Markus 8 – Wer ist Jesus?

A. Die Speisung der Viertausend

1. Jesus fordert den Glauben der Jünger heraus

Markus 8, 1-4

Markus 8, 1-4
In jenen Tagen, als eine sehr große Volksmenge zugegen war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Ich bin voll Mitleid mit der Menge, denn sie verharren nun schon drei Tage bei mir und haben nichts zu essen. Und wenn ich sie ohne Speise nach Hause entlasse, so werden sie auf dem Weg verschmachten, denn etliche von ihnen sind von weit her gekommen. Und seine Jünger antworteten ihm: Woher könnte jemand diese hier in der Einöde mit Brot sättigen?

  1. Ich bin voll Mitleid mit der Menge: Diese Situation ähnelte jener kürzlich bei der Speisung der Fünftausend. Wir sehen sowohl eine hungrige Menge als auch einen mitfühlenden Jesus, und so konfrontierte Jesus seine Jünger mit der Frage: Was sollen wir tun?
  2. Woher könnte jemand diese hier in der Einöde mit Brot sättigen? Wir können uns vorstellen, dass Jesus hoffte, einer der Jünger würde sagen: „Jesus, du hast das doch schon mal gemacht. Du kannst das Gleiche noch einmal tun.“ Jesus hoffte, dass sie seine bisherige Zuverlässigkeit als ein Versprechen ansehen würden, ihre gegenwärtige Not zu stillen.

2. Jesus und die Jünger speisen die Menschenmenge

Markus 8, 5-10

Markus 8, 5-10
Und er fragte sie: Wie viele Brote habt ihr? Sie aber sprachen: Sieben. Da befahl er der Menge, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten. Und sie teilten sie dem Volk aus. Sie hatten auch noch einige kleine Fische; und nachdem er gedankt hatte, gebot er, auch diese auszuteilen. Sie aber aßen und wurden satt. Und sie hoben noch sieben Körbe voll übrig gebliebener Brocken auf. Es waren aber etwa 4 000, die gegessen hatten; und er entließ sie. Und sogleich stieg er mit seinen Jüngern in das Schiff und kam in die Gegend von Dalmanutha.

  1. Wie viele Brote habt ihr? Jesus bat sie, dieses Mal auf ihre eigene Nahrung zu verzichten. Vorher nahmen sie die Lebensmittel des kleinen Jungen, aber diesmal forderte Jesus die Jünger auf, selbst etwas zu geben.
  2. Da befahl er der Menge, sich auf die Erde zu lagern: „Er wollte ihnen nicht nur ein schnelles Essen, eine kleine Stärkung bieten, sondern ein volles Festmahl, eine gute Mahlzeit, und darum bat er sie, sich zu setzen und sich satt zu essen.“ (Trapp)
  3. Brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten: Jesus tat, was nur er tun konnte – das kreative Wunder. Aber Jesus überließ den Jüngern das, was sie tun konnten – das Verteilen des Brotes.
  4. Sie hatten auch noch einige kleine Fische: Es scheint, als ob die Jünger Jesus den Fisch vorenthalten haben, bis sie sahen, dass er das Brot vermehren konnte. Sie mussten sehen, dass es sicher ist, Jesus alles zu geben.
    1. „Warum wurden diese vorher nicht erwähnt? Könnte es sein, dass sie von den zweifelnden Jüngern zurückgehalten wurden, bis sie sahen, wie das Brot vermehrt wurde? Offenbar hat man die Fische separat gesegnet und dann verteilt, wie zuvor das Brot.“ (Ironside)
  5. Sie aber aßen und wurden satt. Und sie hoben noch sieben Körbe voll übrig gebliebener Brocken auf: Am Ende der Mahlzeit sammelten sie mehr Brot ein, als sie zu Beginn hatten. Das war eine wunderbare Versorgung. Die sieben Körbe zeigten, dass Gott aus seinem Reichtum heraus versorgte.
    1. Einige Gelehrte argumentieren, dass dieses spezielle Wunder nie stattgefunden hat. Sie behaupten, dass dies lediglich eine Nacherzählung der Speisung der 5.000 war. Ihr Hauptargument ist: „Wie konnten die Jünger das vorherige Wunder von Jesus so schnell vergessen?“ Doch selbst reife Christen, die Gottes Macht und Versorgung bereits erlebt haben, handeln manchmal im Unglauben. Das war gar nicht so ungewöhnlich.

B. Der Sauerteig der Pharisäer

1. Die Pharisäer bitten um ein Zeichen vom Himmel

Markus 8, 11-12

Markus 8, 11-12
Und die Pharisäer gingen hinaus und fingen an, mit ihm zu streiten, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel forderten, um ihn zu versuchen. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Warum fordert dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden!

  1. Indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel forderten: Für die Pharisäer war dies keine Bitte um ein weiteres Wunder, wie Jesus es bereits getan hatte. Sie forderten ein dramatisches Zeichen vom Himmel, ähnlich dem Feuer, das bei Elia vom Himmel gefallen war (1. Könige 18, 38).
    1. Ihn zu versuchen: Dies war keine freundschaftliche Begegnung. Das Wort versuchen könnte auch mit in Versuchung führen übersetzt werden. Die Pharisäer führten Jesus in Versuchung, ein übernatürliches Zeichen zu vollbringen, genauso wie Satan ihn in der Wüste in Versuchung führte.
  2. Und er seufzte in seinem Geist: Dieser Vorfall und der darin zum Ausdruck kommende Unglaube beunruhigte Jesus. Er wunderte sich über den Unglauben und die Dreistigkeit dieser religiösen Führer. „Der Seufzer war physisch, seine Ursache geistlich – ein Gefühl von unversöhnlicher Feindschaft, unüberwindlichem Unglauben und kommendem Unheil.“ (Bruce)
    1. Diese Forderung nach einem ‚besonderen‘ Zeichen war ein extremes Beispiel für die Arroganz und den Stolz der Pharisäer gegenüber Jesus. Im Wesentlichen sagten sie: „Du hast eine Menge kleine Wunder vollbracht. Komm in die Oberliga und zeige uns wirklich etwas.“
  3. Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden: Jesus lehnte es ab, denn seine Wunder geschahen nicht mit dem Ziel, verstockte Ungläubige zu überzeugen. Stattdessen tat Jesus Wunder, um die Macht Gottes im Zusammenhang mit seiner Gnade zu zeigen. Diejenigen, die denken, dass Menschen zum Glauben kommen werden, wenn sie nur genug Zeichen sehen, maßen sich an, mehr zu wissen als Jesus. Er verdammte die Generation, die ein Zeichen forderte.

2. Jesus warnt vor dem Sauerteig der Pharisäer und des Herodes

Markus 8, 13-15

Markus 8, 13-15
Und er ließ sie [stehen], stieg wieder in das Schiff und fuhr ans jenseitige Ufer. Und sie hatten vergessen, Brote mitzunehmen, und hatten nur ein Brot bei sich im Schiff. Da gebot er ihnen und sprach: Seht euch vor, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes!

  1. Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer: Dieser Sauerteig war nicht einfach nur ein Hefeteig, sondern es war ein bisschen Teig, der von der vorherigen Zubereitung übriggeblieben war, wie bei der Herstellung von Sauerteigbrot. Auf diese Weise wurde Brot in der Antike üblicherweise gesäuert. Eine Messerspitze voll Teig aus dem alten Klumpen konnte einen ganz neuen Teigklumpen zum Aufgehen und ‚Aufblähen‘ bringen. Das Werk des Sauerteigs wurde als Illustration für das Werk der Sünde und des Stolzes angesehen. Das Vorhandensein einer Kleinigkeit kann eine große Menge verderben.
    1. „Manchmal benutzte der Jude das Wort Sauerteig so, wie wir den Begriff Erbsünde oder das natürliche Übel der menschlichen Natur verwenden würden.“ (Barclay)
  2. Seht euch vor, hütet euch: Jesus sagte im Wesentlichen: „Hütet euch vor der bösen Denkweise der Pharisäer und des Herodes über das Reich des Messias, denn bald werde ich euch die Wahrheit darüber offenbaren.“ Sowohl Herodes als auch die Pharisäer idealisierten das Königreich als herrschende Macht und Autorität. Herodes sah es eher als politische Macht und Autorität, die Pharisäer sahen es eher als geistliche Macht und Autorität, aber beide betrachteten das Königreich auf diese hochmütige Art und Weise.

3. Jesus befragt die Zwölf über ihr mangelndes Verständnis

Markus 8, 16-21

Markus 8, 16-21
Und sie besprachen sich untereinander und sagten: Weil wir kein Brot haben! Und als es Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot habt? Versteht ihr noch nicht und begreift ihr noch nicht? Habt ihr noch euer verhärtetes Herz? Habt Augen und seht nicht, Ohren und hört nicht? Und denkt ihr nicht daran, als ich die fünf Brote brach für die Fünftausend, wie viel Körbe voll Brocken ihr aufgehoben habt? Sie sprachen zu ihm: Zwölf! Als ich aber die sieben für die Viertausend [brach], wie viel Körbe voll Brocken habt ihr aufgehoben? Sie sprachen: Sieben! Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr denn so unverständig?

  1. Weil wir kein Brot haben: Als Jesus über den Sauerteig der Pharisäer und den Sauerteig des Herodes sprach, setzten die Jünger dies überhaupt nicht mit einem geistlichen Gedanken in Beziehung. Alles, woran sie denken konnten, war das Brot, das in den Magen geht, und nicht das Brot, das für die Seele bestimmt ist.
  2. Versteht ihr noch nicht und begreift ihr noch nicht? Jesus konfrontierte seine Jünger mit ihrem Mangel an Verständnis. Daher wissen wir, dass sie es besser hätten wissen können. Sie hätten mehr verstehen können, wenn sie sich mehr Mühe gegeben hätten.
  3. Und denkt ihr nicht daran: Ihr Verständnis hätte darauf beruhen sollen, was Jesus bereits getan hat. Wir können die bisherige Treue Gottes immer als Verheißung für seine weitere Liebe und Fürsorge annehmen.
    1. Dies ist eine der Situationen, in denen wir uns eine Tonaufnahme der Worte Jesu wünschen, um zu hören, welchen Tonfall seine Stimme hatte. War es ein Klang, der Ärger, Sorge oder Frustration ausdrückte? Wir wissen, dass Jesus selbst dann, wenn er seine Jünger tadelte, es in Liebe tat.

4. Blinde Augen werden geöffnet

Markus 8, 22-26

Markus 8, 22-26
Und er kommt nach Bethsaida; und man bringt einen Blinden zu ihm und bittet ihn, dass er ihn anrühre. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn vor das Dorf hinaus, spie ihm in die Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn, ob er etwas sehe. Und er blickte auf und sprach: Ich sehe die Leute, als sähe ich wandelnde Bäume! Hierauf legte er noch einmal die Hände auf seine Augen und ließ ihn aufblicken; und er wurde wiederhergestellt und sah jedermann deutlich. Und er schickte ihn in sein Haus und sprach: Du sollst nicht ins Dorf hineingehen, noch es jemand im Dorf sagen!

  1. Spie ihm in die Augen, legte ihm die Hände auf: Adam Clarke hatte dazu eine interessante Sichtweise: „Es ist wahrscheinlich, dass dies nur getan wurde, um die Augenlider zu trennen; denn in bestimmten Fällen von Blindheit sind diese immer zusammengeklebt. Es bedurfte eines Wunders, um das Augenlicht wiederherzustellen, und dies geschah, nachdem Christus dem Blinden die Hände aufgelegt hatte; es bedurfte keines Wunders, um die Augenlider voneinander zu lösen, deshalb wurden nur natürliche Mittel angewandt – dies geschah durch das Einreiben mit Spucke.“
  2. Legte er noch einmal die Hände auf seine Augen: Dies ist die einzige ‚allmähliche‘ oder ‚fortschreitende‘ Heilung, die im Dienst von Jesus beschrieben wird. Es ist ein weiteres Beispiel für die Vielfalt der von Jesus angewandten Heilungsmethoden.
    1. Jesus wählte diese Methode vermutlich zu diesem Zeitpunkt als Beispiel für seine Jünger, um ihnen zu zeigen, dass ihre geistliche Blindheit – wie im vorigen Abschnitt dargestellt – geheilt werden wird, allerdings nur schrittweise.

C. Jesus offenbart seine Mission

1. Petrus bekennt Jesus als den Messias

Markus 8, 27-30

Markus 8, 27-30
Und Jesus ging samt seinen Jüngern hinaus in die Dörfer bei Cäsarea Philippi; und auf dem Weg fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Für wen halten mich die Leute? Sie antworteten: Für Johannes den Täufer; und andere für Elia; andere aber für einen der Propheten. Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus! Und er gebot ihnen ernstlich, dass sie niemand von ihm sagen sollten.

  1. Für wen halten mich die Leute? Jesus stellte diese Frage nicht etwa, weil er nicht wusste, wer er war, oder weil er von der Meinung anderer sehr abhängig war. Er stellte diese Frage als Einleitung zu einer noch wichtigeren Folgefrage.
  2. Für Johannes den Täufer; und andere für Elia; andere aber für einen der Propheten: Menschen, die dachten, Jesus sei Johannes der Täufer, wussten nicht viel über ihn, und sie wussten auch nicht, dass Jesus und Johannes zur gleichen Zeit gewirkt hatten. Aber sowohl Johannes als auch Elia waren nationale Reformer, die den korrupten Herrschern ihrer Zeit die Stirn boten.
    1. Vielleicht erhofften sich die Menschen von Jesus als Johannes dem Täufer oder Elia einen politischen Messias, der die korrupten Mächte, die Israel unterdrückten, stürzen würde.
  3. Für wen halten mich die Leute? Es war gut für die Jünger zu wissen, was andere über Jesus dachten. Aber Jesus musste sie als Einzelpersonen fragen, was sie über Jesus dachten.
  4. Du bist der Christus: Petrus wusste, dass die Meinung der Menge – auch wenn sie Jesus gegenüber positiv war – nicht zutraf. Jesus war viel mehr als Johannes der Täufer, oder Elia, oder ein Prophet. Er war mehr als ein nationaler Reformer, mehr als ein Wundertäter, mehr als ein Prophet. Jesus ist der Christus, der Messias.
    1. Jesus als Messias zu bezeichnen, war zwar richtig, aber auch leicht missverständlich. Im Denken der meisten Menschen zur Zeit Jesu war der Messias ein politischer und nationaler Superheld. „Gegen Ende der Zeit des Alten Testaments bekam das Wort ‚gesalbt‘ eine besondere Bedeutung. Es bezeichnete den vollkommenen König, der von Gott gesalbt und bevollmächtigt wurde, sein Volk zu befreien und sein gerechtes Königreich aufzurichten.“ (Wessel)

2. Jesus offenbart seine Mission deutlich: zu kommen, zu sterben und dann wieder aufzuerstehen

Markus 8, 31-32a

Markus 8, 31-32a
Und er fing an, sie zu lehren, der Sohn des Menschen müsse viel leiden und von den Ältesten und den obersten Priestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden und nach drei Tagen wiederauferstehen. Und er redete das Wort ganz offen.

  1. Der Sohn des Menschen müsse viel leiden: Das war das notwendige Werk des Messias, es wurde in Bibelstellen wie z.B. in Jesaja 53, 3-12 vorhergesagt. Er müsse sterben, und nach seinem Tod müsse er wiederauferstehen.
    1. Das Leiden und Sterben Jesu war aufgrund von zweierlei Tatsachen ein Muss: der Sünde der Menschen und der Liebe Gottes. Sein Tod war zwar das Paradebeispiel für die Sünde des Menschen gegen Gott, aber gleichzeitig auch der größte Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen.
  2. Und er redete das Wort ganz offen: Das war ein unglaublicher Schock für alle, die erwartet oder gehofft hatten, dass Jesus der nationale und politische Messias ist. Es ist, als ob ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat gegen Ende seiner Wahlkampagne ankündigt, dass er nach Washington gehen würde, um dort abgewählt und hingerichtet zu werden.
    1. „Ein leidender Messias! Unvorstellbar! Der Messias war ein Symbol der Stärke, nicht der Schwäche.“ (Wessel)
    2. „Manchmal stellte man sich den Messias als einen König aus der Linie Davids vor, aber noch häufiger dachte man an eine große, übermenschliche Gestalt, die in die Geschichte eingreift, um die Welt neu zu gestalten und am Ende das Volk Gottes zu retten … Der Messias wird der zerstörerischste Eroberer der Geschichte sein, der seine Feinde vollständig auslöscht.“ (Barclay)

3. Petrus widerspricht Jesus; Jesus widerspricht Petrus

Markus 8, 32b-33

Markus 8, 32b-33
Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und ermahnte den Petrus ernstlich und sprach: Weiche von mir, Satan! Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!

  1. Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren: Petrus’ Beweggrund war die Liebe zu Jesus, aber er wurde unwissentlich von Satan benutzt. Man muss nicht von Dämonen besessen sein, um von Satan gebraucht zu werden, wir müssen auf der Hut sein, dass wir nicht unwissentlich benutzt werden.
    1. Matthäus 16, 17-19 gibt uns ein wenig mehr Einblick in diesen Abschnitt. Wir lesen dort, nachdem Petrus das in Markus 8, 29 aufgezeichnete Glaubensbekenntnis (Du bist der Christus) gesprochen hatte, dass Jesus ihm antwortete und sprach: „Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel.“ Jesus ermutigte Petrus nach diesen anerkennenden Worten noch weiter. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass Petrus diesen Schritten folgte:
      1. Petrus bekannte Jesus als den Messias.
      2. Jesus lobte Petrus und sagte ihm, dass Gott ihm das offenbart habe.
      3. Jesus erzählte von seinem bevorstehenden Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung.
      4. Petrus fühlte, dass das nicht richtig war, und er glaubte, dass er von Gott etwas gehört hatte.
      5. Petrus widerspricht Jesus.
    2. Wenn Petrus den Mut hatte, Jesus zu wehren, also ihm zu widersprechen, dann können wir daraus schließen, dass er sicher war, dass Gott ihm gesagt hatte, was richtig war und dass Jesus falsch lag. Woran alles scheiterte, war, dass Petrus viel zu viel Vertrauen in seine Fähigkeit hatte, etwas von Gott zu hören.
      1. Was Petrus sagte, stimmte nicht mit der Bibel überein.
      2. Was Petrus sagte, stand im Widerspruch zur geistlichen Autorität, die über ihm stand.
  2. Weiche von mir, Satan! Das war eine heftige Zurechtweisung von Jesus, dennoch völlig angemessen. Obwohl Petrus kurz zuvor als Bote Gottes gesprochen hatte, redete er später als Bote Satans. Jesus wusste, dass es eine satanische Absicht war, ihn von seinem Dienst am Kreuz abzubringen, doch Jesus ließ nicht zu, dass diese Absicht Erfolg hatte.
    1. Wir können sicher sein, dass Petrus sich nicht bewusst war, dass er für Satan sprach, so wie er sich einen Moment zuvor nicht bewusst gewesen war, dass er für Gott sprach. Es ist oftmals viel leichter, ein Werkzeug Gottes oder des Teufels zu sein, als wir glauben wollen.
  3. Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich: Jesus zeigt auf, wie Petrus zu dieser satanischen Denkweise kam. Er traf keine bewusste Entscheidung, Gott abzulehnen und Satan zu folgen; er ließ einfach zu, dass sich sein Geist auf menschliche statt auf göttliche Dinge konzentrierte, und Satan nutzte das aus.
    1. Petrus ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein aufrichtiges Herz in Verbindung mit menschlichem Denken leicht zur Katastrophe führen kann.
    2. Petrus‘ Widerrede gegen Jesus war ein Beweis für den in Markus 8, 15 erwähnten Sauerteig. Mit seinem menschlichen Blick sah Petrus den Messias nur als Verkörperung von Macht und Stärke, nicht als leidenden Knecht. Weil Petrus mit einem leidenden Messias nicht umgehen konnte, widersprach er Jesus.

4. Im Hinblick auf seine Mission warnt Jesus diejenigen, die ihm nachfolgen wollen

Markus 8, 34

Markus 8, 34
Und er rief die Volksmenge samt seinen Jüngern zu sich und sprach zu ihnen: Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!

  1. Der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz: Es war schlimm genug für die Jünger zu hören, dass Jesus leiden, abgelehnt werden und am Kreuz sterben würde. Nun erzählte Jesus ihnen auch noch, dass sie das Gleiche tun müssten.
  2. Verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz: Jeder wusste, was Jesus meinte, als er das sagte. Jeder wusste, dass das Kreuz ein unbarmherziges Instrument des Todes war. Das Kreuz hatte keinen anderen Zweck.
    1. Beim Kreuz ging es nicht um religiöse Zeremonien; es ging nicht um Traditionen und geistliche Gefühle. Das Kreuz war eine Methode, Menschen hinzurichten. In den 20 Jahrhunderten nach Jesus haben wir das Kreuz desinfiziert und ritualisiert. Wie würden wir es empfangen, wenn Jesus sagen würde: „Gehe täglich den Kreuzweg und folge mir nach“? Das Kreuz auf sich zu nehmen, war keine Reise; es war eine Einbahnstraße.
    2. „Kreuztragen bezieht sich nicht auf irgendein Ärgernis im Leben. Vielmehr geht es um den Weg des Kreuzes. Das Bild ist das eines bereits verurteilten Mannes, der sein Kreuz auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte tragen muss, wie es auch Jesus getan hat.“ (Wessel)
    3. „Jeder Christ muss ein Kruzianer sein, sagte Luther, und etwas mehr tun als die Mönche, die sich selbst Holzkreuze bauten, sie ständig auf dem Rücken trugen und alle Welt dazu brachten sie auszulachen.“ (Trapp)
  3. Jesus setzt verleugne sich selbst gleich mit nehme sein Kreuz. Beides drückt den gleichen Gedanken aus. Beim Kreuz ging es nicht um Selbstdarstellung oder Selbstbestätigung. Die Person, die ein Kreuz trug, wusste, dass sie sich nicht selbst retten konnte.
    1. „Sich selbst verleugnen ist nicht dasselbe wie Selbstverleugnung. Wir praktizieren Selbstverleugnung, wenn wir für einen guten Zweck gelegentlich Dinge oder Aktivitäten aufgeben. Aber wir verleugnen uns selbst, wenn wir uns Christus hingeben und beschließen, seinem Willen zu gehorchen.“ (Wiersbe)
    2. Sich selbst zu verleugnen bedeutet, als Person zu leben, die andere in den Mittelpunkt stellt. Jesus war die einzige Person, die das perfekt konnte, aber wir sollen seinen Schritten folgen (und folge mir nach). Das ist die Nachfolge Jesu in ihrer reinsten Form: Er trug ein Kreuz und ging den Kreuzweg. Das müssen auch diejenigen tun, die ihm folgen.

5. Warum wir unser Kreuz auf uns nehmen und Jesus nachfolgen müssen

Markus 8, 35-9, 1

Markus 8, 35-9, 1
Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten. Denn was wird es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben verliert? Oder was kann ein Mensch als Lösegeld für sein Leben geben? Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen!

  1. Wer aber sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es retten: Wir müssen Jesus auf diesem Weg folgen, denn es ist der einzige Weg, auf dem wir das Leben finden werden. Es klingt zwar seltsam zu sagen: „Du wirst niemals leben, bevor du nicht mit Jesus den Kreuzweg entlanggehst“, aber genau das ist die Botschaft. Du kannst kein Auferstehungsleben erlangen, ohne vorher zu sterben.
    1. Du verlierst keinen Samen, wenn du ihn einpflanzt, auch wenn er tot und begraben zu sein scheint. Stattdessen setzt du den Samen frei, um so zu werden, wie es immer vorgesehen war.
  2. Denn was wird es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewinnt und sein Leben verliert? Den Gang auf dem Kreuzweg mit Jesus zu vermeiden, bedeutet, dass wir vielleicht die ganze Welt gewinnen und am Ende alles verlieren.
    1. Jesus selbst hatte die Gelegenheit, die Welt zu gewinnen, indem er Satan angebetet hätte (Lukas 4, 5-8), doch stattdessen fand er Leben und Sieg im Gehorsam.
    2. Erstaunlicherweise sind die Menschen, die auf diese Weise in der Gegenwart Jesu leben, diejenigen, die wirklich und wahrhaftig glücklich sind. Unser Leben völlig Jesus zu überlassen und als Person zu leben, die andere in den Mittelpunkt stellt, nimmt nichts von unserem Leben weg, sondern fügt ihm etwas hinzu.
  3. Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen: Es ist nicht leicht, mit Jesus den Kreuzweg zu gehen. Es bedeutet, dass wir uns mit jemandem verbinden müssen, der verachtet und hingerichtet wurde. Doch wenn wir uns für ihn schämen, wird er sich auch für uns schämen.
    1. „Wäre Jesus Christus als mächtiger und reicher Mann in die Welt gekommen, bekleidet mit irdischem Ruhm und Auszeichnungen, hätte er eine Vielzahl von Anhängern gehabt, und die meisten von ihnen wären Heuchler gewesen.“ (Clarke)
    2. Jesus kommt wieder in Herrlichkeit, und wenn wir uns gegen Welt, Fleisch und Teufel auflehnen, werden wir an der Herrlichkeit teilhaben.
    3. Die meisten Menschen denken, Jesus zu folgen bedeutet, sich dem bestehenden System anzupassen. In Wirklichkeit hat Jesus uns aufgerufen, gegen die etablierte Weltordnung zu rebellieren. Wir sind aufgerufen, gegen die Tyrannei des Fleisches zu rebellieren, gegen die Angst, die Anpassung an diese Welt und gegen menschliche Traditionen. Jesus ermutigt zu einer Sklavenrebellion, bei der die Sklaven der Sünde, Satans und der Welt sich gegen ihre Herren auflehnen.
  4. Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen: Mit Jesus unterwegs zu sein, bedeutet nicht nur ein Leben mit Tod und Kreuzen. Es bedeutet auch ein Leben in der Macht und Herrlichkeit des Reiches Gottes. Jesus versprach einigen seiner Jünger Einblicke in diese Macht und Herrlichkeit.
    1. „Die Enthüllung der Herrlichkeit Jesu in der Anwesenheit der drei Jünger entspricht der Gewissheit, dass einige sehen werden.“ (Lane)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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