Matthäus 28 – Jesus, der auferstandene Herr und sein Auftrag

A. Der auferstandene Jesus

1. Maria Magdalena und Maria von Bethanien begegnen am Grab einem Engel

Matthäus 28, 1-3

Matthäus 28, 1-3
Nach dem Sabbat aber, als der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu, wälzte den Stein von dem Eingang hinweg und setzte sich darauf. Sein Aussehen war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.

  1. Kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen: Sie kamen, um die Vorbereitung des Leichnams Jesu zu beenden, die durch den Sabbat verkürzt wurde (Lukas 24, 1-3). Nach dem Sabbat am Sonntag (der erste Tag der Woche) kamen sie zum Grab – in der Erwartung, den toten Körper von Jesus zu finden.
  2. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben: Nur Matthäus erwähnt dieses Erdbeben. Das Erdbeben hat nicht dazu geführt, dass der Stein weggerollt wurde. Wenn überhaupt, wurde das Erdbeben dadurch ausgelöst, dass der Engel den Stein zur Seite gewälzt hat.
    1. „Die Erde bebte sowohl beim Leiden Christi als auch bei seiner Auferstehung; damals, um zu zeigen, dass sie sein Leiden nicht ertragen konnte; jetzt, um zu zeigen, dass sie seine Auferstehung nicht verhindern konnte.“ (Trapp)
    2. Einige meinen, dies sei kein normales Erdbeben gewesen, sondern bezieht sich auf das Erbeben der Wächter am Grab (Matthäus 28, 4). „Beben, Erschütterung oder ein Aufruhr jeglicher Art: Der Begriff beschreibt wahrscheinlich bloß die Verwirrung, die unter den Wächtern durch die Erscheinung des Engels hervorgerufen wurde. All das hatte sich abgespielt, bevor die Frauen das Grab erreichten.“ (Clarke)
  3. Denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat herzu, wälzte den Stein von dem Eingang hinweg und setzte sich darauf: Als die Frauen zum Grab kamen, sahen sie, dass der Stein weggerollt war und ein Engel darauf saß. Die Tür zum Grab stand weit offen.
    1. „Tatsächlich bedurfte es keines Engels, um den Stein zu entfernen, wenn er nur deshalb herabgestiegen wäre. Er, der vom Geist belebt wurde, hätte mit derselben Kraft den Stein wegrollen können; aber wie es sich gehörte, sollten auch die Engel, die Zeugen seines Leidens gewesen waren, Zeugen seiner Auferstehung sein.“ (Poole)
    2. Der Stein, der den Leichnam Jesu im Grab einschloss, war wie das Tor einer Gefängniszelle und hatte den Leichnam Jesu im Grab gefangen gehalten. Doch jetzt ist er zu einem Ort der Ruhe geworden, denn der Engel setzte sich darauf.

2. Die Botschaft des Engels

Matthäus 28, 4-6

Matthäus 28, 4-6
Vor seinem furchtbaren Anblick aber erbebten die Wächter und wurden wie tot. Der Engel aber wandte sich zu den Frauen und sprach: Fürchtet ihr euch nicht! Ich weiß wohl, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her, seht den Ort, wo der Herr gelegen hat!

  1. Vor seinem furchtbaren Anblick aber erbebten die Wächter und wurden wie tot: Die römischen Soldaten, die für die Bewachung des Grabes verantwortlich waren, hatten schreckliche Angst. Die Anwesenheit der Engel ließ diese Berufssoldaten zittern und in Ohnmacht fallen.
    1. „Er scheint weder ein flammendes Schwert gezogen, noch zu den Wächtern gesprochen zu haben; aber die Gegenwart der vollkommenen Reinheit überwältigte diese rauen Legionäre.“ (Spurgeon)
    2. „Die Auferstehung Christi ist für die Diener der Sünde ein Grund des Schreckens und für die Söhne Gottes ein Grund des Trostes; denn sie ist ein Beweis für die Auferstehung beider, dem einen zu Schande und ewiger Verachtung, dem anderen zu ewiger Herrlichkeit und Freude.“ (Clarke)
  2. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden: Zum ersten Mal hörten diejenigen, die Jesus nachfolgten – diese gläubigen Frauen -, was sie zu hören nicht erwartet hatten. Sie hörten, dass Jesus nicht im Grab lag, sondern von den Toten auferstanden ist.
    1. In der Bibel gibt es mehrere Beispiele für Menschen, die vor diesem Ereignis wiederbelebt wurden, wie z.B. der Sohn der Witwe in den Tagen von Elia (1. Könige 17, 17-24) und Lazarus (Johannes 11, 38-44). Jeder von ihnen wurde aus dem Tod wiederbelebt, aber keiner von ihnen wurde auferweckt. Jeder von ihnen stand in demselben Körper wieder auf, in dem er gestorben war, und wurde von den Toten wiederbelebt, um schließlich wieder zu sterben. Auferstehung bedeutet nicht nur, wieder zu leben; es bedeutet, in einem neuen Körper wieder zu leben, der auf unserem alten Körper basiert und perfekt für das Leben in der Ewigkeit geeignet ist. Jesus war nicht der erste, der von den Toten zurückgebracht wurde, aber er war der erste, der auferstanden ist.
    2. Wir sollten auch betonen, dass Jesus immer noch auferstanden ist. Er ist in den Himmel aufgefahren und regiert weiterhin als auferstandener Mensch, immer noch ganz Mensch und ganz Gott.
    3. In Israel kann man viele Gräber und Grabstätten sehen – es gibt auf dem Ölberg ein Meer von Gräbern und außerhalb der Ostmauer des Tempelbergs ein riesiges Gräberfeld. Man kann das Grab der Rebekka sehen, das Grab Davids, das Grab Absaloms – aber das Grab Jesu findet man nirgends. Er ist nicht hier.
    4. Wie er gesagt hat, erinnerte er diese Frauen – und alle Jünger – daran, dass sie dies hätten erwarten sollen. Es war genau das, was er versprochen hatte.
  3. Kommt her, seht den Ort, wo der Herr gelegen hat: Der Stein wurde nicht weggerollt, um Jesus herauszulassen. Johannes 20, 19 sagt uns, dass Jesus in seinem Auferstehungsleib durch massive Hindernisse hindurchgehen konnte. Er wurde weggerollt, damit andere hineinsehen und sich davon überzeugen konnten, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist.
    1. „Die Aufforderung, den Ort zu sehen, an dem er lag, ist passenderweise an dieselben Leute gerichtet, die beobachtet hatten, wie der Leichnam hineingelegt wurde – somit wird die Möglichkeit einer Verwechslung ausgeschlossen.“ (France)
    2. „Kommt und seht die Nische, in die er gelegt worden ist – sie ist jetzt leer. Es war auch kein anderer Körper an diesem Ort, denn es war ein neues Grab, in das noch nie jemand gelegt worden ist, Johannes 19, 41. Deshalb konnte es in diesem Fall keine Täuschung geben.“ (Clarke)
    3. Die Tatsache der Auferstehung ist klar genug. Wir müssen uns auch mit der Bedeutung der Auferstehung auseinandersetzen. Die Auferstehung Jesu bewies ganz einfach, dass sein Tod tatsächlich eine Sühne für die Sünde war und dass der Vater sie als solche akzeptiert hatte. Das Kreuz war die Bezahlung und die Auferstehung die Quittung, die beweist, dass die Bezahlung voll akzeptiert wurde.
    4. Diese Frauen waren später dankbar, dass der Engel ihnen sagte, seht den Ort, wo der Herr gelegen hat. Es hätte gereicht – es hätte reichen sollen -, nur das Zeugnis des Engels zu hören. Doch als sie es sahen, gab es ihnen Grund, auf noch festeren Füßen zu stehen, da sie ihre Überzeugungen auf mehr, als die Aussagen des Engels gründen konnten. „Ein Augenzeuge ist besser als zwanzig Ohrenzeugen; die Menschen werden glauben, was du gesehen hast, wenn sie nicht glauben, was du gehört hast.“ (Spurgeon)
      1. Wenn wir den Ort sehen, wo der Herr gelegen hat, sehen wir, dass der Vater Jesus nicht im Stich gelassen hat.
      2. Wenn wir den Ort sehen, wo der Herr gelegen hat, sehen wir, dass der Tod besiegt ist.
      3. Wenn wir den Ort sehen, wo der Herr gelegen hat, sehen wir, dass wir in Jesus einen lebendigen Freund haben.

3. Die Anweisungen des Engels an Maria Magdalena und an Maria von Bethanien

Matthäus 28, 7-8

Matthäus 28, 7-8
Und geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, dass er aus den Toten auferstanden ist. Und siehe, er geht euch voran nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt! Und sie gingen schnell zum Grab hinaus mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkünden.

  1. Und geht schnell hin und sagt seinen Jüngern, dass er aus den Toten auferstanden ist: Der Engel befahl ihnen, die ersten Boten der guten Nachricht von der Auferstehung Jesu zu sein. Da diese Frauen zu den wenigen Menschen gehörten, die mutig genug waren, sich öffentlich mit Jesus zu identifizieren, war es eine angemessene Anerkennung.
    1. „Nicht zuerst denen, die sozusagen die Oberhäupter der Kirche waren, sondern vor allem den einfachen Frauen erschien der Herr; und die Apostel selbst mussten zu Maria Magdalena und der anderen Maria in die Schule gehen, um diese große Wahrheit zu lernen: ‚Der Herr ist wahrhaftig auferstanden‘.“ (Spurgeon)
  2. Und siehe, er geht euch voran nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen: Das versicherte den Frauen, sie würden den auferstandenen Jesus sehen. Er wurde nicht einfach von den Toten auferweckt; er wurde erweckt, um seine Beziehung mit ihnen fortzusetzen.
    1. Der Engel hätte auch sagen können: „Er ist auferstanden und in den Himmel aufgefahren!“ Das wäre besser gewesen, als zu wissen, dass er tot ist; die Wahrheit war jedoch noch viel besser. Er ist auferstanden, auferstanden um eine echte Beziehung zu seinen Jüngern zu haben und fortzusetzen.
  3. Und liefen, um es seinen Jüngern zu verkünden: Die Frauen – erfüllt von Furcht und großer Freude – taten genau das, was der Engel ihnen sagte. Er befahl ihnen, geht schnell hin, und sie taten es.
    1. „Gläubige, die auf dem Weg des Gehorsams laufen, werden sehr wahrscheinlich auf Jesus treffen. Manche Christen sind auf der Reise in den Himmel so langsam unterwegs, dass sie von Torheiten oder Fehlern, von Trägheit oder Satan überholt werden. Wer aber für Christus das Rennen läuft, wird seinem Meister begegnen, während er auf seinem Weg dahineilt.“ (Spurgeon)

4. Maria Magdalena und Maria von Bethanien begegnen einem auferstandenen Jesus

Matthäus 28, 9-10

Matthäus 28, 9-10
Und als sie gingen, um es seinen Jüngern zu verkünden, siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Sie aber traten herzu und umfassten seine Füße und beteten ihn an. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin, verkündet meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen; dort werden sie mich sehen!

  1. Als sie gingen, um es seinen Jüngern zu verkünden: Die Frauen begegneten Jesus, als sie dem Befehl gehorchten, die Nachricht von der Auferstehung zu verkünden.
  2. Siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! In anderen Übersetzungen steht ‚Freut euch!‘. Was konnte Jesus diesen Frauen noch sagen? Was konnten sie noch tun, außer sich zu freuen?
    1. „France bemerkt: [Die Worte, die hier mit] ‚Seid gegrüßt!‘ [übersetzt werden], stellen den normalen griechischen Gruß dar, ein fast heimeliges ‚Hallo!‘ im Gegensatz zu der furchterregenden Erscheinung des Engels.“
  3. Sie aber traten herzu und umfassten seine Füße und beteten ihn an: Als die Frauen Jesus begegneten, fühlten sie sich gedrängt, ihn anzubeten. Eine Stunde zuvor meinten sie, alles sei verloren, weil sie dachten, Jesus sei tot. Jetzt wussten sie, dass alles gut war, weil Jesus am Leben war.
    1. Bemerkenswert ist, dass Jesus von diesen Frauen angebetet wurde. Wenn Jesus nicht Gott wäre, wäre es für ihn eine schreckliche Sünde gewesen, diese Anbetung anzunehmen. Aber da er Gott ist, war es gut und angemessen, dass er diese Anbetung empfangen hat.
  4. Fürchtet euch nicht! Geht hin, verkündet meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen sollen; dort werden sie mich sehen! Jesus sagte den Frauen dasselbe, sie sollten tun, was der Engel ihnen bereits aufgetragen hatte.
    1. Meinen Brüdern: „Das ist das erste Mal, dass unser Herr seine Jünger mit diesem liebevollen Namen anredet: Sie dachten zweifellos, dass ihr Herr ihnen ihre vergangene Feigheit und Untreue vorwerfen würde; aber indem er sie so anspricht, gibt er ihnen in den sanftesten Worten die volle Zusicherung, dass alles, was vergangen war, für immer begraben wurde.“ (Clarke)

5. Die Vertuschung der Auferstehung beginnt mit der Bestechung der Wachen

Matthäus 28, 11-15

Matthäus 28, 11-15
Während sie aber hingingen, siehe, da kamen etliche von der Wache in die Stadt und verkündeten den obersten Priestern alles, was geschehen war. Diese versammelten sich samt den Ältesten, und nachdem sie Rat gehalten hatten, gaben sie den Kriegsknechten Geld genug und sprachen: Sagt, seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen. Und wenn dies vor den Statthalter kommt, so wollen wir ihn besänftigen und machen, dass ihr ohne Sorge sein könnt. Sie aber nahmen das Geld und machten es so, wie sie belehrt worden waren. Und so wurde dieses Wort unter den Juden verbreitet bis zum heutigen Tag.

  1. Sagt, seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen: Dieser Vertuschungsversuch zeigt die Verlogenheit dieser Priester. Sie kannten die Wahrheit der Auferstehung, doch sie lehnten diese Wahrheit ab.
    1. Geld genug: „Das Griechische bedeutet wörtlich ‚genügend Geld‘ – es muss sehr viel gewesen sein!“ (France)
  2. Während wir schliefen: Die Vertuschung zeigt auch ihre Dummheit. Wenn es stimmen würde, dass die Wachen geschlafen haben, hätten sie nicht wissen können, dass es seine Jünger waren, die den Leichnam Jesu gestohlen haben.
    1. Um das zu glauben, müssen wir folgendes glauben:
      1. Alle Soldaten haben geschlafen – alle!
      2. Alle Soldaten verstießen gegen das strenge Gesetz des römischen Militärs, bei dem auf das Schlafen während des Wachdienstes die Todesstrafe stand.
      3. Alle Soldaten schliefen so tief, dass keiner von ihnen durch die Arbeit, die Anstrengung und die Lautstärke geweckt wurde, welche notwendig war, um den Stein wegzurollen und den Leichnam wegzutragen.
      4. Alle Soldaten schliefen so tief und fest – und doch wussten sie, wer es getan hatte.
    2. Clarke kommentiert zu Recht: „Hier ist ein ganzer Berg an Ungereimtheiten.“
  3. Und so wurde dieses Wort unter den Juden verbreitet bis zum heutigen Tag: Im Laufe der Zeit sind viele Einwände gegen die Auferstehung Jesu vorgebracht worden. Einige sagen, er sei gar nicht gestorben, sondern am Kreuz nur ohnmächtig geworden oder ins Koma gefallen und im Grab spontan wieder auferstanden. Andere sagen, er ist wirklich gestorben, aber sein Leichnam wurde gestohlen. Wieder andere behaupten ebenfalls, er sei gestorben, aber seine verzweifelten Anhänger hätten sich seine Auferstehung nur eingebildet. Ein klares, einfaches Verständnis der Beweise für die Auferstehung Jesu beantwortet all diese Theorien und zeigt, dass weit mehr Glauben nötig ist um diesen Theorien zu glauben, als dem biblischen Bericht.
    1. „Brüder, ich nehme an, dass sich Personen erheben werden, die daran zweifeln werden, ob es jemals einen Mann wie Julius Cäsar oder Napoleon Bonaparte gegeben hat. Und wenn sie das tun – wenn die ganze bewährte Geschichtsschreibung in den Wind geschlagen wird – dann, und erst dann, werden sie anfangen, in Frage zu stellen, ob Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Denn diese historische Tatsache wird von mehr Zeugen bezeugt als fast jede andere Tatsache, die in der Geschichte aufgezeichnet wurde, sei sie religiös oder weltlich.“ (Spurgeon)
    2. Wir singen manchmal: „Du fragst mich, woher ich weiß, dass er lebt; er lebt, er lebt in meinem Herzen.“ Aber das ist nicht der beste Weg, um zu beweisen, dass Jesus lebt. Er lebt, weil die historischen Beweise verlangen, dass wir an die Auferstehung Jesu glauben. Wenn wir an irgendetwas in der Geschichte glauben können, dann an das verlässliche, bestätigte Zeugnis dieser Augenzeugen. Jesus ist von den Toten auferstanden.

B. Der große Auftrag

1. Die Jünger treffen Jesus in Galiläa

Matthäus 28, 16-17

Matthäus 28, 16-17
Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Und als sie ihn sahen, warfen sie sich anbetend vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.

  1. Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa: Matthäus berichtet uns nicht von der Erscheinung Jesu vor seinen Jüngern in Jerusalem, wie Johannes es tat. Matthäus war mehr daran interessiert, zu zeigen, dass die Verheißung Jesu aus Matthäus 26, 32 erfüllt wurde.
    1. Auf den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte: „Der Versammlungsort würde ein vertrauter Ort sein … der in den Evangelien nur ungenau beschrieben wird.“ (Bruce)
  2. Und als sie ihn sahen, warfen sie sich anbetend vor ihm nieder: Das war nicht ihre erste Begegnung mit dem auferstandenen Jesus; aber es war eine wichtige. Bei diesem Treffen erhielten sie ihren apostolischen Auftrag.
  3. Warfen sie sich anbetend vor ihm nieder; etliche aber zweifelten: Die natürliche Reaktion auf die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus ist Anbetung, auch wenn einige ihre Unsicherheit und ihr Zögern überwinden mussten – wahrscheinlich, weil sie das Gefühl hatten, es sei zu schön, um wahr zu sein und weil sie sich schämten, Jesus während seines Leidens verlassen zu haben.
    1. „Als sie ihn erkannten, war es natürlich, dass sie ihn anbeteten, doch die ganze Erfahrung war so unfassbar und überwältigend, dass einige zweifelten … Das Verb distazo beschreibt keinen gefestigten Unglauben, sondern einen Zustand der Unsicherheit und des Zögerns.“ (France)
    2. „Dunn sieht in Matthäus‘ Erwähnung dieses Zweifels ein ‚echtes historisches Ereignis‘ – diejenigen, die dabei waren, hätten die widersprüchlichen Emotionen und Überzeugungen in dieser einzigartigen Erfahrung nie vergessen.“ (France)
    3. Die Tatsache, dass einige der Jünger Zweifel hatten, spricht gegen die Theorie, dass die Erscheinung von Jesus lediglich eine Halluzination war, die aus dem verzweifelten Wunsch entstand, ihn zu sehen.

2. Jesus beauftragt seine Jünger bevor er zum Vater auffährt

Matthäus 28, 18-20

Matthäus 28, 18-20
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. So geht nun hin und macht zu Jüngern alle Völker, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit! Amen.

  1. Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden: Der folgende Auftrag wird im Licht der Autorität von Jesus erteilt. Das weist darauf hin, dass es sich um einen verbindlichen Befehl und nicht um einen Vorschlag handelt. Es ist die gleiche Vorgehensweise wie wenn ein Offizier einen einfachen Soldaten an seinen Rang erinnert, bevor er den Befehl gibt. Weil er diese Macht hat, kann er senden, wen immer er will, um zu tun, was auch immer ihm gefällt.
    1. „[Das Wort] ‚alle‘ durchzieht Matthäus 28, 18-20 und verbindet diese Verse miteinander: alle Macht, alle Völker, alle Dinge, alle Tage.“ (Carson)
    2. „In den Händen einiger Menschen ist Macht gefährlich, doch in den Händen Christi ist Macht gesegnet. Oh, möge er alle Macht haben! Lass ihn damit tun, was er will, denn er kann nichts anderes wollen als das, was richtig, gerecht, wahrhaftig und gut ist.“ (Spurgeon)
    3. „Wir glauben an diese Macht, und wir ruhen in ihr.“ (Spurgeon)
      1. Wir streben keine andere Macht an.
      2. Wir trotzen jeder anderen Macht.
      3. Wir wissen, dass unsere Machtlosigkeit den Fortschritt seines Reiches nicht behindern wird.
      4. Wir geben unser ganzes Sein in seine Hände.
    4. „Wenn Jesus Christus nicht dem Vater gleichgestellt wäre, hätte er dann diese Machtgleichheit beanspruchen können, ohne sich der Gottlosigkeit und der Gotteslästerung schuldig zu machen? Sicher nicht; und bestätigt er nicht voll und ganz seine Gottheit und seine Gleichheit mit dem Vater, indem er alle Autorität im Himmel und auf Erden beansprucht und besitzt?“ (Clarke)
  2. So geht nun hin: Weil Jesus diese Autorität hat, sind wir aufgefordert, zu gehen. Es ist eine Autorität, die uns sendet, seine Autorität, die uns führt, und seine Autorität, die uns befähigt. Sein Werk und Seine Botschaft sollen durch seine Jünger in die Welt hinausgetragen werden.
    1. „So schließen diese Verse den letzten Abschnitt auf wunderbare Weise ab … aber sie bringen auch das ganze Evangelium zu einem dynamischen Abschluss, der in Wirklichkeit mehr ein Anfang als ein Ende ist.“ (France)
    2. Jesus sagte zu einigen sehr unvollkommenen Jüngern ‚Geht‘. „Wer soll aus dieser ersten Schar von Jüngern hinausgehen? Es ist Petrus, der Unbesonnene und Starrköpfige. Es ist Johannes, der manchmal am liebsten Feuer vom Himmel fallen lassen möchte, um Menschen zu vernichten. Es ist Philippus, mit dem der Erlöser schon so lange unterwegs ist und der ihn doch nicht erkannt hat. Es ist Thomas, der seinen Finger in die Wunde von den Nägeln legen muss, da er ihm sonst nicht glauben kann. Doch der Meister sagt zu ihnen: ‚Geht hin; mir ist alle Macht gegeben, darum geht hin. Ihr seid für meine Zwecke so gut, wie jeder andere es auch wäre. Ich weiß, dass keine Macht in euch ist, aber dafür ist alle Macht in mir, darum geht hin.“ (Spurgeon)
  3. Macht zu Jüngern alle Völker: Der Befehl lautet, Jünger zu machen, nicht nur Bekehrte oder Unterstützer einer Sache. Hinter dem Wort ‚Jünger‘ steht die Vorstellung von Gelehrten, Lernenden oder Studenten.
    1. Jünger machen erinnert uns daran, dass Jünger gemacht werden. Jünger werden nicht spontan bei der Bekehrung geschaffen; sie sind das Produkt eines Prozesses, an dem andere Gläubige beteiligt sind. Dieses zu Jüngern machen ist die Kraft die zur Verbreitung des Christentums führt.
  4. Alle Völker: In seinem früheren Dienst beschränkte Jesus sein Wirken bewusst auf das jüdische Volk (Matthäus 15, 24) und sandte zuvor seine Jünger mit der gleichen Einschränkung aus (Matthäus 10, 6). Nur in seltenen Ausnahmen diente Jesus unter den Heiden (Matthäus 15, 21-28). Jetzt ist all das Vergangenheit, und die Jünger haben den Auftrag, das Evangelium zu allen Völkern zu bringen. Es gibt keinen Ort auf der Erde, an dem das Evangelium Jesu nicht gepredigt werden soll und an dem keine Jünger gemacht werden sollen.
    1. „Das Ziel der Jünger Jesu ist es daher, alle Menschen überall und ohne Unterschied zu Jüngern zu machen.“ (Carson)
    2. Christus befiehlt ihnen hinzugehen und die Völker zu taufen; aber wie viel Zeit verging, bevor eine solche Reise unternommen wurde! Und als nun die Zeit gekommen war, dass dieses Werk beginnen sollte, da ging Petrus nicht los, ohne dass ihm zuvor eine Aufforderung vom Himmel gegeben wurde.“ (Lightfoot, zitiert in Clarke)
  5. Und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: Es ist bemerkenswert, dass Jesus, als er sagte, sie sollten zu allen Völkern gehen, ihnen nicht befahl, diejenigen zu beschneiden, die zu Jüngern wurden. Stattdessen sollten sie sie taufen, was den Bruch mit dem traditionellen Judentum andeutet.
    1. „‚Auf den Namen‘, oder auch ‚in dem Namen‘ stellt eine Art [gegenseitigen] Treueeid dar.“ (France)
    2. Die Worte und der Kontext weisen deutlich darauf hin, dass die Jünger, die getauft werden, in einem Alter sind, in dem sie gelehrt werden können und die Dinge, die Jesus befohlen hat, auch befolgen können.
    3. Diejenigen, die für die Kindertaufe sind, erwidern wenig überzeugend: „Daraus folgt aber nicht, dass [selbst] Kinder, deren Eltern die Taufe befürworten, [trotzdem] nicht getauft werden dürfen, denn den Aposteln wurde befohlen, alle Nationen zu taufen; Kinder sind ein großer Teil jeder Nation.“ (Poole)
    4. Auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes: „Gott in diesen drei Personen zu erfahren ist die wesentliche Grundlage der Jüngerschaft. Zugleich unterstreicht der Singular des Substantivs Name (nicht ‚Namen‘) die Einheit der drei Personen.“ (France)
  6. Und lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe: Das Jüngermachen geschieht durch Lehre. Diese Lehre besteht nicht nur aus Worten, sondern aus der Kraft des immer gegenwärtigen Jesus. Er wird bei seinem Volk sein, bis die Aufgabe Jünger zu machen erfüllt ist – bis an das Ende der Weltzeit.
    1. „Bisher war Jesus allein der Lehrer, und das Verb [lehren] wurde von Matthäus für den Dienst der Jünger nicht verwendet. Jetzt übernehmen sie seine Rolle des Lehrens.“ (France)
    2. Der Inhalt der Lehre muss alles sein, was ich euch befohlen habe. Die Nachfolger Jesu sind dafür verantwortlich, denen, die zu Jüngern gemacht werden, den ganzen Ratschluss Gottes vorzustellen.
  7. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Weltzeit: Jesus sandte seine Jünger mit einer Mission, die sie erfüllen sollten, aber er sandte sie nicht allein. Die Verheißung seiner ständigen Gegenwart war mehr als genug, um die Jünger zu stärken und zu leiten, während sie Jesus darin gehorchten, alle Völker zu Jüngern zu machen.
    1. Die Verheißung seiner Gegenwart ist umfassend. In manchen Übersetzungen steht ‘ich bin immer bei euch‘,„was einen Ausdruck wiedergibt, der im Neuen Testament nur hier zu finden ist – nämlich ‚jeden Tag aufs Neue‘. Nicht nur das Ende ist im Fokus, sondern jeder einzelne Tag, so wie wir ihn erleben.“ (Carson)
    2. Seine Anwesenheit ist ein Privileg, denn wir arbeiten mit einem großen König zusammen. Paulus hat dieses Prinzip in 1. Korinther 3, 9 gut verstanden. Dort schreibt er: Denn wir sind Gottes Mitarbeiter. Seit Jesus versprochen hat, „Ich bin bei euch alle Tage“, arbeiten wir in allem, was wir tun, mit ihm zusammen. Wir arbeiten zweifellos für Jesus, aber mehr als das arbeiten wir mit Jesus.
    3. Seine Gegenwart bedeutet Schutz, denn wir sind nie außerhalb seines Blickes oder seiner Aufmerksamkeit.
    4. Seine Gegenwart bedeutet Vollmacht, denn wenn wir diesen großen Auftrag erfüllen, arbeiten wir in seinem Namen.
    5. Seine Gegenwart bedeutet Frieden, weil sie uns immer daran erinnert, dass die Gemeinde Jesus gehört. Es ist seine Gemeinde und sein Werk. Warum sollten wir uns dann Sorgen machen?
    6. „Wenn Christus sagt: „Ich werde mit dir sein“, kannst du hinzufügen, was du willst: um dich zu beschützen, dich zu leiten, dich zu trösten, das Werk der Gnade in dir fortzuführen und dich am Ende mit Unsterblichkeit und Herrlichkeit zu krönen. All dies und mehr ist in dieser kostbaren Verheißung enthalten.“ (Trapp)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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