Matthäus 24 – Die Endzeitrede auf dem Ölberg

A. Die Zerstörung des Tempels und ihre Folgen

1. Jesus sagt die Zerstörung des Tempels voraus

Matthäus 24, 1-2

Matthäus 24, 1-2
Und Jesus trat hinaus und ging vom Tempel hinweg. Und seine Jünger kamen herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen. Jesus aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben, der nicht abgebrochen wird!

  1. Und Jesus trat hinaus und ging vom Tempel hinweg: Jesus würde sich nicht mehr mit den religiösen Führern anlegen und während seines irdischen Wirkens nie wieder zum Tempel zurückkehren. Mit Nachdruck trat er hinaus und ging vom Tempel hinweg.
    1. Trat hinaus und ging hinweg: „Die Betonung liegt auf dem Verb. Er ging weg, wie jemand, der nicht zurückkehren wollte.“ (Bruce)
    2. „Sie kamen zu ihrem Meister, der in einer sehr bedrückten Stimmung vorangegangen war, und versuchten, seine düsteren Gedankengänge zu vertreiben, indem sie ihn einluden, auf das heilige Gebäude zurückzublicken.“ (Bruce)
  2. Seine Jünger kamen herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen: Nach der Zerstörung von Salomos Tempel wurde dieser Tempel ursprünglich von Serubbabel und Esra erbaut (Esra 6, 15). Herodes der Große (dieser herrschte, als Jesus geboren wurde) hat ihn erweitert und verbessert. Dieser Tempel war fast tausend Jahre lang das Zentrum des jüdischen Lebens – in dem Maß, dass es sogar üblich war, auf den Tempel zu schwören (Matthäus 23, 16), und etwas gegen den Tempel zu sagen, konnte als Gotteslästerung angesehen werden (Apostelgeschichte 6, 13).
    1. „Der Jude Josephus (Jüdische Altertümer 15, 14 [ein aus 20 Büchern bestehendes Werk des römischjüdischen Historikers Flavius Josephus aus dem Jahr 93 oder 94 n. Chr.]) berichtet uns, dass er [Herodes] ganze acht Jahre lang 10.000 Männer daran arbeiten ließ; und dass er an Pracht und Stattlichkeit den salomonischen Tempel übertraf.“ (Trapp)
    2. Nach den Bauarbeiten, die Herodes befohlen hatte, war der Tempel riesig: fast 500 Meter lang und 400 Meter breit. Herodes’ Plan für den Wiederaufbau begann 19 v. Chr. und wurde erst 63 n. Chr. vollendet, somit dauerte es mehr als 80 Jahre. Der Tempel wurde erst sieben Jahre vor seiner Zerstörung fertiggestellt.
    3. Aber der zweite Tempel war nicht nur groß, er war auch wunderschön. Der jüdische Historiker Josephus berichtete, dass der Tempel mit Goldplatten bedeckt war und wenn die Sonne auf sie schien, blendeten sie, wenn man sie ansah. Wo kein Gold war, waren Marmorblöcke von so reinem Weiß, dass Fremde aus der Ferne dachten, auf dem Tempel liege Schnee.
  3. Seht ihr nicht dies alles? Die Jünger wollten, dass Jesus sich die schönen Gebäude ansieht; Jesus forderte sie auf, sich umzudrehen und sich dies alles genau anzusehen.
    1. Dies alles, nicht das Bauwerk, impliziert Gleichgültigkeit gegenüber der Pracht, die von den Jüngern bewundert wird.“ (Bruce)
  4. Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben: Etwa 40 Jahre nachdem Jesus das gesagt hatte, gab es in Palästina eine weit verbreitete jüdische Revolution gegen die Römer, die zunächst ziemlich erfolgreich war. Doch letztendlich schlugen römische Soldaten die Rebellion nieder. Im Jahr 70 n. Chr. wurde Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht, einschließlich des Tempels – genau wie Jesus es vorhergesagt hatte.
    1. „Titus (so heißt es) wollte den Tempel als eines der Weltwunder vor dem Feuer bewahren, aber er konnte es nicht; so groß war die Wut seiner Soldaten, die zweifellos von Gott bewirkt wurde.“ (Trapp)
    2. Es heißt, dass beim Fall Jerusalems die letzten überlebenden Juden der Stadt in den Tempel flohen, weil er das stärkste und sicherste Gebäude der Stadt war. Römische Soldaten umringten ihn und ein betrunkener Soldat entfachte ein Feuer, das bald das ganze Gebäude verschlang. Aufwändige Goldverzierungen im Dach schmolzen und das Gold floss durch Risse zwischen den Steinwänden des Tempels. Um das Gold herauszuholen, befahl der römische Befehlshaber, den Tempel Stein für Stein abzubauen. Die Zerstörung war so umfassend, dass es heute schwierig ist, genau zu bestimmen, wo sich das Fundament des Tempels befand.
    3. Josephus berichtet: „Der Tempel wurde aus festen weissen Marmorsteinen erbaut, die ungefähr fünfundzwanzig Ellen lang, acht Ellen hoch und gegen zwölf Ellen breit waren.“ (Josephus‘ Jüdische Altertümer, übersetzt von Clementz, Buch 15, Kap. 11. Mit römischer ebenso wie antiker griechischer Elle war ein Stein etwa 11, 1 m lang, 3, 5 m hoch und 5, 3 m breit.)
  5. Der nicht abgebrochen wird: Diese Prophezeiung hat sich buchstäblich erfüllt. Es gab einen echten Tempel und dieser wurde tatsächlich zerstört. Die buchstäbliche Erfüllung dieser Prophezeiung weist die Richtung für die übrigen Prophezeiungen in diesem Kapitel. Wir sollten auch für diese eine tatsächliche Erfüllung erwarten.
    1. „Wir können auch beobachten, wie gering Gott prächtige Gebetshäuser schätzt, wenn sie zu Räuberhöhlen gemacht werden.“ (Poole)

2. Die Vorhersage Jesu wirft zwei Fragen auf

Matthäus 24, 3

Matthäus 24, 3
Als er aber auf dem Ölberg saß, traten die Jünger allein zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen, und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein?

  1. Als er aber auf dem Ölberg saß: Vom Tempel entfernt, aber ihn immer noch im Blickfeld, stellten die Jünger Jesus Fragen zu seiner gewagten Vorhersage über die Zerstörung des Tempels.
    1. Es war ein passender Zeitpunkt für eine solche Rede. Die religiösen Führer lehnten Jesus ab und würden ihn bald zur Kreuzigung an die Römer übergeben. Er kannte das bittere Schicksal, das Jerusalem erwartete. Er wollte seinen Jüngern Hoffnung und Zuversicht geben, da sie bald auf eine harte Probe gestellt werden würden.
  2. Wann wird dies geschehen: Jesus sagte, der Tempel würde vollständig zerstört werden. Es war nachvollziehbar, dass die Jünger wissen wollten, wann das genau geschehen würde. Jesus wird auf diese Frage eingehen, aber erst im Zusammenhang mit der Beantwortung ihrer nächsten beiden Fragen.
  3. Und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? Die Jünger dachten wahrscheinlich, sie hätten nur eine Frage gestellt. Sie verbanden die Zerstörung des Tempels und das Ende der Weltzeit wahrscheinlich miteinander. Aber in Wirklichkeit stellten sie zwei Fragen (manche sagen auch drei), die zweite Frage wird im Rest des Kapitels beantwortet.
    1. „Die Jünger haben ihre Fragen nicht tabellarisch angeordnet. Aller Wahrscheinlichkeit nach stellten sie sie als eine einzige Frage dar, in der Annahme, dass all diese Dinge gleichzeitig geschehen würden. Jesu Antwort war hauptsächlich darauf ausgerichtet, diesen Irrtum zu korrigieren.“ (Morgan)
    2. Es kann auch sein, dass diese zweite Frage gestellt wurde, weil sie sich an die Ereignisse der ersten Zerstörung des Tempels erinnerten: Der Tempel Salomos wurde im Zusammenhang mit dem nationalen Gericht und dem Exil zerstört.
  4. Und was wird das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes der Weltzeit sein? Während Jesus diese wichtige zweite Frage beantwortet, macht er viele konkrete Bemerkungen und Vorhersagen über die Endzeit. Diese Vorhersagen haben zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Christen geführt, die versucht haben, sie zu verstehen. Warum hat Jesus sie nicht klarer formuliert, sodass man ihn nicht hätte missverstehen können?
    1. Ein Grund, warum Prophezeiungen vage oder unpräzise erscheinen, ist, dass Gott möchte, dass jede Generation Gründe hat, für die Rückkehr Jesu bereit zu sein. Wir sollten die mögliche Wiederkunft Jesu nicht als ein zeitlich weit entferntes Ereignis betrachten, sondern als etwas, das uns seit dem Pfingsttag begleitet.
    2. Andere vermuten, dass es Gottes Absicht war, die Zukunft etwas vage und getrübt zu halten, um den Teufel zu verwirren, so wie auch die Auferstehung des Messias im Alten Testament nur vage angedeutet war.
    3. Auch wenn es unterschiedliche Auslegungen der Prophezeiungen gibt, so sind wir uns doch einer Sache sicher: Er wird wiederkommen und wir müssen bereit sein.

B. Der Verlauf der Geschichte bis zur Wiederkunft Jesu

1. Jesus beschreibt die weltweiten Zustände in der Zeit zwischen seiner Himmelfahrt und der Zeit unmittelbar vor seinem zweiten Kommen

Matthäus 24, 4-8

Matthäus 24, 4-8
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt acht, dass euch niemand verführt! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin der Christus! Und sie werden viele verführen. Ihr werdet aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören; habt acht, erschreckt nicht; denn dies alles muss geschehen; aber es ist noch nicht das Ende. Denn ein Heidenvolk wird sich gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden hier und dort Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben geschehen. Dies alles ist der Anfang der Wehen.

  1. Habt acht, dass euch niemand verführt: Von Anfang an warnte Jesus die Jünger davor, dass viele getäuscht werden könnten, während sie seine Rückkehr erwarteten. Es gab Zeiten in der Kirchengeschichte, in denen vorschnelle Vorhersagen gemacht wurden. Auf diese verließ man sich und das führte zu großer Enttäuschung, Ernüchterung und Abkehr.
    1. Ein nennenswertes Beispiel dafür ist die prophetische Vorhersage aus dem Jahr 1844 von William Miller aus den Vereinigten Staaten. Aufgrund seiner prophetischen Auslegungen, Berechnungen und Veröffentlichungen gab es in den Vereinigten Staaten Hunderttausende, die davon überzeugt waren, dass Jesus 1844 zurückkehren würde. Als er es nicht tat, war die Enttäuschung groß. Einige wandten sich vom Glauben ab. Aus dem prophetischen Eifer gingen aber auch einige sektenartige Bewegungen hervor.
  2. Habt acht, erschreckt nicht; denn dies alles muss geschehen; aber es ist noch nicht das Ende: Die Dinge, die Jesus in diesem Abschnitt erwähnt, sind nicht die Zeichen, die das Ende kennzeichnen. Ereignisse wie das Auftauchen falscher Messiasse, Kriege, Hungersnöte, Seuchen und Erdbeben haben die Geschichte der Menschheit seit Jesu Himmelfahrt sicherlich geprägt – aber sie waren keine konkreten Zeichen des Endes. Tatsächlich sagte Jesus: „Katastrophen werden geschehen, aber diese werden nicht das Ende kennzeichnen.“
    1. Inmitten eines großen Krieges, einer großen Hungersnot oder eines großen Erdbebens ist es ganz natürlich zu glauben, dass die Welt untergeht. Aber Jesus sagte, es gibt ein viel konkreteres Zeichen, das auf seine Rückkehr hindeutet und das er später beschreibt.
    2. „Ein klares Ziel dieses Kapitels ist es, eine vorzeitige Aufregung über die Parusie [Wiederkunft Jesu] zu verhindern.“ (France)
  3. Dies alles ist der Anfang der Wehen: Auch wenn keines dieser Ereignisse das konkrete Zeichen des Endes ist, so sind sie doch gemeinsam ein Zeichen. Als Jesus diese Notstände als den Anfang der Wehen bezeichnete, nannte er sie wörtlich den Beginn der Wehenschmerzen. Genau wie bei den Geburtswehen sollen wir erwarten, dass die erwähnten Dinge – Kriege, Hungersnöte, Erdbeben und so weiter – vor der Rückkehr Jesu häufiger und intensiver werden, ohne dass eines davon das konkrete Zeichen des Endes ist.
    1. „Der Anfang: Eine solche Anhäufung von Schrecklichem könnte dem Unerfahrenen durchaus als das Ende erscheinen, daher die Bemerkung, um Panik zu vermeiden.“ (Bruce)

2. Jesus beschreibt, was seine Jünger in der Zeit zwischen seiner Himmelfahrt und seiner Wiederkunft zu erwarten haben

Matthäus 24, 9-14

Matthäus 24, 9-14
Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten; und ihr werdet gehasst sein von allen Heidenvölkern um meines Namens willen. Und dann werden viele Anstoß nehmen, einander verraten und einander hassen. Und es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden. Und dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden, zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen.

  1. Dann wird man euch der Drangsal preisgeben und euch töten: In der Zeit nach Jesu Himmelfahrt und vor seiner Wiederkunft müssen seine Jünger damit rechnen, verfolgt zu werden. Das könnte seine Anhänger glauben lassen, dass das Ende nahe ist, aber auch dies ist nicht das konkrete Zeichen seiner Wiederkunft.
    1. „Vielmehr wird man sie dann der Drangsal preisgeben… Durch eine plakative Ausdrucksweise wird die Drangsal hier personifiziert. Sie werden der Drangsal an die Hand gegeben, um durch alle Arten von Folter gequält zu werden.“ (Clarke)
    2. Einander verraten: „Verfolgung würde sowohl die Verräter innerhalb der Kirche als auch die Feinde außerhalb offenbaren.“ (Spurgeon)
  2. Es werden viele falsche Propheten auftreten und werden viele verführen: In der Zeit nach Jesu Himmelfahrt und vor seiner Wiederkunft werden seine Jünger viele falsche Propheten und deren Erfolge sehen. Aber auch das sind nicht die konkreten Zeichen seiner Wiederkunft.
    1. Viele verführen: „Traurig, dass solche Lehrer irgendwelche Jünger haben werden! Es ist umso trauriger, dass sie in der Lage sein sollen, ‚viele‘ in die Irre zu führen. Doch wenn es so geschieht, sollten wir uns daran erinnern, dass der König gesagt hat, dass es so sein würde.“ (Spurgeon)
  3. Weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe in vielen erkalten: In der Zeit nach Jesu Himmelfahrt und vor seiner Wiederkunft müssen seine Jünger damit rechnen, dass die Gesellschaft immer schlechter wird. Aber auch das ist nicht das konkrete Zeichen seiner Wiederkunft.
    1. „Und Gesetzlosigkeit wird zum Erkalten der Liebe führen, ein wichtiger Zusammenhang. Die Liebe der meisten Menschen ist buchstäblich ‚die Liebe in vielen‘.“ (France)
    2. „Folgendes lässt uns erschaudern: ‚Denn die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen‘ – das ist schlimmer als Seuchen; ‚die Liebe vieler wird erkalten‘ – das ist schlimmer als Verfolgung. Wie Wasser einem Gefäß von außerhalb nicht schaden kann, erst wenn es in das Gefäß eindringt, so können äußere Verfolgungen der Kirche Gottes keinen wirklichen Schaden zufügen. Aber wenn das Unheil in die Kirche eindringt und die Liebe der Gemeinde Gottes erkaltet, – ah, dann ist die Barke [mastloses Boot] in großer Not.“ (Spurgeon)
    3. „Wenn das Herz kalt wird, wird alles kaltherzig getan. Wenn die Liebe nachlässt, welch kalte Predigten haben wir dann! Mondscheinlicht ohne Wärme; poliert wie Marmor und wie Eis. Welch erkalteten Gesang bekommen wir, – schöne Musik, gespielt mit Pfeifen und Wind, aber oh, wie wenig Gesang der Seele! – wie wenig Gesang im Heiligen Geist, der im Herzen Gottes Musik macht! Und was für arme Beter! Nennt ihr das Beten? Wie wenig Hingabe! Wenn das Herz kalt ist, können die Hände nichts im Geldbeutel finden; und die Kirche Christi und die Armen Christi und die Heiden gehen zugrunde, denn wir müssen für uns selbst einen Vorrat anlegen und leben, um reich zu werden. Gibt es etwas, das so abläuft, wie es ablaufen sollte, wenn die Liebe erkaltet ist?“ (Spurgeon)
  4. Dieses Evangelium vom Reich wird in der ganzen Welt verkündigt werden, zum Zeugnis für alle Heidenvölker, und dann wird das Ende kommen: Jesus versprach auch, dass das Evangelium vor dem Ende in der ganzen Welt verbreitet wird. Verfolgung, falsche Propheten und der Verfall der Gesellschaft würden die Verbreitung des Evangeliums nicht verhindern.
    1. „Einige behaupten, dass dies bereits geschehen ist und dass daher das Ende der Welt kurz bevorsteht. Diese Schlussfolgerung bleibt aber für kritische Zweifel offen. Alles hängt von der Bedeutung der Worte ‚zum Zeugnis‘ ab.“ (Morgan)
    2. Die Kirche soll dies als ihre Pflicht ernst nehmen. Gott hat versichert, dass dies geschehen wird: Und ich sah einen anderen Engel inmitten des Himmels fliegen, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf der Erde wohnen, und zwar jeder Nation und jedem Volksstamm und jeder Sprache und jedem Volk. Der sprach mit lauter Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde und das Meer und die Wasserquellen gemacht hat! (Offenbarung 14, 6-7)

C. Jesus beschreibt das Zeichen seines Kommens und das Ende der Zeit

1. Das Zeichen: Der Gräuel der Verwüstung, von dem Daniel spricht

Matthäus 24, 15

Matthäus 24, 15
Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht (wer es liest, der achte darauf!),

  1. Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung seht: Im Wesentlichen spricht der Gräuel der Verwüstung von der endgültigen Entweihung eines jüdischen Tempels, also der Errichtung eines Götzenbildes an der heiligen Stätte, was unweigerlich zum Gericht Gottes führen wird. Es ist der Gräuel, der Verwüstung bringt.
    1. Im Vokabular des Judentums jener Zeit war ein Gräuel eine besonders anstößige Form des Götzendienstes. Jesus beschrieb eine grobe Form des Götzendienstes, der an der heiligen Stätte stattfindet und große Zerstörung (Verwüstung) mit sich bringt.
    2. Das verwüstende Sakrileg (Entweihung) ist eine wörtliche griechische Wiedergabe des Ausdrucks … Ein ‚Gräuel‘ ist im alttestamentarischen Sprachgebrauch ein Götzendienst, der die wahre Anbetung Gottes beleidigt.“ (France)
  2. An heiliger Stätte stehen: Das bedeutet, dass der Gräuel der Verwüstung im jüdischen Tempel stattfindet. Das ist die einzige eindeutige Bedeutung des Ausdrucks ‚heilige Stätte‘. Einige glauben, dass dies in einem früheren jüdischen Tempel geschah, bevor er im Jahr 70 n. Chr. zerstört wurde. Andere glauben – was angemessener ist –, dass es an der heiligen Stätte eines wiederaufgebauten Tempels geschehen wird.
    1. Jahrhundertelang gab es nur eine geringe Anzahl von Juden in Judäa und Jerusalem. Ihre Existenz in der Region war zwar eindeutig und kontinuierlich, aber gering. Es war undenkbar, dass diese schwache jüdische Bevölkerung einen Tempel wieder aufbauen könnte. Daher war die Erfüllung dieser Prophezeiung höchst unwahrscheinlich, bis sich Israel 1948 wieder als Nation versammelte. Die Wiederherstellung einer Nation, die die Welt seit etwa 2.000 Jahren nicht mehr gesehen hatte, ist ein bemerkenswertes Ereignis für die Erfüllung und die zukünftige Erfüllung der Prophezeiung.
    2. Diejenigen, die glauben, dass die Ereignisse von Matthäus 24 im Jahr 70 n. Chr. alle oder fast alle erfüllt wurden, haben hier ein Problem. Es gibt keine guten Beweise dafür, dass das, was sie für den Gräuel der Verwüstung halten (die römischen Armeen oder ihre Fähnriche [Fahnenträger]), jemals als Götzenbild an der heiligen Stätte des Tempels aufgestellt wurde. Stattdessen wurde der Tempel zerstört, bevor die Römer ihn betraten.
    3. Daher definieren diejenigen mit diesem Interpretationsansatz oft neu, was die heilige Stätte ist, wie auch Bruce: „Man denkt natürlich an den Tempel oder die Heilige Stadt und ihre Umgebung, aber eine ‚heilige Stätte‘ im prophetischen Sinn könnte das Heilige Land bedeuten.“
    4. „Die übliche Bedeutung von hagios topos (‚heilige Stätte‘) ist der Tempelkomplex … Aber als die Römer den Tempel im Jahre 70 n. Chr. tatsächlich entweiht hatten, war es für jeden in der Stadt zu spät, um zu fliehen.“ (Carson)
  3. Von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde: Die Bezeichnung des Gräuels der Verwüstung stammt aus dem Buch Daniel. Es werden auch von seinen Truppen zurückbleiben und das Heiligtum, die Zuflucht, entweihen und das beständige [Opfer] abschaffen und den Gräuel der Verwüstung aufstellen. (Daniel 11, 31) Dies beschreibt eine vollständige Entweihung des Tempels, die durch Antiochus Epiphanes in der Zeit zwischen dem Alten und dem Neuen Testament angekündigt wurde.
    1. Paulus geht in 2. Thessalonicher 2, 3-4 auf die zukünftige Erfüllung dieser Ankündigung ein: Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens, der sich widersetzt und sich über alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, sodass er sich in den Tempel Gottes setzt als ein Gott und sich selbst für Gott ausgibt.
    2. „Dieser Diskurs ist zweifellos eine Quelle für die Thessalonicher-Briefe … wir können sagen, dass Jesus selbst das Muster für die Eschatologie [Lehre über die Endzeit] der Kirche vorgibt.“ (Carson)
    3. Daniel 12, 11 gibt zusätzliche Einsichten: Und von der Zeit an, da das beständige [Opfer] beseitigt und der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wird, sind es 1 290 Tage (bis zum Ende). Wenn dieses Zeichen erscheint, kann das Ende bestimmt werden – es werden noch fast dreieinhalb Jahre bis zur Vollendung aller Dinge vergehen.
    4. Im Laufe der Jahrhunderte war die häufigste Interpretation der Vorhersagen, die Jesus in diesem Kapitel machte, die, dass sie sich alle oder fast alle in der großen Zerstörung, die Jerusalem und Judäa im Jahr 70 n. Chr. heimsuchte, erfüllten. Diese Herangehensweise ist sehr verlockend. Vor allem, weil sie die Worte Jesu in Matthäus 24, 34 leicht verständlich macht. Doch dieser Ansatz, der davon ausgeht, dass das Kapitel im Jahr 70 n. Chr. ganz oder größtenteils erfüllt wurde, ist völlig unangemessen in seiner angeblichen Erfüllung des Gräuels der Verwüstung. Gemäß diesem Ansatz werden unter dem Gräuel der Verwüstung fast immer die römischen Armeen oder die von ihnen getragene Flaggen verstanden.
    5. Doch wenn wir die Bedeutung und das, was über dieses Ereignis – den Gräuel der Verwüstung – gesagt wird, verstehen, müssen wir diesem Ereignis eine höhere Priorität geben als diese einfache Auslegung von Matthäus 24, 34.
      1. Es ist das in Matthäus 24 erwähnte kritische Zeichen.
      2. Es ist die in Matthäus 24 erwähnte Warnung zur Flucht.
      3. Es ist das Zeichen der Vollendung aller Dinge in Daniel 9, 27.
      4. Es ist das Zeichen, das durch Antiochus Epiphanes in Daniel 11, 31 angedeutet wird.
      5. Es ist die genaue Angabe der Tage, bis das Ende kommt, wie es in Daniel 12, 11 steht.
      6. Es ist die Offenbarung des Menschen der Sünde in 2. Thessalonicher 2, 3-4.
      7. Es ist das Bild des Tieres in Offenbarung 13, 14-15.
    6. Nimmt man diese Passagen in ihrer schlichtesten Bedeutung, so können der Gräuel der Verwüstung nicht die römischen Armeen oder die Flaggen sein, unter denen sie marschierten; es können keine totalitären Regierungen oder andere Vermutungen in diese Richtung sein. Der Gräuel der Verwüstung muss eine Art Bild des Antichristen sein, das in einem realen Tempel aufgestellt wird. Das ist das entscheidende Zeichen für das Ende. Das bedeutet, dass sich die Vorhersagen Jesu in Matthäus 24 größtenteils noch nicht erfüllt haben; oder zumindest, dass die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. eine Vorahnung der Erfüllung war, so wie die Tempelschändung unter Antiochus Epiphanes eine Vorahnung des endgültigen Gräuels der Verwüstung war.
  4. Wer es liest, der achte darauf: Hier lenkt uns Jesus (vorausgesetzt, dass er diese Worte gesagt hat und dass sie nicht von Matthäus hinzugefügt wurden) wieder auf den zentralen Punkt, um das alles zu verstehen: den Gräuel der Verwüstung. Es ist so, als ob Jesus sagte: „Verpasst das nicht. Wenn ihr das nicht versteht, werdet ihr viele andere Dinge nicht verstehen.“ Und genau das ist der Irrtum vieler, die mit guter Absicht die schlichte Bedeutung des Gräuels der Verwüstung missverstehen. Der achte darauf!

2. Jesus warnt uns, was zu tun ist, wenn der Gräuel der Verwüstung auftritt: Sofort fliehen

Matthäus 24, 16-20

Matthäus 24, 16-20
Dann fliehe auf die Berge, wer in Judäa ist; wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab, um etwas aus seinem Haus zu holen, und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück, um seine Kleider zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Bittet aber, dass eure Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschieht.

  1. Dann fliehe … wer in Judäa ist: Dies sind Warnungen, die sich speziell an Israeliten richten. Die Bezeichnungen Judäa, Dächer und der Sabbat sprechen alle von einem jüdischen Kontext.
    1. „Das Los eines Flüchtlings ist schon hart genug ohne zusätzliche Hindernisse.“ (France)
    2. In einem weiter gefassten Kontext dieses Kapitels sollten diese Worte Jesu so verstanden werden, dass sie in erster Linie auf diejenigen Anwendung finden, die den Gräuel der Verwüstung in der allerletzten Zeit der großen Drangsal sehen werden – Ereignisse, die noch geschehen werden.
    3. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Katastrophe, die im Jahr 70 n. Chr. über Judäa und insbesondere über Jerusalem hereinbrach, in gewisser Weise eine Vorschau auf dieses zukünftige Ereigniss war; ein unvollkommener Vorgeschmack auf die endgültige Erfüllung. Aus diesem Grund flohen praktisch alle Christen aus Jerusalem und Judäa in den Jahren vor 70 n. Chr., als die römischen Armeen in das Gebiet kamen, um den jüdischen Aufstand in der römischen Provinz Palästina niederzuschlagen.
    4. „Es gibt eine recht gute Überlieferung, dass die Christen die Stadt verlassen haben. Vielleicht im Jahr 68 n. Chr., etwa nach der Hälfte der Belagerung.“ (Carson)
    5. Eusebius und Epiphanus berichten, dass zu diesem Zeitpunkt, nachdem Cestius Gallus die Belagerung verstärkte und Vespasian mit seinem Heer herannahte, alle, die an Christus glaubten, Jerusalem verließen und nach Pella und an andere Orte jenseits des Jordan flohen. So entgingen sie alle auf wunderbare Weise dem allgemeinen Schiffbruch ihres Landes: Nicht einer von ihnen kam um.“ (Clarke)
    6. Leider war es nicht das, was das jüdische Volk tat. „Jesu Rat war, dass die Menschen an jenem Tag in die Berge fliehen sollten. Das taten sie nicht; sie drängten sich aus dem ganzen Land in die Stadt und in die Mauern Jerusalems. Gerade diese Unvernunft vervielfachte den furchtbareren Schrecken der Hungersnot bei der Belagerung um das Hundertfache.“ (Barclay)
  2. Dann fliehe … wer in Judäa ist: Denn wenn der Gräuel der Verwüstung kommt, wird die Verwüstung zuerst in Judäa stattfinden. Die Gemeinde wird zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr spielen, da sie bereits entrückt wurde, um Jesus im Himmel zu begegnen (1. Thessalonicher 4, 16-17).
    1. Weil Jesus seinen Jüngern von dem Gräuel der Verwüstung (der vom Antichristen in der großen Drangsal verursacht wird) erzählte und sie vor dieser kommenden Zerstörung in der großen Drangsal warnte, glauben einige Christen, dass alle Christen durch eine große Drangsal gehen werden. Für sie scheint es offensichtlich zu sein. Warum würde Jesus diese Dinge zu seinen Jüngern sagen, wenn seine Jünger sie nicht erleben würden?
    2. Die Antwort ist einfach. Wir wissen aus diesem und anderen Abschnitten, dass Gott seine Gemeinde vor dem Druck der großen Drangsal bewahren wird, indem er sie aufnimmt, damit sie Jesus im Himmel begegnen (1. Thessalonicher 4, 16-17). Diese Information ist wertvoll für die Nachfolger Jesu, da sie seinen Plan für die Zukunft verstehen können. Diese Informationen sind besonders relevant für diejenigen, die nach dem Weggang der Gemeinde in der großen Drangsal seine Jünger werden.
    3. Wir tun gut daran, uns zu erinnern, dass die Jünger, die Jesus diese Worte sagen hörten, nichts von alledem sahen. Dennoch war es gut für sie, das zu hören. Auch wenn Christen nicht in die große Drangsal kommen werden, ist es gut für sie – und für diejenigen, die in der großen Drangsal Christen werden – zu wissen, was in dieser Zeit geschehen wird. Jesus sprach hier zu allen Generationen.

3. Nach dem Gräuel der Verwüstung: große Drangsal

Matthäus 24, 21-28

Matthäus 24, 21-28
Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. Und wenn jene Tage nicht verkürzt würden, so würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen sollen jene Tage verkürzt werden. Wenn dann jemand zu euch sagen wird: Siehe, hier ist der Christus, oder dort, so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten und werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen. Siehe, ich habe es euch vorhergesagt. Wenn sie nun zu euch sagen werden: »Siehe, er ist in der Wüste!«, so geht nicht hinaus; »Siehe, er ist in den Kammern!«, so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.

  1. Große Drangsal … wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist: Jesus sagte, dass dies die schrecklichste Zeit in der ganzen Geschichte sein wird. Wenn wir an die schrecklichen Kriege, Seuchen, Hungersnöte und Völkermorde denken, die die Geschichte gesehen hat, ist das eine ernüchternde Aussage. Wenn Gott seinen Zorn über eine von Gott abgekehrte Welt ausgießt, wird das wirklich eine große Drangsal sein.
    1. Diejenigen, die glauben, dass sich die Ereignisse von Matthäus 24 ganz oder größtenteils im Jahr 70 n. Chr. erfüllt haben, sind in der wenig beneidenswerten Lage zu argumentieren, dass die Katastrophe, die damals über Jerusalem hereinbrach, die schlimmste Katastrophe der ganzen Geschichte war. Dies lässt sich historisch nicht angemessen verteidigen. So schlimm die Katastrophe von 70 n. Chr. auch war, es hat weitere Kriege und Katastrophen gegeben, die noch schlimmer waren. Das erinnert uns daran, dass diese große Drangsal – diese Zeit der Katastrophe, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist – noch nicht erfüllt ist.
  2. Siehe, hier ist der Christus: Niemand sollte über das wahre Kommen Jesu getäuscht werden. Es wird nicht geheim oder im Privaten sein, sondern so auffällig wie ein Blitz, der am Himmel erscheint. Aber mitten in der Drangsal wird es eine Versuchung geben, nach falschen Messiassen zu suchen (es werden falsche Christusse und falsche Propheten auftreten).
    1. Wie der Blitz vom Osten ausfährt und bis zum Westen scheint, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein: „Das Kommen Christi wird plötzlich, erschreckend, für jeden sichtbar und für die Gottlosen furchterregend sein.“ (Spurgeon)
    2. Die Wiederkunft des Menschensohnes: „Parusie (‚Wiederkunft‘) wird nur in diesem Kapitel der Evangelien (Verse 3, 27, 37 und 39) verwendet, obwohl sie in den Apostelbriefen mehrmals, wenn es um die Wiederkunft Jesu geht, zu finden ist. Die wörtliche Bedeutung ist ‚Gegenwart‘ (wie in 2. Korinther 10, 10). Der Begriff wurde für offizielle Besuche hochrangiger Personen, Staatsbesuche und auch für göttliche Heimsuchungen verwendet. Daher hier die fachliche Verwendung als Jesu letzte ‚Heimsuchung‘.“ (France)
  3. Denn wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier: Dies ist eine schwierige Aussage. Wahrscheinlich war es eine Redewendung mit dem Gedanken: „Wenn das Urteil spruchreif ist, wird es sicher kommen.“

4. Nach der großen Drangsal: Die Wiederkunft Jesu Christi

Matthäus 24, 29-31

Matthäus 24, 29-31
Bald aber nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden sich alle Geschlechter der Erde an die Brust schlagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Windrichtungen her, von einem Ende des Himmels bis zum anderen.

  1. Wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond wird seinen Schein nicht geben: Mehrere prophetische Abschnitte beschreiben die kosmischen Störungen, die der Wiederkunft Jesu vorausgehen und sie begleiten werden (Joel 2, 10; Offenbarung 6, 12-14; Jesaja 34, 4).
  2. Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen: Es ist schwierig, genau zu sagen, was dieses Zeichen ist. Es scheint seiner Rückkehr vorauszugehen, wie in Offenbarung 19, 11 beschrieben. Vielleicht steht es auch irgendwie in Verbindung mit den kosmischen Störungen, die diesem großen Ereignis vorausgehen werden.
    1. Einige dachten, angesichts der Vision des römischen Kaisers Konstantin, dass das Zeichen des Menschensohnes ein Kreuz am Himmel sein würde. Wahrscheinlich ist es wohl eher eine Art und Weise, die physische, sichtbare Rückkehr Jesu vom Himmel auf die Erde zu beschreiben.
    2. „Andere weisen darauf hin, dass semeion (‚Zeichen‘) die Übersetzung der Septuaginta [griechische Übersetzung des Alten Testaments] für ‚Fahne‘ oder ‚Banner‘ ist, auf die im Alten Testament als Signal für die Sammlung des Volkes Gottes Bezug genommen wird.“ (France)
    3. Barclay zu semeion: „Es ist die übliche Bezeichnung für die Ankunft eines Gouverneurs in seiner Provinz oder für das Kommen eines Königs zu seinen Untertanen. Es beschreibt üblicherweise ein Kommen in Autorität und Macht.“
  3. Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit: Das ist die Erfüllung des Endes, angedeutet durch das Zeichen des Gräuels der Verwüstung. Da dies noch nicht geschehen ist, ist auch der Gräuel der Verwüstung noch nicht geschehen.
    1. Noch einmal sind diejenigen, die behaupten, dass sich alle oder die meisten Ereignisse von Matthäus 24 bei der römischen Eroberung Jerusalems und Judäas im Jahr 70 n. Chr. erfüllt haben, in einer wenig beneidenswerten Lage. Sie behaupten oft, dass Jesus dieses Kommen des Sohnes des Menschen auf den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit erfüllte, indem er 70 n. Chr. im Gericht gegen das jüdische Volk ‚kam‘.
    2. Sogar einige von denen, die glauben, dass sich die meisten Ereignisse von Matthäus 24 mit dem Fall Jerusalems erfüllt haben, verstehen, dass diese Behauptung zu weit reicht. „Aus der vorangegangenen Darlegung geht hervor, dass das Kommen des Menschensohnes nicht mit dem Gericht über Jerusalem gleichzusetzen ist.“ (Bruce)

5. Jesus sagt noch mehr über den Zeitpunkt dieser Ereignisse

Matthäus 24, 32-35

Matthäus 24, 32-35
Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon saftig wird und Blätter treibt, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies alles seht, so erkennt, dass er nahe vor der Türe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

  1. Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Der Feigenbaum hat einen regelmäßigen Zyklus. Die Blätter wachsen und dann folgt der Sommer. Wenn ihr die Blätter seht, wisst ihr, dass der Sommer nahe ist.
    1. Der Feigenbaum war in Israel ein weit verbreiteter Obstbaum. Er wird im Alten Testament viele Male erwähnt, insbesondere als Zeichen für einen Überfluss im Land. Manchmal werden Feigen oder Feigenbäume auch als Symbole oder Bilder verwendet. In Passagen wie Jeremia 24, 1-10 und Hosea 9, 10 werden Feigen oder Feigenbäume als Symbol für Israel verwendet.
    2. Die meisten Verweise auf den Feigenbaum im Alten Testament sind jedoch lediglich ein Beispiel für einen landwirtschaftlichen Segen. Es scheint, dass sich Jesus hier nicht so sehr auf die Eigenschaften des Feigenbaums an sich bezieht, sondern auf die Art und Weise, wie der Feigenbaum den verlässlichen, jahreszeitlich bedingten Wachstumszyklen folgt. Dies wird besonders deutlich, wenn dieser Abschnitt mit Lukas 21, 29-31 verglichen wird: Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume! Wenn ihr sie schon ausschlagen seht, so erkennt ihr von selbst, dass der Sommer jetzt nahe ist. So auch ihr: Wenn ihr seht, dass dies geschieht, so erkennt, dass das Reich Gottes nahe ist.
  2. Also auch ihr, wenn ihr dies alles seht, so erkennt, dass er nahe vor der Türe ist: Jesus versicherte, dass, wenn diese Zeichen erscheinen würden, wie er es vorhergesagt hatte (der Gräuel der Verwüstung, gefolgt von großer Drangsal, gefolgt von Zeichen am Himmel), seine Rückkehr auf die Erde folgen würde. Wenn ein Feigenbaum Knospen treibt, resultiert daraus eine unweigerliche Folge – der Sommer ist nahe und es werden Früchte kommen. In gleicher Weise wird, wenn diese Zeichen geschehen werden, das Kommen Jesu in Herrlichkeit mit seiner Gemeinde in diese Welt unweigerlich folgen.
    1. Es war genauso, wie Daniel es im Buch Daniel 12, 11 prophezeit hatte. Das Ende wird 1.290 Tage nach dem Gräuel der Verwüstung kommen. Jesus versichert, dass die Qualen der großen Drangsal nicht unbegrenzt andauern werden; sie werden ein Ende haben.
    2. Bis zu diesem Punkt hat Jesus eine wichtige Übersicht über die endzeitlichen Ereignisse gegeben.
      1. Es wird Katastrophen und Verfolgungen geben, aber diese sind nicht das Zeichen des Endes.
      2. Es wird ein zentrales Zeichen geben: Den Gräuel der Verwüstung.
      3. Wenn der Gräuel der Verwüstung kommt, gibt es Warnungen an Israel, nach dem Gräuel zu fliehen.
      4. Auf den Gräuel der Verwüstung folgen große Drangsal und kosmische Störungen.
      5. Als Höhepunkt wird Jesus Christus in Herrlichkeit auf die Erde zurückkehren.
  3. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist: Diese Aussage Jesu ist einer der zentralen Gründe, warum viele die Erfüllung aller oder der meisten Ereignisse dieses Kapitels im Jahr 70 n. Chr. gesucht haben, also etwa 40 Jahre nachdem Jesus diese Worte gesagt hatte. Doch wie bereits erörtert, kommt diese Behauptung nur dadurch zustande, dass die grundlegendsten Interpretationen von dem Gräuel der Verwüstung, der Schwere der großen Drangsal, den kosmischen Zeichen und dem Kommen des Menschensohnes sehr stark ausgedehnt werden. Es ist besser, diesen Passagen ihre grundlegendste Bedeutung zuzuschreiben und dieses Versprechen an diesen Rahmen anzupassen.
    1. Das Geschlecht (Generation), das Jesus meinte, kann nicht die Generation der Jünger sein, denn sie sahen Jesus nie in Herrlichkeit zurückkehren, wie in Matthäus 24, 30 beschrieben. Es ist zweifellos die Generation, die diese Zeichen sehen wird. Diese Ereignisse und die Wiederkunft Jesu werden nicht auf einem Zeitplan von 1.000 Jahren stehen, sondern in einer Abfolge geschehen.
    2. Es wurde vorgeschlagen, dass das Wort Geschlecht (Generation) auch mit ‚Rasse‘ übersetzt werden könnte und ein Versprechen ist, dass der jüdische Stamm nicht ausgelöscht werden und bis zum Ende überleben würde. Dies wäre ein wertvolles Versprechen, aber einige Kommentatoren (wie z.B. France) behaupten, es sei eine verwirrende falsche Übersetzung. Wieder andere – wie Adam Clarke, der fest daran glaubte, dass die Ereignisse dieses Kapitels fast alle im Jahr 70 n. Chr. erfüllt worden seien – schreibt: „Diese Rasse, d.h. die Juden werden nicht aufhören, ein eigenständiges Volk zu sein, bis alle Vorhersagen Gottes in Bezug auf sie und die Heiden erfüllt sind.“

D. Mehr über sein Kommen, jedoch aus einem anderen Blickwinkel

1. Jesus sagt, dass der Tag und die Stunde seiner Wiederkunft weder Menschen noch Engeln bekannt ist

Matthäus 24, 36

Matthäus 24, 36
Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater.

  1. Jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand: Hier bezieht sich Jesus auf die ursprüngliche Frage aus Matthäus 24, 3 (Was wird das Zeichen deiner Wiederkunft … sein?). Seine Antwort ist etwas unerwartet, denn er entgegnet, jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand.
    1. Um diesem Gedanken nochmals Nachdruck zu verleihen, sagte Jesus, dass dieses Wissen allein seinem Vater vorbehalten sei. Wenn Jesus selbst – zumindest während seines irdischen Wirkens – diesen Tag und die Stunde nicht kannte, so unterstreicht dies die Unvernünftigkeit jedes anderen Menschen, eindeutige Vorhersagen über einen prophetischen Zeitplan zu treffen.
  2. Weiß niemand: Aufgrund dessen, was er uns über den Gräuel der Verwüstung mitteilte, könnten wir erwarten, dass der genaue Tag und die genaue Stunde bekannt sein könnten. Immerhin legte Daniel den Tag der Wiederkunft Jesu auf genau 1.290 Tage nach dem Gräuel der Verwüstung fest (Daniel 12, 11).
    1. Hierin besteht ein Dilemma. Wie kann der Tag des Kommens Jesu sowohl völlig unbekannt als auch gleichzeitig nach Daniel 12, 11 auf den Tag genau bekannt sein?

2. Jesus sagt, dass er dann kommen wird, wenn die Welt wieder so ist, wie sie in den Tagen Noahs war

Matthäus 24, 37-39

Matthäus 24, 37-39
Wie es aber in den Tagen Noahs war, so wird es auch bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wie sie in den Tagen vor der Sintflut aßen und tranken, heirateten und verheirateten bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging, und nichts merkten, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.

  1. Wie es aber in den Tagen Noahs war: Jesus erklärte, was er mit den Tagen Noahs meinte. Es bedeutet, dass sich das Leben um die alltäglichen Dinge dreht: essen und trinken, heiraten und verheiraten. Mit anderen Worten, das Leben wird zur Tagesordnung übergegangen sein; verwerflich vielleicht, aber durchaus üblich.
    1. Aßen und tranken, heirateten und verheirateten: Bruce merkt an: „Manche unterstellen diesen Worten eine böswillige Bedeutung: [Essen], eine Anspielung auf Völlerei, weil es oft im Zusammenhang mit Tieren verwendet wurde, aber auch im Zusammenhang mit dem Essen für den Menschen … [heiraten und verheiraten], was beschönigend auf eine Berechtigung zur sexuellen Auslebung auf beiden Seiten hindeutet.“ Dennoch kommt er zu dem Schluss: „Die Bedeutung scheint eher zu sein, dass alles wie gewohnt weitergeht, als ob nichts geschehen würde.“
    2. Wir sollten uns auch daran erinnern, dass die Tage Noahs auch von Gewalt und dämonischer Unterdrückung geprägt waren (1. Mose 6, 1-5).
  2. Nichts merkten, bis die Sintflut kam und sie alle dahinraffte: Die Menschen in den Tagen Noahs wurden gewarnt und schließlich kam das Gericht. Für diejenigen, die die Warnungen ignoriert hatten, kam es plötzlich und unerwartet.
    1. „Dass das Kommen des Menschensohnes zu einem unbekannten Zeitpunkt stattfindet, kann nur dann wahr sein, wenn das Leben wie gewöhnlich zu verlaufen scheint – genau wie in den Tagen vor der Sintflut.“ (Carson)
    2. Daraus ergibt sich ein Dilemma. Wie kann Jesus in eine ‚Alles-geht-seinen-gewohnten-Gang‘-Welt kommen, aber gleichzeitig in eine Welt, die die schlimmsten Katastrophen erlebt, die es je auf der Erde gegeben hat?

3. Jesus ermahnt seine Jünger, sich auf ein unerwartetes Kommen vorzubereiten

Matthäus 24, 40-44

Matthäus 24, 40-44
Dann werden zwei auf dem Feld sein; der eine wird genommen, und der andere wird zurückgelassen. Zwei werden auf der Mühle mahlen; die eine wird genommen, und die andere wird zurückgelassen. So wacht nun, da ihr nicht wisst, in welcher Stunde euer Herr kommt! Das aber erkennt: Wenn der Hausherr wüsste, in welcher Nachtstunde der Dieb käme, so würde er wohl wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. Darum seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.

  1. Dann werden zwei auf dem Feld sein; der eine wird genommen, und der andere wird zurückgelassen: Jesus weist hier auf ein seltsames Verschwinden hin; auf eine Hinwegnahme von einigen bei der Ankunft des Menschensohnes (wie auch in 1. Thessalonicher 4, 16-17) beschrieben.
    1. Genommen ist dasselbe Verb, das z.B. in Matthäus 1, 20; 17, 1; 18, 16; 20, 17 verwendet wird; es bedeutet, jemanden zu sich zu nehmen, um bei ihm zu sein, und weist daher eher auf die Erlösung als auf die Vernichtung des ‚Genommenen‘ hin.“ (France)
  2. So wacht nun, da ihr nicht wisst, in welcher Stunde euer Herr kommt: Da Tag und Stunde seines Kommens nicht bekannt sind, müssen die Nachfolger Jesu ständig mit seinem Kommen rechnen.
    1. Hierin befindet sich wieder das Dilemma seines zweiten Kommens.
      1. Ist es nun zu einer unerwarteten Stunde oder wird es vorhersagbar sein?
      2. Wird es sein, als würde alles seinen gewohnten Gang gehen, oder wie ein weltweiter Kataklysmus (=erdgeschichtliche Katastrophe)?
      3. Wird die Begegnung mit ihm im Himmel sein (1. Thessalonicher 4, 16-17) oder kommt er mit den Heiligen (Sacharja 14, 5)?
    2. William Barclay beschreibt hier einen schwierigen Aspekt: „Es besteht aus zwei Abschnitten, die einander zu widersprechen scheinen. Der erste (Verse 32-35) scheint darauf hinzuweisen, dass, wie ein Mensch an den Zeichen der Natur erkennen kann, wenn der Sommer kommt, er auch an den Zeichen der Welt erkennt, wenn die Wiederkunft des Herrn nahe ist … Der zweite Abschnitt (Verse 36-41) benennt eindeutig, dass niemand den Zeitpunkt der Wiederkunft kennt, nicht die Engel, nicht einmal Jesus selbst, sondern nur Gott; und dass sie über die Menschen kommen wird wie ein plötzlicher Regenschauer aus einem blauen Himmel.“
    3. Das Dilemma wird durch die Erkenntnis gelöst, dass es tatsächlich zwei Wiederkünfte gibt. Eine im Himmel für die Gemeinde – bekannt als die Entrückung. Die andere auf der Welt, die zusammen mit der Gemeinde kommt – allgemein bekannt als die Wiederkunft Jesu. Die ‚Widersprüche‘ in Matthäus 24 (und einem Großteil der übrigen Prophezeiungen) werden oft dadurch gelöst, dass man sieht, dass es tatsächlich Hinweise auf ‚zwei‘ Wiederkünfte Jesu gibt.
  3. Darum seid auch ihr bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint: Wir dürfen die Betonung hierauf nicht ignorieren. Wir müssen bereit sein, denn sein Kommen wird ohne Vorwarnung geschehen. Jesus fährt mit Gleichnissen fort, um diesen Punkt deutlich zu machen.
    1. „Sueton [römischer Schriftsteller] berichtet uns, dass es Teil von Julius Cäsars Politik war, seine Soldaten niemals im Voraus über einen bestimmten Zeitpunkt des Abzugs oder des Aufbruchs zu informieren, sodass sie immer bereit waren, dahin zu ziehen, wo er sie haben wollte.“ (Trapp)

E. Das Gleichnis von den zwei Knechten

1. Der treue Knecht

Matthäus 24, 45-47

Matthäus 24, 45-47
Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den sein Herr über seine Dienerschaft gesetzt hat, damit er ihnen die Speise gibt zur rechten Zeit? Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

  1. Glückselig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird: Jesus sagte uns, dass wir mit Eifer und Gewissenhaftigkeit weitermachen müssen, während der Herr fort ist. Wir müssen dieser treue und kluge Knecht sein, der sich um die Geschäfte seines Herrn kümmert, während er fort ist.
  2. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen: Jesus versprach auch, dass wir für unseren Fleiß belohnt werden. Die Diener dienen dem Herrn, aber der Herr weiß, wie man für die Diener sorgt und sie belohnt.

2. Der böse Knecht

Matthäus 24, 48-51

Matthäus 24, 48-51
Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht: Mein Herr säumt zu kommen!, und anfängt, die Mitknechte zu schlagen und mit den Schlemmern zu essen und zu trinken, so wird der Herr jenes Knechtes an einem Tag kommen, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn entzweihauen und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben. Da wird das Heulen und Zähneknirschen sein.

  1. Wenn aber jener böse Knecht in seinem Herzen spricht: Mein Herr säumt zu kommen: Jesus warnt uns vor einer Einstellung, die besagt: „Mein Herr säumt zu kommen“. Wir müssen in ständiger Erwartung seiner Wiederkunft leben, und das bedeutet, dass wir uns jetzt für ihn einsetzen müssen.
    1. Die gefährlichste Lüge ist nicht „Es gibt keinen Gott“, nicht „Es gibt keine Hölle“; sondern die gefährlichste Lüge Satans ist „Es besteht keine Eile“. Man sollte nicht leichtfertig sagen: „Jesus kommt weder heute noch in den nächsten Jahren“, denn sämtliche Prophezeiungen machen etwas anderes erforderlich. Wir müssen auf die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi vorbereitet sein.
  2. Und anfängt, die Mitknechte zu schlagen und mit den Schlemmern zu essen und zu trinken: Der böse Knecht, der nicht auf die Rückkehr des Herrn vorbereitet war, sündigte auf mindestens drei Arten.
      1. Er kümmerte sich nicht um die Geschäfte, die der Herr ihm hinterlassen hatte.
      2. Er kämpfte mit seinen Mitknechten und misshandelte sie.
      3. Er gab sich den Freuden der Welt hin, anstatt seinem Herrn zu dienen.
    1. Diese Forderung nach ständiger Bereitschaft ist für Christen heute eine Herausforderung. Man kann sagen, dass viele Christen aus denselben drei Gründen nicht bereit sind. Jeder Leser sollte von der Dringlichkeit des Aufrufs Jesu ergriffen sein.
  3. Wird ihn entzweihauen und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben: Der treue und kluge Knecht wurde belohnt, aber auch der böse Knecht. Er wurde für seine Bosheit bestraft und er bekam den Teil mit den Heuchlern, den er verdient hatte.
    1. Ihn entzweihauen: „Wahrscheinlich ist die Bedeutung: wird ihn (sozusagen) mit einer Peitsche in zwei Hälften schneiden = ihn, den niederen Sklaven, unbarmherzig schlagen. Es ist ein hartes Wort, das gewählt wurde, um die Wut des Herrn nachzuvollziehen.“ (Bruce)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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