschen Propheten, indem wir auf ihre Früchte achten. Das bedeutet, dass wir auf mehrere Aspekte ihres Lebens und ihres Dienstes achten.
    1. Wir sollten auf die Lebensweise achten, die ein Lehrer zeigt. Zeigen sie in ihrer Lebensweise Rechtschaffenheit, Demut und Treue?
    2. Wir sollten auf den Inhalt dessen achten was sie lehren. Ist es eine wahre Frucht von Gottes Wort, oder ist es menschenzentriert und spricht Ohren an, die sich schmeicheln lassen wollen?
    3. Wir sollten auf die Wirkung ihrer Lehre achten. Wachsen die Menschen in Jesus oder werden sie nur unterhalten und fallen schließlich ab?
  4. So bringt jeder gute Baum gute Früchte, der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte: Diese Früchte sind das unvermeidliche Ergebnis dessen, was wir sind. Letzten Endes – auch wenn es eine Weile dauern kann, bis die Ernte eintrifft – sind die guten oder schlechten Früchte offensichtlich und zeigen, was für ein ‚Baum‘ wir sind.
    1. Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt: „Keine guten Früchte zu haben, bedeutet, böse Früchte zu haben: Es kann keine unschuldige Unfruchtbarkeit im unsichtbaren Baum des Herzens geben. Wenn ein Mensch keine Frucht hervorbringt, und ein anderer schlechte Früchte hervorbringt, sind beide nur für das Feuer geeignet.“ (Clarke)
    2. „Es ist nicht nur der böse Baum, der Träger der giftigen Beeren, der gefällt wird; auch der Neutrale, der keine Frucht positiver Tugend trägt, muss ins Feuer geworfen werden.“ (Spurgeon)
    3. Zuvor im Kapitel selben forderte Jesus uns dazu auf, zuerst uns selbst zu beurteilen, und nach dem Splitter in unserem eigenen Auge zu suchen, bevor wir unsere Aufmerksamkeit auf den Balken im Auge unseres Nachbarn richten; daher sollten wir, bevor wir jemand anderem diese Frage stellen, zuerst uns selbst fragen: „Bringe ich Frucht zu Gottes Ehre?“

4. Die Entscheidung zwischen zwei Möglichkeiten der Herrschaft Jesu, einer falschen und einer richtigen

Matthäus 7, 21-23

Matthäus 7, 21-23
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen!

  1. Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen: Jesus sprach hier von einem richtigen mündlichen Bekenntnis, bei dem diese Leute Jesus als Herrn bezeichneten. Das ist lebenswichtig, aber das alleine ist nie genug.
    1. Wir müssen die Worte ‚Herr, Herr‘ verwenden – wir können nicht gerettet werden, wenn wir es nicht tun. Auch wenn Heuchler dies sagen mögen, sollten wir uns nicht schämen, es zu sagen. Doch das allein reicht nicht aus.
    2. Diese Warnung von Jesus gilt für Menschen, die zu Jesus oder über Jesus sprechen oder Dinge zu Jesus sagen, es aber damit nicht ernst meinen. Es ist nicht so, dass sie glauben, Jesus sei ein Teufel; sie sagen die Worte nur sehr oberflächlich. Ihr Verstand ist woanders, aber sie glauben, dass in den bloßen Worten ein Wert liegt und dass sie eine Art religiöse Pflicht erfüllen, ohne Herz, ohne Seele, ohne Geist – nur bloße Worte und flüchtige Gedanken.
    3. Diese Warnung Jesu gilt für Menschen, die ‚Herr, Herr‘ sagen, und deren geistliches Leben nichts mit ihrem täglichen Leben zu tun. Sie gehen in die Kirche, erfüllen vielleicht einige alltägliche religiöse Pflichten, sündigen aber gegen Gott und die Menschen, wie jeder andere auch. „Es gibt solche, die wie Engel sprechen und wie Teufel leben; die haben Jakobs glatte Zunge, aber Esaus raue Hände.“ (Trapp)
  2. Der zu mir sagt … werden an jenem Tag zu mir sagen: Es ist erschütternd, dass Jesus behauptet, er sei derjenige, vor dem die Menschen an diesem letzten Tag des Gerichts stehen müssten, und er sei derjenige, der zu Recht Herr genannt wird. Dieser obskure Lehrer in einem rückständigen Teil der Welt behauptete, er sei an jenem Tag der Richter aller Menschen.
    1. Mit den Worten ‚an jenem Tag‘ lenkte Jesus unsere Aufmerksamkeit auf einen kommenden Tag des Gerichts für alle Menschen. „Was ist das Wichtigste in deinem Lebend? Wirst du ‚an jenem Tag‘ genauso viel davon halten wie jetzt? Wirst du dich dann für klug halten, dass du dich so ernsthaft darum gekümmert hast? Du glaubst, dass du es jetzt verteidigen könntest, aber wirst du es auch dann noch verteidigen können, wenn alle Dinge der Erde und der Zeit im Nichts verschmolzen sein werden?“ (Spurgeon)
  3. Herr, Herr, haben wir nicht: Die Menschen, von denen Jesus hier spricht, hatten beeindruckende geistlich Errungenschaften. Sie haben geweissagt und Dämonen ausgetrieben und hatten viele Wundertaten vollbracht. Das sind wunderbare Dinge, aber ohne eine wahre Gemeinschaft, und eine wahre Verbindung mit Jesus bedeuten sie nichts.
    1. Jesus schien ihre Behauptungen, das Wundersame zu tun, nicht anzuzweifeln. Er sagte nicht: „Ihr habt nicht richtig geweissagt oder Dämonen ausgetrieben oder Wunder getan.“ Das lässt uns zu dem Schluss kommen, dass manchmal Wunder durch angebliche Gläubige vollbracht werden, die uns daran erinnern, dass Wunder letztlich nichts beweisen.
    2. Es ist bemerkenswert, dass sie diese Dinge sogar im Namen Jesu taten. Dennoch hatten sie nie eine richtige Beziehung der Liebe und Gemeinschaft zu Jesus. „Durch meine Liebe zu den Seelen der Menschen habe ich eure Predigten gesegnet; euch selbst aber konnte ich nie achten, weil es dem was ihr gepredigt habt an Geist, euren Herzen an Heiligkeit und eurem Verhalten an Gerechtigkeit fehlte.“ (Clarke)
    3. „Wenn das Predigen einen Menschen retten könnte, wäre Judas nicht verdammt worden. Wenn Prophetie einen Menschen retten könnte, wäre Bileam kein Ausgestoßener gewesen.“ (Spurgeon)
  4. Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen: Letztlich gibt es eine Grundlage des Heils; es ist nicht nur ein verbales Bekenntnis, es sind keine ‚geistlichen Werke‘, sondern Jesus zu kennen und von ihm gekannt zu werden. Es ist unsere Verbindung zu ihm – durch die Gabe des Glaubens, die er uns schenkt -, die unsere Erlösung sichert. Wenn wir Gemeinschaft mit Jesus haben, sind wir sicher; ohne diese Verbindung zu ihm beweisen all die Wunder und großen Werke nichts.
    1. „Was für ein schreckliches Wort! Was für eine schreckliche Trennung! Geht von MIR weg! Von eben jenem Jesus, den sie in Einheit verkündet haben, mit dem allein das ewige Leben zu finden ist. Denn gemeinsam mit Christus ist alles Himmel, getrennt von ihm ist alles Hölle.“ (Clarke)
    2. Darüber hinaus handelt es sich nicht um Menschen, die ihre Errettung verloren haben. Stattdessen hatten sie sie eigentlich nie (Ich habe euch nie gekannt).

5. Die Entscheidung zwischen zwei Bauherren und deren Schicksal

Matthäus 7, 24-27

Matthäus 7, 24-27
Ein jeder nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann gleich sein, der sein Haus auf den Sand baute. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen, da stürzte es ein, und sein Einsturz war gewaltig.

  1. Den will ich mit einem klugen Mann vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute: In Jesu Gleichnis der beiden Baumeister sah jedes Haus von außen gleich aus. Die wirkliche Grundlage unseres Lebens ist normalerweise verborgen und wird erst im Sturm offensichtlich, und wir könnten sagen, dass die Stürme sowohl vom Himmel (Platzregen) als auch von der Erde (Wasserströme) kommen.
    1. „Der Artikel bezeichnete früher nicht einen einzelnen Felsen, sondern eine Kategorie – ein felsiges Fundament.“ (Bruce)
    2. „Der kluge und der törichte Mann beschäftigten sich beide mit genau den gleichen Nebenbeschäftigungen und erreichten zu einem beträchtlichen Teil den gleichen Entwurf; beide verpflichteten sich, Häuser zu bauen, beide bauten beharrlich weiter, beide vollendeten ihre Häuser. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist sehr beachtlich.“ (Spurgeon)
  2. Als nun der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an dieses Haus stießen: Ein Sturm (Platzregen, Wasserströme, Wind) war die für die Generationen, die keine Atomwaffen hatten, die größte Kraft, die sie sich vorstellen konnten. Jesus weist uns darauf hin, dass die Grundlagen unseres Lebens irgendwann einmal erschüttert werden, sowohl jetzt (in den Prüfungen) als auch im letzten Gericht vor Gott.
    1. Die Zeit und die Stürme des Lebens werden die Stärke des eigenen Fundaments offenbaren, auch wenn es verborgen ist. Wir mögen überrascht sein, wenn wir sehen, wer wirklich auf das gute Fundament gebaut hat. „Schließlich bekannte sich Nikodemus tagsüber treu zu Christus, als Judas ihn in der Nacht verriet.“ (Trapp)
    2. Es ist besser, die Grundlage unseres Lebens jetzt zu prüfen als später, bei unserem Gericht vor Gott, wenn es zu spät ist, unser Schicksal zu ändern.
    3. Jesus mag eine Stelle aus dem Alten Testament im Sinn gehabt haben: Wenn ein Sturm vorüberfährt, so ist der Gottlose nicht mehr da; der Gerechte aber ist für die Ewigkeit gegründet. (Sprüche 10, 25)
  3. Und jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut: Allein das Hören von Gottes Wort reicht nicht aus, um eine sichere Grundlage zu schaffen. Es ist notwendig, dass wir auch Täter Seines Wortes sind. Wenn wir das nicht sind, begehen wir die Sünde, die uns sicher aufdecken wird, die Sünde des Nichtstuns (4. Mose 32, 23) – und unser Einsturz wird gewaltig sein.
    1. „Worin lag die Torheit des zweiten Menschen, der sein Haus gebaut hat? Nicht in der bewussten Suche nach einem schlechten Fundament, sondern darin, nicht an das Fundament zu denken … Sein Fehler war kein fehlendes Einschätzungsvermögen, sondern Unbedachtheit. Es geht nicht, wie allgemein angenommen wird, um zwei Fundamente, sondern darum, auf das Fundament zu schauen; und es zu vernachlässigen, genau das zu tun.“ (Bruce)
    2. „Ihr Elend und ihr Unglück werden umso größer sein, je stärker ihre Hoffnungen waren und die Enttäuschung ihrer Erwartungen trägt zu ihrem Elend bei.“ (Poole)
    3. Doch niemand kann dies lesen, ohne zu sehen, dass er es nicht vollständig getan hat, nicht tut und niemals tun wird. Selbst wenn wir sie in einem allgemeinen Sinn tun (in dem wir sie tun sollten), treibt uns die Offenbarung des Reiches Gottes in der Bergpredigt immer wieder als bedürftige Sünder zu unserem Erlöser zurück. „Der Berg der ethischen Verkündigung offenbart die Notwendigkeit des Hügels mit den drei Kreuzen.“ (Morgan)

6. Wie die Predigt auf ihre Zuhörer wirkte

Matthäus 7, 28-29

Matthäus 7, 28-29
Und es geschah, als Jesus diese Worte beendet hatte, erstaunte die Volksmenge über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.

  1. Denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten: Seine Zuhörer konnten nicht anders, als zu bemerken, dass Jesus mit einer Autorität lehrte, die den anderen Lehrern seiner Zeit, die oft nur andere Rabbiner zitierten, fehlte. Jesus sprach mit der ihm innewohnenden Autorität und der Autorität von Gottes offenbartem Wort.
    1. „Die Schriftgelehrten sprachen von Autorität und stützten alles, was sie sagten, auf mündliche Überlieferungen dessen, was zuvor gesagt worden war. Jesus sprach mit Autorität, aus seiner eigenen Seele heraus.“ (Bruce)
    2. „Zwei Dinge überraschten sie: der Inhalt seiner Lehre und die Art und Weise, wie er sie vermittelte. Sie hatten noch nie zuvor eine solche Lehre gehört; die Gebote, die er gegeben hatte, waren für ihre Gedanken ganz neu. Aber ihr größtes Erstaunen galt der Art und Weise wie er lehrte: Es lag eine Gewissheit, eine Macht, ein Gewicht darin, wie sie es noch nie gesehen hatten.“ (Spurgeon)
  2. Erstaunte die Volksmenge über seine Lehre: Wann immer Gottes Wort so dargestellt wird, wie es wirklich ist, mit der ihm innewohnenden Kraft, wird es die Menschen in Erstaunen versetzen und sich von den bloßen Meinungen der Menschen abheben.
    1. Wenn wir Jesus in dieser Bergpredigt wirklich verstehen, sollten uns das auch erstaunen. Wenn wir nicht erstaunt sind, dann haben wir wahrscheinlich nicht wirklich gehört oder verstanden, was Jesus gesagt hat.
    2. Die Zuhörer in Erstaunen zu versetzen, war eine gute Sache; aber es war nicht gut, wenn dies das ganze Ausmaß der Wirkung war. Ein guter Prediger will immer weit mehr tun, als seine Zuhörer in Erstaunen zu versetzen.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

Pin It on Pinterest