Epheser 3 – Die Offenbarung von Gottes Geheimnis

A. Die Offenbarung von Gottes Geheimnis und der Rolle des Menschen darin

1. Vorwort zur Offenbarung des Geheimnisses

Epheser 3, 1-5

Epheser 3, 1-5
Deshalb [bin] ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden. Ihr habt ja gewiss von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist, dass er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ, wie ich zuvor kurz geschrieben habe. Daran könnt ihr, wenn ihr es lest, meine Einsicht in das Geheimnis des Christus erkennen, das in früheren Generationen den Menschenkindern nicht bekannt gemacht wurde, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbart worden ist,

  1. Ich, Paulus, der Gebundene Christi Jesu für euch, die Heiden: Während seiner römischen Gefangenschaft stand Paulus unter Hausarrest. Tagsüber konnte er sich unter der Aufsicht durch Soldaten frei im Haus bewegen, aber jede Nacht war er an einen Soldaten gekettet, um sicherzustellen, dass er vor seinem Prozess vor dem Kaiser nicht entkam. Dennoch sah er sich selbst als der Gebundene Christi Jesu. Er wusste, dass nicht die römische Regierung, sondern Jesus der Herr seines Lebens war. Wenn er also ein Gefangener war, dann war er der Gefangene von Jesus.
  2. Für euch, die Heiden: Der einzige Grund, warum er verhaftet wurde und auf den Prozess wartete, waren seine missionarischen Tätigkeiten unter den Heiden.
    1. Paulus litt für dieselbe Wahrheit, die er auch den Ephesern erklärte, und das ließ ihn völlig standhaft bleiben.
    2. Das Letzte, was Paulus wollte, war Mitleid für seine Gefangenschaft. Er wollte, dass seine Leser erkannten, dass die Tatsache, dass er ein Gefangener war, ihnen zum Vorteil diente.
  3. Ihr habt ja gewiss … gehört: Dies legt nahe, dass Paulus wusste, dass seine besondere Berufung für die heidnische Welt unter den Heidenchristen allgemein bekannt war.
  4. Ihr habt ja gewiss von der Haushalterschaft der Gnade Gottes gehört, die mir für euch gegeben worden ist: Das Wort Haushalterschaft bezeichnet die ‚umgesetzte Strategie‘ von Gottes Plan in der Gemeinde. „Wie in Epheser 1, 10 ist es hier jedoch eher als die Umsetzung einer Strategie zu interpretieren.“ (Wood)
    1. „Unter der Haushalterschaft der Gnade Gottes können wir entweder das apostolische Amt und die Gaben verstehen, die dem Heiligen Paulus für die Verkündigung des Evangeliums unter den Heiden verliehen wurden … oder die Erkenntnis, die Gott ihm von dem gnädigen und göttlichen Plan gab, den er für die Bekehrung der Heiden entworfen hatte.“ (Clarke)
  5. Dass er … durch Offenbarung: Paulus wollte sie wissen lassen: „Ich denke mir das nicht aus. Ich erfinde das nicht. Gott hat mir die Offenbarung gegeben, und ich bin nur sein Bote dieser Wahrheit.“ An diesem Geheimnis festzuhalten hat Paulus viel gekostet, also hätte er es sich vermutlich nicht selbst ausgedacht.
    1. Es ist in der Tat erstaunlich, dass Gott einen Hebräer durch und durch, einen Pharisäer und Verfolger der Gemeinde dazu auserwählt hat, der Hauptverkünder des Geheimnisses zu sein – des Geheimnisses des Wirkens des Evangeliums, nämlich Juden und Heiden in einem neuen Leib zu vereinen.
  6. Dass er mich das Geheimnis … wissen ließ: Das Prinzip, das Paulus beschreiben wird, ist ein Geheimnis, und doch ist es bekannt. Es wäre jedoch nie bekannt geworden, wenn Gott es nicht bekannt gemacht hätte (‚wissen ließ‘)).
    1. „Im Englischen [dort steht für ‘Geheimnis’ ‚mystery‘ (= Mysterium)] verstehen wir unter einem Mysterium etwas Dunkles, Verborgenes, Geheimnisvolles, Rätselhaftes. Was ‚mysteriös‘ ist, ist unerklärlich, sogar unverständlich. Das griechische Wort mysterion ist jedoch anders. Obwohl es immer noch ein ‚Geheimnis‘ ist, ist es nicht mehr streng gehütet, sondern offen … Einfacher ausgedrückt ist mysterion eine Wahrheit, die bisher dem menschlichen Wissen oder Verstand verborgen war, jetzt aber durch die Offenbarung Gottes enthüllt wird.“ (Stott)
  7. Dass er mich das Geheimnis durch Offenbarung wissen ließ: Paulus betonte, dass ihm das Geheimnis, das er offenbaren wird, durch Offenbarung gegeben wurde. Aber es wurde nicht nur ihm offenbart, sondern zusätzlich auch noch Petrus (Apostelgeschichte 11, 1-18). Außerdem stimmt es sowohl mit den Prophezeiungen im Alten Testament (wie Jesaja 49, 6) als auch den genauen Worten von Jesus (Apostelgeschichte 1, 8) überein.
    1. Gott gebrauchte Paulus, um zu verkünden, wie Juden und Heiden in einem einzigen Leib Christi zusammengebracht werden würden. Dies war etwas, worauf andere hingedeutet hatten, was aber erst durch Paulus‘ Offenbarung näher erklärt wurde. Paulus vertraute darauf, dass seine Leser verstehen würden, was Gott ihm offenbarte.
  8. Den Menschenkindern nicht bekannt gemacht wurde, wie es jetzt … geoffenbart worden ist: Die Vereinigung von Juden und Heiden in diesem neuen Leib ist der Aspekt, der nicht bekannt gemacht wurde. Im Alten Testament wird die Erlösung der Heiden im Messias prophezeit, von der Vereinigung von Juden und Heiden zu einer Einheit (die Gemeinde/Kirche) wird nie gesprochen.

2. Die Beschreibung des Geheimnisses

Epheser 3, 6-7

Epheser 3, 6-7
dass nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige und Mitteilhaber seiner Verheißung sind in Christus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin gemäß der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirkung seiner Kraft.

  1. Dass nämlich die Heiden Miterben und mit zum Leib Gehörige … sind: Das beschreibt das Geheimnis an sich – dass gläubige Juden und gläubige Heiden zu einem Leib Christi, zu einer Gemeinde, zusammengefügt sind und nicht mehr als solche vor Gott getrennt sind.
  2. Mitteilhaber seiner Verheißung sind in Christus: Dieses Geheimnis enthält die Wahrheit, dass die Heiden nun vollberechtigte Mitteilhaber seiner Verheißung sind. Dies war ein Privileg, das nicht länger den gläubigen Juden vorbehalten war.
  3. Durch das Evangelium: Dies konnte nur durch das Evangelium geschehen, in welchem alle Menschen in Jesus gleichberechtigt sind. Paulus ist ein Diener dieses Evangeliums durch die Gabe der Gnade, die ihm durch die Wirkung der Kraft Gottes gegeben war.
    1. Paulus verwendet hier für die Beschreibung seiner Person einen Titel des Dienens, nicht der Erhöhung (Diener). In der klassischen Literatur des antiken Griechenlands ist der Diener (diakonos) „ein Kellner, der immer dem Willen seiner Kunden folgt.“ (Wood)

3. Paulus präsentiert das Geheimnis

Epheser 3, 8-9

Epheser 3, 8-9
Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, unter den Heiden den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis von den Ewigkeiten her in Gott verborgen war, der alles erschaffen hat durch Jesus Christus,

  1. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen: Paulus staunte über die ihm gegebene Gnade, durch die er berufen worden war, das Evangelium zu verkünden – das Evangelium, welches das Geheimnis Wirklichkeit werden lässt. Berücksichtigen wir Paulus‘ persönliche Geschichte, sehen wir, dass seine Berufung wirklich nur Gnade war.
    1. „Aber während Paulus für sein Amt so dankbar war, machte ihn sein Erfolg in diesem sehr demütig. Je voller ein Gefäß wird, desto tiefer sinkt es ins Wasser. Der Überfluss an Gnade ist ein Heilmittel gegen Stolz.“ (Spurgeon)
    2. „Prediger sollten in der Gnade wachsen, da ihre Berufung ihnen einen großen Vorteil gibt. Dieser liegt darin, dass sie dazu verpflichtet sind, die Bibel zu erforschen und sich viel im Gebet zu befinden. Es ist eine erlesene Barmherzigkeit, das Evangelium predigen zu dürfen. Ich wünschte, einige von euch wären eifrig darauf bedacht, da es aufrichtige Prediger braucht.“ (Spurgeon)
  2. Zu verkündigen: Das altgriechische Wort für ‚verkündigen‘ bedeutet wörtlich übersetzt „eine gute Nachricht bekanntgeben“. Paulus‘ Verkündigen war einfach das Bekanntgeben der guten Nachricht über das, was Gott in Jesus getan hat.
  3. Den unausforschlichen Reichtum des Christus: Dieses Geheimnis ist wie ein großer Reichtum für die Heiden. Sie können nun in einer Stellung vor Gott treten, von der sie vorher nur träumen konnten.
    1. Paulus versuchte, die Größe der Gnade Gottes zu begreifen, und begann, sie zu erforschen, wie man das Ufer eines Sees erforschen würde. Bald entdeckte er, dass es gar kein See war, sondern ein Ozean, ein unermessliches Meer. Gottes Reichtum ist unausforschlich; wir werden ihn nie ganz erkennen.
    2. „Ich bin so frei, dir zu sagen, dass der Reichtum der Gnade meines Gebieters so unermesslich ist, dass er sich daran erfreut, enorme Sünden zu vergeben und zu vergessen; je größer die Sünde, desto mehr Ruhm für seine Gnade. Wenn du bis zum Hals verschuldet bist, ist er reich genug, um deine Schulden zu begleichen. Wenn du vor den Toren der Hölle stehst, ist er in der Lage, dich aus dem Rachen der Zerstörung zu reißen.“ (Spurgeon)
  4. Alle darüber zu erleuchten, welches die Gemeinschaft ist, die als Geheimnis verborgen war: Nachdem ihm ein solcher Reichtum anvertraut wurde, war es Paulus‘ Leidenschaft, dieses Evangelium allen Menschen zu verkünden. Er will, dass Alle dieses Geheimnis sehen und an dessen Gemeinschaft teilhaben. Es ist ein Geheimnis, gerade weil es unbekannt und unmöglich zu kennen war, bis Gott es offenbarte.
  5. Gemeinschaft … als Geheimnis: Wir sollten sorgfältig über die Bedeutung dieses Satzes nachdenken. Er macht deutlich, dass es sich nicht nur um Fakten handelt, die es zu wissen gibt, sondern auch um ein Leben, das es zu leben gilt, in welchem wir in Jesus mit anderen Gläubigen vereint sind, ganz ohne jegliche Trennung, wie sie vorher zwischen Juden und Heiden bestand.
  6. Die als Geheimnis von den Ewigkeiten her in Gott verborgen war: Diese großartige Wahrheit – die Gemeinschaft … als Geheimnis – war verborgen, bevor sie nach dem vollendeten Werk Jesu am Kreuz offenbart wurde. Das verstärkt den Gedanken, dass es im Neuen Bund wirklich etwas Neues gibt. Und dass es falsch ist, Israel einfach als die alttestamentliche Gemeinde und die Gemeinde als das neutestamentliche Israel zu betrachten.
    1. „Mit dieser Aussage ist die Frage nach der Existenz der Gemeinde, des Leibes Christi, in und während der alttestamentlichen Zeitabschnitte ein für alle Mal geklärt. Dennoch ist es eine der am weitesten verbreiteten Ansichten, dass es die Gemeinde von Beginn der Schöpfung an gab und die Worte der Verheißung, die im prophetischen Wort des Alten Testaments enthalten sind, für die Gemeinde gelten und Verheißungen ihrer herrlichen Zukunft auf der Erde sind, in der sie über die Nationen regieren wird.“ (Gaebelein)

4. Der Zweck des Geheimnisses

Epheser 3, 10-12

Epheser 3, 10-12
damit jetzt den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht werde, nach dem Vorsatz der Ewigkeiten, den er gefasst hat in Christus Jesus, unserem Herrn, in dem wir die Freimütigkeit und den Zugang haben in Zuversicht durch den Glauben an ihn.

  1. Damit jetzt … die mannigfaltige Weisheit Gottes bekannt gemacht werde: Gott ist ein Wesen von unendlicher Weisheit und Herrlichkeit, und er möchte, dass seine Geschöpfe seine große und mannigfaltige Weisheit erkennen. Ein Ziel in seinem großen Zeitplan ist es, diese Weisheit zu offenbaren.
    1. Wenn wir den Charakter Gottes mit in Betracht ziehen, erkennen wir, dass dies nicht aus einem egoistischen oder selbstherrlichen Motiv heraus geschieht – so wie wir uns einen stolzen Mann vorstellen würden, der seinen Intellekt und Erfolg herumzeigt. Gott tut dies zur Ehre seiner Geschöpfe, da die Ehre des Geschöpfes direkt mit der Ehre des Schöpfers einhergeht.
    2. Diese Weisheit ist mannigfaltig. Das altgriechische Wort polupoikilos steht für Vielschichtigkeit, Komplexität und große Schönheit. „Das birgt einen Überfluss an wundersamer Vielseitigkeit, wie man sie aus den besten Bildern und Strukturen kennt.“ (Trapp)
    3. Es muss auch bekannt gemacht werden. Dean Alford merkt an, dass die Worte ‘bekannt gemacht werde‘ hier mit Nachdruck verwendet werden und im starken Gegensatz zu dem Begriff des Verborgenseins in Epheser 3, 9 stehen.
  2. Den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen] durch die Gemeinde … bekannt gemacht werde: Dies erklärt, wie Gott seine Weisheit offenbaren wird und wem er sie offenbart. Er wird sie durch sein Wirken in der Gemeinde offenbaren, und er wird sie den Engelwesen (Fürstentümer und Gewalten) offenbaren.
    1. Natürlich will Gott diese Weisheit auch der Gemeinde offenbaren. Im Allgemeinen gebraucht Gott jedoch nicht die Engel, um den Heiligen seine Weisheit zu offenbaren, sondern er gebraucht die Heiligen, um seine Weisheit den Engelwesen zu offenbaren. Das gilt sowohl für die treuen als auch für die gefallenen Engel. Dies erinnert uns daran, dass wir zu etwas weit Größerem als zu unserer eigenen individuellen Errettung und Heiligung berufen sind. Wir sind dazu berufen, das Hilfsmittel zu sein, mit dem Gott dem Universum eine Lektion erteilt. Eine wunderschöne Lektion.
    2. Wir sind umgeben von unsichtbaren geistlichen Wesen, die uns aufmerksam beobachten. Hier zieht Paulus den unsichtbaren Vorhang beiseite, der sie verbirgt. So hatte auch Elisa in Dothan gebetet: Herr, öffne ihm doch die Augen, damit er sieht! (2. Könige 6, 17) Diese Engelwesen haben eine ausgezeichnete Sicht auf uns und kennen uns bei Weitem besser als wir sie.
    3. „Was können sie dann von uns lernen? Ah, sie müssen etwas lernen, das sie dazu bringt, uns mit Staunen und Ehrfurcht zu beobachten. Sie sehen in uns tatsächlich all unsere Schwäche und all unsere Sünde. Aber sie sehen eine Natur, die, durch sich selbst zerstört, doch nach dem Bild ihres und unseres Gottes geschaffen wurde. Und sie sehen, wie dieser Gott an diesem Wrack arbeitet, um zu Ergebnissen zu kommen, die nicht nur an sich wunderbar, sondern aufgrund der Bedingungen doppelt wunderbar sind.“ (Moule)
    4. „In seiner Unsterblichkeit, nie von einem einzigen Tropfen unseres kalten Flusses berührt, ist es für es [das Engelwesen] über all unser Verständnis hinaus lehrreich, zu sehen, wie sein Gott über Schmerz und Tod triumphiert – in einem Leidenden im Feuer des Märtyrertodes oder unter der Folter des Krebses oder im Schiffbruch oder einfach in der stillen Ehrfurcht vor jeglicher Form unseres Fortgehens aus dem Leib … sie [die Engelwesen] sehen diese gefallenen und sterblichen Wesen, diese Gemeinschaft der Verlorenen und Geretteten, die nicht nur für Gott hier auf Erden tätig sind und wirken, sondern mit ihm oben im Allerheiligsten geistlich gegenwärtig sind.“ (Moule)
    5. Manchmal haben Christen die verrückte Vorstellung, dass Gott sie gerettet hat und in ihrem Leben wirkt, weil sie so großartige Menschen wären. Die Engel durchschauen das sofort. Wir glauben vielleicht, es sei unser Verdienst; die Engel wissen es besser. Wir glauben vielleicht, unser Leben sei klein und unbedeutend; die Engel wissen es besser. Wir mögen an unserer hohen Stellung und unserem Platz im Himmel zweifeln; die Engel sehen diese geistliche Realität glasklar.
    6. „Es ist, als würde ein großes Drama aufgeführt werden. Die historische Entwicklung ist das Theaterstück, die Welt ist die Bühne und die Gemeindemitglieder in allen Ländern sind die Schauspieler. Gott selbst hat das Stück geschrieben und er führt Regie und inszeniert es. Akt für Akt, Szene für Szene entfaltet sich die Geschichte weiter. Aber wer sind die Zuschauer? Das sind die kosmischen Intelligenzen, die Fürstentümer und Gewalten in den himmlischen Regionen.“ (Stott)
    7. „Die Engel werden in der Weisheit Gottes unterrichtet … durch die Tatsache des großen geistlichen Leibes, der in Christus gegründet ist, den sie betrachten und der für sie das Theater der Herrlichkeit Gottes ist.“ (Alford) „Die Geschichte der christlichen Gemeinde wird zu einer Fortbildung für Engel.“ (Stott, Mackay zitierend)
  3. Den Fürstentümern und Gewalten in den himmlischen [Regionen]: Das bedeutet, dass Engel am Leben der Christen interessiert sind und von diesem belehrt werden. Das Verhalten der Gemeinde ist so wichtig, weil Engel und Dämonen ihr zuschauen und Gott sie durch uns unterrichten will. Darauf beziehen sich mehrere Passagen:
      1. Darum soll die Frau [ein Zeichen der] Macht auf dem Haupt haben, um der Engel willen. (1. Korinther 11, 10)
      2. Ihnen wurde geoffenbart, dass sie nicht sich selbst, sondern uns dienten mit dem, was euch jetzt bekannt gemacht worden ist durch diejenigen, welche euch das Evangelium verkündigt haben im Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt wurde – Dinge, in welche auch die Engel hineinzuschauen begehren. (1. Petrus 1, 12)
      3. Ich ermahne dich ernstlich vor Gott und dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln, dass du dies ohne Vorurteil befolgst und nichts aus Zuneigung tust! (1. Timotheus 5, 21)
    1. Wir sollten diese Verantwortung ernst nehmen, da Engel die Verantwortung haben, beim Tod Seelen in den Himmel zu tragen (Lukas 16, 22) und die Schnitter der Ernte sind, die für das Ende der Weltzeit steht (Matthäus 13, 39-43).
    2. „Und schließlich, was denken einige von euch, würden Engel über euren Lebensweg und eure Gespräche sagen? Nun, ich nehme an, dass euch das wenig interessiert, und dennoch sollte es das tun. Denn welche Wesen, außer den Engeln werden am Ende die Schnitter sein und wer außer ihnen wird der Geleitschutz unserer Geister über den letzten dunklen Strom sein? Wer außer ihnen wird unseren Geist wie den des Lazarus in den Schoß des Vaters tragen? Sicherlich sollten wir sie nicht missachten.“ (Spurgeon)
    3. „Oh seid nicht, ihr Bekehrten, unwissend über das Wort Gottes; überseht nicht das Wirken Gottes in euren eigenen Seelen! Die Engel begehren, in diese Dinge hineinzuschauen. Schaut ihr in sie hinein?“ (Spurgeon)
    4. Eine weit verbreitete Interpretation sieht die Fürstentümer und Gewalten heute als moderne politische Staaten und Wirtschaftsstrukturen. Dabei geht es darum, dass die Gemeinde in erster Linie ein Zeuge für sie ist und durch ihr Zeugnis Regierungen und gesellschaftliche Strukturen erneuern soll. Paulus schrieb jedoch ausdrücklich, dass sich diese Fürstentümer und Gewalten in den himmlischen und nicht in den irdischen Regionen befinden.
  4. Nach dem Vorsatz der Ewigkeiten, den er gefasst hat: Das Geheimnis offenbart und treibt den zuvor in Epheser 1, 10 beschriebenen Vorsatz der Ewigkeiten Gottes in Jesus voran – dass Gott in der Fülle der Zeiten alle Dinge in Jesus versammeln wird (im Wesentlichen, um sie zusammenzufassen oder zu klären).
    1. Die Offenbarung des Geheimnisses des vereinigten Leibes Christi ist nach diesem Vorsatz. Es ist eine Vorschau darauf, was Jesus in der Erfüllung der Zusammenfassung aller Dinge in ihm selbst am Ende tun wird.
    2. „Die Gemeinde scheint also Gottes Pilotprojekt für das versöhnte Universum der Zukunft zu sein, das Geheimnis von Gottes Willen, der in der Fülle der Zeiten ausgeführt werden soll, wenn die Dinge im Himmel und die Dinge auf der Erde in Christus zusammengeführt werden.“ (Bruce)
  5. Den er gefasst hat: In machen Übersetzungen wird hier das Wort ‚verwirklicht‘ verwendet (z.B. Elberfelder). In gewisser Hinsicht kann Paulus sagen, dass dieser ewige Vorsatz bereits verwirklicht ist. Seine Erfüllung ist eine Gewissheit (wie das anfängliche Werk der Zusammenführung von Juden und Heiden in Jesus zeigt), sodass Paulus davon sprechen kann, dass der Vorsatz bereits erfüllt ist.
  6. Durch den Glauben an ihn: Die Tatsache dieser Einheit zeigt sich in der Wahrheit, dass wir (Juden und Heiden gemeinsam) die gleiche Freimütigkeit, den gleichen Zugang und die gleiche Zuversicht vor Gott haben – denn das hat nichts mit nationaler oder ethnischer Identität zu tun, sondern nur mit dem Glauben an ihn (Jesus).
    1. Das Wort für Freimütigkeit beinhaltet den Aspekt der ‚Redefreiheit‘. Wir haben die Freiheit, uns vor Gott ohne Angst oder Scham auszudrücken. „Das griechische Wort ‚parresia‘, übersetzt mit ‚Freimütigkeit‘, bedeutet eigentlich ‚freie Rede‘ – also das Aussprechen von allem. Es ist das gesegnete Privileg des Gebets.“ (Gaebelein)
    2. Spaltungen in der Gemeinde gab es nicht nur zwischen Juden und Heiden. Die Reformatoren sprachen sich gegen die Trennung zwischen ‚Klerus‘ und ‚Laien‘ aus und die Lehre vom Priestertum aller Gläubigen bestand darauf, dass alle den gleichen Zugang zu Gott haben.

5. Paulus‘ gegenwärtige persönliche Teilnahme am Geheimnis

Epheser 3, 13

Epheser 3, 13
Darum bitte ich, dass ihr nicht mutlos werdet wegen meiner Bedrängnisse um euretwillen, die euch eine Ehre sind.

  1. Darum bitte ich, dass ihr nicht mutlos werdet: Obwohl er für das Evangelium verhaftet wurde, bat Paulus seine Leser, nicht mutlos zu werden. Paulus wollte nicht, dass sie um seinetwillen entmutigt werden, denn Paulus stand immer noch im Dienst von Gottes ewigem Plan.
  2. Meiner Bedrängnisse um euretwillen: Paulus schrieb den Brief an die Epheser vom Gefängnis aus. Es ist hilfreich, sich daran zu erinnern, warum Paulus im Gefängnis war. Sein ganzes Leben lebte er mit der Leidenschaft, seinem eigenen Volk, den Juden, das Heil zu bringen (Römer 9, 1-3). Bei einem strategischen Besuch in Jerusalem hatte er die Gelegenheit, einer riesigen Menschenmenge auf dem oder in der Nähe des Tempelbergs zu predigen (Apostelgeschichte 21, 39-22;22), aber diese Gelegenheit endete in einer Katastrophe, weil die jüdische Menge die Vorstellung nicht ertragen konnte, dass die gute Nachricht vom Messias auf die Heiden ausgeweitet werden sollte (Apostelgeschichte 22, 21-22). Der darauffolgende Aufstand versetzte Paulus in ein rechtliches Dilemma, in dem er von seinem Recht als römischer Bürger Gebrauch machte und sich auf den Kaiser berief. Nun war Paulus in Rom inhaftiert und wartete auf seinen Prozess vor dem Kaiser – und zwar deshalb, weil er wusste, dass Gott wollte, dass die Heiden an der guten Nachricht vom Messias teilhaben, und er sich nicht scheute, diese Wahrheit zu predigen.
  3. Die euch eine Ehre sind: Paulus wurde gebraucht, und zwar wahrscheinlich auf eine größere Art und Weise, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Diese römische Gefangenschaft brachte die Briefe an die Epheser, Kolosser, Philipper und Philemon hervor. Mit Sicherheit sind sie alle Teil von Gottes ewigem Plan.
    1. Auf die gleiche Weise hat jeder von uns einen Platz in Gottes ewigem Plan. Dies zu wissen und als Ziel vor Augen zu haben, wirkt als Schutz dagegen, in Bedrängnissen den Mut zu verlieren.

B. Paulus betet in Bezug auf das Geheimnis

1. Einführung in das Gebet

Epheser 3, 14-15

Epheser 3, 14-15
Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden den Namen erhält,

  1. Deshalb: Die Grundlage von Paulus‘ Gebet war seine Kenntnis von Gottes Absicht. Das bedeutet, dass er mit Überzeugung nach dem Willen Gottes betete. Wir können nicht wirksam beten, wenn wir keinen Einblick in Gottes Absicht und Willen haben.
  2. Beuge ich meine Knie: Paulus betete auf den Knien. Diese Haltung der äußersten Demut stand im Gegensatz zur üblichen Gebetshaltung dieser Kultur, die darin bestand, stehend und mit erhobenen Händen zu beten.
    1. Die Demut kam dadurch, dass er über Gottes großen ewigen Plan nachdachte, über seine eigene Rolle in diesem Plan und wie unaufhaltsam Gottes Werk ist, trotz der Tatsache, dass Paulus im Gefängnis saß.
    2. Salomo betete auf den Knien (1. Könige 8, 54). Esra betete auf den Knien (Esra 9, 5). Der Psalmist rief uns dazu auf, uns hinzuknien (Psalm 95, 6). Daniel betete auf den Knien (Daniel 6, 10). Menschen fielen vor Jesus auf die Knie (Matthäus 17, 14; 20, 20 und Markus 1, 40). Stephanus betete auf den Knien (Apostelgeschichte 7, 60). Petrus betete auf den Knien (Apostelgeschichte 9, 40). Paulus betete auf den Knien (Apostelgeschichte 20, 36) und andere frühe Christen beteten auf den Knien (Apostelgeschichte 21, 5). Vor allem aber betete Jesus auf seinen Knien (Lukas 22, 41). In der Bibel gibt es genug Gebet, das nicht auf den Knien stattfindet, um uns zu zeigen, dass es nicht notwendig ist, aber es gibt auch genug Gebete auf den Knien, um uns zu zeigen, dass es gut ist.
    3. Adam Clarke sah einen Zusammenhang zwischen Salomos kniendem Gebet bei der Einweihung des Tempels und Paulus‘ kniendem Gebet hier. „Viele Teile dieses Gebetes weisen eine große Ähnlichkeit mit dem Gebet auf, das Salomo bei der Einweihung des Tempels darbrachte … Der Apostel weihte nun die christliche Kirche ein.“
  3. Vor dem Vater unseres Herrn Jesus Christus: Paulus richtete sein Gebet an den Vater, der als der ‚Planer‘ unter den Mitgliedern der Dreieinigkeit dargestellt wird. In der Bibel wird das Gebet für gewöhnlich durch die Kraft und Leitung des Heiligen Geistes durch den Sohn an den Vater gerichtet.
  4. Von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden den Namen erhält: Paulus erinnerte daran, dass die ganze Familie Gottes (das Wort, das hier mit ‚Geschlecht‘ übersetzt wird, wird in anderen Übersetzungen, z.B. NGÜ, mit ‚Familie‘ übersetzt) nach dessen Namen benannt ist. Damit zeigte er, wie angetan er von der Idee der grundlegenden Einheit des Leibes Christi war. Gott ist sowohl der Vater der Juden als auch der Heiden.
    1. Charles Spurgeon hielt zu diesem Vers eine berührende Predigt mit dem Titel „Heilige im Himmel und auf Erden eine Familie“. Er sprach über die Vorstellung, dass wir eins sind mit unseren Brüdern und Schwestern im Himmel, und wie diese Vorstellung unsere Hoffnung auf den Himmel bereichert.
    2. Einige Kommentatoren meinen, Paulus beziehe sich auf himmlische Familien im Sinne von Engelsfamilien. „Könnten die heiligen Engel nicht in geistlichen Familien gebunden sein, obwohl sie weder heiraten noch verheiratet werden?“ (Alford)

2. Paulus betet erneut für die Epheser

Epheser 3, 16-19

Epheser 3, 16-19
dass er euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit gebe, durch seinen Geist mit Kraft gestärkt zu werden an dem inneren Menschen, dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, damit ihr, in Liebe gewurzelt und gegründet, dazu fähig seid, mit allen Heiligen zu begreifen, was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei, und die Liebe des Christus zu erkennen, die doch alle Erkenntnis übersteigt, damit ihr erfüllt werdet bis zur ganzen Fülle Gottes.

  1. Durch seinen Geist mit Kraft gestärkt zu werden an dem inneren Menschen: Paulus bat darum, dass sie mit Kraft gestärkt würden und dass die Stärke dem Reichtum von Gottes Herrlichkeit entspräche (ein äußerst großzügiges Maß). Er betete auch, dass die Kraft durch Gottes Geist kommen und in ihren inneren Menschen gelegt werden möge.
    1. Es gibt einen inneren Menschen, der genauso real ist wie unser physischer Leib. Wir alle verstehen, wie wichtig es ist, dass unser physischer Leib stark ist, aber viele sind im inneren Menschen äußerst schwach.
    2. Nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit: „Es wäre eine Schande für einen König oder Adligen, nicht mehr zu geben als ein Händler oder ein Bauer. Gott handelt gemäß der Würde seiner unendlichen Vollkommenheit; er gibt gemäß dem Reichtum seiner Herrlichkeit.“ (Clarke)
  2. Dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne: Paulus bat darum, dass Jesus in diesen Gläubigen wohnen möge, so wie Jesus es in Johannes 14, 23 versprochen hatte: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.
    1. Es gibt zwei altgriechische Wörter, die „in … wohnen“ bedeuten. Bei dem einen geht es darum, als Fremder an einem Ort zu leben, während es bei dem anderen darum geht, sich an einem Ort niederzulassen, um ihn zu einem festen Zuhause zu machen. Hier wird das altgriechische Wort mit ‘wohnen’ übersetzt, das für ein festes Zuhause steht. Jesus möchte sich in deinem Herzen niederlassen, nicht nur als Fremder zu Besuch kommen.
    2. Die Herrlichkeit des Jesus, der in uns wohnt, ist etwas, das wir begreifen können, und zwar durch Glauben. Sie ist für uns zugänglich, muss aber durch den Glauben ergriffen werden. „Du hast deine Bibel und du hast deine Knie; benutze sie.“ (Carr John Glynn, Pate von H. C. G. Moule)
    3. Wir brauchen geistliche Kraft, um Christus in uns wohnen zu lassen, denn es gibt etwas in uns, das sich dem Einfluss von Jesus in uns widersetzt. Dieses Etwas kann überwunden werden, da der Geist Gottes uns den Sieg des Glaubens schenkt.
  3. In Liebe gewurzelt und gegründet: Paulus bat darum, dass all dies so geschehen möge, da sie in Liebe gewurzelt und gegründet seien. Dies scheint sich eher darauf zu beziehen, dass sie in ihrer Liebe zueinander gewurzelt und gegründet sein sollten, als darauf, dass sie in ihrer Liebe zu Gott und in dem Wissen um diese Liebe gewurzelt und gegründet sind.
    1. „Es werden zwei Ausdrücke verwendet: ‚gewurzelt‘, wie ein lebender Baum, der sich am Boden festhält, sich um die Felsen windet und nicht umgekippt werden kann; ‚gegründet‘, wie ein Gebäude, das als Ganzes feststeht und in der Zukunft keine Risse oder Schwachstellen aufweisen wird, die auf Fehler im Fundament zurückzuführen sind.“ (Spurgeon)
  4. Dazu fähig seid, mit allen Heiligen zu begreifen: Paulus bat darum, dass sie gemeinsam in Gemeinschaft miteinander jede Dimension der Liebe Jesu verstehen könnten. Paulus wollte, dass sie Jesu Liebe aus Erfahrung und nicht nur aus Worten kannten.
    1. „Mögen du und ich in dieser Messung erfahren sein. Wenn wir auch nichts von Mathematik verstehen, so mögen wir doch gut unterrichtete Gelehrte in dieser geistlichen Geometrie sein, die in der Lage sind, die Weiten und Längen der kostbaren Liebe Jesu zu begreifen.“ (Spurgeon)
  5. Was die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe sei: Das bedeutet, dass die Liebe Jesu Dimensionen hat und dass sie gemessen werden kann.
    1. „Leider ist die Liebe Jesu für viele religiöse Menschen überhaupt keine solide, handfeste Sache – sie ist eine schöne Fiktion, ein sentimentaler Glaube, eine formale Theorie. Für Paulus war sie eine reale, handfeste, messbare Tatsache; er hatte sie auf diese Weise und auf jene Weise und auf die andere Weise betrachtet, und sie war für ihn zweifellos real, was auch immer sie für andere sein mochte.“ (Spurgeon)
    2. Die Liebe Jesu hat Breite. Wie breit ein Fluss ist, erkennt man daran, wie viel er überdeckt. Gottes Strom der Liebe ist so breit, dass er meine Sünde überdeckt und alle meine Lebensumstände, sodass alle Dinge zum Guten zusammenwirken. Wenn ich an seiner Vergebung oder an seiner Voraussicht zweifle, mache ich den mächtigen Strom der Liebe Gottes schmaler als er ist. Seine Liebe ist so breit wie die Welt: Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt. (Johannes 3, 16)
    3. „Einige von ihnen scheinen von der Höhe und Länge so eingenommen zu sein, dass sie die Breite leugnen. Wenn man sie predigen hört, könnte man meinen, dass Christus in die Welt kam, um ein halbes Dutzend zu retten, und sie seien fünf davon … Raus aus ihrer Engstirnigkeit! Es wird bei Weitem mehr im Himmel geben, als wir dort erwarten; und es wird dort einige geben, mit denen die Gemeinschaft auf der Erde für uns wenig angenehm war, die Gemeinschaft mit Christus hatten und deshalb für immer bei ihm wohnen werden.“ (Spurgeon)
    4. Die Liebe Jesu hat Länge. Wenn du die Länge der Liebe Gottes betrachtest, stell dir folgende Fragen: „Wann hat Gottes Liebe zu mir begonnen? Wie lange wird sie andauern?“ Diese Wahrheiten messen die Länge von Gottes Liebe. Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt. (Jeremia 31, 3)
    5. Die Liebe Jesu hat Tiefe. Philipper 2, 7-8 sagt uns, wie tief die Liebe Jesu geht: sondern er entäußerte sich selbst, nahm die Gestalt eines Knechtes an und wurde wie die Menschen; und in seiner äußeren Erscheinung als ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Man kann nicht tiefer gehen als bis zum Tod am Kreuz, und so tief ist die Liebe Jesu zu uns.
    6. Die Liebe Jesu hat Höhe. Um die Höhe der Liebe Gottes zu sehen, stell dir folgende Frage: „Wie hoch hebt sie mich?“ Sie erhebt mich an himmlische Orte, wo ich mit Christus sitze. Er hat uns mitauferweckt und mitversetzt in die himmlischen [Regionen] in Christus Jesus. (Epheser 2, 6)
    7. Können wir die Breite, die Länge, die Tiefe und die Höhe der Liebe Gottes wirklich begreifen? Um zu einem Verständnis der Dimensionen der Liebe Gottes zu gelangen, müssen wir zum Kreuz kommen. Das Kreuz zeigte in vier Richtungen, im Wesentlichen in jede Richtung, denn …
      1. Gottes Liebe ist weit genug, um jeden Menschen einzubeziehen.
      2. Gottes Liebe ist lang genug, um bis in alle Ewigkeit anzuhalten.
      3. Gottes Liebe ist tief genug, um den schlimmsten Sünder zu erreichen.
      4. Gottes Liebe ist hoch genug, um uns in den Himmel zu bringen.
  6. Und die Liebe des Christus zu erkennen: Paulus schrieb über etwas, das wir erkennen können. Das sind keine Spekulationen, Vermutungen, Emotionen oder Gefühle. Dies ist etwas zum Erkennen.
    1. „Einer dieser Philosophen sagt wohlwollend, Religion sei eine Sache des Glaubens, nicht des Wissens. Das steht in einem klaren Gegensatz zu allen Lehren der Heiligen Schrift.“ (Spurgeon)
  7. Damit ihr erfüllt werdet bis zur ganzen Fülle Gottes: Paulus bat Gott, diese Christen bis zur ganzen Fülle Gottes zu erfüllen. Das Wort bis ist eine bessere Übersetzung als das Wort mit. Paulus wollte, dass Christen das Leben in Jesus Christus erleben, die Fülle der Gottheit (Kolosser 2, 9), und dass sie bis zu ihrem Fassungsvermögen mit Jesus erfüllt werden, so wie Gott bis zu seinem eigenen Fassungsvermögen mit seinem eigenen Charakter und seinen eigenen Eigenschaften erfüllt ist.
    1. „Unter all den großen Aussagen in diesem Gebet ist dies die größte. Von Gott erfüllt zu sein, ist eine großartige Sache; von der Fülle Gottes erfüllt zu sein, noch großartiger; aber bis zur ganzen Fülle Gottes erfüllt zu sein, verwirrt den Sinn völlig und bringt den Verstand durcheinander.“ (Clarke)

3. Ein herrlicher Lobpreis

Epheser 3, 20-21

Epheser 3, 20-21
Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag als wir bitten oder verstehen, gemäß der Kraft, die in uns wirkt, ihm sei die Ehre in der Gemeinde in Christus Jesus, auf alle Geschlechter der Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen.

  1. Dem aber, der weit über die Maßen mehr zu tun vermag als wir bitten oder verstehen: Die Frage liegt nahe, wie diese unglaubliche Größe, der Paulus hier begegnete (und was kann es Größeres geben als die Fülle Gottes?) überhaupt sein kann. Wie kann etwas, das so hoch über uns steht, Realität werden? Es ist nur möglich, weil Gottes Fähigkeiten weit über das hinaus gehen, als das, was wir bitten oder verstehen.
    1. Dieser Lobpreis (auch Doxologie genannt) gehört nicht nur zu dem vorausgehenden Gebet, sondern auch zu jedem herrlichen Vorrecht und Segen aus den ersten drei Kapiteln. Wer vermag es, solche Dinge zu verwirklichen? Nur Gott. Er ist zu weit mehr fähig, als wir uns ausdenken oder erbitten können.
    2. Paulus sagt, dass Gott über die Maßen mehr tun kann als das, was wir bitten oder was wir denken. Das wir schloss Paulus und die anderen Apostel mit ein, und sie wussten sehr gut, dass Jesus zu großen Taten fähig war.
      1. Du kannst um alles Gute bitten, das du je erlebt oder gesehen hast – Gott kann noch mehr tun.
      2. Du kannst dir Dinge vorstellen, die über deine eigene Erfahrung hinausgehen – Gott kann noch mehr tun.
      3. Du kannst dir Gutes vorstellen, was du nicht einmal mehr beschreiben kannst – Gott kann noch mehr tun.
    3. Spurgeon zu der Formulierung ‚über die Maßen‘: „Er hat hier im Griechischen einen Ausdruck konstruiert, der ganz und gar sein eigener ist. Keine Sprache war für den Apostel mächtig genug, – ich meine, für den Heiligen Geist, der durch den Apostel spricht, – denn sehr oft muss Paulus Worte und Sätze prägen, um darzustellen, was er sagen will, und hier ist einer davon: ‚Er vermag über alles hinaus zu tun, über die Maßen mehr‘, so reichlich, dass es Maß und Beschreibung übersteigt.“ (Spurgeon)
    4. „Darum ist er fähig, alle Dinge zu tun, und fähig, sie überreichlich, über den größten Überfluss hinaus zu tun“. (Clarke)
  2. Gemäß der Kraft, die in uns wirkt: Gott kann das jetzt in unserem Leben tun, nicht erst im Himmel. Diese Kraft … wirkt jetzt in uns.
    1. Die Dinge, für die Paulus in den vorhergehenden Versen gebetet hatte (geistliche Stärke, Jesus, der in uns wohnt, Erkenntnis der Liebe Gottes aus Erfahrung und die Fülle Gottes), gehören uns als Kinder Gottes. Es ist jedoch notwendig, sie durch gläubiges Gebet zu empfangen. Unser Gebet für Andere kann sie in deren Leben vertiefen.
  3. Ihm sei die Ehre in der Gemeinde in Christus Jesus: Die einzig angemessene Reaktion auf diesen großen Gott ist es, ihm Ehre zu geben – besonders in der Gemeinde, der Gemeinschaft seiner Erlösten – und dass er diese Ehre auf alle Geschlechter der Ewigkeit der Ewigkeiten empfängt – Amen!
    1. Wenn die Gemeinde Gottes ewige Absicht versteht und in ihr wandelt, wird Gott verherrlicht werden. Damit erfüllt die Gemeinde ihre wichtige Aufgabe, die einfach darin besteht, Gott zu verherrlichen.
    2. „Aber der Apostel hatte den Eindruck, dass er nicht sagen dürfe: ‚Ihm sei die Ehre in meiner Seele.‘ Er wünschte es sich, aber seine eine Seele bot viel zu wenig Raum, und so rief er: ‘Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde.‘ Er ruft das ganze Volk Gottes auf, den göttlichen Namen zu preisen.“ (Spurgeon)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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