1. Korinther 16 – Eine Sammlung und eine Schlussfolgerung

A. Die Sammlung für die Gemeinde in Jerusalem

1. Empfang der Sammlung

1. Korinther 16, 1-2

1. Korinther 16, 1-2
Was aber die Sammlung für die Heiligen anbelangt, so sollt auch ihr so handeln, wie ich es für die Gemeinden in Galatien angeordnet habe. An jedem ersten Wochentag lege jeder unter euch etwas beiseite und sammle, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht erst dann die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme.

  1. Anbelangt zeigt, dass Paulus hier auf etwas antwortet, worum die Christen in Korinth gebeten hatten (ebenso in 1. Korinther 7, 1: ‚betrifft‘; 8, 1: ‚angeht‘ und 12, 1: ‚über … nicht in Unwissenheit lassen‘).
  2. Die Sammlung für die Heiligen: Paulus bezieht sich auf eine (Geld-)Sammlung für die Heiligen in Jerusalem. In mehreren anderen Passagen ist ebenfalls die Rede von Gemeinden, die den armen Christen in Jerusalem helfen wollten (Apostelgeschichte 11, 27-30; 24, 17; Römer 15, 26; 2. Korinther 8, 13; 9, 9-12).
    1. Wie ich es für die Gemeinden in Galatien angeordnet habe: Paulus erwähnt in Galater 2, 9-10 sein Anliegen für die armen Christen in Jerusalem. „Die Aufgabe, die armen Mitglieder der Gemeinde zu entlasten, ist eine moralische Pflicht, ein Opfer, an dem Gott Wohlgefallen hat, Philipper 4, 18; unser Glaube muss durch diese Liebe wirken.“ (Poole)
    2. Warum war die Gemeinde in Jerusalem so hilfsbedürftig? Dafür gibt es viele Gründe. Wir wissen, dass sie viele Witwen unterstützten (Apostelgeschichte 6, 1-6) und dass sie sich in einer großen Hungersnot befanden (Apostelgeschichte 11, 27-30).
    3. Im Allgemeinen haben sich die Christen durch solche Bemühungen Gehör und Anerkennung verschafft. Was glaubst du, warum zum Beispiel das Rote Kreuz den Namen „Rotes Kreuz“ trägt? Die Organisation hat christliche Hintergründe.
    4. Einige dachten, es sei für Christen wichtiger, Armen und Notleidenden zu helfen, als Diener des Evangeliums zu unterstützen. Aber in 1.Timotheus 5 spricht Paulus von der Verantwortung der Gemeinde, die Witwen zu ehren, aber die Diener des Evangeliums doppelter Ehre wertzuachten. Während Christen also die Verantwortung haben, den Armen zu helfen, steht trotzdem die Unterstützung der Diener des Evangeliums an vorderster Stelle.
  3. Die Sammlung für die Heiligen: Allgemeine biblische Grundsätze zur Unterstützung der Armen in der Gemeinde:
    1. Die Fürsorge ist eine potenzielle Quelle von Konflikten und Spaltungen. Es ist die Aufgabe der Diakone, solche Probleme durch ihr weises, vom Geist geleitetes Handeln zu verhindern (Apostelgeschichte 6, 1-7).
    2. Die Gemeinde hat die Pflicht, den tatsächlich Bedürftigen zu helfen (Jakobus 1, 27).
    3. Die Gemeinde muss erkennen, wer die tatsächlich Bedürftigen sind (1. Timotheus 5, 3).
    4. Wenn jemand arbeiten kann, um sich selbst zu versorgen, ist er nicht wirklich bedürftig und muss für sein eigenes Wohl sorgen (2. Thessalonicher 3, 10-12, 1. Timotheus 5, 8, 1. Thessalonicher 4, 11).
    5. Wenn jemand von seiner Familie unterstützt werden kann, ist er nicht wirklich bedürftig und sollte von der Gemeinde nicht unterstützt werden (1. Timotheus 5, 3-4).
    6. Diejenigen, die von der Gemeinde unterstützt werden, müssen auch etwas an die Gemeinde zurückgeben (1. Timotheus 5, 5+10).
    7. Es ist richtig und wichtig, dass die Kirche moralisches Verhalten prüft, bevor sie Unterstützung gewährt (1. Timotheus 5, 9-13).
    8. Die Unterstützung der Kirche sollte sich auf die Grundbedürfnisse des Lebens beziehen (1. Timotheus 6, 8).
  4. Sammlung für die Heiligen: Das altgriechische Wort für Sammlung ist Logia. Es bedeutet ‚eine zusätzliche Sammlung‘, eine, die nicht zwingend ist. Dies war keine ‚Steuer‘ für die Christen in Korinth. Es war eine freiwillige Spende, so wie es dem Herzen nach gut war.
    1. Es ist auch möglich, dass sich der Begriff ‚eine zusätzliche Sammlung‘ darauf bezieht, dass sie zusätzliche Gaben erhielten, die über die gewöhnlichen Spenden hinausgingen. Möglicherweise erhielt Paulus eine besondere Spende für die Armen in Jerusalem.
  5. So sollt auch ihr so handeln, wie ich es für die Gemeinden in Galatien angeordnet habe: Für Paulus gab es hier keine Option. Die Christen in Korinth waren dafür verantwortlich, selbst Opfer zu bringen für die armen Christen in Jerusalem. Sie konnten nicht sagen: „Geld ist nicht geistlich. Wir werden einfach für sie beten“.
    1. Die Idee einer ‚zusätzlichen Sammlung‘ in Verbindung mit dieser Anordnung zeigt, dass die Christen aufgefordert wurden, ein Opfer auf sich zu nehmen. Doch nicht jedem Christen wurde befohlen, dass er individuell etwas geben soll. Sie sollten so geben, wie Gott es ihnen aufs Herz gelegt hatte.
  6. An jedem ersten Wochentag: Paulus wollte, dass sie systematisch und nicht planlos spenden. Wenn sie zur Anbetung und für das Wort Gottes zusammenkamen, wurde von ihnen gefordert, zur gleichen Zeit eine Opfergabe einzusammeln.
    1. Erster Wochentag bezieht sich auch auf die Tatsache, dass sich die Christen am Sonntag und nicht am Sabbat (Samstag) trafen. Sie waren nicht gegen das Treffen am Sabbat; sie wussten nur, dass für den Herrn alle Tage gleich waren (Kolosser 2, 16-17). Sie wollten den Tag feiern, an dem Jesus von den Toten auferstanden ist (Lukas 24, 1).
    2. „Von daher ist es klar, dass die Gemeinden sich an diesem Tag versammelten; auch lesen wir nirgends in Gottes Wort von einem anderen Tag, an dem die Christen anbeteten.“ (Poole)
  7. Lege jeder unter euch: Wer sollte spenden? Jeder. Paulus wollte, dass alle geben. Jeder Christ sollte ein Geber sein, denn Gott ist ein Geber (Johannes 3, 16).
  8. Lege … etwas beiseite und sammle: Die Überlegung ist hier, mit einer bereits vorbereiteten Gabe zur Kirche zu kommen. Mit anderen Worten, du solltest Gott zu Hause nach deiner Gabe fragen und sie zu Hause vorbereiten. Dies bringt einen dazu, den Herrn beim Geben mehr zu suchen und hilft jeder Manipulation beim Geben zu widerstehen.
  9. Je nachdem er Gedeihen hat: Gläubige, die mehr besitzen, sollten mehr geben. Wir sollten proportional geben. Das heißt, wenn du 10 Euro spendest, während du pro Woche 100 Euro verdienst, solltest du auch mehr Geld spenden, wenn du mehr Geld verdienst.
    1. Wir sollten uns nicht fürchten, großzügig zu geben. Sprüche 11, 24 sagt dazu folgendes: Einer teilt aus und wird doch reicher; ein anderer spart mehr, als recht ist, und wird nur ärmer. Niemand glaubt, dass ein Bauer Getreide ‚verschwendet‘, wenn er es als Saatgut ausstreut; je mehr er pflanzt, desto mehr wird er ernten.
  10. Damit nicht erst die Sammlungen durchgeführt werden müssen, wenn ich komme: Paulus wollte niemanden manipulieren! Er wollte, dass die Menschen so viel geben, wie Gott es ihnen aufs Herz legte, und nicht aus Druck oder aufgrund irgendeines Spendenprogramms.

2. Senden der Gabe nach Jerusalem

1. Korinther 16, 3-4

1. Korinther 16, 3-4
Wenn ich aber angekommen bin, will ich die, welche ihr als geeignet erachtet, mit Briefen absenden, damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem überbringen. Wenn es aber nötig ist, dass auch ich hinreise, sollen sie mit mir reisen.

  1. Will ich die, welche ihr als geeignet erachtet, mit Briefen absenden, damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem überbringen: Paulus wollte, dass einer der Christen aus Korinth die Spenden nach Jerusalem bringt. Die Christen in Korinth konnten ihren eigenen Vertreter wählen. Paulus tat dies, um in finanziellen Angelegenheiten über jeden Zweifel erhaben zu sein.
  2. Eure Liebesgabe: Wörtlich nennt Paulus das Geben eine charis – eine Gnade, eine freiwillige Gabe. Paulus nennt es Gnade, „weil sie aus ihrer freien Liebe für ihre armen Brüder war … oder weil sie der Sinn der Liebe und die Gnade Gottes zu dieser Tat bewegte“ (Poole).
    1. Manchmal nannte Paulus das Geben koinonia, was ‚Gemeinschaft, Teilen‘ bedeutet (2. Korinther 8, 4; 9, 13; Römer 15, 26).
    2. Manchmal nannte Paulus das Geben diakonie, was „einen praktischen Dienst oder geistlichen Dienst“ bedeutet (2. Korinther 8, 4; 9, 1+12-13).

B. Abschließende Worte

1. Paulus´ Plan, die Christen in Korinth zu besuchen

1. Korinther 16, 5-9

1. Korinther 16, 5-9
Ich werde aber zu euch kommen, wenn ich Mazedonien durchzogen habe, denn durch Mazedonien werde ich ziehen. Bei euch aber werde ich vielleicht verweilen oder auch überwintern, damit ihr mich geleitet, wohin ich reise. Denn ich will euch jetzt nicht nur im Vorbeigehen sehen, sondern ich hoffe, einige Zeit bei euch zu bleiben, wenn der Herr es zulässt. Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben; denn eine Tür hat sich mir aufgetan, weit und vielversprechend; und es gibt viele Widersacher.

  1. Wenn der Herr es zulässt: Paulus verlässt sich voll auf die Pläne Gottes. So plante er zum Beispiel, durch Mazedonien zu reisen, um danach Korinth zu besuchen. Dieser Plan ging aber nicht ganz auf. Stattdessen machte Paulus gleich einen Besuch in Korinth, um sie in einigen Bereichen mit schwierigen Themen zu konfrontieren.
    1. „Ich kenne die Faszination, einen Plan zu haben, alles in seiner Ordnung zu halten und zu wissen, wohin wir gehen; aber trotzdem sollten wir auf jeden Fall Gott Raum zum Handeln lassen.“ (Morgan)
  2. Ich werde aber bis Pfingsten in Ephesus bleiben; denn eine Tür hat sich mir aufgetan, weit und vielversprechend. Warum ist Paulus nicht direkt nach Korinth gegangen? Weil er gesehen hat, dass Gott jetzt in Ephesus Gelegenheit gegeben hatte. Paulus verließ sich nicht nur auf seine eigenen Wünsche, sondern auf Gottes offene Türen. Paulus kannte das Geheimnis des gelenkten Dienstes.
  3. Denn eine Tür hat sich mir aufgetan, weit und vielversprechend; und es gibt viele Widersacher: Paulus wusste auch, dass Widerstand oft mit Chancen einhergehen. In Apostelgeschichte 19 geht es sowohl um die Gelegenheiten als auch um die Widersprüche, die Paulus zu dieser Zeit in Ephesus hatte.

2. Timotheus kommt nach Korinth

1. Korinther 16, 10-11

1. Korinther 16, 10-11
Wenn aber Timotheus kommt, so seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sein kann, denn er arbeitet im Werk des Herrn, wie ich auch. Darum soll ihn niemand gering schätzen! Geleitet ihn vielmehr in Frieden, damit er zu mir kommt; denn ich erwarte ihn mit den Brüdern.

  1. Seht zu, dass er ohne Furcht bei euch sein kann: Paulus tat sich schwer damit, dass die Christen in Korinth seine Autorität als Apostel und als Diener des Evangeliums nicht respektierten. Wenn sie Paulus nicht respektieren würden, was könnten sie einem jungen Mann wie Timotheus antun? Deshalb bittet Paulus die Christen in Korinth, Timotheus zu respektieren, wenn er kommt.
  2. Niemand soll ihn geringschätzen: Dies spiegelt die späteren Worte des Paulus an Timotheus in 1. Timotheus 4, 12 wider. Offenbar litt Timotheus sowohl unter mangelndem Selbstvertrauen als auch unter mangelndem Respekt. Für das Volk Gottes war es wichtig, dies bei Timotheus nicht auszunutzen. Für Timotheus war es wichtig, anderen niemals Grund zu geben, ihn geringzuschätzen.
  3. Damit er zu mir kommt: Wo auch immer Timotheus war, er war auf dem Weg zu Paulus und würde auf dem Weg wahrscheinlich in Korinth Halt machen.

3. Apollos wird zu einem späteren Zeitpunkt nach Korinth kommen

1. Korinther 16, 12

1. Korinther 16, 12
Was aber den Bruder Apollos betrifft, so habe ich ihm viel zugeredet, mit den Brüdern zu euch zu kommen; doch er war durchaus nicht bereit, jetzt zu kommen. Er wird aber kommen, wenn er die rechte Gelegenheit findet.

  1. So habe ich ihm viel zugeredet … doch er war durchaus nicht bereit … er wird aber kommen, wenn er die rechte Gelegenheit findet: Paulus stand nicht als ‚kommandierender Offizier‘ über Apollos, von dem unter den Aposteln gesprochen wird (1. Korinther 1, 12; 3, 22). Dies gibt einen seltenen Einblick in die Beziehungen zwischen den Leitern der frühen Gemeinden. Es war keine hierarchische Beziehung, und Paulus schrieb Apollos nicht seinen Willen vor.

4. Anweisungen, fest zu stehen und zu lieben

1. Korinther 16, 13-14

1. Korinther 16, 13-14
Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark! Lasst alles bei euch in Liebe geschehen!

  1. Wacht, steht fest im Glauben, seid mannhaft, seid stark! In gewissem Sinne bedeutet jeder dieser Satzteile das Gleiche, nur anders ausgedrückt. Christen sollen auf der Hut sein wie starke Soldaten, die auf die Rückkehr ihres Herrn warten.
    1. Jesus befahl uns zu wachen (Matthäus 24, 42; 26, 41; Markus 13, 37).
    2. Paulus ermahnte die Christen, in der Freiheit Jesu (Galater 5, 1), in christlicher Einheit (Philipper 1, 27), im Herrn selbst (Philipper 4, 1) und in der Lehre der Apostel (2. Thessalonicher 2, 15) festzustehen.
    3. Dies ist die einzige Stelle im Neuen Testament, an der das aus dem Altgriechischen übersetzte Wort ‚mannhaft‘ verwendet wird (andrizomai). Wörtlich bedeutet es: „wie ein Mann handeln“. ‚Mannhaft sein‘ heißt also ‚verhalte dich wie ein Mann‘. Das ist eine gute, genaue Übersetzung aus der ursprünglichen Herkunft des altgriechischen Wortes.
    4. Christen wird gesagt, dass sie stark sein sollen (wie auch in Epheser 6, 10 und 2. Timotheus 2, 1).
    5. „Die Begriffe in diesem Vers sind alle militärisch: Seid wachsam, wacht und seid ständig auf der Hut, damit ihr nicht von euren Feinden überrascht werdet … Steht fest im Glauben – Bleibt in euren Reihen; seid nicht ungeordnet; seid entschlossen, eure Reihen ununterbrochen zu halten; bleibt eng zusammenVerhaltet euch wie Männer – Wenn ihr angegriffen werdet, zuckt nicht zurück; haltet eure Stellung; widersetzt euch; drängt nach vorne; macht euch auf den Weg; haltet zusammen; erobert … Seid stark – Wenn eine Kompanie oder eine Abteilung von einer zu großen Streitmacht des Feindes bekämpft wird, stärkt diese Abteilung und haltet eure Position … Nehmt all euren Mut zusammen, unterstützt euch gegenseitig; fürchtet euch nicht, denn Furcht wird euch entkräften.“ (Clarke)
  2. Lasst alles bei euch in Liebe geschehen: All das Bewachen, das Festhalten, all die Tapferkeit und die Kraft, die die Christen in Korinth zeigen, bedeutete nichts ohne die Liebe. Sie waren dazu berufen, all diese Dinge in einem sanften, demütigen Geist der Liebe zu tun.

5. Betreffend Stephanas, Fortunatus und Achaikus

1. Korinther 16, 15-18

1. Korinther 16, 15-18
Ich ermahne euch aber, ihr Brüder: Ihr wisst, dass das Haus des Stephanas der Erstling von Achaja ist, und dass sie sich dem Dienst an den Heiligen gewidmet haben; ordnet auch ihr euch solchen unter und jedem, der mitwirkt und arbeitet.
Ich freue mich aber über die Ankunft des Stephanas und Fortunatus und Achaikus; denn diese haben mir ersetzt, dass ich euch entbehren muss; denn sie haben meinen und euren Geist erquickt. Darum erkennt solche an!

  1. Stephanas, Fortunatus und Achaikus: Dies waren die drei Männer, die die Fragen der Christen in Korinth an Paulus überbrachten. Als Paulus sie mit diesem Brief zurückschickt, bittet er darum, dass sie als treue Diener des Herrn empfangen werden.
    1. Anscheinend war Stephanas das Oberhaupt des Haushalts, und Fortunatus und Achaikus waren dessen zwei Haussklaven, die ihn bei seinem Besuch bei Paulus begleiteten. Fortunatus und Achaikus waren häufig verwendete Namen für Sklaven oder Freigelassene (ehemalige Sklaven).
    2. Fortunatus: „Dieser Mann soll den heiligen Paulus überlebt haben; und derselbe sein, den Clemens in seinem Brief an die Korinther erwähnt, sek. 59, als der Überbringer dieses Briefes von Clemens in Rom an die Christen in Korinth.“ (Clarke)
  2. Denn sie haben meinen … Geist erquickt: Paulus war besonders dankbar für ihr Kommen, weil sie sich bei ihrem Besuch um dessen Bedürfnisse kümmerten. Sie taten das, was eigentlich die Gemeinde in Korinth hätte tun sollen, aber nicht tat (Diese haben mir ersetzt, dass ich euch entbehren muss).
  3. Darum erkennt solche an: Paulus bezeichnete das Haus Stephanas als die Erstlinge von Achaja, weil sie zu den ersten Erretteten in dieser Gegend gehörten und von Paulus selbst getauft wurden (1. Korinther 1, 16).

6. Grüße aus der Ferne

1. Korinther 16, 19-20

1. Korinther 16, 19-20
Es grüßen euch die Gemeinden in [der Provinz] Asia. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priscilla samt der Gemeinde in ihrem Haus. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßt euch untereinander mit einem heiligen Kuss!

  1. Aquila und Priscilla waren ein Ehepaar, welches mit Paulus in Korinth diente (Apostelgeschichte 18, 1-3+24-28). Nun waren sie mit Paulus in Ephesus und sandten ihre Grüße an die Christen in Korinth.
  2. Gemeinde in ihrem Haus: Die Gemeinden damals trafen sich in Häusern, weil sie bis ins dritte Jahrhundert nur wenige eigene Versammlungsorte hatten.
    1. Clarke über die ‚Gemeinde ihrem Haus‘: „Das heißt, die Zusammenkunft der Gläubigen, die dort im Allgemeinen Gottesdienste abhielten. Zu dieser Zeit wurden keine Kirchen oder Kapellen gebaut, und die Versammlungen der Christen fanden somit zwangsläufig in Privathäusern statt … Das Haus von Philemon war von der gleichen Art; Philemon Vers 2. Ebenso das Haus des Nymphas, Kolosser 4, 15“.
    2. Morris stellt fest, dass das Hauptzimmer eines Haushaltes mittleren Standards etwa 30 Personen bequem Platz bieten könnte. Deshalb wird davon ausgegangen, dass es in jeder beliebigen Stadt viele verschiedene ‚Hauskirchen‘ gab.
  3. Grüßt euch untereinander mit einem heiligen Kuss: Jüdischer Brauch und frühkirchliche Tradition weisen darauf hin, dass der heilige Kuss in dieser Kultur ein üblicher Gruß war.
    1. John Trapp über den heiligen Kuss: „Nicht unaufrichtig, wie Joab und Judas; nicht körperlich, wie diese Hure, Sprüche 7, 13“.

7. Paulus‘ persönliche, letzte Worte

1. Korinther 16, 21-24

1. Korinther 16, 21-24
Das ist mein, des Paulus, handschriftlicher Gruß.
Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht! Maranatha! Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch! Meine Liebe [ist] mit euch allen in Christus Jesus! Amen.

  1. Mein … handschriftlicher Gruß: Paulus diktierte einem Sekretär, welcher die Briefe dann schrieb. Oft fügte er am Ende eine persönliche Notiz in seiner eigenen Handschrift hinzu – die nach Galater 6, 11 mangelhaft zu sein schien.
  2. Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht: Paulus betont erneut die Bedeutung der Liebe und spricht einen schweren Fluch über jene aus, die von der Hingabe an Jesus sprechen, aber keine echte Liebe zu ihm haben.
    1. Wie können wir erkennen, ob jemand den Herrn Jesus Christus liebt oder nicht? „Liebe ist eine Zuneigung des Herzens, aber erkennbar durch offenkundige Handlungen.“ (Poole)
    2. Verflucht kommt vom altgriechischen Wort anathema. Paulus sagte in Römer 9, 3, dass er selbst bereit sei, von Jesus anathema (verbannt) zu werden, wenn dadurch die Rettung des jüdischen Volkes erreicht werden könne.
    3. Tatsächlich war anathema die dritte von drei Disziplinierungsebenen bei den alten Juden. Die erste Ebene war die einfache Trennung eines Mannes von der Synagoge für 30 Tage. Wenn jemand in den 30 Tagen keine Reue zeigte, erreichte er den zweiten Grad der Disziplinierung, was ihm immer noch eine unbestimmte Zeit zur Umkehr gab. Ihm wurden aber die zu erwartenden Konsequenzen klar aufgezeigt. Die dritte Stufe war das anathema, und damit war jede Hoffnung auf Versöhnung und Buße verloren. Dieser Mensch konnte nie mit der Synagoge versöhnt werden und wurde überhaupt nicht mehr als Jude anerkannt.
  3. Den Herrn Jesus Christus … liebt: Wie können wir in unserer Liebe zum Herrn Jesus Christus wachsen?
    1. Samuel Rutherford beschrieb, wie man in der Liebe zu Jesus wachsen kann: „Bemüht euch darum, das Gebet, das Lesen und den Gottesdienst zu eurer Freude zu machen; und wenn die Freude eintritt, werdet ihr nach und nach die Lieblichkeit Christi finden, bis eure Seele komplett in der Lieblichkeit Christi ist. Dann werdet ihr mit dem Herrn auf den Gipfel des Berges geführt werden, um die Freuden der geistlichen Liebe und die Herrlichkeit eines gesehenen, offenbarten, gefühlten und ergriffenen Christus kennenzulernen; und dann werdet ihr nicht in der Lage sein, euch von Christus loszulösen und eure Seele an alte Dinge zu binden; dann sind alle Schritte und Bewegungen eurer Seele in der richtigen Weise und im richtigen geistlichen Temperament. Aber wenn diese Welt und ihre Begierden deine Freude sind, weiß ich nicht, was Christus aus dir machen kann; du kannst nicht Blech sein für ein Gefäß der Herrlichkeit und Barmherzigkeit. Ich wünsche mir, dass der Herr mir weitere und tiefere Gedanken schenkt, um mich mit dem Staunen über seine Liebe zu nähren. Ich wünschte, ich könnte sie wiegen, aber ich habe keine Waage dafür. Wenn ich beim Lobpreis Christi meine Zunge bis zum Stumpf abgenutzt habe, habe ich ihm nichts getan. Was bleibt mir dann anderes übrig, als dass meine Schuld an der Liebe Christi bis in alle Ewigkeit unbezahlt bleibt!“ (Zitiert in Meyer)
  4. Maranatha! Paulus wartete auf die Wiederkunft Jesu. Marana tha ist aramäisch für Oh Herr, komm! Dies war eines der frühesten Worte des christlichen Vokabulars.
  5. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euch. Meine Liebe [ist] mit euch allen: Der Brief endet damit, dass Paulus einen Segen der Gnade und Liebe über die Christen in Korinth ausspricht. Das letzte Wort des Paulus (vor dem Amen) ist Jesus. Er hat Jesus in diesem Brief von Anfang bis Ende betont.
  6. Paulus‘ letzte Worte, welche er mit seiner eigenen Hand aufschrieb, offenbaren sein Herz der Liebe, auch wenn er die Menschen in Korinth stark zurechtweisen musste. Es war Paulus‘ Liebe, sowohl zu Jesus als auch zu seiner Gemeinde, die ihn zu einem so großen Apostel machte. Liebe, die durch demütigen Dienst zum Ausdruck kommt, macht uns groß im Königreich Gottes.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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