Titus 2 – Bring ihnen bei, wie man lebt

„Wenige Teile des Neuen Testaments übertreffen dieses Kapitel. Es mag durchaus dem Glaubensbekenntnis, dem Ethiksystem und dem Lehrbuch eines jeden christlichen Predigers entsprechen. Möchte jemand wissen, was die Pflicht eines Predigers des Evangeliums ist? Schickt ihn zum zweiten Kapitel des Titusbriefes, um dort eine vollständige Antwort zu erhalten.“ (Adam Clarke)

A. Wie Titus verschiedene Gruppen von Menschen in der Kirche lehren muss

1. Die Anweisung zu lehren

Titus 2, 1

Titus 2, 1
Du aber rede, was der gesunden Lehre entspricht:

  1. Du aber rede: Das unterscheidet Titus von den am Ende von Titus 1 beschriebenen Personen. Sie mögen zwar Gesetzlichkeit und Fabeln lehren, aber Titus sollte lehren, was der gesunden Lehre entspricht.
  2. Was der gesunden Lehre entspricht: Bei dem Gedanken, der hinter diesem Satz steckt, geht es um das richtige Leben, und nicht nur um das richtige Denken. Die Living Bible übersetzt das mit: „Setze dich dafür ein, dass sie so leben, wie es dem wahren Christentum entspricht.“ In der Übersetzung der New Living Bible heißt es: „Fördert die Art des Lebens, die die rechte Lehre widerspiegelt.“
    1. Wir kommen nicht drum herum. Die Bibel ist ein Buch, das uns sagt, wie wir leben sollen. Es ist der Gipfel der Heuchelei zu sagen, dass wir an ihre Wahrheit glauben, wenn wir ignorieren, was sie uns darüber sagt, wie wir unser Leben leben sollen. Wir mögen es nicht immer, aber wir müssen immer hören, welche Erwartungen Gott an unseren Lebensstil hat.
    2. Paulus will lediglich, dass Titus den Befehl erfüllt, den Jesus in Matthäus 28, 19-20 gab: Lehrt sie alles halten, was ich euch befohlen habe.

2. Was man den alten Männern beibringen soll

Titus 2, 2

Titus 2, 2
Dass die alten Männer nüchtern sein sollen, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld;

  1. Die alten Männer: Titus hatte einige alte Männer unter den Christen auf Kreta. Man musste sich ihnen mit Liebe und Weisheit nähern, sonst konnten sie sich schnell angegriffen fühlen, wenn sie von einem jüngeren Mann wie Titus unterwiesen wurden.
  2. Alte Männer: Paulus wollte, dass Titus wusste, dass sie mit der Reife und Weisheit leben müssen, die ihr Alter mit sich brachte. Das bedeutet, dass sie nüchtern sein und ein ehrbares und besonnenes Leben führen sollen. Die Anweisung, diese Dinge zu lehren, bedeutet, dass sie sich nicht automatisch mit dem Alter einstellen.
  3. Alte Männer: Sie müssen auch Stabilität haben, und in den richtigen Dingen beständig sein: Gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld. Wenn wir älter werden, neigen wir dazu, uns auf die Art und Weise zu ‚versteifen‘ wie wir etwas machen. Das ist eine gute Sache, wenn wir uns in Glauben, Liebe und Geduld ‚versteifen‘.
    1. Geduld ist das große altgriechische Wort hupomone. Es steht für ein standhaftes und aktives Ausharren, nicht für ein passives Warten. Alte Männer sollen nicht einfach geduldig warten, bis sie in die nächste Welt hinübergehen. Sie sollen die Herausforderungen des Lebens, und sogar die Herausforderungen des Alters aktiv ertragen.

4. Wie man die alten Frauen unterrichtet

Titus 2, 3-4a

Titus 2, 3-4a
Dass sich die alten Frauen gleicherweise so verhalten sollen, wie es Heiligen geziemt, dass sie nicht verleumderisch sein sollen, nicht vielem Weingenuss ergeben, sondern solche, die das Gute lehren, damit sie die jungen Frauen dazu anleiten,

  1. Dass sich die alten Frauen gleicherweise: So wie Titus besonders auf die alten Männer Rücksicht nehmen musste, so musste er auch darauf achten, wie er auf die alten Frauen zugeht. Sie haben ihre eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten.
  2. So verhalten sollen … dass sie nicht verleumderisch sein sollen: Der Gedanke, der hinter dem Verhalten steht, beinhaltet einen Hinweis auf die Kleidung und die Art und Weise, wie eine Frau sich verhält. Das Wort für verleumderisch ist dasselbe Wort, das für ‚Teufel‘ verwendet wird. Wenn die alten Frauen – oder andere Personen – verleumden und tratschen, dann tun sie das Werk des Teufels.
    1. „Das Adjektiv ‚ehrfürchtig‘ [steht so nur in der NKJV] bedeutet im Grunde genommen für ein heiliges Amt ‚geeignet ‘ und vermittelt das Bild einer guten Priesterin, die die Pflichten ihres Amtes erfüllt. Das Verhalten der alten Frauen muss zeigen, dass sie das Leben in all seinen Aspekten als heilig betrachten.“ (Hiebert)
  3. Nicht vielem Weingenuss ergeben: Das war in der römischen und griechischen Kultur ein häufiges Fehlverhalten alter Frauen. Paulus erkennt an, dass diese besondere Herausforderung einer besonderen Unterweisung bedarf.
    1. „Die beiden folgenden Verbote, dass sie nicht verleumderisch, und nicht vielem Weingenuss ergeben sein sollen, vermitteln wieder ein lebendiges Bild der damaligen Lebensumstände auf Kreta. Das erste wurde bereits in 1. Timotheus 3, 11 und das zweite in 1. Timotheus 3, 8 angesprochen. Offensichtlich war die Anfälligkeit für diese Exzesse auf Kreta stärker als in Ephesus, und das insbesondere bei den Frauen. Das hier verwendete Verb (doulo) steht für ‚Knechtschaft‘ [laut Elb „Sklavinnen von vielem Wein“], und ist ein viel stärkerer Ausdruck als der entsprechende Satz im 1. Timotheusbrief.“ (Guthrie)
  4. Die das Gute lehren: Wenn die alten Frauen besondere Herausforderungen haben, haben sie auch besondere Möglichkeiten. Gott kann ihre Weisheit und Erfahrung nutzen, wenn sie die jungen Frauen … anleiten. Das gibt den alten Frauen etwas Positives, wofür sie leben können, statt der negativen Dinge wie Verleumdung und Alkoholmissbrauch.
    1. „Um die erforderlichen christlichen Eigenschaften hervorzuheben, verwendet der Apostel einen einzigartigen zusammengesetzten Ausdruck, kalodidaskaloi, Lehrerinnen des Guten.“ (Guthrie)

4. Wie man die jüngeren Frauen unterrichtet

Titus 2, 4b-5

Titus 2, 4b-5
Die jungen Frauen dazu anleiten, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben,
besonnen zu sein, keusch, häuslich, gütig, und sich ihren Männern unterzuordnen, damit das Wort Gottes nicht verlästert wird.

  1. Die jungen Frauen: Nach der Anweisung von Paulus sollte Titus es nicht zu seinem Amt machen, die jungen Frauen direkt zu unterrichten. Stattdessen sollte er die älteren Frauen ausrüsten und ermutigen, die jungen Frauen zu unterrichten.
    1. Das bedeutet natürlich nicht, dass die jungen Frauen davon abgehalten wurden, Titus beim Lehren zuzuhören. Es bedeutet nur, dass es falsch und gefährlich war, wenn Titus die jungen Frauen in den Mittelpunkt seines Dienstes stellte. Wenn es eine Bibelstudiengruppe für junge Frauen gäbe, sollte Titus sie nicht unterrichten. Die älteren Frauen sollten es tun.
  2. Ihre Männer und ihre Kinder zu lieben: Die Unterweisung der jungen Frauen beginnt mit häuslichen Angelegenheiten. Gott hat ihnen eine strategische Position gegeben, durch die sie ihre Männer und ihre Kinder unterstützen und Einfluss auf ihr Leben nehmen konnten, und sie müssen ihren Einfluss und ihre Unterstützung von der Liebe beherrschen lassen.
    1. Paulus sagt, dass die Liebe zu Ehemännern und Kindern gelehrt werden muss. Sicherlich sind Aspekte dieser Liebe angeboren. Aber andere Aspekte – insbesondere Aspekte, die das sich selbst hingebende Opfer Jesu widerspiegeln – müssen gelehrt werden.
  3. Besonnen … keusch, häuslich: Diese Haltungen (besonnen … keusch) und Fähigkeiten (häuslich zu sein) müssen den jungen Frauen beigebracht werden.
  4. Gütig, und sich ihren Männern unterzuordnen: Gütig zu sein, ist in einer Welt, in der die Grenze zwischen Gut und Böse verwischt, nicht immer leicht, deshalb müssen die älteren Frauen den jüngeren beibringen, gütig zu sein. Sich ihren Männern unterzuordnen ist eine andere Art, die Pflicht der Frau, sich in der Ehe unterzuordnen, zum Ausdruck zu bringen (Epheser 5, 22; Kolosser 3, 18).
  5. Damit das Wort Gottes nicht verlästert wird: Das zeigt, wie wichtig es für die älteren Frauen ist, diese Dinge zu lehren, und für die jungen Frauen, sie zu lernen. Wenn Christen nicht in einer biblischen, gottgefälligen Weise leben, bedeutet das, dass das Wort Gottes unter den Gottlosen verlästert wird.
    1. „Der praktische Wert einer Religion wird nicht zu unrecht anhand ihrer Auswirkungen auf das Leben derer bemessen, die sich zu ihr bekennen. Wenn sich herausstellen würde, dass das Evangelium Frauen zu schlechteren Ehefrauen macht, würde es dadurch recht unattraktiv für die Heiden werden.“ (Weiß)

5. Wie man die jungen Männer lehrt

Titus 2, 6

Titus 2, 6
Gleicherweise ermahne die jungen Männer, dass sie besonnen sein sollen.

  1. Gleicherweise: Das ist ein verbindendes Wort. Es zeigt, dass sich das, was die jungen Männer lernen müssen, gar nicht so sehr von dem unterscheidet, was die jungen Frauen, die alten Frauen und die alten Männer lernen müssen. Je nach unserer Lebensstation brauchen wir vielleicht unterschiedliche Schwerpunkte, doch die wesentliche Botschaft des gottgefälligen Lebens ist die gleiche.
  2. Besonnen sein: Die Hoffnung für Alle Bibel übersetzt den Gedanken gut: Ebenso musst du die jungen Männer ermahnen, beherrscht und maßvoll zu leben. Das ist das einzige Gebot, das Titus gegenüber jungen Männern hervorheben soll, aber manchmal ist das ein schwieriges Gebot für junge Männer.
    1. Besonnen: „Das Wort ist Sophron, und es beschreibt den Mann, der bei Verstand ist, und alles unter Kontrolle hat … er ist geistesgegenwärtig, und hat gelernt, jeden Instinkt und jede Leidenschaft zu beherrschen, bis all diese Dinge da sind, wo sie hingehören, und nirgendwo sonst.“ (Barclay)

6. Titus und sein praktisches Beispiel für die jungen Männer

Titus 2, 7-8

Titus 2, 7-8
In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke. In der Lehre erweise Unverfälschtheit, würdigen Ernst, Unverderbtheit, gesunde, untadelige Rede, damit der Gegner beschämt wird, weil er nichts Schlechtes über euch sagen kann.

  1. In allem mache dich selbst zu einem Vorbild guter Werke: Titus musste mehr sein als ein Lehrer, er musste auch ein Vorbild sein. Seine Leitung konnte nicht ernst genommen werden, wenn er nicht selbst mit dem Herrn wandelte.
  2. In der Lehre erweise Unverfälschtheit: Titus musste ein Vorbild sein, wenn es um Stabilität und Integrität in Bezug auf die Lehre ging. Wenn er in seinem Verständnis von der Heiligen Schrift nicht gefestigt war, war er nicht bereit, zu leiten.
  3. Damit der Gegner beschämt wird: Damit deine Ankläger sich schämen, weil sie dir nichts vorzuwerfen haben. Jesus konnte zu einem wütenden Mob sagen: „Wer unter euch kann mich einer Sünde beschuldigen?“ (Johannes 8, 46)
    1. White über nichts Schlechtes über euch sagen kann: „Der Teil des Satzes bedeutet, dass es nichts Böses zu berichten gibt, was uns betrifft: nicht, wie in englischen Versionen, nichts Böses zu sagen haben“.

7. Wie man Diener unterrichtet

Titus 2, 9-10

Titus 2, 9-10
Die Knechte [ermahne], dass sie sich ihren eigenen Herren unterordnen, in allem gern gefällig sind, nicht widersprechen, nichts entwenden, sondern alle gute Treue beweisen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder Hinsicht Ehre machen.

  1. Knechte ermahnen: Titus sollte die Knechte über ihre besonderen Pflichten als Christen unterrichten. In der Antike schockierten die Christen weite Teile der Gesellschaft, indem sie Sklaven und Herren im sozialen Umfeld des Gottesdienstes vermischten. Dies bedeutete, dass ein Sklave in die Kirche gehen und als Ältester über seinem eigenen Herrn stehen konnte.
    1. „Ich glaube nicht einen Moment lang, dass Paulus glaubte, dass die Praxis der Sklaverei existieren sollte. Er glaubte voll und ganz daran, dass die großen Prinzipien des Christentums die Sklaverei überall stürzen würden, und je früher sie das taten, desto besser würde es ihm gefallen; aber solange es Brauch war, Sklaven zu haben, mussten sie die Lehre von Gott, ihrem Erlöser, in der Position ehren, in der sie sich befanden.“ (Spurgeon)
  2. Sich ihren eigenen Herren unterordnen: Paulus sagt nicht, dass Knechte sich jedem freien Menschen unterordnen sollen, sondern nur ihren eigenen Herren. Das bedeutet, dass Paulus anerkennt, dass Knechte Verpflichtungen haben, aber nur ihren eigenen Herren gegenüber.
    1. Unterordnen: „Das Wort ‚gehorsam‘ wurde verwendet, um eine Kompanie von Soldaten zu beschreiben, die strammstehen und ihren Anführer grüßen. Indem sie vor ihm strammstehen, erklären sie, dass sie bereit sind, seine Befehle auszuführen.“ (Draper)
    2. Gleichzeitig ist unser Gehorsam und unsere Unterwerfung, wie in jedem Bereich menschlicher Unterwerfung, durch unsere größere Verpflichtung, Gott zu gehorchen, begrenzt. Wie Petrus in Apostelgeschichte 5, 29 sagt, Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, wenn es einen Konflikt zwischen den beiden gibt.
  3. Nichts entwenden: Diese Art von Straftat war in der Welt der Antike so verbreitet, dass die Worte Diener und Dieb manchmal synonym verwendet wurden. Man ging davon aus, dass Diener ihre Herren auf diese Art und Weise bestehlen würden.
    1. Entwenden: „Das Wort bedeutet nicht nur Diebstahl, sondern auch Veruntreuung von fremdem Eigentum; es bedeutet, einen Teil des Verkaufserlöses einer auf Rechnung des Meisters verkauften Ware zurückzuhalten. In Apostelgeschichte 5, 2 übersetzen wir es, schaffte etwas von dem Erlös für sich beiseite; das Verbrechen, dessen sich Ananias und Saphira schuldig gemacht haben.“ (Clarke)
  4. Sondern alle gute Treue beweisen: Einfach ausgedrückt muss Titus die Diener anweisen, in jeder Hinsicht gute Arbeiter zu sein. Durch ihre harte Arbeit und demütige Unterordnung werden sie der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder Hinsicht Ehre machen.
    1. Ehre machen: „Es bedeutet wörtlich, kostbare Juwelen zu nehmen und sie so anzuordnen, dass sie ihre wahre Schönheit zeigen“. (Draper)
    2. In gewisser Weise braucht das Evangelium keine Verzierung. Gleichzeitig können wir die Schönheit des Evangeliums durch die Art und Weise zeigen, wie wir leben. Wir denken oft, dass wir bessere Worte brauchen, um das Evangelium zu schmücken. Bessere Worte sind schön, aber was wir wirklich brauchen, ist ein besseres Leben.
    3. Es ist wunderbar, dass diejenigen, die (in diesem Zusammenhang) die Fähigkeit haben, der Lehre Gottes, unseres Retters, in jeder Hinsicht Ehre zu machen, Knechte unter einem Herrn sind – Sklaven unter einem Herrn. Selbst jemand, der sich im Leben in einer niedrigen oder benachteiligten Position befindet, hat das Potenzial, Gottes Wahrheit durch die Art und Weise seines Lebens zu verzieren.
    4. „So sehen wir, wie ‚die Lehre von Gott, unserem Erlöser‘ ‚geschmückt‘ werden kann. Sie wird geschmückt, wenn ihr Einfluss auf das Leben und den Charakter im Verhalten zum Ausdruck kommt … Auch wenn es sich nur um eine Theorie handelt, manifestiert sich Lehre zu selten in Schönheit. Wenn sie jedoch im menschlichen Leben verwirklicht und zum Ausdruck gebracht wird, kommt ihre Schönheit sofort zum Vorschein. Der Wert einer Theorie zeigt sich immer in erster Linie in den Ergebnissen, die sie hervorbringt.“ (Morgan)

B. Der Ort der Gnade im christlichen Leben

1. Rettende Gnade

Titus 2, 11

Titus 2, 11
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, die heilbringend ist für alle Menschen;

  1. Die Gnade Gottes … die heilbringend ist: Gnade bringt Erlösung. Man geht nicht hinaus und ‚holt‘ sich das Heil; es kommt zu einem selbst und man hat die Möglichkeit, es zu empfangen.
  2. Ist erschienen … für alle Menschen: Es gibt ein Evangelium der Gnade für alle Menschen. Gott hat kein Evangelium der Gnade für die einen und ein Evangelium des Gesetzes oder der Selbstrechtfertigung für die anderen. Es gibt nur die Gnade Gottes, die heilbringend ist für alle Menschen.
    1. „Es gibt in der Menschheit keine Gruppe, und keinen sozialen Stand, der sich außerhalb des rettenden Einflusses von Gottes Gnade befindet.“ (White)
    2. „In dem Wort epiphaino, ´hat ausgeleuchtet´, liegt eine Schönheit und Energie, die selten bemerkt wird; es scheint eine Metapher zu sein, die sich auf die Sonne bezieht. Wie durch seinen Aufgang im Osten und sein Aufleuchten erleuchtet er nach und nach die ganze Welt; so erhebt sich Jesus der Herr, der die Sonne der Gerechtigkeit genannt wird, Maleachi 3, 20, mit Heilung in seinen Flügeln über die ganze Menschheit.“ (Clarke)
    3. Das Licht und die Wärme der Sonne stehen der ganzen Erde zur Verfügung; aber das Licht scheint nicht zur gleichen Zeit, an jedem Ort der Erde mit der gleichen Intensität.

2. Was die Gnade uns lehrt

Titus 2, 12-13

Titus 2, 12-13
Sie nimmt uns in Zucht, damit wir die Gottlosigkeit und die weltlichen
Begierden verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit, indem wir die glückselige Hoffnung erwarten und die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Retters Jesus Christus,

  1. Sie nimmt uns in Zucht: Das altgriechische Wort für Zucht (paideuo,= anleiten) steht für das, was ein Elternteil für ein Kind tut. Es spricht den gesamten Ausbildungsprozess an: Unterrichten, Ermutigung, Korrektur und Zurechtweisung. In diesem Sinne ist die Gnade eine Lehrerin.
    1. „’Sie nimmt uns in Zucht‘ bedeutet, dass die Gnade auch im Leben der Geretteten wirkt. Da sie in Gottes Wesen begründet ist, stellt die Gnade ethische Forderungen an Christen, die mit Gottes Wesen übereinstimmen. ‚Sie nimmt uns in Zucht‘ stellt die Gnade praktisch personifiziert dar, die den Gläubigen in den Dingen unterweist, die ‚die der zuverlässigen Lehre entsprechen‘“. (Hiebert)
    2. „Das bedeutet, dass Gottes Gnade uns anweisen sollte, unser Leben in Ordnung zu bringen. Einige sind schnell dabei, die Verkündigung der Barmherzigkeit Gottes in eine Entschuldigung für Zügellosigkeit zu verwandeln, während Gleichgültigkeit andere davon abhält, über die Erneuerung ihres Lebens nachzudenken. Doch die Offenbarung der Gnade Gottes bringt notwendigerweise einen Aufruf zu einem gottgefälligen Leben mit sich.“ (Calvin)
    3. „So siehst du, dass die Gnade ihre eigenen Jünger hat. Bist du ein Jünger der Gnade Gottes? Bist du jemals gekommen und hast dich ihr unterworfen?“ (Spurgeon)
  2. Die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen: Die Gnade verschiebt Gottlosigkeit und weltliche Begierden in unsere Vergangenheit. Nun lehrt uns die Gnade, diesen Dingen abzuschwören, nicht nur, sie zu vermeiden.
    1. Verleugnen: „Dies steht für die Abkehr vom Teufel, von der Eitelkeit dieser Welt und von allen sündigen Begierden des Fleisches.“ (White)
    2. Man kann sagen, dass in einer Welt, in der wir versucht sind, zu jedem Wunsch und jedem Gefühl ‚Ja‘ zu sagen, die Realität unseres Glaubens dadurch bewiesen werden kann, indem wir Nein zu dem sagen, worauf wir bereit sind, zu verzichten.
    3. „Der schwierigste Teil der Ausbildung junger Männer besteht nicht darin, das Richtige in sie hineinzulegen, sondern das Falsche aus ihnen herauszuholen.“ (Spurgeon)
  3. Damit wir … besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit: Die Gnade lehrt uns, wie wir in der jetzigen Weltzeit leben sollen. Wir müssen in Bezug auf uns selbst besonnen (selbstbeherrscht) leben. Wir müssen in Bezug auf die Menschen um uns herum gerecht leben. Und wir müssen in Bezug auf unseren Gott gottesfürchtig (‚Gott ernst nehmen‘)) leben.
    1. „Wir werden von dieser sanften Lehrermeisterin, der Gnade Gottes, gelehrt, besonnen zu leben, was unser persönliches Leben betrifft; gerecht, in Bezug auf andere; gottesfürchtig, in unserer Einstellung zu Gott.“ (Meyer)
    2. Diejenigen, die Gesetze stark befürworten, befürchten oft, dass es gleichgültige Christen hervorbringt, Gnade zu predigen. Zusammen genommen erkennen wir hier, dass diese Angst unbegründet ist. Die Gnade lehrt uns Gehorsam. „Wo immer die Gnade Gottes wirksam wird, lässt sie den, der ein unmoralisches Leben führt, die Begierden des Fleisches verleugnen; sie veranlasst den Mann, den es nach Gold gelüstet, seine Gier zu besiegen; sie nimmt dem stolzen Mann seinen Ehrgeiz; sie bringt dem Müßiggänger Fleiß bei, und sie ernüchtert den übermütigen Geist, der sich nur um die Nichtigkeiten des Lebens kümmerte. Wir verlassen diese Begierden nicht nur, wir lehnen sie auch ab.“ (Spurgeon)
    3. Der Ausdruck „gottesfürchtig leben in der jetzigen Weltzeit“ ist auch ein unterschwelliger Beweis gegen die Vorstellung eines Fegefeuers oder irgendeines Ortes der Reinigung im kommenden Leben. „Es ist nicht anzunehmen, dass etwas in der zukünftigen Welt gereinigt wird, das in dieser nicht gereinigt wurde.“ (Clarke)
  4. Indem wir die glückselige Hoffnung erwarten: Die Gnade lehrt uns, unsere glückselige Hoffnung zu erwarten und uns auf sie vorzubereiten. Diese Hoffnung ist nicht der Himmel oder die Herrlichkeit, sondern Jesus selbst, von Angesicht zu Angesicht, näher denn je.
    1. Erwarten deutet darauf hin, dass Christen in aktiver Erwartung der Wiederkunft Jesu leben sollten. Es sollte für Christen kostbar sein, darüber nachzudenken:
      1. Er kam beim ersten Mal, um die Seele des Menschen zu retten. Er wird ein zweites Mal kommen, um den Körper wieder auferstehen zu lassen.
      2. Er kam beim ersten Mal, um den Einzelnen zu retten. Er wird ein zweites Mal kommen, um die Gesellschaft zu retten.
      3. Er kam beim ersten Mal zu einer Kreuzigung. Er wird ein zweites Mal zu einer Krönung kommen.
      4. Er kam beim ersten Mal zu einem Baum. Er wird ein zweites Mal zu einem Thron kommen.
      5. Er kam beim ersten Mal in Demut. Er wird ein zweites Mal in Herrlichkeit kommen.
      6. Er kam beim ersten Mal und wurde von Menschen gerichtet. Er wird ein zweites Mal kommen, um alle Menschen zu richten.
      7. Er kam zum beim ersten Mal und stand vor Pilatus. Er wird ein zweites Mal kommen und Pilatus wird vor ihm stehen.
    2. Des großen Gottes: „Dies ist die einzige Stelle im NT, an der megas auf den wahren Gott bezogen wird, obwohl es eine gängige Bezeichnung heidnischer Götter und Göttinnen ist, z.B. Apostelgeschichte 19, 28.“ (White)
    3. „Dass die Gnade uns in Zucht nimmt, hat dem Apostel zufolge drei Folgen – Leugnen, Leben, Schauen. Du siehst die drei Worte vor dir.“ (Spurgeon)

3. Das Herz des Gottes der Gnade

Titus 2, 14

Titus 2, 14
Der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von aller Gesetzlosigkeit zu erlösen und für sich selbst ein Volk zum besonderen Eigentum zu reinigen, das eifrig ist, gute Werke zu tun.

  1. Der sich selbst für uns hingegeben hat: Jedes Wort dieser Beschreibung des Werkes Jesu ist wichtig. Jesus hat sich selbst für uns hingegeben, das heißt, es war freiwillig. Er gab sich selbst, was bedeutet, dass Jesus alles gab, was er geben konnte. Und er gab sich selbst für uns, was bedeutet, dass Jesus als Stellvertreter für den sündigen Menschen gegeben wurde.
  2. Um uns … zu erlösen: Erlösung bedeutet, „durch die Zahlung eines Lösegeldes aus der Sklaverei herausgekauft zu werden“. Wir werden aus unserer sklavischen Abhängigkeit von der Sünde herausgekauft und für seine Dienste erworben.
    1. Von aller Gesetzlosigkeit: „Und so wird uns gelehrt, dass der Tod Jesu nicht nur zu unserer Vergebung und Rechtfertigung, sondern auch zu unserer Heiligung und Befreiung von der Macht all der Sünden, die uns bedrängt haben, bestimmt war.“ (Meyer)
    2. Ein Volk zum besonderen Eigentum: „Das Wort, das wir mit besonderen (periousios) übersetzt haben, ist interessant. Es bedeutet reserviert für; und es wurde speziell für den Teil der Beute einer Schlacht oder eines Feldzuges verwendet, den der erobernde König ganz besonders für sich selbst beansprucht hatte.“ (Barclay)
  3. Eifrig … gute Werke zu tun: Wir wurden erlöst, erkauft, um voller Eifer zu leben. Das ist Eifer mit Erkenntnis, und Eifer für die Gerechtigkeit in unserem eigenen Leben, vor dem Eifer für die Gerechtigkeit im Leben anderer.
    1. „Wie du weißt, war Titus ein Lehrer von Lehrern. Er musste die Dinge, die nicht klappten, in Ordnung bringen und anderen Predigern zeigen, wie sie predigen sollten … Du siehst, wie sehr der Brief mit den Angelegenheiten des gewöhnlichen Lebens, mit Fragen der heiligen Praxis zu tun hat; darum soll es auch das sein, was wir predigen, und lass die Christen lernen, solche Unterweisung freudig zu empfangen.“ (Spurgeon)

4. Die Boten der Gnade

Titus 2, 15

Titus 2, 15
Dieses sollst du lehren und mit allem Nachdruck ermahnen und zurechtweisen. Niemand soll dich gering schätzen!

  1. Dieses sollst du lehren: Titus und jeder einzelne von Gottes Boten der Gnade ist dazu angehalten, zu sprechen, zu ermahnen und zurechtzuweisen – und soll dies mit allem Nachdruck zu tun. Gottes Boten sollen sich daran erinnern, dass sie Boten eines Königs sind, die das Wort bereithalten, das Leben bringt, und die Hölle in ihre Schranken weist.
  2. Niemand soll dich gering schätzen: Wenn Titus mit allem Nachdruck sprach, musste er es mit seinem Leben untermauern. Titus musste leben, damit niemand ihn oder seine Botschaft gering schätzen würde.
    1. „Da dieser Brief in den Kirchen gelesen werden würde, war die Bemerkung anscheinend sowohl für die Kreter als auch für Titus selbst gedacht.“ (Hiebert)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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