Matthäus 23 – Strafrede gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer

A. Jesus weist die Pharisäer und Schriftgelehrten zurecht

1. Sie bürden anderen schwere Lasten auf

Matthäus 23, 1-4

Matthäus 23, 1-4
Da redete Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern und sprach: Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf Moses Stuhl gesetzt. Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut; aber nach ihren Werken tut nicht, denn sie sagen es wohl, tun es aber nicht. Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; sie aber wollen sie nicht mit einem Finger anrühren.

  1. Da redete Jesus zu der Volksmenge und zu seinen Jüngern: Jesus sprach zu diesen Gruppen, aber er sprach über die Schriftgelehrten und Pharisäer. Natürlich hörten diese unbelehrbaren Gegner Jesu zu; aber in gewisser Hinsicht hatte Jesus damit aufgehört, zu ihnen zu sprechen. Es ging ihm vielmehr darum, das Volk und seine Anhänger vor ihnen zu warnen.
    1. „Die eigentliche Zielgruppe der ganzen Rede sind die Menschenmengen und Jünger, die sich von der Gesetzlichkeit der Pharisäer lossagen sollen.“ (France)
    2. „Etwa ein Jahr zuvor hatte Jesus begonnen, die Pharisäer anzuprangern (Matthäus 15, 7). Anschließend warnte er seine Jünger vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer (Matthäus 16, 5-12). Jetzt sind seine Warnungen und seine Vorwürfe öffentlich.“ (Carson)
    3. Laut William Barclay beschreibt der Talmud sieben verschiedene Arten von Pharisäern; sechs von sieben sind schlecht.
      1. Der Schulter-Pharisäer, der all seine guten Taten und seine Gerechtigkeit auf der Schulter trug, sodass jeder sie sehen konnte.
      2. Der abwartende Pharisäer, der immer die Absicht hatte, Gutes zu tun, aber immer einen Grund finden konnte, es später zu tun, und nicht jetzt.
      3. Der verletzte oder blutende Pharisäer, der so heilig war, dass er seinen Kopf immer dann abwandte, wenn in der Öffentlichkeit eine Frau zu sehen war – und deshalb ständig gegen Dinge lief, stolperte, und sich dadurch verletzte.
      4. Der bucklige Pharisäer, der so demütig war, dass er gebückt ging und kaum die Füße hob – damit jeder sehen konnte, wie demütig er war.
      5. Der immer zählende Pharisäer, der ständig seine guten Taten zusammenzählte und glaubte, dass Gott ihm für all das Gute, das er getan hatte, etwas schuldig sei.
      6. Der ängstliche Pharisäer, der Gutes tat, weil er befürchtete, dass Gott ihn verurteilen würde, wenn er es nicht tut.
      7. Der gottesfürchtige Pharisäer, der Gott wirklich liebte und Gutes tat, um dem Gott, den er liebte, zu gefallen.
  2. Alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollt, das haltet und tut: Jesus sagte, dass den Schriftgelehrten und Pharisäern nicht wegen ihres Verhaltens Respekt gebührt; sondern weil sie auf Moses Stuhl sitzen. Sie sollten respektiert werden, weil sie ein Amt bekleiden, das von Gott geweiht ist.
    1. „Lasst nicht zu, dass das Gesetz Gottes wegen dieser bösen Männer seine Autorität bei euch verliert.“ (Poole)
    2. Moses Stuhl: „Synagogen hatten vorne einen steinernen Sitz, auf dem der Schriftgelehrte saß, der das Sagen hatte.“ (Carson) „Das, was wir als Professorenstuhl bezeichnen, war bei den Juden der Lehrstuhl.“ (Bruce)
  3. Sie binden nämlich schwere und kaum erträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern: Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren schlechte Vorbilder, weil sie von anderen mehr erwarteten als von sich selbst. Sie legen anderen schwere Bürden auf, sie aber wollen sie nicht mit einem Finger anrühren.
  4. Schwere Bürden: Die Last der religiösen Führer unterscheidet sich deutlich von der Last Jesu. Seine Last ist leicht, und sein Joch ist sanft (Matthäus 11, 30). Diese religiösen Führer haben anderen Lasten auferlegt; Jesus hat die Last anderer auf sich genommen.
    1. Der erste Vorwurf gegen diese religiösen Führer könnte auch heute auf viele religiöse Führer zutreffen. Viele lehren so, als ob es beim Christentum darum ginge, eine Reihe schwerer Gesetze zu befolgen.
    2. Die Urgemeinde lehnte diese Gesetzlichkeit ab, als sie darauf bestand, dass der Gehorsam gegenüber dem mosaischen Gesetz keine Grundlage für das christliche Leben ist. Petrus sagte den Hütern des Gesetzes in Apostelgeschichte 15, 10: „Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, indem ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten?

2. Sie tun ihre Werke, um von den Leuten gesehen zu werden, und sie leben, um von den Menschen gelobt zu werden

Matthäus 23, 5-10

Matthäus 23, 5-10
Alle ihre Werke tun sie aber, um von den Leuten gesehen zu werden. Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß, und sie lieben den obersten Platz bei den Mahlzeiten und die ersten Sitze in den Synagogen und die Begrüßungen auf den Märkten, und wenn sie von den Leuten »Rabbi, Rabbi« genannt werden. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, der Christus; ihr aber seid alle Brüder. Nennt auch niemand auf Erden euren Vater; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Auch sollt ihr euch nicht Meister nennen lassen; denn einer ist euer Meister, der Christus.

  1. Alle ihre Werke tun sie aber, um von den Leuten gesehen zu werden: Die religiösen Führer machten sich schuldig, weil sie sich ihrer rechtschaffenen Taten rühmten. Sie handelten auf die religiöse Art und Weise, gegen die Jesus sich in der Bergpredigt ausgesprochen hatte. (Matthäus 6, 1-6)
  2. Sie machen nämlich ihre Gebetsriemen breit und die Säume an ihren Gewändern groß: Sowohl die Gebetsriemen (kleine Lederkästchen mit winzigen Schriftrollen, auf denen Bibelstellen stehen, die mit Lederriemen an Arm und Kopf gebunden sind) als auch die Säume an ihren Gewändern wurden in dem Versuch getragen, dem mosaischen Gesetz zu entsprechen. (5. Mose 11, 18; 4. Mose 15, 38-40)
    1. „Diese wurden Gebetsriemen genannt, von [dem altgriechischen Wort], um Dinge zu tun, mit denen das Gesetz eingehalten wurde.“ (Poole)
    2. Es war ganz natürlich, dass diese religiösen Führer glaubten, dass breitere Gebetsriemen und größere Säume an ihren Gewändern zeigten, dass sie geistlicher waren. Die Gebetsriemen und die besonderen Säume ihrer Gewänder zu tragen, war, ihrer Meinung nach, Gehorsam gegenüber dem, was Gott Israel im Rahmen des auf dem Berg Sinai gegebenen Bundes befohlen hatte. Diese Dinge zu benutzen, um anderen zu zeigen, dass man besonders geistlich ist, war eine Frucht der menschlichen Sündhaftigkeit, und nicht des Gebotes an sich.
  3. Sie lieben den obersten Platz … und die Begrüßungen auf den Märkten: Es reichte den religiösen Leitern nicht, ihre vermeintliche Geistlichkeit zur Schau zu stellen, sie liebten es, wenn die Menschen ihre angebliche Geistlichkeit bewunderten. Sie begehrten bei großen Feiern und in der Synagoge die Ehrenplätze, und sie liebten Ehrentitel wie Rabbiner und Vater.
    1. „Darum ist das Wort lieben zu betonen; sie mögen es, begrüßt zu werden und wichtige Posten im gesellschaftlichen Leben einzunehmen, wenn diese ihnen gebührend angeboten werden, ohne dass sie sich selber darum bemühen müssen.“ (Poole)
  4. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen, denn einer ist euer Meister, der Christus; ihr aber seid alle Brüder: Jesus sagte dem Volk sehr deutlich, dass es die Schriftgelehrten und Pharisäer in diesem Punkt nicht nachahmen sollte. Seine Nachfolger sollten sich immer daran erinnern, „ihr aber seid alle Brüder“ und dass jemand nicht durch Titel, die er eingefordert oder empfangen hat, über andere erhoben werden soll.
    1. „Es würde der heutigen Kirche sehr gut tun, dies ernster zu nehmen, und das nicht nur in Bezug auf formelle kirchliche Titel (‚Hochwürden‘, ‚mein Herr Bischof‘ usw.), sondern vor allem in ihrer übermäßigen Ehrerbietung gegenüber akademischen Abschlüssen oder der führenden Stellung innerhalb der Gemeinden.“ (France)
  5. Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen … Nennt auch niemand auf Erden euren Vater … Auch sollt ihr euch nicht Meister nennen lassen: Jesus warnte seine Zuhörer und uns davor, jemanden auf eine Art und Weise zu ehren, die ihm nicht zusteht. Man darf einen Vater oder Lehrer im allgemein gebräuchlichen Sinn haben, aber nicht so, dass ihnen übermäßige geistliche Ehre oder Autorität verliehen wird.
    1. „In der Gemeinde Christi sind alle Titel und Ehrungen verboten, die Menschen erhöhen und ihnen einen Grund geben, stolz zu werden.“ (Spurgeon)
    2. Anhand der restlichen Schrift können wir erkennen, dass Jesus dies nicht als absolutes Verbot gemeint hat, sondern dass es ihm vielmehr darum geht, diejenigen anzusprechen, die solche Titel lieben, sammeln und schätzen. Wir wissen dies, weil gottesfürchtige Männer unter dem Einfluss des Heiligen Geistes selber einige dieser Titel für sich in Anspruch nahmen.
      1. Jesus wurde Rabbi genannt: Matthäus 26, 25 und 26, 49; Johannes 1, 38 und 3, 26.
      2. Paulus nannte sich selbst einen Vater: 1. Korinther 4, 15; Philipper 2, 22.
      3. Paulus bezeichnte andere Christen als seine Kinder: Galater 4, 19.
      4. Paulus nannte sich selbst einen Lehrer: 1. Timotheus 2, 7; 2. Timotheus 1, 11.
    3. „Was er verbietet, ist: 1. eine Überbewertung solcher Titel und die Jagd nach ihnen. 2. Rom tituli, die Ausübung einer absoluten Herrschaft oder einer väterlichen und somit absoluten Macht.“ (Poole)
    4. Nichtsdestotrotz wird dieses Gebot heutzutage oft ignoriert und verletzt, wenn Menschen Titel wie Prophet, Apostel, Hochwürden usw. verleihen und empfangen. Es zeigt sich auch in den Erwartungen darin, wie der Abschluss eines Briefes an den Papst auszusehen hat: „Ihnen zu Füßen liegend und um die Gunst ihres apostolischen Segens bittend, habe ich die Ehre, sehr Heiliger Vater, mit der tiefsten Verehrung Eurer Heiligkeit, der demütigste und gehorsamste Diener und Sohn/Tochter zu sein.“
    5. „Wir müssen erkennen, dass der auferstandene Christus genauso unzufrieden mit denen in seiner Gemeinde ist wie er es auch mit jedem der Pharisäer war, die forderten, dass man sich ihnen und ihrer Meinung bedingungslos unterwirft, und den Ruf, durch und durch fromm zu sein, mit göttlicher Hingabe an seine Lehren verwechselten.“ (Carson)

3. Der Weg Jesu: Dienst und Demut

Matthäus 23, 11-12

Matthäus 23, 11-12
Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein. Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

  1. Der Größte aber unter euch soll euer Diener sein.: Normalerweise beurteilen Menschen die Größe und Macht anderer danach, wie viele Menschen ihnen dienen und sie verehren. Jesus erinnerte seine Nachfolger daran, dass es in seinem Reich anders sein soll, und dass wir Größe danach beurteilen sollten, wie sehr wir anderen dienen und sie ehren.
    1. „Mit einem Wort ausgedrückt waren sie, wie alle ihre Nachfolger im Geiste bis zum heutigen Tag, anderen gegenüber streng, aber bei sich selbst sehr nachsichtig.“ (Clarke)
    2. Weil Jesus wirklich der Größte unter ihnen war, sprach er von sich selbst als einem Diener. Es ist bedauerlich, dass viele der Nachfolger Jesu mehr die Führungsphilosophie und den Führungsstil der Schriftgelehrten und Pharisäer imitieren als den Stil von Jesus.
  2. Wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden: Diese Verheißung ist absolut wahr, aber manchmal deuten wir sie nur mit Blick auf die Ewigkeit.

B. Die acht Wehklagen der religiösen Führer

“ Diese Wehklagen stehen im Gegensatz zu den acht Seligpreisungen in Matthäus 5, 3-11. Was Jesus hier sagte, war sehr hart, aber er wählte diese Worte nicht, weil er verärgert war, es ging ihm vielmehr um eine göttliche Warnung und Verurteilung. Solche Wehklagen kennen wir von den Propheten des Alten Testaments (z.B. Jesaja 5, 8-23; Habakkuk 2, 6-19), wo es nach einer Verurteilung klingt, und das ist auch hier der Fall.“ (France).

1. Wehe denen, die das Königreich verschließen

Matthäus 23, 13

Matthäus 23, 13
Aber wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt! Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein.

  1. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler: Wörtlich bezieht sich das Wort ‚Heuchler‘ auf einen Schauspieler, jemanden, der eine Rolle spielt. Jesus entlarvt die Verderbtheit, die vom geistlichen Image der Schriftgelehrten und Pharisäer verdeckt wird.
  2. Dass ihr das Reich der Himmel vor den Menschen zuschließt: Die religiösen Führer hielten die Menschen vom Himmelreich fern, indem sie sagten, dass menschliche Traditionen und menschliche religiöse Regeln wichtiger seien als Gottes Wort. Dies zeigte sich deutlich in der Art und Weise, wie sie Jesus entgegentraten und ihn ablehnten; wenn sie das Himmelreich den Menschen geöffnet hätten, hätten sie Jesus als den Messias und Sohn Gottes willkommen geheißen und aufgenommen.
    1. „Es wurde von alters her geschrieben, dass die Lippen des Priesters die Erkenntnis bewahren sollten: Gott, der den Amtsträgern und Führern seiner Kirche den Schlüssel der Erkenntnis übergab, tat dies nicht, damit sie ihn wegnehmen sollten, sondern damit das Volk das Gesetz aus seinem Mund erfrage, denn sie sind die Boten des Herrn der Heerscharen, Maleachi 2, 7.“ (Poole)
  3. Ihr selbst geht nicht hinein, und die hinein wollen, die lasst ihr nicht hinein: Es ist schlimm für jemanden, wenn er selbst nicht in den Himmel kommt, aber es ist weitaus schlimmer, eine andere Person daran zu hindern, hineinzukommen. (Matthäus 18, 6)
    1. „In der Antike trugen die Rabbiner einen Schlüssel, der das Symbol oder Abzeichen des Wissens war.“ (Clarke)

2. Die religiösen Führer bestehlen die Schwachen

Matthäus 23, 14

Matthäus 23, 14
In vielen Bibelübersetzungen ist dieser Vers nicht enthalten oder steht am Rand. D.A. Carson schreibt: »Vers 14 muss als Einfügung angesehen warden … Dies wird nicht nur durch das Fehlen dieses Verses in den besten und frühesten Handschriften des Matthäusevangeliums deutlich, sondern auch durch die Tatsache, dass die Manuskripte, die ihn enthalten, sich darüber uneinig sind, wo sie ihn platzieren sollen – vor oder nach Vers 13. Auch wenn er nicht in Matthäus 23 gehört, ist er sicherlich in Markus 12 und Lukas 20 vorhanden.«
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Häuser der Witwen fresst und zum Schein lange betet. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen!

  1. Dass ihr die Häuser der Witwen fresst: Durch geschickte und unehrliche Geschäfte haben die Schriftgelehrten und Pharisäer die Häuser der Witwen gestohlen – und taten dabei so, als sei es für die Witwen ein gutes Geschäft, oder als würden sie die Häuser nur verwalten.
  2. Und zum Schein lange betet: Ihre langen, angeblich geistlichen Gebete wurden dazu benutzt, sich selbst als geistlich darzustellen, was oft geschah, um mehr Spenden einzusammeln.
    1. „Er interessiert sich weder für die Arithmetik unserer Gebete, oder wie viele es sind, noch für die Rhetorik unserer Gebete, wie wortgewandt sie sind, noch dafür, wie süß unsere Gebete klingen, noch die Logik unserer Gebete oder die Art und Weise, wie sie vorgetragen werden, sondern die Göttlichkeit unserer Gebete ist das, was er so sehr schätzt.“ (Trapp)
  3. Darum werdet ihr ein schwereres Gericht empfangen: Die Größe ihrer Sünde verlangte ein schwereres Gericht als andere es erfahren werden. Laut diesem Grundgedanken können wir sagen, dass es in der Hölle niemandem gut gehen wird, aber wir können darauf vertrauen, dass es einigen schlechter ergehen wird als anderen.
    1. „Diese Worte beweisen, dass es verschiedene Grade der Bestrafung gibt, so wie es auch Abstufungen der Herrlichkeit gibt. Alle Gottlosen werden vom gerechten Richter gerichtet und verdammt, aber ‚das schwerere Gericht´ wird den Heuchlern vorbehalten bleiben.“ (Spurgeon)

3. Die religiösen Anführer führten ihre Bekehrten auf den falschen Weg

Matthäus 23, 15

Matthäus 23, 15
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Proselyten zu machen, und wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid.

  1. Dass ihr Meer und Land durchzieht, um einen einzigen Proselyten zu machen: Ihr Eifer in der Evangelisation bewies nicht, dass sie mit Gott im Reinen waren. Diese religiösen Führer gaben sich große Mühe, um Neubekehrte zu machen, aber sie brachten die Menschen in die Finsternis, nicht in das Licht.
    1. Den gleichen Gedanken hatte Paulus in Römer 10, 2, wo er bemerkte, dass einige Juden seiner Zeit einen großen Eifer für Gott hatten, der aber nicht der Erkenntnis entsprach.
    2. „Das Wort Proselyte ist eine Umschreibung des griechischen Wortes proselutos, das so viel bedeutet wie, dass jemand nahe herangekommen ist oder sich angenähert hat. Der Proselyt war der Vollbekehrte, der das Zeremonialgesetz und die Beschneidung akzeptiert hatte und voll und ganz ein Jude geworden war.“ (Barclay)
    3. „Eine beträchtliche Anzahl von Gelehrten legt überzeugend dar, dass das erste Jahrhundert n. Chr. bis zum Fall Jerusalems den bemerkenswertesten Zeitabschnitt jüdischer Mission markiert, in der der jüdische Missionseifer und der entsprechende Erfolg am auffälligsten waren.“ (Carson)
  2. Wenn er es geworden ist, macht ihr einen Sohn der Hölle aus ihm, zweimal mehr, als ihr es seid: Durch ihren enormen Einsatz konnten sie einige gewinnen, was aber für die, die bekehrt worden waren, nicht von dauerhaftem Nutzen war.
    1. „Ihre Sache war es nicht, die Menschen von der Sünde ab- und Gott zuzuwenden, sondern nur, sie zu einer Meinung zu bekehren.“ (Poole)
    2. In dieser Hinsicht waren die religiösen Führer den heutigen Mormonen und den Zeugen Jehovas ähnlich. Sie waren mutige und energische Boten, hatten aber eine falsche Botschaft.
    3. „Jesus kritisierte nicht die Tatsache der ausgedehnten Missionsanstrengungen der Pharisäer, sondern ihre Ergebnisse ... sie ‘übertreffen‘ sich im Prinzip selber.“ (Carson)

4. Die religiösen Führer legten falsche und trügerische Eide ab

Matthäus 23, 16-22

Matthäus 23, 16-22
Wehe euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wer beim Tempel schwört, das gilt nichts; wer aber beim Gold des Tempels schwört, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden, was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Und: Wer beim Brandopferaltar schwört, das gilt nichts; wer aber beim Opfer schwört, das darauf liegt, der ist gebunden. Ihr Narren und Blinden! Was ist denn größer, das Opfer oder der Brandopferaltar, der das Opfer heiligt? Darum, wer beim Altar schwört, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

  1. Wer beim Tempel schwört, das gilt nichts: Aus Gehorsam gegenüber Gottes Wort weigerten sie sich, beim Namen Gottes zu schwören (wie in 2. Mose 20, 7 geboten wird). Dennoch konstruierten sie ein ausgeklügeltes System von Eiden, von denen einige bindend waren und andere nicht. Es war eine Art und Weise, ein Versprechen zu geben, während man hinter dem Rücken die Finger überkreuzt.
    1. „Für Juden war ein Eid absolut bindend, solange es ein bindender Eid war. Im Großen und Ganzen war ein bindender Eid ein Eid, der definitiv und ohne Zweideutigkeit den Namen Gottes verwendete; ein solcher Eid muss um jeden Preis eingehalten werden. Jeder andere Eid konnte rechtmäßig gebrochen warden.“ (Barclay)
  2. Was ist denn größer, das Opfer oder der Brandopferaltar, der das Opfer heiligt? Hier betonte Jesus, dass der Altar selbst größer ist als das Opfer, das auf ihm dargebracht wird. Der Altar ist die festgelegte Begegnungsstätte von Gott und Mensch, und unser Altar ist Jesus selbst und sein Tod am Kreuz.
    1. Da Jesus nie durch Sünde von Gott, dem Vater, getrennt war, brauchte er selbst keinen Altar. Er hatte eine freie und herrliche Beziehung zu seinem Vater. Es war die Freiheit, die Adam vor dem Sündenfall hatte – oder sogar noch mehr als das, denn Jesus hatte eine Geschichte der Beziehung zu seinem Vater, die Adam nicht kannte.
    2. Die Bedeutung des alttestamentlichen Altars ist hier erwähnenswert:
      1. Der Zweck des Altars ist entscheidend: er heiligte das, was auf ihn gelegt wurde, und er hielt und trug das Opfer, bis es verzehrt wurde.
      2. Der Standort des Altars ist wichtig: Er zeigt, dass wir zuerst zu Jesus und seinem Sühnewerk kommen.
      3. Die Form des Altars ist vielsagend: er ist quadratisch und perfekt proportioniert, stabil und unerschütterlich.
      4. Die Hörner des Altars sind bedeutend: sie zeigen die Kraft Gottes, die in Jesus wohnt.
      5. Die Position des Altars ist aussagekräftig: Er ist nicht erhöht, sondern niedrig genug, dass sich ihm alle nähern können; er hat keine Stufen, die menschliches Fleisch offenbaren würden.
      6. Das Aussehen des Altars ist entscheidend: Er ist mit Opferblut beschmiert.
      7. Das Material des Altars ist wichtig: es ist Messing, im Feuer geschmiedet und in der Lage, dem Urteil der Flammen standzuhalten.
  3. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt: Jesus erinnerte sie daran, dass jeder Eid bindend ist und Gott den, der schwört, zur Rechenschaft zieht, auch wenn sie sich selber herausreden mögen.

5. Die religiösen Führer sind von Kleinigkeiten besessen und ignorieren die wirklich wichtigen Dinge

Matthäus 23, 23-24

Matthäus 23, 23-24
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Minze und den Anis und den Kümmel verzehntet und das Wichtigere im Gesetz vernachlässigt, nämlich das Recht und das Erbarmen und den Glauben! Dieses sollte man tun und jenes nicht lassen. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt!

  1. Dass ihr die Minze und den Anis und den Kümmel verzehntet: Ihr Umgang mit dem Zehnten war sorgfältig und bemerkenswert; aber heuchlerisch, weil er dazu diente, die Schuld zu lindern, die sich daraus ergab, dass sie das Wichtigere im Gesetz vernachlässigten. Es ist möglich und kommt häufig vor, sich von relativ belanglosen Dingen ablenken zu lassen, während eine verlorene Welt zugrunde geht.
    1. „Das ‚Wichtigere im Gesetz‘ bezieht sich nicht auf das ‚Schwierigere‘ oder ‚Härtere‘, sondern auf das ‚Zentalere‘, und ‚Entscheidendste‘.“ (Carson)
    2. Jesus beschrieb das Wichtigere im Gesetz kurz und knapp mit den Worten: das Recht und das Erbarmen und den Glauben. „Dieser Satz erinnert an die Zusammenfassung der wahren Religion (im Gegensatz zu übertriebenen Opfern) in Micha 6, 8.“ (France)
  2. Ihr blinden Führer, die ihr die Mücke aussiebt, das Kamel aber verschluckt: Jesus veranschaulichte diesen Unsinn mit dem amüsanten Bild eines Mannes, der sich so sehr für koschere Ernährung einsetzte, dass er keine Mücke verschluckte, weil sie nicht gemäß den koscheren Vorschriften richtig ausgeblutet war. Dennoch würde derselbe Mann stattdessen ein ganzes Kamel verschlucken.
    1. „Dies ist ein amüsantes Bild, das Gelächter hervorgerufen haben muss, es zeigt einen Mann, der seinen Wein vorsichtig durch Mull laufen lässt, um zu vermeiden, dass er ein mikroskopisch kleines Insekt verschluckt, und doch voller Freude ein Kamel verschluckt. Es ist das Bild von einem Mann, der seinen Sinn für Proportionen völlig verloren hat.“ (Barclay)

6. Die religiösen Führer sind sowohl innerlich als auch äußerlich unrein

Matthäus 23, 25-26

Matthäus 23, 25-26
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigt, inwendig aber sind sie voller Raub und Unmäßigkeit! Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde!

  1. Dass ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel reinigt: Den Schriftgelehrten und Pharisäern reichte es aus, sich oberflächlich zu reingen und gerecht auszusehen.
  2. Inwendig aber sind sie voller Raub und Unmäßigkeit: Während sie sehr besorgt darüber waren, nach außen hin den Anschein von Gerechtigkeit zu erwecken, kümmerten sie sich nicht um ein Inneres, das voller Sünde und Bosheit war.
  3. Reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Schüssel, damit auch ihr Äußeres rein werde: Jesus forderte sie nicht auf, zwischen äußerer und innerer Gerechtigkeit zu wählen. Er rief sie auf, sich um beides zu kümmern, und beim Inneren zu beginnen. Wahre äußere Rechtschaffenheit beginnt im Inneren.

7. Die religiösen Führer sehen aus, als wären sie gerecht, tragen aber kein geistliches Leben in sich

Matthäus 23, 27-28

Matthäus 23, 27-28
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr getünchten Gräbern gleicht, die äußerlich zwar schön scheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller Unreinheit sind! So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Gesetzlosigkeit.

  1. Dass ihr getünchten Gräbern gleicht: Die Juden hatten damals den Brauch, die Gräber in der Stadt Jerusalem vor dem Passahfest zu weiß zu tünchen, damit niemand sie versehentlich berührte und sich dadurch für das Fest unrein machte. Jesus sagte, diese religiösen Führer seien wie diese getünchten Gräber – außen schön, aber innen tot.
    1. Darum bezeichnete Paulus in Apostelgeschichte 23, 3 den Hohepriester als eine weiß getünchte Wand.
  2. So erscheint auch ihr äußerlich vor den Menschen als gerecht: Die Menschen mögen sie als gerecht ansehen, Gott aber nicht. Gott lässt sich nie von dem täuschen, was wir nach außen hin zeigen. Er sieht das, was wir tatsächlich sind, nicht das, was wir für andere Menschen zu sein scheinen.

8. Die religiösen Führer ehren die toten Propheten, ermorden aber die lebenden Propheten

Matthäus 23, 29-36

Matthäus 23, 29-36
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, dass ihr die Gräber der Propheten baut und die Denkmäler der Gerechten schmückt und sagt: Hätten wir in den Tagen unserer Väter gelebt, wir hätten uns nicht mit ihnen des Blutes der Propheten schuldig gemacht. So gebt ihr ja euch selbst das Zeugnis, dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid. Ja, macht ihr nur das Maß eurer Väter voll! Ihr Schlangen! Ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr dem Gericht der Hölle entgehen? Siehe, darum sende ich zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und etliche von ihnen werdet ihr töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr in euren Synagogen geißeln und sie verfolgen von einer Stadt zur anderen, damit über euch alles gerechte Blut kommt, das auf Erden vergossen worden ist, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar getötet habt. Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über dieses Geschlecht kommen!

  1. Dass ihr die Gräber der Propheten baut und die Denkmäler der Gerechten schmückt: Sie behaupteten, tote Propheten zu verehren, lehnten aber lebende Propheten ab. Damit zeigten sie, dass sie wirklich die Kinder derer waren, die in der Zeit des Alten Testaments die Propheten ermordet hatten (dass ihr Söhne der Prophetenmörder seid).
    1. Unsere Gedanken sind sehr ähnlich, wenn wir denken: „Ich hätte Jesus nicht verleugnet, wie es die anderen Jünger taten.“
  2. Ja, macht ihr nur das Maß eurer Väter voll: Jesus prophezeite, dass diese Führer die Ablehnung der Propheten seitens ihrer Väter vollenden würden, indem sie seine Jünger, die er zu ihnen senden würde, verfolgen würden.
    1. „Keine noch so große Anzahl von Argumenten kann diese Worte ihrer schrecklichen Bedeutung berauben. Sie stehen hier, um immer wieder an den ‚Zorn des Lammes‘ zu erinnern.“ (Morgan)
    2. „Dies ist einer der schrecklichsten Sätze, der jemals über die Lippen Christi kam. Es ist wie das, was er zu Judas gesagt hat: ‚Was du tust, das tue schnell‘ … Diese Todsünde würde das Maß der Sünde ihrer Väter vollmachen und das gerechte Gericht Gottes über sie kommen lassen.“ (Spurgeon)
  3. Schlangen, Otterngezücht: Diese Redewendung bedeutet so viel wie ‚Familie des Teufels‘. Die religiösen Führer waren stolz auf ihr Erbe, ohne einen Grund dafür zu haben, sie sahen sich als geistliche Söhne Abrahams. Stattdessen glichen sie eher den Söhnen des Teufels, als denen Abrahams.
    1. Jesus sprach aus zwei Gründen so klar und deutlich über diese religiösen Führer. Erstens wollte er nicht, dass andere von ihnen getäuscht wurden. Zweitens liebte er diese Männer. Diese Männer waren am weitesten von Gott entfernt, und sie mussten vor dem kommenden Gericht gewarnt werden. Was Jesus wirklich wollte, war ihre Umkehr und nicht ihre Verurteilung.
  4. Vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut des Zacharias, des Sohnes Barachias: Jesus sprach hier von allen rechtschaffenen Märtyrern des Alten Testaments. Abel war eindeutig der erste, und so, wie die hebräische Bibel angeordnet war, war Zacharias (oder ‚Sacharja‘)) der letzte. 2. Chronik ist das letzte Buch der hebräischen Bibel, und die Geschichte des Sacharja finden wir in 2. Chronik 24.
    1. Abels Blut schrie (1. Mose 4, 10), und Sacharja bat darum, seines Blutes zu gedenken (2. Chronik 24, 22).
    2. Es gibt ein Problem mit der Bezeichnung Zacharias‘/Sacharjas als Sohn Barachias, denn der Text der 2. Chronik bezeichnet ihn als den Sohn Jojadas (2. Chronik 24, 20). Clarke fasst die besten Lösungen für dieses Problem zusammen. Erstens, dass Doppelnamen unter Juden häufig vorkamen (1. Samuel 9, 1 und 1. Chronik 8, 33; Matthäus 9, 9 und Markus 2, 14, und andere Beispiele). Zweitens, dass die Namen Jojada und Barachia im Großen und Ganzen die gleiche Bedeutung haben: der Lobpreis oder Segen Jahwes.
    3. „Man kann die vernichtende Kraft seiner starken und mächtigen Empörung fast spüren – Empörung, die sich nicht gegen das Volk, sondern gegen seine falschen Führer richtet. Und doch steckt hinter all dem sein Herz, und die ‚Wehklagen‘ gehen in einen Schmerzenslaut über, den Schrei einer Mutter über ihr verlorenes Kind.“ (Morgan)

9. Jesus klagt über Jerusalem

Matthäus 23, 37-39

Matthäus 23, 37-39
Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt, aber ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch verwüstet gelassen werden; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: »Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!«

  1. Jerusalem, Jerusalem: Lukas 19, 41 berichtet, dass Jesus weinte, als er seinen Blick auf Jerusalem richtete, über das kommende Gericht nachdachte und diese Worte sprach. Jesus wollte sie vor dem schrecklichen Gericht bewahren, zu dem ihre Ablehnung ihm gegenüber schließlich führen würde.
    1. Es steht geschrieben, dass Jesus zweimal geweint hat: hier beim Schmerz über die Erkenntnis, was denen widerfahren würde, die ihn ablehnen; und auch am Grab des Lazarus, wo er über die Macht und den Schmerz des Todes weinte.
    2. Dieser von Herzen kommende Schrei ist eine andere Möglichkeit zu erkennen, dass Jesus diese Männer, die er so stark zurechtgewiesen hat, nicht hasste. Sein Herz zerbrach um ihretwillen. Wenn wir sündigen, hasst Gott uns nicht; er leidet mit uns, weil er weiß, dass unsere Sünde und unsere Rebellion in jeder Hinsicht unser Leben zerstört. Wir sollten hoffen, dass auch wir Gottes Trauer um die verlorene Menschheit mitempfinden.
  2. Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel sammelt: Jesus wollte sein Volk, die Juden, so beschützen, nähren und hegen, wie eine Vogelmutter die jungen Küken beschützt.
    1. „Das Bild einer Henne (das griechische Wort ist einfach ‚Vogel‘), die ihre Jungen beschützt, wird im Alten Testament als Beschreibung dafür benutzt, wie Gott sein Volk behütet (Psalm 17, 8; 91, 4; Jesaja 31, 5; usw. ).“ (France)
    2. Dieses Bild einer Henne und ihrer Küken sagt uns etwas darüber, was Jesus für die Menschen tun wollte, die ihn ablehnten.
      1. Er wollte sie in Sicherheit bringen.
      2. Er wollte, dass sie glücklich sind.
      3. Er wollte sie zu einem Teil einer gesegneten Gemeinschaft machen.
      4. Er wollte ihr Wachstum fördern.
      5. Er wollte, dass sie seine Liebe erfahren.
      6. Dies konnte nur geschehen, wenn sie zu ihm kamen, wenn er sie rief.
    3. „Die Sehnsucht Jesu kann nur Israels Erlöser gehören, und nicht einem ihrer Propheten.“ (Carson)
    4. Die Worte „wie oft habe ich … wollen“ sind ein subtiler Hinweis darauf, dass Matthäus wusste, dass Jesus schon viele Male zuvor Jerusalem besucht hatte (wie im Johannes-Evangelium deutlich berichtet wird), auch wenn er nur diesen letzten Besuch erwähnt. „Jesus hätte das, was er hier sagt, nicht sagen können, wenn er Jerusalem nicht mehrere Male besucht und immer wieder Appelle an das Volk gerichtet hätte.“ (Barclay)
  3. Aber ihr habt nicht gewollt! Das Problem war nicht die Bereitschaft Jesu, sie zu retten und zu beschützen; das Problem war, dass sie nicht gewollt haben. Deshalb würde die vorhergesagte Zerstörung über sie kommen.
    1. „Wie viel Mitleid und zurückgewiesene Liebe muss im Gesicht des Königs gestanden haben, als er diese Worte sprach und ihm die Tränen herunterliefen!“ (Spurgeon)
    2. „Wir halten hartnäckig daran fest, dass wir allein aus Gnade gerettet werden, aber wir glauben auch mit der gleichen Überzeugung daran, dass der Untergang des Menschen ganz und gar das Ergebnis seiner eigenen Sünde ist. Es ist der Wille Gottes, der rettet; es ist der Wille des Menschen, der verurteilt.“ (Spurgeon)
    3. In einer wunderbaren Predigt über diesen Text (Ich wollte; aber ihr wolltet nicht) beschrieb Spurgeon die Art des Willens, der zu Jesus kommt.
      1. Es ist ein echter Wille.
      2. Es ist ein praktischer, tuender Wille.
      3. Es ist ein unmittelbarer Wille.
      4. Es ist ein festgelegter Wille.
  4. Ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet: »Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!« Jesus offenbarte hier etwas von den Bedingungen, die im Zusammenhang mit seiner Wiederkunft stehen. Wenn Jesus wiederkommt, wird das jüdische Volk ihn als den Messias begrüßen und sagen: »Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn!«
    1. „Wenn das Wort des Lebens wieder zu euch gesandt wird, nachdem die Fülle der Heiden eingebracht worden ist; dann werdet ihr euch freuen und den segnen und preisen, der da kommt im Namen des Herrn, mit der vollständigen und endgültigen Errettung der verlorenen Schafe des Hauses Israel.“ (Clarke)
    2. Es wird viel Kraft kosten, Israel an diesen Punkt zu bringen, aber Gott wird es tun. Es ist versprochen, dass Israel Jesus wieder willkommen heißen wird, so wie der Apostel Paulus in Römer 11, 26 sagte: Und so wird ganz Israel gerettet werden.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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