Lukas 24 – Der auferstandene Jesus

A. Die Entdeckung der Auferstehung Jesu

1. Frauen, die Jesus nachfolgen, entdecken das leere Grab Jesu

Lukas 24, 1-3

Lukas 24, 1-3
Am ersten Tag der Woche aber kamen sie am frühen Morgen zum Grab und brachten die wohlriechenden Gewürze, die sie bereitet hatten und noch etliche mit ihnen. Sie fanden aber den Stein von dem Grab weggewälzt. Und als sie hineingingen, fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht.

  1. Am ersten Tag der Woche aber kamen sie am frühen Morgen: Jesus wurde am Freitag (einigen Berichten zufolge am Donnerstag) gekreuzigt. Nach seiner Grablegung wurde das Grab versiegelt und von römischen Soldaten bewacht (Matthäus 27, 62-66). Das Grab blieb versiegelt und bewacht, bis es am ersten Tag der Woche … am frühen Morgen, von diesen Frauen entdeckt wurde.
    1. Ein reicher Mann wie Joseph von Arimathäa besaß wahrscheinlich ein in den Felsen gehauenes Grab; dieses Grab befand sich in einem Garten in der Nähe des Kreuzigungsortes (Johannes 19, 41). Das Grab hatte einen kleinen Eingang und vielleicht eine oder mehrere Kammern. Dort wurden die Körper aufgebahrt, nachdem sie in Leinentücher eingewickelt waren, die mit Gewürzen, Aloen und Salben bestrichen waren. Gewöhnlich ließen die Juden diese Leichen einige Jahre lang liegen, bis sie bis auf die Knochen verwest waren. Dann wurden die Knochen in einem kleinen steinernen Kästchen, einem sogenannten Knochenhaus, abgelegt. Dieses blieb zusammen mit den Überresten anderer Familienmitglieder in der Gruft.
    2. Der Eingang zum Grab war durch einen schweren, runden Stein versperrt, der in eine Kuhle gerollt wurde, in der er fest und sicher lag, so dass ihn nur mehrere starke Männer bewegen konnten. Dies geschah, um sicherzustellen, dass niemand die Totenruhe stören würde.
    3. In Johannes 19, 41 heißt es ausdrücklich, dass sich das Grab Josephs von Arimathäa, in das Jesus hineingelegt wurde, an dem Ort befand, an dem Jesus gekreuzigt worden ist. Beide Orte, die für Jesu Tod und Auferstehung infrage kommen, erfüllen dieses Kriterium – sowohl die Stelle der Grabeskirche als auch das sogenannte ‚Gartengrab‘. Joseph gefiel es wahrscheinlich nicht, dass der Wert seines Familiengrabes sank, weil die Römer beschlossen, Menschen in der Nähe zu kreuzigen. Dennoch erinnert es uns daran, dass es Gottes Plan entsprach, dass das Kreuz und die Macht der Auferstehung dauerhaft und eng miteinander verbunden sind.
    4. „An diesem Tag fand der erste christliche Gottesdienst statt (vgl. Apostelgeschichte 20, 7). Die Abkehr vom traditionellen und biblischen Sabbat ist an sich schon ein starker Beweis für die Auferstehung, denn es zeigt wie stark die Jünger von dem überzeugt waren, was an diesem Tag geschehen war.“ (Liefeld)
  2. Sie … und noch etliche mit ihnen: Diese Frauen haben es verdient, besonders hervorgehoben zu werden. Das Wort ‚sie‘ bezieht sich auf die Frauen aus Galiläa, die sahen, wie Jesus in das Grab gelegt wurde (Lukas 23, 55-56). Lukas stimmt mit Markus 15, 47 und Matthäus 27, 61 überein, dass mit dem ‚sie‘ auch Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, mit gemeint waren (Lukas 24, 10). Unter all jenen, die hier mit ‚etliche mit ihnen‘ beschrieben wurden, befanden sich auch Johanna (Lukas 24, 10) und andere, namentlich nicht genannte (sie und die Übrigen mit ihnen, Lukas 24, 10).
    1. „Diese Frauen kamen durch eine wunderbare Fügung als Erste vor die Apostel, um die unverschämte Lüge der Priester zu widerlegen, dass die Jünger den Leichnam gestohlen hätten.“ (Trapp)
  3. Kamen sie am frühen Morgen zum Grab und brachten die wohlriechenden Gewürze, die sie bereitet hatten: Der Leichnam Jesu wurde von Josef von Arimathäa und Nikodemus eilig für die Bestattung vorbereitet (Johannes 19, 38-41). Die Frauen kamen, um die hastige Arbeit, die unmittelbar nach dem Tod Jesu ausgeführt wurde, ordnungsgemäß zu vollenden.
    1. In Markus 16, 3 erfahren wir, dass die Frauen darüber diskutierten, was sie mit dem schweren Stein tun sollten, der den Eingang zum Grab blockierte.
  4. Sie fanden aber den Stein von dem Grab weggewälzt. Und als sie hineingingen: Die Auferstehung Jesu an sich wird nirgendwo beschrieben, aber wie sie entdeckt wird, wird in vielen Einzelheiten festgehalten. Hier entdecken die Frauen, die dem Leichnam Jesu eine angemessenere Bestattung zukommen lassen wollten, dass der Stein vom Grab weggerollt worden war, und sich der Leichnam Jesu nicht im Grab befand.
    1. „Schon dieser Mangel an spektakulären Details spricht für die Authentizität der neutestamentlichen Dokumente. Keiner der Autoren versucht, das Ereignis der Auferstehung auszuschmücken.“ (Pate)
    2. Matthäus 27, 65-66 erinnert uns daran, dass das Grab mit einer Wache bewacht wurde. Der Stein konnte weder von den Frauen (sie waren nicht stark genug) noch von den Jüngern (selbst wenn sie mutig genug waren, konnten sie die bewaffneten Wachen nicht überwinden) weggerollt worden sein. Niemand sonst hätte den Stein wegrollen wollen. In Matthäus 28, 2 erfahren wir, dass es ein Engel war, der den Stein von dem Eingang hinwegwälzte.
    3. Der Stein wurde nicht weggerollt, um Jesus herauszulassen. In Johannes 20, 19 wird berichtet, dass Jesus in seinem Auferstehungsleib durch materielle Barrieren hindurchgehen konnte. Der Stein wurde weggewälzt, damit andere hineinsehen und davon überzeugt werden konnten, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden war und ist.

2. Die Engel kündigen die Auferstehung an

Lukas 24, 4-8

Lukas 24, 4-8
Und es geschah, als sie deswegen ganz ratlos waren, siehe, da standen zwei Männer in strahlenden Gewändern bei ihnen. Da sie nun erschraken und das Angesicht zur Erde neigten, sprachen diese zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden! Denkt daran, wie er zu euch redete, als er noch in Galiläa war, und sagte: »Der Sohn des Menschen muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen«. Da erinnerten sie sich an seine Worte,

  1. Als sie deswegen ganz ratlos waren: Als die Frauen sahen, dass der Stein weggerollt worden ist und das Grab leer war, waren sie ratlos. Sie hatten nicht damit gerechnet, ein leeres Grab vorzufinden. Das zeigt, dass die Auferstehungsberichte nicht das Ergebnis frommer Wünsche sind; sie hatten nicht einmal erwartet, dass es geschehen könnte.
  2. Da standen zwei Männer in strahlenden Gewändern bei ihnen: So wie die Engel die Geburt Jesu angekündigt hatten (Lukas 2, 8-15), so verkündeten sie auch seine Auferstehung. Die Ankündigung seiner Geburt wurde an ein paar bescheidene Leute gerichtet, die von der Gesellschaft, in der sie lebten, als unwichtig angesehen wurden; seine Auferstehung verkündeten die Engel einigen wenigen Frauen.
  3. Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Das war eine wunderbar logische Frage. Die Engel schienen fast verwundert darüber zu sein, dass die Frauen überrascht waren; schließlich hatten die Engel gehört, was Jesus über seine Auferstehung gesagt hatte, und sie wussten, dass die Frauen es auch gehört hatten. Sie wunderten sich natürlich, warum die Frauen überrascht waren.
    1. „Jesus darf nicht für tot gehalten werden; darum soll man auch nicht bei den Toten nach ihm suchen.“ (Morris)
    2. „Da die Begräbnisstätten unrein waren, war nicht anzunehmen, dass ein Lebender sie aufsuchen würde; oder dass einer, der vermisst wurde, an solchen Orten gefunden werden würde.“ (Clarke)
    3. Die Frage der Engel brachte es auf den Punkt: Die Lebenden sind nicht unter den Toten zu finden. Wir sollten kein geistliches Leben bei denen erwarten, die es nicht haben. Viele suchen Jesus in toten Dingen – religiösem Traditionalismus, Formalismus, von Menschen gemachten Regeln, sowie in dem, was Menschen in der Lage sind zu leisten, oder sich einfallen zu lassen. Wir finden Jesus nur dort, wo es ein Leben in der Auferstehung gibt, dort, wo er im Geist und in der Wahrheit angebetet wird.
  4. Er ist nicht hier: Das waren einige der schönsten und wichtigsten Worte, die ein Engel jemals zu den Menschen gesprochen hat. Man mag über ganz Jerusalem blicken und Tausende Gräber sehen, aber man wird nie das Grab Jesu finden – denn er ist nicht hier.

1. Von Zeit zu Zeit behauptet jemand, Beweise für das Grab Jesu oder die Gebeine Jesu gefunden zu haben. Jede dieser Behauptungen erweist sich aber als unwahr, während sich immer wieder zeigt, dass das Zeugnis der Engel wahr ist: Er ist nicht hier

2. Bereits der Beginn des Auferstehungsberichts widerlegt viele der anderen Theorien, die von einigen zu Unrecht in Umlauf gebracht wurden

      1. Die Theorie, die Frauen hätten das Grab verwechselt, wird in Lukas 23, 55 widerlegt; die Frauen wussten genau, in welchem Grab Jesus begraben worden war.
      2. Die Theorie, die Auferstehung sei dem Wunschdenken der Jünger entsprungen, wird in Lukas 24, 4 und 24, 11 widerlegt. Dort wurde die Überraschung der Frauen und der Jünger über die Nachricht von der Auferstehung Jesu festgehalten.
      3. Die Theorie, der Körper sei von Tieren gefressen worden, wird durch den vor das Grab gerollten Stein widerlegt (Lukas 24, 2).
      4. Die Theorie, Jesus sei bloß ohnmächtig geworden, wird durch die Existenz des Steins widerlegt (Lukas 24, 2).
      5. Die Theorie, das Grab sei Grabräubern zum Opfer gefallen, wird durch die Anwesenheit der römischen Wache und des römischen Siegels widerlegt (Matthäus 27, 62-66).
  1. »Der Sohn des Menschen muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen«: Für die Frauen muss es lange her gewesen sein, dass Jesus diese Worte gesagt hatte (Lukas 18, 31-33). Dennoch mussten sie sich daran erinnern, und die Engel erinnern sie an das, was Jesus gesagt hat.
    1. Muss ist hier das entscheidende Wort; so wie die Kreuzigung Jesu notwendig und vorherbestimmt war, so galt das auch für seine Auferstehung. Jesus wäre niemals nach Golgatha gekommen, wenn es dort nicht auch ein leeres Auferstehungsgrab gegeben hätte.
  2. Da erinnerten sie sich an seine Worte: Als die Frauen sich an Jesu Worte erinnerten erklangen die ersten Töne der Hoffnung in ihren Herzen. Das leere Grab, die Gegenwart von Engeln, und die Worte der Engel konnten ihre Herzen nicht bewegen – aber seine Worte konnten ihre Herzen verändern und mit Freude erfüllen.

3. Die Frauen erzählen es den Aposteln, aber man glaubt ihnen nicht

Lukas 24, 9-11

Lukas 24, 9-11
Und sie kehrten vom Grab zurück und verkündigten das alles den Elfen und allen Übrigen. Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, die dies den Aposteln sagten, sie und die Übrigen mit ihnen. Und ihre Worte kamen ihnen vor wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen nicht.

  1. Und sie kehrten vom Grab zurück und verkündigten das alles den Elfen und allen Übrigen: Die Frauen, die die Beweise für den auferstandenen Jesus sahen und sich an seine Worte erinnerten, waren begeistert von der wohl wunderbarsten Nachricht, die man sich vorstellen kann, nämlich dass Jesus am Leben ist und den Tod besiegt hatte.
    1. Sie wären nicht begeistert gewesen, wenn Jesus den Leidensweg des Kreuzes nur irgendwie auf wundersame Weise überlebt hätte. Die Nachricht, dass er am Leben war, bedeutete für sie so viel mehr, als zu wissen, dass Jesus ein Überlebender war. Sie bedeutete, dass er der Bezwinger des Todes war und dass er alles war, was sie sich erhofft hatten, und noch mehr als das.
  2. Es waren aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus … und die Übrigen mit ihnen: Das waren die Frauen, die in Lukas 24, 1 als diejenigen erwähnt werden, die das leere Grab entdeckten. Drei werden namentlich erwähnt, und dann folgt eine namenlose Gruppe, die Übrigen. Diesen wurde das Privileg zuteil, die Ersten zu sein, die Anderen vom auferstandenen Jesus erzählten.
    1. Die einzigen in den Evangelien befindlichen Hinweise auf Maria Magdalena beschreiben sie als Zeugin der Kreuzigung (Markus 15, 40 und Johannes 19, 25) und der Auferstehung (alle vier Evangelien) und als eine Frau, aus der Jesus sieben Dämonen ausgetrieben hatte (Lukas 8, 2, Markus 16, 9).
    2. Johanna wird in Lukas 8, 3 als eine der Frauen erwähnt, die Jesus begleiteten und ihm mit ihrer Habe dienten und sie war die Frau von Chuza, dem Verwalter des Herodes. Sie war wahrscheinlich eine Frau mit vielen Privilegien und einem hohen Maß an Wohlstand.
    3. Maria, die Mutter des Jakobus, wird nur im Zusammenhang mit den Berichten über die Auferstehung Jesu erwähnt. Sie war anscheinend die Mutter eines der Apostel, Jakobus des Jüngeren (nicht Jakobus, der Bruder des Johannes).
  3. Und ihre Worte kamen ihnen vor wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen nicht:
    Trotz ihrer Begeisterung glaubten ihnen die Apostel das was sie sagten nicht. Tatsächlich schien es den Aposteln so, als erzählten die Frauen Märchen, das ist ein medizinischer Ausdruck für das Geplapper eines fiebernden oder auch geisteskranken Menschen (nach Barclay).
    1. „Im ersten Jahrhundert schenkte man der Aussage von Frauen nicht besonders viel Vertrauen, dass Lukas diese Begebenheit trotzdem in seinen Bericht vom Leben Jesu aufnimmt, unterstreicht, dass er Frauen sehr respektierte.“ (Pate)
    2. „Es war keinesfalls so, dass die Jünger kurz davor standen zu glauben und nur noch einen winzig kleinen Grund brauchten, um sich auf die Verkündigung der Auferstehung einzulassen. Sie waren extrem skeptisch.“ (Morris)

4. Die Apostel kommen zum Glauben

Lukas 24, 12

Lukas 24, 12
Petrus aber stand auf und lief zum Grab, bückte sich und sah nur die leinenen Tücher daliegen; und er ging nach Hause, voll Staunen über das, was geschehen war.

  1. Petrus aber stand auf und lief zum Grab: Wir wissen aus Johannes 20, 3-8, dass Petrus und Johannes zusammen zum Grab liefen. Die leinenen Tücher, die sie dort sahen, wirkten nicht so, als ob sie nach einem Kampf abgerissen worden wären. Sie sahen die Tücher, mit denen der Leib Jesu umwickelt gewesen war ordentlich abgelegt, so als wäre gerade ein Körper aus ihnen herausgetreten (Johannes 20, 6-7). Als Johannes das sah, glaubte er, und Petrus staunte. Sie hatten den auferstandenen Jesus nicht gesehen, aber sie wussten, dass etwas Mächtiges geschehen war, das bewirkt hatte, dass ein Leichnam die Leinentücher, in die er eingewickelt worden war, auf diese Weise zurückließ.
  2. Und sah nur die leinenen Tücher daliegen; und er ging nach Hause, voll Staunen über das, was geschehen war: Petrus und Johannes blickten beide in das Grab und stellten fest, was sich dort befand, und Johannes glaubte (Johannes 20, 8). Das zeigt uns, dass Petrus die Situation analysierte. Er wusste, dass wegen des Zustands der Leinentücher etwas Spektakuläres geschehen war, aber weil er die Worte Jesu vergessen hatte (Johannes 20, 9), verstand und glaubte er noch nicht so, wie Johannes es bereits tat.
    1. Du kannst zwar wissen, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, aber solange du nicht weißt, was er gesagt hat, wird es keinen Sinn ergeben. Ohne das Leben und die Lehren Jesu zu kennen:
      1. Weißt du nicht, dass die Tatsache, dass Jesus von den Toten auferstanden ist bedeutet, dass die Bezahlung, die Jesus am Kreuz für unsere Sünden geleistet hat, vollständig ist und ausreicht.
      2. Weißt du nicht, dass das Kreuz die Bezahlung war und das leere Grab der Beleg dafür ist.
      3. Weißt du nicht, dass der Tod kein Anrecht mehr auf den Menschen hat, der erlöst ist.
      4. Weißt du nicht, dass Gottes Liebe gewann, als Gottes Liebe und der Hass des Menschen am Kreuz miteinander gekämpft haben.
      5. Weißt du nicht, dass wir, in ihm auferstehen können, weil Jesus von den Toten auferweckt wurde.

B. Auf dem Weg nach Emmaus

1. Jesus geht mit zwei Jüngern nach Emmaus

Lukas 24, 13-16

Lukas 24, 13-16
Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag zu einem Dorf namens Emmaus, das von Jerusalem 60 Stadien entfernt war. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschehnissen. Und es geschah, während sie miteinander redeten und sich besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber wurden gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.

  1. Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag zu einem Dorf namens Emmaus: An diesem Sonntag reisten diese beiden Jünger von Jerusalem nach Emmaus. Als sie diese Strecke (wahrscheinlich auf dem Rückweg von der Passahfeier in Jerusalem) gemeinsam zurücklegten, hatten sie Gelegenheit, sich zu unterhalten.
    1. Das waren keine der uns bekannten Apostel, sondern einfache und mehr oder weniger anonyme Nachfolger Jesu. „Ich betrachte es als einen besonderen Wesenszug des Herrn, dass er sich in der Herrlichkeit seines Lebens nach der Auferstehung, diesen unbekannten und unscheinbaren Männern mit einer solchen Fülle der Offenbarung zugewandt hat … Er offenbart sich noch immer den bescheidenen Herzen. Hier ist der Erlöser für den einfachen Mann. Hier ist der Herr, der die Demütigen nicht von sich weist.“ (Morrison)
    2. „Wo das Dorf Emmaus sich ursprünglich befand, ist ziemlich unklar. Lukas erwähnt, dass es etwa 11 Kilometer (wörtlich: ‚sechzig Stadien‘) von Jerusalem entfernt lag. Wenn er damit den Hin- und Rückweg meinte, würde der Hinweis recht gut zu einer Stadt passen, die Josephus als Emmaus bezeichnete und die er dreißig Stadien von Jerusalem entfernt lokalisierte.“ (Pate)
    3. „Lukas erhielt seine Informationen mit ziemlicher Sicherheit von einem der beiden Jünger, und das wahrscheinlich schriftlich. Der Bericht wirkt wie eine persönliche Erfahrung.“ (Plummer, zitiert von Geldenhuys)
  2. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschehnissen: Sie sprachen über die Dinge, die ihnen am Herzen lagen – von allen diesen Geschehnissen, also all dem, was mit der Verhaftung und Kreuzigung Jesu zu tun hatte.
  3. Da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen: Jesus begleitete die Jünger und ging eine Weile mit ihnen. Doch eine Zeit lang wurden sie auf übernatürliche Weise daran gehindert, Jesus zu erkennen.
    1. „Wenn zwei Heilige miteinander reden, wird Jesus sehr wahrscheinlich kommen und der Dritte in der Runde sein. Sprich von ihm, und schon bald wirst du mit ihm sprechen.“ (Spurgeon)

2. Die Jünger erklären, worüber sie reden

Lukas 24, 17-24

Lukas 24, 17-24
Und er sprach zu ihnen: Was habt ihr unterwegs miteinander besprochen, und warum seid ihr so traurig? Da antwortete der eine, dessen Name Kleopas war, und sprach zu ihm: Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht erfahren hat, was dort geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was? Sie sprachen zu ihm: Das mit Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig in Tat und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; wie ihn unsere obersten Priester und führenden Männer ausgeliefert haben, dass er zum Tode verurteilt und gekreuzigt wurde. Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte. Ja, bei alledem ist heute schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist! Zudem haben uns auch einige Frauen aus unserer Mitte in Verwirrung gebracht; sie waren am Morgen früh beim Grab, fanden seinen Leib nicht, kamen und sagten, sie hätten sogar eine Erscheinung von Engeln gesehen, welche sagten, er lebe. Und etliche der Unsrigen gingen hin zum Grab und fanden es so, wie es auch die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber haben sie nicht gesehen.

  1. Was habt ihr unterwegs miteinander besprochen, und warum seid ihr so traurig? Jesus eröffnet das Gespräch, indem er sie fragt, worüber sie gesprochen hatten. Daraus können wir schließen, dass Jesus eine Zeit lang schweigend mit ihnen gegangen war und ihnen nur zuhörte, während sie das Gespräch fortführten.
    1. Es war an ihrem Gesicht (und vielleicht sogar an ihrem Gang) zu erkennen, dass sie traurig waren. Jesus wusste sowohl das, was sie bereits wussten (dass sie traurig waren) als auch das, was sie noch nicht wussten (dass sie keinen Grund dazu hatten).
  2. Bist du der einzige Fremdling in Jerusalem, der nicht erfahren hat, was dort geschehen ist in diesen Tagen? Jesus hat wahrscheinlich gelächelt, als sie dies sagten. Er wusste ganz genau, was in diesen Tagen geschehen war.
  3. Was? Indem er nachfragte, führte Jesus das Gespräch geschickt weiter, indem er sie ermutigte, zu erzählen, was ihnen auf dem Herzen lag. Obwohl er genau wusste, was sie dachten, war es für die Jünger wichtig, es Jesus zu erzählen.
  4. Das mit Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war: Die Männer erzählten, was sie über Jesus wussten.
      1. Sie kannten seinen Namen und wussten, woher er stammte.
      2. Sie wussten, dass er ein Prophet war.
      3. Sie wussten, dass er mächtig war in Tat und Wort.
      4. Sie wussten, dass er gekreuzigt worden war.
      5. Sie wussten, dass er der war, der Israel erlösen sollte.
      6. Sie wussten, dass andere gesagt hatten, er sei von den Toten auferstanden.
  5. Wir aber hofften: Die Jünger hatten eine Hoffnung, die eigentlich nicht enttäuscht, aber in gewisser Weise fehlgeleitet worden war (er sei der, welcher Israel erlösen sollte). Jesus würde ihnen zeigen, dass ihre wahre Hoffnung durch ihn und seine Auferstehung erfüllt wurde.
  6. Wie es auch die Frauen gesagt hatten: Das Einzige, worauf sich die Jünger stützen konnten, war das was andere ihnen erzählt hatten, aber all diese Dinge hatten keine große Auswirkung auf ihren Glauben. Das was die Frauen berichteten bedeutete ihnen nur sehr wenig, auch der Bericht von Petrus und Johannes, die die Leinentücher im Grab gesehen hatten, bewirkte nur sehr wenig in ihnen – weil sie ihn selbst … nicht gesehen haben.
    1. Jesus wollte von ihnen das Gleiche wissen, was er heute von uns wissen will: Können wir glauben, ohne mit eigenen Augen zu sehen? Wir können und müssen glauben auf der Grundlage dessen, was uns verlässliche Augenzeigen berichten.

3. Jesus erklärt ihnen, warum der Messias leiden musste

Lukas 24, 25-27

Lukas 24, 25-27
Und er sprach zu ihnen: O, ihr Unverständigen, wie ist doch euer Herz träge, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus, was sich auf ihn bezieht.

  1. Wie ist doch euer Herz träge, zu glauben: Jesus sagte ihnen, dass sich das Problem mit ihrem Glauben eher in ihrem Herzen als in ihrem Kopf befände. Wir denken oft, dass die größten Hindernisse für den Glauben im Kopf liegen, aber eigentlich liegen sie im Herzen.
  2. Musste nicht der Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Sie hätten glauben sollen, was die Propheten geredet haben, nämlich, dass der Messias zuerst leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen würde.
      1. Es waren einfache und gewöhnliche Männer.
      2. Sie hatten die Hoffnung verloren.
      3. Sie hatten die Freude verloren – hatten das Gefühl geistlich am Ende zu sein.
      4. Sie hatten die Sehnsucht nicht verloren – sie liebten es immer noch, über Jesus zu sprechen.
      5. Sie hatten die Notwendigkeit des Kreuzes noch nicht erkannt.
    1. Die Propheten sprachen in Jesaja 53, 3-5: Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht. Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.
    2. Jesaja 50, 5-7 ist ein weiteres Beispiel dafür, was die Propheten diesbezüglich lehrten. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet; und ich habe mich nicht widersetzt und bin nicht zurückgewichen. Meinen Rücken bot ich denen dar, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften; mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel. Aber Gott, der Herr, wird mir helfen, darum muss ich mich nicht schämen; darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein, denn ich wusste, dass ich nicht zuschanden würde.
    3. Daniel 9, 26 zeigt einen anderen Propheten, der sich mit diesen Dingen beschäftigte: Der Gesalbte wird ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteilwerden.
    4. Sacharja 12, 10 ist ein weiteres Beispiel: Und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen [Sohn], und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen.
  3. Und er begann bei Mose und bei allen Propheten und legte ihnen in allen Schriften aus: Jesus begann, sie zu lehren, was sicherlich eine der spektakulärsten Bibelstudien war, die je vermittelt wurden. Bei Mose und bei allen Propheten beginnend, erzählte er ihnen alles über den Messias.
    1. „Es ist ein wichtiger Hinweis für uns, dass er immer noch derselbe ist, dass er immer noch die alte vertraute Schrift zitiert, die er auf den Knien seiner Mutter gelernt hatte, obwohl er in die Herrlichkeit seiner Auferstehung eingegangen ist.“ (Morrison)
    2. Er erzählte ihnen, der Messias sei:
      1. Der Same der Frau, in dessen Ferse gestochen wurde.
      2. Der Segen Abrahams für alle Nationen.
      3. Der Hohepriester nach der Ordnung Melchisedeks.
      4. Der Mann, der mit Jakob gerungen hat.
      5. Der Löwe des Stammes Juda.
      6. Die Stimme aus dem brennenden Dornbusch.
      7. Das Passahlamm.
      8. Der Prophet, der größer ist als Mose.
      9. Der Hauptmann der Armee des Herrn bei Josua.
      10. Der in Ruth erwähnte endgültige Erlöser.
      11. Der Sohn Davids, der ein größerer König als David war.
      12. Der leidende Erlöser aus Psalm 22.
      13. Der Gute Hirte aus Psalm 23.
      14. Die Weisheit der Sprüche und der Liebhaber aus dem Hohelied.
      15. Der in den Büchern der Propheten beschriebene Erlöser und der leidende Diener aus Jesaja 53.
      16. Der königliche Messias aus dem Buch Daniel, der ein Königreich errichten würde, das niemals endet.
    3. „Der Erlöser, der das Wort Gottes aufgrund seiner innigen Beziehung mit dem Heiligen Geist vollkommen kennt, legt ihnen in groben Zügen alle Schriften dar, die sich auf ihn bezogen. Er beginnt bei den ersten Büchern des Alten Testaments und geht in dem was er sagt, bis zum Ende der Schrift.“ (Geldenhuys)
    4. „Wir sollten das nicht als Auflistung von Belegtexten verstehen, sondern vielmehr als deutlichen Hinweis darauf, dass im gesamten Alten Testament ein einheitlicher göttlicher Weg herausgearbeitet wird, ein Weg, an dessen Ende das Kreuz steht und stehen muss.“ (Morris)
  4. Und legte ihnen in allen Schriften aus: Das beschreibt, wie Jesus sie lehrte. Der Grundgedanke des Auslegens besteht darin, den Text einfach für sich selbst sprechen zu lassen; genau das, was ein Bibellehrer tun sollte.
    1. Das altgriechische Wort für auslegen (diermeneuo) bedeutet, nahe am Text zu bleiben. An einer anderen Stelle wird es mit dem Wort übersetzen ausgedrückt (Apostelgeschichte 9, 36). Als Jesus Hinweise aus dem Alten Testament zitierte, die beschreiben was sich auf ihn bezieht, benutzte er keine abstrusen Gleichnisse oder Hirngespinste. Er legte aus, was bedeutet, dass er sich eng an den Text hielt.
    2. „Die Heilige Schrift war ein Buch, mit dem sie vertraut waren. Und was tat unser Herr, als er ihnen begegnete? Er nahm ihnen das Buch weg, das sie ihr ganzes Leben lang erforscht hatten. Er schlug die Seiten auf, die sie so genau kannten. Er führte sie an den altbekannten Texten entlang.“ (Morrison)

4. Jesus wird den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus offenbart

Lukas 24, 28-32

Lukas 24, 28-32
Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie wanderten; und er gab sich den Anschein, als wollte er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt! Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn; und er verschwand vor ihnen. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Weg, und als er uns die Schriften öffnete?

  1. Und er gab sich den Anschein, als wollte er weitergehen: Jesus tat so, als ob er noch weitergehen wollte, denn er wollte diesen Jüngern seine Gesellschaft nicht aufzwingen. „Und sie nötigten ihn“ zeigt, dass sie so viel Zeit wie möglich mit diesem Mann verbringen wollten, obwohl sie nicht wussten, dass es Jesus war.
    1. „Es ist ein sehr starkes Wort, dieses ‚sie nötigten ihn‘; es ähnelt dem, was Jesus benutzte, als er sagte: ‚Das Reich der Himmel leidet Gewalt‘. Sie luden ihn nicht nur ein, sondern hielten ihn auch fest, ergriffen seine Hand, zerrten an seinem Mantel und sagten, er solle nicht gehen.“ (Spurgeon)
  2. Er nahm das Brot, sprach den Segen, brach es und gab es ihnen: Diese Männer waren beim letzten Abendmahl, das Jesus mit seinen zwölf Jüngern hielt, nicht dabei gewesen; sie wussten nichts von der sakralen Tradition des Brotbrechens.
    1. „Es war in keiner Weise ein heiliges Mahl, wie wir das Wort Sakrament in unserer Theologie verwenden. Es war ein einfaches Abendessen, das zwei müde Reisende gemeinsam mit einem Gast in ihrem Heimatdorf zu sich nahmen. Doch zu diesem Zeitpunkt – beim Brechen des Brotes und nicht in irgendeiner Vision von der Herrlichkeit der Auferstehung – erkannten sie, dass ihr Gefährte der Herr war.“ (Morrison)
  3. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten Ihn: Obwohl es nicht das war, was man ein Abendmahl nennen könnte, enthielt es doch etwas, das ihnen zeigte, wer der geheimnisvolle und weise Gast war. Ihre Augen waren gehalten (Lukas 24, 16); nun wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn (Lukas 24, 35).
    1. Morrison zeigte mehrere Möglichkeiten auf, wie sie Jesus beim Brechen des Brotes erkannt haben könnten:
      1. Die Art und Weise, wie er den Platz des Gastgebers mit ‚majestätischem Selbstverständnis‘ einnahm.
      2. Die Art und Weise, wie er die Mahlzeit, die sie zu sich nehmen würden, segnete.
      3. Die durchbohrten Hände, die ihnen das Brot gaben.
    2. „Wie dem auch sei, ob durch das Wort oder die Hand, sie fühlten unweigerlich, dass er es war. Irgendeine kleine Handlung, irgendein ihnen angenehm vertrauter Charakterzug, offenbarte ihnen unmittelbar, dass dies der Christus war.“ (Morrison)
    3. Jesus könnte direkt vor dir stehen, mit dir gehen und bei jeder Mahlzeit neben dir sitzen, aber deine Augen könnten – wie die der Jünger – gehalten sein. Wir sollten daher beten, dass Gott uns die Augen öffnet, um Jesus so zu sehen, wie er ist, nämlich die ganze Zeit bei uns.
  4. Er verschwand vor ihnen: Sobald ihnen die Augen dafür geöffnet wurden, um zu erkennen wer Jesus war, verließ er sie auf wundersame Weise, und beide sagten, was ihnen auf dem Herzen lag. Ihre Herzen brannten, als sie ihn sprechen und lehren hörten.
  5. Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete: Selbst als sie nicht wussten, dass es Jesus war, selbst als sie nicht glaubten, dass er von den Toten auferstanden war, brannte ihr Herz trotzdem, weil die Kraft von Gottes Wort und von Jesus, dem lebendigen Wort Gottes, wirkte.
    1. Gottes Wort kann die gleiche Wirkung auf unser Herz haben, auch wenn wir nicht wissen, dass es Jesus ist, der dieses Werk tut.
    2. Keiner von beiden wusste, dass das Herz des anderen brannte, bis Jesus verschwand. Danach konnten sie eine Gemeinschaft brennender Herzen haben. Ein Grund dafür, dass Jesus verschwand, war, dass sie einander lieben und dienen sollten.

5. Sie verkünden die gute Nachricht

Lukas 24, 33-35

Lukas 24, 33-35
Und sie standen auf in derselben Stunde und kehrten nach Jerusalem zurück und fanden die Elf und ihre Gefährten versammelt, die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, und er ist dem Simon erschienen! Und sie selbst erzählten, was auf dem Weg geschehen war, und wie er von ihnen am Brotbrechen erkannt worden war.

  1. Und sie standen auf in derselben Stunde und kehrten nach Jerusalem zurück: Nach einem etwa 11 Kilometer langen Spaziergang waren sie so aufgeregt, dass sie dieselbe Strecke wieder zurückgingen – und auf dem Rückweg wahrscheinlich viel flotter. Sie wollten die großartige Botschaft von der Auferstehung Jesu unbedingt weitererzählen.
  2. Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und er ist dem Simon erschienen: Sie konnten beide die Auferstehung Jesu bestätigen. Obwohl der auferstandene Jesus nicht physisch in ihrer Mitte war, war seine Auferstehung von mehr als zwei Zeugen untermauert worden.

C. Jesus lehrt seine Jünger und steigt in den Himmel auf

1. Jesus erscheint den Elfen

Lukas 24, 36-43

Lukas 24, 36-43
Während sie aber davon redeten, trat Jesus selbst in ihre Mitte, und er spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Aber bestürzt und voll Furcht meinten sie, einen Geist zu sehen. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen? Seht an meinen Händen und meinen Füßen, dass ich es bin! Rührt mich an und schaut, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe! Und indem er das sagte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen Fisch und etwas Wabenhonig. Und er nahm es und aß vor ihnen.

  1. Während sie aber davon redeten, trat Jesus selbst in ihre Mitte: Das scheint dieselbe Begegnung Jesu mit seinen elf Jüngern am späten Sonntag zu sein, die in Johannes 20, 19-25 beschrieben wird. In seinem Evangelium schrieb Johannes ausdrücklich, dass Jesus ihnen erschien, als die Türen verschlossen waren (Johannes 20, 19). Es erweckt den Eindruck, dass Jesus den Jüngern plötzlich und vielleicht auf wundersame Weise inmitten eines geschlossenen Raumes erschien.
  2. Friede sei mit euch! Dies waren Worte, die jetzt, da Jesus von den Toten auferstanden war, eine neue Bedeutung bekamen. Jetzt konnte wahrer Friede zwischen Gott und den Menschen und unter den Menschen entstehen.
    1. „Den Herrn umgab eine Atmosphäre des Friedens, und er liebte es, diese an andere weiterzugeben. Mit der Stimme, mit der er den Frieden verkündete, erschuf er ihn auch. Er war jemand der Frieden stiftete und weitergab, und an diesem Zeichen erkannten sie ihren Meister.“ (Spurgeon)
  3. Seht an meinen Händen und meinen Füßen, dass ich es bin! Jesus zeigte den Jüngern zuerst seine verwundeten Hände und Füße. Damit bewies Jesus sowohl seine Identität als auch seine körperliche Existenz, und dass es in einem verwandelten Zustand derselbe Körper war, den er vor dem Kreuz, am Kreuz und im Grab besaß.
    1. Es ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Körper von Jesus auch nach der Auferstehung die Wunden behält, die er in all seinem Leid und bei seiner Kreuzigung empfangen hat. Dafür gibt es viele mögliche Gründe.
      1. Um den Jüngern die Wunden zu zeigen, damit sie wissen, dass es derselbe Jesus war.
      2. Um die Engel in ein ewiges Erstaunen zu versetzen.
      3. Um seine Zierde zu sein, die Siegeszeichen seines großen Werkes für uns.
      4. Um den Waffen, mit denen er den Tod besiegte, ein Denkmal zu setzen.
      5. Als Ausdruck dafür, dass er sich beständig für uns einsetzt.
      6. Als Beweis für das Verbrechen, dass die Menschheit an ihm begangen hat.
    2. „Im Fall der Apostel wurden die Tatsachen bis ins kleinste Detail geprüft, und die Wahrheit wurde nicht zugegeben, bis ihnen endlich keine andere Möglichkeit blieb. Ich entschuldige nicht den Unglauben der Jünger, aber ich behaupte, dass ihr Zeugnis umso mehr Gewicht hat, weil es das Ergebnis einer derart bedachten Untersuchung war.“ (Spurgeon)
  4. Rührt mich an und schaut: Jesus wollte ihnen versichern, dass dies ein echter, physischer Körper war, wenn auch von einer anderen Ordnung als unser eigener Körper. Der auferstandene Jesus war weder ein Geist noch ein Phantom.
    1. „Er lehnte den Gedanken klar und deutlich ab, dass seine Auferstehung nur seinen Geist betraf, denn er forderte sie dazu auf, seine Hände und Füße zu berühren. Die Beweise dafür, dass dies ein physischer Körper war, sind mehr als genug vorhanden.“ (Morgan)
    2. „Der Bericht ist genau darauf ausgerichtet, die Vorstellung zu widerlegen, dass Jesus nur im Geist oder als Geist auferstanden ist. Vielmehr ist er im Geist und im Körper, d.h. in einem geistlichen Körper auferstanden.“ (Pate)
  5. Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich es habe! Manche interpretieren viel in die Tatsache hinein, dass Jesus sagte, sein Körper habe Fleisch und Knochen, und dass er nicht die üblichere Formulierung wählte von Fleisch und Blut. Die Überlegung ist, dass der Auferstehungsleib Jesu vielleicht kein Blut hatte, und vielleicht wird der Unsere das einmal auch nicht haben. Es ist auch möglich, dass Jesus Fleisch und Knochen sagte, weil Blut nicht gefühlt werden kann, aber man Knochen ertasten kann.
  6. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten: Seltsamerweise hielt sie die Freude in diesem Moment vom Glauben ab. Das mag in dem Sinne zutreffend gewesen sein, dass wir vielleicht glauben, etwas sei zu schön, um wahr zu sein. Aber es ist auch wahr, dass Gott bei uns einen begründeten und durchdachten Glauben sehen will und keine schwankende Leichtgläubigkeit. Jesus wollte, dass sie sowohl denken als auch glauben.
    1. „Dann fegte die Freude wie eine große Welle über sie hinweg. Und sie konnten es nicht glauben, sie waren so froh. Vor nicht allzu langer Zeit fand Christus sie vor Traurigkeit schlafend vor (Lukas 22, 45) und jetzt konnten sie vor Freude nicht glauben. Vergiss nicht, dass die Freude dem Glauben im Weg stehen kann. Sie kann ein ebenso großer Feind des Glaubens sein, wie es der Kummer manchmal ist.“ (Morrison)
    2. Es gab bereits einige Situationen, in denen die Freude den Glauben, in dem Sinne hemmte, dass etwas zu schön war, um wahr zu sein.
      1. In 1. Mose 45, 25-26 konnte Jakob nicht glauben, dass Josef am Leben war, denn die Nachricht schien zu schön zu sein.
      2. In Hiob 9, 16 sagte Hiob, dass er es nicht geglaubt hätte, wenn Gott ihm geantwortet hätte.
      3. In Psalm 126, 1 schien es zu schön um wahr zu sein, dass Gott sich gegen die Gefangenschaft Israels wandte.
      4. Als Petrus in Apostelgeschichte 12 aus dem Gefängnis befreit wurde, glaubte die Gemeinde es nicht (Apostelgeschichte 12, 13-14).
    3. „Ihre Freude war so groß, dass sie einen Moment lang sogar ein Hindernis für ihren Glauben war.“ (Geldenhuys)
  7. Habt ihr etwas zu essen hier? Um ihnen zu demonstrieren, dass sowohl er als auch sein geistlicher Körper real waren, aß Jesus in ihrer Gegenwart. Als Jesus nach der Auferstehung seinen Jüngern erschien, aß er meist mit ihnen.
    1. Dass er in ihrer Gegenwart etwas tat, was er schon viele Male zuvor getan hatte, wäre ein weiterer aussagekräftiger Beweis dafür, dass dies derselbe Jesus war, mit dem sie vorher Seite an Seite gelebt hatten.

2. Jesus belehrt seine Jünger

Lukas 24, 44-48

Lukas 24, 44-48
Er aber sagte ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was im Gesetz Moses und in den Propheten und den Psalmen von mir geschrieben steht. Da öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden, und sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, und so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon! Und siehe, ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters; ihr aber bleibt in der Stadt Jerusalem, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe!

  1. Das sind die Worte, die ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war: Jesus sagte in etwa: „Das habe ich euch doch alles schon mal erzählt“, und erinnerte sie daran, dass alles so geschehen war, wie er es vorausgesagt hatte. Um seinen Jüngern zu helfen, alles zu begreifen, öffnete er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verstanden.
    1. Es muss schon vor diesem Ereignis geschehen sein, dass die Jünger tatsächlich durch Gottes Geist wiedergeboren wurden, als Jesus sie anhauchte und sie den Heiligen Geist empfingen (Johannes 20, 22).
    2. „In jener einen Stunde, im Obergemach mit Christus, wurde die Schrift für die Jünger zu einem neuen Buch. Vergiss nie, wie ernsthaft und beständig unser Herr sich auf die Kraft berief, die in seinem Wort steckt.“ (Morrison)
  2. So musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen: Jesus wollte ihnen zu verstehen geben, dass das Kreuz nicht irgendein unglückliches Hindernis war, das es zu überwinden galt. Es war ein Teil von Gottes Erlösungsplan für den Menschen, der sein musste, damit im Namen eines gekreuzigten und auferstandenen Erlösers Buße und Vergebung der Sünden in die Welt gebracht werden konnte.
    1. „Ihr großer Meister sagte ihnen, was sie predigen sollten und wo sie predigen sollten, und wie sie predigen sollten, und sogar, wo sie anfangen sollten, zu predigen.“ (Spurgeon)
    2. In seinem Namen: Das Evangelium in Jesu Namen zu predigen bedeutet
      1. Predige es so, wie er es dir sagt.
      2. Predige es in seiner Autorität.
      3. Predige es in dem Bewusstsein, dass Buße und Vergebung durch die Kraft seines Namens geschehen.
      4. Weigere dich, es in deinem eigenen Namen zu predigen.
  3. Ihr aber seid Zeugen hiervon! Jesus sagte ihnen feierlich, dass sie Zeugen dieser Dinge seien. Sie sind nicht nur Zeugen der Ereignisse rund um das Werk Jesu, sondern auch mit Blick auf den Auftrag, das Evangelium zu verkünden. Für diese Aufgabe trugen sie alle gemeinsam die Verantwortung.
  4. Beginnend in Jerusalem: Ihre Arbeit sollte in Jerusalem beginnen; es gibt viele Gründe, warum es für die Verkündigung des Evangeliums angemessen war, dort zu beginnen.
      1. Weil die Heilige Schrift sagt, dass es so sein sollte (Jesaja 2, 3; Joel 3, 5).
      2. Hier wurden die Tatsachen geschaffen, die die Grundlagen waren, auf denen das Evangelium basierte. Die Wahrhaftigkeit dieser Tatsachen sollte sofort geprüft werden können.
      3. Um das jüdische Volk zu ehren und ihm zuerst das Evangelium zu verkünden.
      4. Weil es gut ist, dort zu beginnen, wo wir eigentlich nicht beginnen wollen.
      5. Weil die Zeit drängt und es gut ist, in der Nähe des Ortes zu beginnen, an dem wir uns befinden.
      6. Weil es gut ist, dort zu beginnen, wo wir mit Widerstand rechnen müssen.

3. Die Himmelfahrt Jesu

Lukas 24, 49-53

Lukas 24, 49-53
Und siehe, ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters; ihr aber bleibt in der Stadt Jerusalem, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe! Er führte sie aber hinaus bis in die Nähe von Bethanien und hob seine Hände auf und segnete sie. Und es geschah, indem er sie segnete, schied er von ihnen und wurde aufgehoben in den Himmel. Und sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott. Amen.

  1. Ich sende auf euch die Verheißung meines Vaters: Sie konnten das Werk nicht tun, zu dem Jesus sie berufen hatte, es sei denn, sie wurden mit Kraft aus der Höhe angetan. Diese Kraft würde kommen, wenn der Heilige Geist über sie ausgegossen würde.
  2. Er … hob seine Hände auf und segnete sie … indem er sie segnete: Nach seiner Auferstehung erschien Jesus seinem Volk noch 40 Tage lang. Schließlich kam der Tag, an dem er in den Himmel auffahren würde. Als er das tat, verließ Jesus die Erde und segnete seine Gemeinde, und er segnet sie weiterhin, in dem Maß wie sein Volk bereit ist, den Segen zu empfangen.
    1. Von diesen Händen war nie etwas anderes als Segen ausgegangen; aber jetzt steht Jesus als Hohepriester über seinem Volk, um es zu segnen. „So bleibt er, bis er wiederkommt, mit erhobenen Händen und mit Lippen, die die Seligkeit der Seinen verkünden.“ (Morgan)
    2. Wenn Jesus sein Volk segnet, ist das nicht nur ein frommer Wunsch wie „Ich hoffe, dass es dir gut geht“ oder „Ich hoffe, dass es dir besser geht“. Stattdessen hat der Segen Jesu eine Kraft die in ihm wohnt.
    3. „Wenn er dich gesegnet hat, wirst du gesegnet sein, denn es gibt keine Macht im Himmel, auf der Erde oder in der Hölle, die den Segen, den er gibt, rückgängig machen kann.“ (Spurgeon)
    4. „Solange wir diese erhobenen Hände sehen, gibt es keinen Raum für Zweifel oder Furcht, wenn andere bedrohliche Hände ausgestreckt werden, um uns zu schaden oder uns zu bedrängen. Ob im Leben oder im Tod, in Not oder Wohlstand, in Trauer oder Freude, aus diesem Grund wissen wir, dass wir sicher sind.“ (Morgan)
  3. Schied er von ihnen und wurde aufgehoben in den Himmel: Jesus musste in den Himmel aufgehoben werden, damit das Vertrauen in die Kraft und in das Wirken des Heiligen Geistes gesetzt würde, und nicht in die physische Gegenwart Jesu.
    1. In Apostelgeschichte 1, 3 wird berichtet, dass diese Himmelfahrt 40 Tage nach der Auferstehung Jesu geschah. Er verbrachte diese 40 Tage damit, die Wahrhaftigkeit seiner Auferstehung zu beweisen und seine Jünger darauf vorzubereiten, dass er zurück in den Himmel ging.
    2. „Er erhebt sich aus eigener Kraft und Herrlichkeit; er braucht keine Hilfe … Er bewies die angeborene Macht seiner Gottheit, durch die er die Welt verlassen konnte, wann immer er wollte, indem er das Gesetz der Schwerkraft brach und die Gesetze, die normalerweise die Materie bestimmen, außer Kraft setzte.“ (Spurgeon)
    3. „Es war undenkbar gewesen, dass Jesus seinen Jüngern immer seltener begegnet wäre, bis diese Treffen dann ganz ausblieben. Das hätte den Glauben der Menschen nachhaltig zerstört.“ (Barclay)
    4. „Die Himmelfahrt unterscheidet sich radikal vom Verschwinden Jesu aus dem Blickfeld der Jünger bei Emmaus und ähnlichen Ereignissen. Es liegt ein Hauch von Endgültigkeit darin. Es ist der eindeutige Abschluss eines Kapitels und der Beginn eines weiteren.“ (Morris)
  4. Und sie warfen sich anbetend vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott. Amen. Dies zeigt welch wunderbare Früchte der Dienst Jesu im Leben der Jünger getragen hat.
      1. Sie warfen sich anbetend vor ihm nieder: Sie wussten, dass Jesus Gott ist, und sie gaben ihm die Ehre, die ihm gebührt.
      2. Sie kehrten nach Jerusalem zurück: Sie taten genau das, was Jesus ihnen aufgetragen hatte. Sie waren gehorsam.
      3. Mit großer Freude: Das heißt, sie haben wirklich geglaubt, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, und ließen es zu, dass die Freude über diese Tatsache jeden Aspekt ihres Lebens beeinflusste.
      4. Sie waren allezeit im Tempel und priesen und lobten Gott: Das bedeutet, dass sie als öffentliche Nachfolger Jesu lebten und nicht verbergen konnten, dass sie ihn liebten und ihn anbeten.
    1. „Kurz zuvor konnten sie vor Freude nicht glauben. Jetzt waren sie voller Freude, bloß weil sie glaubten.“ (Morrison)
    2. Wenn Gott diese Art von Arbeit in seinem Volk tut, sagen wir ‚Amen‘.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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