Offenbarung 11 – Die zwei Zeugen

A. Der Tempel Gottes

1. Johannes wird beauftragt, den Tempel, den Altar und die Anbeter zu vermessen

Offenbarung 11, 1

Offenbarung 11, 1
Und mir wurde eine Messrute gegeben, gleich einem Stab; und der Engel stand da und sagte: Mache dich auf und miss den Tempel Gottes samt dem Altar, und die, welche darin anbeten!

  1. Eine Messrute gleich einem Stab: In Hesekiel 40-43 gibt es eine ausgedehnte Passage, in der ein Tempel vermessen wird. Der Tempel in Hesekiel wird am besten als der Tempel des tausendjährigen Reichs verstanden, und der Tempel von Offenbarung 11 scheint vor dem Tempel von Hesekiel zu existieren. Dennoch gibt es Ähnlichkeiten; auch der Tempel in Hesekiel wird umfassend vermessen, einschließlich der äußeren Vorhöfe (Hesekiel 40, 17-19).
    1. Es gibt einige andere biblische Beispiele für das Vermessen. In Sacharja 2 vermaß ein Mann Jerusalem; ein Vorgang, der offensichtlich Gottes kommendes Gericht über die Stadt ankündigte. In Offenbarung 21 wird das neue Jerusalem vermessen.
  2. Mache dich auf und miss den Tempel Gottes: Im Alten Testament vermittelt das Motiv des Vermessens manchmal Besitz, Schutz und Bewahrung. Wenn Habakuk prophezeit „Er bleibt stehen und misst die Erde“ (Habakuk 3, 6), steckt dahinter der Gedanke, dass der Herr die Erde besitzt und mit ihr tun kann, was ihm gefällt. Wenn dieser Tempel vermessen wird, zeigt dies, dass Gott dessen Größe
    genau kennt und dass er das Sagen hat.
    1. Gott hat das Sagen. Dies ist eines der herrlichen, kraftvollen Themen des Buches der Offenbarung. In Offenbarung 11, 17 wird wieder der Titel Allmächtiger für Gott verwendet. Das griechische Wort für den Allmächtigen ist Pantokrator, und es beschreibt „den, der seine Hand auf allem hat“. Von den insgesamt zehn Stellen, an denen dieses Wort im Neuen Testament verwendet wird, stehen neun in der Offenbarung. Dieser Tempel wird der Schauplatz großen Schreckens und großer Herrlichkeit sein, aber Gott hat das Sagen und handelt sowohl durch die guten als auch durch die schlechten Taten des Menschen.
  3. Der Tempel Gottes: Die Identität dieses Tempels ist ein wesentlicher Bestandteil der Interpretation. Viele verstehen diesen Tempel als Symbol für die Gemeinde.
    1. Paulus beschrieb die Gemeinde als einen Tempel: So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge ohne Bürgerrecht und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. (Epheser 2, 19-21)
    2. Petrus beschrieb die Gemeinde als einen Tempel: … so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus … (1. Petrus 2, 5)
    3. Wenn dieser Tempel in Offenbarung 11 jedoch eine symbolische Darstellung der Gemeinde ist, warum sollte er dann vermessen werden? Was ist die Bedeutung der Vorhöfe und des Altars – und wenn die Gemeinde selbst der Tempel ist, wer sind dann die Anbeter (die, welche darin anbeten)? Hier gibt es zu viele spezifische Details, als dass dies dem allgemeinen Bild der Gemeinde als Tempel Gottes entsprechen könnte.
  4. Der Tempel Gottes: Es ist wahrscheinlicher, dass dies der Tempel ist, der auf Erden sein muss, damit sich erfüllt, was Daniel, Jesus und Paulus über den Gräuel der Verwüstung gesagt haben.
    1. Der Prophet Daniel sagte uns, dass der Antichrist seinen Bund mit dem jüdischen Volk brechen und somit das Darbringen von Opfern und Gaben beenden wird. Dieser Antichrist wird den Tempel entweihen, indem er dort etwas Abscheuliches aufstellt (Daniel 9, 27; 11, 31 und 12, 11).
    2. Jesus sagte, man solle nach einem Gräuel Ausschau halten, der an der heiligen Stätte stehe; dies sei das entscheidende Zeichen dafür, dass die Zeit des Zornes Gottes auf der Erde angebrochen sei (Matthäus 24, 15-16 und 24, 21).
    3. Paulus sagte uns, dass der Antichrist als Gott im Tempel sitzen würde (2. Thessalonicher 2, 3-4).
    4. Das Konzept des Gräuels der Verwüstung wird oft vergeistigt, indem er als götzendienerische Anbetung beschrieben wird, die in den Herzen des Volkes Gottes (seines ‚Tempels‘)) stattfindet. Aber in welchem Sinne können Menschen als Gottes Tempel bezeichnet werden, wenn sie den Antichristen – einen Abgesandten Satans selbst – anbeten? Das ist sicherlich nicht die offensichtlichste oder direkteste Interpretation. Die einfachste Erklärung all dieser Passagen ist ein echter jüdischer Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem, der noch gebaut werden muss – aber bald kommt.
  5. Der Tempel Gottes: Tatsächlich gibt es heutzutage Juden, die sehr daran interessiert sind, den Tempel wieder aufzubauen und das Darbringen von Opfern wieder aufzunehmen. Sie treffen derzeit bereits die Vorbereitungen, um genau das zu tun.
    1. Heute kann man das Tempelinstitut im jüdischen Viertel der Altstadt von Jerusalem besuchen. Dort versucht eine Gruppe von Juden, die sich ganz dem Wiederaufbau des Tempels verschrieben haben, die Öffentlichkeit aufzuklären und das Bewusstsein für einen neuen Tempel zu stärken. Sie versuchen soweit wie möglich, alles für einen neuen Tempel nachzubilden, bis hin zu den spezifischen Töpfen und Pfannen, die beim Darbringen der Opfer verwendet wurden.
    2. Israel ist wieder eine Nation, und die Bemühungen um den Wiederaufbau des Tempels sind real. Die wichtigste jüdische Gruppe, die sich für den Wiederaufbau des Tempels einsetzt, ist eine Organisation namens The Temple Mount and Land of Israel Faithful Movement („Bewegung der Treuen vom Tempelberg und dem Land Israel“)), die sagt, dass sie ihre Bemühungen um die Wiedererrichtung des jüdischen Tempels auf dem Tempelberg fortsetzen wird. Ein Leiter der Gruppe sagte: „Wir werden unseren Kampf fortsetzen, bis die israelische Flagge vom Felsendom weht.“ In Israel gibt es Studenten, die für das Priestertum ausgebildet werden und lernen, wie man im wiederaufgebauten Tempel Tieropfer darbringt.
    3. Es ist wichtig zu verstehen, dass die meisten Juden – ob religiös oder weltlich – sich kein bisschen um den Bau eines Tempels scheren. Und wenn es einen wiederaufgebauten Tempel gäbe, wäre es heutzutage angesichts aggressiver Tierschützer schwierig Opfer darzubringen. Dennoch gibt es eine kleine, starke, hoch engagierte Gruppe, die einen wiederaufgebauten Tempel als ihre Lebensaufgabe betrachtet – einen Tempel, der die Prophezeiungen erfüllen wird.
    4. Zu Recht sind Christen begeistert, wenn sie die Bemühungen um den Wiederaufbau des Tempels sehen. Gleichzeitig sollten wir verstehen, dass der Grundimpuls für den Wiederaufbau des Tempels – der Wunsch, einen Ort zu haben, an dem man Sühne für die Sünde erwirken kann – überhaupt nicht von Gott kommt. Christen glauben, dass alle Opfer für die Sünde am Kreuz vollendet wurden, und jedes weitere Sühneopfer eine Beleidigung Gottes ist, weil es das vollendete Werk Jesu am Kreuz leugnet.
    5. Orthodoxe Juden gehen davon aus, dass der Messias den Tempel wieder aufbauen wird; der Mann, den sie anfangs vielleicht als ihren Messias empfangen, könnte jedoch in Wirklichkeit der Antichrist sein: Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmt mich nicht an. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. (Johannes 5, 43)

2. Der äußere Vorhof des Tempels

Offenbarung 11, 2

Offenbarung 11, 2
Aber den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht; denn er ist den Heidenvölkern übergeben worden, und sie werden die heilige Stadt zertreten 42 Monate lang.

  1. Aber den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus: Der äußere Vorhof braucht nicht gemessen zu werden, weil er den Heidenvölkern übergeben wurde. Vielleicht liegt das daran, dass zu den äußeren Höfen dieses wiederaufgebauten Tempels auch der islamische Felsendom gehört, der gegenwärtig auf dem Tempelberg steht und ein großer Streitpunkt zwischen Juden und Muslimen ist.
    1. Als die Römer Jerusalem im Jahre 70 n. Chr. eroberten, zerstörten sie die Stadt so vollständig, dass die Fundamente des alten Tempels nicht leicht zu finden sind. Die meisten haben lange Zeit angenommen, dass der Felsendom an der Stelle des alten Tempels steht. Neue Nachforschungen liefern jedoch einige Hinweise darauf, dass der Tempel möglicherweise nördlich der Stelle, wo sich heute der Felsendom befindet, stand und dass, wenn der Tempel an seinem alten Platz wieder aufgebaut würde, sich der Felsendom in seinen äußeren Höfen befände. Wenn dies der Fall ist (und die Forschung ist in dieser Hinsicht keineswegs abgeschlossen), würde das erklären, warum der Engel Johannes sagte: „Aber den Vorhof, der außerhalb des Tempels ist, lass aus und miss ihn nicht; denn er ist den Heidenvölkern übergeben worden.“
  2. Und sie werden die heilige Stadt zertreten: Die heilige Stadt (Jerusalem) wird für einen Zeitraum von 42 Monaten, das entspricht 1260 Tagen (dreieinhalb Jahren), zertreten werden. Dieses Zertreten Jerusalems durch die Heiden findet wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des in Daniel 11, 26-27 beschriebenen letzten siebenjährigen Zeitabschnitts statt – wenn der Antichrist seinen Zorn über das Volk Israel ausgießt (wie in Offenbarung 12, 13-17 und Matthäus 24, 15-28 beschrieben).
  3. Und sie werden die heilige Stadt zertreten: A.T. Robertson ein angesehener Fachmann für Altgriechisch sagt, dass mit zertreten hier ‚mit Verachtung zertrampeln‘ gemeint ist.

B. Die zwei Zeugen

1. Der Dienst der zwei Zeugen

Offenbarung 11, 3-6

Offenbarung 11, 3-6
Und ich will meinen zwei Zeugen geben, dass sie weissagen werden 1 260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch. Das sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Gott der Erde stehen. Und wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, geht Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde; und wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, muss er so getötet werden. Diese haben Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen fällt in den Tagen ihrer Weissagung; und sie haben Vollmacht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie wollen.

  1. Meine zwei Zeugen: Hier werden zwei der besonders interessanten Figuren der Offenbarung vorgestellt, die zwei Zeugen. Die Art ihres Dienstes ist prophetisch (sie werden weissagen); sie predigen und zeigen Reue (bekleidet mit Sacktuch), und sie haben einen schlagkräftigen Dienst (diese haben Vollmacht).
    1. Die zwei Zeugen dienten tatsächlich mit Macht. „Mit einer solchen Macht sogar, dass sie trotz der Anfeindungen der Welt in der Lage sind 1.260 Tage lang Zeugnis zu geben.“ (Walvoord)
  2. Das sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter: Die Zeugen werden vom Heiligen Geist auf einzigartige Weise fortwährend mit Kraft versorgt, wie das Bild von Sacharja mit den Ölbäumen und Öllampen zeigt (Sacharja 4, 2-3 und 4, 14).
    1. Die Passage von Sacharja wurde zu dessen Lebzeiten erstmals auf zwei Männer angewandt: Josua und Serubbabel. „So wie diese beiden Zeugen als Leuchter oder Zeugen für Gott hervorgehoben und durch Olivenöl, das die Kraft des Heiligen Geistes darstellt, bevollmächtigt wurden, so werden auch die beiden Zeugen von Offenbarung 11 ihr prophetisches Amt ausüben.“ (Walvoord)
    2. Im Bild aus Sacharja wurden Öllampen unmittelbar von Olivenbäumen gefüllt, die das Öl direkt zu den Lampen leiteten. Dies ist ein Bild von kontinuierlicher, reichhaltiger Versorgung. Wenn wir Zeugen sein wollen, müssen wir zuerst etwas zu bezeugen haben – unsere eigene persönliche Begegnung mit Jesus Christus. Dann müssen wir die Kraft des Heiligen Geistes haben, um die Geschichte dessen, was wir erlebt haben, wirkungsvoll zu erzählen.
    3. „In diesem Buch der Offenbarung leiht sich der Heilige Geist alle Eleganz und alle blumigen Passagen aus der Geschichte des Alten Testaments, um damit die Geschichte des Neuen in den folgenden Zeitaltern darzulegen.“ (Trapp)
  3. Und wenn jemand ihnen Schaden zufügen will, geht Feuer aus ihrem Mund hervor und verzehrt ihre Feinde: Die beiden Zeugen stehen, ähnlich wie Elia in 2. Könige 1 unter Gottes besonderem Schutz.
  4. Diese haben Vollmacht, den Himmel zu verschließen … und sie haben Vollmacht über die Gewässer, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit jeder Plage, sooft sie wollen: Die zwei Zeugen haben ähnlich wie Elia (Jakobus 5, 17-18) und Moses (2. Mose 7-12) die Macht, sowohl Dürre als auch Plagen zu bringen.
  5. Sie … ihre: In der altgriechischen Grammatik stehen alle Substantive, die in dieser Passage von den beiden Zeugen sprechen, im männlichen Geschlecht. Die beiden Zeugen sind also definitiv zwei Männer.

2. Der Tod der beiden Zeugen

Offenbarung 11, 7-10

Offenbarung 11, 7-10
Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, wird das Tier, das aus dem Abgrund heraufsteigt, mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und sie töten. Und ihre Leichname werden auf der Straße der großen Stadt liegen, die im geistlichen Sinn Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt worden ist. Und [viele] aus den Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen werden ihre Leichname sehen, dreieinhalb Tage lang, und sie werden nicht zulassen, dass ihre Leichname in Gräber gelegt werden. Und die auf der Erde wohnen, werden sich über sie freuen und frohlocken und werden einander Geschenke schicken, weil diese zwei Propheten diejenigen gequält hatten, die auf der Erde wohnen.

  1. Mit ihnen Krieg führen und sie überwinden und sie töten: Die zwei Zeugen werden von dem Tier getötet, das aus dem Abgrund heraufsteigt (wurde in Offenbarung 9, 11 zum ersten Mal eingeführt und ist höchstwahrscheinlich Satan selbst), aber ihr Dienst wird nicht abgebrochen. Sie erfüllen ihre Aufgabe voll und ganz (wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben).
    1. Gott sei‘s gedankt – wir können nicht von dieser Erde genommen werden, bevor wir unser Zeugnis vollendet haben. Der Teufel hat keine Macht über unser Leben. Wir sind Zeugen des Herrn, und er wird uns beschützen, bis unser Zeugnis vollendet ist.
    2. Dieser Abschnitt veranschaulicht den Unterschied zwischen Zeugen und Bezeugen. Zeugen ist nicht etwas, das wir tun, sondern etwas, das wir sind. Bezeugen ist das, was ein Zeuge tut.
  2. Und ihre Leichname werden auf der Straße der großen Stadt liegen, die im geistlichen Sinn Sodom und Ägypten heißt, wo auch unser Herr gekreuzigt worden ist: Die zwei Zeugen werden in der Stadt Jerusalem, die mit drei anschaulichen Begriffen beschrieben wird, getötet.
      1. Jerusalem, als Sodom bezeichnet, spricht von Unmoral
      2. Jerusalem, als Ägypten bezeichnet spricht, von Unterdrückung und Sklaverei
      3. Jerusalem, als die große Stadt bezeichnet, ist ein Begriff, der oft für Babylon, das Hauptquartier des Antichristen, verwendet wird (Offenbarung 16, 19; 17, 18; 18, 10; 18, 16; 18, 18-19 und 18, 21).
    1. Wenn die Führung Jerusalems in den ersten dreieinhalb Jahren mit dem Antichristen im Bunde steht, ist leicht zu erkennen, wie sehr diese Titel zutreffen. Jede Stadt, die mit dem Antichristen liebäugelt oder einen Bund mit ihm eingeht, könnte Sodom, Ägypten und Babylon genannt werden.
  3. Und die auf der Erde wohnen, werden sich über sie freuen und frohlocken und werden einander Geschenke schicken: Die Erde sah die Leichname und freute sich über den Tod der beiden Zeugen. Die Tatsache, dass dies von allen Völkern und Stämmen und Sprachen und Nationen gesehen wird, ist vielleicht eine indirekte Prophezeiung bezüglich der modernen Massenmedien.
    1. Es ist bestürzend – und überhaupt nicht weit hergeholt – sich eine weltweite Übertragung ‚Live aus Jerusalem‘ auf neuen Kanälen und über das Internet vorzustellen und dort zu sehen, wie sich die hier beschriebene erstaunliche Szene abspielt.
    2. Der Grundgedanke ist auch, dass die Welt diese beiden Zeugen auf demütigende Weise behandelt. „Seinen toten Körper vor aller Augen liegen zu lassen, war die schlimmste Demütigung, die man seinem Feind antun konnte.“ (Johnson)
    3. Frohlocken und einander Geschenke schicken: Donald Grey Barnhouse erzählte von einer Weihnachtskarte mit Offenbarung 11, 10 auf der Vorderseite – die Bibel auf schreckliche Weise falsch zitiert!
  4. Weil diese zwei Propheten diejenigen gequält hatten, die auf der Erde wohnen: Das Predigen dieser beiden Zeugen und ihr Aufruf zur Buße waren für viele eine Qual, weil sie es nicht ertragen konnten, die Wahrheit zu hören, während sie ihre Lüge liebten.

3. Die Wiederbelebung der beiden Zeugen

Offenbarung 11, 11-14

Offenbarung 11, 11-14
Und nach den dreieinhalb Tagen kam der Geist des Lebens aus Gott in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen. Und sie hörten eine laute Stimme aus dem Himmel, die zu ihnen sprach: Steigt hier herauf! Da stiegen sie in der Wolke in den Himmel hinauf, und ihre Feinde sahen sie. Und zur selben Stunde entstand ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel; und es wurden in dem Erdbeben 7 000 Menschen getötet. Und die Übrigen wurden voll Furcht und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Wehe ist vorüber; siehe, das dritte Wehe kommt schnell!

  1. Sie stellten sich auf ihre Füße, und eine große Furcht überfiel die, welche sie sahen: Da dies vor den Augen der zusehenden Welt geschieht, sind die Feinde dieser beiden Zeugen entsetzt und erstaunt.
  2. Steigt hier herauf: Die Erde war dieser beiden Zeugen nicht würdig, also rief Gott sie heim, und sie stiegen in der Wolke in den Himmel hinauf.
  3. Und zur selben Stunde entstand ein großes Erdbeben: Ein Erdbeben bringt das Gericht und bewegt viele dazu, Gott die Ehre zu geben. Aber es bleibt abzuwarten, ob daraus wahre Buße zur Errettung wird.

4. Die Identität der beiden Zeugen

  1. Viele Ausleger sehen die beiden Zeugen als Symbol für die gesamte Kirche in der Trübsalszeit oder als Symbole des Gesetzes und der Propheten. Doch wie lassen sich so viele spezifische Details in ihrem Dienst mit einer solchen symbolhaften Auslegung in Einklang bringen?
  2. Die einfachste und direkteste Interpretation sieht sie als zwei reale Individuen und nicht als symbolische Darstellungen an.
    1. Leider gibt es eine nicht geringe Anzahl verrückter Zeitgenossen, die sich selbst für einen der beiden Zeugen halten. Ich denke, wenn man sie alle zusammenzählte, wären es etwa 144.000!
  3. Wer sie sind, ist vermutlich gar nicht so furchtbar wichtig sein, sonst hätte man uns ganz genau gesagt, wer sie sind!
    1. Wenn die beiden Zeugen mit zwei beliebigen Personen aus der Vergangenheit identifiziert werden, sind die häufigsten Kandidaten im Allgemeinen Elia, Mose und Henoch. Oder es handelt sich vielleicht auch einfach um zwei Gläubige, die im Geist und in der Kraft dieser großen Männer dienen, so wie Johannes der Täufer im Geist und in der Kraft des Elia aufgetreten ist (Lukas 1, 17 und Matthäus 7, 12-13).
    2. Manche halten Henoch für einen der Zeugen, weil er von Gott in den Himmel entrückt wurde (1. Mose 5, 25).
    3. Einige meinen, Elia sei einer der Zeugen, denn:
      1. Sein Dienst scheint dem dieser beiden Zeugen ähnlich zu sein (2. Könige 1 und Jakobus 5, 17-18).
      2. Er wurde in den Himmel entrückt (2. Könige 2, 11).
      3. Elias Feinde wurden durch Feuer vernichtet (2. Könige 1).
      4. Es wird ausdrücklich prophezeit, dass Elia vor dem Ende des Zeitalters zurückkehren wird (Maleachi 3, 23-24).
      5. Elia hatte eine einzigartige ‚Konferenz‘ mit Jesus auf dem Berg der Verklärung (Matthäus 17, 1-6).
    4. Einige meinen, Moses sei einer der Zeugen, denn:
      1. Sein Dienst scheint dem dieser beiden Zeugen ähnlich zu sein (2. Mose 7, 20-21).
      2. Gott scheint eine besondere Bestimmung für Moses Leib, den Satan für sich beanspruchen wollte, zu haben (Judas 9).
      3. Moses Feinde wurden durch Feuer vernichtet (4. Mose 16, 35).
      4. Mose hatte eine einzigartige ‚Konferenz‘ mit Jesus auf dem Berg der Verklärung (Matthäus 17, 1-6).
    5. Einige glauben, dass die beiden Zeugen Henoch und Elia sein müssen, weil keiner von ihnen eines natürlichen Todes starb und beide stattdessen in den Himmel entrückt wurden. In Hebräer 9, 27 heißt es – so die Argumentation –, dass es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben; also müssen Henoch und Elia zurückkehren, um auf der Erde zu sterben. Dies ist ein falsches Verständnis von Hebräer 9, 27, wo vielmehr ein Prinzip als ein absolutes, unveränderliches Gesetz beschrieben wird. Zum Beispiel wurden Lazarus und andere von den Toten auferweckt und sind offenbar zweimal gestorben – dies widerlegt jedoch nicht Hebräer 9, 27. Die gesamte Gemeinde auf Erden zum Zeitpunkt der Entrückung wird nicht sterben, sondern in den Himmel entrückt werden. Hebräer 9, 27 stellt ein Prinzip dar, und es gibt einige wenige bemerkenswerte Ausnahmen, die letztlich die Regel bestätigen, anstatt sie zu widerlegen. Es mag gute Gründe geben, Henoch und Elia als die beiden Zeugen anzusehen, aber das Prinzip von Hebräer 9, 27 gehört nicht zu diesen guten Gründen.

C. Die siebte Posaune

1. Die siebte Posaune erklingt schließlich

Offenbarung 11, 15

Offenbarung 11, 15
Und der siebte Engel stieß in die Posaune; da ertönten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteilgeworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit!

  1. Und der siebte Engel stieß in die Posaune: Das siebte Siegel brachte eine tiefe Stille hervor (Offenbarung 8, 1); die siebte Posaune leitet die Freude über die bevorstehende endgültige Erlösung ein. Eine herrlichere Verkündigung als diese kann es nicht geben: Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn und seinem Christus zuteilgeworden, und er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit!
  2. Die Königreiche der Welt sind unserem Herrn … zuteilgeworden: In der altgriechischen Grammatik weist die Verbform von „sind … zuteilgeworden“ auf eine absolute Gewissheit über das Kommen und Regieren Jesu hin, noch bevor die Tatsache vollständig eingetreten ist.
  3. Er wird herrschen von Ewigkeit zu Ewigkeit! Wie kann es eine solche Freude geben, wenn der König noch nicht vollumfänglich regiert? Auch Im Hauptquartier einer erfolgreichen politischen Kampagne herrscht am Wahlabend Freude, obwohl es noch eine Weile dauern wird, bis der Kandidat tatsächlich in sein Amt eingeführt wird. Die Freude nimmt ein bestimmtes Ergebnis vorweg.

2. Die 24 Ältesten beten Gott an

Offenbarung 11, 16-18

Offenbarung 11, 16-18
Und die 24 Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an und sprachen:
Wir danken dir, o Herr, Gott, du Allmächtiger,
der du bist und der du warst und der du kommst,
dass du deine große Macht an dich genommen
und die Königsherrschaft angetreten hast!
Und die Heidenvölker sind zornig geworden,
und dein Zorn ist gekommen und die Zeit,
dass die Toten gerichtet werden
und dass du deinen Knechten, den Propheten, den Lohn gibst, und den Heiligen
und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen,
dass du die verdirbst, welche die Erde verderben!

  1. Wir danken dir: Hier wird Gott nicht dafür gedankt, dass er schon etwas getan hat, sondern dafür, dass die Stunde gekommen ist, in der etwas geschehen soll, und dass diese Dinge dauerhaft in Gang gesetzt worden sind.
    1. „In ihrem Lobpreis werden die bevorstehenden Ereignisse dargelegt, die später ausführlicher beschrieben werden.“ (Morgan) Jetzt kommt die rechte Zeit für Gericht, Belohnung und Verderben.
  2. Und die Heidenvölker sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen: Die Strafe Gottes entspricht dem Verbrechen; es ist nichts Willkürliches daran. Die Nationen sind zornig auf Gott, und er antwortet mit Zorn; diejenigen, die die Erde verderben, werden selbst vernichtet.
  3. Die Heidenvölker sind zornig geworden: Sie sind zornig, weil Gott seine Herrschaft antritt. Die Welt will alles andere als die Herrschaft Gottes. Wie es in einem Gleichnis Jesu heißt: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche! (Lukas 19, 14)
    1. „Die Religion ist annehmbar, aber die Hingabe an Gott ist für die Nationen dieser Welt unerträglich.“ (Newell)

3. Der Tempel im Himmel ist geöffnet

Offenbarung 11, 19

Offenbarung 11, 19
Und der Tempel Gottes im Himmel wurde geöffnet, und die Lade seines Bundes wurde sichtbar in seinem Tempel. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel.

  1. Die Lade seines Bundes wurde sichtbar in seinem Tempel: Die Lade bezieht sich auf Gottes Thron, den Ort, von dem aus die bereits erwähnte, endgültige Erlösung verkündet wird.
  2. Die Lade seines Bundes wurde sichtbar in seinem Tempel: Sie wird die Bundeslade genannt – im Alten Testament war dies die irdische Darstellung von Gottes Thron -, um die Treue Gottes zu betonen.
    1. Die Bundeslade ist „das Symbol für Gottes Treue, in der er seinem Volk Gnade erweist und an den Feinden seines Volkes Vergeltung übt“. (Alford)
  3. Und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und ein Erdbeben und ein großer Hagel: Die gewaltigen und ehrfurchtgebietenden Phänomene bei der Öffnung des Tempels und dem Erscheinen der Bundeslade zeigen, dass die Gegenwart des Herrn da ist; sie erinnern an die manifeste Gegenwart Gottes auf dem Berg Sinai (2. Mose 19, 16-19).

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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