Matthäus 10 – Die Aussendung der zwölf Apostel

A. Zwölf Jünger werden ausgewählt und bevollmächtigt

1. Die zwölf Jünger werden aufgelistet

Matthäus 10, 1-4

Matthäus 10, 1-4
Da rief er seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen. Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und sein Bruder Andreas; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und sein Bruder Johannes; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Lebbäus, mit dem Beinamen Thaddäus; Simon der Kananiter, und Judas Ischariot, der ihn auch verriet.

  1. Da rief er seine zwölf Jünger zu sich: Das Hauptmerkmal dieser Liste ist ihre Vielfalt. Die von Jesus erwählten Jünger zeichneten sich durch sehr unterschiedliche Hintergründe und Lebenserfahrungen aus. Alles, was sie gemeinsam hatten, war, dass anscheinend keiner von ihnen privilegiert oder in der Gesellschaft besonders angesehen war. Dies entspricht ganz dem Geist von 1. Korinther 1, 26-29.
  2. Und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, sie auszutreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen zu heilen: Jesus rief die Zwölf nicht nur; er gab ihnen auch die Vollmacht, das zu tun, wozu er sie berufen hatte. Dasselbe Prinzip gilt auch heute: wen Gott ruft, den rüstet Gott aus. Bevor der Dienst beginnt mag diese Ausstattung nicht sehr offensichtlich sein, aber sie wird sich im Laufe der Zeit zeigen.
  3. Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: Diese zwölf (mit Ausnahme von Judas natürlich) haben einen wichtigen Platz in Gottes Erlösungsplan, einschließlich einer besonderen Rolle im zukünftigen Gericht (Matthäus 19, 28) und bei der Gründung der Gemeinde (Epheser 2, 20). Die Bibel verspricht, dass man sich bis in alle Ewigkeit an ihre Stellung und ihr Wirken erinnern wird (Offenbarung 21, 14).
    1. Dies ist das erste und einzige Mal, dass die Jünger bei Matthäus Apostel genannt werden. „Das Wort Apostel bedeutet wörtlich einer, der ausgesandt wird; es ist das Wort für einen Gesandten oder Botschafter.“ (Barclay) „Hier werden sie zum ersten und letzten Mal apostoloi genannt, was gleichzeitig auf die unmittelbare kleine Mission und auf die spätere große Mission hinweist.“ (Bruce)
      1. Das Wort Apostel kann auch bloß für einen Boten stehen, wie in Johannes 13, 16, der sich auf den bezieht, der gesandt wird.
      2. Jesus wird in Hebräer 3, 1 als Apostel bezeichnet: Betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses.
      3. Paulus benutzte das Wort manchmal im Sinne von Gesandten oder Repräsentanten, wie in 2. Korinther 8, 23: unsere Brüder aber sind Gesandte [Apostel] der Gemeinden; möglicherweise auch in Römer 16, 7.
      4. Doch Paulus verwendete den Begriff auch in einem engeren Sinne und bezog sich dabei auf die Zwölf sowie mit einer besonderen Freimütigkeit auf sich selbst (1. Korinther 9, 1-5 und 15, 7-10; Galater 1, 17 und 1, 19 folgend).
    2. Es gibt im Neuen Testament vier verschiedene Listen der Zwölf. Hier in Matthäus 10, 2-4, aber auch in Markus 3, 16-19, Lukas 6, 13-16 und in der Apostelgeschichte 1, 13. In diesen Listen ist Petrus immer als Erster und Judas immer als Letzter aufgeführt. Die beiden Brüderpaare (Petrus und Andreas; Jakobus und Johannes) werden immer zuerst aufgeführt. In den Listen sind sie in einer Weise angeordnet, die vermuten lässt, dass sie in drei Vierergruppen mit je einem Leiter angeordnet waren.
      1. In jeder Liste wird zuerst Petrus erwähnt, gefolgt von Andreas, Jakobus und Johannes.
      2. In jeder Liste wird Philippus an fünfter Stelle genannt, gefolgt von Bartholomäus, Thomas und Matthäus.
      3. In jeder Liste wird Jakobus, der Sohn des Alphäus, an neunter Stelle genannt, gefolgt von Thaddäus/Judas, dem Bruder des Jakobus, Simon dem Zeloten und Judas.
    3. „Die apostolische Zahl repräsentiert passenderweise die zwölf Stämme Israels; und für praktische Zwecke bilden die zwölf eine brauchbare Gruppe von Leitern, eine ausreichende Anzahl von Geschworenen und eine kompetente Gruppe von Zeugen.“ (Spurgeon)
    4. Bartholomäus wird in Johannes 1, 43-51 und Johannes 21, 2 oft als Nathanael bezeichnet. „Viele sind der Meinung, dass dies Nathanael war … dessen Name wahrscheinlich Nathanael bar Talmai war, Nathanael, der Sohn Talmais: hier wird sein eigener Name verdrängt, und er wird Bar Talmai oder Bartholomäus genannt, wie sein Vater.“ (Clarke)
    5. „Bartholomäus wird nie ohne ein und erwähnt: Er war eine Art von Mann, der mit anderen Menschen zusammenarbeitete.“ (Spurgeon)
    6. „Wir dürfen unter Kanaaniter keinen Heiden verstehen (denn Christus sandte nur Juden aus), sondern einfach jemanden aus Kanaan.“ (Poole)
    7. Iskariot wird gewöhnlich mit ‚Mann von Kerioth‘ (einer Stadt im südlichen Judäa) übersetzt, wurde aber auch mit ‚Verräter‘, ‚Mörder‘, ‚Träger der Ledertasche‘ oder ‚Rothaariger‘ ausgelegt!“ (France)
    8. Sie werden in Matthäus 10, 1 als Jünger und in Matthäus 10, 2 als Apostel bezeichnet. „Es ist bemerkenswert, dass diejenigen, die die Apostel Christi waren, zuerst seine Jünger waren; um es kurz zu machen, dass die Menschen zuerst von Gott gelehrt werden müssen, bevor sie von Gott ausgesandt werden.“ (Clarke)

2. Wohin sie gehen sollen: nur nach Israel (zu dem jüdischen Volk)

Matthäus 10, 5-6

Matthäus 10, 5-6
Diese zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Begebt euch nicht auf die Straße der Heiden und betretet keine Stadt der Samariter; geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

  1. Diese zwölf sandte Jesus aus: Jesus reiste durch die Gegend von Galiläa, lehrte, predigte und half bedürftigen Menschen mit übernatürlicher Kraft (Matthäus 4, 23). Die Aussendung dieser Zwölf war eine bewusste Erweiterung dieses Werkes. Nun wurde das Werk Jesu von wesentlich mehr Menschen als nur von Jesus allein getan.
    1. Gebot ihnen und sprach: „Das Wort, das im Griechischen benutzt wird, um auszudrücken, dass Jesus seinen Männern etwas Gebot, oder ihnen Befehle erteilte, ist interessant und aufschlussreich. Es ist das Wort paragellein. Dieses Wort hat im Griechischen vier besondere Bedeutungen. (i) Es ist das reguläre Wort für ein militärisches Kommando … (ii) Es ist das Wort, das verwendet wird, um seine Freunde zur Hilfe zu rufen … (iii) Es ist das Wort, das verwendet wird, wenn ein Lehrer seinen Schülern Regeln und Gebote gibt … (iv) Es ist das Wort, das regulär für ein kaiserliches Kommando verwendet wird.“ (Barclay)
  2. Begebt euch nicht auf die Straße der Heiden: Dies ist das Muster des Evangeliums – es gilt zuerst für den Juden, dann auch für den Griechen (Römer 1, 16). Später sollte das Evangelium sowohl an die Samariter als auch an die Heiden gehen, aber es musste mit den verlorenen Schafen des Hauses Israel beginnen.
    1. „Dass Jesus es für nötig hielt, die Samariter überhaupt zu erwähnen, setzt voraus, dass das was in Johannes 4 beschrieben wird, bereits geschehen ist. Die Jünger, die Spaß an der Ausübung ihrer Fähigkeit hatten, Wunder zu vollbringen, könnten versucht gewesen sein, die Samaritaner zu evangelisieren, weil sie sich an Jesu Erfolg dort erinnerten.“ (Carson)
    2. „Der Schwerpunkt dieser Worte liegt nicht in erster Linie auf dem Verbot einer weitreichenderen Mission, sondern auf der Priorität der Mission in Israel.“ (France)
  3. Geht vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel: Es war Gottes Absicht, die ganze Welt zu erreichen, aber mit Israel zu beginnen. Es gab sicherlich genug Arbeit unter den verlorenen Schafen des Hauses Israel, um die Zwölf zu beschäftigen, bis Gott ihnen direkt befahl, ihren Dienst auszuweiten.
    1. Es ist bemerkenswert, dass Jesus das jüdische Volk immer noch ‚das Haus Israel‘ nannte, obwohl es viele Jahrzehnte vor dieser Zeit aufgehört hatte, als jüdischen Staat zu existieren. Gott sah sie immer noch als ‚Israel‘, auch wenn es keine politische Einheit namens ‚Israel‘ mehr gab.
    2. Wer waren die verlorenen Schafe Israels? In gewisser Weise waren sie es alle. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg (Jesaja 53, 6). Doch in einem anderen Sinne gab es auch verlorene Schafe, die von ihren geistlichen Hirten, den Schriftgelehrten, Priestern und Pharisäern missbraucht und vernachlässigt wurden. Dies ist die Aussage von Jeremia 50, 6: Mein Volk war wie verlorene Schafe; ihre Hirten haben sie auf Abwege geleitet.
    3. Weil so viele geistlich so vernachlässigt wurden, sandte Jesus diese Apostel aus. „Die Anfänge der Mission der vernachlässigten ‚verlorenen‘ Schafen Israels sind im Festmahl in Kapernaum zu finden (Matthäus 9, 10). Im Laufe der Zeit spürte Jesus immer mehr den Druck durch dieses Problem und die Notwendigkeit das Aufgabengebiet zu vergrößern.“ (Bruce)
    4. „Wie das Schaf, dieses alberne Geschöpf, das wie kein anderes dazu neigt, sich zu verirren, so gibt es auch keines, das noch unfähiger wäre, zurückzukehren.“ (Trapp)

3. Was sie tun sollen: hinausgehen, um zu predigen und zu heilen

Matthäus 10, 7-8a

Matthäus 10, 7-8a
Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen! Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus!

  1. Geht aber hin, verkündigt und sprecht: Das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen! Früher (Matthäus 4, 17) wurde uns gesagt, dass die Botschaft Jesu lautete: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“. Die Jünger verbreiteten dieselbe Botschaft, die Jesus gepredigt hatte, und konnten sie einfach über ein viel größeres Gebiet hin verkünden, als Jesus es allein konnte.
    1. Wir dürfen auch vermuten, dass sie viele der Themen der Bergpredigt (Matthäus 5-7) wiederholen sollten, denn diese Botschaft sagt aus, wie das Leben im Reich der Himmel sein sollte.
    2. „Menschen werden viel für ein Königreich tun. Und nichts Geringeres als ein Königreich, und zwar das des Himmels, kann die Menschen von ihren süßen Sünden freikaufen.“ (Trapp)
    3. Es wird nicht erwähnt, dass sie in den Synagogen predigen, sondern nur dass sie in ihnen gegeißelt werden (Matthäus 10, 17). Dies war ein Predigtdienst, der von Haus zu Haus auf offenem Feld und auf der Straße stattfand.
  2. Heilt Kranke, reinigt Aussätzige, weckt Tote auf, treibt Dämonen aus: Die Jünger hatten sowohl eine Botschaft zu verkünden als auch eine Macht zu offenbaren. Darin waren sie wirklich Nachfolger ihres Meisters.
    1. Die Autorität dieser Jünger, Tote aufzuerwecken, ist bemerkenswert; die spätere Ausübung dieser Autorität wurde sowohl in Apostelgeschichte 9 als auch in Apostelgeschichte 20 festgehalten, und es gab zweifellos weitere nicht aufgezeichnete Fälle. Wir haben keine Beweise dafür, dass so etwas entweder üblich war oder dass diese Autorität auf Dauer zurückgenommen wurde. Es ist für Christen heutzutage weise, sowohl an Gottes Macht zu glauben, mit der er solche Wunder durch sein Volk zu tun vermag, als auch nicht vorschnell darin zu sein, unbegründeten Berichten über solche Wunder zu glauben.

4. Wie sie für sich selbst sorgen sollten

Matthäus 10, 8b-15

Matthäus 10, 8b-15
Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt es! Nehmt weder Gold noch Silber noch Kupfer in eure Gürtel, keine Tasche auf den Weg, auch nicht zwei Hemden, weder Schuhe noch Stab; denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert. Wo ihr aber in eine Stadt oder in ein Dorf hineingeht, da erkundigt euch, wer es darin wert ist, und bleibt dort, bis ihr weiterzieht. Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so grüßt es [mit dem Friedensgruß]. Und wenn das Haus es wert ist, so komme euer Friede über dasselbe. Ist es aber dessen nicht wert, so soll euer Friede wieder zu euch zurückkehren. Und wenn euch jemand nicht aufnehmen noch auf eure Worte hören wird, so geht fort aus diesem Haus oder dieser Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! Wahrlich, ich sage euch: Es wird dem Land Sodom und Gomorra erträglicher gehen am Tag des Gerichts als dieser Stadt.

  1. Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt: Jesus berechnete seinen Jüngern nichts, und er erwartete von ihnen, dass sie anderen ebenso unentgeltlich für andere da sind. Dies ist das Grundprinzip für die folgenden Gebote.
    1. „Welch ein Skandal ist es für einen Menschen, mit Gaben umzugehen, die er vorgibt, vom Heiligen Geist empfangen zu haben, über die nicht er bestimmt, sondern der, der sie ihm gab. Wer predigt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen oder ein Vermögen zu machen, macht sich des schändlichsten Sakrilegs schuldig.“ (Clarke)
  2. Nehmt weder Gold noch Silber noch Kupfer in eure Gürtel: Sie sollten von Gott erwarten, dass er ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne sich selbst übermäßig um ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Außerdem sollten sie erwarten, dass Gott ihre Bedürfnisse normalerweise durch die erweckte Gastfreundschaft anderer erfüllt.
    1. „Unser Erlöser wollte ihnen eine Erfahrung der Fürsorge Gottes vermitteln und ihnen beibringen, auf seine Fürsorge zu vertrauen.“ (Poole)
    2. „Er sprach wieder einmal Worte, die einem Juden sehr vertraut waren. Das steht im Talmud: ‚Niemand darf mit Stab, Schuhen, Geldgürtel oder staubigen Füßen auf den Tempelberg gehen. Der Gedanke dahinter war, dass ein Mensch, wenn er den Tempel betritt, deutlich machen muss, dass er alles, was mit Handel und Geschäft und weltlichen Angelegenheiten zu tun hatte, hinter sich gelassen hat.“ (Barclay)
    3. Nehmt heißt hier eher so viel wie ‘besorgen‘ … Der Spruch in der Form, wie er in Matthäus steht, spezifiziert also nicht so sehr die geeignete Ausrüstung für die Reise, sondern versichert den Jüngern vielmehr, dass keine vorherige Geldbeschaffung notwendig ist und keine spezielle Ausrüstung angeschafft werden muss. Sie können so losgehen gehen, wie sie sind, und die Mission ist dringend.“ (France)
    4. „Die bekannte Diskrepanz in Bezug auf den Stab (Markus 6, 8 erlaubt ihnen ausdrücklich, einen zu benutzen) kann sich aus dem Unterschied in den Verben ergeben: Die Matthäus-Version verbietet die Anschaffung eines Stabes für die Reise, während es ihnen im Markusevangelium erlaubt wird, (nur) den Stab zu nehmen, den sie bereits besitzen.“ (France)
    5. „Siehe Lukas 22, 36: ‚Wer einen Beutel hat, der nehme ihn … ‘. Verschiedene Vorgehensweisen sind zu verschiedenen Zeiten anzuwenden. Oh, dass einige unserer sehr geistlichen Brüder ein wenig gesunden Menschenverstand hatten! Wir bringen das Gebet mit einem sehr schwachen Herzen dar.“ (Spurgeon)
  3. Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert: Wenn sie zu den anderen kamen, sollten sie unter ihnen Arbeiter sein. Sie sollten unter ihnen sowohl in geistlicher als auch in praktischer Arbeit tätig sein. Wir können es uns so vorstellen, dass sie das Wort Gottes predigten, für und mit den Menschen beteten sowie bei der Feldarbeit halfen.
    1. Auch wenn die Zwölf erwarten konnten, dass ihre Bedürfnisse durch die Menschen, denen sie dienten, gedeckt werden, sollten sie niemals verlangen, dass ihre Bedürfnisse in Form einer Bezahlung erfüllt werden. Das Grundprinzip lautete: Umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebt.
  4. Wenn das Haus es wert ist … ist es aber dessen nicht wert: Diejenigen, die diese Jünger empfangen haben, konnten erwarten, gesegnet zu werden (so komme euer Friede über dasselbe); aber die Orte, an denen sie abgelehnt wurden, konnten erwarten, wie heidnische Städte behandelt zu werden (schüttelt den Staub von euren Füßen), und als solche waren sie in großer Gefahr, verurteilt zu werden.
    1. „Sich im Haus einer ‚würdigen‘ Person niederzulassen, bedeutet, dass die Jünger nicht nach dem bequemsten Quartier suchen sollten.“ (Carson)
    2. „Das ist leicht auszuführen, aber es ist nicht leicht, es in der richtigen Gemütslage auszuführen; das Ganze ist viel zu sehr dazu geeignet, um das Ergebnis von Irritation, Enttäuschung und verletzter Eitelkeit zu sein – sie schätzten mich nicht, ich überlasse sie ihrem Schicksal. Christus wollte mit der Verordnung symbolisieren, dass die Bewohner für das Ergebnis selbst verantwortlich sind.“ (Bruce)
    3. „Zwei sichere Anzeichen für all jene, die sich laut Matthäus 25 nicht um die Bedürftigen, und somit nicht um Jesus gekümmert haben, und verflucht werden: 1. Nicht die Diener Christi zu behausen und ihnen keine Zuflucht zu gewähren, wobei sie sich selbst dabei glücklich schätzen. 2. Nicht ihre Worte anzuhören.“ (Trapp)

B. Jesus bereitet die Jünger auf die Verfolgung vor

1. Die Verfolgung wird kommen

Matthäus 10, 16-18

Matthäus 10, 16-18
Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern, und in ihren Synagogen werden sie euch geißeln; auch vor Fürsten und Könige wird man euch führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.

  1. Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe: Jesus warnte seine Jünger offen und ehrlichdavor, dass sie verfolgt werden würden. Weil sie ohne polizeilichen oder militärischen Schutz hinausgingen, sandte er sie wie Schafe mitten unter die Wölfe.
    1. „Hier sieht man Schafe, die unter die Wölfe ausgesandt werden, als wären sie die Angreifer und darauf aus, ihre schrecklichen Feinde niederzumachen. Es ist ein neuartiger Anblick, wie ihn die Natur niemals zeigen kann, aber Gnade ist voll von Wundern.“ (Spurgeon)
    2. „Schließlich ist die Mission der Schafe gegenüber den Wölfen eine hoffnungsvolle Mission, da wir in der Natur sehen, dass die Schafe, obwohl sie so schwach sind, den Wölfen, die so kämpferisch sind, zahlenmäßig bei weitem überlegen sind.“ (Spurgeon)
  2. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben: Trotz ihrer verwundbaren Position sollten sich die Nachfolger Jesu nicht mit weltlichen Formen der Macht verteidigen. Sie sollten ohne Falsch wie die Tauben, aber klug wie die Schlangen bleiben.
    1. Klugheit würde sie davor bewahren, unnötig Ärger anzuziehen, oder ihnen zeigen, wie sie ihn vermeiden können ohne Kompromisse einzugehen. Schlangen werden von allen angegriffen und müssen Kreativität und Klugheit einsetzen, um zu überleben.
    2. Ohne Falsch zu bleiben, würde sie davon abhalten, der Versuchung der Vergeltung nachzugeben.
    3. „Der christliche Missionar wird vorsichtig sein müssen, um Schaden zu vermeiden; aber er muss gutmütig sein, damit er selbst keinen Schaden anrichtet.“ (Spurgeon)
  3. Hütet euch aber vor den Menschen! Denn sie werden euch den Gerichten ausliefern: Jesus warnte sie auch davor, dass Männer sie an öffentlichen Schauplätzen (Gerichte) und an religiösen Treffpunkten (Synagogen) verfolgen würden. Sie konnten sowohl im Rathaus als auch in den Religions-Häusern mit Widerstand rechnen.
  4. Vor Fürsten und Könige wird man euch führen um meinetwillen: Dies war eine bemerkenswerte Aussage, die den großen Einfluss anerkannte, den das Evangelium und seine Prediger haben würden. Fürsten und Könige würden sie bemerken – und sie verhaften und vor Gericht stellen.
    1. „Dies ist ein eindrucksvoller Beweis für die Voraussicht Christi. Wer hätte damals denken können, dass diese verachteten und ungebildeten Männer so viel Aufmerksamkeit erregen und aufgefordert werden könnten, sich für das Bekenntnis ihres Glaubens vor den Gerichten der berühmtesten Persönlichkeiten der Erde zu entschuldigen?“ (Wakefield, zitiert von Clarke)
  5. Um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis: Weil sie um Jesu willen verfolgt wurden, konnten sie sowohl religiösen als auch zivilen Verfolgern gegenüber Zeugnis ablegen.
    1. „Die spezifische Erwähnung der Heiden legt nahe, dass die umfassendere Mission der Zeit nach der Auferstehung bereits in Sicht ist.“ (France)

2. Wenn die Jünger Jesu vor die Herrscher geführt werden, wird Gott sie verteidigen und für sie sprechen

Matthäus 10, 19-20

Matthäus 10, 19-20
Wenn sie euch aber ausliefern, so sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters ist’s, der durch euch redet.

  1. Sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt: Die Jünger Jesu konnten in so einem Moment vollkommenes Vertrauen auf Gott haben, wohl wissend, dass er durch sie sprechen würde, auch wenn sie unvorbereitet waren.
    1. „Es war nicht die Demütigung, die die frühen Christen fürchteten, nicht einmal den grausamen Schmerz und die Qual. Aber viele von ihnen fürchteten, dass ihre eigene Unfähigkeit, wenn es um das Wort und ihre eigene Verteidigung ging, die Wahrheit eher beschädigen als loben könnte. Gott hat versprochen, dass, wenn ein Mensch wegen seines Glaubens vor Gericht steht, ihm die Worte gegeben werden würden.“ (Barclay)
  2. Denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt: Das gab ihnen die Zuversicht, dass der Geist des Vaters im notwendigen Augenblick zu ihnen und durch sie sprechen würde, auch wenn sie nicht darauf vorbereitet waren eine Erklärung abzugeben.
    1. Dies ist keine Rechtfertigung dafür beim Lehren und Predigen von Gottes Wort schlecht vorbereitet zu sein, sondern ein Versprechen, dass die Christen, die verfolgt werden, und die Gelegenheit haben, von Jesus zu erzählen, von ihm gestärkt und geleitet werden.

3. Das Ausmaß der Verfolgung: sogar in der eigenen Familie

Matthäus 10, 21-23

Matthäus 10, 21-23
Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern und ein Vater sein Kind; und Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten helfen. Und ihr werdet von jedermann gehasst sein um meines Namens willen. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Wenn sie euch aber in der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine andere. Denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht fertig sein, bis der Sohn des Menschen kommt.

  1. Es wird aber ein Bruder den anderen zum Tode ausliefern: Jesus wusste, dass das Evangelium in einigen Fällen Familien spalten würde und dass einige der schlimmsten Verfolgungen innerhalb der Familien stattfinden würden.
  2. Und werden sie töten helfen: Jesus sagte klar und deutlich, dass Verfolgung manchmal zum Tod führen würde. Obwohl die meisten Christen Verfolgung im wirtschaftlichen oder sozialen Bereich ausgehalten haben, haben im Laufe der Jahrhunderte buchstäblich Millionen ihr Leben in Treue zu Jesus gegeben.
  3. Ihr werdet von jedermann gehasst sein um meines Namens willen: Ab und zu ist dies schon wahr geworden; wenn ganze Kulturen die Nachfolger Jesu gehasst haben. Es scheint seltsam zu sein, dass Menschen, die nach den in Matthäus 5-7 beschriebenen Werten des Königreichs leben, so sehr gehasst werden, aber es ist dasselbe Paradoxon, das die Welt dazu gebracht hat, den einzigen sündlosen Menschen, der je gelebt hat, zu verurteilen und zu kreuzigen.
    1. Es muss schmerzlich zugegeben werden, dass es Zeiten gibt, in denen Christen wegen ihrer großen Untreue oder eines falschen Glaubensbekenntnisses aus gutem Grund gehasst worden sind. Doch niemand, der von der Gegenwart Jesu erfüllt ist und so lebt wie er, kann aus gutem Grund gehasst werden.
  4. Aber wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden: All jene, die die Stürme der Verfolgung durchstehen werden, sind dazu verpflichtet, bis zum Ende Durchzuhalten. Wir, die wir mit wenig realer Verfolgung konfrontiert sind, haben nur wenig Verständnis dafür, wie schwer es ist, unter ihr zu leiden.
    1. „Wer würde verdammt werden, wenn jeder Mensch gerettet werden würde, der anfängt, Christus nachzufolgen? In einem solchen Land wie diesem haben die meisten Menschen in ihrem Leben mindestens einen Anfall von Religiösität“ (Spurgeon)
  5. Wenn sie euch aber in der einen Stadt verfolgen, so flieht in eine andere: Jesus lehrte seine Jünger, dass es für sie falsch war, einen Märtyrertod zu provozieren. Sie sollten nicht auf die Verfolgung zulaufen oder gar dort bleiben, wenn sie die Chance zu einer ehrenhaften Flucht hatten. Wenn sie in eine andere Stadt fliehen konnten, sollten sie es tun.
  6. Ihr werdet mit den Städten Israels nicht fertig sein, bis der Sohn des Menschen kommt: Dies ist eine der am schwersten zu verstehenden Aussagen Jesu im Matthäusevangelium. Könnte Jesus wirklich meinen, dass er auf diese Erde zurückkehren würde, bevor die Jünger es durch alle Städte Israels schaffen würden? Wenn ja, dann würde Jesus mit dieser Vorhersage schlichtweg falsch liegen. Stattdessen ist es besser, sein ‚Kommen‘ in diesem Abschnitt als sein Kommen zum Gericht über Judäa in 70 n. Chr. zu sehen, das geschah, bevor das Evangelium in jede Stadt Israels kam.
    1. Dies ist die Erfüllung des Tages des Gerichts, vor dem in Matthäus 10, 15 gewarnt wird. In vielerlei Hinsicht war das Gericht, das Gott durch die römischen Armeen 70 n. Chr. in Judäa vollzog, schlimmer als das Gericht, das über Sodom und Gomorra kam.
    2. „Wenn sie verfolgt werden, dürfen sie dies nur als Signal für einen strategischen Rückzug in die nächste Stadt verstehen, in der die Verkündigung fortgesetzt werden muss, denn die Zeit ist knapp. Sie werden mit der Evangelisierung der Städte Israels noch nicht fertig sein, bevor der Menschensohn zum Gericht über Israel kommt.“ (Carson)

4. Warum die Jünger Jesu mit Verfolgung rechnen müssen

Matthäus 10, 24-25

Matthäus 10, 24-25
Der Jünger ist nicht über dem Meister, noch der Knecht über seinem Herrn; es ist für den Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausherrn Beelzebul genannt, wie viel mehr seine Hausgenossen!

  1. Der Jünger ist nicht über dem Meister: Einfach ausgedrückt: Die Jünger sollten nicht erwarten, besser behandelt zu werden, als Jesus behandelt wurde. Wenn sie Jesus selbst Satan (Beelzebul) nannten, wie viel Schlimmeres sollten die Jünger Jesu erwarten!
    1. Dies ist bereits der zweite Hinweis bei Matthäus, dass Jesus von seinen Feinden mit Satan in Verbindung gebracht wird. „Matthäus 9, 34 legt nahe, dass es eine häufige Form der Verleumdung war.“ (Carson)
    2. „Gott sei Dank dürfen sie uns nennen, wie sie wollen, aber sie können uns nicht böse machen … Gott wurde im Paradies verleumdet und Christus auf Golgatha; wie können wir darauf hoffen, zu entkommen?“ (Spurgeon)
  2. Es ist für den Jünger genug, dass er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr: Dies ist sowohl das Ziel des Jüngers als auch des Knechtes Jesu. Wir wollen einfach wie unser Lehrer und Meister sein, so wie wir, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern (Römer 8, 29).

5. Selbst inmitten der Verfolgung sollten die Jünger Jesu keine Angst haben, sondern mutig das Evangelium verkünden

Matthäus 10, 26-31

Matthäus 10, 26-31
So fürchtet euch nun nicht vor ihnen! Denn es ist nichts verdeckt, das nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das man nicht erfahren wird. Was ich euch im Finstern sage, das redet im Licht, und was ihr ins Ohr hört, das verkündigt auf den Dächern! Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle! Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einen Groschen? Und doch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.

  1. So fürchtet euch nun nicht vor ihnen: Die Jünger Jesu konnten darauf vertrauen, dass sich die Wahrheit durchsetzen würde, deshalb sollten sie hinausgehen und sie trotz der Gefahr der Verfolgung mutig predigen.
    1. Wenn Verfolgung oder die Androhung von Verfolgung uns davon abhält, über Gottes Wort zu sprechen und zu predigen, dann hat Satan in gewisser Weise einen Sieg errungen. Seine Verfolgungsdrohung hat es vielleicht nicht geschafft, uns zu schaden, aber das Werk des Wortes Gottes zurückzuhalten.
    2. „Fürchte dich nicht vor dem, was nicht vermieden werden kann, wenn du von Nutzen sein willst. Furcht steht einem Apostel ebenso wenig zu wie einem Soldaten oder einem Matrosen, die beide kaltblütig die Risiken ihrer Berufung auf sich nehmen.“ (Bruce)
  2. Denn es ist nichts verdeckt, das nicht aufgedeckt werden wird, und nichts verborgen, das man nicht erfahren wird: Jesus versprach seinen verfolgten Anhängern, dass die Wahrheit ihres ehrenvollen Opfers bekannt werden würde, auch wenn die Verfolger ihr Bestes täten, es in den Seiten der Geschichtsschreibung zu verbergen. Gott würde alles offenbaren und seine Diener rechtfertigen und das Verbrechen derer aufdecken, die glaubten, es verborgen zu haben.
    1. Das Gericht der Ewigkeit gibt uns ein großes Vertrauen in Gottes endgültige Gerechtigkeit. Diejenigen, die die Gerechtigkeit auf Erden zu betrügen scheinen, werden sie in der Ewigkeit niemals betrügen können.
  3. Was ich euch im Finstern sage, das redet im Licht, und was ihr ins Ohr hört, das verkündigt auf den Dächern: Die Botschaft Jesu war herrlich öffentlich. Sie war nicht für einige Wenige bestimmt und sollte in keiner Weise verborgen werden. Es gibt nicht eine Botschaft für den engsten Kreis und eine andere für den äußeren Kreis. Die weiter außen Stehenden mögen die Botschaft vielleicht nicht verstehen, aber sie können sie hören, und sie soll nicht vor ihnen verborgen werden.
  4. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet vielmehr den, der Seele und Leib verderben kann in der Hölle: Gott ist derjenige, den man fürchten muss, nicht die Männer, die die Nachfolger Jesu verfolgen. Das Schlimmste, was sie tun können, ist, den Körper zu töten, aber ein Feigling vor Gott zu sein, kann ewige Folgen haben.
    1. „Es gibt kein besseres Heilmittel gegen die Furcht des Menschen als die Furcht vor Gott.“ (Spurgeon)
    2. „Daher stellen wir fest, dass der Körper und die Seele prinzipiell unterschiedlich sind, denn der Körper kann getötet werden und die Seele kann entkommen; und zweitens, dass die Seele körperlos ist, denn die Mörder des Körpers sind nicht in der Lage, die Seele zu verletzen, da sie nicht die nötige Macht dazu haben.“ (Clarke)
  5. Darum fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge: Die Jünger Jesu brauchten sich nicht zu fürchten, denn Gott sorgte wirklich für sie, sogar bis ins kleinste Detail. Wenn Gott sich um die Sperlinge kümmert und die Haare auf unserem Kopf zählt, dann wird er auch auf unsere Bedürfnisse achten. Die Verfolgten fühlen sich schnell so, als hätte Gott sie vergessen, aber das hat er nicht.
    1. Gott kennt uns besser, als unsere Freunde uns kennen; besser, als unser Ehemann oder unsere Ehefrau uns kennt; er kennt uns besser, als wir uns selbst kennen. Wir wissen nicht, wie viele Haare auf unserem Kopf sind. Der Gott, der uns so gut kennt, wird sich um uns kümmern.
    2. Die Betonung in diesem kurzen Abschnitt liegt eindeutig auf fürchtet euch nicht. „Dies ist das dritte Mal innerhalb von sechs Versen, dass die Jünger und wir aufgefordert werden, diese feige, verächtliche Leidenschaft, diese grundlose, fruchtlose, schädliche, sündige Furcht vor Menschen zu verbannen. Wer Gott fürchtet, braucht niemand anderen zu fürchten.“ (Trapp)

6. Die innere Haltung, mit der die Jünger Jesu ausgestattet sein müssen

Matthäus 10, 32-39

Matthäus 10, 32-39
Jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel; wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den werde auch ich verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden!

  1. Jeder nun, der sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater im Himmel: Der Jünger muss Jesus öffentlich bekennen – vor den Menschen. Wenn wir unsere Treue zu ihm nicht öffentlich bekennen, können wir auch nicht erwarten, dass er seine Treue zu uns öffentlich bekennt.
    1. Alle, die Jesus berief, berief er öffentlich. Es gibt wirklich keinen ‚geheimen‘ Christen, zumindest nicht in einem dauerhaften Sinn. Dies ist ein Widerspruch in sich selbst – ein Oxymoron.
    2. Jedes einzelne christliche Leben sollte genügend Beweise dafür liefern – Beweise, die von der Welt gesehen werden können – dass sie tatsächlich Christen sind. Es ist zu befürchten, dass bei vielen modernen Christen, wenn sie wegen des Verbrechens der Nachfolge Jesu verhaftet und vor Gericht gestellt würden, die Anklage aus Mangel an Beweisen fallen gelassen werden würde.
    3. „Was Christus für euch auf Erden ist, das werdet ihr für Christus im Himmel sein. Ich werde diese Wahrheit wiederholen. Was auch immer Jesus Christus für euch auf Erden ist, das werdet ihr für ihn am Tag des Gerichts sein. Wenn er euch lieb und teuer ist, so werdet ihr ihm lieb und teuer sein. Wenn er dir alles bedeutet, wirst du ihm alles bedeuten.“ (Spurgeon)
    4. Dennoch wagen wir es nicht zu übersehen, dass Jesus hier behauptete, dass das ewige Schicksal eines Menschen von seiner Antwort auf Jesus abhängt. „Diese ‚Egozentrik‘ ist ein auffallendes Merkmal der Lehre Jesu. ‘In der Welt Jesu gibt es nichts Vergleichbares’ (Jeremias, NTT, S. 250-255). Noch bemerkenswerter ist, dass diese Aussage dem Text in 1. Samuel 2, 30 nachempfunden ist, wo derjenige, der geehrt oder verachtet wird, Gott selbst ist.“ (France)
  2. Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert: Die Botschaft Jesu – wie sie sich in der Bergpredigt widerspiegelt – ist in der Tat eine Botschaft des Friedens. Doch da sie den Einzelnen zu einem radikalen Bekenntnis zu Jesus selbst aufruft, ist sie eine Friedensbotschaft, die zwischen denen, die sie wählen, und denen, die sie ablehnen, unterscheidet. Die Trennung zwischen diesen beiden Wahlmöglichkeiten erklärt, dass Jesus nicht gekommen ist, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
  3. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater … und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein: Die Trennlinie zwischen denen, die Jesus annehmen, und denen, die ihn ablehnen, würde sogar durch Familien hindurch verlaufen. Das Schwert, von dem Jesus sprach, durchschnitt manchmal Familien.
  4. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert: Jesus erklärte hier unmissverständlich, dass der Jünger Jesus über alles lieben und nachfolgen muss. Unsere Hingabe an Jesus muss sogar über die zu unserem eigenen Hausgenossen hinausgehen.
    1. Wir sollten erwarten, dass die Nachfolge Jesu uns normalerweise zu besseren Ehemännern, Vätern, Ehefrauen, Müttern, Söhnen, Töchtern und so weiter macht. Doch manchmal ist es so, dass die Gegenwart Jesu eher spaltet als vereint.
    2. Die größte Gefahr des Götzendienstes kommt nicht von dem, was schlecht ist, sondern von dem, was gut ist – wie die Liebe in Familienbeziehungen. Die größte Gefahr für das Beste kommt vom Zweitbesten.
  5. Sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt: Der Jünger muss Jesus sogar bis zu dem Ort folgen, an dem er sein Kreuz auf sich nimmt. Wenn ein Mensch zu Jesu Zeiten ein Kreuz auf sich nahm, so geschah dies aus einem Grund: um zu sterben. Das alte römische Kreuz verhandelte nicht, ging keine Kompromisse ein und schloss keine Vereinbarungen. Es gab keinen Blick zurück, wenn man sein Kreuz auf sich nahm, und die einzige Hoffnung war das Leben nach der Auferstehung.
    1. Sein Kreuz: Dein Kreuz ist im Eigentlichen Sinne nicht deine spezielle Prüfung oder Schwierigkeit. Das Kreuz bedeutet eine Sache: Tod – Tod für sich selbst, aber das Auferstehungs-Leben mit Gott.
    2. Dies ist die erste Erwähnung des Kreuzes im Matthäusevangelium und sie steht in keinem direkten Zusammenhang mit der Kreuzigung Jesu. Eine solch extreme Aussage – die die Jüngerschaft mit dem Grauen der Kreuzigung vergleicht, etwas, das zu schrecklich ist, um es in einer netten Runde zu erwähnen – muss die Jünger erschüttert haben.
    3. Und doch wussten sie, worum es bei dem Kreuz ging. „Die Kreuzigung an sich war im römischen Palästina kein ungewöhnlicher Anblick; die Aussage ‚sein Kreuz auf sich zu nehmen‘ hatte eine ausreichend klare Bedeutung, noch bevor ihnen klar wurde, dass Jesus diese Worte selber ausleben würde.“ (France)
    4. „Als der römische Feldherr Varus den Aufstand von Judas in Galiläa [4 v. Chr.] niedergeschlagen hatte, kreuzigte er zweitausend Juden und stellte die Kreuze am Wegesrand entlang der Straßen nach Galiläa auf.“ (Barclay)
  6. Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden: Der Jünger lebt in einem Paradoxon. Er kann das Leben nur finden, indem er es verliert, und er kann nur leben, indem er stirbt. Das Leben in der Auferstehung kann nur dann entstehen, wenn wir unser Kreuz auf uns nehmen, um Jesus nachzufolgen.
    1. „Wenn wir das Kreuz tragen, sollen wir Jesus nachfolgen: ein Kreuz zu tragen, ohne Christus nachzufolgen, ist eine armselige Sache. Ein Christ, der das Kreuz scheut, ist kein Christ; aber ein Mensch, der das Kreuz trägt, aber Jesus nicht nachfolgt, verfehlt ebenso das Ziel.“ (Spurgeon)

7. Der Lohn, der denjenigen gebührt, die im Gegensatz zu den Verfolgern die Jünger Jesu aufnehmen

Matthäus 10, 40-42

Matthäus 10, 40-42
Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen; und wer einen Gerechten aufnimmt, weil er ein Gerechter ist, der wird den Lohn eines Gerechten empfangen; und wer einem dieser Geringen auch nur einen Becher mit kaltem Wasser zu trinken gibt, weil er ein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch, der wird seinen Lohn nicht verlieren!

  1. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf: Das Gute, das den Jüngern Jesu getan wird, ist so, als ob es Jesus selbst getan werden würde, denn die Jünger sind seine Vertreter, die seinen Dienst weiterführen.
  2. Wer einen Propheten aufnimmt, weil er ein Prophet ist, der wird den Lohn eines Propheten empfangen: Wir können am Lohn der Diener Gottes teilhaben, indem wir sie bei ihrer Arbeit unterstützen. Selbst scheinbar unbedeutende Werke der Güte (einen Becher mit kaltem Wasser), die für Gottes Leute getan werden, sind in Gottes Augen bedeutend.
    1. Was könnte unbedeutender erscheinen, als einer Person einen Becher mit kaltem Wasser zu geben? In kurzer Zeit werden sie wieder durstig sein. Doch selbst an eine solch kleine Geste wird sich Gott immer erinnern und er belohnt sie. Diese Menschen werden ihren Lohn nicht verlieren.
    2. „Über Midas gibt es die Sage, dass alles, was er berührte, sich in Gold verwandelte. Sicherlich ist es so, dass alles, was die Hand der Nächstenliebe berührt, sei es auch nur ein Becher mit kaltem Wasser, dasselbe nicht in Gold, sondern in den Himmel selbst verwandelt.“ (Trapp)
    3. „Auch hier geht es nicht um Philanthropie, sondern um die Aufnahme eines Jüngers, weil er ein Jünger ist (wieder wörtlich ‚im Namen von‘).“ (France) Das Versprechen ist, dass diejenigen, die seine Jünger sind, ihn wirklich repräsentieren, sowohl mit Blick auf Kosten als auch auf den Lohn.
    4. „Zu ‘diesen Geringen’ gehören sicherlich alle Apostel, Propheten und Gerechten; sie sind alle ‚Geringe‘, weil sie alle Zielscheiben für die Feindschaft der Welt sind.“ (Carson)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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