Epheser 2 – Gottes Weg der Versöhnung

A. Die Notwendigkeit der Versöhnung

1. Die Christen sind von den Toten auferweckt

Epheser 2, 1

Epheser 2, 1
— auch euch, die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden,

  1. Auch euch, die ihr tot wart: In einigen Bibelübersetzungen wird ‚hat er auferweckt‘ dem Text hinzugefügt, weil es aus dem Kontext hervorgeht, siehe bspw.: ‚Auch euch <hat er auferweckt>, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden‘ (Elberfelder). Paulus schrieb also an Gläubige, die durch Gottes Werk auferweckt worden sind.
    1. Paulus beendete das letzte Kapitel mit der Überlegung, dass das allerbeste Beispiel für Gottes Macht die Auferstehung Jesu war. Nun überlegt Paulus, was die Auswirkungen der Auferstehungskraft Jesu auf unser Leben sind.
  2. Die ihr tot wart durch Übertretungen und Sünden: Auch wenn die Christen jetzt lebendig sind, dürfen sie nie vergessen, woher sie kamen. Sie waren tot … durch Übertretungen und Sünden.
    1. Es gibt viele Arten von Leben: pflanzliches Leben, tierisches Leben, geistiges Leben, moralisches Leben und geistliches Leben. Ein Wesen kann auf eine Art lebendig sein, auf eine andere aber tot. Geistlich tot zu sein bedeutet nicht, dass wir körperlich tot, sozial tot oder psychisch tot sind. Dennoch ist es ein wirklicher Tod, ein ‚toter Tod‘ nichtsdestoweniger. „Der lebenswichtigste Teil der menschlichen Persönlichkeit – der Geist – ist dem wichtigsten Faktor im Leben gegenüber tot – Gott.“ (Wood) „Nicht in einem moralischen Sinn, auch nicht in einem geistigen (mentalen), sondern in einem geistlichen Sinn ist die arme Menschheit tot, und so beschreibt das Wort Gottes sie auch immer wieder ausdrücklich.“ (Spurgeon)
    2. Dies berührt einen der umstrittensten Bereiche der Theologie – in welcher Weise und in welchem Ausmaß ist ein Mensch vor der Bekehrung tot? Muss eine Person bekehrt werden, bevor sie glauben kann, oder kann es ein vorheriges Wirken Gottes geben, um Glauben einzuflößen, dem jedoch noch die Bekehrung fehlt? Diejenigen, die argumentieren, dass der Mensch erst wiedergeboren werden muss, bevor er glauben kann, sagen gerne, dass ein Toter nicht glauben könne. Zu sagen, ein unerlöster Mensch sei genau wie ein toter Mensch, geht für diese spezielle Beschreibung jedoch weiter als beabsichtigt, da ein toter Mensch ja auch nicht sündigen kann.
    3. Wir irren, wenn wir glauben, dass tot durch Übertretungen und Sünden alles über den verlorenen Zustand des Menschen aussagt. Es ist ein Irrtum, weil die Bibel viele verschiedene Bilder verwendet, um den Zustand des unerlösten Menschen zu beschreiben, indem sie sagt, er sei:
      1. Verblendet (2. Korinther 4, 3-4).
      2. Ein Sklave der Sünde (Römer 6, 17).
      3. Ein Liebhaber der Finsternis (Johannes 3, 19-20).
      4. Krank (Markus 2, 17).
      5. Verloren (Lukas 15).
      6. Ein Ausländer, ein Fremdling, ein Außenstehender (Epheser 2, 12+19).
      7. Ein Kind des Zorns (Epheser 2, 3).
      8. Unter der Herrschaft der Finsternis (Kolosser 1, 13).
    4. Daher ist der nicht wiedergeborene Mensch in gewisser Hinsicht tot, in anderer Hinsicht nicht. Deshalb ist es berechtigt, an alle Menschen zu appellieren, zu glauben. Wir brauchen nicht nach Beweisen für eine Wiedergeburt zu suchen, bevor wir den Menschen sagen, sie sollen glauben und gerettet werden. Wie der Puritaner John Trapp schrieb: „Der natürliche Mensch ist zwar theologisch tot, aber ethisch lebendig, da er durch Argumente zu beeinflussen ist; daher Hosea 11, 4: ‚Mit menschlichen Banden zog ich sie‘, d.h. durch Vernunft und Motive der Liebe, die der Natur des Menschen entsprechen. So wirken Geist und Wort durch rationale Motive immer noch auf uns als Menschen, indem sie uns Leben und Gutes, Tod und Böses vor Augen stellen.“
  3. Durch Übertretungen und Sünden: Mit dem Wort ‚Übertretungen‘ ist gemeint, dass wir eine Linie überschritten und Gottes Grenzen herausgefordert haben. Mit dem Wort Sünden ist gemeint, dass wir ein Ziel verfehlt haben – die vollkommenen Maßstäbe Gottes.
    1. Übertretungen stellt den Menschen als Rebellen dar, Sünden sieht ihn als einen Versager. „Vor Gott sind wir sowohl Rebellen als auch Versager.“ (Stott)

2. Das Leben unter der Herrschaft des Todes

Epheser 2, 2-3

Epheser 2, 2-3
in denen ihr einst gelebt habt nach dem Lauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt; unter ihnen führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten; und wir waren von Natur Kinder des Zorns, wie auch die anderen.

  1. In denen ihr einst gelebt habt: Einst lebten wir in Übertretungen und Sünden nach dem Lauf dieser Welt, der von Satan dirigiert wird. Satan (der Fürst, der in der Luft herrscht) ist immer noch sehr aktiv unter denen, die sich gegen Gott auflehnen – den Söhnen des Ungehorsams.
  2. Ihr einst gelebt habt: Das Selbst, das einst gelebt hat, war der alte Mensch, der nun zum Zeitpunkt der Bekehrung mit Jesus gekreuzigt wurde. Die durch Adam vererbte Sündennatur beeinflusste den alten Menschen, aber auch das Weltsystem und Satan. Man könnte sagen, dass der Einfluss des alten Menschen in dem weiterlebt, was das Neue Testament ‚das Fleisch‘ nennt.
    1. Einst gelebt habt bedeutet, dass der Fall für diejenigen, die durch Jesus Christus lebendig gemacht werden, anders liegen sollte. Ein Toter fühlt sich in seinem Sarg wohl; aber wenn er wieder lebendig gemacht würde, würde er sich sofort in Erstickungsgefahr und unbehaglich fühlen. Er hätte einen starken Drang, dem Sarg zu entkommen und ihn zurückzulassen. Als wir geistlich tot waren, fühlten wir uns in Übertretungen und Sünden gleichermaßen wohl; aber da wir zu neuem Leben erwacht sind, haben wir den Drang, diesem Sarg zu entkommen und ihn zurückzulassen.
  3. Der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt: In der Sünde reagieren wir auf die ‚Führung‘ Satans. In Epheser 2, 2 wird dasselbe altgriechische Verb für das Wirken Satans in Ungläubigen verwendet wie in Epheser 3, 20 für die Kraft Gottes, die in Gläubigen wirkt.
  4. Dem Fürsten, der in der Luft herrscht: Dieser einzigartige Titel für Satan verweist auf seine Autorität (Fürst) und sein Reich (die Luft, eine Bezugnahme auf Satans ‚Umgebung‘)).
    1. „Der Bereich der Luft ist tatsächlich eine andere Art, auf die himmlischen Regionen hinzuweisen, die nach Epheser 6, 12 die Wohnstätte jener Herrschaften und Gewalten sind, der Weltbeherrscher der Finsternis dieser Weltzeit und geistlichen Mächte der Bosheit, gegen die das Volk Christi Krieg führt.“ (Bruce)
    2. Satan ist nicht der ultimative Herrscher, aber er ist ein Fürst in dem Sinne, dass „böse Menschen ihn zu ihrem Herrscher erheben und ihm ganz und gar ergeben und gehorsam sind.“ (Trapp)
  5. Führten auch wir alle einst unser Leben in den Begierden unseres Fleisches: Einst gehörten wir zu den Söhnen des Ungehorsams, was durch unser Verhalten bewiesen wurde. Wir gaben uns den Begierden des Fleisches hin, die in erster Linie Perversionen der legitimen Wünsche der menschlichen Natur sind.
    1. „Die Bekehrten sollen daran erinnert werden, wovon sie befreit wurden, aber auch, wohinein sie erhoben wurden. Sie müssen dazu gebracht werden, wieder in die Grube hinabzuschauen, in das Grab, aus dem die Gnade sie herausgerufen und sie befreit hat.“ (Moule)
  6. Und wir waren von Natur Kinder des Zorns: Wegen unserer Hingabe an den alten Menschen, die Welt und den Teufel waren wir von Natur Kinder des Zorns. Wir hatten den Zorn Gottes rechtmäßig verdient und verdienten ihn aufgrund dessen, wer wir durch unser Erbe waren.
    1. In der Bibel steht nichts über die Vorstellung, dass alle Menschen ‚Kinder Gottes‘ seien, außer in dem Sinne, dass er unser gemeinsamer Schöpfer ist (Apostelgeschichte 17, 28). Hier sagt Paulus, dass es eine ‚Familie‘ des Zorns gibt, die ihre eigenen Kinder hat, und Jesus nannte die Pharisäer „eine Familie von Schlangen“ (Schlangenbrut in Matthäus 3, 7; 12, 34 und 23, 33) und sagte, dass ihr Vater der Teufel sei (Johannes 8, 44).

B. Der Prozess der persönlichen Versöhnung mit Gott

1. Gottes Motiv für die Versöhnung

Epheser 2, 4

Epheser 2, 4
Gott aber, der reich ist an Erbarmen, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat,

  1. Gott aber … um seiner großen Liebe willen: Mit ‚aber‘ und ‚um seiner Liebe willen‘ erklärt Paulus Gottes Gründe für seine Versöhnung mit dem Menschen, und diese Gründe sind gänzlich in Gott zu finden. Die Gründe sind sein reiches Erbarmen und seine große Liebe, die er auf uns richtet.
    1. „Da sie von Natur aus korrupt und in ihrem Handeln sündig waren, konnten sie weder Verdienste erhalten noch irgendeinen Anspruch auf Gott haben; und es bedurfte großer Barmherzigkeit, so viel Elend zu beseitigen und solche Übertretungen zu verzeihen.“ (Clarke)
  2. Mit der er uns geliebt hat: Wir könnten uns einen Gott mit reichem Erbarmen und großer Liebe vorstellen, der Erbarmen und Liebe nicht auf uns gerichtet hat. Aber hinter der guten Nachricht von Gottes Erlösung, die in Jesus angeboten wird, steht die Tatsache, dass dieses Erbarmen und diese Liebe auf uns ausgeweitet werden.
  3. Um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat: Manche verzerren die Vorstellung von Gottes großem Erbarmen und seiner Liebe zu etwas, das unseren Stolz rechtfertigt. Einige stellen sich vor, dass Gott uns liebt, weil wir so liebenswert sind. Stattdessen ist Gottes Liebe so groß, dass sie sich sogar auf die nicht Liebenswerten erstreckt – auf die Kinder des Zorns, die im vorigen Vers erwähnt wurden.
    1. Jeder Grund für Gottes Erbarmen und Liebe ist in ihm zu finden. Wir geben ihm keinen Grund, uns zu lieben, doch in der Herrlichkeit seiner Liebe liebt er uns trotzdem mit dieser großen Liebe.
    2. Deshalb müssen wir aufhören zu versuchen, uns Gott gegenüber liebenswert zu machen, und einfach seine große Liebe empfangen, während wir erkennen, dass wir ihrer unwürdig sind. Dies ist das Gnadengeheimnis des christlichen Lebens.

2. Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Gottes Werk der individuellen Versöhnung

Epheser 2, 5-7

Epheser 2, 5-7
auch uns, die wir tot waren durch die Übertretungen, mit dem Christus lebendig gemacht — aus Gnade seid ihr errettet! — und hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus, damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweise in Christus Jesus.

  1. Die wir tot waren: Als wir noch tot waren, begann Gott, uns zu lieben. Er wartete nicht, bis wir liebenswert waren. Er hat uns geliebt, selbst als wir tot waren durch die Übertretungen und ihm nichts Liebenswertes zu bieten hatten.
    1. Dies ist die Voraussetzung, um gerettet zu werden. Zuerst müssen wir tot sein, tot für jeden Versuch, uns vor Gott zu rechtfertigen. Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der … ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen (Johannes 5, 24).
  2. Hat … auch uns … mit dem Christus lebendig gemacht: Das ist es, was Gott mit denen getan hat, die in der Sünde tot waren. Er hat an unserem Tod Anteil genommen, damit wir an seinem Auferstehungsleben Anteil haben können. Der alte Mensch ist gekreuzigt und wir sind neue Schöpfungen in Jesus, wobei das Alte vergeht und alle Dinge neu werden.
    1. Aus Gnade seid ihr errettet: Paulus fühlt sich dazu gedrängt, hier hinzuzufügen, dass dies das Werk der Gnade Gottes ist und in keiner Weise das Verdienst des Menschen beinhaltet. Unsere Erlösung – unsere Rettung – vom geistlichen Tod ist Gottes Werk, das für diejenigen getan wurde, die es nicht verdienten.
  3. Mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus: Dies ist die gegenwärtige Position des Christen. Wir haben einen neuen Lebensraum, eine neue Arena des Daseins – wir sind nicht diejenigen, die auf der Erde wohnen (wie die Offenbarung sie oft nennt), sondern unser Bürgerrecht ist im Himmel (Philipper 3, 20).
    1. Wir sitzen nicht in den himmlischen Regionen mit Christus Jesus, oder zumindest noch nicht. Stattdessen sitzen wir in den himmlischen Regionen in Christus Jesus. Da unser Leben und unsere Identität in Christus sind, sind auch wir, so wie er, an himmlische Orte versetzt.
    2. „Und nun sind wir in himmlische Regionen mitversetzt – wir haben ein Recht auf das Reich Gottes, erwarten diese Herrlichkeit und sind unbeschreiblich glücklich im Besitz dieses Heils und in unserer Gemeinschaft mit Christus Jesus.“ (Clarke)
  4. Damit er in den kommenden Weltzeiten den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade … erweise: Auch in Zukunft wird Gott uns den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade erweisen. Gott wird nie aufhören, uns auf der Grundlage der Gnade zu behandeln, und er wird uns auch weiterhin und bis in Ewigkeit deren Reichtümer immer weiter enthüllen.
    1. Damit er … erweise: „Der Urtext deutet darauf hin, dass diese Erweisung zu seinem eigenen Zweck, zu seiner eigenen Ehre ist.“ (Alford) Dieses Werk in uns spiegelt unendlich viel mehr die Herrlichkeit Gottes wider als unsere eigene Herrlichkeit, und Gott wird sein Werk in der Gemeinde gebrauchen, um seine Herrlichkeit durch alle Zeitalter hindurch sichtbar zu machen.
    2. „Aus diesem Vers geht klar hervor, dass Paulus voll und ganz erwartete, dass das Evangelium von der Gnade Gottes in den kommenden Zeitaltern gepredigt werden würde. Er ging nicht von einer vorübergehenden Heilsbotschaft aus, die sich zu einer besseren entwickeln würde, sondern war gewiss, dass dasselbe Evangelium bis zum Ende der Zeitalter gepredigt werden würde. Und nicht nur das; denn wie ich annehme, hatte er die ewige Dauer des Evangeliums im Blick, nicht nur durch die Zeitalter hindurch, die seit der ersten Ankunft unseres gesegneten Herrn bereits vergangen sind, sondern auch durch die Zeitalter, nachdem er ein zweites Mal gekommen sein wird. Die Ewigkeit selbst wird das Evangelium nicht verbessern.“ (Spurgeon)
    3. „Wenn alle Heiligen nach Hause geholt sind, werden sie immer noch von den Wundern der Liebe [Jahwes] in Christus Jesus reden und davon erzählen, und in den goldenen Straßen [vgl. Off.21, 21] werden sie aufstehen und den zuhörenden Scharen von Engeln sowie Fürstentümern und Mächten erzählen, was der Herr für sie getan hat.“ (Spurgeon)
    4. Den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade: „So ist es mit der Gnade Gottes: Er hat so viel Gnade wie du willst, und er hat noch viel mehr als das. Der Herr hat so viel Gnade, wie ein ganzes Universum benötigt, aber er hat noch viel mehr. Er fließt über: Alle Anfragen, die je an Gottes Gnade gestellt werden können, werden ihn niemals verarmen lassen oder auch nur seinen Vorrat an Barmherzigkeit verringern; es wird noch immer eine unermesslich kostbare Mine der Barmherzigkeit vorhanden sein, die so voll ist wie zu dem Zeitpunkt, als er begann, die Menschenkinder zu segnen.“ (Spurgeon)
    5. Eine Möglichkeit, die Größe der Gnade Gottes zu sehen, besteht darin, zu betrachten, wie er die Menschen bittet, sie zu empfangen. Wenn wir jemandem ein Geschenk anbieten und er es ablehnt, werden wir ihm wahrscheinlich erlauben, es abzulehnen, und ihn in Ruhe lassen. Gott geht nicht so mit uns um; selbst wenn wir seine Barmherzigkeit ablehnen, greift er in sein Gnadenlager, bleibt bei uns und fleht uns an, das kostenlose Geschenk zu empfangen.

3. Eine Zusammenfassung von Gottes Werk der individuellen Versöhnung

Epheser 2, 8-10

Epheser 2, 8-10
Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch — Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind seine Schöpfung, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.

  1. Denn aus Gnade seid ihr errettet: Paulus kann nicht von diesem herrlichen Werk Gottes sprechen, ohne uns daran zu erinnern, dass es ein Geschenk der Gnade ist, das denen gegeben wird, die es nicht verdienen. Wir sind nicht einmal durch unseren Glauben gerettet (obwohl der Glaube selbst kein Werk ist), sondern aus Gnade durch den Glauben.
    1. Wir können uns vorstellen, dass Wasser durch einen Schlauch fließt. Das Wasser ist der wichtige Teil, aber es wird durch den Schlauch weitergeleitet. Der Schlauch löscht deinen Durst nicht, das Wasser tut es. Aber der Schlauch bringt Wasser an den Ort, an dem es dir Nutzen bringt.
    2. „Die genaue Form der Worte betont hier zwei Dinge. Wie Paulus immer wieder betont, ist es ganz aus Gottes Gnade, seiner freien, unverdienten Gunst für die Menschheit. Darüber hinaus wird dieses Heil auch als eine vollendete Tatsache dargestellt.“ (Foulkes)
  2. Und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es: Das Werk der Erlösung ist Gottes Gabe. Die hier von Paulus verwendete grammatikalische Form weist darauf hin, dass sich die Worte auf die in Epheser 2, 4-8 erwähnte Gabe der Errettung beziehen und nicht direkt auf den in diesem Vers erwähnten Glauben.
    1. Clarke weist nachdrücklich darauf hin, dass der griechische Urtext deutlich macht, dass das ‚es‘ in der Passage ‘Gottes Gabe ist es’ sich auf die Erlösung und nicht auf den Glauben bezieht. Der große griechische Gelehrte Dean Alford wies auch deutlich darauf hin, dass sich der Satzteil ‚und das nicht aus euch‘ in diesem Abschnitt auf die Errettung und nicht auf den Glauben bezieht.
    2. Doch selbst unser Glaube ist eine Gabe Gottes. Wir können nicht an Jesus glauben, wenn Gott nicht zuvor ein Werk in uns getan hat, denn wir sind geblendet durch unsere eigene Leblosigkeit und durch den Gott dieser Weltzeit (2. Korinther 4, 4).
    3. „Aber es kann gefragt werden: Ist der Glaube nicht die Gabe Gottes? Ja, was die Gnade betrifft, durch die er hervorgebracht wird; aber die Gnade oder Fähigkeit zu glauben und der Akt des Glaubens sind zwei verschiedene Dinge. Ohne die Gnade oder Fähigkeit zu glauben hat kein Mensch jemals geglaubt oder kann jemals glauben; aber mit dieser Fähigkeit liegt der Akt des Glaubens beim Menschen. Gott glaubt niemals für einen Menschen, genauso wenig wie er für ihn Buße tut; der Büßer glaubt durch diese Gnade, die ihn befähigt, selbst.“ (Clarke)
    4. Dies zeigt uns die wesentliche Rolle des Gebets in der Evangelisation. Da Gott die Errettung in Gang setzt, sollten wir unsere Evangelisation damit beginnen, Gott um die Ingangsetzung zu bitten und denjenigen, die wir errettet sehen wollen, die Fähigkeit zu glauben zu gewähren.
  3. Nicht aus Werken, damit niemand sich rühme: Gott tat es nicht aus Werken, einfach nur, damit niemand sich rühmen könnte. Wenn die Erlösung in irgendeiner Weise die Errungenschaft des Menschen wäre, könnten wir uns damit rühmen. Aber nach Gottes Heilsplan erhält Gott allein die Ehre.
    1. „Ich dachte, Napoleon hätte etwas Gutes getan, als er am Tag seiner Krönung seine Krone nahm und sie sich selbst aufs Haupt setzte. Warum sollte er nicht das Symbol nehmen, das ihm zusteht? Und wenn du in den Himmel kommst, zur Hälfte durch Gnade und zur anderen Hälfte durch Werke, wirst du sagen: ‚Die Buße hat mir ein wenig genützt, aber die Rechtschaffenheit hat mir viel mehr genützt‘.“ (Spurgeon)
  4. Denn wir sind seine Schöpfung: Gott rettet uns nicht nur, um uns vor dem Zorn zu bewahren, den wir zu Recht verdienen, sondern auch, um etwas Schönes aus uns zu machen. Wir sind seine Schöpfung, was aus dem altgriechische Wort poiema übersetzt ist. Damit ist hier gemeint, dass wir Gottes schönes Gedicht sind. Die Jerusalemer Bibel übersetzt das hier für Schöpfung verwendete Wort als ‚Kunstwerk‘.
    1. Gottes Liebe ist eine verwandelnde Liebe. Sie begegnet uns genau dort, wo wir gerade sind, aber wenn wir diese Liebe empfangen, bringt sie uns immer dorthin, wohin wir eigentlich unterwegs sein sollten. Die Liebe Gottes, die meine Seele rettet, wird auch mein Leben verändern.
    2. Wir sind seine Schöpfung, sein Werk – etwas Neues, das er in Jesus Christus aus uns gemacht hat. „Das geistliche Leben kann nicht durch Entwicklung aus unserer alten Natur zu uns kommen. Ich habe viel über Evolution und Entwicklung gehört, aber ich fürchte, wenn einer von uns bis zum Äußersten entwickelt werden sollte – getrennt von der Gnade Gottes –, würde er schlimmer herauskommen als er vor Beginn der Entwicklung war.“ (Spurgeon)
    3. „Unser neues Leben ist so wahrhaft aus dem Nichts erschaffen wie der erste Himmel und die erste Erde. Dies sollte besonders beachtet werden, denn es gibt einige, die meinen, dass die Gnade Gottes die alte Natur zur neuen hin verbessert. Sie tut nichts dergleichen.“ (Spurgeon)
  5. Erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken: Dieses schöne Ding, das Gott aus uns macht, ist in guten Werken aktiv. Diese sind ebenso Teil von Gottes vorherbestimmtem Plan wie alles andere auch. Diese guten Werke sind ein gültiger Beweis dafür, dass jemand als einer von Gottes Auserwählten wandelt.
    1. „Werke spielen bei der Erlangung des Heils überhaupt keine Rolle. Aber danach werden die Christen ihren Glauben durch ihre Werke beweisen. Hier zeigt sich Paulus einer Meinung mit Jakobus.“ (Wood)

C. Die Versöhnung von Juden und Heiden in Jesus

1. Die Notwendigkeit der Versöhnung von Heiden und Juden

Epheser 2, 11-12

Epheser 2, 11-12
Darum gedenkt daran, dass ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung, die am Fleisch mit der Hand geschieht — dass ihr in jener Zeit ohne Christus wart, ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels und fremd den Bündnissen der Verheißung; ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.

  1. Ihr, die ihr einst Heiden im Fleisch wart: Gottes Werk der Versöhnung besteht nicht nur zwischen Gott und dem Einzelnen, obwohl es dort beginnen muss. Es gilt auch für Gruppen von Menschen, die uneins sind, wie es zu Paulus‘ Zeiten zwischen Juden und Heiden der Fall war.
  2. Und Unbeschnittene genannt wurdet von der sogenannten Beschneidung: Die Heiden befanden sich in einer verzweifelten Lage; sie waren ausgeschlossen, fremd, hatten keine Hoffnung und waren ohne Gott. Dies zeigt, dass sie nicht nur geistlich tot waren, sondern auch nicht den Zugang zu Gott hatten, den die Juden genossen.
    1. Bevor sie zu Jesus kamen, waren die Heiden „christlos, staatenlos, freundlos, hoffnungslos und gottlos.“ (Stott zitiert Hendriksen)
    2. Keine Hoffnung haben: „Das Fehlen von Hoffnung im Angesicht des Todes ist in der Literatur und Inschriftenkunde der griechisch-römischen Welt jener Tage reichlich bezeugt.“ (Bruce)
    3. Ohne Gott in der Welt: Manche Menschen glauben an Gott, aber sie glauben, dass er im Himmel lebt und nichts mit dieser Welt zu tun hat. Auf diese Weise kann ein Mensch gleichzeitig an Gott glauben und ohne Gott in der Welt sein.
  3. Ohne Christus: Dies sind schreckliche Worte; die Folge ist der beklagenswerte Zustand aller verlorenen Menschen. Ohne Christus zu sein bedeutet:
      1. Ohne geistliche Segnungen
      2. Ohne Licht
      3. Ohne Frieden
      4. Ohne Ruhe
      5. Ohne Sicherheit
      6. Ohne Hoffnung
      7. Ohne einen Propheten, Priester oder König
        zu sein.
    1. „Ohne Christus! Wenn dies die Beschreibung einiger von euch ist, brauchen wir mit euch nicht über die Feuer der Hölle zu sprechen; es soll genügen, um euch zu erschrecken, dass ihr euch in einem so verzweifelten Zustand befindet, ohne Christus zu sein. Oh! Welch schreckliche Übel drängen sich dicht in diesen beiden Worten!“ (Spurgeon)
  4. Ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels: Dies schließt wahrscheinlich sowohl abgesonderte Juden als auch Heiden ein. „Denn es gab auch Israeliten, die sich außerhalb der Bürgerschaft befanden, nicht nur als Ausländer, sondern als nachlässige Juden, und die ihren Teil in den Bündnissen verloren hatten, nicht, weil sie Ausländer, sondern weil sie unwürdig waren.“ (Alford)

2. Heiden nahe zu Gott gebracht

Epheser 2, 13

Epheser 2, 13
Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe gebracht worden durch das Blut des Christus.

  1. Jetzt aber, in Christus Jesus: Die Heiden, die jetzt in Christus Jesus sind, sind nicht mehr fern. Sie sind nahe gebracht worden an die Dinge Gottes, und das Blut des Christus vollbringt dies durch seinen Opfertod.
    1. Diese Annäherung geschieht nur durch das Blut des Christus.
      Heiden, die nicht in Christus Jesus sind, sind genauso fern wie eh und je. Diese Versöhnung geschieht nur in Jesus.
    2. Es ist wichtig, dass Paulus die Aspekte der großen Liebe Jesu und seines Opfertodes verbindet. Viele Menschen denken, dass es beim Predigen des gekreuzigten Christus um einen blutigen, durchbohrten Jesus geht. Aber der springende Punkt in Christi Kreuzigung ist nicht das Blut, sondern die Liebe. Den gekreuzigten Christus zu predigen bedeutet, dass wir einen Jesus voller Liebe predigen – aufopfernde, gebende, rettende Liebe.
  2. Durch das Blut des Christus: Viele Menschen schlagen verschiedene Wege vor, um Gott nahe zu kommen. Einige meinen, man könne zu ihm kommen, indem man sich an das Gesetz hält oder einer Gruppe (wie Israel oder sogar der Kirche) angehört. Aber der einzige Weg, Gott nahe gebracht zu werden, ist durch das Blut des Christus. Was Jesus am Kreuz getan hat, als er wie ein schuldiger Sünder anstelle von schuldigen Sündern gelitten hat, bringt uns Gott nahe.

3. Zusammenführung von Juden und Heiden in der Gemeinde

Epheser 2, 14-16

Epheser 2, 14-16
Denn Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat, indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat, um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und Frieden zu stiften, und um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.

  1. Denn Er ist unser Friede: Jesus selbst ist unser Friede; er hat nicht einfach Frieden gemacht zwischen Gott und Mensch und Jude und Heide; er ist unser Friede.
  2. Der aus beiden eins gemacht und die Scheidewand des Zaunes abgebrochen hat: Das Werk Jesu am Kreuz ist die gemeinsame Grundlage des Heils für Juden und Heiden. Deshalb gibt es keine Trennmauer mehr zwischen Juden und Heiden. Jesus hat diese Mauer niedergerissen.
    1. Im Tempel gab es zwischen dem Hof der Heiden und dem Hof der Frauen eine physische Barriere, eine tatsächliche Scheidewand zwischen Juden und Heiden.
    2. Paulus befand sich zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Briefes in Rom unter Hausarrest und wartete auf seinen Prozess, weil er fälschlicherweise von den Juden beschuldigt wurde, einen Heiden in den Tempel gebracht zu haben, vorbei an der tatsächlichen Scheidewand, die Juden und Heiden trennte. Paulus machte deutlich, dass in Jesus diese Mauer verschwunden ist.
    3. Die Scheidewand des Zaunes ist verschwunden, weil die übergreifende Herrschaft größer ist als jede frühere Trennung. Wenn die Herrschaft Jesu Christi nicht größer ist als alle Differenzen, die du mit anderen hast – sei es politisch, hinsichtlich der Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, wirtschaftlich, sprachlich, geographisch oder was auch immer -, dann hast du nicht vollumfänglich verstanden, was es bedeutet, unter der Herrschaft Jesu zu stehen.
  3. Indem er in seinem Fleisch die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinwegtat: Die Quelle des Streits zwischen Juden und Heiden war die Tatsache, dass die Heiden das Gesetz nicht einhielten. Aber da Jesus das Gesetz für uns erfüllt und die Strafe für unser Unvermögen, das Gesetz zu halten, getragen hat, sind wir durch sein Werk am Kreuz, durch das er die Quelle des Streits beseitigte, versöhnt.
    1. „Die Feindschaft, von der der Apostel spricht, war zwischen den Juden und Heiden wechselseitig. Erstere verabscheuten die Heiden und konnten ihnen kaum die Bezeichnung als Menschen zugestehen; letztere verachteten die Juden auf das Äußerste wegen der Eigentümlichkeit ihrer religiösen Riten und Zeremonien, die sich von denen aller anderen Nationen der Erde unterschieden.“ (Clarke)
    2. „Und die Trennung wurde noch verstärkt und betont von jenen Institutionen, die, zumindest teilweise, darauf ausgerichtet waren, Israel von der Welt abzugrenzen, bis der geeignete Zeitpunkt für den umfassenderen Segen gekommen wäre. Und Jesus ‚annullierte‘ diese, indem er sie mit seinem Opferwerk erfüllte; so versöhnte er gleichzeitig den Menschen mit Gott und den Menschen mit dem Menschen.“ (Moule)
    3. Das Gesetz als Quelle der Gerechtigkeit ist kein Thema mehr. Diese Quelle der Feindschaft zwischen Juden und Heiden ist tot.
  4. Um die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz: Heiden und Juden werden in einem Leib, der Kirche, zusammengeführt, wo unsere Einheit in Jesus viel größer ist als unsere früheren Differenzen.
    1. Um die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen: Die frühen Christen nannten sich selbst eine ‚dritte Volksgruppe‘ oder eine ‚neue Volksgruppe‘. Die frühen Christen erkannten, dass sie keine Juden und keine Heiden waren, sondern ein neuer Mensch, was alle, die in Jesus sind einschließt.
    2. „Wie Chrysostomos erklärte, ist es nicht so, dass Christus den einen auf das Niveau des anderen gebracht hat, sondern dass er etwas Größeres hervorgebracht hat: ‚Als ob man eine Statue aus Silber und eine andere aus Blei einschmelzen würde, und die beiden zusammen würden golden herauskommen.‘“ (Wood)
  5. Durch das Kreuz: Wir sehen die Betonung, die Paulus auf das Werk Jesu am Kreuz legt. Er wiederholt den Gedanken mehrmals: durch das Blut nahe gebracht … indem er in seinem Fleisch die Feindschaft hinwegtat … in einem Leib … durch das Kreuz. Diese Einheit ist nicht einfach so entstanden, sie war die hart erkämpfte Errungenschaft Jesu.
    1. Das bedeutet, dass das Gebet Jesu in Johannes 17 (damit sie eins seien) nicht einfach ‚nur‘ ein Gebet war. Es war ein Gebet, das Jesus in dem Wissen betete, dass sein Werk am Kreuz die Antwort schaffen würde, und ein Gebet, das er zu beten bereit war, in dem Wissen, dass seine Qualen zur Beantwortung benutzt werden würden.
    2. Diese Zusammenführung von Juden und Heiden in Jesus ist eine teilweise Erfüllung von Gottes ewigem Plan, wie er in Epheser 1, 10 dargelegt wird: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus. Gott benutzt die Zusammenführung von Juden und Heiden in der Kirche als eine Vorschau auf sein letztendliches Werk, alle Dinge in Jesus Christus zusammenzuführen. Da er das eine tun kann, kann er auch das andere tun.

4. Wie Juden und Heiden zusammengebracht werden

Epheser 2, 17-18

Epheser 2, 17-18
Und er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen; denn durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist.

  1. Er kam und verkündigte Frieden euch, den Fernen, und den Nahen: Da sie demselben Evangelium folgen, wird ihnen, den Fernen (Heiden) und den Nahen (Juden), derselbe Frieden verkündigt.
  2. Durch ihn haben wir beide den Zutritt zu dem Vater in einem Geist: Sie genießen denselben Zutritt zu Gott, Zutritt zu dem Vater, der durch einen Geist kommt. Nicht nur werden Juden und Heiden durch dasselbe Evangelium gerettet, sondern sie haben auch denselben wesentlichen Weg mit Gott und Zutritt zu ihm. Die eine Gruppe hat keinen größeren Zutritt als die andere.
    1. Zutritt ist wahrscheinlich die beste Übersetzung des griechischen Wortes prosagoge im Urtext, obwohl es auch ‚Vorstellung‘ heißen könnte. An orientalischen Höfen gab es einen Prosagogen, der eine Person in die Gegenwart des Königs brachte.“ (Foulkes)
    2. Wenn Konflikte zwischen christlichen Gruppen mit unterschiedlichem Hintergrund entstehen, kann man sicher sein, dass sie vergessen haben, dass sie durch dasselbe Evangelium gerettet wurden und denselben Zugang zu Gott haben. Eine oder beide Gruppen haben normalerweise das Gefühl, einen besseren Zugang zu Gott zu haben.
    3. „Dieser Text ist ein eindeutiger Beweis für die Heilige Dreifaltigkeit. Juden und Heiden sollen Gott, dem Vater, vorgestellt werden; der Geist Gottes wirkt in ihren Herzen und bereitet sie auf diese Vorstellung vor; und Jesus Christus selbst stellt sie vor.“ (Clarke)

5. Ein Bild von Gottes Werk der Versöhnung, sowohl für den Einzelnen als auch zwischen Gruppen

Epheser 2, 19-22

Epheser 2, 19-22
So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn, in dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist.

  1. So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste: Paulus bezieht sich auf Christen heidnischer Herkunft. Sie sollten sich in keinerlei Hinsicht als ‚Bürger zweiter Klasse‘ in Gottes Reich betrachten. Sie sind nicht nur vollwertige Mitbürger, sondern auch vollwertige und gleichberechtigte Hausgenossen Gottes.
  2. Auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten: Weil wir ein Leib sind und den gleichen Zutritt zu Gott haben, folgt daraus auch, dass wir alle auf einer gemeinsamen Grundlage aufgebaut sind. Dieses Fundament sind die ursprünglichen Apostel und Propheten und ihre bleibende Offenbarung, die im Neuen Testament festgehalten ist. Möge niemand jemals ein anderes Fundament legen.
    1. Obwohl Chrysostomos, Hieronymus, Calvin und andere die erwähnten Propheten als Propheten des Alten Testaments verstanden, ist es besser, sie als Propheten des Neuen Testaments zu verstehen, vielleicht als Autoren des Neuen Testaments, die nicht unbedingt zur apostolischen Kerngruppe gehörten.
    2. „Diejenigen, die neben den Aposteln zur Leitung der Gemeinde gehörten … Sie waren nicht in jedem Fall von den Aposteln zu trennen: das Apostelamt schloss wahrscheinlich immer die Gabe der Prophetie ein, sodass alle Apostel selbst ebenfalls Propheten gewesen sein könnten.“ (Alford)
    3. In diesem Sinne der Grundlegung einer höchst autoritativen Offenbarung für das gesamte Volk Gottes gibt es heute keine Apostel oder Propheten mehr. Das Fundament ist bereits gelegt. In einem geringeren Sinne mag es heute Apostel und Propheten geben, aber nicht in dem Sinne, den Paulus hier meint.
  3. Während Jesus Christus selbst der Eckstein ist: Das für ‘Eckstein’ verwendete Wort „bedeutet wörtlich an der Spitze des Winkels. Er bezieht sich auf den Deckstein oder bindenden Stein, der das gesamte Bauwerk zusammenhält … oft wurde der königliche Name darin eingraviert. Im Osten galt er als noch wichtiger als das Fundament.“ (Wood)
    1. Salmond zum Eckstein: „Er bezeichnet den Stein, der an der äußersten Ecke platziert wurde, um die anderen Steine des Gebäudes miteinander zu verbinden – der wichtigste Stein im Bauwerk, derjenige, von dem seine Stabilität abhing.“
    2. „Diese Struktur und dieser Zusammenhalt mögen als Gerüst die heilige Ordnung der Gemeinde in ihrer sichtbaren Gestalt haben. Aber der Zement ist nicht aus diesen Dingen; er ist ganz und gar göttlich; es ist der Geist, der jeden Heiligen für Gott in Besitz nimmt und sie alle zusammenbindet, indem er sie alle an ihr Haupt angliedert.“ (Moule)
  4. In dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn: Wenn wir an unserem gemeinsamen Fundament festhalten, wächst der ganze Bau des Volkes Gottes auf wunderbare Weise zusammen, als ein heiliger Tempel, in dem Gott in Schönheit und Herrlichkeit wohnt.
    1. Dies sagt uns, dass die Gemeinde ein Gebäude (Bau) ist, das perfekt von dem großen Architekten entworfen wurde. Sie ist kein zufälliger Haufen von Steinen, die willkürlich auf einem Feld abgeladen wurden. Gott ordnet die Gemeinde zu seiner eigenen Ehre und zu seinen eigenen Zwecken an.
    2. Dies sagt uns, dass die Gemeinde eine Wohnung ist, ein Ort, an dem Gott lebt. Sie darf niemals ein leeres Haus sein, das praktisch ein Museum ist, in dem niemand lebt. Die Kirche soll sowohl der Wohnort Gottes als auch seines Volkes sein.
    3. Dies sagt uns, dass die Gemeinde ein Tempel ist, heilig und Gott geweiht. Wir dienen dort als Priester, indem wir die geistlichen Opfer unserer Lippen und Herzen und unseren Lobpreis Gott darbringen (Hebräer 13, 15).
  5. In dem auch ihr miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geist: Als der Tempel Salomos gebaut wurde, wurden die Steine an einem Ort fernab der Tempelbaustelle vorbereitet. Es hieß, dass man auf der Baustelle keine Geräusche eines Hammers, einer Axt oder anderer eiserner Werkzeuge hören konnte (1. Könige 6, 7). Auf dieselbe Weise bereitet Gott uns zuerst vor, und dann setzt er uns in sein Gebäude ein.
    1. „Der Vater wählt dieses Haus aus, der Sohn erwirbt es, der Heilige Geist nimmt es in Besitz.“ (Trapp)
    2. „Und der ewige Vater wird sich allen Zuschauern aller Regionen der ewigen Welt vollkommen offenbaren, nicht irgendwie, sondern so – in seiner verherrlichten Gemeinde, im Menschengeschlecht, in der Natur, die einst zerstört und verwüstet, aber durch seine Gnade zu dieser Pracht wieder aufgebaut wurde.“ (Moule)
    3. Adam Clarke erklärte, wie Gottes Wirken in der Gemeinde die Weisheit, Macht und Liebe Gottes verherrlicht. Wenn wir all dies betrachten, sollten wir Gott für seine herrliche Gemeinde preisen.
      1. Nichts ist so edel wie die Kirche, wenn man bedenkt, dass sie der Tempel Gottes ist.
      2. Es gibt nichts, was so sehr der Verehrung würdig ist, wenn man Gott ansieht, der in ihr wohnt.
      3. Es gibt nichts, was so uralt ist, da bereits die Patriarchen und Propheten daran gearbeitet haben, sie aufzubauen.
      4. Es gibt nichts so Solides, da Jesus Christus ihr Fundament ist.
      5. Es gibt nichts so Hohes, denn sie reicht so hoch wie die himmlischen Orte in Christus Jesus.
      6. Es gibt nichts, was so perfekt und wohlproportioniert ist, denn der Heilige Geist ist der Architekt.
      7. Es gibt nichts Schöneres, denn sie ist geschmückt mit Bausteinen jedes Zeitalters, jedes Ortes, jedes Volkes; von den höchsten Königen bis zu den niedrigsten Bauern; mit den brillantesten Wissenschaftlern und den einfachsten Gläubigen.
      8. Es gibt nichts Geräumigeres, denn sie ist über die ganze Erde verteilt und nimmt alle auf, die ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht haben.
      9. Es gibt nichts so Göttliches, denn sie ist ein lebendiges Gebäude, das vom Heiligen Geist beseelt und bewohnt wird.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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