Apostelgeschichte 10 – Kornelius, Petrus und die Bekehrung der Heiden

A. Gott spricht durch Petrus zu Kornelius

1. Kornelius, ein Nichtjude, der Gott diente

Apostelgeschichte 10, 1-2

Apostelgeschichte 10, 1-2
In Cäsarea lebte aber ein Mann namens Kornelius, ein Hauptmann der Schar, die man »die Italische« nennt; der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete ohne Unterlass zu Gott.

  1. In Cäsarea lebte aber ein Mann: Cäsarea war eine vorwiegend von Römern bewohnte Stadt, die an der Mittelmeerküste in Judäa lag. Sie war der Sitz des römischen Statthalters der Provinz Judäa. Archäologen haben einen Stein aus einem Gebäude in Caesarea entdeckt, auf dem der Name Pontus Pilatus eingraviert ist.
  2. Kornelius, ein Hauptmann der Schar, die man »die Italische« nennt: Kornelius war ein Offizier der römischen Armee. Ein patriotischer Jude der damaligen Zeit würde ihn normalerweise nicht mögen oder sogar hassen.
    1. „Zweiunddreißig dieser italischen Kohorten waren in den verschiedenen Provinzen des Reiches stationiert. Sie setzten sich aus italienischen Freiwilligen zusammen und galten als die loyalsten römischen Einheiten.“ (Lenski) Weil er offenkundig ein so treuer Diener der Unterdrücker Israels war, würde fast jeder patriotische Jude jener Tage Vorurteile gegen Kornelius hegen.
  3. Der war fromm und gottesfürchtig: Dennoch war Kornelius ein frommer Mann; ein gottesfürchtiger Mann, der ohne Unterlass zu Gott betete und den Bedürftigen viele Almosen gab.
    1. „Als Römer war er natürlich mit den römischen Göttern – Jupiter, Augustus, Mars, Venus usw. – vertraut. Er war aber den aufgeklärten Glaubensvorstellungen des Judentums begegnet und hatte sich zu einem überzeugten Monotheisten gewandelt.“ (Hughes)
    2. Der war gottesfürchtig: Menschen wir Kornelius wurden von den Juden Gottesfürchtige genannt. Dies waren Nichtjuden, die den Gott Israels liebten; sie waren dem jüdischen Glauben wohlgesonnen und unterstützten ihn. Dennoch waren sie nicht bereit, in ihrem Lebensstil und bezüglich der Beschneidung vollwertige Juden zu werden.
    3. Jüdische Menschen jener Zeit respektierten und schätzten diese gottesfürchtigen Nichtjuden sehr, aber sie konnten ihr Leben, ihre Häuser und ihre Mahlzeiten nicht mit ihnen teilen, weil sie in ihren Augen immer noch Nichtjuden und keine echten jüdischen Konvertiten waren.
  4. Und betete ohne Unterlass zu Gott: So wie hier das Leben und das Herz von Kornelius beschrieben werden, haben wir es mit einem Mann zu tun, der offensichtlich eine echte Beziehung zu Gott hatte. Gleichzeitig war er nicht Teil des allgemeinen jüdischen Lebens.

2. Gott sendet einen Engel, der Kornelius sagt, er solle Petrus holen

Apostelgeschichte 10, 3-6

Apostelgeschichte 10, 3-6
Der sah um die neunte Stunde des Tages in einem Gesicht deutlich einen Engel Gottes zu ihm hereinkommen, der zu ihm sprach: Kornelius! Er aber blickte ihn an, erschrak und sprach: Was ist, Herr? Er sprach zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind hinaufgekommen vor Gott, sodass er ihrer gedacht hat! Und nun sende Männer nach Joppe und lass Simon holen mit dem Beinamen Petrus. Dieser ist zu Gast bei einem Gerber Simon, dessen Haus am Meer liegt; der wird dir sagen, was du tun sollst!

  1. Der sah um die neunte Stunde des Tages in einem Gesicht: (Ein ‚Gesicht‘ bedeutet eine Vision.) Hier steht nicht ausdrücklich, dass Kornelius betete, aber es war die neunte Stunde (15:00 Uhr am Nachmittag). Das war für Juden eine übliche Gebetszeit. Als Kornelius in Apostelgeschichte 10, 30 Petrus von dem Vorfall erzählte, sagte er ausdrücklich, dass er betete (ich betete um die neunte Stunde in meinem Haus).
  2. Der sah [ … ] in einem Gesicht deutlich einen Engel Gottes: Es handelt sich hier nicht um einen Traum, noch erschien Kornelius leibhaftig ein Engel. Kornelius hatte eine Vision, die er vor seinem ‚inneren Auge‘ sah. Dabei war diese Vision so eindrücklich und klar, dass Kornelius sie später so beschreiben sollte: Da stand ein Mann in glänzender Kleidung vor mir (Apg 10, 30).
  3. Kornelius! Es ist bezeichnend, dass Gott direkt zu Kornelius sprach und ihn sogar beim Namen nannte. Es ist ebenso bezeichnend, dass Kornelius mit einer gesunden Furcht vor dem Himmlischen und Heiligen reagierte (er erschrak). Dies zeigt, dass Kornelius eine echte Beziehung zu Gott hatte.
  4. Und nun sende Männer nach Joppe und lass Simon holen mit dem Beinamen Petrus: Wahrscheinlich wusste Kornelius nicht einmal, wer Petrus war. Aber ihm war klar, dass er tun sollte, was Gott ihm auftrug. Außerdem konnte er darauf vertrauen, dass Gott auch zu diesem Petrus sprechen würde (Der wird dir sagen, was du tun sollst).
  5. Der wird dir sagen, was du tun sollst: Gott sandte einen Engel in einer Vision zu Kornelius, aber Gott gebrauchte einen Menschen, um ihm das Evangelium zu verkünden.
    1. „Engel mögen helfen, die Menschen mit den von Gott eingesetzten Predigern in Verbindung zu bringen, mehr dürfen sie nie tun“. (Lenski)

3. Kornelius gehorcht dem Befehl Gottes und lässt Petrus holen

Apostelgeschichte 10, 7-8

Apostelgeschichte 10, 7-8
Als nun der Engel, der mit Kornelius redete, hinweggegangen war, rief er zwei seiner Hausknechte und einen gottesfürchtigen Kriegsknecht von denen, die stets um ihn waren, und erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe.

  1. Rief er zwei seiner Hausknechte und einen gottesfürchtigen Kriegsknecht von denen, die stets um ihn waren: Offenbar wirkte der Glaube des Kornelius ansteckend auf andere, und es gab Personen in seinem Haushalt und unter denen, die ihm untergeordnet waren, die ebenfalls den Gott Israels verehrten.

B. Petrus Vision des prall gefüllten Tuches

1. Petrus auf der Dachterrasse von Simon dem Gerber

Apostelgeschichte 10, 9-10

Apostelgeschichte 10, 9-10
Am folgenden Tag aber, als jene auf dem Weg waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten, etwa um die sechste Stunde. Da wurde er sehr hungrig und wollte essen. Während man aber etwas zubereitete, kam eine Verzückung über ihn.

  1. Am folgenden Tag aber, als jene auf dem Weg waren und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach, um zu beten: Zur gleichen Zeit, als Gott zu Kornelius sprach, und als Kornelius die Boten aussandte, um Petrus zu rufen, sprach Gott auch zu Petrus selbst.
    1. Das ist typisch für die Art und Weise, wie Gott handelt. Er spricht nicht nur mit einem Menschen über eine Sache, sondern mit mehreren. Es folgt eine Bestätigung und mit Hilfe von zwei oder drei Zeugen wird ein Ergebnis ermittelt.
    2. „Zwei Männer sind dreißig Meilen voneinander entfernt. Sie müssen sich begegnen. Damit sie sich treffen können, während Joppe mit seinem Handel und Cäsarea mit seinen großen Schifffahrtsinteressen beschäftigt ist und nichts von dem Geschehen weiß, schickt Gott, der unerkannt über die Seinen wacht, den Engel nach Cäsarea und bewirkt die ekstatische (rauschartige) Trance in Joppe. So wurden sie zueinander geführt.“ (Morgan)
  2. Stieg Petrus auf das Dach, um zu beten: In dieser Kultur wurde das flache Dach normalerweise als eine Art Terrasse benutzt. Es war nichts Ungewöhnliches daran, dass Petrus auf das Dach stieg, um zu beten.
  3. Da wurde er sehr hungrig: Dies geschieht oft während des Gebets; irgendetwas in unserem Körper lenkt uns ab, wenn wir versuchen, uns auf Gott auszurichten. Gott benutzte jedoch genau eine solche Ablenkung, um zu Petrus zu sprechen, als ihn eine Verzückung (d.h. eine Art Trancezustand) überkam.

2. Die Vision des Petrus

Apostelgeschichte 10, 11-16

Apostelgeschichte 10, 11-16
Und er sah den Himmel geöffnet und ein Gefäß zu ihm herabkommen, wie ein großes, leinenes Tuch, das an vier Enden gebunden war und auf die Erde niedergelassen wurde; darin waren all die vierfüßigen Tiere der Erde und die Raubtiere und die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. Und eine Stimme sprach zu ihm: Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Petrus aber sprach: Keineswegs, Herr! denn ich habe noch nie etwas Gemeines oder Unreines gegessen! Und eine Stimme [sprach] wiederum, zum zweiten Mal, zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das halte du nicht für gemein! Dies geschah dreimal, und dann wurde das Gefäß wieder in den Himmel hinaufgezogen.

  1. Darin waren all die vierfüßigen Tiere der Erde und die Raubtiere und die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels: Petrus sah alle Arten koscherer und nichtkoscherer Tiere deutlich in einer Art Leintuch (ein großes, leinenes Tuch, das an vier Enden gebunden war). Dann hörte Petrus einen Befehl: Steh auf, Petrus, schlachte und iss!
    1. Als Petrus während des Betens sehr hungrig wurde und unbedingt essen wollte, empfand er dies zweifellos als Ablenkung. Doch Gott benutzte Petrus´ Hunger: Er sprach zu ihm in einer Vision, in der es um Essen ging. Sein Hunger ließ Petrus womöglich aufmerksamer werden!
  2. Eine Stimme sprach zu ihm: Wir wissen nicht genau, wie das für Petrus war. Es ist selten, dass Gott mit einer hörbaren Stimme spricht. Häufiger spricht Gott zu unserem inneren Menschen. So wie eine Vision mit dem ‚inneren Auge‘ ‚gesehen‘ werden kann, so können wir auch die Stimme Gottes mit dem ‚inneren Ohr‘ ‚hören‘.
    1. „Gott braucht keine Schallwellen, die auf ein Trommelfell treffen, um zu einem Menschen zu sprechen. Wenn es ihm gefällt, kann er direkt zu dem Heiligen in uns Geist sprechen, dort wo alle Schallwellen schlussendlich verarbeitet und ausgewertet werden“. (Lovett)
  3. Steh auf, Petrus, schlachte und iss! Dies stand offensichtlich im Widerspruch zu Petrus‘ Verpflichtung als Jude, nur koschere Lebensmittel zu essen. Mit Sicherheit waren bei all den vierfüßigen Tieren der Erde, Raubtieren, Kriechtieren und Vögeln des Himmels auch nicht-koschere Tiere dabei.
  4. Keineswegs, Herr! Die Antwort des Petrus war sowohl absurd als auch typisch für uns Menschen. Er sagte ‚Nein‘ zu seinem Herrn. Die einzig vernünftige und richtige Antwort auf eine Bitte unseres Herrn ist ‚ja‘.
    1. Petrus hatte die schlechte Angewohnheit, ‚nein‘ zu Jesus zu sagen (Matthäus 16, 22; Johannes 13, 8). Vergleichen wir Petrus´ Antwort auf Gottes Aussage (Keineswegs, Herr!) mit Kornelius‘ Antwort (Was ist, Herr?), dann scheint es, dass Kornelius an diesem Tag Gott gegenüber empfänglicher war als Petrus.
    2. Petrus hatte sein Konzept von ‚Gott‘ gedanklich in eine Art Kiste gepackt, eine Kiste, die klar definiert war. Jetzt wollte Gott Petrus aufrütteln, um sein Denken nachhaltig zu verändern. Er kann dasselbe für uns tun. „Lasse dich ruhig wachrütteln, mein Bruder. Wenn du zu genau bist, möge der Herr dich in Brand stecken und die Fesseln deiner Gesetzlichkeit verzehren! Wenn du so ungebührlich ordentlich geworden bist, dass du keine ordentliche Nachlässigkeit mehr begehen kannst, dann bete zu Gott, dass er dir hilft, weniger ordentlich zu sein, denn es gibt viele, die niemals durch deine Hilfe gerettet werden, solange du dich nur mit Korrektheit und Etikette beschäftigst.“ (Spurgeon)
    3. Petrus war gerettet, Petrus war vom Heiligen Geist erfüllt, und Petrus war von Gott bereits in großem Maße gebraucht worden. Gleichzeitig war Petrus aber immer noch Petrus. Gott benutzte ihn nicht, weil er so perfekt war, sondern weil er auf dem richtigen Weg war und weil er verfügbar war. Wir tappen oft in die Falle, zu denken, dass wir perfekt sein müssen, bevor uns Gott uns wirklich gebrauchen kann.
  5. Und eine Stimme [sprach] wiederum, zum zweiten Mal, zu ihm: Gott antwortete Petrus deutlich. Was Gott gereinigt (für rein erklärt) hat, das halte du nicht für gemein (unrein, unheilig, für Gott unannehmbar)!
    1. Im alttestamentlichen Denken gab es das Heilige und das Gewöhnliche (Gemeine). Das Heilige wurde gemein gemacht, wenn es mit etwas Gewöhnlichem in Berührung kam, und konnte nur durch eine rituelle Reinigung wieder heilig gemacht werden. Wenn etwas geheiligt wurde, nannte man das Weihe; wenn es gemein gemacht wurde, dagegen Entweihung.
    2. Zu diesem Zeitpunkt glaubte Petrus noch, dass es Gott um die Essensvorschriften ging. Aber bald darauf zeigte Gott Petrus, dass er in Wirklichkeit auf einen ganz anderen Punkt hinauswollte.
  6. Dies geschah dreimal: Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, wiederholte Gott diese Vision dreimal. Petrus sollte sie als wichtig erachten.
    1. „Als sich das Ganze zum dritten Mal vor seinem inneren Auge abgespielt hatte, muss Petrus den Eindruck bekommen haben, dass Gott ihm etwas sagen wollte, auch wenn er noch nicht genau wusste, was es war.“ (Boice)

3. Gott macht Petrus auf die Ankunft der Boten des Kornelius aufmerksam

Apostelgeschichte 10, 17-20

Apostelgeschichte 10, 17-20
Als aber Petrus bei sich selbst ganz ungewiss war, was das Gesicht bedeuten solle, das er gesehen hatte, siehe, da standen die von Kornelius abgesandten Männer, die das Haus Simons erfragt hatten, am Toreingang; und sie riefen und erkundigten sich, ob Simon mit dem Beinamen Petrus hier zu Gast sei. Während nun Petrus über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich! Darum steh auf, steige hinab und ziehe ohne Bedenken mit ihnen, denn ich habe sie gesandt!

  1. Als aber Petrus bei sich selbst ganz ungewiss war, was das Gesicht bedeuten solle, das er gesehen hatte: Als die Vision endete, hatte Petrus längst noch nicht alles verstanden. Das kam mit der Zeit, und es kam, als Gott zu Petrus durch die Besucher sprach, die gerade an seiner Tür ankamen.
  2. Sprach der Geist zu ihm: Zuvor, in Apostelgeschichte 10, 13 und 10, 15, wurde einfach gesagt, dass eine Stimme zu Petrus sprach. Nun wird uns gesagt, dass der Geist zu Petrus sprach. Das war Gott in der Person des Heiligen Geistes, der zu Petrus sprach.
  3. Siehe, drei Männer suchen dich! Darum steh auf, steige hinab und ziehe ohne Bedenken mit ihnen, denn ich habe sie gesandt: Zu diesem Zeitpunkt hatte Gott Petrus noch nicht gesagt, dass seine Besucher keine Juden waren. Normalerweise würde ein gottesfürchtiger Jude wie Petrus nicht einfach so mit Heiden verkehren. Da Gott dies wusste und Petrus vorherigen Widerstand kannte (Keineswegs, Herr!), überraschte er Petrus einfach mit der Tatsache, dass diese Männer Nichtjuden waren. Alles, was Petrus wissen musste, war, dass der Geist sagte: „Ich habe sie gesandt“.

4. Petrus geht mit den Boten zurück nach Cäsarea, um Kornelius zu sehen

Apostelgeschichte 10, 21-23

Apostelgeschichte 10, 21-23
Da ging Petrus zu den Männern hinab, die von Kornelius zu ihm gesandt worden waren, und sprach: Siehe, ich bin der, den ihr sucht. Was ist der Grund für euer Kommen? Sie aber sprachen: Kornelius, der Hauptmann, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der ein gutes Zeugnis hat bei dem ganzen Volk der Juden, hat von einem heiligen Engel die Weisung erhalten, dich in sein Haus holen zu lassen, um Worte von dir zu hören. Da rief er sie herein und beherbergte sie. Am folgenden Tag aber zog Petrus mit ihnen, und etliche Brüder von Joppe gingen mit ihm.

  1. Da ging Petrus zu den Männern hinab, die von Kornelius zu ihm gesandt worden waren: Petrus muss schockiert gewesen sein, als er die Tür öffnete und zwei Knechte und einen Soldaten (Apg 10, 7) vor seiner Tür sah. Er wird sofort gewusst haben, dass sie keine Juden waren, und er wird sich gefragt haben, warum Gott ihm aufgetragen hatte, mit ihnen zu gehen, und warum Gott sie geschickt hatte
    1. Die Vorstellung, dass Gott Nichtjuden senden und gebrauchen könnte, war für Petrus völlig neu. Gott vergrößert hier Petrus´ Horizont, indem er sein Denken und sein Herz weitet.
  2. Dich in sein Haus holen zu lassen, um Worte von dir zu hören: Die Boten des kamen mit einer Einladung. Petrus sollte in das Haus des Kornelius gehen, der Worte von dir hören wollte. Natürlich war dies eine Einladung, die Petrus nicht ablehnen konnte – oder etwa doch?
    1. Ein Nichtjude – schlimmer noch, ein Offizier der römischen Armee – wollte von Petrus das Evangelium hören. So etwas hatte Petrus noch nie gemacht! Wie würde er darauf reagieren?
  3. Da rief er sie herein und beherbergte sie: Wir können die Veränderung in Petrus´ Herz an der Art und Weise erkennen, wie er sie hereinrief und beherbergte. Sie zu beherbergen bedeutet wörtlich „als Gast willkommen heißen“. Petrus gab diesen Nichtjuden, die zu Besuch kamen, nicht einfach nur emotionslos ein Zimmer; er bewirtete sie als willkommene Gäste, und er tat dies entgegen jeder Sitte der jüdischen Menschen jener Tage.
    1. „Normalerweise hätte ein Jude gesagt: ‚Nun, es ist schön, Euch kennenzulernen, aber wir müssen hier draußen auf der Straße bleiben. Ihr könnt nicht hineinkommen. Oder er hätte gesagt: ‘Wenn Ihr ein Stück die Straße hinuntergeht, findet Uhr sicher ein Gasthaus, in dem ihr übernachten könnt. Kein rechtschaffener Jude hätte Nichtjuden in sein Haus eingeladen. Er hätte sich nicht mit ihnen an denselben Tisch gesetzt. Er hätte keine Gemeinschaft mit ihnen gehabt. Es war verboten.“ (Boice)
    2. Indem Petrus diese nichtjüdischen Gäste beherbergte, verstieß er gegen die Sitten und Gebräuche Israels, aber nicht gegen das Wort Gottes. Möglicherweise erfüllte Gott in diesem Moment Petrus´ Herz mit der Gewissheit, dass das Alte Testament zwar sagte, dass Gottes Volk sich nicht seinen heidnischen Nachbarn angleichen sollte, aber auch, dass Gott wollte, dass sein Volk für seine Nachbarn, die den wahren Gott nicht kannten, ein Licht sein sollte.
    3. „Ich glaube, in jener Nacht wachten Engel über dieses Haus, mit dem verachteten Gerber (Lederartikelhersteller), der ein Mitjünger war, dem großen Apostel und den drei Heiden, die dort alle übernachteten.“ (Morgan)
  4. Am folgenden Tag aber zog Petrus mit ihnen weg: Petrus ging in Liebe auf seine nichtjüdischen Nächsten zu, im Gehorsam gegenüber dem, was Gott ihm aufgetragen hatte.
    1. Etliche Brüder von Joppe gingen mit ihm: „Ich nehme an, er ahnte, was geschehen würde und was für Missverständnisse und Widerstände sich daraus ergeben könnten. Er war der Meinung, dass es gut wäre, einige der anderen Juden dabei zu haben, damit sie das Geschehen bestätigen könnten, zu welchem auch immer Gott ihn führen würde.“ (Boice)
    2. „Einige Jahrhunderte zuvor war bereits ein anderer Jude mit einer gewichtigen Botschaft seines Gottes nach Joppe gekommen. Auch er hatte den Auftrag erhalten, sie weit hinaus zu den Nichtjuden zu bringen. Jona, der Prophet, nahm von Joppe aus ein Schiff und verweigerte dem göttlichen Auftrag seinen Gehorsam.“ (Gaebelein)
    3. Jona lief vor Gottes Ruf davon, weil er dachte, er könne dem Herrn entkommen, und er teilte nicht Gottes Herz für die Verlorenen. Petrus war bereit, seine Gewohnheiten und Vorurteile im Licht von Gottes Wort zu überdenken, und er teilte Gottes Herz für eine verlorene Welt. Manche sind mehr wie Petrus, manche mehr wie Jona.

C. Das Treffen zwischen Kornelius und Petrus

1. Petrus kommt in das Haus des Kornelius

Apostelgeschichte 10, 24-26

Apostelgeschichte 10, 24-26
Und am anderen Tag kamen sie nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte seine Verwandten und seine vertrauten Freunde zusammengerufen. Als nun Petrus gerade hineinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und huldigte ihm. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Steh auf; auch ich bin ein Mensch!

  1. Kornelius aber wartete auf sie: Kornelius hatte großes Vertrauen zu Gott. Gott hatte ihn überhaupt erst dazu gebracht, Petrus zu holen. Also wartete Kornelius darauf, dass Petrus kam, weil er wusste, dass Gott seinen Plan dadurch ausführen würde.
    1. Kornelius schickte Diener aus, um einen Mann zu holen, den er noch nie gesehen hatte, damit er diesen unbekannten Mann treffen konnte. Er wusste nur, dass dieser Mann ein rechtschaffener Jude war, der normalerweise nichts mit einem Nichtjuden wie Kornelius zu tun haben wollte. Trotz alledem wartete Kornelius voller Vertrauen auf sie.
  2. Ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm zu Füßen und huldigte ihm: Kornelius kannte Petrus nicht, muss ihn aber für einen besonderen Mann Gottes gehalten haben, deshalb fiel er ihm zu Füßen und huldigte ihm. Diese Reaktion war verständlich, wenn auch falsch. Petrus korrigierte Kornelius mit den Worten: „Steh auf; auch ich bin ein Mensch!“ So wie für Kornelius gilt, dass er Petrus keine solche Ehrerbietung zukommen lassen sollte, gilt auch für Petrus, dass er sie nicht annehmen sollte.
    1. Bezeichnenderweise wird in der Bibel die Anbetung von Menschen oder Engeln (wie in Offenbarung 19:10) immer abgelehnt. Aber Jesus nahm solche Anbetung bereitwillig an (Matthäus 8, 2; 9, 18; 14, 33; 15, 25; 28, 9). Das ist ein Beleg dafür, dass Jesus mehr als ein Mensch und größer als jeder Engel ist (Lukas 4, 8).
    2. Im Petersdom in Rom gibt es eine riesige Petrusstatue, zu der die Leute kommen und den Zeh der Statue küssen. Dies ist ein Beispiel für übertriebene und unangebrachte Verehrung, die einem Menschen oder Engel entgegengebracht wird. Man möchte fast wünschen, dass Petrus die nach ihm benannte Kathedrale besuchen und solche Menschen freundlich korrigieren würde.
    3. Petrus und Kornelius brachten einander tiefen Respekt entgegen. Petrus ehrte Kornelius, indem er den ganzen Weg von Joppe kam, um ihn zu sehen. Kornelius ehrte Petrus, indem er sich tief vor ihm verbeugte. Die beiden taten genau das, wovon Paulus später schreiben würde: In der Bruderliebe seid herzlich gegeneinander; in der Ehrerbietung komme einer dem anderen zuvor! (Römer 12, 10).
    4. „Petrus lehnte es sowohl ab, von Kornelius wie ein Gott behandelt zu werden, als auch Kornelius wie einen Hund zu behandeln“. (Stott)

2. Petrus betritt das Haus des Kornelius und erklärt, warum er gekommen ist

Apostelgeschichte 10, 27-29

Apostelgeschichte 10, 27-29
Und während er sich mit ihm unterredete, ging er hinein und fand viele versammelt. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Angehörigen eines anderen Volkes zu verkehren oder sich ihm zu nahen; doch mir hat Gott gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll. Darum bin ich auch ohne Widerrede gekommen, als ich hergerufen wurde. Und nun frage ich: Aus welchem Grund habt ihr mich gerufen?

  1. Ging er hinein: Dies ist eine der kürzesten, aber dennoch wichtigsten Passagen dieses Abschnitts. Petrus betrat tatsächlich das Haus eines Nichtjuden, was jüdische Sitten und Gebräuche streng verboten. Indem er das Haus eines Nichtjuden betrat, zeigte Petrus, dass sich sein Herz und seine Gesinnung verändert hatten und dass er seine Lehren aus der Vision gezogen hatte.
    1. „Das Hauptthema dieses Kapitels ist nicht so sehr die Bekehrung des Kornelius als vielmehr die Bekehrung des Petrus.“ (Stott)
  2. Und er sprach zu ihnen: Petrus musste erklären, warum er, ein gottesfürchtiger Jude (der auch Christ war), das Haus eines Nichtjuden betreten hatte. Also erklärte er die Botschaft, die er in der Vision erhalten hatte. Er hatte erkannt, dass es Gott in der Vision gar nicht in erster Linie um Nahrung ging (ich soll keinen Menschen gemein oder unrein nennen).
    1. Indem er sagte: „, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll“, verstand Petrus, dass es in der Vision um Menschen ging, nicht um Nahrung. Aber rein vom Prinzip her geht es auch um Nahrung. Wir können daraus schließen, dass Gläubige nicht verpflichtet sind, eine koschere Ernährung einzuhalten. Wie wir uns ernähren, mag aus gesundheitlicher Sicht besser oder schlechter sein, aber es macht uns vor Gott nicht rechtschaffener.
    2. Jesus sprach von diesem Prinzip: Begreift ihr nicht, dass alles, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es kommt nicht in sein Herz, sondern in den Bauch und wird auf dem natürlichen Weg, der alle Speisen reinigt, ausgeschieden. (Markus 7, 18f.).
    3. Paulus kannte dieses Prinzip: Ich weiß und bin überzeugt in dem Herrn Jesus, dass nichts an und für sich unrein ist (Römer 14, 14). Deshalb konnte er schlussfolgern: So lasst euch von niemand richten wegen Speise oder Trank … die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat (Kolosser 2, 16-17).
    4. Dennoch ist der Zusammenhang zwischen unreinen Personen und unreinen Lebensmitteln wichtig. Die Vorstellung von nicht-koscherem Essen war eng mit der Vorstellung von nicht koscheren Menschen verbunden. „Vor allem wegen ihrer mangelnden Skrupel in Sachen Essen waren Nichtjuden für einen rechtschaffenen Juden rituell betrachtet bedenkliche Gegenüber. Dies machte den Umgang mit ihnen schwierig.“ (Bruce)
  3. Darum bin ich auch ohne Widerrede gekommen: Diese Aussage bestätigte es. Wenn Petrus diese Vision nicht gehabt hätte, wäre er niemals mit diesen nichtjüdischen Boten gereist. Gott musste erst Petrus´ Herz durch die Vision vorbereiten, bevor Petrus zu Kornelius kommen konnte.

3. Kornelius erklärt, warum er Petrus holen ließ

Apostelgeschichte 10, 30-33

Apostelgeschichte 10, 30-33
Und Kornelius sprach: Vor vier Tagen fastete ich bis zu dieser Stunde, und ich betete um die neunte Stunde in meinem Haus. Und siehe, da stand ein Mann in glänzender Kleidung vor mir und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist vor Gott gedacht worden! Darum sende nach Joppe und lass Simon mit dem Beinamen Petrus holen; dieser ist zu Gast im Haus Simons, eines Gerbers, am Meer; der wird zu dir reden, wenn er kommt. Da sandte ich auf der Stelle zu dir, und du hast wohl daran getan zu kommen. So sind wir nun alle gegenwärtig vor dem Angesicht Gottes, um alles zu hören, was dir von Gott aufgetragen ist!

  1. Ich betete um die neunte Stunde in meinem Haus: Zweifellos betete Kornelius entweder allgemein, um näher zu Gott zu kommen, oder konkret, dass Gott den Messias senden würde. Gott beantwortete dieses Gebet durch das Evangelium, das Petrus dem Kornelius brachte.
  2. Fastete ich: Die Intensität seines Gebets ist offensichtlich. Er suchte so intensiv nach Gott, dass das Essen eine Zeitlang weniger wichtig wurde. Er suchte Gott unablässig, und Gott offenbarte sich dem Kornelius.
  3. Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist vor Gott gedacht worden: Es ist interessant: Kornelius war kein ‚wiedergeborener Christ‘ im eigentlichen Sinn. Dennoch erhörte Gott seine Gebete und gedachte an seine Großzügigkeit gegenüber anderen.
  4. So sind wir nun alle gegenwärtig vor dem Angesicht Gottes, um alles zu hören, was dir von Gott aufgetragen ist: Für Petrus wurde der Traum eines jeden Predigers Realität. Seine Zuhörer waren aufmerksam und durch den Heiligen Geist gut vorbereitet.
    1. Die Botschaft, die Petrus im Begriff war zu predigen, war intensiv vorbereitet worden. Petrus wurde durch den Heiligen Geist vorbereitet, und die Menschen im Haus des Kornelius waren bereit, die Botschaft zu hören, die Petrus brachte. Predigten haben eine segensreichere Wirkung, wenn wir uns darauf vorbereiten, das Wort Gottes zu hören.
    2. „Möchtest Du eine lebendige Botschaft hören, wenn Du in die Gemeinde gehst? Wenn ja, ist es am besten, mit einem vorbereiteten Herzen zu kommen. Ich weiß, dass auch der Prediger vorbereitet sein muss. Aber wenn Gott sowohl den Boten als auch diejenigen, die ihn hören sollen, vorbereitet, dann geschehen gewaltige Dinge.“ (Boice)

4. Petrus´ kurze Predigt an die Nichtjuden im Hause des Kornelius

Apostelgeschichte 10, 34-43

Apostelgeschichte 10, 34-43
Da tat Petrus den Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht, sondern dass in jedem Volk derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt! Das Wort, das er den Kindern Israels gesandt hat, indem er Frieden verkünden ließ durch Jesus Christus — welcher Herr über alle ist —, ihr kennt es; das Zeugnis, das sich durch ganz Judäa verbreitet hat und in Galiläa anfing nach der Taufe, die Johannes verkündigte: wie Gott Jesus von Nazareth mit Heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, und wie dieser umherzog und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm. Und wir sind Zeugen alles dessen, was er im Land der Juden und in Jerusalem getan hat. Ihn haben sie getötet, indem sie ihn ans Holz hängten. Diesen hat Gott auferweckt am dritten Tag und hat ihn offenbar werden lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben nach seiner Auferstehung aus den Toten. Und er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen, dass Er der von Gott bestimmte Richter der Lebendigen und der Toten ist. Von diesem legen alle Propheten Zeugnis ab, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt.

  1. Nun erfahre ich in Wahrheit, dass Gott die Person nicht ansieht: Dies ist die Grundlage für das Verständnis des Petrus, dass das Evangelium jetzt den Nichtjuden gepredigt werden sollte. Diese Aussage widerspricht völlig dem damals vorherrschenden jüdischen Denken, nach dem Gott gegenüber den anderen Völkern eine Vorliebe für die Juden hegte. Im Wesentlichen dachten viele Juden zur Zeit des Petrus, dass Gott die Juden liebte, während er die Heiden hasste.
    1. Nach William Barclay war es für einen jüdischen Mann üblich, den Tag mit einem Gebet zu beginnen, in dem er Gott dankte, dass er kein Sklave, Heide oder eine Frau war. Ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Religion in den Tagen des Neuen Testaments war ein Eid, bei dem man versprach, dass man niemals und unter keinen Umständen einem Nichtjuden helfen würde, nicht einmal, um eine Wegbeschreibung zu geben, wenn man darum gebeten wurde. Das Ganze ging sogar so weit, dass man es ablehnte, einer nichtjüdischen Frau zur Zeit ihrer größten Not – während einer Geburt – beizustehen, weil das nur dazu führen würde, einen weiteren Nichtjuden auf die Welt zu bringen.
    2. Heiratete ein Jude eine Nicht Jüdin, dann hielt die jüdische Gemeinde eine Beerdigung für ihn ab und betrachtete ihn fortan als gestorben. Es wurde angenommen, dass bereits das Betreten des Hauses eines Nichtjuden einen Juden vor Gott unrein machte. Alte jüdische Schriften erzählen von einer nichtjüdischen Frau, die zu einem Rabbiner kam. Sie gestand, dass sie eine Sünderin war und bat, in den jüdischen Glauben aufgenommen zu werden. „Rabbi“, sagte sie, „bring mich in die Nähe deines Glaubens.“ Der Rabbiner weigerte sich und schlug ihr einfach die Tür vor der Nase zu.
    3. Aber die Nichtjuden standen den Juden in nichts nach, was Abgrenzung und Verachtung anging. Nichtjuden verachteten Juden als verschrobene Traditionalisten und glaubten, dass sie bösartige Intriganten seien, die Schweine anbeteten. Der Gedankengang war folgendermaßen: Die Juden weigerten sich, Schweinefleisch zu essen, also mussten sie Schweine anbeten!
    4. All das änderte sich mit der Ausbreitung des Evangeliums. Das Christentum war die erste Religion, die sich über rassische, kulturelle und nationale Beschränkungen hinwegsetzte.
    5. Indem die Juden diese Art der Voreingenommenheit zeigten, waren sie dem Herzen Gottes, wie es im Alten Testament offenbart wird, nicht treu. Der Gedanke, dass Gott unvoreingenommen ist, wird auch in 5. Mose 10, 17 und 2. Chronik 19, 7 dargelegt: Denn der HERR, euer Gott, Er ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, mächtige und furchtgebietende Gott, der die Person nicht ansieht und kein Bestechungsgeschenk annimmt (5. Mose 10, 17).
  2. Dass in jedem Volk derjenige ihm angenehm ist, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit übt: Petrus wollte damit nicht andeuten, dass Männer wie Kornelius bereits mit Gott im Reinen seien und keine Christen werden müssten. Ihm ging es darum, klarzustellen, dass sie sich nicht aufgrund ihrer kulturellen oder nationalen Herkunft von der Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen fühlen müssen.
    1. Wir denken oft, dass Gott die Hautfarbe sieht; Er sieht nur das Herz. Gott sieht nicht den wirtschaftlichen Status; Er sieht nur das Herz. Er sieht nicht die Nationalität oder ethnische Gruppe, aus der ein Mensch stammt. Er sieht nur das Herz.
  3. Welcher Herr über alle ist: Dies ist ein kraftvoller Satz, der die Gottheit Jesu zeigt. Petrus hätte dies niemals sagen können, wenn Jesus nicht Gott wäre (und ist). Darüber hinaus ist er der Herr über alles – das heißt sowohl Juden als auch Heiden.
  4. Ihn haben sie getötet, indem sie ihn ans Holz hängten. Diesen hat Gott auferweckt am dritten Tag: Bemerkenswert ist, dass Petrus den Nichtjuden im Wesentlichen dasselbe predigte wie den Juden. Er stellte die Person und das Werk Jesu Christi , mit Schwerpunkt auf der Auferstehung Jesu und unserer Verantwortung vor Gott im Licht dieser Geschehnisse vor.
    1. Petrus hatte nicht eine Predigt für die eine Gruppe und eine andere Predigt für die andere. Alle Menschen müssen gerettet werden, indem sie zu einem lebendigen Glauben an einen lebendigen Jesus Christus kommen.
    2. Die Predigt des Petrus war eine wunderbare (wenn auch kurze und vielleicht von Lukas verdichtete) Erklärung der Person und des Werkes von Jesus von Nazareth:
      1. Jesus wurde in vollkommener Gleichsetzung mit der Menschheit
        getauft.
      2. Jesus wurde mit dem Heiligen Geist und mit Kraft gesalbt.
      3. Jesus zog umher, tat Gutes, heilte und befreite die vom Teufel
        Geplagten.
      4. Jesus tat dies in der Kraft Gottes, denn Gott war mit ihm.
      5. Jesus tat diese Dinge in Gegenwart von Augenzeugen.
      6. Jesus wurde gekreuzigt.
      7. Jesus wurde von den Toten auferweckt und ist in der Gegenwart
        vieler Zeugen in den Himmel aufgefahren.
      8. Jesus befahl seinen Nachfolgern, zu verkündigen, wer er ist und
        was er tat.
      9. Jesus ist von Gott dazu bestimmt worden, Richter über die ganze Welt sein.
      10. Jesus ist derjenige, der von den Propheten vorhergesagt wurde.
    3. Sondern uns, den von Gott vorher erwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben nach seiner Auferstehung aus den Toten: „Petrus betont, dass er mit Christus gegessen und getrunken hat, weil das eine Art ist, klarzustellen, dass die Auferstehung Christi eine wirkliche Auferstehung war.“ (Boice)
    4. Er hat uns geboten, dem Volk zu verkündigen und zu bezeugen, dass Er der von Gott bestimmte Richter der Lebendigen und der Toten ist: „Der Apostel war noch nicht weit in seiner Rede, als er zur Lehre vom Gericht aller Menschen durch Jesus Christus kam. Er erklärt, dass ihm befohlen wurde, davon zu predigen, also hat er es gepredigt.“ (Spurgeon)
  5. Dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt: Die kurze Predigt schloss mit einem Verweis auf die Weite von Gottes Heilsversprechen. Beachte: Wer an ihn glaubt! Jude oder Heide; Sklave oder Freier; Weißer oder Schwarzer; gut oder böse; reich oder arm – wer glaubt.

5. Gottesfürchtige Nichtjuden werden mit dem Heiligen Geist erfüllt und getauft

Apostelgeschichte 10, 44-48

Apostelgeschichte 10, 44-48
Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten. Und alle Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich vor Staunen, dass die Gabe des Heiligen Geistes auch über die Heiden ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott hochpreisen. Da ergriff Petrus das Wort: Kann auch jemand diesen das Wasser verwehren, dass sie nicht getauft werden sollten, die den Heiligen Geist empfangen haben gleich wie wir? Und er befahl, dass sie getauft würden im Namen des Herrn. Da baten sie ihn, etliche Tage zu bleiben.

  1. Während Petrus noch diese Worte redete: Diese empfingen das Heil, als jeder von ihnen auf die Predigt des Petrus mit überzeugtem Glauben in seinem Herzen reagierte, Sie wurden also tatsächlich wiedergeboren, als sie zuhörten und glaubten. „Oh, dass der Geist Gottes uns auf die gleiche Weise unterbrechen würde!“ (Spurgeon)
    1. Während sie Petrus zuhörten, trafen diese Menschen in ihrem Herzen eine geheime und unsichtbare Einigung mit Gott, indem sie ihr Vertrauen auf Jesus Christus setzten.
    2. Der Moment der Errettung eines Menschen ist nicht unbedingt, wenn er die Hand hebt oder bei einer evangelistischen Einladung nach vorne kommt. Es ist eher der Moment, in dem er sich Gott hingibt und Jesus in der Aufrichtigkeit seines Herzens vertrauensvoll umarmt.
    3. Petrus erlaubte dem Heiligen Geist, seine Predigt zu unterbrechen. Der Heilige Geist tat das größere Werk in den Herzen der Anwesenden, und Petrus stellte sich dem nicht entgegen. Er unterbrach, was er tat und rief zur Taufe seiner Zuhörer auf.
    4. Dies waren wahrscheinlich nicht die ersten Heiden, die auf Jesus vertrauten und wiedergeboren wurden. Wahrscheinlich hatten in den acht Jahren seit Pfingsten schon mehrere Nichtjuden das Heil empfangen (Apostelgeschichte 2). Aber diese Heiden wurden gerettet, nachdem sie sowohl das Judentum als auch das Christentum annahmen. Heiden mögen schon vorher das Heil empfangen haben, aber sie wurden als Juden gerettet, nicht als Nichtjuden.
    5. Davor konnte ein Heide sicherlich auf Jesus als Erlöser vertrauen und die Vergebung der Sünden empfangen, die Jesus für ihn am Kreuz errungen hatte. Doch dazu musste er erst Jude werden – und sein Leben ab diesem Zeitpunkt innerhalb des Rahmens gestalten, den das jüdische Ritualgesetz vorgab. Es wurde erwartet, beim Gottesdienst bestimmte Kopfbedeckungen zu tragen, nur koschere Speisen zu essen, zu den Festen nach Jerusalem zu pilgern und Dutzende von Zeremonialgesetzen und Riten zu befolgen.
  2. Fiel der Heilige Geist auf alle, die das Wort hörten … . sie hörten sie in Sprachen reden und Gott hochpreisen: Ihre Erfüllung mit dem Heiligen Geist ging mit dem Empfang geistlicher Gaben einher. Dies war eine Erfüllung mit dem Heiligen Geist in zweierlei Hinsicht: Erstens in dem Sinne, dass er jedem Gläubigen innewohnt und in ihm bleibt; zweitens im Sinne einer besonderen Stärkung mit Gaben und Gnade des Heiligen Geistes.
    1. Wenn sie in Zungen redeten, geschah dies, um Gott zu preisen, nicht um Menschen zu lehren. Ihr Reden war an Gott gerichtet und nicht an Menschen, so wie es dem Prinzip von 1. Korinther 14, 2 entspricht.
    2. Dieses Geschehen ist einzigartig. Es war weder in der Apostelgeschichte noch in der späteren christlichen Erfahrungswelt üblich, dass diejenigen, die sich nicht vorher bekehrt hatten bzw. wiedergeboren worden waren, sofort wiedergeboren wurden und zusätzlich solch offenkundige Geistesgaben empfingen. Dennoch war es in dieser Situation angemessen und sogar notwendig, um zu zeigen, dass sie genau denselben Geist, genau denselben Segen empfingen wie die Apostel und ersten Nachfolger Jesu am Pfingstmorgen (Apostelgeschichte 2).
    3. „Die Nichtjuden werden in die genau gleiche Position gebracht, nicht nur wie die normalen Juden (oder sogar Samariter), die an Jesus geglaubt hatten, sondern auch wie die Apostel selbst.“ (Boice)
  3. Alle Gläubigen aus der Beschneidung … gerieten außer sich vor Staunen: Die anwesenden Judenchristen waren verblüfft. Sie mögen verstanden haben, dass Gott damit begonnen hatte, Nichtjuden zu lieben, aber wer hätte gedacht, dass Gott die Nichtjuden auf dieselbe Weise und in demselben Ausmaß mit dem Heiligen Geist erfüllen würde wie die Juden?
    1. Petrus machte diesen Sachverhalt deutlich, als er erklärte, dass sie den Heiligen Geist empfangen haben gleichwie wir. Es war nicht nur die Tatsache, dass Gott die Heiden liebte oder segnete, warum die Anwesenden außer sich gerieten vor Erstaunen. Es war, dass Gott die Nichtjuden genauso liebte und segnete, wie er die Juden liebte und segnete, und er tat dies, während sie noch Heiden waren.
  4. Er befahl, dass sie getauft würden im Namen des Herrn: Dies zeigte ihre volle Aufnahme in die Gemeinschaft derer, die Jesus nachfolgten. Ihre Taufe zeigte, dass sie als nichtjüdische Nachfolger Jesu voll akzeptiert wurden.
    1. Dieser Eintritt von Nichtjuden in die Gemeinde war kein neuer Plan, sondern etwas, was lange vorher verheißen worden war. Das Alte Testament erwartete den Tag, an dem ein Licht in der Finsternis der heidnischen Welt leuchten würde: Mache dich auf, werde Licht! Denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und tiefes Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Und Heidenvölker werden zu deinem Licht kommen, und Könige zu dem Glanz, der über dir aufgeht. (Jesaja 60, 1-3)
    2. Gott versprach Abraham und seinen Nachkommen, dass der Segen, der durch ihn kam, sich auf alle Völker erstrecken sollte (1. Mose 12, 1-4). Hier sehen wir, wie Jesus – der größte Segen von Abraham – auf Menschen aller Völker ausgegossen wird.
    3. Erinnere dich an Jesu Verheißung in Johannes 10, 16, wo er von anderen Schafen, die nicht von dieser Herde sind, spricht. Jesus versprach auch: und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen (Johannes 12, 32).
    4. Der erste Nichtjude, mit dem Jesus in seinem öffentlichen Dienst zu tun hatte, war ein römischer Zenturio (Hauptmann) aus Kapernaum. Als Jesus den Knecht dieses Hauptmanns heilte, erklärte er: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und werden im Reich der Himmel mit Abraham, Isaak und Jakob zu Tisch sitzen (Matthäus 8, 5-13).
    5. Wir sollten auch nicht vergessen, dass Kornelius ein zweifellos guter Mensch war; dennoch brauchte er Jesus. Selbst gute Menschen, die Gott gegenüber respektvoll sind, müssen immer noch zu Jesus als ihrem Herrn und Erlöser kommen und ihr ganzes Vertrauen darauf setzen, wer Jesus ist und was er für sie getan hat.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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