Matthäus 19 – Von Ehe, Scheidung, Reichtum und Jüngerschaft

A. Von Ehe, Ehescheidung und Ehelosigkeit

1. Jesus geht nach Judäa und Jerusalem

Matthäus 19, 1-2

Matthäus 19, 1-2
Und es geschah, als Jesus diese Worte beendet hatte, verließ er Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan. Und es folgte ihm eine große Volksmenge nach, und er heilte sie dort.

  1. Verließ er Galiläa und kam in das Gebiet von Judäa: Die Aufzeichnungen von Matthäus, Markus und Lukas konzentrieren sich auf das Wirken Jesu in Galiläa und weisen nur unmittelbar vor seiner Kreuzigung und Auferstehung auf seine Anwesenheit in Jerusalem hin. Dennoch wäre es ein Fehler zu glauben, dass diese Reise von Galiläa in das Gebiet von Judäa ungewöhnlich für Jesus war. Das Johannes-Evangelium berichtet uns, dass er zuvor schon oft in Judäa und Jerusalem gewesen ist.
    1. „In das Gebiet Judäas über Peräa, d.h. entlang der Ostküste Jordaniens.“ (Bruce) Markus 10, 1 und Lukas 9, 51 weisen auf dieselbe Reise hin.
    2. „Es scheint daher am wahrscheinlichsten, dass der Verlauf dieser Reise Jesus am Ufer des Jordans entlangführte und nicht weit davon entfernt. Das griechische Wort peran hat, besonders wenn es wie hier im Genitiv steht, manchmal diese Bedeutung, siehe Johannes 6, 22.“ (Clarke)
  2. Es folgte ihm eine große Volksmenge nach, und er heilte sie dort: Matthäus weist darauf hin, damit seine Leser verstehen, dass die Popularität und Macht Jesu nicht auf Galiläa beschränkt war. Sie war auch in Judäa für viele ersichtlich.
    1. „Im Text steht, er heilte sie; aber da steht nicht, sie glaubten an ihn.“ (Poole)
    2. Sie folgten ihm: „Einige, um unterwiesen zu werden – einige, um geheilt zu werden – einige aus Neugier – und einige, um sich bei ihm beliebt zu machen.“ (Clarke)

2. Die Pharisäer versuchten, Jesus in eine Falle zu locken

Matthäus 19, 3

Matthäus 19, 3
Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen?

  1. Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn: Hier werden die Konflikte und Auseinandersetzungen mit den religiösen Führern fortgesetzt. Zuvor haben sie Jesus, wie Matthäus zuvor berichtet hat, in Frage gestellt, als er sein Werk in Galiläa verrichtet hat. Jetzt wird Jesus in Judäa von ihnen befragt – und ihre Fragen waren nicht ehrlich gemeint. Sie stellten diese Frage, um ihn zu versuchen. Sie hofften, Jesus in eine Falle zu locken.
  2. Ist es einem Mann erlaubt, aus irgendeinem Grund seine Frau zu entlassen: Das Thema Scheidung war zu Jesu Zeiten ziemlich umstritten und es gab dazu zwei vorherrschende Lehrmeinungen, in deren Mittelpunkt zwei ihrer berühmtesten Befürworter standen. Die erste war die Meinung von Rabbi Shammai (eine strengere und weniger populäre Ansicht) und die zweite die Meinung von Rabbi Hillel (eine liberalere und populärere Ansicht).
    1. Bei den Juden jener Zeit war die Ehe eine heilige Verpflichtung. Wenn ein Mann älter als 20 Jahre und noch unverheiratet war – außer, um sich auf das Studium des Gesetzes zu konzentrieren – machte er sich schuldig, Gottes Gebot „fruchtbar zu sein und sich zu vermehren“ zu brechen. Nach Barclay hieß es, dass er dadurch, dass er keine Kinder hatte, seine eigenen Nachkommen getötet und die Herrlichkeit Gottes auf Erden gemindert habe.
    2. Die Ehe genoss theoretisch bei den Juden jener Zeit ein hohes Ansehen. Dennoch hatten sie eine abschätzige Meinung über Frauen. „Bei den Juden waren Frauen nicht sehr angesehen … Eine Frau wurde gekauft, als Eigentum betrachtet, benutzt, um im Haushalt zu schuften und nach Belieben entlassen zu werden.“ (Bruce) Noch heute haben Männer eine abschätzige Meinung von Frauen; tragischerweise haben auch Frauen eine geringe Meinung von Frauen und lehnen den Gedanken oft ab, dass Frauen in irgendeiner Art und Weise anders sein sollten als Männer.
    3. Ihre geringe Meinung von Frauen bedeutete, dass ihr hohes Ansehen der Ehe ständig gefährdet war und die dadurch eingegangenen Kompromisse wurden, wie im Falle der Ansicht von Rabbi Hillel, gesetzlich verankert. Laut der Meinung von Hillel „konnte sich ein Mann schon von seiner Frau scheiden lassen, wenn sie ihm das Abendessen ruinierte, wenn sie sich im Kreis drehte oder mit offenem Haar durch die Gegend lief, wenn sie auf der Straße mit Männern oder in seiner Gegenwart respektlos über seine Eltern sprach oder wenn sie eine zänkische Frau war, deren Stimme man noch im nächsten Haus hören konnte. Rabbi Akiba ging sogar so weit zu sagen … dass ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen könne, wenn er eine Frau fand, die ihm besser gefiel und die er für schöner hielt.“ (Barclay)
    4. „Vielleicht hofften sie auch, dass Jesus etwas sagen würde, das ihn in die Herodes-Herodias-Affäre verstrickte, damit er das Schicksal von Johannes dem Täufer teilen würde.“ (Carson)
  3. Aus irgendeinem Grund: Diese Worte standen im Mittelpunkt der Debatte. Alle vorhandenen Lehrmeinungen stimmten darin überein, dass das mosaische Gesetz in 5. Mose 24, 1 die Scheidung gestattete: Wenn jemand eine Frau nimmt und sie heiratet, und sie findet nicht Gnade vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er ihr einen Scheidebrief schreibt und ihn ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Haus entlässt. Jeder Vertreter der unterschiedlichen Positionen kannte und glaubte 5. Mose 24, 1; die Frage war: „Was genau ist etwas Schändliches?“
    1. Die Schule von Rabbi Schammai war der Auffassung, dass etwas Schändliches sexuelle Sittenlosigkeit bedeutete, und sagte, dies sei der einzig gültige Grund für eine Scheidung. Die Schule von Rabbi Hillel verstand unter etwas Schändlichem jede Art von Indiskretion; das ging sogar so weit, dass für einige Rabbiner ein angebranntes Frühstück des Ehemanns als gültiger Scheidungsgrund galt.
    2. Barclay sagt, dass die Rabbiner viele Sprichwörter über schlechte Ehen und die schlechte Ehefrau hatten. Sie sagten, dass der Mann mit einer schlechten Frau niemals in die Hölle kommen würde, weil er auf der Erde für seine Sünden bezahlt hat. Sie sagten, dass der Mann, der von seiner Frau dominiert wird, ein Leben hat, das kein Leben ist. Sie sagten, eine schlechte Frau sei für ihren Mann wie Lepra und die einzige Möglichkeit, ihn zu heilen, sei eine Scheidung. Sie sagten sogar: „Wenn ein Mann eine schlechte Frau hat, ist es eine geistliche Pflicht, sich von ihr scheiden zu lassen.“
  4. Versuchten ihn: In ihrer Frage versuchten die Pharisäer also, Jesus dazu zu bringen, sich auf die eine oder andere Seite zu stellen. Wenn er der laschen Schule von Rabbi Hillel zustimmte, war klar, dass Jesus das Gesetz des Moses nicht ernst nahm. Wenn er der strengen Schule von Rabbi Schammai zustimmte, dann könnte Jesus bei der Menge unbeliebt werden, die im Allgemeinen den Zugang zu einer leichten Scheidung befürwortete. Die religiösen Führer hatten Grund zu der Annahme, dass sie Jesus in eine Zwickmühle gebracht hatten.

3. Die erste Antwort Jesu an die Pharisäer: Zurück zur Ehe

Matthäus 19, 4-6

Matthäus 19, 4-6
Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf und sprach: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen; und die zwei werden ein Fleisch sein«? So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!

  1. Habt ihr nicht gelesen: Die Pharisäer wollten über Scheidung und über die Meinungen verschiedener Rabbiner sprechen, aber Jesus wollte zurück zur Heiligen Schrift und über die Ehe sprechen. Jesus begann mit der ersten Ehe – der Ehe von Adam und Eva. Sich mehr auf die Heilige Schrift und die Ehe zu beziehen, ist ein weiser Ansatz für jeden, der daran interessiert ist, eine Ehe zusammenzuhalten, anstatt den Fokus auf die Scheidung zu legen.
    1. „Unser Herr ehrt die Heilige Schrift, indem er seine Argumente daraus ableitet. Er entschied sich besonders dafür, einen Teil der Schöpfungsgeschichte zu besiegeln – jene Geschichte, von der moderne Kritiker sprechen, als wäre sie eine Fabel oder ein Mythos.“ (Spurgeon)
    2. „Dadurch, dass er die Frage nicht mit Blick auf Shammai oder Hillel, sondern auf Mose beantwortete, besiegte unser gesegneter Herr ihre Bosheit und machte ihre Pläne zunichte.“ (Clarke)
    3. „Im Fall von Adam und Eva war eine Scheidung nicht nur nicht ratsam, sie war nicht nur falsch, sie war auch völlig unmöglich, aus dem einfachen Grund, dass es niemanden sonst gab, den die beiden hätten heiraten können.“ (Barclay)
    4. Die Scheidung kann nicht als eine mögliche Option angesehen werden, wenn die Dinge im Eheleben schwierig sind. Die Ehe ist wie ein Spiegel; sie spiegelt das wider, was wir in sie hineinlegen. Wenn einer oder beide Partner die Scheidung als eine bequeme Lösung im Kopf haben, ist eine Scheidung viel wahrscheinlicher.
    5. „Wenn die Ehe auf die Schöpfung, also darauf, wie Gott uns geschaffen hat, gegründet ist, dann kann sie nicht auf eine bloße vertragliche Beziehung reduziert werden, die zerbricht, wenn die vertraglich festgehaltenen Bedingungen nicht eingehalten werden.“ (Carson)
  2. Dass der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf: Indem er 1. Mose 1, 27 zitierte, wies Jesus zunächst darauf hin, dass Gott Männer und Frauen verschieden gemacht hat und dass Gott Männer und Frauen in der Ehe zusammenführt. Damit bekräftigt Jesus Gottes Autorität über die Ehe; sie ist Gottes Konzept, nicht das des Menschen – man kann also sagen, dass seine Regeln gelten.
    1. Indem Jesus das Thema auf die biblische Grundlage der Ehe zurückbringt, macht er deutlich, dass Paare ihr Leben als Single aufgeben müssen (Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen). In einer Beziehung ist ein Fleisch zu werden sowohl eine Tatsache (So sind sie … ein Fleisch) als auch ein Ziel (die zwei werden ein Fleisch sein).
    2. „Das Gesetz Gottes war nicht, dass ein Mann seine Frau verlassen sollte, wann immer er Lust dazu hatte. Er sollte lieber seinen Vater und seine Mutter verlassen als seine Frau. An seiner Frau sollte er festhalten, mit ihr zusammenleben und alt werden.“ (Poole)
  3. Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und die zwei werden ein Fleisch sein: Zurück zur Schöpfung und zu Adams Aussage. In 1. Mose 2, 23 sehen wir, dass Männer und Frauen (als Ehemann und Ehefrau) verschieden sind; dennoch sind sie miteinander verbunden und ergänzen einander zu einem Fleisch.
    1. Adam sagte dies bei der Erschaffung Evas. Es war, als ob Adam sagte: „Du bist anders als ich; aber du bist für mich und aus mir geschaffen. Wir sind nicht gleich, aber wir sind eins.“ In Genesis sagt uns Adam, dass Männer und Frauen seit der Schöpfung unterschiedlich sind:
      1. Verschiedene Quellen der Schöpfung
      2. Verschiedene Methoden der Erschaffung
      3. Verschiedene Zeiten der Schöpfung
      4. Verschiedene Namen bei der Erschaffung
    2. Trotz dieser grundlegenden, schöpfungsbedingten Unterschiede zwischen dem Wesen von Mann und Frau fordert Gott einen Mann und eine Frau dazu auf, als eins, als ein Fleisch zusammenzukommen. Dieser Prozess, dass Dinge, die nicht gleich sind, zusammenkommen, ist ein Teil von Gottes großem Werk in der Ehe; das Werk der Heiligung und das Werk der Bereitstellung eines guten elterlichen Teams.
    3. Die Vorstellung, dass die zwei ein Fleisch sein werden, schließt die sexuelle Vereinigung ein, geht aber auch weit darüber hinaus. „Die Ehe ist nicht dafür gemacht worden, dass zwei Menschen eine Sache gemeinsam tun sollen, sondern dass sie alle Dinge gemeinsam tun sollen.“ (Barclay) „An ihr sollt ihr kleben.“ (Trapp)
    4. „Diese Aussage bezieht sich in erster Linie auf die körperliche, fleischliche Einheit. Aber im hebräischen Denken stellt das Fleisch den ganzen Menschen dar und die ideale Einheit der Ehe umfasst alles, was den Menschen ausmacht. Sie ist sowohl eine Einheit der Seele als auch des Körpers: des Mitgefühls, der Interessen und Ziele.“ (Bruce)
    5. Sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch: Dieser Teil verbietet auch die Polygamie und zeigt, dass dies von Anfang an Gottes Absicht war. Obwohl die Polygamie im Alten Testament erlaubt war, war sie nie das, was Gott eigentlich vorhatte – und das hätten die Menschen schon beim Blick auf 1. Mose 2, 24 wissen müssen.
  4. Was nun Gott zusammengefügt hat: Jesus erinnerte die Pharisäer auch daran, dass die Ehe eine geistliche Verbindung vor Gott ist. Die Ehe ist nicht nur ein gesellschaftlicher Vertrag. Da Gott es war, der zusammengefügt hat, erwartet er, dass der Mensch das, was er zusammengefügt hat, ehrt und die Ehe zusammenhält.
    1. Zusammengefügt: „Sunezeuxen, wie Ochsen im Pflug aneinandergereiht, wobei jeder in gleichem Maße ziehen muss, um ihn vorwärtszubringen
      . In der Antike legten die Neuvermählten sich ein Joch um den Hals oder Ketten um die Arme, um zu zeigen, dass sie eins sein sollten, eng vereint waren und in allen Belangen des Lebens gleichermaßen an einem Strang ziehen mussten.“ (Clarke)
    2. Ein Fleisch drückt auf anschauliche Weise die Auffassung von der Ehe als etwas aus, das viel tiefer geht als menschliche Bequemlichkeit oder gesellschaftliche Gepflogenheiten … Die Scheidung so zu betrachten, dass der Mensch das Wort Gottes damit zunichtemacht, verleiht dem ganzen Thema eine völlig neue Perspektive.“ (France)

4. Der mosaische Streit: Die zweite Antwort Jesu

Matthäus 19, 7-9

Matthäus 19, 7-9
Da sprachen sie zu ihm: Warum hat denn Mose befohlen, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen? Er sprach zu ihnen: Mose hat euch wegen der Härtigkeit eures Herzens erlaubt, eure Frauen zu entlassen; von Anfang an aber ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: Wer seine Frau entlässt, es sei denn wegen Unzucht, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.

  1. Warum hat denn Mose befohlen, ihr einen Scheidebrief zu geben und sie so zu entlassen: Die Pharisäer dachten fälschlicherweise, dass Gott die Scheidung befiehlt, wenn es in der Ehe zu Unreinheit kam. Ein rabbinischer Spruch in jenen Tagen lautete: „Wenn ein Mann eine schlechte Frau hat, ist es eine religiöse Pflicht, sich von ihr scheiden zu lassen.“ Aber Jesus wies auf den Unterschied zwischen einem ‚Gebot‘ und dem, was Gott ‚erlaubt‘ hat, hin. Gott befiehlt niemals, sich scheiden zu lassen, aber er erlaubt es.
    1. Die Pharisäer dachten, dass Mose die Scheidung einführte oder förderte. Tatsächlich aber kontrollierte er sie.
  2. Wegen der Härtigkeit eures Herzens: Scheidung wurde niemals befohlen, sondern unter bestimmten Umständen von Gott erlaubt, und Gott erlaubt sie wegen der Härtigkeit der menschlichen Herzen. Es war, als ob Jesus Folgendes sagte: „Hier ist das Idealbild und hier ist die Erlaubnis Gottes, wenn die menschliche Sündhaftigkeit und Herzenshärte das Idealbild unerreichbar gemacht haben.“
    1. Härtigkeit eures Herzens: „Der Gedanke dreht sich nicht so sehr um die Grausamkeit der Männer gegenüber ihren Frauen, sondern vielmehr darum, dass ihre Herzen gegenüber dem Geist und dem Willen Gottes verschlossen waren.“ (France)
    2. Manchmal ist das Herz derer, die verletzen, hart und sie werden nicht tun, was getan werden muss, um die Beziehung wiederherzustellen. Manchmal ist das Herz derer, die verletzt wurden, hart und sie weigern sich, sich zu versöhnen und das ihnen zugefügte Unrecht zu überwinden, selbst wenn Reue und Buße vorhanden sind. Oft ist die Härtigkeit des Herzens auf beiden Seiten vorhanden.
    3. „Scheidung darf nie als eine von Gott gewollte, moralisch neutrale Option betrachtet werden, sondern ist als Beweis für Sünde, für harte Herzen zu sehen.“ (Carson)
  3. Es sei denn wegen Unzucht: Jesus interpretierte die Bedeutung des Wortes Unreinheit aus dem mosaischen Gesetz und zeigte, dass es sich auf Unzucht bezieht und nicht auf alles, was dem Ehemann missfallen könnte. Daher ist die Scheidung – und die Freiheit, ohne Sünde wieder zu heiraten – nur im Falle von Unzucht erlaubt.
    1. Das altgriechische Wort für Unzucht ist porneia. Es ist ein weit gefasster Begriff, der einen großen Bereich sexueller Verfehlungen abdeckt. Man kann sich der porneia schuldig machen, ohne tatsächlich die Ehe gebrochen zu haben. „Es muss zugestanden werden, dass das Wort porneia selbst sehr weit gefasst ist … Porneia deckt das gesamte Spektrum solcher Sünden ab … und sollte nicht eingeschränkt werden, es sei denn, der Kontext erfordert es.“ (Carson)
    2. Zu dieser Erlaubnis zur Scheidung fügte der Apostel Paulus den Fall hinzu, dass der ungläubige Ehepartner sich scheiden lassen will. (1. Korinther 7, 15)
    3. Wir stellen fest, dass nicht zueinander zu passen, sich nicht mehr genug zu lieben, Brutalität und Elend keine Gründe für eine Scheidung sind, obwohl sie angemessene Gründe für eine Trennung und das daraus folgende „Zölibat in der Ehe“ sein können, wie Paulus in 1. Korinther 7, 11 anführt. Diese Worte von Paulus zeigen uns, dass ein christliches Paar sich tatsächlich aus Gründen trennen kann, die eine biblisch begründete Scheidung nicht rechtfertigen. Es kann wegen einer fehlgeleiteten geistlichen Ausrichtung sein; es kann wegen allgemeiner Unzufriedenheit oder Konflikten oder Missbrauch oder Elend, Sucht oder Armut sein. Paulus erkennt (ohne dazu zu ermutigen) an, dass man unter solchen Umständen weggehen könnte, aber sie können sich nicht mit dem Recht, wieder zu heiraten, als geschieden betrachten, weil ihre Ehe nicht aus Gründen getrennt worden ist, die eine biblisch begründete Scheidung rechtfertigen.
    4. Diese schwerwiegenden Probleme, die noch hinter der biblischen Erlaubnis zur Scheidung zurückbleiben, mögen eine Trennung rechtfertigen, aber von den Partnern wird erwartet, dass sie ihr Ehegelübde auch bei der Trennung einhalten, denn was Gott betrifft, so sind sie immer noch verheiratet – ihr Ehebund wurde nicht aus Gründen gebrochen, die Gott als biblische Gründe ansieht.
  4. Und eine andere heiratet, der bricht die Ehe: Der Grund, warum eine Person, deren Scheidung nicht rechtmäßig ist, bei der Wiederverheiratung die Ehe bricht, liegt darin, dass sie in den Augen Gottes nicht geschieden ist. Da ihre alte Ehe nie aus biblischen Gründen aufgelöst wurde, ist diese Ehe immer noch gültig und sie machen sich genau genommen der Bigamie (‚Doppelehe‘)) und des Ehebruchs schuldig.
    1. „Er stimmt weder mit Shammai noch mit Hillel überein; denn obwohl die Lehrmeinung von Shammai strenger als die von Hillel war, erlaubte sie es, erneut zu heiraten, wenn die Scheidung nicht im Einklang mit ihrer eigenen Halakah (Verhaltensregeln) stand.“ (Carson)
    2. Diese Lehre Jesu zeigt uns, dass die Ehe als ein Versprechen, das Gott, unserem Ehepartner und der Welt gegeben wurde, ein bindendes Versprechen ist und nicht nach eigenem Ermessen gebrochen werden kann. Wenn Gott nicht anerkennt, dass das Versprechen gebrochen ist, dann ist es auch nicht gebrochen.
    3. Man muss zugeben, dass dies eine harte Lehre von Jesus ist. Es gibt viele Gründe, die heutzutage von Menschen angeführt werden, um eine Scheidung zu rechtfertigen, die die beiden biblischen Scheidungsgründe nicht erfüllen.
    4. Es gibt auch viele Situationen, in denen eine Ehe aus Gründen getrennt oder geschieden wird, die nicht den biblischen Gründen für eine Scheidung entsprechen, aber später sorgt einer der Ehepartner oder auch beide für Gründe, die eine biblische Scheidung rechtfertigen, dies geschieht oft durch Heirat oder sexuelle Beziehungen mit einem anderen.
    5. Wir erinnern uns auch daran, was der Apostel Paulus in 1. Korinther 7, 17 schrieb: Doch wie Gott es jedem Einzelnen zugeteilt hat, wie der Herr jeden Einzelnen berufen hat, so wandle er. In diesem Zusammenhang wollte Paulus mit dieser Aussage vor dem Versuch warnen, die Vergangenheit im Hinblick auf Beziehungen rückgängig zu machen; Gott sagt uns, dass wir von jeder erdenklichen Sünde umkehren und dann weitergehen sollen. Wenn du mit deiner zweiten Frau verheiratet bist, nachdem du dich unrechtmäßig von deiner ersten Frau hast scheiden lassen und Christ geworden bist, dann denke nicht, du müsstest jetzt deine zweite Frau verlassen und zu deiner ersten Frau zurückkehren, um die Vergangenheit ungeschehen zu machen. Lebe, wozu der Herr dich zum jetzigen Zeitpunkt berufen hat.

5. Die Jünger haben Fragen zur Ehe und dem Zölibat

Matthäus 19, 10-12

Matthäus 19, 10-12
Da sprechen seine Jünger zu ihm: Wenn ein Mann solche Pflichten gegen seine Frau hat, so ist es nicht gut, zu heiraten! Er aber sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind; und es gibt Verschnittene, die von Menschen verschnitten sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Reiches der Himmel willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

  1. Wenn ein Mann solche Pflichten … hat, so ist es nicht gut, zu heiraten: Die Jünger verstanden die Lehre Jesu über Ehe und Scheidung klar und deutlich. Sie verstanden, dass es sich nicht um eine Verpflichtung handelte, die schnell oder leichtfertig eingegangen werden sollte. Sie waren der Meinung, da die Ehe vor Gott so verbindlich ist, dass es vielleicht nicht gut sei, überhaupt zu heiraten.
    1. „Es ist an sich nicht schlecht, zu heiraten, sondern gut, vorsichtig zu sein und es sich genau zu überlegen, bevor man eine solche Entscheidung trifft.“ (Trapp)
  2. Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, denen es gegeben ist: Jesus erkannte, dass es einige gibt, für die das Zölibat gut ist, nämlich für die, denen es gegeben ist (wie Jesus selbst und dem Apostel Paulus, 1. Korinther 7, 7-9).
    1. „Wenn es jemanden gibt, der dieses Wort empfangen kann, der ohne verheiratet zu sein seine Begierde zügeln kann, und so in einem Zustand leben kann, in dem er nicht durch irgendwelche Ausschweifungen, unreinen Begierden und Neigungen und Begehren gegen Gott sündigt, und dies tut, damit er geistlicher sei und Gott mit weniger Ablenkung dienen und ein geeigneteres Instrument zur Förderung des Reiches Gottes in der Welt sein kann, so soll er es tun.“ (Poole)
    2. „Aber das wird nicht jeden glücklich machen; und wo es das tut, da ist der Stolz über die sexuelle Reinheit eine nicht weniger schlimme Sünde als die Unreinheit, spricht Augustinus.“ (Trapp)
  3. Denn es gibt Verschnittene, die von Mutterleib so geboren sind: Der Begriff Verschnittene wurde im übertragenen Sinne für diejenigen verwendet, die freiwillig auf die Ehe verzichten. Jesus gab hier drei Arten von Verschnittenen an.
      1. Diejenigen, die ohne die Fähigkeit zu Sex und Ehe geboren werden.
      2. Diejenigen, denen die Fähigkeit zu Sex und Ehe von anderen genommen wird.
      3. Diejenigen, die sich um des Reiches der Himmel willen für ein Leben ohne Sex und Ehe entscheiden.
    1. Paulus sagte, dass derjenige, der wegen seiner Berufung unverheiratet ist, sowohl am Leib als auch am Geist heilig sein soll (1. Korinther 7, 34). Deshalb sollten diese Verschnittenen um des Reiches der Himmel willen mit ihrem Zölibat sowohl körperlich als auch geistlich Frieden schließen; es sollte ihnen in keinem der beiden Bereiche eine ständige Qual sein.

6. Jesus segnet kleine Kinder

Matthäus 19, 13-15

Matthäus 19, 13-15
Da wurden Kinder zu ihm gebracht, damit er die Hände auf sie lege und bete. Die Jünger aber tadelten sie. Aber Jesus sprach: Lasst die Kinder und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Reich der Himmel! Und nachdem er ihnen die Hände aufgelegt hatte, zog er von dort weg.

  1. Da wurden Kinder zu ihm gebracht: Es ist wunderbar, dass mitten in Jesu Lehre über die Ehe, Eltern ihre Kinder segnen können. Auch heute noch sollen Eltern ihre Kinder zu Jesus bringen; er will sie segnen und im Reich der Himmel willkommen heißen.
    1. „Es war ein jüdischer Brauch am Abend des Versöhnungstages ein Kind zu den Ältesten zu bringen, ‚um es zu segnen und für es zu beten‘ (Mischna, Sopherim 18, 5).“ (France)
    2. „Diese werden von Lukas in Lukas 18, 15 ‚ta brefh‘, Säuglinge, sehr kleine Kinder genannt.“ (Clarke)
  2. Lasst die Kinder … zu mir kommen: Auch das zeigt uns etwas Bemerkenswertes am Charakter Jesu. Er war die Art von Mann, die von Kindern gemocht wird, und Kinder sind oft scharfsinnige Menschenkenner.
  3. Nachdem er ihnen die Hände aufgelegt hatte: Damit segnete Jesus die Kinder. Das Handauflegen wird biblisch als ein Weg benutzt, um einen anderen Menschen zu segnen (Apostelgeschichte 6, 6; Apostelgeschichte 8, 17; Apostelgeschichte 9, 17; 1. Timotheus 5, 22; 2. Timotheus 1, 6).
    1. „Er hat sie nicht getauft, sondern er hat sie gesegnet.“ (Spurgeon)

B. Jesus lehrt über Reichtum und darüber, ihm nachzufolgen

1. Ein Mann fragt Jesus, wie man das ewige Leben erlangt

Matthäus 19, 16-17

Matthäus 19, 16-17
Und siehe, einer trat herzu und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen? Er aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein! Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote!

  1. Was soll ich Gutes tun, um das ewige Leben zu erlangen: Diese Frage zeigt, dass dieser Mann, wie alle Menschen, von Natur aus darauf ausgerichtet war, sich das ewige Leben zu verdienen. Er wollte wissen, welches gute Werk oder welche edle Tat er tun konnte, um das ewige Leben zu erlangen.
    1. Alle drei Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) sagen uns, dass dieser Mann reich war. Matthäus sagt uns, dass er jung war (Matthäus 19, 22) und Lukas sagt uns, dass er ein Machthaber war (Lukas 18, 18).
  2. Was nennst du mich gut? Dabei hat Jesus seine eigene Güte nicht verleugnet. Stattdessen fragte er den Mann: „Verstehst du, was du sagst, wenn du mich gut nennst?“
    1. Es war, als ob Jesus sagte: „Du kommst zu mir und fragst mich, was du Gutes tun sollst, um das ewige Leben zu erlangen. Aber was weißt du wirklich über das Gute?“ „Das Argument ist klar: Entweder war Jesus gut oder er hätte ihn nicht gut nennen dürfen; aber da es nichts Gutes gibt außer Gott muss Jesus, der gut ist, Gott sein.“ (Spurgeon)
  3. Willst du aber in das Leben eingehen, so halte die Gebote: Die Antwort Jesu auf die Frage des Mannes war eindeutig. Wenn du das ewige Leben durch dein Tun erlangen willst, musst du die Gebote halten – alle; und zwar voll und ganz.
    1. „Er will durch sein Tun gerettet werden. Jesus setzt ihm das als Aufgabe, was kein lebender Mensch tun kann, und zeigt ihm so seinen Irrtum.“ (Trapp)

2. Jesus prüft ihn anhand der Vorschriften des mosaischen Gesetzes, die den Umgang der Menschen miteinander betreffen

Matthäus 19, 18-20

Matthäus 19, 18-20
Er sagt zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: Das »Du sollst nicht töten! Du sollst nicht ehebrechen! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht falsches Zeugnis reden! Ehre deinen Vater und deine Mutter!« und »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!« Der junge Mann spricht zu ihm: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend an; was fehlt mir noch?

  1. Du sollst nicht töten: Jesus befragte den Mann zu den Geboten, die sich in erster Linie mit zwischenmenschlichen Beziehungen befassen. Als Antwort darauf behauptete der junge Mann: „Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend an“ und behauptete damit, alle zwischenmenschlichen Gebote Gottes zu erfüllen, wie wir andere Menschen behandeln müssen.
    1. Beide Gesetzestafeln werden jeden Menschen vor Gott prüfen. Es reicht nicht aus, unserem Nächsten Gutes zu tun und anständig zu sein. Wir müssen vor Gott das Richtige tun und ihm die Ehre und den Ruhm geben, den er verdient.
  2. Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend an: Es ist eine berechtigte Frage, ob dieser Mann diese Gebote wirklich gehalten hat. Es ist wahrscheinlich, dass er sie tatsächlich in einer Weise gehalten hat, die ihn in den Augen der Menschen rechtschaffen machte, in dem Sinne wie Paulus in Philipper 3, 6 die Gerechtigkeit im Gesetz als untadelig bezeichnet. Aber er hielt sie gewiss nicht so vollständig und umfassend ein, wie es Jesus in der Bergpredigt erwähnt hatte.
    1. Markus 10, 21 sagt uns, dass Jesus den Mann als Reaktion auf seine Antwort liebgewann. Jesus hatte Mitleid mit diesem Mann, der so fehlgeleitet war, dass er glaubte, er könne sich wirklich vor Gott rechtfertigen.
  3. Was fehlt mir noch? Dies allein berichtet uns, dass dieser Mann das Gesetz nicht einwandfrei eingehalten hatte, weil er wusste, dass in seinem Leben immer noch etwas fehlte, was die Frage aufwarf: „Was fehlt mir noch?“ In seinem Leben fehlte immer noch etwas, was ein Zeichen dafür ist, dass in seiner Beziehung zu Gott etwas fehlte.
    1. „Das vorbildliche Leben plus die Unzufriedenheit bedeuteten viel … ‚Ich bin gemäß deiner Lehre auf dem richtigen Weg; warum erlange ich dann nicht den Rest des wahren, gottgefälligen Lebens?‘“ (Bruce)

3. Jesus prüft ihn anhand der Vorschriften des mosaischen Gesetzes, die sich mit der Beziehung des Menschen zu Gott befassen

Matthäus 19, 21-22

Matthäus 19, 21-22
Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach! Als aber der junge Mann das Wort hörte, ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter.

  1. So geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach: Der Aufruf, alles aufzugeben und Jesus nachzufolgen, ist eine Aufforderung, Gott in allen Dingen an die erste Stelle zu setzen. Es geht darum, den Text der ersten Tafel des Gesetzes gehorsam zu befolgen, die sich mit der Beziehung eines Menschen zu Gott befasste.
    1. Wir können hier zwei Fehler machen. Der eine ist, zu glauben, dass dies auf jeden zutrifft. Aber Jesus formulierte dies nie als ein allgemeines Gebot für alle, die ihm nachfolgen würden, sondern speziell für diesen einen reichen Mann, dessen Reichtum eindeutig ein Hindernis für seine Nachfolge war. Vielmehr können zahlreiche wohlhabende Menschen mehr Gutes in der Welt tun, indem sie weiterhin Geld verdienen und diese Mittel zur Ehre Gottes und zum Wohle anderer einsetzen. Der zweite Fehler besteht darin, zu glauben, dass dies auf niemanden zutrifft. Denn es gibt heute eindeutig Menschen, für die eine radikale Abkehr vom Materialismus, der sie in den Ruin treibt, geistlich gesehen das Beste wäre.
    2. Dennoch stellen wir fest, dass Jesus diesen Mann einfach dazu aufforderte, sein Jünger zu sein, indem er sagte: ‚Folge mir nach‘. Bei der Berufung seiner Jünger benutzte er eine ähnliche Sprache (Matthäus 4, 19; 8, 22; 9, 9; Markus 2, 14). Jesus forderte diesen Mann einfach dazu auf, sein Nachfolger zu sein; aber für diesen Mann bedeutete es, den Reichtum, den er mehr liebte als alles andere, hinter sich zu lassen.
    3. „Denkt also nicht, wie viele es tun, dass es keine andere Hölle als die Armut, keinen besseren Himmel als den Überfluss gibt.“ (Trapp)
  2. Ging er betrübt davon; denn er hatte viele Güter: Darin versagte der wohlhabende Fragesteller gänzlich. Das Geld war sein Gott; er machte sich des Götzendienstes schuldig. Deshalb forderte Jesus, der das Herz des Mannes kannte, ihn auf, sich von seinem Besitz loszusagen.
    1. „Er wollte durch Werke gerettet werden; dennoch wollte er mit seinen Werken den Forderungen des Gesetzes nicht in vollem Umfang entsprechen. Er versäumte es, sowohl den Geist der zweiten als auch der ersten Gesetzestafel zu erkennen. Er liebte seinen armen Bruder nicht wie sich selbst; er liebte Gott in Christus Jesus nicht von ganzem Herzen und mit ganzer Seele.“ (Spurgeon)
    2. Das Prinzip bleibt bestehen: Gott kann einen Menschen herausfordern und von ihm verlangen, etwas für sein Reich aufzugeben, das er einem anderen zu behalten erlaubt. Es gibt viele, die verloren gehen, weil sie das nicht aufgeben wollen, was Gott ihnen aufträgt.
    3. Betrübt; denn er hatte viele Güter „Und was waren diese im Vergleich zu einem ruhigen Gewissen und Seelenfrieden? Außerdem hatte er den eindeutigen Beweis, dass diese Güter nichts zu seinem Wohlbefinden beitrugen, denn er war unglücklich, obwohl er sie besaß! Und so wird es jeder Seele ergehen, die irdische Güter an die Stelle des höchsten Gottes setzt.“ (Clarke)

4. Reichtümer als Hindernis auf dem Weg ins Reich Gottes

Matthäus 19, 23-26

Matthäus 19, 23-26
Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen! Und wiederum sage ich euch: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt! Als seine Jünger das hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Wer kann dann überhaupt gerettet werden? Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist dies unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.

  1. Wahrlich, ich sage euch: Wir sollten die Kraft der Worte Jesu nicht schmälern und nicht zögern, sie auch in unserer eigenen Wohlstandsgesellschaft anzuwenden. Wer von uns würde nicht als reicher angesehen werden als dieser junge, reiche Oberste es war?
  2. Ein Reicher hat es schwer, in das Reich der Himmel hineinzukommen: Reichtümer sind ein Problem, weil sie uns dazu verleiten können, mit diesem Leben zufrieden zu sein, anstatt uns nach dem kommenden Gottesreich zu sehnen. Außerdem geht das Streben nach Reichtümern manchmal auf Kosten der Suche nach Gott.
    1. Die Illustration, die Jesus benutzte – es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht – sollte ein wenig lustig sein. Wir denken sofort, dass dies unmöglich ist.
    2. „Das Kamel, das größte gewöhnliche Tier, versucht sich durch das kleinste vorstellbare Loch zu zwängen.“ (France)
    3. Ein Problem des Reichtums ist, dass er einen Geist der falschen Unabhängigkeit fördert, ganz ähnlich wie die Kirche von Laodizea dachte: „Ich bin reich und habe Überfluss, und mir mangelt es an nichts!“ (Offenbarung 3, 17).
  3. Als seine Jünger das hörten, entsetzten sie sich sehr: Das große Erstaunen der Jünger beruhte auf der Annahme, dass Reichtum immer ein Zeichen von Gottes Segen und Gunst sei.
    1. Wahrscheinlich hatten sie gehofft, dass ihre Nachfolge Jesu sie reich und einflussreich und in seiner messianischen Regierung zu prominenten Führern machen würde. „In einer Kultur, in der Reichtum als Zeichen von Gottes Segen angesehen und von einem religiösen Lehrer daher zumindest mäßiger Reichtum erwartet wurde, war der Lebensstil von Jesus und seinen Jüngern auffallend anders.“ (France)
  4. Bei Gott sind alle Dinge möglich: Es ist möglich, dass der reiche Mann gerettet wird. Gottes Gnade genügt, um den reichen Mann zu retten. Dafür haben wir Beispiele von Menschen wie Zachäus, Joseph von Arimathia und Barnabas. Das waren alles reiche Männer, die immer noch in der Lage waren, Gott an die erste Stelle zu setzen und nicht ihren Reichtum.
    1. „Jesus sagt nicht, dass alle Armen und keiner der Reichen in das Himmelreich kommen. Das würde Abraham, Isaak und Jakob ausschließen, ganz zu schweigen von David, Salomo und Joseph von Arimathia.“ (Carson)

5. Eine offene und ehrliche Frage von Petrus: Was bekommen wir dafür, dass wir dir folgen?

Matthäus 19, 27-30

Matthäus 19, 27-30
Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür zuteil? Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, auch auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Frau oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meines Namens willen, der wird es hundertfältig empfangen und das ewige Leben erben. Aber viele von den Ersten werden Letzte, und Letzte werden Erste sein.

  1. Was wird uns dafür zuteil? Im Gegensatz zu dem reichen, jungen Machthaber verließen die Jünger alles, um Jesus nachzufolgen – was würde also ihr Lohn sein? Jesus erzählt von einer besonderen Ehrung für die Jünger: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet … auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Den Jüngern wird beim künftigen Gericht eine besondere Rolle zukommen, wahrscheinlich im Sinne der Verwaltung im tausendjährigen Königreich.
    1. Außerdem hatten die Apostel die Ehre, der Kirche zu einer einzigartigen Grundlage zu verhelfen (Epheser 2, 20) und im neuen Jerusalem eine besondere Anerkennung zu erhalten (Offenbarung 21, 14).
    2. „Was Petrus sagte, war richtig, aber es war nicht besonders geschickt formuliert. Es vermittelte einen egoistischen, habgierigen Eindruck … Was haben wir letztendlich um Jesu Willen zu verlieren, verglichen mit dem, was wir durch ihn gewinnen?“ (Spurgeon)
  2. Jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern … verlassen hat: Aber es wird für alle, die um Jesu willen Opfer bringen, eine umfassende Belohnung geben; was immer für ihn aufgegeben wurde, wird uns – zusätzlich zum ewigen Leben – hundertmal zurückgegeben werden.
    1. Hundertfältig ist im materiellen Sinne offensichtlich nicht wörtlich zu nehmen; ansonsten verspricht Jesus hundert Mütter und hundert Ehefrauen. Jesus wird mehr tun als das auszugleichen, was wir um seinetwillen aufgegeben haben, jedoch wird die Erstattung eher geistlich als materiell sein. Das Hundertfältige ist im geistlichen Sinne sicherlich wörtlich zu verstehen.
    2. Matthew Poole beschrieb einige Möglichkeiten, wie wir unser Hundertfaches erhalten:
      1. Freude im Heiligen Geist, ein ruhiges Gewissen, Gottes Liebe spüren
      2. Zufriedenheit. Sie sollen einen zufriedenen Gemütszustand haben.
      3. Gott wird die Herzen anderer Menschen aufrütteln, um ihre Bedürfnisse zu stillen und diese Versorgung wird für sie süßer sein als ihr Überfluss es war.
      4. Gott belohnt sie manchmal noch in diesem Leben, so wie er Hiob nach seiner Prüfung noch größerem Reichtum zurückgegeben hat.
    3. Das Prinzip steht fest: Gott wird keinem Menschen etwas schuldig bleiben. Es ist für uns unmöglich, Gott mehr zu geben, als er uns zurückgibt.
  3. Aber viele von den Ersten werden Letzte, und Letzte werden Erste sein: In den vorhergehenden Worten versprach Jesus, dass diejenigen, die um seinetwillen und um seines Reiches willen Opfer gebracht haben, belohnt werden würden. Dann sagte er, dass sie zwar belohnt werden, dass es aber anders sein würde, als der Mensch es normalerweise erwartet. Denn in der Regel glauben wir, dass die Ersten die Ersten und die Letzten die Letzten sein werden. Das Gleichnis im folgenden Kapitel soll dieses Prinzip veranschaulichen.
    1. „Jesus legt fest, dass es bei der abschließenden Beurteilung Überraschungen geben wird … es kann sein, dass diejenigen, die auf Erden demütig waren, im Himmel groß sein werden und dass diejenigen, die in dieser Welt groß waren, in der zukünftigen Welt gedemütigt werden.“ (Barclay)
    2. „Erinnert euch an die alte römische Legende, die viel Wahrheit enthält. Es gab einen Bruder, der mit Vollmacht gepredigt und viele Seelen für Christus gewonnen hatte. Eines nachts wurde ihm im Traum offenbart, dass er im Himmel für all das, was er getan hatte, keinen Lohn erhalten würde. Er fragte, wer den Lohn bekommen würde; und ein Engel sagte ihm, dass er an einen alten Mann gehen würde, der auf der Treppe der Kanzel saß und für ihn betete. Nun, es kann so sein, doch wahrscheinlicher ist es, dass sich beide das Lob ihres Meisters teilen werden. Wir werden jedoch nicht einfach nach unserem offensichtlichen Erfolg belohnt werden.“ (Spurgeon)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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