Offenbarung 21 – Ein neuer Himmel, eine neue Erde und ein neues Jerusalem

A. Alles wird neu gemacht

1. Der neue Himmel und die neue Erde

Offenbarung 21, 1

Offenbarung 21, 1
Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer gibt es nicht mehr.

  1. Und ich sah: Man kann sagen, dass mit Kapitel 21 der Offenbarung ein neuer Abschnitt im Buch der Offenbarung beginnt:
      1. Jesus, der Herr der Gemeinden (Offenbarung 1, 1 bis 3, 22).
      2. Jesus, der Löwe über den Nationen (Offenbarung 4, 1 bis 20, 15).
      3. Jesus, das Lamm unter den Gläubigen (Offenbarung 21, 1 bis 22, 21).
    1. Die neue Perspektive dieses letzten Abschnitts ist ruhmreich. „Im Gegensatz zum Rauch, Schmerz und der Hitze ist es eine Erleichterung, in die klare, saubere Atmosphäre des ewigen Morgens zu gelangen, wo der Atem des Himmels süß ist und die riesige Stadt Gottes wie ein Diamant im Glanz seiner Gegenwart funkelt.“ (Moffatt)
  2. Einen neuen Himmel und eine neue Erde: Der Gedanke von einer neuen Erde mit einer neuen Atmosphäre und einem neuen Himmel ist ein wiederkehrendes Motiv in der Heiligen Schrift. Viele Propheten, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament, sprachen von diesem neuen Himmel und dieser neuen Erde.
    1. Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden; sondern ihr sollt euch allezeit freuen und frohlocken über das, was ich erschaffe; denn siehe, ich erschaffe Jerusalem zum Jubel und sein Volk zur Freude.
    2. Ich spreche: Mein Gott, nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage! Deine Jahre währen von Geschlecht zu Geschlecht. Du hast vorzeiten die Erde gegründet, und die Himmel sind das Werk deiner Hände. Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle werden wie ein Kleid zerfallen, wie ein Gewand wirst du sie wechseln, und sie werden verschwinden. (Psalm 102, 25-27)
    3. Indem ihr das Kommen vom Tag Gottes erwartet und ihm entgegeneilt, an dem die Himmel sich in Glut auflösen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden! Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. (2. Petrus 3, 12-13)
    4. Man sollte sich daran erinnern, dass der neue Himmel, von dem hier die Rede ist, nicht den Himmel bezeichnet, in dem Gottes Thron steht. Die Bibel weist dem Wort Himmel drei Bedeutungen zu. Der erste Himmel ist die Erdatmosphäre, der ‚blaue Himmel‘. Der zweite Himmel ist der Weltraum, der ‚Nachthimmel‘. „Der dritte Himmel ist der Ort, an dem Gott in Herrlichkeit lebt. Wenn die Heilige Schrift von einem neuen Himmel spricht, meint sie einen neuen ‚blauen Himmel‘ und einen neuen ‚Nachthimmel‘, nicht einen neuen Himmel, in dem Gott wohnt.“
  3. Neuer Himmel … neue Erde: Das altgriechische Wort, das hier als neu übersetzt wird (kaine), bedeutet „ein neuer Charakter, ‚frisch‘“. Es bedeutet nicht ‚jüngst‘ oder ‚eine neue Zeit‘. „Es handelt sich nicht nur um den nächsten Himmel und die nächste Erde; nun sind es der bessere Himmel und die bessere Erde, die ihre Vorgänger ersetzen (die erste Erde war vergangen).“
    1. Auch wenn einige Menschen anderer Meinung sind (wie z.B. Seiss, der leidenschaftlich argumentierte, dass diese Erde niemals zerstört werden wird), sollten wir verstehen, dass es sich hier wirklich um einen neuen Himmel und eine neue Erde handelt und nicht nur um einen ‚erneuerten‘ Himmel und eine ‚erneuerte‘ Erde. Wir wissen das, weil Jesus sagte, dass Himmel und Erde vergehen werden, aber sein Wort ewig leben wird (Lukas 21, 33). Auch in Jesaja 65, 17 sagte Gott prophetisch, dass er einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Auch das althebräische Wort für ‚schaffen‘ (bara) bedeutet „aus dem Nichts erschaffen“; nicht nur bestehendes Material umgestalten.
    2. Einige betrachten diese ‚Neuheit‘ lediglich als eine geistige und moralische Veränderung. Aber es scheint eine echte physische Transformation zu sein, wenn man die Aussage bedenkt: Es gab kein Meer mehr.
  4. Ein neuer Himmel und eine neue Erde: Sind dieser neue Himmel und diese neue Erde das, was in Offenbarung 20 als Tausendjährige Erde bezeichnet wird, oder ist es etwas darüber hinaus? Es scheint definitiv jenseits der tausendjährigen Erde zu sein, was wir uns unter diesem ‚Himmel‘ und der ‚Ewigkeit‘ vorstellen.
    1. „In diesem Kapitel sehen wir, dass die Geschichte der Zeit zu Ende ist; die Geschichte der Ewigkeit wird bald beginnen.“ (Barnhouse)
    2. „Der ewige Zustand wird in der Abwesenheit des Meeres verdeutlicht, denn von den Wassermassen ist am häufigsten in den Passagen mit tausendjährigen Zeitabschnitten die Rede (vgl. Psalm 72, 8; Jesaja 11, 9+11; Hesekiel 47, 10+15+17+18+20; 48, 28; Sacharja 9, 10; 14, 8). Die Hinweise von Offenbarung 21, 1 sind so spezifisch, dass die meisten Kommentatoren nicht daran zweifeln, dass der ewige Zustand in Sicht ist.“ (Walvoord)
  5. Das Meer gibt es nicht mehr: Im jüdischen Verständnis war das Meer ein Ort der Trennung und des Bösen. Bereits im Buch der Offenbarung wird es als Quelle des satanischen Tieres (Offenbarung 13, 1) und als Ort der Toten (Offenbarung 20, 13) dargestellt.
    1. In anderen Bibelversen wird das Meer mit den Gottlosen in Verbindung gebracht (Jesaja 57, 20) und in einem allgemeineren Sinn mit den Gegnern des Herrn, die besiegt werden müssen (Psalm 89, 9).

2. Das neue Jerusalem kommt vom Himmel herab

Offenbarung 21, 2-4

Offenbarung 21, 2-4
Und ich, Johannes, sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabsteigen, zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Himmel sagen: Siehe, das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

  1. Die heilige Stadt, das neue Jerusalem: Gemeint ist das Jerusalem der Hoffnung (Hebräer 12, 22), das Jerusalem von oben (Galater 4, 26), der Ort unseres wirklichen Bürgerrechts (Philipper 3, 20).
    1. Die Begriffe heilig und neu kennzeichnen die Stadt. Weil sie heilig und neu ist, unterscheidet sie sich von jeder irdischen Stadt. Der Name Jerusalem zeigt den symbolischen Ursprung von der Erde, insbesondere als Verknüpfung mit dem Ort unserer Erlösung.
    2. Es ist bemerkenswert, dass diese herrliche Wohnstätte Gottes und seines Volkes als die heilige Stadt bezeichnet wird. Städte sind Orte mit vielen Menschen: Menschen, die sich gegenseitig beeinflussen. Das ist keine Isolation, sondern eine perfekte Gemeinschaft des Volkes Gottes.
    3. Das christliche Konzept des Himmels als eine Stadt – ein Ort des Lebens, der Aktivität, des Interesses und der Menschen – unterscheidet sich stark von der hinduistischen Vorstellung eines leeren Nirwanas. „Die Vollendung der christlichen Hoffnung ist in höchstem Maße sozial. Es ist keine ‚Flucht des Einzelnen zum Alleinigen‘, sondern das Leben in der erlösten Gemeinschaft des Himmels.“ (Hunter)
    4. Der Mensch hat nie eine von der Sünde unberührte Gemeinschaft gekannt. Adam und Eva kannten nur eine begrenzte Gemeinschaft, und eine Gemeinschaft in einem größeren Kontext kam erst lange nach dem Sündenfall. Hier, im neuen Jerusalem, haben wir etwas völlig Einzigartiges: eine sündlose, reine, gerechte Gemeinschaft, eine heilige Stadt.
    5. Probleme entstehen, wenn Gläubige diese Art von Gemeinschaft jetzt erwarten oder nicht erkennen, dass sie nur aus dem Himmel herabsteigt. Diese Stadt ist nicht die Errungenschaft des Menschen und kann es auch nie sein, sondern sie ist einzig und allein ein Geschenk Gottes.
  2. Zubereitet wie eine für ihren Mann geschmückte Braut: Johannes benutzte das markanteste und schönste Bild, das ihm einfiel. Das Schönste, was ein Mann je zu sehen bekommt, ist seine Braut, die den Gang hinunterkommt und bereit ist, ihn zu treffen. Johannes wollte damit ausdrücken: So schön wird das neue Jerusalem sein.
  3. Das Zelt Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen: Die Stiftshütte von Mose stellte die Wohnstätte Gottes auf Erden dar. Das ging über die Darstellung der Wohnung Gottes hinaus; dieses Zelt Gottes ist die Wirklichkeit seiner Gegenwart.
    1. Und er wird bei ihnen wohnen; und sie werden seine Völker sein: Das drückt kurz und bündig das Wesen von Gottes Wunsch und Zielsetzung für den Menschen aus. Einfach gesagt: Gottes Wunsch ist es, in enger Gemeinschaft mit den Menschen zu leben. Der Zweck der Menschen ist es wiederum, ein Volk für Gott zu sein.
    2. Dies ist die größte Herrlichkeit des Himmels und die endgültige Wiederherstellung dessen, was im Sündenfall verloren ging. „Ich glaube nicht, dass die Herrlichkeit Edens in seinen grasbewachsenen Wegen oder in den Ästen lag, die sich mit üppigen Früchten bogen – seine Herrlichkeit lag vielmehr darin, dass Gott – der Herr – in der Kühle des Tages im Garten wandelte. Dort war es Adams höchstes Privileg, dass er Gemeinschaft mit dem Allerhöchsten hatte.“ (Spurgeon)
  4. Denn das Erste ist vergangen: Das neue Jerusalem zeichnet sich durch das aus, was es nicht hat – keine Tränen, keine Trauer, keinen Tod und keinen Schmerz. Später wird sich zeigen, dass das neue Jerusalem keinen Tempel, kein Opfer, keine Sonne, keinen Mond, keine Dunkelheit, keine Sünde und keine Gräuel hat.
    1. „Der Mensch kommt mit einem Schrei auf die Welt; und geht mit einem Stöhnen aus ihr heraus, und alles dazwischen ist mit mehr oder weniger hilflosem Wehklagen verbunden … Aber die Lobgesänge (‚Hallelujas‘)) der neuen Welt werden die Stimme des Wehklagens für immer übertönen.“ (Seiss)
  5. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen: „Tränen der trauernden Zuneigung, wie sie Maria, Martha und die Witwe von Nain weinten; Tränen des Mitgefühls und der Barmherzigkeit, wie sie Jeremia und Jesus über die Sünden und das Unglück von Jerusalem weinten; – Tränen der verfolgten Unschuld, Tränen der Reue und der Buße für Fehler und Verbrechen gegen die Güte und Majestät des Himmels; – Tränen der Enttäuschung und Vernachlässigung; – Tränen der Sehnsucht nach dem, was jetzt nicht unser sein kann; – diese und alle anderen, die jemals die Wangen der Sterblichen hinunterliefen, werden dann für immer getrocknet sein.“ (Seiss)
    1. Der Gedanke von den Tränen im Himmel sollte auf dieser Erde jedoch niemals dazu benutzt werden, anderen Schuldgefühle einzureden. „Es gibt keinen triftigen Grund, aus diesem Text heraus anzunehmen, dass die Heiligen im Himmel Tränen über das Scheitern ihres früheren Lebens auf Erden vergießen werden. Die Betonung liegt hier auf dem Trost Gottes, nicht auf der Reue der Heiligen.“ (Walvoord)

3. Alles wird neu gemacht

Offenbarung 21, 5

Offenbarung 21, 5
Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er sprach zu mir: Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!

  1. Und der auf dem Thron saß, sprach: Das ist eine verlässliche Ankündigung, die vom Thron Gottes selbst kommt. Das ist eine der seltenen Stellen in der Offenbarung, wo ausdrücklich erwähnt wird, dass Gott direkt von seinem Thron aus spricht.
  2. Siehe, ich mache alles neu: Diese Aussage steht in der Gegenwartsform: „Ich mache alles neu.“ Damit ist die Vollendung von Gottes Werk der Erneuerung und Erlösung gemeint, dass Hier und Jetzt – in unserer heutigen Zeit – begonnen hat.
    1. Paulus sah jene Verwandlung auf dieser Seite der Ewigkeit am Werk: Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert … Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden! (2. Korinther 4, 16; 2. Korinther 5, 17)
  3. Alles neu: Dies ist ein kurzer Blick auf die Logik hinter Gottes ewigem Plan – die Sünde und ihre Zerstörung zuzulassen, um ein größeres Werk zu tun, alles neu zu machen. An diesem Punkt in Gottes Konzeption von der Zeitgeschichte ist der Plan vollständig. Alle Dinge sind neu.
    1. Unser menschliches Denken liebt es, die Unschuld romantisch als den optimalen Zustand des Menschen zu betrachten und der gleichzeitige Wunsch, Adam hätte nie getan, was er getan hat. Aber wir erkennen nicht, dass der erlöste Mensch größer ist als der unschuldige Mensch, dass wir in Jesus mehr gewinnen als wir in Adam jemals verloren haben. Gottes vollkommener Zustand ist ein Zustand der Erlösung, nicht der Unschuld.
    2. Wenn Gott dieses Werk, alles neu zu machen, endlich vollendet hat, wird es auch neu bleiben. „Vermutlich bedeutet das nicht nur, dass alles neu gemacht wird, sondern auch, dass ab diesem Zeitpunkt alles neu bleibt. Das Prinzip des Entropiesatzes [2. Hauptsatz der Thermodynamik] wird ‚aufgehoben‘ werden. Nichts wird sich abnutzen oder verfallen, und niemand wird mehr altern oder verkümmern.“ (H. Morris)
  4. Schreibe; denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss: Johannes war wahrscheinlich so erstaunt über diese Worte, dass er beinahe vergessen hätte, sie zu schreiben – und man musste ihm sagen, dass er es tun soll.

4. Eine Einladung und eine Warnung

Offenbarung 21, 6-8

Offenbarung 21, 6-8
Und er sprach zu mir: Es ist geschehen! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden geben aus dem Quell des Wassers des Lebens umsonst! Wer überwindet, der wird alles erben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein. Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten und Mörder und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und alle Lügner — ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.

  1. Es ist geschehen! Gottes ewiger Plan in Jesus ist nun vollbracht. Epheser 1, 10 ist erfüllt: zur Ausführung in der Fülle der Zeiten: alles unter einem Haupt zusammenzufassen in dem Christus, sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist. An diesem Punkt sind alle Dinge in Jesus gelöst oder zusammengefasst – es ist geschehen!
  2. Ich will dem Dürstenden geben aus dem Quell des Wassers des Lebens umsonst: Trinken und Durst sind gängige Bilder für die Versorgung durch Gott und die geistliche Not des Menschen. Trinken ist zwar eine Handlung, aber eine Handlung des Empfangens – genauso wie der Glaube ein Tun, aber keine verdienstvolle Arbeit an sich ist.
    1. „Was tut ein durstiger Mann, um seinen Durst loszuwerden? Er trinkt. Es gibt vielleicht keine bessere Darstellung für den Glauben an das ganze Wort Gottes als diese: Trinken heißt empfangen – das erfrischende Getränk zu sich zu nehmen – und das ist alles. Das Gesicht eines Mannes mag ungewaschen sein, aber dennoch kann er trinken; er mag ein sehr unwürdiger Kerl sein, aber dennoch wird ein Schluck Wasser seinen Durst löschen. Trinken ist eine so bemerkenswert einfache Sache; es ist sogar noch einfacher als Essen.“ (Spurgeon)
  3. Wer überwindet, der wird alles erben: Wer überwindet (durch den Glauben an Jesus, wie in 1. Johannes 5, 5), wird eine besondere Beziehung zu Gott haben (und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein).
  4. Die Feiglinge aber und die Ungläubigen und mit Gräueln Befleckten … ihr Teil wird in dem See sein, der von Feuer und Schwefel brennt: Denjenigen, die Jesus ablehnen und sich abtrünnig machen, ist es ausdrücklich verboten, das neue Jerusalem zu betreten.
    1. Feiglinge: Ist Feigheit genug, um einen Menschen in die Hölle zu schicken? „Johannes spricht nicht von angeborener Scheu, sondern von jener Feigheit, die sich in letzter Instanz für die eigene Person und den sicheren Abstand von Christus entscheidet.“ (L. Morris) John Trapp sprach von den „feigen Wiedergeborenen, unschuldig wirkenden Milchbubis, die vor jedem Grashaufen, mit dem sie in Berührung kommen, ihre Hörner einziehen; die Angst vor jedem neuen Schritt haben.“

B. Das Wesen des neuen Jerusalems

1. Ein Engel wird Johannes die Stadt noch genauer zeigen

Offenbarung 21, 9-10

Offenbarung 21, 9-10
Und es kam zu mir einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen hatten, die mit den sieben letzten Plagen gefüllt waren, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir die Frau, die Braut des Lammes, zeigen! Und er brachte mich im Geist auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, die von Gott aus dem Himmel herabkam,

  1. Ich will dir die Frau, die Braut des Lammes, zeigen … zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem: Passagen wie diese lassen die Frage aufkommen, ob das neue Jerusalem überhaupt ein Ort im wörtlichen Sinne ist. Manche vermuten, dass es in Wirklichkeit nur ein exotisches Symbol für die Gemeinde ist, nämlich für die Braut Christi.
  2. Ich will dir die Frau, die Braut des Lammes, zeigen: Diese himmlische Stadt ist beim Wort zu nehmen, aber sie wird die Frau, die Braut des Lammes genannt, weil sie der Ort ist, an dem das ganze Volk Gottes versammelt ist. In diesem Sinne ist das neue Jerusalem sicherlich wie die Braut; aber diese Assoziation schmälert nicht die Realität hinter dem Bild. Die Stadt wird mit der Braut verglichen, um uns mit einem Gespür für ihre grenzenlose Schönheit in regelrechtes Staunen zu versetzen.

2. Der Glanz dieser Stadt, ihrer Mauer, Tore und Grundsteine

Offenbarung 21, 11-14

Offenbarung 21, 11-14
Welche die Herrlichkeit Gottes hat. Und ihr Lichtglanz gleicht dem köstlichsten Edelstein, wie ein kristallheller Jaspis. Und sie hat eine große und hohe Mauer und zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel, und Namen angeschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels. Von Osten [her gesehen] drei Tore, von Norden drei Tore, von Süden drei Tore, von Westen drei Tore. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und in ihnen waren die Namen der zwölf Apostel des Lammes.

  1. Und ihr Lichtglanz gleicht dem köstlichsten Edelstein: Johannes war zunächst von der Herrlichkeit dieser Stadt beeindruckt. Sie hatte Anteil an der Herrlichkeit Gottes und sie drückte sich in dem strahlenden Licht aus, das von ihr ausging.
  2. Und sie hat eine große und hohe Mauer: Die Mauer wurde nicht zur Verteidigung benötigt, da es keine Feinde mehr gab. Aber die große und hohe Mauer gab der Stadt eine Begrenzung (es handelt sich nicht um ein kosmisches Nirwana) und zeigt, dass einige von der Stadt ausgeschlossen sein werden (nur die Rechtschaffenen können sie betreten).
  3. Zwölf Tore … und Namen angeschrieben, nämlich die der zwölf Stämme der Söhne Israels: Die Namen der Stämme auf den Toren vermitteln die Einheit und das Erbe, das das Volk Gottes mit Israel hat. Gott wird die Stämme Israels nie vergessen, auch nicht in der Ewigkeit.
    1. Von Osten [her gesehen] drei Tore, von Norden drei Tore: Es wird gemutmaßt, die Anordnung der Tore blicke auf die Lageranordnung zu Zeiten des Exodus zurück (4. Mose 2).
  4. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und in ihnen waren die Namen der zwölf Apostel des Lammes: Die Grundsteine sind ein ewiges Zeugnis für die Apostel und ihren ständigen Platz in Gottes Plan. Wenn die Stadt nicht auf den Fundamenten der Apostel errichtet würde, wäre sie nicht der richtige Ort für das Volk Gottes.
    1. Das neue Jerusalem und die Gemeinde sind auferbaut auf der Grundlage der Apostel (Epheser 2, 20)

3. Die Abmessungen der Stadt

Offenbarung 21, 15-17

Offenbarung 21, 15-17
Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Rohr, um die Stadt und ihre Tore und ihre Mauer zu messen. Und die Stadt bildet ein Viereck, und ihre Länge ist so groß wie auch ihre Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr, auf 12.000 Stadien; die Länge und die Breite und die Höhe derselben sind gleich. Und er maß ihre Mauer: 144 Ellen [nach dem] Maß eines Menschen, das der Engel hat.

  1. Und die Stadt bildet ein Viereck: Länge, Höhe und Breite des neuen Jerusalem sind gleich. Das bedeutet, dass es entweder ein Würfel oder eine Pyramide ist. Ein Kubus erinnert an das Heiligtum des Tabernakels und legt den Schluss nahe, dass die ganze Stadt das Heiligtum ist.
  2. Und er maß die Stadt mit dem Rohr: Die Größe des neuen Jerusalem ist enorm; 12.000 Stadien entsprechen rund 2.400 Kilometern. Das ist die gleiche Entfernung wie von Berlin bis Lissabon; die Quadratmeterzahl würde ungefähr der Größe des Mondes entsprechen.
    1. „Eine Stadt dieser Größe ist zu groß, als dass die Fantasie sie erfassen könnte. Johannes versucht lediglich die Vorstellung dieses Glanzes und, was noch wichtiger ist, die Vorstellung von genügend Platz für alle und jeden zu vermitteln.“ (L. Morris)
    2. Henry Morris schätzte, dass es im Laufe der Menschheitsgeschichte 100 Milliarden Menschen gegeben haben wird und dass 20 % von ihnen gerettet würden. Er rechnete vor, dass jeder Mensch ein ‚Gebiet‘ von etwa 75 Ar (7.500 Quadratmeter) sein Eigen nennen könnte. Das ist höchst spekulativ, veranschaulicht aber den Punkt, dass es im Neuen Jerusalem viel Platz geben wird.
  3. [Nach dem] Maß eines Menschen, das der Engel hat: In diesem Fall ist das Ellenmaß eines Menschen dasselbe wie das Ellenmaß eines Engels.

4. Die Schönheit ihrer Gestaltung

Offenbarung 21, 18-21

Offenbarung 21, 18-21
Und der Baustoff ihrer Mauer war Jaspis, und die Stadt war aus reinem Gold, wie reines Glas. Und die Grundsteine der Stadtmauer waren mit allerlei Edelsteinen geschmückt; der erste Grundstein ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedon, der vierte ein Smaragd, der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardis, der siebte ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes der Tore aus einer Perle; und die Straßen der Stadt waren aus reinem Gold, wie durchsichtiges Glas.

  1. Und der Baustoff ihrer Mauer war Jaspis: Wenn wir von Jaspis und reinem Gold und allerlei Edelsteinen lesen, sollten wir dies als wörtliche Darstellungen nehmen; dennoch drücken sie Realitäten einer anderen Welt aus. Wir können einen kurzen Blick auf das werfen, was Johannes gesehen hat, aber wir können es nicht einmal ansatzweise in seiner ganzen Fülle erahnen, bis wir es mit unseren eigenen Augen sehen.
    1. Johannes verwendet in seiner Beschreibung solche Reichtümer, um „den sehr großen Wert dessen hervorzuheben, was Gott für sein Volk bereithält“. (L. Morris)
  2. Jaspis … Saphir … Chalcedon: Die genaue Einstufung dieser Edelsteine ist in der heutigen Zeit schwierig, aber der Eindruck ist von unendlicher, umwerfender Schönheit.
    1. „Die Symbolik soll nicht den Eindruck von Reichtum und Luxus vermitteln, sondern auf die Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes hinweisen.“ (Johnson)
    2. Wenn es einen biblischen Bezugspunkt für dieses Edelsteinsortiment gibt, dann ist es wahrscheinlich der Brustpanzer des Hohepriesters (2. Mose 28, 15-21).
  3. Wie reines Glas … wie durchsichtiges Glas: „Die ständige Erwähnung der Transparenz weist darauf hin, dass die Stadt dazu bestimmt ist, die Herrlichkeit Gottes ungehindert in Form von Licht zu übertragen.“ (Walvoord)
    1. Wenn die Dimensionen und Beschreibungen verwirrend oder unmöglich erscheinen, gibt es zwei grundlegende Prinzipien zu beachten. Erstens müssen wir die Vorstellungen verstehen, die in den Details vermittelt werden (Herrlichkeit, Schönheit, Pracht usw.). Zweitens müssen wir verstehen, dass hier die Stadt beschrieben wird, deren Architekt und Schöpfer Gott selbst ist (Hebräer 11, 10). Wir sollten erwarten, dass die Darstellung jenseits unseres Verständnisses liegt.

C. Der Tempel des neuen Jerusalems

1. Gott umfasst alles im neuen Jerusalem

Offenbarung 21, 22-23

Offenbarung 21, 22-23
Und einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, Gott der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes, dass sie in ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.

  1. Und einen Tempel sah ich nicht in ihr: In der Antike war es undenkbar, eine große Stadt ohne viele verschiedene Tempel zu haben. Es ist, als würde man heute sagen: „Ich sah eine große Stadt, aber ich sah kein Geldinstitut darin“ oder „Ich sah eine große Stadt, aber ich sah kein Einkaufszentrum darin.“ Trotzdem gab es keinen Tempel … in ihr.
  2. Denn der Herr, Gott der Allmächtige, ist ihr Tempel, und das Lamm: Hier wurde der Tempel nicht entfernt, sondern erweitert. Jeder Ort und ausnahmslos alles ist heilig und damit automatisch der Aufenthaltsort Gottes.
    1. Vor Jesus war der Tempel eine Prophezeiung. In der christlichen Ära ist das Volk Gottes sein Tempel. Im tausendjährigen Reich wird der Tempel ein Mahnmal sein. Ab hier ist der Tempel nun überall.
    2. „Die Einwohner brauchen keinen Ort der Verehrung oder des Opfers, weil der Adressat aller Verehrung anwesend und das große Opfer selbst gegenwärtig ist.“ (Alford)
  3. Kein Tempel … keine Notwendigkeit der Sonne oder des Mondes: Das erinnert uns daran, dass der Himmel ein Ort der reinen Anbetung sein wird. Die Dinge, die uns bei der Anbetung helfen, gleichzeitig aber auch ablenken (wie Gebäude, Musikanlagen, Bräuche und so weiter), werden kein Thema mehr sein. Wir werden uns ganz auf die Person konzentrieren, die wir anbeten, den Herrn, Gott den Allmächtigen … und das Lamm.
    1. Im Himmel wird nichts von unserer Freude, Schönheit oder unserem Wissen auf geschaffenen Dingen beruhen, sondern nur auf dem Schöpfer. Durch den Glauben können wir es jetzt so haben. Wir können uns dafür entscheiden, Gott so vollständig zu vertrauen, dass unsere Freude, was wir als Schönheit betrachten und unser Wissens-Fundament, auf Jesus und nicht auf etwas Geschaffenem beruhen.
  4. Und ihre Leuchte ist das Lamm: Licht spricht von Freude, denn in der Heiligen Schrift geht der Begriff Licht zwangsläufig mit Freude einher. Das Licht spricht von Schönheit, denn ohne Licht gibt es keine Schönheit. Licht spricht von Erkenntnis, denn im Himmel werden wir ihn alle so kennen, wie er uns schon immer gekannt hat.

2. Der Zugang zur Stadt

Offenbarung 21, 24-27

Offenbarung 21, 24-27
Und die Heidenvölker, die gerettet werden, werden in ihrem Licht wandeln, und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit und Ehre in sie bringen. Und ihre Tore sollen niemals geschlossen werden den ganzen Tag; denn dort wird keine Nacht sein. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker in sie bringen. Und es wird niemals jemand in sie hineingehen, der verunreinigt, noch jemand, der Gräuel und Lüge verübt, sondern nur die, welche geschrieben stehen im Buch des Lebens des Lammes.

  1. Und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit und Ehre in sie bringen: Was ist mit diesen Königen der Erde? Wer sind diese Könige der Erde? Das ist schwer zu verstehen und verschiedene Theologen haben dazu unterschiedliche Vorschläge.
    1. „Wie ermutigend zu bemerken, dass nicht alle zerstört wurden, als die Nationen kamen, um gegen Jerusalem und den Herrn selbst zu kämpfen. Es wird auch ‚Könige der Erde‘ geben, die ein Teil des ewigen Staates sein werden.“ (Hocking)
    2. „Unter den Geheimnissen dieses neuen Himmels und dieser neuen Erde wird uns eins verdeutlicht: dass neben der verherrlichten Kirche auch Nationen auf der neuen Erde wohnen werden, die von Königen organisiert und [xxii. 2] durch die Einflüsse der himmlischen Stadt gerettet werden.“ (Alford)
  2. Und es wird niemals jemand in sie hineingehen, der verunreinigt: Soll das bedeuten, dass solche Menschen die Stadt bedrohen werden? Es ist vollkommen klar, dass dieser Ansatz nicht in Betracht kommt, denn alle Sünder und der Tod sind in den Feuersee geworfen worden (Offenbarung 20, 11-15). Stattdessen gilt: „Die Ermahnung warnt die gegenwärtigen Leser, dass die einzige Möglichkeit, an der zukünftigen Stadt teilzuhaben, in der jetzigen Hinwendung zum Lamm (im Sinne von Christus) besteht.“ (Johnson)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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